Zum Inhalt der Seite

Menschsein

Ulquiorra/Orihime
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen!
Uff, lang ist's her...ich hätte bis vor ein paar Wochen nicht gedacht, dass ich noch mal an dieser FF schreibe.
Was ein bisschen Quatschen mit Lichtregen auf Teneriffa so ausmacht...im Endeffekt haben wir so viel gequatscht, dass die FF nun komplett durchgeplant ist, haha... ^^"
Wie schnell es jetzt voran geht, kann ich noch nicht sagen.
Da andere Projekte Priorität haben, kann es auch gut sein, dass es Wochen dauert...aber es wird beendet, da will ich konsequent sein.
Bin gespannt, ob, und würde mich sehr freuen, wenn das hier noch jemand liest.
Und nun viel Spaß... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sonnig

Etwas Positives hatte das Meer durchaus an sich, wie Ulquiorra eine Weile später, trotz seiner Nahtoderfahrung, feststellte; es kühlte seinen erhitzten Körper. Zwar war es auch in Hueco Mundo sehr heiß gewesen, doch der Gigai, in dem er sich nun befand, war weitaus empfindlicher, was Temperaturen anging. Nicht selten fragte er sich, wie die Menschen mit all ihren Schwächen leben konnten. Nun, sie kannten es nicht anders, hatten dementsprechend keine Wahl, doch er selbst empfand sie als unheimlich lästig.

Sein Blick schweifte in die Ferne, während er auf seinem Handtuch saß, trocknete und sich von dem Angriff des Abschaums erholte. Versehentlich oder nicht, das rechtfertigte seiner Ansicht nach überhaupt nichts, zumal dieser ausgesprochen dumme Mensch nie aus seinen Fehlern zu lernen schien. Nach wie vor dachte er weder über sein Handeln noch über seine Worte nach, schien ausschließlich vulgäre Gedanken über das weibliche Geschlecht im Kopf zu haben. Erbärmlich…und obwohl er, dem Verhalten der Menschen und Shinigami nach, nicht der Einzige war, der diese Meinung teilte, duldeten sie ihn in ihrer Nähe.

Seine grünen Augen fixierten die Frau, deren leuchtend orangefarbener Schopf aus dem Meer lugte. Nachdem sie ihn zu ihrem Strandlager zurückbegleitet hatte, hatte sie erst bei ihm sitzen bleiben wollen, dann aber verunsichert gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn sie noch mal schwimmen ging. Ihr übertriebenes Verantwortungsgefühl ihm gegenüber empfand er als unnötig, doch er hatte nur genickt. Hätte er ihr gesagt, dass ihm das egal war und er sie nicht kontinuierlich in seiner Nähe brauchte, hätte sie ihn wohl wieder so traurig angeschaut – und auch, wenn ihm das niemand glaubte, das lag nicht in seiner Absicht. Predigten Menschen nicht immer, dass Ehrlichkeit wichtig sei? Dennoch schien genau diese Ehrlichkeit, von der er Gebrauch machte, falsch zu sein. Eigentlich kümmerte ihn das Gewäsch der Menschen nicht, doch da die Frau nicht müde wurde, ihn um Rücksicht zu bitten, hatte er diesmal Schweigen vorgezogen. Anscheinend war dies auch die richtige Entscheidung gewesen, denn nun paddelte sie mit ihren Freundinnen im Meer.

Er hob eine Braue, als sie ihm zuwinkte – dass die Geste ihm galt, nahm er jedenfalls an, da niemand sonst bei ihm saß. Ob sie wohl von ihm erwartete, dass er zurückwinkte? Wahrscheinlich, so wie er ihr frohes Gemüt kannte, doch er würde nicht darauf reagieren. Ihren Ausdruck konnte er aufgrund der Entfernung nicht erkennen, aber sie würde sicherlich annehmen, er hätte sie einfach nicht gesehen. Naiv.

Was seine Sehkraft anbelangte, so kam sie ihm unnatürlich verschwommen vor, und es irritierte ihn, da diese sonst seinen ausgeprägtesten Sinn darstellte. Er rieb sich aus Reflex die brennenden Augen, schloss für ein paar Sekunden die Lider, was aber lediglich dazu führte, dass ihm schwindelig wurde. Die Hitze war nicht mehr so drückend wie am Mittag, aber dennoch brannte die Sonne mittlerweile auf seiner Haut. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, sich ihr dauerhaft auszusetzen, nur woher hätte er dies wissen sollen? Da er sein schützendes Hierro gewöhnt war, machte er sich um solche trivialen Dinge keine Gedanken. Nach einer Weile hatte er das Hemd zwar wieder übergezogen, doch es machte kaum einen Unterschied und die Kopfschmerzen wurden auch langsam schlimmer.

Diese bunten Schirme, die die Menschen aufgestellt hatten, waren vermutlich gar keine schlechte Idee – natürlich hatte Urahara ihm so etwas nicht mitgegeben. Einfach den hellblauen Schirm des Quincys zu nehmen, war keine Option, weswegen er überlegte, ob er nicht zum Lager zurückkehren sollte. Die Aussicht, sich in aller Ruhe ins Zelt zu legen, erschien ihm die einzig logische Entscheidung. Allerdings würde die Frau ihn bestimmt suchen, wenn er wortlos verschwand. Ein resigniertes Seufzen entwich ihm bei der Vorstellung, wie sie panisch über den Strand rannte und seinen Namen schrie. Nein. Er musste ihr Bescheid sagen, um so einem albernen Drama vorzubeugen.
 

Ulquiorra wollte gerade aufstehen, als er in der Ferne die Frau aus dem Wasser kommen sah. Anscheinend hatte sie fürs Erste genug vom Meer, was ihm ganz gelegen kam – so musste er ihr nicht nachlaufen. Nach den ersten paar Metern begann die Frau zu rennen und er vermutete, dass das am heißen Sand lag, schließlich trug sie ihre Flipflops nicht. Ulquiorra entging nicht, wie ihr die Mehrheit der Männer ungeniert auf den ausgeprägten Vorbau starrte, der bei jeder Bewegung in dem knappen Bikini, der für ihn immer noch wie Unterwäsche aussah, auf und ab wippte. Wieso zogen Frauen auch so unvorteilhafte Kleidung an? Oder sahen sie es darauf ab, so angesehen zu werden? Bei ihr erschien ihm diese Annahme sehr abwegig – eher vermutete er, dass sie sich dessen nicht bewusst war. Die Frau konnte schrecklich naiv sein und vielleicht sollte er sie darüber aufklären. Später. Wenn ihm beim Denken nicht mehr übel wurde. Als sie näher kam, erhob er sich, wankte aber sogleich, da sich die Welt um ihn herum plötzlich zu drehen begann.

„Au, au, au!“, hörte er die Frau quietschen und es schmerzte ihm in den Ohren.

Sogleich stellte sie sich mit den noch nassen, sandigen Füßen auf ihr Handtuch, schob dann die Unterlippe vor, als würde sie schmollen. Stocksteif stand er neben ihr, nicht wissend, wie er seinen Zustand bessern konnte.

„Uff…deshalb sollte man nie seine Flipflops vergessen!“, plapperte sie direkt drauf los, während er krampfhaft versuchte, sein Gleichgewicht zu halten. „Der Sand ist total heiß! Aber das Schwimmen tat richtig gut! Schade, dass du nicht auch noch mal mit reingekommen bist, aber ich versteh schon, also, nachdem, was passiert ist…jedenfalls, ich dachte, dass wir uns vielleicht eine Cola holen könnten. Die Wasserflasche, die ich dir gegeben habe, ist ja noch halb voll! Du musst unbedingt mehr trinken, Ulquiorra, und Cola ist gut für-“

„Frau“, entwich es ihm gepresst, um sie zum Schweigen zu bringen.

Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, dass etwas nicht in Ordnung war, denn sie weitete ihre großen Augen noch mehr.

„Ulquiorra? Alles in Ordnung? Oh Gott, du bist ja ganz rot!“

Ulquiorra spürte, wie zu allem Überfluss nun auch noch sein Magen rebellierte, während alles um ihn herum verschwamm. Er merkte, wie er taumelte, und für einen Moment flimmerten schwarze Punkte vor seinen Augen. Die Frau reagierte sofort, stützte ihn, um zu verhindern, dass er fiel. Ihre weiche Haut war noch nass, kühl…was sich unerwartet angenehm anfühlte, so dass er sich für ein paar Sekunden gegen sie lehnte. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, denn der Gigai weigerte sich, normal zu funktionieren, weswegen er zuließ, dass sie ihn hinlegte. Seine Lider flatterten, während er rücklings auf dem Handtuch lag und sich zusammenzureißen versuchte. Sein Rücken brannte nun noch mehr als zuvor, aber dies behielt er für sich; schlimm genug, dass er beinahe umgekippt wäre.

„Oh nein! Du hast bestimmt einen Sonnenstich! Und so rot, wie du bist, bestimmt auch einen Sonnenbrand…es tut mir so leid, Ulquiorra! Das ist alles meine Schuld! Geht es?“

Die Fragen der Frau nahm er nur am Rande wahr, wohl aber, dass sie neben ihm saß und sich über ihn beugte. Ihre feuchten Haarspitzen berührten seine Haut und als sich seine Sicht ein bisschen schärfte, sah er direkt in ihre besorgt drein blickenden Augen.

„Bleib ganz ruhig, ja?“

Viel anderes konnte er auch nicht machen, doch sie war schon aufgesprungen, kam aber sofort mit dem Sonnenschirm des Quincys wieder. Der plötzliche Schatten, als sie den Schirm in den Sand steckte, fühlte sich wie pure Erleichterung an, auch wenn das seinen Zustand nicht direkt besserte. Sonnenstich? Sonnenbrand? Was das auch sein sollte – es war mehr als lästig.
 

„Das tut mir so leid, Ulquiorra, wirklich“, wiederholte sich die Frau, die nun wieder neben ihm kniete, und sie klang ehrlich betreten. „Ich hätte dir sagen sollen, dass man sich immer mit Sonnencreme einreiben muss! Gerade bei so heller Haut! Ah, und einen Hut brauchst du auch unbedingt! Ein Sonnenstich kann sehr gefährlich sein! Du solltest besser noch etwas trinken…“

Er wusste nicht, was er sagen sollte, blieb einfach liegen und senkte die Lider. Gerade wollte er sich nur ausruhen und irgendwie sammeln, um zu verhindern, dass ihn auch noch einer der anderen in diesem schwächlichen Zustand sah. Das war über alle Maßen demütigend. Er war ein Arrancar und wurde niedergestreckt von einem Sonnenstich? Oder Sonnenbrand…wie die Frau es auch nennen mochte. Er zuckte zusammen, als sie ohne Vorwarnung die Finger auf seine Stirn legte, ihm die Haare beiseite strich.

„Was…wird das, Frau?“, brummte er.

„Oh, ähm, ich wollte nur…sie sind noch kühl vom Wasser …da dachte ich…“

Auch wenn sie sich so ungeschickt ausdrückte, verstand er, was sie meinte; sie hatte ihm damit Linderung verschaffen wollen. Tatsächlich funktionierte es ein bisschen, es war nicht unangenehm, so dass seine Anspannung zögerlich nachließ.

„Wieso hat der Arrancar meinen Schirm?! Das ist unerlaubte Entwendung meines Eigentums!“

Großartig. Da war schon der Erste, aber wenigstens handelte es sich nicht um den Abschaum – den hätte er in seinem entwürdigenden Zustand noch weniger als sonst ertragen.

„Ah, Ishida-kun!“, entwich es der Frau aufgeregt und sie zog ihre Finger von seiner Stirn zurück. „Ulquiorra hat einen Sonnenstich! Deswegen musste er schnell in den Schatten!“

Ulquiorra setzte sich langsam auf, um sein Gesicht zumindest halbwegs zu wahren, auch wenn er immer noch Schwierigkeiten hatte, sich einigermaßen gerade zu halten. Sein Blick traf den Quincy, der erst die Frau und dann ihn musterte.

„Mir war nicht bewusst, dass Arrancar für so etwas anfällig sind…“, bemerkte er skeptisch, ehe er seufzend seine Brille zurechtrückte. „Nun gut, in Anbetracht dieser Tatsache werde ich großzügig über die Entwendung meines Schirms hinwegsehen. Ein Sonnenstich sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden!“

Ulquiorra äußerte sich nicht dazu, wünschte sich bloß, er würde wieder verschwinden, damit er sich hinlegen konnte. Allerdings wurde ihm dieser Wunsch nicht gewährt. Der Quincy holte stattdessen seine – nebenbei bemerkt, vollgestopft aussehende – Tasche und setzte sich neben sie, ehe er begann, einige Utensilien auszupacken.

„Da ich schon damit rechnete, dass jemand aus unserer Gruppe bezüglich seiner Gesundheit unverantwortlich handeln würde, habe ich mich entsprechend vorbereitet! Bei einem Sonnenstich ist es wichtig, dass sich der Betroffene im Schatten aufhält! Sehr gut reagiert, Inoue-san!“

Ulquiorra bekam aus den Augenwinkeln mit, wie die Frau mit ernster Miene nickte und dem Quincy genauestens zuhörte.

„Schritt 2!“, verkündete dieser mit wichtigtuerischer Miene. „Der Betroffene sollte liegen und Kopf und Oberkörper dabei leicht erhöht lagern!“

„Verstanden, Ishida-kun!“

Sie zögerte auf seine Anweisung hin nicht, ignorierte aber, dass der Quincy ihr ein zusammengerolltes Handtuch reichen wollte. Stattdessen kniete sie sich hinter ihn, hob seinen Kopf an und legte ihn ungefragt in ihren Schoß – was dem Quincy die Kinnlade herunterfallen ließ, während Ulquiorra selbst zur Salzsäule erstarrte.

„Inoue-san!“

„Hm? Was ist denn, Ishida-kun? Oh! Ich verstehe! Das ist wirklich vorausschauend von dir!“

Sie nahm ihm das Handtuch aus der Hand und deponierte es auf ihrem Schoß, somit also auch unter seinem Kopf. Wäre ihm nicht so schlecht gewesen, hätte er sich definitiv dagegen gewehrt, doch in seiner Situation konnte er nicht viel tun. Berührungsängste schien die Frau wirklich nicht zu kennen – nicht mal ihm gegenüber.

„Aber…das…“, stammelte der Quincy, doch die Frau unterbrach ihn.

„Ja? Wie geht es denn nun weiter?“

„Ähm…als…als nächstes sollte man Stirn und Nacken des Betroffenen kühlen! Zu diesem Zweck habe ich einige Kühlpacks mitgenommen – Bitte, Inoue-san.“

Was auch immer Kühlpacks waren, die Frau schien das ziemlich zu beeindrucken, wobei ihr entging, dass der Quincy ihn misstrauisch ansah. Ulquiorra fragte sich unweigerlich, was sie alle von ihm dachten, so wie sie sich immer als Beschützer der Frau aufspielten. Schließlich hatte er keine solch primitiven Gelüste wie Nnoitra und der Abschaum, davon abgesehen, dass es nicht seine Idee gewesen war, sich in ihren Schoß zu legen. Zumindest war es komfortabel, das konnte er nicht leugnen.

„Wow! Du denkst wirklich an alles, Ishida-kun! Nicht wahr, Ulquiorra? Keine Sorge, es wird dir bald besser gehen!“

„…hn.“

Keiner beachtete seine Reaktion, stattdessen knickte die Frau die beiden Plastikdinger einmal in der Mitte und schob sie in seltsame Stofffetzen. Der Quincy rückte an seiner Brille, während die Frau ihm eines der Säckchen auf die Stirn legte und ein anderes unter seinen Nacken schob. Tatsächlich empfand er das Gefühl als wohltuend, auch wenn ihm seine Machtlosigkeit über alle Maßen zuwider war. Aber gut, wenigstens handelte es sich nur um die Frau und den Quincy. Es könnte schlimmer kommen…
 

„Was ist denn hier los?“

Selbstverständlich musste Kurosaki Ichigo in diesem Moment auftauchen und mit gerunzelter Stirn auf ihn herunterblicken, dann zu der Frau und wieder zu ihm. Dabei tropften seine nassen Haare auf den Quincy, der sofort empört herumfuhr und ihn anfunkelte.

„Kurosaki! Du bist nass und tropfst!“

„Und? Stell dich nicht so an…“, brummte der Aushilfsshinigami und blickte die Frau fragend an.

„Ulquiorra hat einen Sonnenstich! Und auch noch einen Sonnenbrand, weil ich vergessen habe, ihm zu sagen, dass er sich eincremen soll, und deswegen liegt er auch so, weil das bei einem Sonnenstich hilft…oh und Ishida-kun hat ihm netterweise seinen Schirm überlassen! Und er hat sogar Kühlpacks dabei!“, quasselte sie los und wurde dabei rot.

Peinlich. Absolut peinlich, dass er in dieser schrecklichen Situation vor seinem Feind lag. Das waren sie schließlich. Feinde. Er wollte ihm sagen, dass die Frau übertrieb und es ihm den Umständen entsprechend gut ging, aber das Gefühl der Übelkeit ließ seine Kehle ganz trocken werden, so dass er es ließ. Warum errötete sie eigentlich? Weil er bei ihr lag und Kurosaki, für den sie ja offenkundig Gefühle gehegt hatte, dies mit ansah? Menschen…nein, er dachte besser gar nicht weiter darüber nach. Besonders nicht jetzt.

„Wundert mich nicht…“, kam es von Kurosaki, doch bevor der Quincy etwas Garstiges erwidern konnte, wandte er sich an ihn. „Du hast echt ziemliches Glück, dass Ishida seinen halben Haushalt im Gepäck hat, Ulquiorra.“

Der Arrancar sandte ihm den finstersten Blick zu, den er zustande bringen konnte, nur leider erzielte das kaum Wirkung. Er wollte ihnen sagen, dass er nicht auf Hilfe angewiesen war, sprach es aber nicht aus – ihm war bewusst, dass er sich damit nur noch lächerlicher machen würde. Immerhin lag er im Schoß der Frau, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, sich aufzusetzen. Zu allem Überfluss hockte sich Kurosaki jetzt auch noch direkt neben den Quincy und musterte die immer noch sehr vollgestopfte Tasche.

„Bevor Kurosaki uns mit seinen unangebrachten Bemerkungen unterbrochen hat, wollte ich hinzufügen, dass der Betroffene sehr viel trinken sollte. Wenn sich sein Zustand stabilisiert hat, habe ich zur Linderung des Sonnenbrands noch eine Salbe und einen weiteren Hut, um den Kopf vor der Sonne zu schützen, dabei.“

Kurosaki beäugte den weißen Hut in der Hand des Quincys argwöhnisch – es war derselbe, den dieser auf seinem eigenen Kopf trug.

„Hast du allen Ernstes einen Ersatzhut dabei?“

„Wie ich bereits Inoue-san sagte, war ich darauf vorbereitet, dass jemand in unserer Gruppe fahrlässig handeln würde!“, zischte der Quincy zurück. „Auch wenn ich solch eine Dummheit eher von dir erwartet hätte!“

„Selbst wenn ich keine Käppi dabei hätte, würde ich deinen bescheuerten Angelhut nicht wollen“, knurrte Kurosaki zurück.

„Das beweist mal wieder, dass dein Geschmack deinem Verstand in nichts nachsteht, Kurosaki!“

„Wenn du mich noch einmal dumm nennst, Ishida…“

Auch, wenn es ihm eigentlich ganz recht war, dass die beiden stritten und daher ihre Aufmerksamkeit von ihm abwandten, wünschte er sich, sie würden das wenigstens weiter weg von ihm tun. Sein Kopf schien ohnehin schon kurz vorm Zerspringen zu sein und seine Haut brannte nach wie vor, so dass er am liebsten wieder die Augen geschlossen hätte. Ein Ding der Unmöglichkeit bei diesem Geplärre.
 

„Euer Geschrei hört man ja schon von Weitem!“

Die ganze Zeit hatten sie sich alle wunderbar mit sich selbst beschäftigen können, warum also jetzt nicht mehr? Die Shinigami stand plötzlich hinter den beiden Jungen, dicht gefolgt von dem Rotschopf, und sah neugierig von einem zum anderen. Keiner der beiden äußerte sich dazu, stattdessen drehten sie ihre Köpfe synchron in die entgegengesetzte Richtung und erinnerten damit an zwei bockige Kinder. Die Shinigami wandte sich daraufhin der Frau und ihm zu, woraufhin sie eine Braue hob, ehe sie ein verschlagenes Grinsen aufsetzte.

„Soso~“

„Uhm...Ulquiorra hat einen Sonnenstich und einen Sonnenbrand, Kuchiki-san“, klärte die Frau sie rasch auf.

„Arrancar können sowas auch kriegen?“, kam es von Abarai, der anscheinend wie alle anderen vergaß, dass er in einem Gigai steckte.

„Offensichtlich“, grollte er unterkühlt.

Allmählich konnte er es nicht mehr hören – und ebenso konnte er keinesfalls nachvollziehen, warum die Frau das jedem erzählte. Konnte sie sie nicht wegschicken, wenn sie ihm schon so unbedingt helfen wollte? Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen, was ihm nur leider nicht möglich war, da er befürchtete, er würde erneut straucheln.

„Aber Ishida-kun hat alles dabei, damit es Ulquiorra bald besser geht!“, fuhr sie fort und lächelte den Quincy anerkennend an.

„Ja, unglaublich“, murmelte Kurosaki spöttisch, was das Lob der Frau schnell vergessen machte. „Man sollte dir einen Orden verleihen, Ishida…“

„Nur weil du, Kurosaki, wahrscheinlich nicht einmal in der Lage bist, selbstständig an so etwas Banales wie Unterwäsche zu denken, muss das nicht auch für alle anderen Menschen gelten! Ich vermute mal, dass wir es deiner Schwester zu verdanken haben, dass wir den Anblick deiner Testikel nicht ertragen müssen – immerhin würdest du sogar deinen eigenen Kopf vergessen, wäre er nicht angewachsen!“

Kurosaki warf ihm einen fassungslosen Blick zu und auch der Rest wurde mit einem Mal ganz still. Ulquiorra kannte sich mit menschlicher Kommunikation nicht aus, aber den Reaktionen nach zu urteilen, waren die Worte unangemessen.

„Was hab ich dir eigentlich getan, Ishida?“, wollte Kurosaki erbost wissen, woraufhin der Quincy stutzte.

„Das-“

„Ha! Das liegt daran, dass Ishida ein fieser Streber ist! Ich habe es euch immer gesagt, aber ihr wolltet ja nicht auf mich hören! Und – Moment! Nein…was…was ist DAS?!“

Und mit einem Mal hatten sie sich alle versammelt – vorn mit dabei der Abschaum, den Ulquiorra am wenigsten gebrauchen konnte und der direkt losbrüllte. Mit weit aufgerissenen Augen zeigte er mit dem Finger auf ihn, zappelte dabei wie ein Geisteskranker herum.

„Nein…das…das glaub ich nicht! Dieser Kerl und…und Inoue-san?! Neeeein!! Wieso bekommt so ein gruseliger Kerl so eine liebreizende Person wie Inoue-san?! Neeein, das ist zu viel für mein armes Herz! Nein, nein, nein! Runter von ihr, du…du Perversling!“

„Halt die Klappe, Keigo! Inoue ist bloß hilfsbereit, klar?“, raunzte Kurosaki ihn an, während die Frau vor Scham im Boden zu versinken schien.

Als könnte man viel auf das Geschwätz dieses Heuchlers geben…

„Lüge!! Ha!! Er tut doch nur so, aber in Wahrheit hat er-“

Sein tödlicher Blick brachte den Abschaum dazu, kreischend hinter dem kurzhaarigen Mädchen Schutz zu suchen, doch diese verpasste ihm bloß einen harten Schlag ins Gesicht.

„Au!“

„Du bist so ein Ferkel, Asano!“

„Wir hätten dich echt zuhause lassen sollen“, stimmte Kurosaki ihr zu, woraufhin der Idiot aufheulte.

„Ihr seid so gemein!!“

„Und du bist gestört“, murrte die Schwarzhaarige.

„Um noch mal auf das Thema von eben zurückzukommen…ein bisschen gemeiner als sonst bist du schon, Ishida“, behauptete die Shinigami und grinste den Angesprochenen vielsagend an. „Merkwürdigerweise nur zu Ichigo…kukuku~“

„Zu mir ist er auch gemein, Kuchiki-san!!“, jaulte der Abschaum los, was lediglich abgewinkt wurde.

„Ach, das zählt nicht…“

Der Quincy starrte sie ein paar Sekunden sprachlos an, drehte sich dann rasch weg und schob an seiner Brille herum, murmelte etwas von Einbildung. Kurosaki derweil verschränkte die Arme, schien über irgendetwas nachzudenken, so ernst, wie er schaute.

Nun, zumindest lag der Fokus damit nicht länger auf ihm und auch, wenn er sich nicht fit fühlte, es ging etwas besser als zuvor. Diese sogenannten Kühlpacks halfen tatsächlich, ebenso wie das Liegenbleiben, selbst wenn seine Haut schmerzte. Was hatte der Quincy noch gesagt? Er sollte trinken…daher setzte er sich auf.
 

„Oh, geht es dir besser, Ulquiorra?“

Natürlich fiel der Frau nichts anderes ein, als den Fokus auf ihn zu lenken, und sein finsterer Blick hätte ihr auch genau das signalisieren sollen. Sie schien seine Laune jedoch nicht auf sich zu beziehen, daran gemessen, mit welcher Freude sie ihn anstrahlte und ihm auch noch beim Aufsetzen half, indem sie seine Schultern ergriff.

„…annehmbar“, brachte er nur heraus und behielt weitere Worte für sich.

Stattdessen wollte er aufstehen, was die Frau aber nicht zuließ, sondern ihn festhielt.

„Du solltest noch nicht aufstehen!“, belehrte sie ihn. „Nicht, dass du noch einmal umkippst! Warte noch etwas…oh, und ich kann dich in der Zeit ja eincremen, also wegen des Sonnenbrands! Am besten gehen wir kein Risiko ein und cremen dich überall ein! Genau!“

Das konnte nicht ihr Ernst sein. Nein, er kannte die Frau inzwischen ausreichend, um zu wissen, dass sie es so meinte, wie sie es sagte. Glaubte sie, er würde das nicht allein schaffen? Abgesehen vom Rücken würde das kein Problem sein. Es schien sich niemand groß für die Aussage, er wäre umgekippt, zu interessieren, denn sie starrten alle die Frau an, als sei diese verrückt geworden.

„Orihime!“, fauchte ihre kurzhaarige Freundin mit roten Wangen.

„Er wird es wohl schaffen, sich allein einzucremen…“, brummte Kurosaki, wohingegen der Abschaum erneut loskrakeelte.

„Inoue-saaaan! Ich habe auch einen ganz fürchterlichen Sonnenbrand!! Ich muss auch eingecremt werden! Überall!!“

„Keine Sorge, ich helfe dir, Asano“, bot der kleine Mensch mit einem Lächeln an.

„Ich…nein! Nein, ich…ich kann das…allein…uh…“

Die Frau legte den Kopf schief, schien nicht zu begreifen, welches Drama sie heraufbeschworen hatte; dies schien typisch für sie zu sein, wie er mittlerweile gemerkt hatte. Immerhin ließ sie endlich seine Schultern los.

„Ich brauche dabei keine Hilfe, Frau“, machte er klar und sie hielt kurz inne.

„Oh…eh, na gut. Okay, dann helfe ich dir nur beim Rücken, ja?“

„…meinetwegen.“

Wenn ihr das so ein Bedürfnis war, sollte sie ihm eben den Rücken eincremen. Ihre Berührungen waren noch die erträglichsten, wie er zugeben musste, wenn er an die Nächte mit diesen beiden Idioten dachte. Schließlich schien sie ihm damit helfen zu wollen, auch wenn er nicht darum gebeten hatte. Ob sie ahnte, wie schwer es ihm fiel, nicht alles auszusprechen, was er dachte? Es war wohl auch nur deshalb möglich, weil er angeschlagen war. Sei es drum…
 

Nachdem sich die Lage entspannt hatte, zerstreute sich die Gruppe zu seiner Erleichterung wieder. Bloß der Quincy, der Abschaum und die Freundin der Frau blieben noch am Platz. Bei letzterer war er nicht sicher, ob sie seinetwegen oder aufgrund der niederen Absichten des Abschaums blieb. Nicht, dass ihn das in irgendeiner Weise interessierte. Der Quincy hatte sich hinter einem Buch versteckt und sich in den Schatten eines zweiten Schirms zurückgezogen, während der Abschaum schmollend ein paar Meter weiter lag und zu ihnen herüber schielte. Bei den Blicken der Kurzhaarigen, die ebenfalls in der Nähe lag, zuckte er jedes Mal zusammen und gab vor zu schlafen. Idiot.

Die Frau saß hinter ihm, ließ die mit Salbe benetzten Hände über seinen gereizten Rücken fahren. Es brannte immer noch ziemlich, aber die Kühle des Mittels fühlte sich angenehm an. Die Finger der Frau waren zudem zierlich und weich, was es erträglich machte. Sogar etwas mehr als das, so dass er sich dabei erwischte, die Augen schließen zu wollen. Dieser Sonnenstich musste wirklich heftig sein, wenn er solche Auswirkungen auf ihn hatte.

„Geht es so?“

„Ja.“

„Also tue ich dir nicht weh?“

„Nein.“

„Das freut mich! Weißt du, deine Haut ist schon ziemlich rot…richtig tomatenrot! Du musst dich auf jeden Fall morgen mit Sonnencreme einreiben! Und am besten trägst du ein T-Shirt – auch im Wasser! Oh, und Ishidas Hut solltest du auch aufsetzen, um sicherzugehen!“

„Frau…dein Gerede ist anstrengend.“

„Oh…“

Anscheinend war sie nun traurig, dem Tonfall nach zu urteilen. Menschen waren kompliziert, dabei hatte er schon versucht, sich zurückzuhalten, trotzdem er darin keinen Sinn sah.

„Ich habe Kopfschmerzen.“

Die Bewegungen ihrer Hände stoppten für einen Moment, wohl weil seine Worte die Frau irritierten – und nicht nur sie. Warum hatte er das gesagt? Er musste keinen Grund angeben, warum er ihr Gebrabbel nicht ertragen konnte…zudem er im gleichen Zug eine Schwäche offenbart hatte. Das entsprach nicht seiner Art. Überhaupt nicht.

„Ach so! Entschuldige…ich kann verstehen, dass zuhören gerade sehr anstrengend sein muss. Kein Problem, dann bin ich ganz still!“

So einfach war das? Sollte einer die Menschen verstehen, er tat es nicht. Was änderte die Begründung an der Aussage, dass sie den Mund halten sollte? Die Bedeutung blieb dieselbe und dennoch schien sie nun wieder fröhlicher zu sein. Hatte dies auch mit dem Herz zu tun? Warum dachte er eigentlich so viel darüber nach? Wenn er ehrlich war, hatte es ihn seit damals nicht losgelassen. Er wollte es verstehen…und es hing mit der Frau zusammen. Sie hatte ihm von der angeblichen Bedeutung erzählt, die er bis heute nicht nachvollziehen konnte. Weil er kein Mensch war…und dennoch behandelte sie ihn wie einen von ihnen, setzte sich für ihn ein. Zweifellos bemühte sie sich zum Teil so um ihn, weil sie ihm dieses Schicksal auferlegt hatte, das hatte er ihren Worten bei Urahara entnehmen können. Andererseits zwang sie niemand, solche Schuldgefühle zu haben…vermutlich lag das aber einfach in ihrer Natur. Die Frau hatte diese Eigenart, sich um jeden zu sorgen…sich um ihre Mitmenschen zu kümmern. Selbst um ihn, der ihr immer wieder sagte, dass er sie nicht brauchte. Nichts von alldem. Und dennoch war er hier…zwar durch Erpressung, aber davon wusste sie nichts. Er blickte vor sich hin, wo sich in der Ferne das Meer erstreckte, während die Frau weiter seinen Rücken einrieb. Wieder war es da, dieses Gefühl, das ihn ruhiger machte, und schließlich schloss er, wenn auch nur für wenige Sekunden, die Augen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kommentare sind wie immer gern gesehen! :D

LG Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Callisto
2018-09-06T06:12:35+00:00 06.09.2018 08:12
Haha, ich freue mich, dass es weitergeht und gleich so weiter in der Story. Wirklich zum Schmunzeln!
Von:  Visul
2018-07-06T13:11:21+00:00 06.07.2018 15:11
Wenn man nach Jahren sieht, das es ein neues Kapitel gibt!
Yuhuuu, vielen lieben Dank dafür :)


Zurück