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Laugh

Kinderworte trösten
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Laugh

Laugh

Kinderworte trösten
 

„Mama, wieso lacht Papa nicht?“
 

Die junge Frau hielt mitten in der Rührbewegung inne und starrte entsetzt in den Topf, in dem sie gerade Nudeln weichkochte. Langsam legte sie ihren Zauberstab beiseite und drehte sich zu ihrem Sohn um. Mit einem besorgten Gesichtsausdruck sah sie den Rothaarigen an und musste erneut feststellen, wie ähnlich er seinem Vater war. Und auch seinem Onkel.

Seufzend wischte sich Angelina Weasley ihre Hände an der Schürze trocken und setzte sich auf einen der Stühle am Tisch. Sie winkte ihren Sohn zu sich, der auch gleich angerannt kam und auf ihren Schoß kletterte.
 

„Weil es Mai ist, Liebling“, antwortete sie ruhig und strich ihrem Sohn durch die feuerroten Haare. Noch immer lagen ihre Augen besorgt auf dem Kind, doch ihre Sorge galt nicht nur Fred, sondern auch seinem Vater. Vor allem seinem Vater.

Der Junge zog die Augenbrauen zusammen und sah seine Mutter irritiert an.

„Wieso lacht er nicht, wenn es Mai ist?“

Angelina seufzte erneut. Sie hatte gewusst, dass diese Frage eines Tages kommen würde, wenn Fred alt genug war. Nun war anscheinend der Augenblick gekommen, um es ihm zu erklären. Aber wie erklärte man einem Vierjährigen, wieso sein eigener Vater in einen Zustand verfiel, aus dem ihn nicht einmal seine eigenen Frau rausholen konnte?

Außerdem hatte ihr George versprochen, es seinem Sohn eines Tages selbst zu erzählen und die junge Mutter wollte ihm das nicht vorwegnehmen. Wenn sie ehrlich war, erleichterte sie diese Tatsache, denn sie hätte wirklich nicht gewusst, wie sie Fred, einem kleinen Kind, über Krieg und Tod erzählen sollte. Angelina wollte nicht vor der Verantwortung davonlaufen, aber dieses eine Mal war sie froh, dass ihr diese Aufgabe erspart blieb.

„Weißt du was? Wieso fragst du Papa nicht einfach, hm? Aber warte, bis der Mai vorbei ist. Dann wird er dir alles erklären.“ Freds Miene konnte Angelina sofort entnehmen, dass er mit dieser Antwort nicht zufrieden war. Das war aber auch kein Wunder, Kinder waren ungeduldig und wollten immer sofort alles wissen. Die Frau lächelte und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange, ehe sie ihn hochhob und auf dem Boden absetzte.
 

Während seine Mutter wieder mit dem Mittagessen beschäftigt war, schlich sich Fred unbemerkt aus der Küche. So leise wie möglich ging er die Treppe hoch und blieb mit aufgeregt klopfendem Herzen vor dem Zimmer seiner Eltern stehen. Er wusste, dass sein Vater dort drin war. Er verließ das Zimmer seit einer Woche nur noch zum Mittagessen und dann lachte er nicht einmal, wenn Fred ihm davon erzählte, wie er den Nachbarsjungen dazu gebracht hatte, einen der Juxzauberstäbe zu benutzen und dieser sich – wie erwartet – in eine quiekende Gummimaus verwandelt hatte! Fred konnte sich nichts Lustigeres vorstellen, aber die Mundwinkel seines Vaters hatten nicht einmal gezuckt.

Unentschieden kaute der kleine Junge auf seiner Unterlippe herum. Er wusste, dass seine Mutter es ihm verboten hatte, seinen Vater jetzt zu stören. Doch Fred konnte nicht warten, er war viel zu neugierig! Diese Neugier überwog letztendlich und brachte den Jungen dazu, nach der Klinke zu greifen und sich leise ins Zimmer zu schleichen.

Ängstlich blickte sich der Rothaarige um und sofort entdeckte er seinen Vater am Fenster. Er saß in einem Stuhl und bewegte sich nicht. Mit leisen Schritten trat Fred näher und blieb neben dem Schaukelstuhl stehen, sodass ihn sein Vater bemerken musste. Doch dieser starrte weiterhin apathisch aus dem Fenster und zuckte nicht einmal mit den Wimpern.

„Papa?“, fragte Fred schniefend und machte sich bereits darauf gefasst, aus dem Zimmer geworfen zu werden. Er hatte Angst vor seinem Vater, wenn er sich so verhielt.

Erschrocken zuckte der Kleine zusammen, als George seinen Kopf zur Seite drehte und ihn mit traurigen Augen ansah. In seinem Blick lag Verwirrung, als würde er nicht wissen, wer da neben ihm stand, obwohl es sein eigener Sohn war.

Fred verbarg eilig das Gesicht in den Händen und quiekte: „Tut mir leid!“
 

Dieser Satz schien George aus seiner Starre zu holen und verwundert blickte er auf Fred hinab. Was machte sein Sohn hier? Wieso war er nicht mit Angelina in der Küche? Er hatte ihr doch gesagt, dass es besser war, wenn Fred ihn nicht in diesem Zustand erlebte…

Doch wie sein eigen Fleisch und Blut neben dem Stuhl kauerte und sich vor ihm fürchtete, brach George’s Herz – oder zumindest die Überreste, die davon noch übrig geblieben waren – in noch kleinere Stücke.

„Fred…“, sagte er leise und sah, wie der Junge vorsichtig die Hände wegnahm und ihn mit großen Augen anblickte. George zwang sich zu einem kleinen Lächeln, obwohl sich seine Gesichtsmuskeln gegen diese ungewohnte Tätigkeit sträubten. Er hatte vergessen ehrlich zu lachen. Dabei war das früher sein größtes Erkennungszeichen gewesen. Aber nicht nur seins…

George spürte, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen. Er fühlte die Flüssigkeit heiß auf seiner kalten Haut und stumm streckte er die Hand nach Fred aus. Dieser kam nur zögernd näher, nicht wissend, was die Tränen seines Vaters zu bedeuten hatten.

Seine Mama hatte ihm oft gesagt, dass er stark sein und seinen Eltern helfen musste, also wollte Fred das auch tun. Er wollte seinem Vater helfen. Er kletterte auf den Stuhl und ließ sich, wie vorhin bei seiner Mutter, auf Georges Schoß nieder. Dort rollte er sich wie eine Katze zusammen und schmiegte sich an den größeren Körper, als würde er Schutz suchen. Dieser Verhalten erinnerte George daran, dass er hier der Vater war und von Fred nicht erwarten konnte, dass dieser verstand, was hier vor sich ging.

„Mama hat gesagt, dass du nicht lachst, weil es Mai ist“, flüsterte der Kleine und sah nun nicht mehr ängstlich, eher wieder neugierig aus. Er spürte, dass es seinem Papa nicht gut ging, aber er war jetzt für ihn da. Die großen Hände des Mannes strichen behutsam über Freds Kopf und er nickte kaum merklich.

„Ja, das stimmt“, erwiderte George und atmete tief durch. „Weißt du, woher du deinen Namen hast?“

Fred schüttelte den Kopf. Es gab einen Grund, weshalb er Fred hieß? Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, aber nun wollte er natürlich wissen, wieso das sein Name war!

„Dein Onkel hieß Fred. Er war mein Bruder. Er hätte dich sicher gerne kennengelernt…“, fuhr George fort und es war das erste Mal, dass er seinen verstorbenen Bruder vor seinem Kind erwähnte.

„Ist er tot?“

Unwillkürlich zuckte George zusammen. Er wusste, dass Kinder manchmal sehr direkt sein konnten und Fred meinte es auch nicht böse, aber diese simple Frage verursachte ein schmerzhaftes Stechen in seiner Brust.

„Ja, das ist er“, presste George hervor und spürte, wie sich erneut Tränen einen Weg über sein Gesicht bahnten.

„Bist du deswegen so traurig?“, fragte Fred atemlos und schob seine Unterlippe vor. Sein Blick verriet genau, dass er nun auch traurig war und das brachte George dazu, sich die Tränen wegzuwischen. Er wollte nicht, dass sein Sohn wegen ihm litt, egal aus welchem Grund. Er hatte Verantwortung zu übernehmen, auch wenn er das mit dem Anbruch des fünften Monats immer wieder vergaß.

„Ja“, antwortete George einfach, da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Er dachte an seine besondere Bindung zu seinem Zwilling. Eine Bindung, die normale Geschwister niemals verstehen würden. Er hatte Angelina davon erzählt und diese hatte zwar verständnisvoll genickt, aber wirklich verstehen konnten das nur Zwillinge.

„Aber ich bin doch noch da…“, murmelte der Junge und spielte dabei verlegen mit seinen Fingern. Unsicher blickte er zu seinem Vater hoch, doch dieser schloss nur die Arme um ihn und drückte ihn fest an sein Herz. Fred verstand nicht, was vor sich ging. Sein Daddy schluchzte und sein ganzer Körper zitterte! Außerdem fühlte es sich so an, als wolle er ihn nie wieder loslassen und so langsam bekam Fred keine Luft mehr.

„Papa…“, begann er und er musste seinen Satz nicht einmal zu Ende formulieren, denn schon erlöste George ihn aus seinem Klammergriff und sah ihn schnell atmend an. Wie hatte er das seinem Sohn nur antun können?

„Es tut mir leid, Fred… ich werde dir von nun an ein besserer Vater sein, versprochen…“ Wieder schlossen sich Georges Arme um den Jungen, aber diesmal behutsamer.

„Wirst du wieder lachen?“, fragte der kleine Rotschopf hoffnungsvoll und strahlte George euphorisch an. George nickte zustimmend und schenkte seinem Jungen das ehrlichste Lächeln seit Jahren.

„Ich werde lachen, wann immer ich an dich denken werde.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Seritoja
2012-03-23T22:47:23+00:00 23.03.2012 23:47
Q_Q Ist das süß! Ich mag Minifred!
Von: abgemeldet
2011-09-05T21:16:20+00:00 05.09.2011 23:16
Subertraurig udn superschön :(
Von:  Yurippe
2010-11-27T08:52:28+00:00 27.11.2010 09:52
Das ist einfach nur traurig und wunderschön.
Von:  SailorCherryknoedel
2010-11-07T08:08:03+00:00 07.11.2010 09:08
Wow!
Meine Augen sind richtig feucht geworden... Und das zwei Mal!
Die Geschichte ist so mitfühlend beschrieben. Man kann nicht anders: Man muss George bedauern, ohne dass man auf den kleinen Fred sauer werden kann. Der Leser entwickelt automatisch, das ist zumindest mein Eindruck, für alle Charaktere Verständnis und Sympathie. In langen Geschichten ist das nicht unbedingt erstrebenswert, in dieser Kurzgeschichte jedoch schon! Hat mir sehr gut gefallen.
Am Ende musste ich fast weinen vor Freude. So rührende Worte bewegen die Seele und gehen automatisch an die Tränenkanäle.

Der Lesefluss war wunderbar. Nichts hat ihn unterbrochen (bis auf einen kleinen Tippfehler, aber das kann ja mal passieren...), deshalb konnte ich alles bis zum Schluss ganz gespannt mitlesen. Ich wollte nicht aufhören, deine Geschichte hat mich in ihren ganz eigenen Bann gezogen. Für diesen Moment danke ich dir. ^___^
Von:  Tales_
2010-10-25T15:11:06+00:00 25.10.2010 17:11
Hey, diese Fanfic hat mir gut gefallen, die Story war passend zu dem Thema und auch sonst konnte ich keinen Rechtschreibfehler finden. Lesefluss war einwandfrei und die Atmosphäre gut getroffen.
Sehr schön traurige Fanfic!
Vielen Dank für deine Teilnahme!
Lg Shanti

Von:  kiks
2010-09-03T15:27:28+00:00 03.09.2010 17:27
Nach dem zweiten Mal Lesen habe ich mich entschlossen hier auch mal zu schreiben, dass du uns Lesern hier ein Meisterwerk der dramatischen Gefühle geschenkt hast!

Einige Dinge fand ich komisch, wie eben, dass klein Fred nichts von seinem Onkel wusste (wurde ja schon erwähnt) und dass George meint er wolle ein besserer Vater sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit solch einem Gemüt ein schlechter Vater sein könnte. Selbst nach alldem, was vorgefallen war.

Ansonst muss ich sagen, dass die Idee und die Umsetzung top sind. Traurig und man kann sich in den kleinen und den großen Weasley hineinversetzen. Ich fand es einfach nur zum heulen, als George meinte, dass sein Bruder klein Fred gerne kennen gelernt hätte.

Zuckersüß, hoffe du schreibst mehr davon!
kiks
Von: abgemeldet
2010-06-29T18:00:28+00:00 29.06.2010 20:00
Was soll man hierzu noch sagen? Meine beiden Vor-Kommentatoren sagten schon alles. Tränen in den Augen, unglaubliche Gänsehaut, Hin- und Hergerissenheit, die man mit George mitfühlt... irrsinnig emotional & mitreißend, dieser OS!
Von:  Lily_Toyama
2010-05-09T15:38:38+00:00 09.05.2010 17:38
Ein der wundervollsten OS, die ich jemals über Freds Tod gelesen habe (und ich habe viele OS darüber gelesen).
Es war eine tolle Idee, Georges Trauer in Verbindung mit seinem Sohn zu beschrieben.
Ich mag es, wie du die Charaktere beschreibst, wie George leidet und doch ein guter Vater sein möchte.
Du beschreibst das so gefühlvoll, mir sind echt die Tränen gekommen, ganz ganz klasse.
Nur eine Sache stört mich, ich kann mir nicht vorstellen, dass Fred mit vier Jahren nichts von seinem Onkel wusste. Ich meine, es gibt doch sicher Bild von Fred und George, vor allem bei den Weaselys zu hause, also bei Molly und Arthur.
Aber sonst ein großartiger OS.
Lg Lily
Von:  Acrobalena-
2010-05-09T07:05:36+00:00 09.05.2010 09:05
oha, die letzen zeilen konnte ich gar nicht mehr lesen weil ich tränen in den augen hatte
das ist so traurig, so wirklich wirklich ehrlich traurig.
einfach nur zum weinen.
fred ist so ganz natürlich kind, genauso so stelle ich mir die situation zwischen den beiden vor, einfach rührend!
ich weiß nicht was man noch dazu sagen soll, außer das du mit ganz viel gefühl geschrieben hast und die auch alle angekommen sind
glg lena


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