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Sweet Trap

France/England
von

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I am lured into your Sweet Trap

Starker Regen durchnässte die Kleider Frankreichs, als er schweren Herzens den nicht enden wollenden Schotterweg hinter sich brachte.

Natürlich regnete es in dieser Nacht. Wie hätte es auch nicht regnen können?

An Tagen wie diesem hatte noch nie die Sonne geschienen. An Tagen einer Niederlage gab es nur Regen und Sturm im Herzen des Verlierers.

Und London war schon seit Anbeginn der Zeit immer das des Briten gewesen.
 

Innerlich scheute sich der Franzose vor der nun baldigen Konfrontation, aber es war genau diese eine, auf die er sein ganzes Leben gewartet hatte und die er nun nicht wegen eines schlechten Gewissens oder gar Mitleid verpassen würde. Selbst wenn er nun von leisen Schuldgefühlen geplagt wurde, waren diese doch nicht umsonst. Letztendlich hatte er erreicht, was er sich immer gewünscht hatte.

England hatte verloren.
 

Minder überrascht darüber, dass die Tür zum Anwesen der anderen Nation nicht verschlossen war, trat er ein und schloss die besagten Holztore wieder. Die Tatsache, dass Arthur von Zeit zu Zeit mehr als nur ein bisschen vergesslich war, hatte den Franzosen immer erfreut, denn es war ein Zeichen dafür, dass auch der Brite keinesfalls perfekt war. Außerdem gab es für ihn kaum einen Grund seine Eingangstür überhaupt zu verschließen. Seit der Schlacht bei Hastings hatte es niemand mehr geschafft in England einzudringen und ihm so seine lebensnotwendigen Gebiete zu entreißen.

Das – und ein scheinbar angeborener Stolz – hatten Arthur schon immer ein Gefühl von Überlegenheit und Selbstvertrauen gegeben, das nicht viele Nationen ihr Eigen nennen konnten. Genau das war eine der Eigenschaften des Briten, die ihn für den Franzosen so verführerisch werden ließ. England war das verführerischste Etwas, das Francis jemals getroffen hatte – und es war nun keinesfalls so, dass er nicht schon genügend andere verlockende Nationen kennengelernt hatte.

Trotzdem war Arthur besonders.
 

Er war das, was Francis mehr als alles andere wollte und niemals besitzen würde.
 

Das Anwesen des Briten hatte sich seit seinem letzten Besuch nicht verändert. Noch immer war alles sauber und geordnet. Der Geruch von Tee – höchstwahrscheinlich seinem geliebten Earl Grey Tea – lag in der Luft. Es war wohl kein Geheimnis, dass Arthur Tee liebte und wohl immer lieben würde.

„Und letzten Endes hat es der Tee entschieden“, dachte sich Francis und musste bei der Ironie des Ganzen doch ein wenig schmunzeln. Tee, die eine Sache, die England am meisten liebte, hatte den Verlust einer weiteren herbeigeführt, die dem Briten genauso lieb und teuer gewesen war.

Ab und zu konnte das Schicksal einem wirklich ungeheure Streiche spielen. Zu schade, dass Frankreich in diesem Fall kein Mitleid für Arthur empfinden konnte. Er war wirklich so weit von Mitgefühl und Anteilnahme entfernt, dass er sich deshalb beinahe schon schlecht fühlte.
 

Als er die letzte Treppenstufe erklommen hatte, zögerte er. Die Tür des Arbeitszimmers war verschlossen. Langsam umfasste seine Hand den vergoldeten Türknauf und ruhte für einen Augenblick auf diesem, ohne ihn umzudrehen.

Es war nicht so, dass er mit offenen Armen empfangen werden würde, nicht wahr? Da war es wohl erlaubt, wenn man einen kurzen Moment seine Kräfte und Gedanken sammeln wollte.

Niemals hätte sich der Franzose eingestanden, dass es einzig und allein die Angst davor war, mit einem Bild konfrontiert zu werden, welches sich ihm noch nie geboten hatte. Die Angst davor, hinter dieser Tür einen Arthur aufzufinden, wie ihn kaum eine andere Nation je gesehen hatte.

Geschlagen und gebrochen.
 

Der Brite bemerkte ihn vorerst nicht, als er schließlich die Tür öffnete und in das stickige Arbeitszimmer eintrat. Der Regen hatte noch immer nicht nachgelassen, war höchstwahrscheinlich sogar noch stärker geworden und trommelte nun lautstark gegen die Fenster. Arthur hatte sein Gesicht der Wand zugeneigt und murmelte leise vor sich hin, oder vielleicht war es auch eine seiner Feen, zu der er sprach.
 

Tatsächlich aber, war es keine Fee. Schon lange hatte er mit keiner mehr gesprochen und auch zu niemand anderem. Alles was er bisher nach seiner Rückkehr aus dem Krieg getan hatte, war die weiße Wand anzustarren, auf welche noch immer sein Blick geheftet war.
 

Schließlich drehte sich Arthur langsam um. Als sein Augenpaar das des Franzosen traf, zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Seine Lippen bildeten nur noch eine schmale Linie.

Frankreich lächelte nicht. Dafür gab es keinen Grund. Stattdessen fuhr er nur damit fort, sein Gegenüber anzusehen, als könne er durch den Blick seiner blauen Iriden alles übermitteln, was gesagt werden musste.
 

„Starr mich verdammt nochmal nicht so an und verschwinde!“
 

Arthur brach die Stille, die bisher geherrscht hatte und nur durch das Prasseln des Regens gestört wurde, bevor Francis überhaupt die Chance gehabt hätte etwas zu sagen. Seine Stimme voller Verachtung, aber Frankreich konnte schwören, dass er auch etwas anderes herausgehört hatte. Etwas, dass seiner Meinung nach Verzweiflung sehr nahe kam.
 

Ein Kopfschütteln. „Ich gehe nirgendwohin, mon ami.“
 

Arthur lachte bitter und stand auf. Die Beine des Stuhls verursachten für einen kurzen Augenblick ein scharrendes Geräusch auf den Dielen des Holzbodens, welches dem Franzosen unbewusst einen leichten Schauer über den Rücken jagte.
 

„Wag es nicht nochmal mich so zu nennen“, zischte der Brite und verengte seine grünen Augen voller Zorn. Francis konnte es ihm nicht verübeln. Nachdem er Alfred dabei geholfen hatte seine Unabhängigkeit zu erlangen, hatte er kein Recht mehr dazu. Großbritannien und Frankreich waren keine Freunde mehr. Aber für den Franzosen waren sie das auch nie gewesen. Er hatte England immer gewollt. Immer. Aber Freundschaft war wohl wirklich das letzte, das er sich erhofft hatte.

Und dann war dieses Balg dazugekommen.

Dieses Kind, das es immer wieder geschafft hatte, Arthur ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Die Eifersucht, die sich in dieser Zeit im Herzen des Franzosen ausgebreitet hatte, war überhaupt nicht in Worte zu fassen. Den Blick, mit dem der Brite seinen neugewonnenen Schützling angesehen hatte … Er würde ihn nie vergessen. Liebe und Zuneigung hatte sich in den grünen Iriden gespiegelt und Francis war wieder und wieder bewusst geworden, dass er ihm diesen Blick niemals geschenkt hatte und wohl auch niemals schenken würde. Zumindest solang Alfred an seiner Seite war.
 

Erneut war es der Brite, der die Stille unterbrach.
 

„Ich will nicht mit dir reden! Geh mir aus den Augen.“
 

„Oder was?“ Die Reaktion des Franzosen ließ England für einen Moment straucheln. Was sollte das? Wollte ihn sein Gegenüber etwa provozieren oder sogar herausfordern?
 

„Ich … Ich bring' dich um. Ich werde dich verdammt nochmal umbringen!“, brachte Arthur schließlich hervor und seine grünen Augen verengten sich erneut. Doch Frankreich zeigte keine Furcht. Er hatte keine Angst. Nicht mehr. Auf das hier war er vorbereitet gewesen.
 

„Selbst wenn du das tust, würde ich als glücklicher Mann sterben“, antwortete der Franzose und versuchte nicht einmal den leicht jubelnden Unterton in seiner Stimme zu verstecken. „Denn ich habe es endlich geschafft dich zu besiegen. Nach so vielen Niederlagen, die ich gegen dich habe einstecken müssen, habe ich dich endlich verlieren sehen.“
 

Ja, endlich. Er hatte gesehen, wie England gegen das noch so junge Amerika verloren hatte. Es war ironisch. Und wundervoll, unglaublich wundervoll.
 

„Und wie viel du verloren hast. Es ist sicher hart für dich, gerade von ihm niedergestreckt zu werden, nicht wahr?“
 

Eigentlich war der Franzose der Ansicht, dass es langsam reichte, aber irgendwie war es ihm nicht möglich seine eigene Euphorie zu bändigen. Wie lange hatte er auf diesen Tag gewartet? Wie oft war er es gewesen, der am Boden – zu Füßen des Briten – gelegen hatte? Zu oft.

Diesen Moment würde er sich nicht nehmen lassen, auch wenn Arthur womöglich gleich versuchen würde ihn mit bloßen Händen umzubringen. Er würde einen schönen Tod sterben. Welcher Tod könnte süßer sein, als der, der durch die Hände des Mannes herbeigeführt wird, nach dem sich sein Körper und Geist am meisten verzehren?
 

Doch die erwartete Reaktion blieb aus. Stattdessen versetzte es dem Franzosen einen Stich im Herzen, als er mit ansah, was seine Worte stattdessen bewirkt hatten. Mit zitternder Hand umfasste sein Gegenüber die Kante des Schreibtisches zu seiner rechten, während die andere sich über seine Augen legte und der Brite sich hart auf die Unterlippe beißen musste um die Tränen zurückzuhalten.

Francis schluckte hart und wandte schließlich den Blick ab.

Mit einem Mal waren es doch das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle, die seinen Körper einnahmen und ihn dazu brachten unsicher auf den Boden zu sehen.

Aber Reue verspürte er nicht.

Er hatte getan, was getan werden musste. Anders wäre es ihm nie möglich gewesen, auch nur den Versuch zu wagen Arthur für sich zu gewinnen. Die ganze Aufmerksamkeit Englands war doch nur auf dieses Kind fixiert gewesen! Und Francis konnte mit Sicherheit sagen, dass es nicht nur väterlicher Stolz gewesen war, der im Blick des Briten gelegen hatte. Nein, mit solchen Blicken sah man seinen Sohn nicht an und auch nicht seinen Bruder …
 

Der Franzose sah auf, als Arthurs Beine das Gewicht des geschwächten Körpers scheinbar nicht mehr tragen konnten und er auf den Boden glitt. Resignierend strich sich Francis durch die Haare. Ja, er hatte den anderen nun wirklich lang genug gedemütigt.

Zögerlich schritt er auf den Briten zu und kniete sich zu ihm auf den Boden. Langsam legten sich seine Arme um die Schultern des Kleineren – vorsichtig, als wäre er aus Glas und zu seiner leichten Verwunderung wehrte sich Arthur nicht mal dagegen.

Wahrscheinlich war ihm im Moment einfach alles egal. Nichts war mehr von Bedeutung, denn Alfred hatte ihn verlassen.

Halt suchend legten sich seine Hände auf den Rücken des Franzosen und krallten sich leicht in den noch immer nassen Stoff des Mantels, welchen er die ganze Zeit über anbehalten hatte. Tränen flossen nun ungehemmt seine Wangen hinab, fanden keinen Halt und fielen schließlich auf den dunklen Stoff seiner Hose.

Erneut musste Francis schlucken. Denn nun, wo er den zitternden Briten in seinen Armen hielt, wusste er, dass er trotz allem nichts gewonnen hatte.
 

Wie hätte er auch ahnen können, dass das Herz Englands schon lange nicht mehr London gewesen war, sondern eine Kolonie auf der anderen Seite des Ozeans, von der er sich nun hatte trennen müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Nikolaus
2010-11-04T14:20:39+00:00 04.11.2010 15:20
Oh wow. Das war echt... traurigschön. Bittersüß. Frankreich und England als Pärchen darzustellen, habe ich mir anders vorgestellt - ein wenig bombastischer, allerdings auch in einer viel fröhlicheren Umgebung - aber schon als ich den ersten Absatz gelesen habe, habe ich gemerkt, dass das so... verzweifelt und herzerschütternd wird.

Mir hat Arthur wirklich leid getan. Ich kenne mich bei Hetalia noch nicht so gut aus (ich hab die Serie/Manga an sich nie gesehen, bzw. gelesen und bin daher an manchen Stellen immer noch etwas unerfahren - zum Beispiel: Arthur hat Elfen? oô Wirklich?), aber ich hab mitgekriegt, dass Amerika sich von England befreit hat (also jetzt mal mangatechnisch gesehen), aber ich wusste nicht, dass Frankreich da geholfen hat. Ich bin leider auch was reale Geschichte angeht nicht so sicher, darum entschuldige meine Dummheit in diesem Bezug ^^'

Es war echt erschütternd zu sehen, dass Arthur dann auch noch geweint hat. In dem Moment kamen wir mir auch fast die Tränen; passend zu der Witterungsbeschreibung am Anfang, mit all dem Regen und der Trauer und dem Verlieren. Und dann auch noch dieser letzte Satz... Himmel, sowas nennt man mal Herzschmerz. Du hast wirklich einen sehr guten Schreibstil, der mir sehr gefällt. Und obwohl das Thema so traurig war, fand ich es trotzdem schön, den OS zu lesen; traurigschön eben :3

Liebe Grüße,
Nikolaus
Von: abgemeldet
2010-04-30T13:15:26+00:00 30.04.2010 15:15
Wow...
diese FF ist wunderschön.
Deine Wortwahl ist besonders toll...
ich liebe die Art wie du beschreibst <3
Und der Letzte Satz ist einfach nur genial und so treffend und wunderschön und hach x3
Gute Arbeit!

Von:  Alhaitham
2010-03-12T22:15:36+00:00 12.03.2010 23:15
Aww. ;_;
So schön geschrieben.
Zwar Traurig, aber schön - so richtig zum Mitfühlen. uu°
Ich steh hier auch gerade kurz vorm Heulen eh. T_T;
*und nicht nur, weil gerade von Kopfschmerzen fertig gemacht wird*
Nya, jedenfalls... echt schön geschrieben. :)
Lg Alhaitham
Von:  Held
2010-01-31T14:48:22+00:00 31.01.2010 15:48
Oh...mein...Gott. ;___;
Ich muss gerade echt die Tränen zurück halten, weil das sowas von mitreißend war. Das Video alleine finde ich schon unglaublich traurig, aber deine Fanfic dazu ist...wow. Es ist eher selten, dass mich etwas dieser Art so berührt (vor allem, wenn ich dann noch mindestens einen der Charaktere nicht so wirklich mag. -zieht Francis ganz unauffällig einen mit der Bratpfanne über- :'D), da es noch seltener ist, dass jemand solche Gefühle gut rüberbringt, aber dir ist es gelungen. :3 (Leider? ;°;)
Von:  Isfet
2009-10-28T21:50:38+00:00 28.10.2009 22:50
wunderschön! traurig und verzweifelt, aber echt schön!
es ist alles so gefühlvoll geschrieben, so richtig nachvollziehbar und auch wenn das ganze kein happy end hat - was es meiner meinung nach eh nicht haben könnte - hinterlässt die story ein zufriedenes gefühl bei mir =)
sprachlich/stylistisch und inhaltlich find ichs einfach perfekt!
formidable! ;D
lg

Von:  LittleJackFrost
2009-09-21T22:15:13+00:00 22.09.2009 00:15
die ff is totaaal toll .__.
traurig und so ..süß geschrieben
*luv*
*in favo pack*
dat Canada ^__^
Von:  ookamiKai
2009-09-15T15:56:46+00:00 15.09.2009 17:56
Whoa.
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
Ich bin dir richtig dankbar, das sie MIR gewidmet ist <3
Mein kleiner Arthur.
Ich hab richtig mitgefühlt!
Würde gern sogar das es weitergehen würde ..
*smile*
Vielen Dank.
Te quiero.


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