Cacciatore e... cane?
Jäger und... Hund?
Vor dir kommt gemächlich ein Mensch aus dem Gebüsch geschlendert... Gefolgt von einem anderen Menschen, der sich auf vier Beinen fortbewegt.
"Ähm... Hallo?", sagst du unsicher und versuchst, zu lächeln.
"Tag", sagt der junge Mann auf zwei Beinen und hebt eine Hand. Er trägt einen weißen Hut und eine Brille und in der einen Hand hält er, wie du erst jetzt erkennst, ein Jo-Jo. Er wirkt gelangweilt und ausgeglichen. "Bist du Schneewittchen?"
Du blinzelst. "Ähm... wer?" Es fällt dir schwer, dich auf seine Worte zu konzentrieren, weil der zweite Mensch, ebenfalls ein junger Mann, auf allen Vieren auf dem Boden herumkriecht und an Baumwurzeln und Blättern schnüffelt und damit deine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
"Na Schneewittchen. Die Tochter von König Xanxus."
"Die Tochter...", wiederholst du langsam und wendest endlich den Blick von dem Jungen, der sich offenbar für einen Hund hält. "Ja, von Xanxus die Tochter, die bin ich."
In dem Moment kommt der Hundemensch zu dir, setzt sich neben dich und stupst mit dem Kopf deine Hand an. Du zuckst zusammen und er sieht mit fragendem Blick zu dir hoch.
Nach kurzem Schweigen seufzt du und beginnst, sachte seinen blonden Haarschopf zu streicheln.
"Ken, lass das...", murmelt der Mann mit dem Jo-Jo genervt, doch dieser schließt nur entspannt die Augen.
"Tut mir sehr Leid, ...", beginnst du scherzhaft und siehst ihn dann fragend an.
"Chikusa", ergänzt er ohne die Spur eines Lächelns aber trotzdem nicht unsympathisch. "Ich bin Jäger. Und Ken ist mein Jagdhund."
"Freut mich, Chikusa", sagst du und wunderst dich nicht weiter darüber, dass ein Mensch dan Platz eines Jadghundes eingenommen hat.
"Und, was jagst du so?"
"Alles Mögliche...", antwortet er und lehnt sich lässig gegen einen Baum. "Aber heute habe ich einen Auftrag."
"Ach so?" Du legst den Kopf schief. "Und was musst du da machen?"
Chikusa neigt etwas den Kopf, als er antwortet. "Dich töten."
Ken öffnet die Augen und blickt aufmerksam zwischen euch hin und her. Dann beginnt er, leise zu knurren – allerdings nicht in deine Richtung, sondern in Chikusas.
Beunruhigt siehst du auf den Pseudo-Hund hinab und versuchst, ihn zu beruhigen. "Ist schon gut, Ken...", murmelst du und streichst ihm über den Kopf. Erst dann siehst du wieder den Jäger an.
"Hat meine Stiefmutter dich beauftragt?"
"Sehr scharfsinnig", erwidert er nur, ohne die Frage direkt zu beantworten.
Aber das braucht er auch nicht. Du hast so etwas eh schon geahnt... Deine Stiefmutter hasst dich abgrundtief und du lebst in einer Zeit und einem Milieu, in denen Mordintrigen Gang und Gebe sind.
Du blickst ins Leere, an Chikusa vorbei, und denkst darüber nach, wie deine Chancen stehen, zu fliehen. Du könntest versuchen, Chikusa auf die Nette-Mädchen-Tour abzulenken... Aber er scheint nicht der Typ zu sein, der sich auf so etwas einlässt. Abgesehen davon hast du noch nie wirklich versucht, jemanden mit deinen 'weiblichen Reizen' um den Finger zu wickeln.
Dein Vater hätte jede männliche Person, die auch nur ein wenig Interesse an dir zeigt, sofort mit Whiskeygläsern erschlagen. (Oder seinem persönlichen Liger zum Fraß vorgeworfen.)
Aber zu versuchen, ihn irgendwie außer Gefecht zu setzen, scheint auch nicht der beste Weg zu sein... Zumal dir auch hier wahrscheinlich das Talent dazu fehlt.
"Du kannst nicht fliehen", unterbricht Chikusa auf einmal deine Gedanken und geht einen Schritt auf dich zu. Ken stellt sich zwischen euch und knurrt seinen Herren jetzt viel lauter an. Dieser allerdings verdreht nur die Augen. "Sei still, Ken... Ich werde sie nicht umbringen."
Ihr beide – du und Ken – seht ihn überrascht an.
"Nicht?", fragst du verblüfft.
Und jetzt hat er tatsächlich den Anflug eines Lächelns auf den Lippen. "Natürlich nicht. Dann wäre die Geschichte doch zuende."
Du willst fragen, was für eine Geschichte er meint, doch er redet schon weiter.
"Als ich sagte, du kannst nicht fliehen, meinte ich, nicht ohne meine Hilfe. Die Königin wird uns beide umbringen lassen, wenn du wieder im Schloss auftauchst."
"Ach so..." Das findest du durchaus verständlich, wenn auch etwas ärgerlich. Du kannst nicht einmal zurückgehen, um deine wichtigsten Sachen zu holen.
Zumindest bist du froh, dass du mit Chikusa den wohl coolsten Jäger weltweit als vermeintlichen Mörder abgekriegt hast.