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Stockholm

Oneshot
von

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Oneshot

„Gut und Böse, was ist das schon?“

„Naja, gut sind Menschen, wenn sie ein gutes und rechtes Ziel verfolgen, unabhängig von der Absicht. Und böse sind Menschen, wenn sie, nun ja, wenn sie ein unehrenhaftes Ziel verfolgen“

„Du definierst gut und böse also nach der Folge und nicht nach dem, wie man diese erreicht?“

„Ja“, sagte das Mädchen und zuckte selbstgefällig mit den Schultern.

„Ein Mensch ist böse, wenn er Böses tut. Ungeachtet warum und welches Ziel er verfolgt, auch wenn dieses noch so >ehrenhaft < ist. Es gibt da keinen Unterschied.“ Der Mann schüttelte abwertend den Kopf und machte den Eindruck, als wolle er das Thema so unverfänglich es begonnen hatte, schnell wieder beendet wissen.

„Du siehst das Ganze nur schwarz oder weiß, dabei gibt es so viele verschiedene und vor allem bedeutende Grautöne. Es ist unmöglich in einem Menschenleben alles richtig zu machen. Man wird manchmal regelrecht dazu gezwungen Unrechtes zu tun. Ein Mensch kann noch so gut sein, eine weiße Weste hat keiner, wenn er stirbt. Keiner. Aber nach deiner Theorie wäre ja jeder Mensch ein Sünder, ein Verbrecher.“

„Nicht jeder... . Du nicht“, sagte er und blickte sie mit gesenkten Kopf an.

„Woher willst du das wissen? Warum glaubst du, ich habe noch nicht Schlimmes... Bereuenswertes in meinem Leben getan?“

Er zuckte die Schultern.

„Ich weiß es einfach.“

Sie schwieg und zog die Brauen verächtlich zusammen.

„Du sprichst nur von Gewalt gegen andere...“

„Ich weiß.“

„Ist Gewalt gegen einen selbst nicht auch etwas >Böses<?“

„Es ist deine eigene Entscheidung. Wenn du anderen Gewalt antust, hat das Opfer keine Wahl.“

„Manchmal ist es eben nicht deine eigene Entscheidung, manchmal wird man auch zur Gewalt gegen sich selbst gezwungen.“

„Dann bist du aber das Opfer und nicht der Täter.“

Er lachte leise auf, doch verstummte im selben Moment wieder.

„Du hast doch keine Ahnung.“ Gedankenverloren wandte sie den Kopf ab.

„Und ob. Gut und Böse bekämpfen sich seit Anbeginn der Zeit. Schau dich doch nur mal um. Überall geht es darum wer die Schlacht um die Oberhand gewinnt. Sie sind Rivalen, Opponenten...“

„Gut und Böse sind keine Rivalen. Sie entstammen der selben Ideologie, haben den selben Ursprung, sind Verwandte, Brüder, wenn du so willst...Sie gehen Hand in Hand. Es ist keine Schlacht oder ein Kampf. Gut und Böse sind voneinander abhängig, sie nähren sich gegenseitig. Was denkst du, warum es solch eine >unendliche Geschichte< ist? Weil diese beiden nicht ohne einander existieren können. Und wenn gut die bessere Seite wäre, hätte sie schon längst gewonnen. Das einzige was sie unterscheidet, ist lediglich ihre Herangehensweise. Verstehst du?“

„Du redest dir das alles nur schön, naiv wie du bist“, sagte er und blickte sie ungläubig an.

„Nein! Wenn du meinst ich sei naiv, dann verstehst du nicht, was ich versuche, dir beizubringen!“ Verständnislos verzog sie ihr puppenhaftens Gesicht.

„Was ich sagen will...Leichen haben beide im Keller. Ich behaupte nicht, dass das Böse gut ist, sondern dass auch das Gute böse sein kann....Ach vergiss es“

Abfällig winkte sie mit ihrer Rechten ab und vergrub ihren Kopf in ihren auf den Knien ruhenden Armen. Nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens hob sie ihr Gesicht, sodass ihre Augen gerade so über ihre Hände schauen konnten.

Leise, fast flüsternd, begann sie wieder zu reden.

„Und was denkst du? Glaubst du, du bist >böse<?“

Er zögerte.

Befangen begann er leicht zu nicken.

„Ja“

„Warum?“

„Weil ich zur falschen Zeit, am falschen Ort die falschen Dinge getan habe.“

„War dein Ziel ein gutes?“

„Mein Ziel war Rache“

Sie blickte taxierend in seine grünen Augen.

„Rache ist ein zweischneidiges Schwert.“

„Wie meinst du das?“

„Vergeltung ist an sich etwas...nun ja, Gutes, wenn es dem, der einen zuvor Unrecht tat, vorführt, was er falsch gemacht hat. Andererseits zeugt Rache von wenig Menschlichkeit. Es ist... ein niederer Instinkt, ein triebgesteuertes Handeln... Wofür hast du dich gerächt?“

„Mord.“

Sie hielt kurz inne.

„...Und wie?“

Er atmete tief durch.

„Gleiches für Gleiches“

Erschrocken riss sie ihre himmelblauen Augen auf, ohne etwas zu sagen.

„Du meinst...“

„Ja, ich habe getötet.“

Stille.

„Was ist? Hat's dir die Sprache verschlagen? Wie war das eben noch? Solange man einen guten Grund hat, kann man machen was man will? War das nicht deine glorreiche Theorie? Und was sagst du nun? Bin ich ein böser Mensch...oder ein guter? Hm? Was ist?“

Ihre Bestürzung verebbte wieder und sie hob forsch ihr Kinn nach oben.

„Ich habe nie behauptet, dass es einem Menschen, sofern er glaubt, eine gute Begründung zu haben, frei steht, Menschen töten kann. Es kommt auf das... Prinzip an.“

„Aha, das Prinzip. Sicher.“

Er nickte beschwichtigend.

„Du glaubst immer noch, dass Menschen schlecht sind, wenn sie Schlechtes tun.“

„Das ist kein Glaube. Das ist Überzeugung.“

Ihre aufgeregte Stimme wurde wieder sanfter und wirkte fast beruhigend.

„Menschen sind nicht perfekt...und sie werden es nie werden. Aus dem Grund sind wir Menschen. Wir machen Fehler, zu genüge. Doch, so ein schlechter Mensch man auch sein mag, es ist eine Gabe verzeihen zu können. Vergebung ist eine Tugend, auch für solche die nur aus Rache das Gesetz gebrochen haben. Und das macht einen guten Menschen aus. Die Kraft zu Vergeben, den anderen, doch vor allem sich selbst. Vergebung ist ein Lichtblick in dieser dunklen Welt, es ist der goldene Stern am pechschwarzen Himmel und es ist der erste Schritt in eine Zukunft. Denn ohne Vergebung gibt es keine Zukunft. Für keinen, weder gut noch böse.“

Mit geneigtem Kopf versuchte sie ihn dazu zu bringen, sie anzuschauen.

„Ich bin der festen Überzeugung, du hast einen verdammt guten Grund gehabt, dich zu rächen.“

„Rechtfertigt der Grund die Tat?“

„Hast du mir vorhin nicht zugehört?“

Er verzog den Mund und stierte weiter auf den schwarzen Boden.

Ihre schier grenzenlose Gutmütigkeit schien ihn in seinem Vorhaben zu verunsichern.

„Ich finde, dass du kein schlechter Mensch bist.“

Behutsam hob er den Kopf und blickte in ihre eisigen Engelsaugen.

„Woher willst du das wissen?“

„Ich weiß es einfach.“

Plötzlich begann er sein Gesicht zu verziehen, erst zu einem kleinen Lächeln, dann zu einem immer breiter werdenden Lachen, welches als grausames Echo in des Mädchens Ohren hallte.

Verwirrt blickte sie ihn an.

„Und was würdest du sagen, wenn du mein nächstes Opfer sein würdest?“

Der Entführer schnaubte sein Opfer verächtlich an.

„Und um den Grund mach dir mal keine Sorgen, da findet sich schon einer!“



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