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Diesmal geht's ohne lange Vorrede los.

Viel Spaß beim Lesen. ^^
 

________
 

„Ryo, lass das. Ich will nicht…“

Ein Kichern erfüllte den Raum. „Ach nun hab dich doch nicht so! Komm schon, probier’s doch wenigstens.“ Der Drummer krallte sich Satoshis Arm und schmiegte sich an ihn, lächelte ihn zuckersüß an. Fehlte nur noch, dass er mit den Wimpern klimperte.

„Wir haben doch gerade erst ge-“

„Na und?“, unterbrach er ihn. „Noch mehr kann nicht schaden!“ Er nickte überzeugt. „Vielleicht willst du ja, wenn ich’s dir ein wenig schmackhafter mache.“

Satoshi hob eine Augenbraue. „So? Wie denn?“

Ryo grinste überlegen. Er löste sich von ihm und nahm den Teller vom Tisch, betrachtete das Riesenstück Kuchen, das er beim Büffet ergattert hatte, und strich mit dem Zeigefinger einmal quer durch den Sahneberg, der auf der Backware thronte, dann hielt er Satoshi den Finger direkt vor die Nase. Aber anders als erwartet strich er die Sahne nicht auf seine Lippen, sondern streckte seinen Hals und schmierte sich die Sahne auf die Haut. Satoshi grinste. Ohne etwas zu sagen, beugte er sich zu Ryo und leckte genüsslich die Sahne von seinem Hals, woraufhin der Drummer wieder kicherte und verstohlen zu ihm sah.
 

„Und, schmeckt‘s?“ Satoshi nickte. „Siehst du, hab ich doch gesagt!“

„Ich denke nicht, dass das an der Sahne liegt.“, sagte er leise. Einen Moment lang musterte Ryo ihn, wurde sich dank eines genervten Aufseufzens von Nii wieder daran erinnert, dass sie nicht allein waren, und wurde glatt ein wenig rot. Schnell wandte er den Blick ab, stellte den Kuchen wieder weg und sah zu Nii, der mehr als schlecht gelaunt direkt ihnen gegenüber saß, also während der letzten halben Stunde die wunderbarste Aussicht auf sie gehabt hatte. Ryo schluckte. Irgendwie fühlte er sich jetzt schuldig, weil er ja wusste, wie es um Nii und seine Beziehung stand, und dann hier mit Satoshi direkt vor seiner Nase herum turtelte. Dass das nicht die beste Idee gewesen war, wurde jetzt auch Satoshi bewusst, denn er rückte ein Stück von Ryo weg. Doch wieder seufzte Nii, sodass beide ihn fragend ansahen.
 

„Ihr könnt ruhig weiter machen.“, meinte er mit einem Schulterzucken, doch man sah ihm an, dass ihm das nicht egal war. Sowohl Sänger als auch Drummer sahen ihn skeptisch an, und Nii merkte, dass seine Fassade doch nicht ganz so gut war, wie er gedacht hatte. Er räusperte sich. „Ja, macht weiter.“, sagte er leise und stand auf. „Ich geh schon mal vor, wir müssen eh gleich auf die Bühne.“ Satoshi warf einen Blick zu Uhr. Eigentlich hatten sie noch über eine halbe Stunde Zeit, also war es sinnlos jetzt schon zur Bühne zu gehen und sich dort die Beine in den Bauch zu stehen, aber bevor er überhaupt etwas sagen konnte, war Nii schon verschwunden.

Er warf einen fragenden Blick zu Ryo, der jetzt gar nicht mehr so gut drauf war wie eben noch. „Willst du deinen Kuchen nicht aufessen?“, fragte er nach einigen Augenblicken in die Stille hinein, Ryo schüttelte augenblicklich den Kopf.

„Irgendwie ist mir der Appetit vergangen.“ Er warf noch einen Blick zur Tür, dann sah er Satoshi an und kaute auf seiner Unterlippe herum. „Das ist nicht gut für ihn, das er alles in sich rein frisst.“

„Tut er doch sonst auch immer.“

Ryo verdrehte die Augen. „Ja, aber das mein ich nicht.“

„Ich weiß…“

„Gut.“
 

Seit Niis Geburtstag waren mittlerweile fast zwei Wochen vergangen und soweit sie mitbekommen hatten, hatte der Gitarrist seitdem überhaupt keinen Kontakt mehr zu Kiri. Eigentlich hatte Ryo damit gerechnet, dass er sich wenigstens für die Torte und die Karte bedanken würde, aber das, was damit geschehen war, war wohl sehr traumatisch für ihn gewesen. Auch wenn Ryo nicht wirklich verstehen konnte, was daran so schlimm gewesen war, dass Nii aus Versehen hinein getreten war, auch wenn sie in Herzform war. Es war nur etwas zu Essen, nichts weiter. Aber Nii war seitdem wirklich mehr als schweigsam und alle machten sich Sorgen um ihn. Reden wollte er auch nie, egal wer es versuchte, nicht einmal in eine Kneipe hatten sie ihn locken können – nach ein paar Bier wäre es ihm sicher leichter gefallen, über alles zu reden.

Heute war es besonders schlimm, was wohl daran lag, dass sie auf dem SCUBER DIVE Festival waren und da die Chance doch sehr groß war, dass er Kiri über den Weg lief. heidi. waren zwar erst am Abend auf der Bühne, aber wahrscheinlich waren die Jungs schon früher da, um sich einige der anderen Bands anzusehen. Wahrscheinlich würde Kiri sich auch ihren Auftritt ansehen. Noch wahrscheinlicher war aber, dass er mit Nii reden wollte. Darum war der auch verdammt angespannt, schon seit heute Morgen.
 

Auch Ryo warf jetzt einen Blick auf die Uhr. „Vielleicht sollten wir zu ihm gehen. Ich will nicht, dass er da jetzt allein rumsteht oder sich in irgendwelchen Ecken rumdrückt. Wer weiß ob Shuu schon da ist.“ Der Bassist war schon seit geraumer Zeit verschwunden. Nichts außergewöhnliches, da er bei sowas immer irgendwo herumrannte, sei es um mit den Technikern zu reden oder zu überprüfen, dass beim Aufbau alles klappte; irgendwo war er immer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Nii jetzt allein irgendwo da rumstand, war also ziemlich hoch.

Satoshi nickte. „Dann lass uns zu ihm.“

Sie standen beide auf, an der Tür drehte Ryo sich aber noch einmal um und grinste ihn an. „Vielleicht solltest du dich vorher noch umziehen. So nehm ich dich nicht mit auf die Bühne.“

Satoshi sah an sich herab. Er hatte ein schwarzes Muscle-Shirt und normale Jeans an. Wenn er so auf die Bühne ging, wäre das vielleicht nicht ganz so gut. Er ging zu der Ecke, wo er seine Klamotten abgelegt hatte, und zog das Shirt im Gehen aus. Ryo ließ ihn nicht aus den Augen.
 

„Warum bin ich eigentlich der einzige, der sich noch nicht umgezogen hat?“

Ryo lachte. „Weil du vorhin damit beschäftigt warst mich anzustarren, während ich mich umziehe und dabei glatt vergessen hast, dass du das ja auch noch tun musst.“

Der Sänger grinste schief. „Ach ja… Hat sich aber gelohnt.“

„Na mal sehen, ob sich das bei dir jetzt auch lohnt.“

Satoshi lachte, dann wechselte er die Hose und zog sich seinen Hoodie über, bevor er zu Ryo zurück ging. „Und?“

„Nächstes Mal kannst du dir mehr Zeit lassen. Aber ansonsten war es gut.“

Der Sänger grinste und gab ihm einen Kuss. „Wie gut, dass wir uns heute Abend das Zimmer teilen.“

„Na da sei dir mal nicht so sicher! Wenn Nii nämlich getröstet werden muss, schlaf ich bei ihm.“ Er streckte ihm die Zunge raus und musste bei seinem blöden Gesichtsausdruck einfach lachen. „Komm, lass uns gehen.“ Satoshi bekam noch ein versöhnliches Küsschen auf die Lippen gedrückt, ehe Ryo ihn an die Hand nahm und die Tür öffnete, doch Satoshi zog ihn mit einem Ruck zu sich zurück.
 

Sein Blick war auf den Hals des Drummers fixiert. Fragend sah Ryo ihn an, doch Satoshi sagte nichts, sondern beugte sich zu ihm und leckte leicht über seinen Hals, sodass Ryo unwillkürlich erschauderte. Sanft saugten die Lippen des Sängers an seiner Haut, und hätte er sich nicht so schnell wieder gelöst, wären ihm bestimmt unanständige Gedanken gekommen.

„Da war noch was.“, erklärte Satoshi, doch Ryo sah ihn nur verwirrt an. Ein Grinsen legte sich auf die Lippen des Sängers. „Sahne.“

„Oh. Ja…“, murmelte der Jüngere nur, drehte sich um und strich mit seinen Fingern über die Stelle, auf der eben noch Satoshis weiche Lippen gelegen hatten. Noch immer hatte er eine Gänsehaut. Mit der anderen Hand stieß er die Tür auf und dann rannte fast in Kiri rein, der direkt davor stand. Nur weil Satoshi ihn festhielt, blieb es ihm erspart Bekanntschaft mit dem Fußboden zu machen.

„Oh Gott, das tut mir leid!“, sagte Kiri schnell und sah Ryo besorgt an. „Alles in Ordnung?“ Als der Drummer nickte, schielte er an ihm vorbei in den Raum, doch Ryo bekam das gar nicht mit, sondern hatte sich Satoshi zugewandt.

„Magst du schon mal vorgehen? Ich will kurz mit Kiri reden.“ Nach einem Nicken und einem kurzen Blick auf die beiden verschwand er in Richtung Bühne.
 

Ryo blickte ihm kurz hinterher, dann schnappte er sich Kiris Handgelenk und zog ihn mit nach drinnen. Sorgfältig achtete er darauf, dass er die Tür auch richtig schloss, denn das, was er gleich sagen würde, war nicht für jedermanns Ohren bestimmt.

„Danke für deinen Tipp neulich.“, sagte er leise und Kiri, der sich in dem Raum umgesehen hatte, blickte ihn jetzt fragend an.

„Tipp? Welcher Tipp?“

„Na…“ Ryo biss sich auf die Unterlippe. „Das mit dem Porno…“

Kiris Miene hellte sich kaum merklich auf. „Hat’s denn geholfen?“

Ryo nickte leicht. „Ja, würd ich schon behaupten. Jetzt muss ich den nur noch in Niis Schrank zurück legen, ohne dass er was davon merkt…“

Kiris Augen weiteten sich. „Was? Du hast einen von Nii genommen?“

Der Drummer schluckte und nickte erneut. „Ja. Ist das so schlimm? Er wird ihn schon nicht vermisst haben. Warum regst du dich eigentlich so auf? Ist ja nicht so, dass das ein Privatfilmchen war oder so.“ Jetzt war es Kiri, der sich auf die Unterlippe biss und den Blick abwandte. Und wenn Ryo richtig sah, wurde er sogar rot.
 

Dem Drummer wurde nur langsam klar, was das zu bedeuten hatte, und als er das volle Ausmaß von Kiris Verhalten verstand, klappte ihm glatt der Mund auf. „OH MEIN GOTT! Ihr… ihr habt selbst…?“

Kiri nickte schnell, um zu verhindern, dass Ryo weiter sprach. Das Ganze war ihm gerade sowieso schon peinlich genug. Da mussten sie jetzt nicht drüber reden, wenn es nach ihm ging. Dumm nur, dass jetzt die Neugier des kleinen Drummers geweckt war.

„Das hätte ich Nii gar nicht zugetraut! Dass er ein paar Pornos hat, wusste ich ja, aber…“ Er musterte Kiri, als hätte er immer noch nicht ganz begriffen, dass Nii wirklich Sexfilme von ihm und Kiri besaß. „Zum Glück hab ich nicht so einen erwischt…“

„Ja, Gott sei Dank! Ist ja schon peinlich genug, dass sowas überhaupt existiert!“ Kiri strich sich nervös die Haare aus dem Gesicht. Er musterte Ryo und es war, als würde er nur noch nervöser werden. Er atmete tief durch und setzte sich einfach auf den Platz, wo Nii bis vor Kurzem noch gesessen hatte, aber das konnte er ja nicht wissen. Ryo setzte sich zu ihm und musterte ihn. Man konnte sehen, wie sehr ihn der Stress mit Nii belastete, und er war sich ziemlich sicher, dass Kiri darüber reden wollte, wenn nicht gar darüber reden musste. Zwar war der Zeitpunkt nicht der Beste, da die anderen sicher schon auf ihn warteten, aber er würde sich die Zeit jetzt einfach mal nehmen und mit Kiri reden. Notfalls konnten sie das Gespräch ja auch nach ihrem Auftritt weiterführen.
 

So groß Kiris Redebedarf auch war, er rang mit sich, ob er es überhaupt ansprechen sollte. Ryo wollte warten, bis er es ansprach, also wartete er. Als Kiri aber den Mund öffnete, fragte er etwas, mit dem Ryo jetzt gar nicht gerechnet hatte.

„War’s denn schön?“, fragte er leise und sah Ryo an, der ein paar Augenblicke brauchte um zu verstehen, dass Kiri das meinte, wofür der Porno gedacht gewesen war. Er spürte, wie seine Wangen heiß wurden.

„Ja, sehr. Aber wir… wir haben noch gar nicht miteinander geschlafen.“, murmelte er, woraufhin Kiri ihn fragend ansah.

„Nicht? Ich denke es war schön?“

„War es auch. Aber wir sind gar nicht so weit gekommen, wie wir wollten. Ich war… zu schnell, glaub ich…“

Auf Kiris Lippen bildete sich tatsächlich ein kleines Lächeln, aber Ryo war das gerade verdammt peinlich. Darüber wollte er eigentlich gar nicht reden. Nicht mal Satoshi hatte er gesagt, dass sich sein Allerwertester am nächsten Tag sehr komisch angefühlt hatte, um es nett auszudrücken. Wahrscheinlich hatte der Sänger das gemerkt, aber gesagt hatte er selbst nichts dazu.

„Das ist doch kein Grund aufzuhören. Weißt du, Nii hat mich manchmal vier oder fünfmal kommen lassen, bevor er endlich zur Sache gekommen ist.“, sagte er ein wenig wehmütig und sein Blick richtete sich auf einen unbestimmten Punkt vor ihm.
 

Ryo zögerte. Es war ihm wirklich verdammt peinlich, über sowas zu reden, aber er wusste, dass er das mit Kiri konnte. Sonst hätte er so persönliche Dinge wohl niemandem erzählt. „Ich wollte auch weiter machen, aber Satoshi nicht, also hab ich ihm einen geblasen…“ Seine Worte waren leise, doch verfehlten sie ihre Wirkung nicht. Ruckartig wandte Kiri sich ihm zu und starrte ihn an. Dann verengte er seine Augen zu Schlitzen. „Wirklich? Das war für dich kein Problem? Ich musste mich am Anfang sehr überwinden, das Ding in den Mund zu nehmen.“ Er sah wieder weg, blickte jetzt aber auf seine Hände und sah zu, wie seine Finger scheinbar von selbst an einem seiner Nägel herum pulten. „Ich kann mir wirklich Schöneres vorstellen…“

„Ja, ich mir auch, aber ich fand’s jetzt nicht sonderlich schlimm.“ Er musterte Kiri. „Aber darüber willst du doch eigentlich gar nicht reden, oder? Also, was ist los?“
 

Kiri biss sich ertappt auf die Unterlippe und seufzte dann. „Hat Nii… irgendetwas gesagt? Ich meine, seit seinem Geburtstag... Ich hab nämlich was für ihn gebacken und er hat sich nicht mal bedankt oder so…“

„Nein, hat er nicht. Aber er hat sowieso nicht viel geredet seitdem. Du willst mit ihm reden, oder?“, fragte Ryo und legte ihm eine Hand auf die Schulter, strich leicht darüber. Kiri nickte resigniert. „Das wird schwierig. Von selbst wird er nicht wollen, also sollten wir ihn vor vollendete Tatsachen stellen.“

„Wir?“, fragte Kiri leise und Ryo nickte energisch.

„Natürlich wir! Ich werd dir dabei helfen. Das hält ja keiner aus, wenn Nii so wehleidig herumrennt und mit niemandem redet. Ich weiß, wie viel ihr einander bedeutet. Ihr solltet wenigstens die Chance haben noch einmal über alles zu reden.“ Ryo sah auf die Uhr. „Ich muss jetzt los, Kiri. Wir müssen gleich auf die Bühne.“, sagte er leise und seufzte. „Aber weißt du was? Du bleibst jetzt einfach hier. Bis ihr auf die Bühne müsst, sind’s ja noch ein paar Stunden. Also hast du vorher noch genug Zeit um mit Nii zu reden.“ Er stand auf und Kiri sah ihn fragend an.

„Was? Mit ihm reden? Glaubst du, nur weil ich hier in eurer Garderobe sitze, wird er mit mir reden? Wenn er mich sieht, dreht er doch gleich wieder um und rennt davon!“

Ryo zwinkerte ihm zu. „Das lass mal meine Sorge sein, okay? Er wird mir dir reden, ganz bestimmt!“ Er drückte Kiri kurz und haste dann zur Tür, wo er wieder beinahe in jemanden hineinrannte, doch dieses Mal war es Satoshi, und wieder landete er bloß nicht auf allen Vieren, weil der ihn festhielt.
 

„Na endlich!“, sagte er erleichtert. „Ich dachte, du kommst gleich nach! Jetzt müssen wir uns aber beeilen, wir werden gleich angesagt!“ Ohne auf eine Antwort zu warten schnappte er sich Ryos Handgelenk und zog ihn mit sich zur Bühne, wo sie wirklich in letzter Sekunde ankamen. Während Shuu ihnen einen tadelnden Blick zuwarf und Nii mit Anteilnahmslosigkeit glänzte, hörten sie, wie irgendjemand ihren Namen ins Mikro rief und die Fans verrücktspielten.

Ryo bekam das Zeichen, dass er auf die Bühne sollte, aber vorher drehte er sich noch einmal zu Satoshi und beugte sich zu ihm. „Wenn wir fertig sind, muss ich dringend mit dir reden!“, sagte er so, dass nur der Sänger es hören konnte, ehe er die Treppen hoch hüpfte und auf die Bühne sprang, wo er in die Menge grinste, als die Fans ihn wie gewohnt euphorisch begrüßten.
 

*
 

Nachdem sie ihre 40 Minuten gespielt hatten, verabschiedeten sich alle ausgiebig von den Fans. Alle, bis auf Nii. Der war, kaum dass der letzte Ton gespielt war, mit einem müden Winken von der Bühne verschwunden. Morgen würden sie bestimmt mit Mails zugebombt werden, weil die Fans sich Sorgen um den sonst stets gut gelaunten Gitarristen machten. Nun ja, bald würde es Nii ja hoffentlich wieder besser gehen. Erst mal musste er mit Kiri reden und auch wenn Ryo sonst eigentlich nicht so viel davon hielt sich bei so etwas einzumischen, war das gerade mehr als notwendig. Selbst ein Blinder mit Krückstock sah doch, dass Kiri Nii noch liebte und dass es andersrum genauso war. Ryo wusste zwar nicht in allen Einzelheiten, was vorgefallen war, aber er wusste, dass die beiden wieder zusammenkommen oder sich wenigstens aussprechen mussten, sonst würden sie noch wochen-, wenn nicht gar monatelang einen solchen Nii ertragen müssen und darauf konnten sie wohl alle ganz gut verzichten!
 

Als Ryo als Letzter von der Bühne kam, suchte er gleich nach Nii, der glücklicherweise noch da war. Er saß auf einem Hocker und schüttete sich gerade seine Wasserflasche über den Kopf. Ryo betrachtete ihn nur einen Moment, wann wandte er sich Satoshi zu, packte ihn am Handgelenk, gerade als der etwas trinken wollte, und zog ihn ohne Vorwarnung mit sich, sodass der Sänger sich schön vollkleckerte. Wie gut, dass das nur Wasser war.

„Was ist denn los?“, fragte er ein wenig genervt und trank erst mal einen ein paar Schlucke, als Ryo ihn wieder losließ.

„Du musst mir helfen.“, fing er leise an und schielte kurz zu Nii. Der durfte nicht hören, was er vorhatte, sonst würde er gleich das Weite suchen und er würde zu Kiri gehen und ihn enttäuschen müssen. Nein, das würde er nicht zulassen, unter gar keinen Umständen. „Kiri sitzt in unserer Garderobe. Ich will, dass er mit Nii redet und das geht nur, wenn wir Nii quasi dazu zwingen. Wir müssen ihn jetzt zu Kiri bringen und dafür sorgen, dass er auch da bleibt. Verstehst du?“

Satoshi musterte ihn und nickte dann. „Ja, versteh ich. Bin ja nicht blöd … Aber wie willst du denn dafür sorgen, dass er mit Kiri da drin bleibt?“

Ryo sah an ihm vorbei und packte ihn wieder am Handgelenk, zog ihn dann mit sich. „Keine Ahnung.“, sagte er einfach nur und ließ Satoshi erst wieder los, als sie Nii, der unbemerkt an ihnen vorbei geschlüpft war, eingeholt hatten. Wortlos folgten sie dem Gitarristen zu ihrer Garderobe. Nii öffnete die Tür und trat in den Raum, blieb nach einigen Schritten aber wie erstarrt stehen und blickte auf Kiri, der immer noch da saß, wo Ryo ihn zurückgelassen hatte.

„Kiri…“, sagte er leise und Angesprochener sah ihn erwartungsvoll an, dann aber drehte Nii sich auf dem Absatz um. Ryo schaltete schnell und zog Satoshi mit vor die Tür, der dann eher ratlos daneben stand, während er die Tür versperrte.
 

Nii runzelte die Stirn und tippte mit seinen Fingern immer wieder auf seinen Oberschenkel. Er war nervös und wahrscheinlich auch überfordert. „Was soll das?“, fragte er leise und warf einen flüchtigen Seitenblick zu Kiri.

„Du willst gehen, oder? Aber du bleibst hier.“ Ryo nickte entschieden um seinen Worten Nachtdruck zu verleihen. „Wir beide gehen jetzt vor die Tür und ihr bleibt so lange hier drin, bis ihr euch ausgesprochen habt.“

Nii betrachtete die beiden stumm. Dass er so ruhig bleibt, hätte wohl keiner hier erwartet. Aber selbst als er sprach, wurde er nicht laut. „Warum mischt ihr euch da ein?“

„Weil du unser Freund bist. Und du rennst seit zwei Wochen rum wie ein Zombie, das kann ich einfach nicht weiter mit ansehen! Also, umdrehen, hinsetzen, reden!“ Mit diesen Worten drehte Ryo sich um und ging wieder aus dem Zimmer. Satoshi stand immer noch da und hatte anscheinend nichts mitbekommen, was Ryo aber erst mitbekam, als er die Tür von außen zu machen wollte. Als er Satoshi da aber noch stehen sah, seufzte er laut, schnappte ihn am Saum seines Pullovers und zog daran, sodass der Sänger rückwärts aus dem Raum stolperte.
 

Nii starrte den beiden hinterher, auch noch als die Tür schon lange ins Schloss gefallen war. Er wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Da hatte er es fast zwei Wochen lang geschafft Kiri aus dem Weg zu gehen und seine Anrufe und Nachrichten zu ignorieren, die Gott sei Dank schon nach ein paar Tagen aufgehört hatten, da er wohl gemerkt hatte, dass Nii nicht reagieren würde, egal wie oft er es versuchte, und nun war er trotzdem in einem Raum allein mit Kiri, der einfach nur dasaß und ihn erwartungsvoll ansah. Er wollte eine Erklärung hören für diese Ignoranz, die er an den Tag gelegt hatte. Das war ihm wohl kaum zu verübeln, immerhin war Nii vorher anders gewesen. Er war es gewesen, der immer wieder bei Kiri angerufen und versucht hatte, mit ihm zu reden. Und dann war etwas geschehen, ohne dass Kiri davon wusste, und hatte sein Verhalten geändert. Es hatte ihn geändert, denn jetzt wusste er, dass er am Aus ihrer Beziehung Schuld war, er allein. Es waren nur seine Fehler, die alles zerstört hatten, das war ihm jetzt klar. Darum hatte er sich auch nicht bei Kiri gemeldet. Er wollte ihn nicht mehr nerven, ihn nicht mehr belasten, auch wenn es weh tat. Warum konnte er das nicht einfach akzeptieren und ihn in Ruhe lassen?
 

„Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?“, fragte er nach einiger Zeit leise und musterte Nii, der sich jetzt zu ihm umdrehte und ihn ansah, ihn lange ansah. Ewigkeiten schienen zu vergehen, und trotzdem sagte er nichts, was Kiri zusehends verunsicherte.

„War… War es so schlimm, dass ich dir den Kuchen gebacken habe?“ Immer noch keine Reaktion. „Du hättest ihn auch wegwerfen können, aber ein ‚danke‘ hätte ich schon erwartet … Dass du mich nun so komplett ignorierst, hätte ich nicht erwartet. Vor allem nicht, nachdem du mich mitten in der Nacht angerufen und beinahe angebettelt hast, dass ich vorbei komme. Und ich Idiot hab das natürlich gemacht… Wären Ryo und Satoshi nicht auch noch gekommen, wer weiß, was dann passiert wäre…“

„Wie meinst du das?“, fragte Nii leise. Er verstand nicht, warum Kiri so etwas sagte. Er war zwar sehr betrunken gewesen, und auch wenn er auf das, was er getan hatte, nicht unbedingt stolz war, erinnerte er sich dennoch an alles und er hatte Kiri nicht angepackt.
 

Kiri musterte ihn stumm, dann wandte er den Blick ab und seufzte leise. „Du hättest mich angebettelt da zu bleiben und ich hätte es wahrscheinlich auch getan.“ Er sah auf seine Finger, die nervös an seiner Hose herum zuppelten.

„Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel, Nii? Du wolltest mich unbedingt zurück und dann gehe ich einen Schritt auf dich zu und urplötzlich willst du mich nicht mehr. Weißt du, wie dumm ich mir vorkomme? Ich dachte wirklich, dass du das ernst meinst…“

„Ich meinte es ernst.“

„Du meintest es ernst… Vergangenheit… Jetzt also nicht mehr, ja?“

Doch!, schoss es ihm durch den Kopf, doch er blieb still. Ebenso wie Kiri, doch er sah, wie ein leichtes Zittern durch dessen Körper ging. In ihm keimte das Bedürfnis auf, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten, doch das tat er nicht. Wenn er einfach hier stehen blieb, hatte er genügend Abstand zu Kiri, denn er bezweifelte, dass er das hier durchziehen konnte, wenn er ihm zu nahe kam und das wollte er keinesfalls riskieren.
 

„Ich dachte, wir haben noch eine Chance…“

„So, dachtest du? Wer hat denn gesagt, dass unsere Beziehung ein für allemal vorbei ist und es keine Chance mehr gibt? Wer, Kiri, wer?! War ich es oder du?“

Kiri schluckte und biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen. Er versuchte gegen die Tränen anzukämpfen, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis er diesen Kampf verlieren würde.

„Ich war es.“, flüsterte er und ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich habe es gesagt. Aber kannst du mir das vorwerfen? Ich wollte einfach nicht mehr. Ich konnte nicht mehr! So schön es auch war mit dir, ich hab das alles nicht mehr ausgehalten, denn es wurde mehr und mehr und ich hab mich einfach vernachlässigt gefühlt. Wenn ich mit dir reden wollte, hast du mich abgewimmelt, schon von Anfang an. Anfangs hab ich das kaum bemerkt, aber als mir langsam klar wurde, was du tust, dass du einfach kein Auge für meine Sorgen hast, ging mir langsam ein Licht auf, Nii. Ich liebte dich wirklich, aber Liebe ist nun mal leider kein Garant für eine funktionierende Beziehung. Also hab ich’s beendet, aber ich hab’s mir wirklich leichter vorgestellt, loszulassen und dich zu vergessen … Es hat bis heute nicht geklappt, ich liebe dich noch immer … Können… Können wir nicht einfach versuchen unsere Probleme in den Griff zu bekommen? Ich will nicht ohne dich…“

Seine Worten verloren sich, denn als er sah, wie Nii den Kopf schüttelte, brach etwas in ihm.

„Nein, das geht nicht.“

Er spürte, wie Tränen über seine Wangen liefen. „Warum nicht?“

Nii schwieg. Zu sehen, wie Kiri – schon wieder – wegen ihm weinte, ließ seine Fassade bröckeln, doch Kiri sah ihn nicht an, also bekam er es auch nicht mit. Ob das nun gut oder schlecht war, wusste er selbst nicht.
 

Er schluckte seine Zweifel runter. „Das mit uns hat keine Zukunft.“, sagte er leise und wandte sich schnell ab, bevor er etwas tat, das die Bedeutung dieser Worte zunichtemachte.

Kiri sah auf, sah zu ihm, starrte ungläubig auf seinen Rücken und schluckte. Er nickte leicht, ohne wirklich verstanden zu haben, aber das war egal. Nii wollte nicht mehr mit ihm zusammen sein, das musste er wohl akzeptieren. Er musste und er würde, egal wie schwer es ihm fiel, also stand er auf, wischte sich die Tränen weg und ging zur Tür, ohne Nii auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Bevor er die Tür öffnete, atmete er tief durch, dann trat er auf den Flur und wollte schnell in ihre Garderobe verschwinden und sich dort die Seele aus dem Leib heulen, zumindest bis er sich für’s Makeup und die Show zusammenreißen musste, aber da Ryo und Satoshi plötzlich direkt vor ihm standen und ihn erwartungsvoll ansahen, konnte er gar nichts dagegen machen, dass die Tränen jetzt schon aus ihm hervorquollen.

Ryo sah ihn geschockt an und wollte ihn in den Arm nehmen, doch er schüttelte nur den Kopf und verschwand schnell. Er wollte keinen Trost, denn er hatte sich das selbst eingebrockt.
 

„Oh mein Gott, was ist da passiert?“, fragte Ryo leise und sah seinem Freund besorgt hinterher. „Die waren so ruhig, ich dachte sie reden in Ruhe und… und…“ Weiter kam er nicht. Hilflos sah er Satoshi an, der selbst auch mehr als verwirrt war, dann sah er in die Garderobe und stapfte dort hinein, bleib vor Nii stehen, der sich, seit Kiri aus dem Raum gegangen war, nicht gerührt hatte, und starrte auf seinen Rücken. Er wusste nicht, ob er ihn jetzt beschimpfen sollte, wie dumm er doch war, oder ob er ihn einfach in den Arm nehmen und trösten sollte, denn er wusste, wie stark seine Gefühle für Kiri waren. Zumindest hatte er das angenommen, aber gerade zweifelte er doch und diese Zweifel ließen ihn gar nichts machen. Er stand einfach nur da und musterte Niis Kehrseite eine Weile, dann entschied er sich dafür, ihm erst mal Zeit für sich zu geben, drehte sich um und verschwand leise wieder.

Dass Nii weinte, bekam er gar nicht mit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  BittersweetFarewell
2010-02-23T11:05:57+00:00 23.02.2010 12:05
gaaah noch ein bisschen mehr und ich hätte bestimmt auch angefangen zu weinen, es kribbelte schon unter den augen xD'
das ihre aufeinandertreffen auch immer so tragisch sind ._.
das nii auch nich sein maul aufkriegt neee ey, jetzt sieht er es schon ein und will es trotzdem nich ändern? oder kann nich... torfkopf *_*

sehr gelacht hab ich bei der vorstellung wie satoshi nicht rallt, dass er auch raus soll und ryo ihn praktisch vergisst und dann noch mit rausschleift xD
ich weiß nich, aber die szene war zu geil in meinem kopf xD
Von:  -chAOsBoRn-
2010-02-22T14:25:35+00:00 22.02.2010 15:25
Wer nicht will der hat schon, oder in Niis Fall:
Is n dummes Emokind ò__ó"!
Pfff~~

Awer awww Ushi *__*)♥♥♥
Von: abgemeldet
2010-02-21T21:54:27+00:00 21.02.2010 22:54
aw, ich hätte glatt mitheulen können ._.
darf ich nii haun, oder so? D:
aber ich bin sicher, das wird bald >_<
wenn nicht.. is doof XDD

die relativ kurze szene mit satoshi und ryo war niedlich **
Von:  cookie-monster-kyo
2010-02-21T20:04:10+00:00 21.02.2010 21:04
och nein Q_Q
*mitwein*
die sind doch dumm Q_Q
kiri kann da nix für, nii kommt einfach nich klar in seiner *zensiert* welt
*ihn kick*
tu doch was ><
*anbettel*
aber wieder tolles kapi <3
Von:  Takemasa
2010-02-21T19:37:38+00:00 21.02.2010 20:37
Boah Nii is dumm ;_;
ich möcht ihn jetzt am liebsten richtig eine kleben für seine dummheit eh xD~

aber wehe ;_; du lässt die nich wieder zusammen kommen
dann heul ich

*knuddel*
Von:  myamemo
2010-02-21T19:00:38+00:00 21.02.2010 20:00
Kann mal einer Nii einen kräftigen arschritt verpassen?
Der junge ist ja so was von... argh >.<
Trotzdem schönes kapitel ^^

lg mya
Von:  Gedankenchaotin
2010-02-21T18:41:47+00:00 21.02.2010 19:41
Also echt Nii,
da kommt Kiri nun schon extra mit der Hilfe von Ryo und Sato und dann sowas.
Sa soll einer mal die Männerwelt verstehen. o.O
Vielleicht nähern sie sich ja langsam wieder an, auch wenn ich denke, dass Nii nun wieder dran ist, den ersten Schritt zu tun.

LG aki
Von:  Angel_of_Thursday
2010-02-21T17:42:55+00:00 21.02.2010 18:42
Diese beiden Trottel... Am besten mit den Köpfen aneinaderklatschen, bis sie es endlich verstehen, sich in die Arme faöllen, sich herzen und piiiiiiiiieeep!!!+nick+

Schreib scnell weiter!^^
Von:  Yami_no_Hikari
2010-02-21T17:23:27+00:00 21.02.2010 18:23
sadistin ;____________;

wieso bist du so grausam?
ich heul bei den beiden echt nochma mit T___T
*snüff*
*tatü ranzerr und schneuz*
TT__________TT
da nii schon getröstet wird .. *kiri mal in den arm nehm*
Von:  Armaterasu
2010-02-21T16:41:28+00:00 21.02.2010 17:41
oh man... die beiden machen es sich aber auch schwer... aber ich finde es gut, dass sie nicht gleich wieder zusammen kommen, denn nii muss sich erst noch etwas ändern, muss an sich arbeiten. aber ich bin froh, dass er seine fehler einsieht... dass er einsieht, dass er am ende der beziehung schuld war. einsicht ist der erste weg zur besserung und ich denke mir, dass er sich wirklich was tolles einfallen wird um kiri zu beweisen, dass er sich wirklich geändert hat, dass er kiri noch immer liebt und das er ihn wirklich zurück haben möchte. tolles kapitel!

LG
amy


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