Deine Zukunft.
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»Und erneut liegen die Appleby Arrows vorne, doch wird ihnen gelingen, wovon die Fans seit geschlagenen sechs Jahren träumen? Fraglich mit einem Jägergespann, das sich seit Beginn der Saison streitet. Coach Wood und Kapitän Potter müssen sich etwas einfallen lassen, denn seit dem Ausscheiden von Malfoy, Roosevelt und Grant hatte das Team bereits im Sommercamp einige Schwierigkeiten. Wir dürften gespannt sein, wie Kapitän Potter dieses Fiasko in den Griff kriegen mag, denn die Saison hat gerade erst begonnen und schon stellen Kritiker die Mannschaftsaufstellung in Frage. Weitere Diskussionen auf Seite 12, 13, 14. «
„Dorian Zalex Malfoy, was in drei Teufels Namen hast du getan?“
Schuldbewusst sah ein fünfjähriger Junge mit zerzausten rotbraunen Haaren auf seine Schuhspitzen. An seinen Haarspritzen klebte Dreck, ein Bettlaken hatte er an den jeweiligen Zipfeln zusammen gebunden, sodass er einen Umhang darstellte und auf seiner Stirn war ein seltsames Zickzackmuster zu erkennen. Rose Malfoy, geborene Weasley hatte genau drei Blicke gebraucht um festzustellen, dass ihr Musterknabe alles andere als musterhaft in den letzten vier Stunden gewesen war. Das Schlafzimmer sah aus, wie ein Dreckstall, der Flur glich einem Schlachtfeld mit Erde und als sie durch den Vorgarten geschritten war, hatte sie nur noch Maulwurfshügel erspähen können, statt Blumen.
„Wo ist dein Grandpa?“
„Schläft im Wohnzimmer“, nuschelte der kleine Junge. „Grandpa sah so müde aus, ich wollte ihn nicht wecken.“
„Womit hast du den Blumenkübel vor der Tür in die Luft gejagt?“
„Hiermit!“ Stolz hob er den Zauberstab in seiner Hand hoch und grinste bis über beide Ohren. Die grauen Augen strahlten und Rose erkannte den Zauberstab ihres Vaters. „War ganz einfach!“
„Dorian!“, klagte Rose wütend an und stemmte die Hände in die Hüfte. Ihr Sohn zuckte zusammen. „Ich war böse?“
„Verdammt böse!“
„Ohoh…“ Erneut sah er zu Boden, fast so als würde er sich schämen. Dann hörte er, wie jemand die durch den Kamin den Flur betrat und rief: „Merlin, wer hat denn den Vorgarten umgegraben? Mrs. Waldorf war ganz außer sich. Wenn dein Vater uns die neuen Alarmpflanzen aus dem Ministerium einpflanzen wollte, dann müssen wir-!“ Scorpius stoppte, als er sich das Schauspiel im Flur ansah.
Auf einem Stock stützend, humpelte er durch den Flur und versuchte dabei gefließend einen vollkommen durchnässten Teppich zu ignorieren. „Dorian!“, es klang nicht halb so vorwurfsvoll, wie Rose es aussprach, weshalb der kleine Junge erneut strahlte. „Hallo Papa!“
Rose schüttelte den Kopf. „Übernimm du das Schimpfen, ich muss meinen Vater die Hörner stutzen.“ Sie war verärgert und marschierte ins Wohnzimmer.
Scorpius sah seiner Frau nach und Dorian hielt seinem Vater den Zauberstab entgegen. „Das ist der von Grandpa.“
Verwirrt nahm der junge Vater ihn an sich und nickte knapp mit dem Kopf Richtung Küche. „Schätze, wir beide müssen reden.“
Stumm nickte Dorian und lief mit hängendem Kopf in die Küche. Dort angekommen, ließ er sich auf seinem Platz am Küchentisch nieder und wartete darauf, dass sein Vater nach kam. Mit dem lahmen Bein, brauchte Scorpius etwas, bis er sich links neben seinen Sohn nieder ließ.
Seit drei Jahren war der Stock sein Begleiter, ein Begleiter, mit dem er sich hatte anfreunden können. Die Blutkörperchen seines Vaters hatten nicht sofort angeschlagen, weshalb er einen Teil seiner Motorik hatte einbüßen müssen. Mit Quidditch war es demnach auch nach der zweiten Saison vorbei gewesen. Seit dem hockte er neben Fred Weasley als Moderator im Stadion und versuchte die Radiohörer auf den aktuellen Stand zu halten, was die entscheidenden Matches anging. Scorpius mochte seinen neuen Job sehr und konnte sich gut vorstellen, auch in andere Bereiche des Radios einzusteigen. Diverse Angebote lagen bereits vor.
„Nun… was soll dieser Chaoslauf?“
Dorian grinste schief. „Ich wollte doch nur spielen und mit Grandpa war das schwierig, weil er so müde war.“
„Hat er dir das gesagt?“ Scorpius war überrascht und sah seinen Sohn fragend an, denn normalerweise gelang es Großvater Weasley ohne große Anstrengung seinem Enkel bei Laune zu halten. Der Kleine schüttelte heftig den Kopf und sprach ernst: „Nein, aber er ist beim Martin eigeschlafen!“
Scorpius runzelte die Stirn, er brauchte etwas um zu begreifen, dass es sich bei dem schlichten Martin, um das Buch die Abenteuer des Martin Miggs – den mickrigen Muggel handelte. „Na so was aber auch“, sprach der Vater tadelnd und sein Sohn schob die Unterlippe vor. „Ja, und dann war ich alleine! Also habe ich Harry Potter gespielt und Jagt auf böse Stechmücken gemacht!“ Er sprach so ernsthaft und überzeugend, dass die Mundwinkel seines Vaters beachtlich zuckten. „Im Schlafzimmer habe ich ihr Haupthaus gefunden! Jawohl, aber der Weg dahin war echt steinig, ich musste durch das Labyrinth-!“ Scorpius vermutete den Vorgarten. „- und dann sind mir die Stechmücken entkommen, doch ich habe sie im Glühwürmchentunnel gestellt.“ - den langen Flur, schloss Scorpius in Gedanken.
„Papa, ich habe mich entschieden!“ Dorian klatschte die kleinen Händchen auf seine Knie. „Ich werde der neue Harry Potter und somit ein Held! Quidditchspieler kann ich dann immer noch werden!“
Scorpius musste schallend lachen und strich ihm durch die verdreckten Haare. „Ich glaube, dass würde dein Onkel Harry gar nicht gut finden.“ Schon als Kind war Harry Potter mehr gewesen, als ein Mann der hin und wieder mit ihm spielte. Liebevoll hatte Dorian ihn Onkel Harry getauft und bei jeder Gelegenheit nach den großen Abenteuern gefragt. Enttäuscht darüber, dass der Kleine keine detalierte Analyse seiner Quidditchzüge wollte, hatte schließlich sogar James aufgegeben und erzählte widerwillig ein paar Geschichten, die er über seinen Vater wusste.
Sofort verzog der Junge besorgt das Gesicht. „Nein? Wieso nicht?“
„Weil Onkel Harry dann keine Arbeit mehr hätte, wenn du alles machen würdest. Die Welt braucht schließlich nur einen Helden und der langweilt sich jetzt schon, weil es so wenig Arbeit für ihn gibt. Was meinst du, wie das mit zwei Helden aussehen würde?“
Enttäuscht sah Dorian auf seine Hände. „Ach so… schade. Was werde ich denn jetzt?“
„Du wirst schon etwas Passendes finden, ganz sicher.“ Scorpius hörte, wie seine Frau im Wohnzimmer mit den Babysitter und Großvater schimpfe. Kurz beugte er sich zu seinem Sohn herunter und sprach: „Für das Chaos gibt es drei Mal keinen Nachtisch, okay? Sonst beschwert sich deine Mama bei mir, dass ich nicht streng genug zu dir bin.“ Er zwinkerte und Dorian nickte zögerlich. „Okay.“ Dann sprang er vom Stuhl und flitzte ins Wohnzimmer.
Der ehemalige Quidditchspieler schüttelte den Kopf und erhob sich ätzend. Er war den ganzen Tag zusammen mit Fred von einem Interview zum nächsten gehetzt, was angesichts seiner Lage wirklich schwierig war, aber er hielt eben so gut es ging durch. Nun schmerzte jedoch sein rechtes Bein von der Anstrengung. Als er ins Wohnzimmer humpelte, konnte er gerade noch erkennen, wie sein Schwiegervater mit seinem Sohn in den Hintergarten rannte. Scorpius gab Rose einen Kuss auf die Wange. „Na, genug geschimpft für heute?“
„Ja.“ Sie schlang die Arme um die Hüfte ihres Mannes und lehnte den Kopf gegen seine Brust. „Und, was ist Dorians Strafe?“
„Drei Mal kein Nachtisch halte ich für angemessen, da er lediglich die Abenteuer des Martin Miggs – dem mickrigen Muggel langweilig fand und stattdessen die Abenteuer seines Onkel Harrys erleben wollte.“ Rose grinste breit und fragte: „Wie hast du es gedreht?“
„Ein Held reicht der Welt und er hat es verstanden.“
„Bravo.“
Zusammen ließen sie sich auf die breite Ledercouch fallen und Scorpius strich durch das rotbraune Haar. „Es wird zumindest nicht langweilig.“
„Richtig. Dennoch denke ich, wir sollten Dorian nicht allzu oft mit James alleine lassen, wie du siehst setzt er den kleinen Mann die absurdesten Dinge in den Kopf.“
Scorpius seufzte zustimmend und hörte Kinderlachen, dann rannte Dorian kurz ins Wohnzimmer und rief aufgeregt: „Papa! Ich weiß jetzt was ich werde, damit Onkel Harry das Problem mit der Langeweile nicht mehr hat!“ Ron tauchte hinter ihm auf und schnaufte, die kleinen Wettrennen trieben ihn am Rande seiner Ausdauer. Schweiß lief über seine Stirn.
„So?“ Scorpius hob den Kopf. „Was denn?“
„Ich werde eine Stechmücke!“, verkündete Dorian stolz und griff nach der Hand seines Großvaters. „Komm Grandpa, ich brauche ein Geheimversteck!“ Dann verschwanden die beiden auch schon wieder in den Garten.
„Scorpius, was ist eine Stechmücke?“
„Ein Todesser.“
„Was!“
E n d e.