Vom Winde verweht
Randy stand am Tresen seines Lieblingsclubs. Zwar war er nicht so groß wie man es vom Babylon kannte, aber es hatte eine nette Atmosphäre und ein Großteil der Schwulen aus der Gegend versammelte sich hier. Die bunten Lichter schlängelten sich durch den Raum und überall tanzten irgendwelche angetrunkenen Typen und hatten Spaß.
„Na, Justin?“ Ein Kerl mit knallengem Oberteil und tief sitzender Hose kam ihm anzüglich näher. Angesichts Randys Rolle bei Queer as Folk sprach man ihn in solchen Clubs die halbe Zeit mit ‚Justin’ an. Solange es bei einer Anmache oder einem Rollenspiel blieb, war ihm das ziemlich egal. Schließlich war Justin ihm gar nicht so unähnlich.
Randy musterte den Mann mit den lockigen braunen Haaren und dem Dreitagebart und setzte sein Justinface auf. „Na“, grinste er.
„Dass ich dich mal treffe!“ Und schon wurde Randy auf die Tanzfläche gezerrt. ‚Na, was soll’s’, dachte er sich und fing an, mit ihm zu tanzen.
Als der Fremde jedoch anfing, an seiner Hose rumzufummeln, stieß er ihn unsanft weg. „Okay, ich bin nicht Justin Taylor und wir sind weder im Babylon, noch in einer Fernsehserie!“
Verwirrte Augen sahen ihn an. „Doch, doch, du bist Justin! Ich erkenn dich doch!“ Genervt ließ Randy von ihm ab und wollte gehen. „Nein, warte! Ich wollte Justin Taylor schon immer mal einen blasen!“
Angewidert sah Randy ihn im Gehen noch mal an, dann verließ er kopfschüttelnd den Club. Solche Menschen waren doch einfach nur krank.
Randy hatte absolut nichts gegen Fans – solange sie realisierten, dass er nun mal nicht Justin, sondern Randy Harrison war. Er erstarrte kurz vor seinem Auto. Ihm war soeben bewusst geworden, dass er selbst nicht besser war.
Pi-pi-pi-piep. Pi-pi-pi-piep. Pi-pi-pi-piep. Pi-pi-
Gale schlug blind auf seinen Wecker und das Piepen verstummte mit einem ‚Peoow’.
Was er als erstes zur Kenntnis nahm, war, dass sich sein Kopf anfühlte als würde jemand darauf Ping Pong spielen. Er rieb sich die Stirn und setzte sich verschlafen auf. Warum standen lauter umgekippte Bierflaschen auf dem Boden, warum hatte er noch seinen Anzug an, und warum stand die Sonne bereits hoch am Himmel?!
„Scheiße, scheiße, scheiße!“, fluchte er und rannte ins Bad.
Ungeduldig sah Randy auf seine Uhr. Wo zum Teufel war Gale? Er hätte längst hier sein sollen. Mittlerweile waren sie Szenen von Robert und Hal im Kasten, als nächstes waren er und Gale dran.
Nach einer halben Stunde seufzte Charles genervt. „Okay, dann drehen wir also die Lesbenszenen zuerst“, grummelte er.
Thea und Michelle, die gerade noch angeregt miteinander geplaudert hatten, hörten lachend damit auf und fingen an, die Trennungsszene der beiden zu drehen. Peter setzte sich mit einem Buch in zur Crew und fing an zu lesen. Randy seufzte.
Es sah Gale gar nicht ähnlich, sich so sehr zu verspäten. Es waren jetzt fast zwei Stunden, die er verpasst hatte. Und dann auch noch ohne bescheid zu sagen.
Oh Gott, Randy dachte schon wie seine Ehefrau. Er versuchte, den Gedanken mit einem Kopfschütteln zu vertreiben, als Gale völlig fertig zur Tür rein kam.
Sein Aufzug ließ alle Beteiligten erstarren. Charles war mitten in der Ansage verstummt und Peter sah von seinem Buch auf. Gales Haare hingen ihm fettig und ungestylt ins Gesicht, seine Krawatte hing schief, das Jackett war falsch geknöpft und rasiert hatte er sich auch nicht.
Gale sah sich entschuldigend um. „Hab ich was verpasst?“, fragte er vorsichtig und trat zum Team. Randy grinste. Irgendwie war das ja schon süß, wie er da stand.
Die Crew sah Gale immer noch fassungslos an. Dann fing Alyn an zu lachen. „Komm mit, dich mach ich erst mal frisch.“, flötete die Maskenbildnerin und winkte Gale zu sich. Dieser folge ihr nach einem kurzen Blick zu Justin auch und verschwand in der Maske.
Charles räusperte sich. „Äh, ja. Drehen wir weiter.“
Peter legte sein Buch weg und gesellte sich zu Randy. „Weißt du zufällig, was mit Gale los ist?“, fragte er ihn verwirrt.
Randy schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung. Das sieht ihm wirklich nicht ähnlich.“
Peter nickte. „Da hast du recht. Dafür leg’ ich sogar mein Buch weg.“ Er zwinkerte ihm zu und Randy sah zu dem Buch. „Was liest du überhaupt?“
Peter grinste. „Rat doch mal.“
Ratlos stieß Randy die Luft in seinem Mund aus. „Ist es ein Thriller?“
„Nein“
„Krimi?“
„Nope.“
„Roman?“
„Ja, schon eher.“
„Doch nicht etwa ein Liebesroman?“ Natürlich wusste er, dass Peter auch schwul war, aber er wusste auch, dass er keinesfalls die Tunte war, die er bei Queer as Folk spielte.
Peter lächelte ihm nu geheimnisvoll zu, zwinkerte noch mal und las mit der Hand auf dem Cover weiter.
Naja. Was interessierte es ihn eigentlich, was Peter für Bücher las. „Randy“
Er drehte sich um. Hinter ihm stand Gale, frisch gestylt und umgezogen, und lächelte ihn schief an.
„Gale...“ Randy strahlte und umarmte ihn flüchtig. „Was zum Teufel war denn grade mit dir los?“
„Also...“, begann Gale zögernd, „Sagen wir, ich hatte einige private Angelegenheiten.“
„Och, komm schon“, hakte Randy nach. „Mir kannst du’s doch erzählen.“
Gale schüttelte den Kopf „Ne, sorry, vielleicht irgendwann mal.“
Randy seufzte, beließ es aber dabei.
Als sie mit der Arbeit fertig waren, wollte Gale gleich verschwinden, doch Randy hielt ihn auf. „Hey, wollen wir nicht noch irgendwas machen?“, fragte er beiläufig.
Gale sah ihn etwas grimmig an und seufzte. „Ich hab zu tun“, murmelte er.
„Ach komm schon, ich bleib auch nicht so lange, wie letztes mal! Naja... jedenfalls versuch’ ich es“ er grinste.
Das schien Gale jedoch nicht umzustimmen „Nein, Randy. Weißt du, wenn ich mich jetzt wieder mit dir treffe, dann-“
„Hey Randy, hilfst du mir mal kurz?“, fragte Charles. Randy biss sich wiederwillig auf die Lippe.
„Jetzt?“, fügte Charles genervt hinzu.
„Jaja, ich komm ja schon...“, murrte er und half dem Regisseur bei irgendwelchem Kram zu helfen.
Als er wieder zurück kam, war Gale bereits weg. Er lief auf den Parkplatz, aber hier war er auch nicht. Wie vom Winde verweht.
Randy ließ sich da fallen, wo er gerade stand. Dunkle Wolken zogen auf, gleich würde es anfangen zu regnen. Aber plötzlich wusste Randy, welches Buch Peter gelesen hatte.
*~*~*
Okay... ich mag das Kapi nicht. Wisst ihr warum? Es ist viel zu melodramatisch -.- Eigl ist ja zwischen den beiden noch gar nichts passiert ^^’ Aber sagen wir einfach, Gale kann sich schon denken, was passieren wird. Sagt er ja sogar. Wie auch immer. Ich verusch schnell weiter zu schreiben um’s wieder gut zu machen ^____^’