Ein ganz normaler Tag
Graf von Monte Cristo war ein Name, der seinem Schnauzbart alle Ehre machte. Schon als er klein war und alle ihn noch bei der verniedlichten Version seines Vornamens, Grafi, riefen, hatte er nach der Erniedrigung des hauseigenen Personals immer den Drang gehabt, mit der Hand zu seiner Oberlippe zu wandern und an etwas zu zwirbeln.
Nun, da er einen so prächtigen Schnauzbart hatte, tat er dies mindestens eine volle Stunde am Tag.
Zusätzlich hatte Graf erst kürzlich einen Hass auf Pelzmäntel entwickelt, da ihm vor einigen Tagen ein Pelzmantelträger vor seinen designierten Weg lief und so Graf dazu zwang, etwas langsamer voran zu schreiten. Dies war ein weiteres Hobby von Graf: Schreiten.
Dieser Schuft wurde, selbstverständlich, sofort mit dem Degen niedergestreckt. Nur ungebildete Tölpel konnten solch eine Dummheit begehen, Graf beim Schreiten zu verlangsamen oder gar zu unterbrechen. Gebildete Leute, wie Graf, welcher dazu auch noch reich war, wussten bescheid.
Jedoch war Graf nicht nur reich und gebildet, sondern auch rachsüchtig und litt außerdem an Wahnvorstellungen, oder wie er es nannte, einer erweiterten Wahrnehmung der Realität. Aus diesem Grund beschloss er, den Pelzmänteln in seiner Residez eine Lektion zu erteilen.
Auf hohem Ross im Kriegsdress mit gezücktem Degen stürmte er auf den Schrank zu, in dem sich die Mäntel befanden...
...und fand sich auf einmal in einem schneebedeckten Wald wieder. Neben einem Baum stand eine Kreatur mit dem Unterkörper einer Ziege.
"Was geht hier vor sich? Wir verlangen einer Erklärung!"
Die Kreatur entfernte sich etwas vom Baum.
"Ihr? Also deine Kumpel musst du wohl verloren haben, Alter."
Graf von Monte Cristo erkannte sofort die Anzeichen der Armut an seinem Gegenüber:
Er hatte Ziegenbeine; so, wie jeder Bettler.