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Asancur

von

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Besuch vom Schicksal

Besuch vom Schicksal
 

„Bel?“ Wie ein Hammerschlag bohrte sich dieses eine Wort in sein Bewusstsein, verdrängte den Schlaf und die Leichtigkeit.

Es zwang ihn zurück zu Gedanken, zurück in seinen schweren Körper. Mühsam drehte er sich und biss dabei die Zähne zusammen. Schmerzen flimmerten auf. Er versuchte zu blinzeln, kämpfte gegen seine verkrusteten Lider an. Beim nächsten Versuch sich wieder in seine Decke einzugraben, riss er seine Augen auf – und schluckte.

Die Nacht herrschte. Ein Himmel ohne Sterne prangte in dunklem Grau über ihm. Wind blies kalt über seine Haut und juckte ihn an zu vielen Stellen. Es machte ihn verrückt.

Doch als er darüber kratzen wollte und seinen Arm bewegte, sich etwas zu viel rührte, schrie er. Schmerzen zuckten durch seinen ganzen Körper, sammelten sich schließlich in einem grauenhaften Ziehen auf seinem Rücken. Dort unten, dort zwischen seinen Backen glühte es am stärksten, während seine Haut dort am stärksten spannte. Die Stelle, aus der sonst nur etwas kam, brannte wie die Hölle. Es stach dort, durchfuhr ihn immer wieder wie eine Nadel, die sich in ihn bohrte.

Eine Ahnung wallte auf, bis er sie mit aller Macht unterdrückte.

Mit zusammengebissenen Zähnen richtete er sich diesmal langsam auf und schaute sich panisch um. Sein Herz pochte, Angst war alles, was ihn noch beherrschte. Schnell raste sein Blick über die ganze Lichtung. Sie war leer, die Gestalt…er konnte nicht weiter denken, unterbrach die aufkommenden Bilder mit Nägeln, die sich in seinen Arm bohrten.

Seine Finger tasteten weiter, nach irgendetwas, fanden nichts. Je länger sein panischer Blick über die Umgebung raste, desto mehr wurde ihm die Leere bewusst.

In der Lichtung war nichts, gar nichts außer kalter Erde. Es war eine Wüste bar jeden Lebens. Er saß mitten in einem Krater, der sich zu den Bäumen hin erhob. Am Rand dieser Einbuchtung wirkte der Wald fremdartig, anders. Rinde bröselte von den Bäumen hinunter, Stämme waren in der Hälfte geteilt und der Saft tropfte langsam über das Holz – es war einfach nichts so wie es sein sollte. Verwirrt fuhren seine Finger weiter über die kühle Erde, die viel zu schwer war, bis er auf etwas Weiches traf.

„Bel?“ Der Ruf lenkte seine Aufmerksamkeit für einen Moment auf Gestalten, die sich durch den Wald kämpften und immer näher kamen. Bel schauderte und schaute hinunter. Seine Kleidung war zerfetzt, offenbarte viel zu viel seiner Haut und war kaum mehr als ein lose zusammengehaltenes Geflecht aus Streifen. Selbst seine mit blutigen Striemen durchzogene Hüfte war zu sehen. Etwas kratzte auf seinem Gesäß und das Ziehen wurde zu groß. Er zitterte, und drehte sich ein wenig, bis er auf der Seite saß. Es wurde etwas besser.

Bel fuhr mit seinen Händen etwas weiter. Im nächsten Moment fand er mit seinen klammen Fingern etwas noch Kühleres und schaute dorthin. Er hielt seinen Dolch in Händen, hob ihn hoch und klammerte sich daran, um sich abzulenken und das Ziehen zu vergessen. Schnell verstaute er die Waffe mühsam in der zerfetzten Halterung, die an seinem rechten Bein hing.

Viel zu schnell gesellte sich etwas anderes zu dem Stechen, das er nicht wahr haben wollte. Seine Schulter pochte. Gegen jede Angst griff er mit zitternden Fingern hoch, wich immer wieder zurück, bis er es schaffte und die erste Berührung ihn fast zum springen brachte. Doch dann atmete er erleichtert auf.

Es war alles, wie es sein sollte: Nicht warm, nicht feucht, nur ein leises Ziehen. Der erste Blick offenbarte dann aber etwas anders: Weiße Striemen blühten wie ein Muster um zwei kreisförmige Wunden auf, die fast wie Einstiche, wie Bisse wirkten.

„Hallo?“ Noras Stimme riss ihn aus seiner Selbstbetrachtung. Panisch erkannte er, dass sie fast in Sichtweite war, wollte nicht so erblickt werden, wollte nicht untersucht werden. Angst kam auf, der Drang nach seiner Waffe wurde zu groß, bis er sie wieder zog. Mit immer hastigeren Bewegungen fuhren seine Finger mit dem Dolch durch die Luft, bis er ein schwarzes Tuch neben sich fand – und stoppte. Ohne weitere Gedanken ergriff er das übergroße Stück Stoff und schwang es um seine Schultern, nur um dann aufzustehen. Es fiel, landete auf dem Boden und flatterte trotzdem im sanften Wind. Schnell drapierte er es, um alle Stellen zu verbergen und machte dann den ersten Schritt – und glaubte fast zu sterben. Es war, als ob etwas von dort unten hoch zog und ihn in zwei Teile reißen wollte. Es war, als ob sich etwas in ihn bohrte. Sein Rücken fühlte sich wie von einem Schlag getroffen an.

Er wollte sich noch etwas fangen, doch dann war es schon zu spät.

„ Oh Bel!“ Nora sprang zu schnell auf ihn zu. Sie umarmte ihn und klopfte auf seinen Rücken. Er biss die Zähne zusammen, löste sich so schnell wie möglich wieder, um nicht durch die Schmerzen zu verraten.

Ein Kribbeln in seinem Nacken juckte, bis er suchte. Die beiden anderen Mitreisenden starrten ihn immer wieder an, wirkten verwirrt, während sie sich offensichtlich nicht ganz entscheiden konnten, wer ihre Aufmerksamkeit bekommen sollte. Die raste zwischen der Lichtung und ihm hin und her.

„Was ist hier…?“, fragte schließlich Buro und kratzte sich auf dem Kopf. „Das ist doch ein Einschlagskrater, oder? Aber…das passt nicht. Moment.“ Schon grub Buro mit seinen Fingern über den Krater und inspizierte ihn, schien alles andere vergessen zu haben und murmelte nur noch etwas für sich selbst.

Bel wich langsam ein paar Schritte zurück, weg in den Wald. Dann schreckte er hoch, seine Augen schlossen sich ob der Schmerzen kurz. Eine Hand hielt seinen Arm.

Finron starrte ihn an und meldete sich dann zu Wort: „Ich dachte du wärst krank?“

Noch bevor dieser weiter nachfragen konnte, schüttelte Bel vehement den Kopf. „Nein, es geht schon wieder gut. Das waren nur die Nachwirkungen.“

Dann machte sich Nora wieder bemerkbar. „Und was ist hier passiert? Wo ist Hara, wo ist die Alte, wo sind die, die mit Hara gekommen sind…und wo ist der Hein?“ Sie schaute ihn bei ihren Fragen interessiert an, starrte immer wieder gebannt auf den nächstgelegenen Baum. Tropfen rannen den geteilten Stamm hinunter, flossen über die einzelnen Fasern und erinnerten ihn an etwas.

Ihn schauderte, er wickelte das Tuch enger um sich. Panisch schaute er sich um. Er fühlte etwas in seinem Rücken, spürte etwas an seinem Hals, das nicht da war. Erinnerungen, Hitze – es war zu viel für ihn. Sein Atem ging immer schneller, während Finron ihn kritisch betrachtete. Schnell rammte Bel seinen Fuß auf die Erde. Schmerz jagte durch jede Zelle und lenkte ihn ab.

Nora wirkte besorgt, fragte: „Bel? Alles in Ordnung?“, was ihn zu der fehlenden Antwort trieb.

„Ä…Ähm…ich…“, stotterte er, stoppte und atmete einmal tief durch, um dann fortzusetzen: „Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Ich wurde…“ Er überlegte und sah dabei die gespaltenen Bäume. „…fast hierher verschleppt“, setzte er dann fort, „und dann ließ sie mich fallen. Hara kam, rannte an mir vorbei. Alle rannten weg…“

Die Erinnerungen konnte er nicht unterdrücken, fühlte, wie sein Magen sich zusammenzog. Bilder von Knochen, Blut. Er zitterte. „Dann hörte ich etwas, doch irgendwann wurde ich ohnmächtig. Als ich wieder zu vollem Bewusstsein kam, fand ich schließlich den Weg hierher. Dann…“

Bel hasste es zu lügen, aber es war notwendig. Er wollte nicht darüber reden, wollte nicht offenbaren, was passiert war. Und in Wahrheit verstand er selbst am wenigsten, was er gesehen hatte.

„Lass mich kurz einen Blick auf dich werfen. Nachdem du noch vor Kurzem so krank warst und jetzt ohne Bewusstsein…“, mischte sich Finron ein und kam zu schnell auf ihn zu. Er wickelte sich nur noch enger in sein Tuch, wollte niemanden seine Kleidung sehen lassen. Bemüht versuchte er dabei Haltung zu bewahren.

„Ich hatte nur einen kleinen Rückfall…“, begann er, nur um von einem „Zwei“, unterbrochen zu werden. „Gut, zwei. Aber jetzt geht es mir gut und es ist alles in Ordnung. Und ich habe keine Ahnung was hier los ist, außer dass wir auf einem fremden Planeten sind und wir andere Sorgen als mich haben. Was machen wir ohne Hara?“ In dem Moment biss er sich auf die Zunge – er hatte zu viel gesagt.

„Was ist mit Hara?“ Nora klang besorgt und schaute sich noch einmal in der Lichtung um. „Und warum ist hier gar nichts? Wieso sind hier Bäume…?“

Genau dann stand Buro auf. „Also ein Einschlagskrater ist das garantiert nicht. Es ist, als ob etwas die Erde durchwühlt hätte – und ich möchte nicht wissen, wie stark das gewesen sein muss, um so tief in diese schwere Masse einzudringen. Naja, mein Fehler. Ich hätte nur die Bäume anschauen müssen…so schaut ein Einschlag nie aus. Aber es ist ein Rätsel…“

„Könnten wir vielleicht gehen? Ich glaube wir sollten weg von hier…“, murmelte Bel und ging ein paar Schritte. Eine Hand versuchte ihn zu halten, doch er riss sich los und rannte in den Wald. Dort drehte er sich noch einmal kurz um und sah die verdatterten Gesichter seiner Begleiter.

Nora war die erste, die ihren Schock überwand. Mit einem: „Warte doch!“, eilte sie ihm nach und holte ihn ein. „Was ist denn in dich gefahren?“

„Nichts, ich bin nur müde“, log er. In Wahrheit war er hellwach, untersuchte immer wieder die Umgebung.

„Und was ist mit Hara?“

Darauf stoppte er. „Sie hat geschrien…und…es kam aus der Richtung der Lichtung.“

„Aber da ist nichts…“, mischte sich Buro ein und deutete noch einmal dorthin.

Gerade als er sich wieder umdrehen wollte, zerrte etwas an seinem Tuch. Panisch griff er danach. Doch es war zu spät. Der schwarze Stoff rutschte etwas von seiner linken Schulter, offenbarte zerfetzte Kleidung und die Striemen.

„Das“, erklärte Finron, „ist nicht normal. Es sieht wie eine Bisswunde aus und Eiter, der sich gebildet hat. Das erklärt auch die Rückfälle und die unpassenden Symptome.“ Finger tapsten darüber, bohrten sich in seine Schulter, bis ein skeptischer Blick blieb. Bel versuchte die Hand wegzudrücken, schnaufte – vergeblich. „Hm…aber scheint, als hättest du bei Berührung keine Schmerzen. Also dürfte die offensichtliche Entzündung abheilen.“ Zufrieden beendete Finron die ungewollte Untersuchung und ignorierte die Flüche, die Bel ausstieß.

„Aber solltest du so etwas noch einmal vor mir verheimlichen, dann werde ich dich in die Quarantäne stecken lassen, selbst wenn nichts vorliegt.“ Die Drohung brachte ihn zum Zittern. Wut und Angst mischten sich, bis Bel am Ende nur eine flapsige Verbeugung mit einer Hand auf der Brust vollführte und los marschierte.

„Warte mal. Und warum ist deine Kleidung so…“, schrie ihm Nora nach, ohne dass er weiter darauf achtete. Jeder Schritt stach.

Schließlich musste er langsamer gehen und wurde sofort wieder mit Fragen bombardiert, deren Antworten er selbst nicht hatte oder nicht geben wollte.

„Komm schon, Bel. Irgendetwas stimmt doch nicht“, kombinierte schließlich Buro, während Bel schon die Häuser sah. Aus der Ferne hörte er ein Gewirr von Stimmen.

Er nickte nur. „Das würde ich auch sagen. Etwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht was. Die einzige, die es weiß, ist die Alte – Ba’kana. Also könntet ihr nicht einfach SIE suchen?“, murmelte er dann mehr zu sich selbst und fuhr sich gedankenversunken über seinen Rücken. Im gleichen Moment grollte sein Magen und gab ihm damit eine Möglichkeit, seiner Gesellschaft zu entkommen.

„Ich muss jetzt nämlich dringend etwas essen und den Scherbenhaufen in meiner Tasche zusammensammeln. Konnte ich ja bisher nicht, da mich jemand weggeschleppt hatte.“ Dabei warf er einen Blick in Noras Richtung. „Vielleicht finde ich dort etwas. Also verzeiht und bis morgen“, entschuldigte er sich schnell, ignorierte seine Schmerzen, um zu seiner Unterkunft zu rennen. Schweißgebadet stürmte er an einer Versammlung der Einheimischen vorbei, an Haras Mann, der ihn mit zu Schlitzen verengten Augen anstarrte. Darauf rannte er nur noch schneller in seine Behausung.

Die Tür prallte hinter ihm zu, vibrierte in den Angeln. Sobald sie zufiel, verstummten alle Geräusche und er hörte nichts mehr. Nur ein sanfter blauer Schimmer strahlte ihm von den Wänden entgegen.

In dem Moment ließ er das schwarze Tuch fallen, prallte fast gleichzeitig mit den Knien auf den Boden. Es schmerzte, lenkte ihn ab.

Gleich fing er damit an, die Fetzen von Kleidung von seinem Körper zu lösen, zitterte bei dem Anblick der blauen Flecken an seiner Hüfte und an seinen Oberschenkeln. Er schüttelte seinen Kopf.

Schließlich tastete er nach hinten, fuhr langsam über sein Gesäß, zuckte zusammen, als er dieser einen, versteckten Öffnung zwischen seinen Beinen immer näher kam. Zu seinem Entsetzen fühlte er das Ziehen, eine dumpfe Erinnerung an Hitze und zuckte wie verbrannt weg. „Das kann nicht…das kann nicht…“

Verwirrt starrte er auf sein Glied, das sich gegen seinen Willen etwas regte, das zu viel Blut bekam und im gleichen Takt wie sein Herz pochte. Zaghaft wanderten seine Finger dorthin, als er mehrere rote Ringe darauf entdeckte. Kurz vor der Berührung gewann Furcht die Oberhand und verzweifelt suchte er nach etwas.

„Ablenkung…Ablenkung“, murmelte er in schnellem Takt und rutschte zu seiner ausgeleerten Tasche. Sein erster Griff landete mitten auf einem Fleischstück. Schnell suchte er weiter, bis ein leuchtender Stein in seine Richtung purzelte und alles in die Umgebung in sanftes Licht tauchte. Schnell stellte er die unten abgeflachte Kugel, die so strahlte, auf und kramte weiter, bis er endlich am Grund seiner Tasche ein unberührtes Kleidungsstück fand. Er zerrte es heraus und war im nächsten Moment schon angezogen – und ohne Beschäftigung.

Gedanken kamen, gingen und kehrten umso deutlicher zurück. Dumpf schwelte ein Gefühl in ihm, eines das ihm sagte, dass jemand ihm etwas geraubt hatte. Und mit jeder neuen Sekunde wurde es schwerer, die Befürchtung, was es war zu blocken. Mit jedem Moment wurde es immer unmöglicher, das Bild des Wesens zu unterdrücken, das vor ihm gestanden hatte. Und bei jedem Schimmer der Erinnerung, stach etwas in seiner Brust, zog sich in Angst zusammen.

„Ich habe keine Angst…“ Er biss die Zähne zusammen und ignorierte das stetige Anwachsen von etwas, das er nicht fassen konnte. War es Vorfreude? War es Panik?

Schließlich gab er auf und holte ein Notizbuch heraus. Langsam fing er an, alles zu notieren, was ihm in den Sinn kam.
 

Verlangen. Das einzige, was ihn gegen die Schmerzen antrieb, war dieses Verlangen. Er brauchte ihn, er brauchte ihn jetzt. Seine Nase, das was davon existierte, verzog sich und versuchte den Duft zu finden; erfolglos. Sein Wesen streckte sich nach ihm aus, suchte, bis es vibrierte.

‚Da, da‘, schrien alle seine Teile gleichzeitig, stoppten kurz in ihrem Weg, zerrten ihn weiter durch die kahle Umgebung. Die Qualen der Formung waren für einen Moment vergessen, die Tiere, die in seinen Klauen hingen und sich zersetzen, für einen Moment verschont. Und dann stürmte mehr Wissen auf ihn ein. Gleichzeitig formte sich etwas oben, brach mit einem Knirschen durch seinen Kopf und schwirrte wie eine Krone um ihn herum, verschmolz und verdrehte sich. Es zerrte, schaffte sich Platz, bis es sich setzte und zwischen den Haaren fest liegen blieb.

Atem. Er brauchte mehr davon. Nahrung. Sein Schwanz zischte durch die Luft, spießte etwas hinter sich auf, das sich ihm in den Weg stellen wollte, zerschmetterte Knochen. Es wirbelte durch die Luft, getragen von ihm und krachte im nächsten Moment gegen einen Baum, bevor es in seiner Hand landete. Sein Mund bewegte sich, seine Zähne vergruben sich darin und brachen das Fleisch. Saft rann seine Kehle hinab, erfüllte ihn. Es gab ihm neue Kraft.

Dann knurrte er, unzufrieden.

Das alles war bedeutungslos. Etwas fehlte. Er brauchte ihn. Jetzt.
 

Bel schreckte hoch. Halb verschlafen blinzelte er. Eigentlich hatte er sich nur kurz auf das Tuch gelegt und dann die Augen für einen Moment geschlossen, um zu ruhen. Länger hatte er nicht Zeit zu überlegen.

Er fühlte es. Da war etwas - etwas war da.

„Mein...“ Das Flüstern jagte durch jede Pore seines Körpers. Hitze glomm auf, Kälte flutete ihn. Er konnte sich nicht entscheiden, klammerte sich an seinen Dolch und schaute auf.

Bel erstarrte. Vor ihm stand jemand.

Blut. Es, er, erinnerte ihn daran. Bilder von der Lichtung, von einem See aus rot schossen hoch und sein Magen rebellierte. Das Gefühl dabei war untrüglich, doch der Anblick verekrht, so anders.

Graue Augen strahlten ihn mit einem Verlangen an, das er nicht übersehen konnte. Lange schwarze Haare glänzten in dem spärlichen Licht, während etwas dazwischen wie weiße Fäden schimmerte. Auf dem Kopf lagen gewellte Hörner, schmiegten sich daran wie der Teil eines Helms. Sie erinnerten ihn an die glatten der Einwohner.

Doch die Farbe war falsch: Statt reinem weiß schimmerten die Spitzen rot, gerade als ob sie in Blut eingetaucht worden wären. Riesige schwarze Klauen präsentierten ihm ein kleines Lebewesen, ließen es wie ein Geschenk fallen. Es prallte auf, knackte und blieb wie eine leere Hülle auf dem Boden liegen. Die Gliedmaßen standen in alle Richtungen weg, völlig verdreht. Das Fell war verkrustet, die Haut so in Fetzen, dass er fast nichts erkennen konnte. Der bittere Geschmack in seinem Mund jedoch, war viel zu deutlich. Schnell wandte er sich wieder dem Fremden zu.

Dieser Körper, dieses Wesen war der Traum seiner schlaflosen Nächte. Starke Muskeln bewegten sich ständig. Die Haut darüber strahlte ihm in seinem sanften Braunton entgegen, durchzogen von hypnotisierenden weißen Mustern. Die breiten Schultern waren von einem Mantel bedeckt – einem Mantel, der viel zu lang war und weit über den Boden schleifte.

Das einzige, das nicht passte, waren die hunderten Narben. Wie ein Netz zogen sie sich durch das Gesicht, flimmerten und änderten sich ständig.

Zudem preschte immer wieder ein Schwanz hervor, ein riesiges Ding mit einem buschigen Ende, das trotz des weichen Aussehens gefährlich spitz wirkte.

„Wer sind Sie?“ Sein Dolch sauste durch die Luft, bis er vor seinem Gesicht zum Stehen kam und fiel fast aus seinen tauben Fingern, als sein Blick über den Bauch nach unten wanderte.

Schnell rasten seine Augen nach oben. Ein Nicken bestätigte alles, erklärte nichts. Ziehen setzte ein, sein Kopf dröhnte. Er kannte den Anblick, fühlte seinen Körper reagieren.

Und dann rutschte es ihm heraus. „Was hast du mir angetan? Wer bist du? Was bist du?“ Das letzte flüsterte er nur noch, beobachtet mit Entsetzen wie das Narbennetz im Gesicht sich ständig veränderte und immer feinere Züge hinterließ. Die Lippen verzogen sich wie zu einem Lächeln, offenbarten ein Raubtiergebiss.

Langsam richtete er sich auf, suchte nach einem Ausweg, ohne sein Gegenüber aus den Augen zu lassen. Doch die einzige Tür war hinter dem Mann, ein seltsames schwarzes Netz darüber gespannt.

Und er kam näher…
 

Er konnte nicht mehr. Jede Zelle vibrierte, jede Faser verlangte Berührung. Sein Blick blieb hängen, unfähig sich von diesem Wunder zu lösen.

„Akash…ich...Akash“, erklärte er schließlich und suchte nach den Worten, die er genommen hatte. Sie waren so schwer zu finden in dieser ewigen Bewegung. Nicht alles hatte schon seinen Platz, vieles verschob sich mit jedem Moment und riss ihn fast entzwei. Verlangen war das einzige, das konstant blieb.

„Akash? Das kann nicht sein.“ Er hörte seinen…seinen Bel. Langsam fügte sich sein Kern und sein Verstand kam.

„Akashs Hein ist mein, war mein.“ Kopfschütteln war sein Lohn, Schütteln des ganzen Körpers, den er so sehnsüchtig anschaute. Erinnerungen kamen und formten ihn. Langsam zog es ihn nach vorne. Oberfläche kribbelte. Seine Krallen ergriffen seinen Umhang, zerrten ihn hinunter. Jetzt…er brauchte ihn jetzt.

„Lass das…geh weg von mir!“ Angst war alles was er roch. Sein Partner stand unbeweglich wie ein Baum da. Die schimmernde Haut zitterte wie die Erde vor ihrer Wut. Er stoppte und legte seinen Kopf auf die Seite.

Seine Zunge fuhr gedankenverloren über seine Lippen. Er wusste nicht wieso, nur dass eine Glut in seinem Fortsatz brannte. Ein Wort kam ihm in den Sinn: Glied.

„Du gehörst mir. Ich brauche dich…ich will dich...und du mich.“

„Was? Ich gehöre niemandem! Ich gehöre nicht den Auros, ich gehöre nicht dir, ich gehöre niemandem. Also verschwinde. Ich bin nicht wehrlos“, fauchte sein Partner, richtete sein glänzendes Ding, den Zahn – die Waffe – auf ihn.

In einer einzigen Bewegung sauste sein Schwanz, traf mit der Seite den Arm. Er hörte ein Klappern und stürzte auf seinen Bel zu. Seine Finger legten sich um die warmen Hände, sein Glied zuckte freudig auf, seine Zähne juckten. Er fühlte etwas – Durst.

Druck in seinen Beinen lenkte ihn ab. Verwirrt registrierte er etwas, das Schmerz sein sollte, schaute hinab und entdeckte einen Fuß, der dagegen hämmerte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

„Verdammt. Lass. Mich. Los.“ Sein Bel knurrte fast schon - sein Körper reagierte darauf. Schnell drehte er sich. Sein Schwanz peitschte hinter seinen Partner und legte sich um dessen Beine, seine Finger drückten den Körper nach vorne. Mit Genuss sah er ihn fallen, hörte den Aufprall und sackte über ihm zusammen. Er war ihm so nah, dass er die Lippen mit den seinen berühren konnte.

Atem, so süß. Geruch, so richtig.

Er brauchte, brauchte so vieles. Sein Glied sang ein Lied, versprach Freude. Erinnerungen quollen hoch wie Samen, die…der Gedanke ging in dem Schwellen unter.
 

Bel zitterte, versuchte sich unter Kontrolle zu bringen. Sterben kam nicht in Frage.

Sein Fuß brannte. Alles schmerzte, während sein Gegner nichts als ein Lächeln für ihn übrig hatte. Und jetzt war er gefangen, seine Beine von einem Gewicht beschwert, das ihn niederdrückte.

Akash lag über ihm, seine Finger ein stahlharter Käfig. Die Krallen bohrten sich bei jeder Bewegung in seine Haut. Sein Herz pochte so laut, dass er kaum denken konnte.

Fliehen. Er wollte fliehen, doch er konnte nicht. Aber irgendetwas musste er tun.

Ein letztes Mal schaute er weg, biss sich in die Wange und versuchte die rasende Panik unter Kontrolle zu bringen.

„Was…Was will…willst du?“ Mit Mühe täuschte er Stärke in seiner Stimme vor, konnte aber das Zittern nicht verbergen. Weg von hier, er wollte nur weg von hier.

„Dich. Uns...Freude. Ich bin dein, du bist mein“, erzählte Akash. Es klang fast wie ein Gesang. „Akash wird kommen, nicht wahr? Akashs Hein ist mein Boden. Ich habe gegessen, sie haben genommen. Mein Geflecht oft zerbrochen, doch gegeben habe ich weiter – bis du gekommen. Jetzt kann ich gehen, klar denken. Ich bin frei, befreit von meinen Fesseln und in neue gebunden.“

„Was?“ Etwas drückte dabei gegen seine Beine. Feuchtigkeit benetzte seine Schenkel und er zitterte. Zu seinem Entsetzen war da noch etwas anderes neben der Angst…

„Ich bin geformt aus vielen und bin einzigartig. Bin dein Traum.“ Bei den Worten schüttelte er den Kopf. Er konnte nicht umhin, die warmen Finger zu bemerken und den muskulösen Körper. Wieso musste es nur wie sein Traum sein.

„Nein, du bist ein Alptraum“, entgegnete er schnell, „und jetzt lass mich…“

„Brauche noch Zeit. Etwas, bis ich vollständig bin. Du, wir sind eins. Brauchen uns.“ Kurz stoppte Akash. „Ich werde dir nie etwas antun.“ Die Worte kamen gestockt, mit großem Abstand, aber sie waren ehrlich, warm. „Außer ich kann dich nicht mehr haben…“ Damit brach wieder alles Vertrauen zusammen. „Jetzt, egal wie…“

Akash rieb mit etwas über seinen Oberschenkel, immer höher. Die Krallen bohrten sich in seine Haut, ein Stöhnen war zu hören. Bel hielt die Tränen zurück. Er hatte Angst zu sterben, hatte Angst seinen tiefsten Sehnsüchten nachzugeben.

Mit Mühe redete er sich ein, dass er es schon durchgemacht hatte, dass er einen Weg finden würde dem Schicksal zu entrinnen, dass die Auros-Familie ihm schon lange zugedacht hatte. Sein Tod würde sie nur freuen und sie hätten ihr Ziel erreicht. Das konnte er nicht zulassen. Er musste nur an seinen Dolch gelangen.

„Ja, aber lass mich…“, flüsterte er schließlich und hatte das Gefühl, dass etwas ihn ihm zerbrach. Bevor er noch reagieren konnte, schwebte er schon Zentimeter über dem Boden, drehte sich in der Luft und sah tausende kleiner Fäden unter sich, die ihn sanft auffingen.

Die Decke, das schwarze Tuch federte ihn ab.

Darüber nachdenken war unmöglich. Sanft landete er auf dem Boden. Starke Finger bohrten sich in seine Hüften; sie berührten ihn dort wo die Flecken waren. Etwas strich über sein Gesäß, über die beiden Rundungen und kreiste feucht darüber. Er schloss die Augen, bis ihm sein Fehler bewusst wurde und er nach seinem Dolch griff, es versuchte. Doch er war zu weit weg, zu weit entfernt. Mühsam streckte er sich, nur um wieder nach hinten gezerrt zu werden, etwas Heißes dort zu fühlen, wo das Zerren am stärksten war.

Er wusste was es war.

„Was? Nein, nicht....“ Er versuchte sich zu drehen, fühlte eine Kraft auf seinem Rücken, die ihn hinab drückte. Seine Augen rasten zur Seite, bis er seinen Peiniger sah – und die Hitze in seinem eigenwilligen Körper nicht unterdrücken konnte. Hass auf seinen Körper schwelte, ging unter in dem Rasen vor Freude, das durch seinen Kopf jagte. „Wieso?“, fragte er niemanden als sich selbst.

„Du brauchst mich. Du…vermisst…alles perfekt“, kam die ungebetene Antwort, die ihn zum Zittern brachte. Wütend ballte er seine Fäuste, schlug damit gegen den Boden, bis die Wut zu groß wurde. Mit Energie schwang er einen Arm nach hinten und zielte auf das Wesen vor sich. Im nächsten Augenblick sauste ein Schatten an ihm vorbei und seine Knöchel krachten gegen Akashs Schwanz. Ein Lächeln war da, ganz kurz, doch die Genugtuung verflog schnell wieder. Das Ziel hatte er verfehlt und es war zu hart…viel zu hart.

Plötzlich fühlte er den Widerstand, die unglaubliche Härte, gegen die seine Faust verlor. Schmerzen jagten wie ein Feuer durch seine Finger, brannten sich ihren Weg durch seinen Arm, während er das Knacken fühlte. Seine Knochen verschoben sich gegeneinander, wichen der gefühlten Mauer in alle Richtungen aus. Wo sie nicht konnten, zerbarsten sie einfach und suchten sich alle Wege. Panisch zerrte er seine Faust zurück - zu spät. Er schrie, schrie nur noch.

„Nein. Niemand darf dich verletzen. Niemand!“, donnerte Akash so laut, dass sein Trommelfell spürbar vibrierte. Es klang noch panischer, als er sich fühlte und berührte ihn im Inneren – kurz, bis die Stiche wieder alles überragten. Dumpf nahm er noch die Hand wahr, die ihn anfasste.

Bel sackte zusammen, hämmerte mit seinem Kopf gegen den Boden, wollte lieber das Dröhnen im Gehirn als das brutale Ziehen, nicht die glühenden Nadeln, die sich in seine Faust und seinen Verstand bohrten. Und dann fühlte er etwas, Geschossen gleich eindringen. Etwas rammte sich in seine glühende Hand, trieb ihm die Tränen in die Augen, während er etwas knacken hörte und fühlte. Fremdes schlängelte sich unter seiner Haut, schloss sich um die Muskeln, zog und zerrte, trieb ihn in den Wahnsinn.

„Nein, nein“, stöhnte er – bis es jäh endete und damit der ganze Schmerz. Vorsichtig hob er seine Faust, sah schwarze Fäden und ein weißes Geflecht, das sich darüber erstreckte und langsam unter die Haut gezogen wurde.

Vorsichtig drehte er seinen Kopf und erblickte noch die letzten Reste der gleichen Farbe, Reste von dem gleichen, kaum sichtbaren Geflecht auf den Krallen Akashs, der ihm jetzt alle Freiheit zum Denken ließ.

Fast glaubte er, Trauer und Verwirrung in den Augen seines Gegenübers zu sehen.

Erstaunt, fertig, murmelte er ein „Danke“ und fühlte die Finger weichen, den Druck schwinden. Es kribbele, Wärme schlich sich durch seine Adern immer weiter. Mit einem Mal schien sein Verstand zu versagen und seinem Körper Platz zu machen. Erleichterung wogte durch jede Pore und erfüllte ihn mit einer sanften Wärme.

Vertrauen war im gleichen Moment da, die Angst wie verflogen. Er starrte noch einmal auf seine Faust, dann wieder zu dem Wesen, dieser Verkörperung seiner heimlichsten Sehnsüchte. Und niemand kannte es, es kannte niemanden. Er war auf einem fremden Planeten…

Sein Verstand setzte aus und da sah er eine Möglichkeit, von der er schon immer geträumt hatte: Einmal konnte er seinen Wünschen nachgeben, ohne dass jemand es wissen würde. Einmal gegen alle Konventionen verstoßen. Die Freude war zu groß, der kurze Zweifel schnell ausgestampft mit dem Anblick des Wesens. Er ließ alle Masken fallen. Sein Körper reagierte sofort, Blut raste hinunter, angetrieben von seinem rasenden Herz.

Er hatte die Wahl…und nahm sie.

Bel wusste: Er war verrückt – und er lächelte.
 

Akash fühlte seine Fäden schwächer werden. Ihm fehlte die Kraft, die er gegeben hatte und er war verwirrt. Sein Schwanz zitterte noch von dem Schlag; ein Schmerz, der in seinem Kern vibrierte, zog an ihm.

Wieso wollte sein Partner sterben, wieso sich verletzen? Noch als er diesen Gedanken nachging, fühlte er Finger auf seiner Brust, die nur einen Windhauch lang blieben. Es war ein Zeichen. Sein Kern stoppte kurz, sein Glied hatte alle Macht. Und dann verlor er jede Beherrschung.

Wie ein Biest stürzte er sich auf seinen Bel, warf ihn um und kniete gleich über ihm. Seine Zunge fuhr über die süße Haut, leckte über den salzigen Tau, der sich auf den Lippen gesammelt hatte. Sein Glied wurde nur noch stärker, kämpfte gegen die Schwerkraft und gewann - auch gegen seinen Verstand.

Bei dem Blick auf die Schulter, auf das wunderbare Geflecht und die beiden Löcher, juckten seine Zähne; sein Durst wurde fast übermächtig.

Doch das verstärkte das andere Verlangen, diese Lust, nur noch mehr. Schnell griff er zu, zog seinen Partner an sich, zog, bis sein Glied die wunderbare Wärme berührte, das kleinere Gegenstück seines Bels. Leben, er fühlte das Leben, hörte in seinen Fasern das Pochen des Herzens, hörte es rasen. Ein Motor war es, der immer schlagen musste.

Augen betrachteten ihn fragend, noch immer von einem seltsamen Gemisch aus Gefühlen erfüllt, deren Namen er nicht fand. Instinkt übernahm die Kontrolle über ihn, bevor er die Worte entdecken konnte. Es war unwichtig, das Verlangen das einzige von Bedeutung.

„Niemand wird erfahren, dass ich mich erniedrigen la…“ Die Stimme seines Bel brach durch den wohligen Nebel, der ihn einhüllte und er nickte nur, bevor ein Gedanke in dem Gewirr an Macht gewann. Er musste widersprechen.

„Kein Erniedrigen. Vorliebe. Begierden. Stärke.“, erwiderte er. Zerschmettern würde er jeden, der seinen Partner verletzten wollte – ob mit Worten oder mit Taten. Es war so sicher, dass er es unausgesprochen ließ.

Er sah Erleichterung und fühlte eine Wärme in sich. Zu seiner Überraschung war sie anders, sanft. Schnell suchte er nach einer Entsprechung in dem gestohlenen Wissen – und fand keine. Aber er fand eine Erkenntnis, ein Wort, das ihm beim Anblick seines Bels wie ein Leuchtfeuer auftauchte: Sex.

Schnell bewegte er sich, fühlte etwas in ihm aufglühen und seine Fasern in Erwartung pochen. Sein Blick versteifte sich auf seinen Partner, konnte sich mit Mühe von dem Blut lösen, das unter der Haut seines Bels pulsierte. Die verwirrten Augen, die leicht geröteten Wangen, waren ein Lohn, der sein Glied zu noch mehr Leben erweckte.

Ohne zu warten, strich er mit seinen Krallen über die zarte Haut, die fast darunter brach. Mehr als ein kleines Lächeln brachte er nicht mehr zustande, als er den Schauder durch den Körper unter ihm rasen fühlte. Seine Zunge kribbelte und er beugte sich nach vorne, musste schmecken.

Süß wie Früchte, die sich unter seinen Hyphen zersetzten, nein, süßer als alles andere…
 

Bel biss sich auf die Lippen, um keinen Laut von sich zu geben. Sein Glied schmiegte sich an das seines Partners an. Es zog vor Freude. Wellen aus Glück schwappten bei jeder Bewegung durch seinen ganzen Körper und hinterließen nach der Flut nur immer mehr Bedürfnis.

Mehr Regung, mehr von allem brauchte er.

Wie im Wahnsinn fühlte er die Stelle, die er sonst nie bemerkte. Ein sanftes Drücken verlangte, machte ihn fast wahnsinnig, bis er sein Becken gegen den Boden rieb.

Doch das Gefühl blieb, wurde erst verdrängt, als sein Glied wieder gegen das immense Gegenstück gedrückt wurde. Und all das ging fast unter, als Krallen sich in seine Haut bohrten und Schmerz wogte. Er wollte schreien, bis er im nächsten Moment das Fehlen der Qualen, das Fehlen des Kratzens bemerkte und glücklich seufzte.

Es ließ Raum für alles andere, für all die Berührungen, die in Begleitung der Erleichterung zu einem Strom anschwollen und ihn überschwemmten, bis er zitterte.

Als dann etwas sein Glied zur gleichen Zeit berührte, riss er seine Augen auf. Da war es, da war etwas. Sein Körper gerade noch halb taub, verlor jede Bedeutung und für ein Blinzeln weilte er in einer anderen Ebene - Zu kurz, um es zu merken, zu lang um es zu ignorieren.

Eine Zunge fuhr feucht über seine Haut. Dabei fühlte er ein Geräusch wie ein Schnurren, das in seinem ganzen Körper vibrierte.

Verrückt wurde er, war er.

Und dann versteifte er sich. Angst wogte, als die Härte plötzlich von seinem Glied wich und es der Kälte aussetzte, nur um sich weiter nach unten zu bewegen. Akash strich mit etwas über seine Beine, machte ihm Angst. Er wollte mehr, brauchte mehr – dort und doch nicht dort. Akashs Finger drehten ihren Weg um und krochen zu der Öffnung, immer schneller.

Schon machte den Mund auf, doch es war zu spät. Seine Hände wurden gegen die Erde gedrückt, seine Hüfte wie magisch gehoben. Er versteifte sich, bis sich Krallen mit einem Ruck in seinen Arm bohrten.

Bel schrie, bog seinen Oberkörper. Sein Rücken drückte sich wie verbrannt vom Boden weg, während die wahre Hitze durch seinen Körper raste.

Mit einem Mal drängte etwas Starkes seine Haut auseinander, zwang ihn, sich zu öffnen. Und dann drückte sich dieses Etwas in ihn, dorthin, wo sonst nur etwas entkam.

Schmerzen, da waren überall nur Schmerzen, die ihn erfüllten. Jede Zelle glühte, folgte mit ihrem Aufblinken wie ein Kometenschweif der Wärme, die immer tiefer in ihn eindrang und ihn erfüllte. Wärme und Härte…

Tausend kleine Nadeln bohrten sich dort in ihn, zogen den Schmerz immer höher, immer tiefer. So innig, so brutal, so gewollt trieben sie ihn in den Wahnsinn. Sie kitzelten, kribbelten, nur um plötzlich zu verschwinden.

Da war Berührung, überall eine Fülle, die ihn zufrieden machte. Sein Glied zitterte vor Aufregung, als es über einen harten Körper strich. In dem Moment brauchte er mehr, mehr davon. Er hob seine Hüfte, kämpfte gegen den Widerstand – und riss die Augen auf. Akash streifte etwas so tief in ihm, etwas, das alle seine Nerven in wohliges Brennen versetzte.

Glück wie nie zuvor, eine Sekunde der Seligkeit lang schwebte er im Nichts, bis er wieder fiel und allein Sehnsucht zurück blieb.

Zitternd schaute er hoch und war nur noch verwirrt. Sein Verstand wollte zurückkehren, aber sein Körper wollte nur mehr. Eine Weile, einen Moment, blieb er reglos liegen, fühlte die Wärme mit einer Bewegung aus ihm weichen und wollte sie zurückholen.

Und dann schnappte etwas in ihm über. Er wartete, bis Akash die Bewegung umdrehte und ihm näher kam. Er wartete, bis die Kälte, die Leere langsam wieder wich und Fülle an ihre Stelle trat. Dann bewegte er seine Hüfte – nur ein kleines Stück. Doch als ob es ein Signal gewesen wäre, erfüllte ihn Akash mit voller Wucht, streifte die eine Stelle nicht nur, sondern hämmerte dagegen.

Es wurde ein wilder Takt, den er nicht mehr aufhalten konnte, dem er sich hingab.

Welle um Welle ließ seinen Körper schütteln, seine Augen flattern, während sein Glied gegen den harten Bauch schlug. Ein Nebel umhüllte ihn, badete seinen Körper in wohlige Taubheit, in der nur noch die Bewegung und das wahnsinnige Kribbeln existierten. Nichts anderes, nichts außer seinem Partner waren noch von Bedeutung, nichts außer dem Wissen, dass das die Erfüllung war.

Es war wundervoll…
 

Verstand wich, war weg. Einzig die Wärme, die unter seinen Händen glühte war noch von Bedeutung. Die allumfassende Umarmung, die all sein Wesen zwang, sich auf sein Glied zu konzentrierte, war übermächtig. Schon einmal hatte er es erlebt, doch der Anblick seines wachen Partners war wie ein Rausch, der seine Zähne zum Jucken brachte, der Gefühle durch jede Faser jagte und doch jeden Gedanken vertrieb.

Sein Kern jubelte, als er noch mehr spürte, tiefer eindrang und seine Krallen in die zarte Haut bohrte. Blutgeruch erfüllte seine Nase, trieb ihn nur noch mehr an. Seine Hüfte bewegte sich nach vorne, nach hinten, immer wilder - bis er knurrte.

Jeder Versuch sich unter Kontrolle zu bringen scheiterte. Sein Schwanz klopfte wild gegen den Boden, brachte alles zum Zittern und war doch völlig bedeutungslos. Wieder bewegte er seine Hüfte, konnte sich nicht zurückhalten. Impulse rasten durch sein Glied. Es schwoll, schwelte und trieb ihn weiter. Gleich war es soweit. Der Druck wurde größer und immer größer, nah davor auszubrechen.

Er musste raus, wollte es länger genießen und versuchte aus der wunderbaren Wärme, der Umarmung zu entkommen. In dem Moment streifte sein Schwanz das kleine Ding seines Partners. Dieser zitterte, hob sich. Plötzlich schossen zwei Arme hoch und umschlossen ihn mit einem eisernen Griff. Damit zog sich sein Bel hoch zu sich - überall.

Ein leiser Schrei, flatternde Lider und Feuchtigkeit waren die ersten Boten, die ersten süßen Vorboten. Dann wurde die Enge um ihn herum fast erdgleich unerträglich und drückten, zwangen ihn immer höher.

Es waren tausende Signale, die seinen Körper darauf überschwemmten, die ihn zusammenhielten und auseinanderrissen. Er fühlte sich so frei, so gefangen.

Akash war eins mit sich und mit seinem Bel, konnte alles für einen Moment vergessen, während Freude ihn erfüllte und er in wildem Verlangen seine Bewegungen immer drängender werden ließ. Er hatte keine Kontrolle mehr, wollte nur noch Freiheit, Enge.

Akash brauchte es, musste den Druck weichen spüren, musste seinen Bel fühlen - überall.

Und dann war es endlich soweit. Es kam, es kam.

Mit einem Knurren bleckte er seine Zähne, beugte sich nach vorne und stoppte nur einen Moment. Die geröteten Wangen, die flatternden Lider und der süße Geruch waren perfekt. Die Adern riefen ihn mit jedem weiteren aufgeregten Schlag seines Lieblings.

Ein Wimpernschlag trieb ihn zur Aktion. Von wilder Bewegung, von leisen Atemstößen begleitet, bohrten sich seine Zähne in die Löcher, brachen die dünne Haut. Süße stieg auf, benetzte die weiche Haut. Der Geschmack explodierte auf seiner Zunge, trieb ihn nur noch höher, bis er den Druck in sich mit einem Schuss weichen fühlte. Ein Schrei dieser einzigartigen Stimme trieb die Freude nur noch an, während das Schlagen unter seinen Krallen mehr von der Flüssigkeit in seinen Mund trieb. So viel, so viel war es, dass die Röte den köstlichen Hals hinunter rann. Es war köstlich, unbeschreiblich.

Er zitterte, unfähig sich zu beherrschen, während das Herz für ihn arbeitete - und nur für ihn.
 

Sein Glied zuckte noch immer, die dumpfe Freude wogte hin und her. Bel wusste nicht, was passierte, nur dass er in der Glückseligkeit schwebte. Seine Schulter war so angenehm warm, etwas liebkoste ihn dort. Er wollte nicht zurück, nicht in die Realität zurück. Doch dann fühlte er Schmerzen in seinem Hals. Etwas zog an ihm, zerrte ihn langsam zurück in die Realität.

Dort überraschte ihn die Wirklichkeit mit Stechen. Es wurde stetig schlimmer, während er immer müder wurde. Panik stieg auf. Sein Atem ging immer schneller, bis er zur Seite schaute – und erstarrte.

Blut rann seine Schulter hinab, immer weiter. Bevor es den Boden berühren konnte, wich plötzlich jeder Schmerz. Er sah nur noch ein Flimmern und eine Berührung ließ ihn zittern. Etwas Feuchtes folgte der Spur seines Blutes, hinterließ ein seltsames Kribbeln auf seiner Haut.

Und dann war alles plötzlich vorbei.

Im nächsten Moment lösten sich die Krallen, die Fülle wich aus ihm. Er schaute auf – verwirrt. Eine Sehnsucht erfüllte ihn als erstes, Schrecken als nächstes.

„Oh ihr Götter…ich…“ Die Erkenntnis, was er getan hatte, weckte seinen Verstand langsam. Die Realität stach.

Zu allem Überfluss kribbelte es in ihm, genau dort unten, in dieser versteckten Bucht. Seine Finger fuhren hinunter, wollten kratzen. Als er jedoch dort ankam, verzog sich sein Mund. Da war keine Feuchtigkeit, nichts als ein Kitzeln und Wärme.

Irgendwie schaffte er es, sich mit einem Blick auf seinen Partner, seinen Gegner…sein Gegenüber zu retten – und bemerkte zu viel Neues. Statt weiß beherrschten jetzt rote Adern die bräunliche Haut. Zwischen den schwarzen Haaren leuchteten jetzt die einzelnen Fäden in der blutigen Farbe.

Akash wirkte zufrieden, fuhr mit seiner Zunge weiter über Bels Brust, immer weiter hinauf, bis er wieder an der Schulter anlangte. Bel zuckte zusammen.

„Keine Angst…“, hörte er das Flüstern und entspannte sich für einen Moment, während etwas sanft über seine Wunden fuhr und das Ziehen so stetig verringerte.

Dann wachte er auf.

Gerade als er mit seinen schwankenden Armen in Richtung des Kopfes fuhr, ihn wegdrücken wollte, stoppte alles. Akash wich zurück, ein Lächeln auf den Lippen.

„Danke für unsere Verbindung. Muss gehen. Komme wieder, mein süßer Bel.“

Das war alles, was er noch hörte, bevor sein Gegenüber aufsprang und wie ein Geist durch die Gegend huschte. Die Erde zitterte bei jedem Schritt und war doch immer zu spät damit, als ob sie mit Akash nicht Schritt halten konnte.

Dann war er schon weg. Die Tür war zu, bevor er ein Wort sagen konnte, das Geflecht nicht mehr da.

„Du Aas!“, brüllte er ihm hinterher, als der Schock abgeklungen war. Verdattert versuchte er den Sex zu verdauen, die Einsamkeit und die Zweifel, die ihn jetzt mit voller Wucht trafen – und die nagenden Kopfschmerzen, die langsam anfingen.

Bel ergriff das schwarze Tuch und wickelte sich dort ein, seufzte zufrieden, nur um langsam beruhigt abzudriften.

Es fühlte sich wie Akash an…



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Wolkenfee
2010-02-01T21:51:37+00:00 01.02.2010 22:51
Hi!
Sorry, dass ich erst jetzt wieder zum lesen komme...
Also, was soll ich sagen, ist ja ziemlich viel passiert und so ganz kann ich mir darauf noch keinen Reim machen.
Aber Akash finde ich jedenfalls interessant.
LG, Fee
Von:  DMC_Monkey
2010-01-24T20:10:42+00:00 24.01.2010 21:10
Endlcih habe ich mal wieder Zeit gefunden mich deinen Fanfics zu witmen, hat ja auch eine halbe Ewigkeit gedauert.
Aber ich bin ja sofort begeistert und habe die ganze Story gleich mal durch gelesen. Irgendwie finde ich Bel süß, auch wenn er mir manchmal recht schnell leid tut, wenn man bedenk was er in den ganzen Kapitel'n alles schon erleiden musste xD
Aber was soll's, da muss er jetzt mal durch.
Ich finde Akash eigentlich gar nicht so schlecht, auch wenn ich das Gefühl habe das er manschmal wie ein kleines Kind ist, also jetzt zum Anfang. Aber ´wer weis was sich noch alles so entwickelt.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

Liebe Grüße
Kazu

Von:  yamimaru
2010-01-18T10:33:14+00:00 18.01.2010 11:33
Wow was für ein geniales Kapitel...
Und ich finde es sympatisch dass Bel mal ein Uke ist, der seinen Partner auch gleich zu Anfang anziehend findet. Bzw. sich einfach schon lange eingestanden hat dass er schwul ist...
Das ist mal eine nette Abwechslung.
Akash kann ich noch nicht einschätzen. In diesem Kapitel fand ich ihn trotz allem recht sympatisch.
Ich hoffe nur Bel muss nicht jedes mal so viel leiden und bluten, sonst ist der wohl schneller fix und alle als es Akash... und uns Lesern XD lieb ist.
Bin schon sehr gespannt auf das neue Kapitel.
Lieben Gruß
yamimaru

Von:  aYaKaShI
2010-01-15T23:56:12+00:00 16.01.2010 00:56
OMG
das war ja die orgie schlechthin
also das kannst du doch dem armen uke nicht gleich das erstemal antun
da musst du mindestens bis zum zweitenmal warten^^
ich find ihn cool
du musst ihn auf jedenfall stärker in die story einbinden er darf nich immer 'danach' gleichh verschwinden!!
auf jedenfall hab ich die letzte woche ganz schöne entzugserscheinungen gehabt du kannst doch nicht einfach mal eine woche nicht posten das ist ja total unfair
ich freu mich immer schon freitags abends wenn ein neues kapitel von dir on ist^^
und ich hör jetzt auf zu schafeln (merkt man eigentlich das ich schon 3 cocktails intus hab)

xoxo aya
Von:  evejean
2010-01-15T15:30:26+00:00 15.01.2010 16:30
wow
Akash is echt beeindruckend,
bin gespannt wie das ganz weitergeht, bei dir is echt alles mögl.

lg eve


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