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The secret of Nemti - Verlorenes Licht

Lucinas Geschichte
von

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Außenseiterin

Am Anfang war da nur die Geborgenheit, die meine Mutter mir gab. Sie nährte mich mit ihrer wohlschmeckenden Milch, leckte mich mit ihrer Zunge sauber und wärmte mich, wenn ich fror. Wenn ich die glücklichsten Tage meines Lebens nennen sollte, dann wäre es wohl diese gewesen, denn zu dieser Zeit wusste ich nichts über die Regeln des Rudels und die Umstände meiner Geburt. Ich lebte einfach ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, ob ich überhaupt das Recht hatte, ein Teil dieser Welt zu sein.

Die Wochen vergingen und eines Tages stieß mich meine Mutter sanft aus der Höhle und meinte: „Los meine Kleine, es wird Zeit, dass du Welt draußen kennen lernt.“

Voller Freunde tapste ich zum Ausgang und zum ersten Mal blickte ich ins helle Sonnenlicht, das mich unerbittlich blendete. Die Gerüche, die auf mich einströmten, verunsicherten mich etwas, aber schienen mich auch magisch anzuziehen. Nicht sicher was ich zuerst erforschen sollte, lief ich auf der Wiese unruhig hin und her und beschnupperte alles was ich finden konnte, bis ich plötzlich einen sehr starken Duft witterte, der mich alles andere vergessen ließ. Neugierig hob ich meinen Kopf in die Richtung, aus der er kam, und erblickte die vier Welpen, die schnurstracks auf mich zukamen. Fröhlich wedelte ich mit dem Schwanz, doch als ich in ihre Gesichter sah, ließ ich ihn auf der Stelle sinken, weil ich Arroganz und Abneigung bei ihnen bemerkte.

„Du bist also dieses Drecksbalg?“, sagte die Anführerin der Gruppe.

Mit angelegten Ohren sah ich sie an, aber das schien ihren Hass nur zu verstärken, weil Schwäche etwas war, das ein Wolf nicht zeigen sollte.

„Mein Name ist Lucina“, sagte ich leise.

„Als würde mich dein dummer Name interessieren“, geiferte die dunkle Wölfin. „Aber damit du es weißt: Ich bin Saira und ich werde nicht zulassen, dass so eine Verräterin, wie du, das Rudel stört.“

„Aber..“, stammelte ich überrascht. „Wieso Verräterin? Was habe ich denn getan?“

„Du weißt es nicht?“, kam es von dem brauen Welpen im Hintergrund. Später erfuhr ich, dass sein Name Digo war. „Du hättest niemals geboren werden dürfen. Nur der Alphawölfin des Rudels ist es gestattet Welpen zu haben. Und ist deine Mutter Alphawölfin?“

„Nein, ist sie nicht“, meinte ich aufgebracht. „Selbst wenn das so ist, kann ich doch nichts dafür.“

„Werde jetzt nicht noch frech“, knurrte Saira und griff mich ohne Vorwahrung an.

Wir kugelten ein Stück über den Untergrund und wirbelten jede Menge des staubigen Bodens auf. Wütend biss ich nach ihrem Vorderfuß, aber mir gelang es nicht ihn zu erwischen. Saira war mindestens zwei Wochen älter als ich und deswegen drückte sie mich mit ihrem Körpergewicht ganz leicht weg. Schließlich musste ich aufgeben und nahm eine unterwürfige Haltung an, in dem ich mich auf den Rücken legte und den Schwanz einzog. Meine Gegnerin kniff mich fest in den Bauch und ließ dann von mir ab.

„So schwach, wie ich mir gedacht habe“, lachte sie. „Gehen wir.“

Digo und sein heller Bruder Ais folgten Saira, die mir schon den Rücken zugewandt hatte und stolz davon ging, nur der kleinste der Welpen blieb bei mir stehen.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er, als er sicher sein konnte, dass seine Geschwister es nicht mehr hören würden.

Ich rappelte mich mühsam auf: „Ja, es geht schon.“

„Mach dir nichts draus. Die sind immer so. Auch ich bekomme eine Menge von denen ab.“

Enttäuscht schaute ich zur Seite. Ich schämte mich, dass ich mich nicht besser hatte verteidigen können.

„Ich bin Toka“, stellte sich der kleine Welpe vor.

Seine brauen Augen leuchteten mich an und ich musste einfach Lächeln.

„Schön dich kennen zu lernen“, erwiderte ich. „Wie ich schon sagte, ich bin Lucina.“

„Wollen wir spielen?“, meinte Toka fröhlich.

„Klar!“
 

Toka wurde mein bester Freund, auch wenn er dadurch öfters Schwierigkeiten mit seinen Geschwistern bekam. Mich ärgerten sie sowieso von Tag zu Tag, aber schnell wurde ich kräftiger und konnte mich besser wehren, als der kleine Toka, der kaum wuchs und so mager war, dass man an seiner Flanke deutlich die Rippen erkennen konnte. Oft hörte ich die erwachsenen Wölfe sagen, dass der kleine, braue Welpe niemals sein erstes Lebensjahr erreichen würde, weil der den Winter nicht überstehen konnte, aber daran wollte ich nicht glauben. Ein Leben ohne meinen Freund konnte ich mir nicht vorstellen. Außer meiner Mutter, die wie ich von den anderen Wölfen im Rudel nur mit Verachtung gestraft wurde, hatte ich niemanden sonst. Und zu dieser Zeit war mir der Lauf des Lebens nicht wirklich bekannt. Ich verstand nicht, dass der Tod nun mal zum Leben gehört, aber das sollte sich an einem sonnigen Frühlingstag ändern. Toka und ich liefen fröhlich über eine Wiese und jagten Schmetterlinge und Insekten. Mein Freund kam mir, wie so oft, mit seinen kurzen und schwachen Beinen nicht hinterher und ich feuerte ihn an schneller zu laufen.

„Lucina, ich kann wirklich nicht mehr“, rief er mir zu.

„Na, komm schon. Ich weiß das du es kannst“, erwiderte ich fröhlich und flitzte noch ein Stück voraus.

Zu spät bemerkte ich den Schatten, der über die Gräser streifte. Erschrocken sah ich nach oben und was ich da entdeckte, trieb mir den Schrecken in die Knochen. Ein riesiger Raubvogel raste auf den Boden zu.

„Toka, versteck dich!“, brüllte ich dem Welpen zu, doch es war zu spät.

Der Vogel hatte bereits seine Beute erreicht und schlug seine scharfen Krallen in den Braunen. Das Einzige was er noch von sich gab, war ein leises, erschrockenes Wimmern, dann erhob sich der Vogel auch wieder und trug Tokas leblosen Körper mit sich.

„NEIN!“, schrie ich mit voller Kraft, doch es half alles nichts.

Er war weg.

Für immer.

Und ich blieb zurück - Alleine.

Lange starrte ich ihnen noch hinterher. Ich sah einfach in den Himmel und wartete, dass sie zurückkamen. Natürlich wusste ich, dass es niemals geschehen würde, aber in diesem Moment spielte die Wirklichkeit keine Rolle. Erst als es dunkel wurde und ich langsam die Kälte spürte, die für eine Frühlingsnacht nicht ungewöhnlich war, kehrte ich zurück zum Bau meiner Mutter. Die Geräusche der Nacht machen mir ziemliche Angst und ich begann zu rennen so schnell ich konnte, so dass ich fast mit einem Rüden aus dem Rudel zusammenstieß. Es war Titan, der Betawolf, der den Anführer oft vertrat.

„Verzeih mir“, flüsterte ich mit trauriger Stimme.

Titan beugte sich zu mir herunter und sah mich mit seinen leuchtenden Augen an: „Was ist denn los, Welpe?“

„Toka….er….da war ein Raubvogel…er …“, stammelte ich.

„Ich verstehe. Auch wenn du das jetzt sicher nicht hören willst, aber es war nur eine Frage der Zeit. Lucina, im Leben zählt nur die Stärke und Toka war viel zu schwach.“

„Aber er war mein Freund“, rief ich.

„Freundschaft kann einen nicht ernähren. Sie kann einem nicht helfen, wenn man um seinen Rang im Rudel kämpft. Du musst lernen, dass das Leben nun mal so ist. Die Schwachen sterben. Und deswegen, Kleine, musst du stark werden, verstehst du?“

Ich nickte. Vermutlich hatte er Recht.

„Und nun gehe zu deiner Mutter, Welpe. Vergiss niemals meine Worte.“

So schnell ich konnte lief ich weiter. Titans Worte hallten noch immer in meinem Kopf. Ich nahm sie mir wirklich zu Herzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  hundefrau
2010-08-08T11:26:51+00:00 08.08.2010 13:26
Titan ist ja voll nett zu Lucina x33
Aww, das mit Toka ist ja super traurig ;__;
Lucina hat es echt nicht leicht :0
Von:  TKTsunami
2010-08-06T20:15:34+00:00 06.08.2010 22:15
greifvogel? Ich mag die... aber DEN nicht!
Böser vogel
*sniff*
Der Arme, er tut mir voll Leid, aber ich lass auch alles und jeden abkratzen X3
Nun und Titan gefällt mir^^
Gibts ein bild von ihm?
Und kann es sein dass er der papa von ihr ist? Immerhin sieht er ihr laut stecki ähnlich und er ist nett zu ihr, im gegensatz zu den anderen
wenn ja, wie süß. muss schrecklich sein, seine tochter leiden zu sehen
weiterschreiben^^

TK was here


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