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Verrücktes Leben

Im Reich der Flüche
von

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4

Am nächsten Morgen…

Alle Mädchen lagen aneinander gekuschelt im Gras und schliefen. Zoe wachte als erste auf, denn sie hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Die Dinge vom Vortag waren ihr auf den Magen geschlagen. Sie wollte wissen, was genau geschehen war.

Sie stand auf und setzte sich an den See. Sie schaute ins Wasser, als plötzlich Nain anfing zu grummeln. Zoe wandte sich der Mädchenmenge zu und beobachtete ihre Freundin beim Aufstehen.

„Morgen“, sagte Zoe und Nain guckte sie mit müden Augen an.

„Na, gut geschlafen?“

Nain lächelte und nickte. Dann stand sie auf und ging zu Zoe. „Was ist los mit dir? Warum bist du schon so früh wach?“, fragte sie und Zoe schaute wieder ins Wasser:

„Keine Ahnung … konnte einfach nicht mehr schlafen.“

Nain legte ihr den Arm um die Schultern:

„Es ist dir sehr auf den Magen geschlagen …“

„Was meinst du genau?“

„Gestern Nacht. Glaubst du es denn wenigstens?“ Zoe nickte.

„Die anderen schlafen ja noch …“, meinte Nain und sah zu dem Mädchen Knäuel. Zoe drehte sich auch zu den anderen und nickte wieder.

„Soll ich es dir zeigen?“, fragte Nain wieder und Zoe schaute sie fragend an:

„Was zeigen?“

„Wie man das macht.“

Zoe zuckte nur mit den Schultern, dann sah sie wieder ins Wasser.

Eine Sekunde später lag ein Tiger neben ihr und Zoe wäre fast ins Wasser gefallen, vor Schreck. Der Tiger fing an zu schnurren und rieb sich an ihr.

„Nain …“, flüsterte Zoe und der Tiger nickte. Kurz darauf saß Nain wieder als Mensch neben Zoe.

„Wow! Wie machst du das?“ Jetzt war Zoe neugierig und nicht mehr ängstlich über die Sache.

„Du musst dich darauf konzentrieren. Gestern hast du dich aus Angst verwandelt, aber ich kann dir nicht solche Angst einjagen … oder doch …“, Nain drehte sich weg und Zoe schaute sie immer noch interessiert an. Nain stand auf.

„Was machst du?“, fragte Zoe, doch die Freundin gab ihr keine Antwort. Nain ging Richtung Wald, doch plötzlich stürzte sie sich als Löwe auf Zoe. Die fing an zu schreien und verwandelte sich wieder in eine Katze.

Alle anderen schreckten auf und sahen den Löwen und die Katze auf dem Stein. Mit großen Augen blieben sie wie angewachsen sitzen.

Zoe öffnete als Katze wieder die Augen und Nain lächelte sie als Löwe an:

„Siehst du? Du musst dich entweder konzentrieren, oder dir eine Angst einflößende Vorstellung machen“, schnurrte der Löwe und verwandelte sich daraufhin in eine Siamese.

Zoe war eine getigerte Katze und beide Katzen sahen zu den Freundinnen, die sich immer noch nicht regten.

Zoe und Nain sahen sich an und nickten. Dann liefen die zwei Katzen zu den Mädchen. Zoe schmiegte sich an Aghate und Nain an Sheela. Dann schauten sich die Katzen wieder an und gleichzeitig schnurrten sie:

„Ihr könnt das auch.“ Alle Girls schraken zusammen, doch Jule erinnerte sich richtig an den Vorabend und nickte:

„Aber keine Katze …“

Nain legte den Kopf schief:

„Also stimmt es doch. Es liegt am Nebelwald. Was warst du, Jule?“

„Ein kleines Schwein.“

Carina schaute sie an:

„Ich auch.“

„Ich war eine Schlange“, sagte Lynn.

„Und ich ein Hund“, meinten Molli, Missy, Emma und Sheela gleichzeitig.

Nicky schaute die anderen an:

„Ich war ein Känguru.“ Nain verwandelte sich dann in einen Jaguar und Zoe später wieder in einen Menschen:

„Ich geh in den Wald Holz holen.“

„Ok, soll einer mit“, fragte Missy und Zoe schüttelte nur den Kopf.
 

Zoe machte sich also auf den Weg. Sie ging wieder Richtung des Hauses. Dort angekommen, es dauerte wieder etwas länger als sie vermutete, öffnete sie die Tür und trat ein. Es war dunkel im Innern, doch Zoe konnte genug sehen. Sie ging an der Treppe vorbei. Dann hörte sie von oben wieder das Knacken und drehte sich um. Langsam ging sie rückwärts weiter. Plötzlich spürte sie etwas hinter sich. Sie lief gegen irgendetwas- oder irgendjemanden? Ruckartig fuhr sie herum und ging einige Schritte zurück. Sie konnte zwar nicht viel sehen, doch sie erkannte einen Jungen vor sich. Es war allerdings keiner der beiden vom Vortag. Die schlanke Gestalt fragte mit freundlicher Stimme:

„Wer bist du? Was machst du hier allein im Wald?“

Zoe zögerte:

„Ich … ich bin Zoe. Und ich bin mit meinen Freundinnen am See.“

„Mit deinen Freundinnen also … was macht ihr hier?“

„Wir zelten … wer bist du denn? Oder was machst du in diesem Haus?“ Der Junge, der immer noch im Dunkeln stand, sagte nach einiger Zeit:

„Ich heiße Sky. Ich woh… äh … meinem Vater gehört dieses Haus. Aber es bleibt sicher nicht mehr lang stehen, wenn wir es nicht endlich mal renovieren.“ Zoe lächelte.

„Was ist?“, fragte Sky, aber Zoe hätte nicht gedacht, dass er es sehen würde. Skys Augen sahen auch etwas merkwürdig aus, doch das konnte ja auch an der Dunkelheit liegen.

„Was ist?“, fragte er wieder, „Warum lächelst du?“

„Ich … weiß nicht. Mir war so danach. Warum stehst du hinter der Treppe?“

Sky stockte:

„Weil…weil die Tür offen steht.“

„Was ist daran so schlimm? Dann sieht man wenigstens was. Ist das schlimm für dich?“

„Vom sehen her ist es mir egal, aber … ich hab ne Sonnenallergie.“

Zoe nickte:

„Soll ich sie zu machen?“ Sky lächelte sie freundlich an. Zoe machte, was sie gesagt hatte und dann kam Sky in den Flur:

„Was willst du hier machen? Warum bist du eigentlich hier?“

Zoe setzte sich auf die Treppe, die sofort knackte. Sky grinste, weil sie sich so erschreckt hatte.

„Ich hab das Haus schon einmal gesehen und wollte wissen, wem es gehört und … na ja … ob hier überhaupt jemand ist.“

Sky lehnte sich an die Wand vor ihr und nickte. Er war über 180cm groß, das konnte Zoe schätzen. Es war wieder still.
 

Nain saß nun schon seit längerer Zeit schweigend vor dem Feuer. Die anderen wuschen sich am See und dann setze Sheela sich neben sie:

„Was ist los?“

Nain schüttelte nur den Kopf. Sie machte sich langsam Sorgen, weil Zoe schon so lange weg war.
 

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Zoe und Sky drehte den Kopf zu ihr. Er zuckte mit den Schultern und sie schaute ihn verträumt an.

„Was ist?“, fragte er.

„Du bist total hübsch … ups hab ich das laut gesagt?“ Sky lächelte und nickte.

„Aber echt. Du bist hübsch“, meinte Zoe wieder.

„Na ja … wenn du meinst. Ich kann das nicht so beurteilen.“ Sky schaute an sich herab.

„Dann guck doch selbst.“ Zoe zeigte zu einem Spiegel, der dort an der Wand hing.

„Äh … lieber nicht“, stotterte Sky.

„Ach komm schon. Angst?“

„Ich nicht … aber …“, schon schubste Zoe ihn vor den Spiegel. Sky schaute sie an und Zoe ließ ruckartig von ihm ab.

Sie ging einige Schritte rückwärts und starrte auf den Spiegel- er war leer!

„Was … was …“ Sky schloss die Augen und ging auf sie zu. Er war kein normaler Junge, das merkte Zoe nun auch.

„Du … bis …“ Sky blieb stehen:

„Hab keine Angst …“

„Ein Vampir!“ Zoe blieb wie angewurzelt stehen.

„Ja, bin ich. Aber ich tue dir nichts.“

„Ein … Vampir …“, Zoe sank langsam zu Boden. Sky stellte sich vor sie und ging in die Hocke. Als er mit seiner Hand nach ihr griff, zuckte Zoe zurück.

Sky zog die Hand wieder zu sich und sagte mit ruhiger Stimme:

„Ich werde dich nicht anrühren. Ich trinke nicht das Blut von Menschen. Aber mein Vater darf dich nicht sehen …“

Zoe wurde langsam wieder ruhiger. Als Sky sich an die Wand setzte, kroch Zoe zu ihm und setzte sich neben ihn.

„Du bist echt ein …“ Sky nickte.

Als er sie ansah, in diesem Blickwinkel hatte Zoe viel Licht, öffnete er den Mund und zeigte ihr die Zähne. Zoe starrte erst ungläubig darauf, doch als Sky den Mund schloss und sie weiterhin ansah- es war wieder still.
 

Im Camp machten sich die Mädchen langsam Sorgen um Zoe. Wo kann sie nur stecken? Ist vielleicht etwas passiert?, dachte Nain und stand auf. Alle saßen am Feuer und aßen zu Mittag. Zoe war schon seid 3 Stunden verschwunden. Irgendwann machte sich Nain dann auf die Suche. Die anderen sahen nur noch, wie sie im Wald verschwand.

Zoe und Sky sahen sich in die Augen. Es war immer noch still im Haus. Skys Vater schlief, was Sky normaler Weise auch tat um diese Uhrzeit. Zoe konnte das Alter des Jungen nur nach seinem optischen Dasein schätzen, doch da er ein Vampir war, konnte man das nicht genau sagen. Er sah allerdings aus wie 16 oder 17. Es war immer noch still, doch dann- langsam näherte sich Sky Zoe. Sie schloss die Augen, doch sie hatte auch Angst dies zuzulassen. Er hat versprochen mich nicht zu beißen, dachte Zoe und dann küssten sich die beiden. Es war ein wundervoller Kuss. Zoe hatte sich Jungs noch nie hingezogen gefühlt, doch bei Sky war das anders. Sie kannte ihn nicht, doch von Anfang an war da etwas, was ihn anziehend machte.

Nain streifte durch den Wald. Sie versuchte eine Spur von ihrer Freundin aufzunehmen, doch sie konnte sie nicht ausfindig machen. Wo kann sie denn nur hingegangen sein?, fragte sie sich. Plötzlich hörte sie wieder etwas hinter sich im Busch rascheln. Als sie stehen blieb, war es still und wenn sie sich bewegte, fing das Rascheln wieder an. Sie fühlte sich beobachtet und jemand folgte ihr.

Sky ließ von ihr ab und öffnete die Augen. Seine Augen funkelten, denn Zoe konnte ja nicht wissen, wie lange Sky in diesem Haus einsam leben musste. Auch sie öffnete die Augen und sah an die Wand. Wieder schwiegen die beiden. Für Zoe war es der erste Kuss und dann noch ein Vampir, in den sie sich scheinbar verliebt hatte. Für Sky war es zwar nicht der erste Kuss, doch er hatte schon seid sehr vielen Jahren keine Menschen mehr gesehen und hätte nie gedacht, sich in einen zu verlieben. Zoe stand langsam auf und er schaute zu ihr hoch:

„Was ist?“

„Ich muss los … meine Freundinnen suchen mich bestimmt schon.“

Auch Sky stand auf. Ihm war nicht ganz bewusst was er sagte, doch:

„Kommst du wieder?“ Hatte er das wirklich gefragt? Sie war ein Mensch!

Zoe sah zu Boden und dann gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. Sie schubste ihn wieder hinter die Treppe und lief zur Tür. Die riss sie auf und lief nach draußen. Die Tür flog zu, es war wieder dunkel und Sky alleine. Er fasste sich an die Wange und lächelte. Dann verwandelte er sich in eine Fledermaus, flog nach oben und verschwand dort in einem schwarzen Zimmer. Er legte sich neben seinen Vater und schlief. Die beiden flogen jede Nacht aus, doch Sky überfiel, im Gegensatz zu seinem Vater, keine Menschen.
 

Zoe lief so schnell sie konnte Richtung See. Dort wurde sie von den anderen empfangen, doch Jule fragte:

„Wo ist denn Nain? Ich dachte sie wollte dich suchen.“

„Ich hab sie nicht gesehen …“, meinte Zoe, „… dann sucht sie wohl noch …“ Sie drehte sich wieder zum Wald.

„Du willst doch nicht schon wieder abhauen“, sagte Sheela.

„Jemand muss sie doch suchen!“, erklärte Zoe.

„Ja, aber sie kommt wohl wieder. Du bist doch gerade erst wieder gekommen.“

„Wo warst du denn überhaupt?“, fragte Carina.

„Ja“, warf Aghate ein, „Du siehst anders aus.“

Zoe schüttelte den Kopf und schaute wieder in den Wald.

Nain war immer noch im Wald. Sie fühlte sich auch nicht zu Unrecht beobachtet. Jemand verfolgte sie. Doch wer? Denn jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, war es still. Sie wusste, dass das Rascheln aus dem Gebüsch kam, doch es war schräg hinter ihr. Jetzt reicht’s! Das wird mir hier zu blöd!, dachte sie und sprang als Luchs in das Gebüsch.

Soll ich gehen?, fragte sich Zoe, doch erst nahm sie sich etwas zu essen.

„Wenn sie in einer Stunde nicht da ist, dann geh ich sie suchen“, sagte sie zu den anderen.

Die nickten nur, doch auch alle anderen der Clique machten sich Sorgen um die Freundin. Denn jetzt konnte es sein, das auch Tags über etwas passieren konnte. Zoe wollte nicht sagen, was geschehen war und das machte dem Rest nur noch mehr Sorgen.

Nain schaute sich um. Sie streifte dem Rascheln entgegen, was man nicht mehr vernehmen konnte. Es war still, doch dann traf sie auf etwas, was sie nicht vermutet hätte. Ein Junge sah den Luchs mit verschreckten Augen an. Nain verwandelte sich zurück:

„Warum folgst du mir?“, fragte sie sofort. Er schwieg. Sie konnte nicht ahnen, was dieser Junge im Wald verloren hatte.

„Rede! Sag schon!“, forderte sie ihn auf.

„Ich will wissen, was du mit deinen Freundinnen hier machst“, war die Antwort des Fremden.

„Wir haben ein Recht am See zu zelten, aber was machst du hier?“ Nain setzte sich und auch er setzte sich richtig hin.

Der Junge sah zu Boden: „Ich lebe im Wald … schon mehrere Jahre.“

Nain legte den Kopf schief: „Wer bist du?“

Nun sah er sie an. Er hatte einige Wunden im Gesicht.

„Ich heiße Kail“, sagte er und Nain traute ihren Ohren nicht:

„Kail? Also bist du der Junge, der 2000 verschwunden ist?“ Er nickte.

Kail schaute sie an: „Es ist gefährlich hier. Ihr solltet nicht im Wald bleiben. Der Wolf weiß, wo ihr schlaft.“

„Der Wolf?“ Nain schaute ihn durchdringend an.

Nun sah Kail wieder zu Boden.

„Du meinst den Werwolf?“, fragte Nain wieder, „Was weißt du davon? Woher weißt du, dass wir hier sind und warum folgst du mir? Nur um mir das zu sagen?“

„Du weißt nicht, was dieses Wesen mit euch anstellt, wenn er euch nicht flüchten lässt!“

„Was? Was würde er anstellen?“, fragte Nain gehässig und beugte sich zu ihm, „Was würde er tun? Woher weißt du so genau Bescheid?“

Kail sah ihr in die Augen und die seine leuchteten leicht rot. Nain erschrak und ließ sich nach hinten fallen. Sie stützte sich auf den Händen ab:

„Du?“

Kail kniete sich und nickte: „Ich will euch warnen. Schon lange könntet ihr alle tot sein, doch ich kann mich auch beherrschen.“

Nain stand auf und trat aus dem Gebüsch.
 

Zoe dachte immer noch über Sky nach. Was der wohl nun tat? Doch sie alle machten sich Sorgen um Nain, die schon seid einer halben Stunde weg war.

„Ich will nicht länger warten!“, sagte Zoe und stand auf. Alle saßen am See und es war still.

Auf diese Worte schraken alle zusammen und sahen Zoe an:

„Was hast du denn vor?“

„Ich werde sie suchen.“ Zoe drehte sich um und ging Richtung Wald.

„Bleib doch hier“, meinte Missy. Zoe schüttelte nur den Kopf und ging weiter:

„Ich komm doch wieder. Ich finde mich zurecht.“

Alle waren wieder still und Zoe verschwand im Nebelwald.

Sie ging einen ihr bekannten Weg entlang und schaute sich um. Wo könnte sie sein? Doch sie hatte keine Ahnung. Nain konnte überall sein. Sie kannte sich doch aus, doch Zoe tat dies nicht. Sie musste aufpassen, wo sie hin ging. Eine Spur- die fand sie nie. Doch sie konnte sich denken, wo die Freundin hingegangen sein könnte um sie im Wald zu suchen. Im Wald war es totenstill. Kein Wind bewegte die Blätter, kein Tier war am Boden. Stille. Das gefiel Zoe nicht, denn sonst schallte es im Wald. Jedes Geräusch war sonst hörbar. Doch an diesem Mittag war alles still. Es war kein gewöhnlicher Tag. Lag es an dem gestrigen Vollmond? Doch das konnte nicht sein. Der Nebelwald schien wie tot.

Was soll das denn?, fragte sich Zoe. Sie blieb stehen und lauschte, doch wirklich konnte man nichts hören. Hilfe konnte sie sich zur Suche nicht holen und wenn sie weiter in den Wald hinein ging, dann würde sie sich noch verlaufen. Also beschloss sie umzudrehen und lief zurück zum Camp.

„Wo warst du? Hast du Nain nicht gefunden?“, fragten die anderen.

Zoe schüttelte den Kopf: „Ich hab keine Spur gefunden. Es war ganz still im Wald, ganz ungewöhnlich“, erklärte sie und setzte sich auf einen Stein am Ufer.

Wieder war es still. Es war ein merkwürdiger Tag. Es schien alles tot, kein Lebewesen war im Wald und auch die Mädchen hatten an diesem Tag nichts zu sagen. Doch dann meinte Lynn:

„Wir sollten zu Hause nach Zelten gucken. Oder sollen wir noch einmal im Freien schlafen?“

Jule warf ein: „Lasst uns doch erst einmal auf Nain warten, vielleicht kommt sie ja noch wieder.“

„Das wollen wir doch hoffen“, meinte Molli.

Zoe war still. Sie nahm nicht wahr, was um sie herum geschah. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Der Wind fuhr ihr durch die Haare. Der See schlug kleine Wellen und das Feuer knisterte. Nichts von dem hörte das Mädchen.
 

Auch Kail stand auf.

„Du hast uns überfallen?“, fragte Nain ihn.

„Ich kann nicht mehr vollkommen wie ein Mensch denken, wenn es Vollmond ist! Ich bleibe schon im Wald und versuche mich von Menschen fern zu halten, doch ich habe gesehen, dass du kein Mensch bist.“

Nain schwieg und starrte ihn immer noch an. Kail trat auf den Weg und stand ihr gegenüber.

„Du hättest mich schon mehrmals angreifen können. Du hättest mich schon längst töten können…“

Er hielt ihr den Finger an die Lippen:

„Ich hätte. Ihr wärt alle tot, wenn ich nicht wie ein Mensch fühlen könnte. Ich töte nicht wahllos und stürze auch nicht blutdurstig auf Menschen.“

Sie sahen sich an. Um sie herum Stille. Der Wald schallte nicht, das merkte auch Nain.

Ungewöhnlich…, dachte sie. Das Mädchen trat einige Schritte zurück und wandte sich in Richtung See.

„Was hast du nun vor?“, fragte Kail. Nain ging einen Schritt weiter:

„Weiß ich nicht, aber die anderen haben mich schon gesucht, das spüre ich.“

Kail ging ihr nach.

„Was willst du noch?“, fragte Nain, ohne sich umzudrehen. Er schwieg, doch ging weiter.

„Ich habe ihnen schon gesagt, dass hier merkwürdige Gestalten im Wald leben. Das hier Jungs rum laufen hab ich auch schon erwähnt.“

„Dann wird es ja nicht schlimm sein, wenn ich dir folge, oder stör ich dich?“ Kail lächelte.

Nain wandte sich um und sah ihn an:

„Was willst du denn bei uns?“

„Reden. Ich bin halt selten unter Menschen…“ Also gingen sie zusammen zurück zum Sternensee.
 

Es war schon Nachmittag und alle saßen am Feuer, als Nain kam. Mit einem Jungen im Schlepptau.

„Hey. Wer ist denn das?“, fragte Emma.

„Mir geht’s gut“, meinte Nain und fuhr fort, „Und der hier ist Kail. Habt ihr vielleicht schon einmal gehört.“

„KAIL!“, waren die Reaktionen der Freundinnen.

Kail war ein Junge circa 180cm und schlank gebaut. Er setzte sich zu den Mädchen. Nain grinste. Sie fuchtelte ein wenig an dem Feuer rum und schon leuchtete es in Zoes Lieblingsfarbe: pink. Alle starrten in die Flammen.

„Was war das denn?“, fragte Carina.

„Meine Mum wird nicht umsonst als Magierin bezeichnet“, meinte Nain.

Alle mussten lachen und sofort war der Wald wieder mit Leben erfüllt.

Es wurde langsam dunkler und Kail wollte sich schon auf den Weg in den Wald machen, doch da alle unter freiem Himmel schliefen meinten die Mädels:

„Bleib doch hier. Einer mehr stört auch nicht.“ So blieb Kail also bei den Mädchen.
 

Eine sternenklare Nacht. Zoe saß wieder etwas Abseits auf dem Stein, während die anderen ums Feuer saßen. Sie dachte wieder an Sky, denn um diese Zeit würde er sicher mit seinem Vater unterwegs sein.

Genauso war es auch. Sky und sein Vater Lucius waren in Fledermausgestalt durch die Nacht unterwegs. Lucius flog wie gewöhnlich Richtung Dorf und Sky war wie immer dagegen, da er nicht das Blut der Menschen trank. Er bevorzugte eher die Tiere. Sein Vater wollte ihn schon immer zu den Menschen bringen, doch das war ihm in all den Jahren nicht gelungen.

„Als Baby hast du es geliebt“, sagte er immer.

Doch Sky ließ sich nicht umstimmen.

„Ich will es einfach nicht und von dir lass ich mir nicht rein reden!“

Wie sonst auch machten sich die beiden getrennt auf den Weg.

Im Camp machten sich die Teenies zum Schlafen fertig und nahmen sich ihre zerfetzten Schlafsäcke.

„Hättest ja nicht so übertreiben müssen“, flüsterte Nain Kail zu und dann legten sich alle hin.

Kail legte sich jedoch weiter Abseits und Zoe saß immer noch am See. Sie war in Gedanken versunken.

Lucius flog davon und Sky flog heimlich wieder Richtung Wald. Er machte sich auf die Suche nach dem Camp der Mädchen. Er wusste ja nicht, dass es einfach war, denn wenn er wüsste, dass die Mädels am See waren, wäre er sofort dorthin geflogen. Doch er musste erst einmal suchen und das konnte dauern.

Im Camp war das Feuer schon erloschen. Alles schlief, außer Zoe. Sie baumelte mit den Füßen im eiskalten Wasser und sah zu den Sternen.

Plötzlich knisterte das Gras hinter ihr und eine Fledermaus landete. Zoe fuhr herum und sah sich um. Der Mond war nicht mehr ganz voll, aber hell genug, dass sie das kleine schwarze Etwas am Boden erkennen konnte. Die Fledermaus kam auf das Mädchen zu gekrabbelt und setzte sich neben sie auf den Stein.

„Na, du? Was machst du denn hier?“

Die Fledermaus rührte sich nicht und sah sie an. Zoe legte den Kopf schief und dann saß auch schon Sky neben ihr. Sie traute ihren Augen nicht.

„Überrascht?“, fragte der Junge und Zoe fiel ihm um den Hals.

Jetzt war Sky überrascht. Sky lächelte und seine Vampirzähne blitzten hervor. Auch sie musste lächeln und kicherte ein bisschen. Er legte den Kopf schief: „Was war jetzt?“ Zoe schüttelte den Kopf und gab ihm einen Kuss. Sky legte einen Arm um ihren Rücken und die andere Hand an ihren Hinterkopf.

Lucius war im Dorf schon auf Beutezug gegangen. Er hatte schon mehrere Leute gebissen und kam langsam zum Ende. Es war schon genug für eine Nacht und deshalb flog er zurück zum Wald.

Im Camp…

Sky ließ von Zoe ab und schaute ihr in die Augen. Dann setzte er sich kerzengerade hin und spitzte sichtbar die Ohren.

„Was ist los?“, flüsterte Zoe, doch Sky drehte den Kopf zum Himmel und schaute aus den Augenwinkeln nach oben. Seine Augen hatten Zweifel in sich.

Zoe drehte seinen Kopf zu sich:

„Was ist?“

„Es tut mir so leid…“, Sky gab ihr noch einen Kuss und als er sich gelöst hatte, verwandelte er sich wieder in eine Fledermaus und flog davon.

Er hatte in dieser Nacht zwar kein Blut getrunken, doch er flog nach Hause. Dort wartete Lucius schon:

„Wo warst du?“

„Bei den Feldern, wie immer“, meinte Sky nur und setzte sich auf die Treppe.

„Du hast kein Blut getrunken. Sag mir: Wo warst du?!“ Sky wandte sich seinem Vater ab. Das tat er in letzter Zeit immer.

„Du wirst langsam frech, Junge!“

„Mir egal! Ich bin schon alt genug! Von dir lass ich mir nichts sagen und sagen muss ich dir auch nichts!“ Sky lief nach oben und setzte sich auf das Fensterbrett.

Zoe legte sich schlafen. Sie hätte allerdings ach zu gerne gewusst, warum er plötzlich so komisch war.



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