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Inferno

Wichtelgeschichte für Nightstalcer
von

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Inferno

„Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?“

Ein leichtes Seufzen löste sich von Shinichis Lippen. „Ja doch“, entgegnete er, „Das hier ist die Adresse des Hotels, zu dessen Eröffnung wir eingeladen worden sind. Ganz sicher.“

Keiner von beiden hatte gewusst, weshalb sie hierher bestellt worden waren, zumal auf beiden Einladungen ausdrücklich gestanden hatte, dass sie keine Begleitung mitbringen sollten. Zunächst hatten sie gezögert, da ihnen diese ganze Sache doch sehr Spanisch vorgekommen war, doch schließlich hatte ihre typische detektivische Neugier sie doch übermannt und so hatten Heiji und er sich schließlich doch auf den Weg zu diesem neuen Hotel gemacht, das in der Nähe von Kyoto eröffnet werden sollten. Nun standen sie direkt davor und mussten feststellen, dass es nicht einfach nur irgendein kleines Hotel war, sondern ein riesiger Wolkenkratzer, der offenbar als Hotel dienen sollte. Und, als wäre das alles nicht schon rätselhaft genug gewesen, mussten sie ebenfalls feststellen, dass außer ihnen kaum jemand in der Nähe zu sein schien. Vielmehr kam ihnen diese ganze Gegend verlassen, ja, fast schon ausgestorben vor, obwohl sie sich wirklich nicht weit entfernt von der Stadtgrenze Kyotos befanden.

„Ja, natürlich, das weiß ich auch. Aber findest du nicht, dass hier nicht besonders viel los ist, wenn man bedenkt, dass dieses Hotel heute eröffnet werden soll?“

„Ja… Ehrlich gesagt gibt mir das auch noch ein wenig zu denken.“

In der Tat war es irgendwie sehr merkwürdig. Erst dieser anonyme Brief, der ihnen zugeschickt worden war und der sich als Einladung zu der Eröffnungsfeier entpuppt hatte, dann die Tatsache, dass ausdrücklich verlangt worden war, dass sie ohne Begleitung kamen und jetzt schien es nicht besonders viele Gäste zu geben. Hatten sie sich vielleicht im Datum geirrt? Als er seine Einladung noch einmal hervor nahm um sie sich zum etwa zehnten Mal an diesem Tag anzusehen, stellte Shinichi abermals seufzend fest, dass sie sich nicht im Datum geirrt hatten. Heute war der 7.8., genauso, wie es auf der Einladung stand. Um 15 Uhr, also in etwa einer Stunde, sollte die Feier beginnen. Das alles war wirklich sehr mysteriös und auch, wenn es fast schon ein wenig unheimlich war, dachte keiner der beiden Schülerdetektive auch nur im Traum daran, den Rückzug anzutreten. Warum auch? Diese ganze Sache war viel zu rätselhaft. Was für Detektive wären sie denn gewesen, wenn sie einfach wieder abgereist wären, ohne es zu lösen?

„Lass uns einfach reingehen“, schlug der Detektiv des Westens schließlich vor, „Vielleicht bringt uns das irgendwie weiter.“

Shinichi nickte und ging so zusammen mit seinem besten Freund auf den Eingang zu, jedoch nicht, ohne sich vorher noch einmal auf dem Parkplatz vor dem vor erst einer Woche fertig gestellten Wolkenkratzer umzusehen. Nur vier Autos standen hier. Sehr mysteriös, wenn man bedachte, dass in einer Stunde die Eröffnungsfeier beginnen sollte. Hatte sich etwa nur jemand einen Scherz mit ihnen erlaubt?

Den Gedanken beiseite schiebend ging Shinichi schließlich hinter seinem Freund aus Osaka durch die Tür und fand sich in einer hübschen Hotellobby wieder. Es war geräumig hier und die Inneneinrichtung war modern, doch trotzdem machten die gemütliche Sitzgruppe und die warmen Farben, in denen das Gebäude eingerichtet war, sofort einen einladenden Eindruck.

„Ah! Sie müssen Herr Kudo und Herr Hattori sein“, wurden sie, kaum, dass sie das Hotel betreten hatten, sogleich von einer freundlichen Frauenstimme begrüßt. Langsam wanderten die Blicke der beiden Detektive zur Rezeption, hinter der eine junge Frau, vermutlich Anfang zwanzig, stand und ihnen mit einem freundlichen Lächeln entgegenstrahlte.

„Ja…“, meinte Heiji langsam, „Das stimmt.“

„Ich bin Hikari Mitsunashi. Freut mich sehr, Sie kennen zu lernen. Herr Matsuda wird sich bestimmt sehr darüber freuen, dass Sie gekommen sind.“ Sie verbeugte sich leicht, als die beiden Oberschüler näher traten.

„Ist er derjenige, der uns die Einladungen geschickt hat?“, fragte Shinichi nun, wobei er seine eigene noch einmal herausnahm und auf den Tisch der Rezeption legte. Hikari nickte.

„Ja“, sagte sie, „Er fand Detektive schon immer sehr faszinierend. Aus diesem Grund wollte er, dass ausschließlich bekannte Detektive aus ganz Japan an dieser Eröffnungsfeier teilnehmen. Leider sind die meisten heute verhindert. Außer von Ihnen haben wir nur drei weitere Zusagen bekommen. Die von Frau Reika Hino aus Kyoto, von Herrn Tetsuya Okiya aus Morioka und die von Herrn Kogoro Mori aus Tokio.“

Bei der Erwähnung des dritten im Bunde hob Shinichi leicht eine seiner Augenbrauen, schwieg jedoch. Kogoro würde auch kommen? Warum hatte Ran ihm davon gar nichts erzählt? Nun ja, wie auch immer, vielleicht war das auch nicht weiter wichtig. Dennoch kam dem Oberschülerdetektiv irgendetwas an dieser ganzen Angelegenheit immer merkwürdiger vor…
 

Hikari hatte ihnen schließlich ihre Zimmernummern genannt, so dass sie das bisschen Gepäck, das sie für diese eine Übernachtung mitgebracht hatten, auf ihre Zimmer bringen konnten. Schließlich war es auch schon 15 Uhr und so begaben sich die beiden Detektive in den Festsaal, von dem Hikari ihnen erzählt hatte. Er war eigens für solche Anlässe erbaut worden, wie sie erfahren hatten, weshalb es natürlich nahe lag, dass Herr Matsuda sie hier treffen wollte.

„Findest du die ganze Sache auch so merkwürdig wie ich, Kudo?“

Der Angesprochene nickte. „Ja. Es ist wirklich komisch, dass dieser Matsuda nur Detektive als Gäste haben wollte und seine Einladungen dann auch noch anonym verschickt hat.“

„Ja. Und dann ist da auch noch die Tatsache, dass wir alle keine Begleitung mitbringen sollen. Wirklich sehr mysteriös… Was meinst du, was dahinter steckt?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass wir es bald erfahren werden…“

Kaum hatten sie den Festsaal betreten, als sich die Türen hinter ihnen auch schon wie durch eine besondere Mechanik schlossen. Offenbar wurden sie in der Tat durch irgendwelche Computer gesteuert. Unsicher blickten sich die beiden Detektive um. Irgendetwas stimmte hier ganz offensichtlich nicht…

„Herzlich willkommen“, meldete sich nun die Stimme eines Mannes, „Ich freue mich sehr, dass Sie gekommen sind. Leider scheinen Sie beide die einzigen zu sein, die es wirklich geschafft haben. Das ist schade, sehr schade sogar. Aber nun gut, man kann eben nicht alles haben und so nehme ich das, was ich kriegen kann.“

Leicht unsicher blickten sich die beiden Detektive an, nicht wissend, was sie wohl noch erwarten mochte. Ihnen war nur klar, dass irgendetwas nicht stimmte und dass sie wachsam sein mussten.

„Wer sind Sie?!“, rief Shinichi in den Raum, auch, wenn er sich ganz und gar nicht sicher war, ob der Mann, dessen Stimme sie gehört hatten, sie überhaupt hören konnte. Diese Frage sollte jedoch sehr schnell beantwortet werden, denn kaum hatte er sie gestellt, erklang ein Lachen.

„Ein Bewunderer Ihrer Kunst. Ich muss Ihnen nur leider sagen, dass Sie es nicht schaffen werden, diesen Fall zu lösen.“

Suchend sahen sich die beiden Detektive nun im Raum um und erblickten nun eine Überwachungskamera, die an der Decke befestigt war.

„Das denken Sie. Bisher konnten wir noch jeden Fall lösen.“

„An diesem werden Sie scheitern. Sie werden gar nicht weit genug kommen, dass Sie die Gelegenheit hätten, ihn zu lösen.“

„Wie meinen Sie das?“

Als die beiden im nächsten Moment einen lauten Knall in der Nähe hörten, wünschte sich Heiji, dass er nicht gefragt hätte. Zwar ließ sich nicht genau sagen, was passiert war, doch es klang stark danach, als ob ganz in der Nähe etwas explodiert wäre.

„Dieses Hotel wird Ihr Grab sein. Eigentlich wollte ich mehr Detektive hier versammeln, doch das hat leider nicht geklappt. Nun, es ist wenigstens ein Anfang. Was Sie gehört haben, war die Explosion einer Bombe.“

Die Augen der beiden Schülerdetektive weiteten sich bei diesen Worten, doch es ging noch weiter: „Bald wird dieses Hotel abgebrannt sein und Ihre Leichen werden hier drin begraben sein. Es sei denn, dass es Ihnen möglich ist, einen Ausweg von hier zu finden. Beweisen Sie, dass sie es verdienen, dass man Sie als große Detektive hier in Japan bezeichnet und finden Sie den Weg in Ihre Freiheit. Wenn Sie versagen… nun, das wäre dann das letzte, was Sie tun würden.“

„Sie sind doch verrückt! Lassen Sie uns sofort gehen!“

Die mechanischen Türen öffneten sich wieder, doch es ertönte keine weitere Antwort. Offenbar hatte derjenige, der zu ihnen gesprochen hatte, beschlossen, nicht weiter mit ihnen zu kommunizieren.

„Verdammt!“, rief Shinichi nun aus und sah sich um. Von einem Brand oder dergleichen war noch nichts zu merken, offenbar hatte es sich um eine relativ kleine Bombe gehandelt. Dennoch hatten sie keine Zeit zu verlieren. Sie wussten nicht, wo sie detoniert war und auch nicht, wie stark die Explosion nun wirklich gewesen war und so mussten sie zusehen, dass sie hier raus kamen, auch, wenn keinem von ihnen gefiel, was dieser Typ gesagt hatte. Es hatte ziemlich verdächtig danach geklungen, als ob es einige Probleme dabei geben würde. Was war, wenn ihr Ausweg irgendwie versperrt war?

„Komm schon, Kudo, wir müssen versuchen, den Ausgang zu finden.“

Der Andere nickte nur auf die Worte des Detektivs des Westens hin und folgte ihm. Immerhin waren sie jetzt nicht mehr in diesem Raum eingesperrt, so dass sie zumindest die Chance hatten, den Ausgang zu finden.

Und so rannten sie durch das Hotel, wobei ihnen alsbald starker Rauch entgegenschlug. Offenbar bewegten sie sich genau auf das Feuer zu. Dennoch war dies der richtige Weg und so mussten sie sich beeilen, dann würden sie es schon nach draußen schaffen.

„Wir müssten es bald geschafft haben“, meinte Shinichi und spürte schon, wie ihn eine gewisse Erleichterung durchströmte. Und doch wollte er sich noch nicht zu früh freuen, denn so, wie dieser Mann geklungen hatte, musste es noch irgendein Hindernis geben – vermutlich eines, von dem sie beide noch nicht ahnten, was es war.

„Ja…“, gab Heiji zurück. Der Rauch wurde immer stärker und so gestaltete es sich zunehmend schwieriger, zu erkennen, wo sie hinlaufen mussten. Schließlich waren sie in der Lobby angekommen. Natürlich war Hikari inzwischen nicht mehr hier, doch dies war auch vollkommen verständlich – immerhin hatte sie entweder davon gewusst, was hier vor sich gehen würde, wovon Shinichi jedoch zumindest nicht ausging, oder sie hatte eben die Explosion gehört und das Weite gesucht.

„Geschafft!“, rief Heiji aus und stemmte sich gegen die Tür, um im nächsten Moment jedoch feststellen zu müssen, dass diese fest verschlossen war.

„Verdammt!“, rief er aus und warf sich noch einmal dagegen, doch sie wollte sich kein Bisschen bewegen. Ein leichtes Seufzen löste sich von seinen Lippen, als er sich dem Anderen zuwandte.

„Wir haben ein Problem.“

„Jetzt red keinen Unsinn, Heiji, wir können die Tür auch einfach aufbrechen.“

Der Andere schüttelte jedoch nur langsam den Kopf. „Ich wünschte, es wäre so, Kudo, aber sieh es dir selbst an.“ Mit diesen Worten trat er beiseite, woraufhin der Detektiv des Ostens bemerkte, wovon Heiji gesprochen hatte: Während sie vorhin einfach nur durch eine Glastür gegangen waren, als sie das Hotel betreten hatten, schien sich nun noch eine zweite Tür hinter der Glastür zu befinden, welche aus Eisen oder Stahl zu bestehen schien.

„Verdammt“, seufzte nun auch Shinichi und sah sich um. In diesem Stockwerk war zumindest nicht alles vom Qualm vernebelt, doch trotzdem konnten sie nicht hier bleiben. Wenn sie hier nicht raus kommen konnten, mussten sie einen anderen Weg finden – und das möglichst schnell.

„Komm“, meinte Shinichi nun und sah seinen besten Freund einen Moment an, ehe er nach seinem Arm griff, „Gehen wir. Wir müssen einen anderen Ausgang finden. Es muss ja schließlich noch ein paar Notausgänge geben.“

Und so rannten sie weiter durch das brennende Gebäude, auf der Suche nach einem Notausgang, doch, so komisch dies auch war, es schien einfach keinen zu geben. Mit einem leichten Seufzen verlangsamte Shinichi schließlich seine Schritte und blickte sich um. „Sehr merkwürdig…“

„Ich weiß. Ich finde es auch komisch, dass es nirgendwo einen Fluchtweg zu geben scheint…“

„Weißt du was? Irgendwie kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass es wirklich keinen gibt.“

„Aber das geht doch gar nicht. In einem Hotel muss es doch einen Fluchtweg geben. Man kann doch kein Hotel bauen, in dem es so was nicht gibt. Es sei denn-“ Seine Augen weiteten sich, während er den Satz, den er eben begonnen hatte, zu Ende dachte.

„Ja. Es sei denn, dieses Hochhaus sollte niemals wirklich ein Hotel werden. Ich denke, dass wir, so, wie die Dinge im Moment liegen, leider davon ausgehen müssen, dass es sich hierbei um eine Falle handelt.“

Warum war es ihm nicht schon vorher aufgefallen? Sicher, an dieser ganzen Sache war ihm Einiges komisch vorgekommen, doch er hatte zumindest nicht damit gerechnet, dass ihnen jemand eine solch bösartige Falle hatte stellen wollen. Einen Scherz hatte er in Betracht gezogen, aber eine Falle? Nein, damit hatte er eigentlich nicht gerechnet. Verdammt, sonst war er doch auch nicht unbedingt so gutgläubig und unvorsichtig.

Weiterhin schlug ihnen Qualm entgegen, als sie schließlich vor einer Toilette standen.

„Vielleicht sollten wir erst einmal dort reingehen. Wir wissen nicht, wo wir noch lang kommen und auch, wenn wir bisher noch nicht in der Nähe des Feuers waren, könnte es passieren, dass wir noch dorthin kommen. Wir müssen auf jeden Fall versuchen, einen Ausweg zu finden.“

Heiji nickte auf die Worte des Anderen und betrachtete ihn einen Moment schweigend. „Du hast Recht. Wir sollten unsere Sachen nass machen, damit sie nicht so schnell Feuer fangen.“

„Ja, genau das meinte ich“, meinte Shinichi und betrat schließlich den Raum, dicht gefolgt von seinem besten Freund. In der Toilette befeuchteten die beiden dann wirklich erst einmal ihre Sachen.

„Okay… Lass uns keine Zeit verlieren. Wir sollten weiter suchen“, ließ der Detektiv des Ostens verlauten und blickte den Anderen an. Als dieser jedoch vor Schmerz das Gesicht verzerrte, trat ein besorgter Ausdruck in seine Augen. „Was hast du?“

„Ich weiß nicht… Meine Schulter tut weh. Es geht schon. Ich hab mir vermutlich vorhin wehgetan als ich versucht habe, diese verdammte Tür zu öffnen.“

„Lass mich mal sehen.“

„Nein, wir müssen weiter.“

„Ja, gleich, zeig mir erst einmal deine Schulter.“

Mit einem leichten Seufzen zog Heiji sich sein Shirt aus, wobei er wieder das Gesicht verzerrte, als der Stoff die schmerzende Stelle an seiner Schulter streifte. Als Shinichis Finger jedoch sanft über die Haut fuhren, hielt er für einen Moment inne und sah dem Detektiv aus Tokio in die Augen. Ihre Blicke trafen sich und für einen Moment schien die Zeit um sie herum still zu stehen. Noch immer hing die Gefahr, in der sie sich befanden, in der Luft, und hüllte sie ein wie eine Gewitterwolke, die sich jeden Moment zu entladen drohte. Es war vollkommen absurd, dass sie bestimmt fünfzehn Sekunden einfach nur so dastanden und sich in die Augen sahen, fünfzehn Sekunden, die vielleicht entscheidend in dieser Situation, um der es um Leben und Tod ging, war, doch trotzdem konnten sie nicht umhin, einfach nur hier zu stehen und sich anzublicken, auch, wenn keiner der beiden in diesem Moment zu sagen vermochte, woran es lag.

Keiner der beiden schien der erste sein zu wollen, der sich rührte, obgleich wohl keiner von ihnen in diesem Moment überhaupt darüber nachdachte. Noch immer ruhte die Hand Shinichis auf der Schulter des Dunkleren. Dieser bewegte sich nicht und obwohl er wohl Schmerzen hätte spüren müssen, war es, als ob die Berührung des Anderen diese einfach weggefegt hätte.

Wie in Zeitlupe bewegte sich Heiji langsam auf Shinichi zu. Er wusste gar nicht recht, was er in diesem Moment tat, doch irgendwie überkam ihn in diesem Moment der eindringliche Wunsch, seine Lippen auf die des Anderen zu legen. Als sein Gesicht direkt vor dem des Anderen war, verharrte er für einen Augenblick, unschlüssig, ob er es wirklich tun sollte. Dann schloss er jedoch einfach seine Augen und drückte Shinichi einen sanften Kuss auf.

Dieser verharrte ebenfalls. Zögernd blickte er den Detektiv des Westens an, unwissend, ob er dies nun genießen oder abbrechen sollte. Sie befanden sich in großer Gefahr, doch irgendwie verspürte er in diesem Moment nicht einmal eine besondere Panik. Er war ruhig, wenn man von der Verwirrung absah, die dieser Kuss in ihm ausgelöst hatte.

Schließlich legte er seine Hände auf die Brust des Anderen und drückte ihn leicht, sanft, doch auch bestimmt von sich.

„Heiji…“, hauchte er, „Wir sollten das nicht tun.“

Dieser wandte nun den Blick ab, offenbar nicht wissend, ob er nun eher verletzt oder beschämt sein sollte, vielleicht wollte er jedoch auch nur die Leidenschaft verbergen, die in seinen Augen aufgeflammt war, die Gier nach mehr als einem Kuss, der – natürlich – nicht einmal erwidert worden war. Shinichi wusste nicht, was er in diesem Moment denken oder fühlen sollte. Auf der einen Seite war da natürlich ihr größtes Problem, die Gefahr, die ihnen im Nacken saß, das Feuer und die Tatsache, dass sie keine Ahnung hatten, wie sie einen Ausgang erreichen sollten, und jetzt musste er auch noch über das nachdenken, was eben geschehen war. Warum um alles in der Welt hatte Heiji ihn geküsst? Hatte er ihn wirklich geküsst oder halluzinierte er nun schon, weil er zu viel Rauch eingeatmet hatte? Dabei war hier auf der Toilette noch nicht einmal etwas von dem Qualm angekommen. Was mochte den Anderen dazu bewegt haben, ihn zu küssen? Und warum brachte ihn selbst diese Sache so aus der Fassung? Warum wusste er nicht, was er darüber denken sollte, obwohl es ihm sonst so leicht fiel, ein Urteil zu fällen?

„Ja…“, entgegnete Heiji nach einer schier endlosen Pause, „Du hast wohl Recht.“ Mit diesen Worten zog er sich sein T-Shirt wieder über, wobei er ein weiteres Mal das Gesicht vorzog, und wandte sich der Tür zu. Einen Moment schien er zu zögern, als würde er noch irgendetwas sagen oder tun wollen, dann öffnete er sie jedoch und ging hindurch. Shinichi folgte ihm und versuchte dabei, all die Gedanken, die auf ihn einströmten wie der dichte Qualm um sie herum, beiseite zu schieben. Inzwischen war der Rauch um sie herum noch sehr viel dichter geworden und auch das Feuer hatte sich wohl ausgebreitet, denn am Ende des einen Ganges waren nun Flammen zu sehen.

„Verdammt“, murmelte Shinichi nun wieder, „Das sieht im Moment wirklich gar nicht gut für uns aus.“

„Du wirst doch wohl nicht etwa aufgeben, oder? Das darfst du auf gar keinen Fall! Wir werden eine Lösung finden.“

„Es fällt mir ehrlich gesagt gerade schwer das zu glauben, auch, wenn ich es wirklich gerne glauben würde.“

Mit einer raschen Bewegung wandte sich Heiji nun wieder dem Detektiv aus Tokio zu. Die Leidenschaft in seinem Blick war nun einer Wut gewichen, die Shinichi nicht von ihm gewohnt war und einen Moment lang glaubte er, dass Heiji wohl gleich zuschlagen würde. Falls dieser jedoch einen solchen Plan gehegt haben sollte, besann er sich schließlich eines Besseren und sah ihm nur in die Augen. Wieder schien es, als würde die Zeit zwischen ihnen still stehen, doch diesmal beugte sich niemand vor, um den anderen zu küssen. Shinichi wollte ihn nicht küssen und Heiji wollte den gleichen Fehler kein zweites Mal begehen – denn ganz offensichtlich war es ein Fehler gewesen. Shinichi redete vermutlich nur noch mit ihm, damit sie zusammen von hier fliehen konnten. Wenn diese Sache hier erledigt sein würde, dann würde er vermutlich nie wieder ein Wort mit ihm wechseln und irgendwie konnte er ihn auch verstehen. Shinichi hatte zwar nichts weiter zu diesem Kuss gesagt, doch Heiji war sich vollkommen sicher, dass er ihn dafür verachtete. Wenn er es nicht jetzt, in diesem Augenblick, tat, dann würde er es gewiss später tun, wenn er Zeit haben würde, über das, was geschehen war, in Ruhe nachzudenken.

„Er hat doch gesagt, dass wir beweisen sollen, dass wir große Detektive sind!“, rief Shinichi aus, während er durch das Hotel eilte, „Was hat das hier mit Ermittlungen zu tun? Wir stolpern nur blind durch die Etagen und wenn das so weiter geht, dann wird er Recht behalten und dieses Hotel wird wirklich zu unserem Grab werden.“

„Jetzt hör endlich auf, so verdammt pessimistisch zu sein!“, fuhr Heiji ihn an, „Das bringt uns keinen Schritt weiter!“ Dann schwieg er einen Moment und dachte noch einmal über das nach, was er zuerst gesagt hatte, „Aber vielleicht sind wir diese Sache auch einfach vollkommen falsch angegangen. Du hast Recht. So kommen wir nicht weiter und das, was er gesagt hat, muss doch irgendeine Bedeutung haben.“

Der Andere nickte leicht. „Ja, schon, aber leider haben wir keinerlei Hinweise…“

Heiji seufzte. Wo er Recht hatte, hatte er leider Recht. Dieser Matsuda – wenn dies überhaupt sein richtiger Name war, was zu bezweifeln war – hatte ihnen lediglich gesagt, dass sie den Ausweg finden mussten und dass sie so beweisen konnten, große Detektive zu sein. Er hatte ihnen nicht gesagt, was das alles hier mit ihrer Arbeit als Detektive zu tun haben sollte.

„Wir sollten weiter nach oben gehen.“

„Nach oben? Bist du verrückt geworden, Kudo?! Dort irgendwo befindet sich der Brandherd!“

„Ich weiß. Aber offenbar gibt es keinen anderen Weg. Im Endeffekt ist es egal, ob wir nun hier darauf warten, dass wir sterben oder ob wir versuchen, dort oben einen Weg zu finden. Wir müssen es versuchen. Es gibt immer einen Weg.“

Ein leichtes Lächeln trat nun auf das Gesicht des Detektivs aus Osaka. Immerhin hatte Shinichi seinen alten Optimismus wieder gefunden. „In Ordnung. Dann lass uns gehen.“

Und so machten sich die beiden auf den Weg nach oben, in Richtung der Flammen. Natürlich wurde es immer heißer, je weiter sie vordrangen und immer mehr Qualm stieg ihnen entgegen, doch sie hielten sich möglichst nahe am Boden und versuchten, ihre Atemwege so gut es ging zu bedecken, um nicht zu viel davon einzuatmen. Das, was sie taten, war einfach nur vollkommen verrückt, doch sie hatten keine andere Wahl. Die Fenster waren alle ebenfalls verriegelt gewesen, genauso wie die Tür, und einen anderen Ausgang hatten sie nicht finden können. Wenn es wirklich einen Ausweg aus diesem Flammeninferno gab, dann musste er irgendwo weiter oben sein, so irrsinnig ihnen dies auch erschien. Es konnte einfach keine andere Möglichkeit geben.

Heiji fing jedoch langsam an daran zu zweifeln, ob er es überhaupt noch bis dorthin schaffen würde. Seine Schulter schmerzte wieder, auch, wenn dies zu ertragen war. Problematischer wurde jedoch die Tatsache, dass er bereits relativ viel Rauch eingeatmet hatte und spürte, wie ihm langsam der Sauerstoff auszugehen schien. Und doch durfte er nichts sagen, er durfte nicht aufgeben. Schon gar nicht, solange er sich nicht sicher sein konnte, dass Shinichi in Sicherheit war.

„Heiji!“, rief dieser plötzlich aus und schien sich dabei schon ein ganzes Stückchen vor ihm zu befinden. Ein leicht bitteres Lächeln trat auf sein Gesicht und in diesem Moment überkam ihn die Erkenntnis, dass er es nicht schaffen würde. Er hatte wirklich viel zu viel Rauch eingeatmet – wie hätte er das schaffen sollen? Es war unerträglich heiß und dann war da eben auch noch dieser viele Qualm… das war einfach nicht gut. Er würde es nicht schaffen, egal, wie sehr er versuchte, sich selbst vom Gegenteil zu überzeugen.

„Heiji? Was ist passiert? Warum antwortest du mir nicht?“

Der Detektiv aus Osaka versuchte, dem Anderen etwas zuzurufen, ihm wenigstens zu sagen, dass er sich nicht um ihn kümmern und lieber selbst den Ausgang finden sollte, doch der einzige Laut, den er von sich geben konnte, war ein Husten.

„Verdammt! Heiji, hörst du mich? Versuch mir irgendein Zeichen zu geben, damit ich weiß, wo du bist. Ich helfe dir. Ich komme dich holen.“

Verzweiflung schwang nun in der Stimme des Detektivs des Ostens mit. Was genau war mit Hattori geschehen? Warum antwortete er nicht? Hatte er etwa zu viel von dem Rauch eingeatmet? Auch Shinichi spürte, wie seine Kräfte schwanden, doch er durfte einfach nicht aufgeben. Schon gar nicht jetzt, wo es nicht nur darum ging, sich selbst zu retten. Heiji brauchte ihn, er musste ihm helfen, heraus zu kommen. Wenn er sich nicht irrte, hatte er am anderen Ende des Raumes ein Fenster gesehen, es war wirklich nicht mehr weit. Sie mussten es nur noch bis dorthin schaffen…

Wieder ein Husten. Aufmerksam horchte Shinichi, aus welcher Richtung es gekommen war, doch die anderen Geräusche, das Poltern von herabstürzenden Balken und das Knistern des heißen Infernos überschatteten das Husten seines Freundes. Und doch schaffte er es schließlich, irgendwie nach ihm zu greifen.

„Heiji… Du musst jetzt versuchen, die Luft anzuhalten. Dort hinten ist ein Fenster. Du hast es fast geschafft. Du darfst jetzt nur nicht aufgeben.“

Der Andere blickte ihn nur an und schwieg, entweder, weil er sich seine Kräfte aufsparen wollte oder weil er einfach nicht in der Lage war, ihm zu antworten, weil sein Bewusstsein bereits zu weit geschwunden war. Was auch immer der Grund war, es war vollkommen gleich – Shinichi musste ihn endlich hier raus schaffen.

Mit einer schnellen Bewegung, angetrieben durch einen starken Adrenalinstoß, hievte er den Anderen irgendwie auf seinen Rücken. Es fiel ihm schwer, noch diese zusätzliche Last zu tragen, doch er durfte einfach nicht aufgeben. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen und versuchte, all seine Kräfte zu sammeln, während er die Luft anhielt und sich schließlich, so schnell er konnte, zusammen mit dem inzwischen wohl bewusstlosen Heiji, auf das Fenster zu bewegte. Es war tatsächlich ein Fenster und im Gegensatz zu denen in den unteren Stockwerken drang durch dieses Licht hinein. Sie waren nicht mehr weit von der Freiheit entfernt, sie hatten es fast geschafft. Er durfte jetzt nur einfach nicht aufgeben.

Schnell griff er nach einem von Heijis Schuhen, zog ihm diesen vom Fuß, und schlug damit so fest er konnte gegen die Fensterscheibe. Es dauerte einen Moment, doch nach dem vierten Schlag gab die Scheibe schließlich nach und brach ein. Schnell klopfte er weitere Glasscherben nach draußen, so dass das Loch groß genug war, dass er sich irgendwie mit Heiji hindurch zwängen konnte. Es gab nur einen Weg: Sie mussten irgendwie versuchen, über die Regenrinne zu entkommen, da es offenbar keine Feuerleiter oder dergleichen gab. Natürlich nicht. Dieses Hotel war offenbar gebaut worden, um den Detektiven ein Grab zu werden.

„Halt dich jetzt gut fest“, hauchte Shinichi dem Anderen zu. In der Tat verstärkte dieser den Griff ein wenig, er war also doch noch bei Bewusstsein. Immerhin ein gutes Zeichen.

Möglichst vorsichtig versuchte er sich an der Regenrinne festzuhalten. Er konnte nur hoffen, dass Heiji sich festhalten konnte, denn es war gar nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er es nicht schaffen würde. Im Grunde genommen war es wirklich vollkommen irre, die Regenrinne herunterzuklettern – vor allem zu zweit – doch eine andere Chance hatten sie nicht. Wenn sie es nicht versuchen würden, würden sie in diesem Flammeninferno ihren Tod finden.

Begierig atmete Shinichi die frische Luft ein, die durch das zerschlagene Fenster hinein drang. Sie hatten es fast geschafft. Die Freiheit war so nah… Jetzt musste er nur noch Heiji irgendwie in Sicherheit bringen. Sie würden es schaffen. Er durfte jetzt nur nicht die Hoffnung verlieren… Feuersirenen heulten unten auf, während Shinichi sich möglichst vorsichtig an die Regenrinne hing und sich langsam daran herunter gleiten ließ. Diese schwankte bedrohlich. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt er inne, bewegte sich dann jedoch weiter. Wenn er wartete, würde sie auch abreißen. Er musste versuchen, den Boden irgendwie mit Heiji zu erreichen. Sie hatten es doch fast geschafft.

„Da oben sind zwei!“

„Sie klettern die Regenrinne runter!“

„Der eine scheint tot zu sein!“

„Unsinn, der ist doch nur bewusstlos!“

Viele Stimmen drangen nun an Shinichis Ohr. Es konnte wirklich nicht mehr allzu weit sein und doch war die Höhe noch immer sehr gefährlich, wenn sie fallen würden. Er musste weiter machen.

„Halt dich gut fest. Lass ja nicht los“, hauchte er wieder dem Jungen auf seinem Rücken zu. „Wir haben es fast geschafft.“

Kaum hatte er dies ausgesprochen und sich und Heiji noch ein paar Meter gen Boden gleiten lassen, als die Regenrinne unter einem lauten Getöse abriss und die beiden zu Boden stürzten. Shinichi schrie auf und klammerte sich in einem letzten Aufflammung von Verzweiflung an Heiji fest, den er so unbedingt hatte retten wollen.
 

Entgegen dem, was Shinichi erwartet hatte, war er jedoch nicht tot, als er auf dem Boden aufschlug. Offenbar hatten sie sich doch schon näher am Boden befunden als ihm klar gewesen war, doch im Grunde genommen war es nebensächlich. Er fühlte sich schwach und ausgelaugt, doch auch das war egal. In diesem Moment zählte für ihn nur, ob es Heiji gut ging.

„Heiji…“

Keine Antwort, nur ein leichtes Stöhnen, doch das war dem Schülerdetektiv aus Osaka in diesem Moment vollkommen gleich. Es war ein Lebenszeichen, das war es, was zählte.

„Shi… ni … chi…“

Die Stimme des Dunkleren war kaum mehr als ein Flüstern, doch immerhin sprach er ihn an. „Ich… es tut mir Leid… Das… im Bad…“

Ein leichtes Lächeln trat nun auf das Gesicht des Anderen, während er die Hand an Heijis Wange legte. Es war ihm egal, wer sie sehen und hören konnte, eigentlich dachte er nicht einmal mehr daran, dass sie nicht allein waren. In diesem Moment zählte nur noch, dass sie es geschafft hatten. Alles würde wieder gut werden. Er griff nun nach der Hand seines Freundes.

„Es braucht dir nicht Leid zu tun. Alles ist in Ordnung, Heiji.“

„Das … ist … schön…“ Sein Kopf kippte zur Seite. Erschrocken fühlte Shinichi den Puls des Anderen. Nichts. Heiji war tot.

„Nein. NEIN!“
 

Steriler Geruch stieg ihm in die Nase, als er im Krankenhaus wieder zu sich kam. Er fühlte sich wirklich elend und im ersten Moment dachte er, dass er wohl tot sein musste. Dann schaffte er es jedoch, vorsichtig den Kopf zu heben und sich im Raum umzublicken. Nein, er war noch am Leben und er befand sich offenbar im Krankenhaus. Kudo hatte es also wirklich geschafft. Er hatte sie beide nach draußen geschafft, auch, wenn es ihm eigentlich vollkommen unerklärlich war…

„Du bist endlich wach“, stellte eine Heiji sehr bekannte Stimme fest. Ein Lächeln trat auf seine Lippen.

„Shinichi…“

Die Beine eines Stuhls scharrten am anderen Ende des Raumes über den Boden, als Shinichi aufstand und sich durch das Zimmer auf ihn zu bewegte.

„Ja… Ich bin froh, dass du wieder zu dir gekommen bist.“ Ein leichtes Zittern erschütterte nun seine Stimme. Weinte er? Nein, es hatte sich nur so angehört. Als Heiji in die blauen Augen des Anderen blickte, konnte er keine Tränen erblicken.

„So leicht bin ich nicht unterzukriegen, das weißt du doch.“ Er versuchte, ein Grinsen aufzusetzen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Noch immer fühlte er sich sehr schwach, selbst zu schwach dafür.

„Du hattest keinen Puls mehr. Der Notarzt hat es geschafft, dich wiederzubeleben.“

Leicht erschrocken stellte Shinichi fest, dass er vorwurfsvoll geklungen hatte, dabei war dies niemals seine Absicht gewesen. „Tut mir Leid“, schob er schnell nach, „Dafür kannst du ja nichts.“

„Dafür nicht, nein…“

„Wovon redest du?“ Mit einer hochgezogenen Augenbraue blickte der Detektiv aus Tokio nun den im Bett liegenden an.

„Von… dem Kuss.“

„Hmm…“

„Du… verachtest mich jetzt sicher, oder?“

„Nein. Nein, ich verachte dich nicht. Aber lass uns erst einmal von einer anderen Sache reden. Dieser Matsuda wurde gefasst. Die Polizei hat es geschafft, seine Spur zurückzuverfolgen und hat ihn vorhin verhaftet.“

„Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte Heiji verblüfft.

„Über zwölf Stunden. In der Zeit ist eben Einiges passiert. Ich wurde verarztet, aber mir geht es eigentlich viel besser als dir. Und dann wurde wie gesagt dieser Typ gefasst. Offenbar hatte er einen starken Hass auf alle Detektive.“

„Warum?“

„Ein Detektiv namens Takeru Ryuzaki war damals mit einem Fall betraut, in dem es um die verschwundene Tochter des Mannes ging. Offenbar… war dieser Ryuzaki sehr gierig und hat sich tatsächlich von dem Verbrecher schmieren lassen.“

„Er hat ihn entlarvt und trotzdem laufen lassen?“

Shinichi nickte langsam. „Ja, genau. Es ist eine Schande. Er hat mit diesem Verbrecher gemeinsame Sache gemacht, was Matsuda irgendwann herausgefunden hat. Das hat wohl diesen gewaltigen Hass auf uns Detektive in ihm entfacht und so hat er beschlossen, dass er möglichst viele ausschaltet. Deshalb hat er viele bekannte Detektive aus ganz Japan eingeladen, doch die meisten konnten von vornherein nicht. Kogoro hatte unterwegs eine Autopanne und den anderen beiden war auch kurzfristig noch irgendetwas dazwischen gekommen. Also blieben nur noch wir beide übrig. Aber da er einen Hass auf alle Detektive hatte, wollte er uns wohl auch aus dem Weg räumen. Dennoch wollte er uns wohl… eine Chance geben und hat uns diesen Ausweg gelassen.“

„Aber warum? Ich verstehe das nicht. Und warum diesen? In diesem Stockwerk?“

„Als er direkt nach seiner Verhaftung verhört wurde, sagte er, dass er immer geglaubt habe, dass ein Detektiv nicht nur weise, sondern auch mutig sein müsste. Dies könnten wir am besten beweisen, indem wir genau durch den Brandherd liefen.“

Heiji schüttelte langsam den Kopf. „Diese Logik ist ziemlich… verkorkst.“

„Ja, in der Tat. Aber wir haben es geschafft… wie fühlst du dich?“

„Ich weiß nicht… Erschöpft. Aber auch erleichtert. Und… naja, ich denke immer noch, dass du mich jetzt wohl verachtest – und du hast ja auch allen Grund dazu.“

Ein leichtes Lächeln auf den Lippen habend trat Shinichi nun näher an das Bett des anderen Detektivs heran und ergriff seine Hand. Langsam beugte er sich vor und drückte ihm einen Kuss auf. Heiji war zwar verwundert, weshalb sich seine Augen ein Stück weiter öffneten, doch er erwiderte den Kuss. Als sie sich voneinander lösten, lächelte Shinichi noch immer.

„Ich hatte in den letzten Stunden viel Zeit, um nachzudenken und ich finde es nicht schlimm, dass du mich geküsst hast. Ich fand es von Anfang an nicht schlimm. Es hat mich einfach nur verwirrt…“

Nun lächelte auch Heiji. „Das beruhigt mich…“

„Du solltest versuchen, noch ein wenig zu schlafen.“

Heiji nickte, in der Tat spürte er, wie ihn nun wieder die Müdigkeit überkam. Kaum hatte er die Augen geschlossen, befand er sich auch schon wieder im Land der Träume. Und Shinichi blieb bei ihm, die ganze Zeit über seine Hand haltend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Nightstalcer
2010-01-10T09:47:45+00:00 10.01.2010 10:47
So, jetzt hier auch endlich mal mein Kommentar zu der Geschichte.
Wie du ja schon weißt, hat sie mir sehr gut gefallen und du hast dich wirklich bemüht, meine Wünsche zu berücksichtigen, danke dafür.
Auch dass du dich an Shounen Ai gewagt hast, was du bei Conan ja nicht so sehr magst.
Es war sehr subtil gehalten und nicht aufdringlich oder gar störend. Auch wenn ich genauso gerne Geschichte lese, die schon eine bestehende Liebesgeschichte habe, so war auch diese süße Art der Entstehung richtig angenehm zu lesen.
Und da die Initiative von Heiji ausging, wirkt es sehr glaubhaft.
Dass die Liebe der Beiden allerdings nur Nebenhandlung war, fand ich gut und passend.
Ich mag es, wenn meine Helden in Gefahr geraten und solch eine Falle, bzw. überhaupt Bösewichte, die einen persönlichen Groll gegen meine Lieblingsdetektive hegen, gefallen mir.
Auch die Rettung war plausibel und auch, dass es letztendlich der Mut war, der gefragt wurde.
Ein wenig mehr ausarbeiten hätte man das Ganze schon noch, aber beim Wichteln steht man unter einem Zeitdruck und dafür ist das eine runde, gelungene Sachen geworden.

Du hast mir wirklich eine große Freude damit gemacht, und ich entschuldige mich dafür, dass ich bisher noch kein Kommentar hinterlassen habe.

Sunni
Von:  Colariola
2009-12-17T19:44:45+00:00 17.12.2009 20:44
Huhu ^^
Nen spannenden OS hast du da geschrieben und das Pärchen mag ich auch ^^
Wie fies von dem Typen, sie einfach in ein Hotel zu locken und dass dann anzuzünden...
zum glück habens die beiden dann aber geschaft und du hast ihnen sogar ein Happy End geschenkt =D
Glg


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