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Unter schwarzer Flagge

von
Koautor:  marenzi

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Unter Piraten

Irgendwo zwischen den Inseln der Karibik, anno domini, 1708.
 

Ein lauter Ruf ließ Kakarott d'Ordono aus seinen Gedanken aufschrecken. Etwas hatte sich verändert. Die Matrosen an Bord wurden zunehmend unruhig und der erste Maat redete eindringlich auf den Kapitän ein, zeigte dabei immer wieder in seine Richtung, dann auf das offene Meer. Kakarott hob den Blick zu den geblähten Segeln, es schien also nicht um eine Flaute zu gehen. Er war zwar noch nicht lange auf See und seine Erfahrungen mit der Seefahrerei beliefen sich auf drei Überfahrten zwischen Europa und der neuen Welt, aber dennoch war eine solche Aufregung bisher nur entstanden, wenn es um eine Flaute oder um einen Sturm ging. Da der Himmel aber klar war und auch die Segel gebläht, konnte weder das eine, noch das andere der aktueller Grund sein. Das gefiel ihm ganz und gar nicht.

„Was ist los?“, verlangte der junge Prinz der spanischen Krone zu wissen, als er näher an die beiden Männer herantrat.

Der Kapitän, ein älterer Mann mit grauen Strähnen in seinem wuchtigen Bart und dem Haar, sah zu ihm auf und räusperte sich. „Wie es scheint, Hoheit, wurde unser Schiff von Piraten ausgemacht. Sie nähern sich uns.“

„Piraten?“

„Aye, Hoheit.“

„Was gedenkt Ihr dagegen zu tun?“

Der erste Maat schaute zwischen dem Kapitän und Kakarott hin und her.

„Du hast deine Befehle!“, zischelte der Kapitän, der immer nervöser schien und scheuchte den armen Mann weg, der sogleich Richtung Steuermann verschwand.

„Es sieht nicht gut aus.“, sprach der alte Mann dann an den Prinzen gewandt weiter. „Wir sind voll beladen und liegen schwer im Wasser. Das Schiff der Piraten ist wendiger und schneller. Sie werden uns bald eingeholt haben. Es wäre besser … wenn wir die Segel streichen.“
 


 

Vegeta Black stand hoch aufgerichtet am Bug seines Schiffes der 'Fury', einer kleine, schnelle Fregatte mit drei Masten. Wind und Gischt peitschte ihm ins Gesicht und die schwarzen Handschuhe umklammerten das Bugspriettau. Die Ärmel des weiten, weißen Hemdes bauschten sich im Wind wie die Segel. Die enge, schwarze Hose die in den Stulpenstiefeln steckte und die schwarze Schärpe samt Rapier rundeten das Bild des bekannten Piraten ab.

„Kapitän! Wir haben sie bald erreicht.“ Black nickte, die schwarzen Haare die um seinen Kopf wehten, umspielten den goldenen Ring in seinem linken Ohr und der Blick seiner schwarzen Augen richtete sich auf das spanische Goldschiff. Sein Ziel. Er hatte nicht vor sie entkommen zu lassen und da sie es versuchten, war ihr Leben verwirkt. So war das Gesetz des Meeres.

„Männer! Schiff klar machen zum Gefecht! Wir gehen Beute machen!“ Mit einem Grinsen sprang er von der Reling auf die Planken und donnernd kamen seine Stiefel auf. Den Degen ziehend und gen Luft reckend sah er über seine Mannschaft. „Jetzt holen wir uns ihr Gold!“

Und lauter Jubel antwortete ihm.
 


 

Es wurde immer hektischer an Bord des panischen Handelsschiffes. Auch die einfachen Matrosen schienen nun mitbekommen zu haben, was ihnen bevorstand. Sie fuhren bei voller Kraft, sämtliche Segel waren gesetzt, doch kam das andere Schiff immer näher – und das schneller, als es allen lieb war. Hektisch wurden Fässer an Deck gerollt in denen, nachdem man die Deckel abnahm, Degen und Rapiere zum Vorschein kamen. Kakarott sah dabei zu, wie die Männer sich bewaffneten und scheinbar völlig haltlos Stellung bezogen. Immer wieder wurde getuschelt, warum sie die Segel nicht reffen würden, sich ergaben, denn meistens kam dann die Mannschaft und das Schiff davon. Doch wenn man es darauf anlegte, die Piraten herausforderte, dann musste man mit Blut bezahlen. Jeder der zur See fuhr kannte die Geschichten und so waren die Blicke, welche die Offiziere und auch Kakarott trafen nicht gerade freundlich.

Jener bemerkte dies natürlich und die ungute Vorahnung, die ihn ergriffen hatte, nahm zu. War es ein Fehler gewesen dem Kapitän zu befehlen weiterzusegeln? Aber nein! Seine Befehle waren, die Ladung sicher nach Spanien zu bringen und nichts anderes hatte er vor. Dabei war ihm kurz die Frage durch den Kopf geschossen, woher die Piraten wissen konnten, was sie geladen hatten, denn es war Absicht gewesen, dass sie solch ein unauffälliges Handelsschiff und keine Eskorte mitgenommen hatten und trotzdem … verflucht! Aber vielleicht war es auch nur Zufall und die Piraten hatten sie einfach so entdeckt. Wie dem auch sei, er hatte vor die Ladung bis zum Letzten zu verteidigen und wenn der Teufel selbst auf diesem schwarzen Schiff war!

Knurrend und mit finsterer Miene machte der Prinz sich auf zum Heckaufbau und zog seine eigene Klinge. Er würde nicht kampflos aufgeben. Niemals! Sollten diese Schweinehunde nur kommen.
 


 

„Luvvorteil ausnutzen! Segel hoch! Kanonen in Stellung! Zielt auf ihre Geschütze und denkt dran ... nicht versenken bis wir das Gold haben!“

„Aye, Kapitän!“ Vegeta Black sprang wieder auf die Reling und hielt sich am Seil fest. Mit einem Grinsen sah er zu wie seine kleine, schnelle 'Fury' immer mehr aufholte und bald mit dem spanischen Goldschiff gleichzog. Sie hatten bewusst auf den Einsatz ihrer Kanonen verzichtet und der Gegner war zum Glück mit lausigen Kanonenführern gesegnet, so das sein Schiff kaum Treffer abbekommen hatte. Als sie jedoch nah genug heran waren für die Drehbrassen, kannte er kein Erbarmen und die kleinen, schwenkbaren Kanonen fegten eine blutige Schneise auf dem Oberdeck des Handelsschiffes. Er hob seinen Degen und ließ ihn dann nach unten schnellen. „Entern!“

Und mit seinem eigenen Kommando schnitt er das Tau durch und schwang sich auf das spanische Schiff hinüber, wo er seine Stiefel einem der Seemänner vor die Brust rammte und sich dann den anderen auf dem Vordeck zuwandte.

Hinter ihm gingen die Kanonen erneut mit fürchterlichem Gebrüll los und Pulverdampf erfüllt die Luft, Holz splitterte und er duckte sich unter einen Balken der über ihn hinweg geschleudert wurde. Die Piraten hinter ihm enterten.
 

Kaum, dass die kleinere Fregatte längsseits an dem Schiff der spanischen Krone angelegt hatte, brach die Hölle los. Die Matrosen versuchten, die Seile der Enterharken zu kappen, mit denen die Piraten versuchten, auf ihr Schiff zu gelangen. Kakarott beobachtete das Geschehen von seinem höher gelegenen Posten aus, bis die ersten Männer sich ihren Weg zu ihm rauf bahnten. Dem ersten, verpasste er einen gewaltigen Tritt, sodass er die Leiter wieder herunterfiel und zwei seiner Kameraden mitnahm. Der nächste, der es hoch schaffte, stürzte sich sogleich auf ihn und mit einem entschlossenen Schrei kreuzte der Prinz die Klingen, während um ihn herum alles in einem höllischen Chaos versank. Für Zweifel war nun kein Platz mehr.

Vegeta zog eine Steinschlosspistole und holte einen Matrosen aus der Takelage über ihm, ehe er schnell weiter nach oben kletterte um seine Augen über den Kampf auf dem Schiff gleiten zu lassen. Dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht, er klemmte sich den Degen zwischen die Zähen sprang, packte ein Seil, schnitt es durch und schwang auf das hintere Deck. Wieder donnerten seine Stiefel auf das Holz eines Schiffes und er richtete sich langsam auf.
 

„Wenn es Euch nichts ausmacht Eure Hoheit, würde ich es sehr begrüßen wenn Ihr meine Männer am Leben lasst.“, mit einem belustigten Unterton in der Stimme, als würde ihm das alles Spaß machen und er nicht Mitten in einem Gefecht stehen, maß er den hochgewachsenen Mann vor sich, der sein eigentliches Ziel auf diesem Schiff war.
 

Kakarotts Degen vollführte einen Halbkreis und er schlug seinem Gegner nicht nur dessen Klinge aus der Hand, sondern trennte gleich vorsorglich das gesamte Handgelenk mit ab. Mit einem Schrei ging der Mann zu Boden, und er setzte zum Todesstoß an, als er die höhnende Stimme hinter sich hörte.

Erneut wirbelte er herum, die Klinge gehoben und die Knie leicht gebeugt. Blut verunstaltete sein Seidenhemd und seine Weste. In seiner Kniehose zeigte sich ein Riss auf dem linken Oberschenkel, aus der langsam das Blut sickerte und den hellbeigen Stoff dunkelrot färbte. Doch der Mistkerl, der ihn verwundet hatte, hatte seine gerechte Strafe bekommen. Nun musterte er den recht kleinen Mann vor sich. Er sah nicht aus, wie die anderen Piraten, die sich gerade eine erbitterte Schlacht mit den Spaniern lieferten. Seine scheinbar lässige Haltung strahlte etwas unbändiges, stolzes und absolut arrogantes aus.

„Wer zu Hölle seid Ihr?“, schnaufte Kakarott zwischen zwei schweren Atemzügen.

Vegeta grinste. Das war er unverkennbar.

„Ich bin sicher Ihr habt schon von meiner 'Fury' gehört Kakarott d'Ordóno.“ Er verbeugte sich spöttisch und ließ seinen Gegner sogar aus den Augen.

Kakarotts Blick wurde düster. Wenn der schwarze Segler die 'Fury' war, konnte dieser Mistkerl nur einer sein. Angewidert spuckte er dem Piraten vor die Füße.

„Black.“, zischte er.

„In der Tat. Ich sehe Ihr kennt mich Eure Hoheit.“ Er ließ seinen Degen spielerisch durch die Luft gleiten und sah von der Klinge zum Prinzen. „Ich spreche Euch hiermit meine Einladung aus mein Gast zu werden. Ich rate Euch, sie nicht abzulehnen.“

„Vergesst es!“, knurrte Kakarott und griff den vorlauten Piratenkapitän an. Seine jahrelange Ausbildung am Hofe hatte ihn zu einem guten und flinken Duellanten gemacht und er war gewillt, alles einzusetzen, um diesem vorlauten Großkotz das Maul zu stopfen.
 

Vegeta tänzelte zur Seite. Damit hatte er gerechnet und schon nach den ersten Hieben wich sein hochmütiges, fast schon gelangweiltes Grinsen einer amüsierten und konzentrierten Miene. Der verzogene Kerl war besser als er gedacht hatte.

Er parierte, machte einen Ausfallschritt nach vorne, bog seinen Oberkörper zurück um einem der Hiebe aus dem Weg zu gehen. Ein Schmerz durchzog seinen Arm und er spürte wie Blut den Stoff des weißen Hemdes an seiner Haut kleben ließ. Endlich mal ein Gegner, der es mit ihm aufnehmen konnte.
 

Auch Kakarott tänzelte, um den Hieben des Piraten auszuweichen. Er parierte und setzte zurück, nur um dann wieder mit einer schnellen Abfolge nach vorn zu preschen und zu versuchen, einen kritischen Treffer zu landen. Der Kerl war besser als gedacht. Schweiß tropfte ihm in die Augen und er musste mehrmals blinzeln, um seine Sicht zu klären. Dies kostete ihn einen weiteren Treffer, der dieses Mal die Haut an seiner Schulter verletzte. Seine Konzentration wurde abermals gestört, als er einen Schritt nach hinten tat, und das Schiff im selben Moment eine ungewohnt heftige Bewegung tat. Er verlor sein Gleichgewicht. „Was zum...“ Unwillkürlich schaute er nach unten, das kostete ihn den Kampf.
 

Wie dumm, schoss es Vegeta durch den Kopf. Wie konnte man nur so dumm sein? Er hätte doch wissen müssen, das dieser Fehler ihm den Sieg kosten würde. Zumal bei einem Gegner wie ihm.

Mit einer schnellen Drehung und einem kräftigen, von unten geführten Hieb gegen den Degen des Prinzen, schlug Vegeta ihm diesen aus der Hand. Die Waffe flog durch die Luft und bohrte sich einige Schritte entfernt in die nassen Planken. Vegetas Degen legte sich an die Kehle Kakarotts.

„Dumm eure Hoheit, wirklich sehr dumm. Ihr habt mich unterschätzt.“ Sein Brustkorb hob und senkte sich bei diesen Worten.
 

Der Prinz erstarrte in der Bewegung. Er hatte einen Anfängerfehler begangen. Verflucht. Nur weil sich der Boden bewegt hatte, war er unsicher geworden! Er hätte besser auf seine Umgebung achten sollen. Kämpfen auf Schiffen war er einfach nicht gewohnt. Und nun...

Der Spanier hob den Kopf und sah dem Piratenkapitän direkt in die Augen. Trotz, Stolz und Unnachgiebigkeit spiegelten sich in seinen schwarzen Augen. Er mochte verloren haben, doch betteln und kriechen würde er nicht. „In der Tat ... Kapitän Black.“

Vegeta versuchte seine Atmung zu beruhigen. Der Kleine hatten ihn tatsächlich mehr gefordert als er gedacht hatte und das bemerkte er erst jetzt, nachdem der Kampf vorbei war. Langsam ging er näher, bei jedem Schritt auf den schwankenden Planken darauf achtend, dass er festen Stand hatte. Die Klinge fuhr an Kakarotts Hals entlang, ohne ihn dabei zu verletzen.

„Ich denke, es ist klar, was nun mit Euch geschieht, Eure Hoheit.“

Hinter ihm erklang Jubel und verwundert stellte Vegeta fest, dass das Donnern der Kanonen und das Knallen der Pistolen verklungen war und nur noch dichter Rauch über den Schiffen hing. Hatte der Kampf zwischen dem spanischen Prinzen und ihm länger gedauert als er es wahrgenommen hatte?
 

Sie waren besiegt, dachte Kakarott schwermütig, als der Jubel über Blacks offensichtlichen Sieg die Runde unter seinen Mannen machte. Waren sie alle tot?, wunderte er sich im Stillen, verspürte jedoch nicht das geringste Bedürfnis, sich umzudrehen. Denn wenn sie es waren, dann waren sie es durch seine Fehleinschätzung. Er schob den Gedanken von sich, konzentrierte sich stattdessen auf den Mann vor sich, sah ihm fest in die Augen. „Sí, capitano. Yo se.“

„Nappa!“, bellte Vegeta einmal über das Schiff und aus dem sich niederlegenden Rauch kam sein erster Maat, ein großer breitschultriger Kerl mit einer Glatze und einer breiten Narbe über dieser auf ihn zu. „Kapitän?“

„Fessel unseren hochwohlgeborenen Gast und sperr ihn ein. Wir wollen ja nicht, dass ihm etwas passiert. Für ihn kriegen wir noch mal das Gleiche an Gold, was hier auf dem Schiff ist.“ Er grinste und sah zu seinem Gefangenen. „Nicht wahr?“
 

Kakarott biss die Kiefer zusammen und sagte nichts dazu. Es war eine Schmach, von solch Abschaum wie Kapitän Black besiegt worden zu sein. Aber diese Genugtuung würde er ihm nicht geben. So schwieg er und funkelte Nappa zornig an, als dieser ihn packte und wegzerrte.
 

Vegeta sah dem Prinzen hinterher und einer seiner Mundwinkel hob sich an. Der Vizekönig würde ihm sein Gewicht in Gold aufwiegen nur um seinen Sohn wiederzubekommen. Es war immer gut über die Bewegungen der spanischen Schiffe Bescheid zu wissen. Und über alles andere, was seine Feinde so taten.

Er lehnte sich über die Reling des Oberdecks und sah zu seinen Männern hinab, die schon damit begonnen hatten die Leichen zu plündern.

„Männer! Wir haben gewonnen! Gut gemacht! Schafft das Gold an Bord der 'Fury' und was ihr auch immer sonst noch haben wollt! Dann geht es zurück nach Tortuga!“

Und wieder einmal antwortete ihm der laute Jubel seiner Mannschaft und mit einem Lächeln verließ er den sinkenden Kahn der Spanier.
 


 

Fluchend rieb Nappa sich das schmerzende Knie. Dieser verfluchte spanische Bastard war ganz schön widerspenstig. Er hatte es zwar geschafft, ihn zu fesseln, doch hatte er dafür locker zwei blaue Flecken mehr eingesteckt. Da er ziemlich schweigsam schien, erachtete er es für unnötig, ihn auch noch zu Knebeln. „Spanier.“, spuckte Nappa verächtlich aus und verpasste dem Prinzen einen Tritt. Dieser gab ein unterdrücktes Keuchen von sich und funkelte den Hünen nur noch mehr an. Sie waren an Bord der 'Fury'. Genauer gesagt unter Deck. Dies hier war eine kleine Kabine in die man gerne mal Gefangene steckte die ein Lösegeld versprachen, ansonsten wurde sie als Lagerraum genutzt. Die Tür war abschließbar von außen, hatte auf der Innenseite keine Vorrichtung um sie zu öffnen, es gab kein Bullauge und als Einrichtung konnte man die Decke auf dem Boden wahrlich nicht bezeichnen.

Nappa musterte den Kerl noch mal, denn sie nun hier verwahrten. Trotz seiner offensichtlichen Schmerzen und dem jämmerlichen Anblick der zerfetzten Kleidung, saß er aufrecht da und fixierte ihn mit etwas, das man nicht weniger als Mordlust bezeichnen konnte.

„Vergis's Klein'r.“, knurrte Nappa. „Du has' ausg'spielt. 'Ne angenehm' Fahrt wünsch' ich.“ Dann wand er sich um und schloss die Türe hinter sich zu.
 


 

Vegeta saß in seiner Kabine und tauchte die Feder in das Tintenfass. Die 'Fury' hatte wieder Fahrt aufgenommen und entfernte sich von dem Wrack, das sich mittlerweile der ozean geholt haben musste. Die Ladung war übergewandert und die Matrosen bester Laune über den Sieg. Wenige der Männer waren gefallen und die Beute war reichlich, damit jeder sich in Tortuge betrinken und die Huren besuchen konnte.

Es klopfte und Vegeta hob den Kopf. „Ja?“ Nappa öffnete die Tür und trat ein.

„Käpn’? Muss ma’ mit euch red’n.“

Die Feder wanderte in einen Halter und Vegeta streute feinen Sand auf die Tinte damit sie nicht verwischte, ehe er den Brief zusammen rollte. Es war nicht ungewöhnlich das sein erster Maat nach einer erfolgreichen Enterung zu ihm kam. Doch sein Gefühl sagte ihm, dass es diesmal nicht wegen der Stimmung an Board war.

„Was gibt es?“

„Die Mannschaft will’n höh’ren Anteil.“
 


 

Währenddessen saß Kakarott in seiner dunklen Kabine und atmete tief durch. Probeweise bewegte er die Handgelenke, die ihm auf den Rücken gebunden worden waren. Er verzog das Gesicht und grunzte, als das Seil über seine Haut scheuerte. Seine Schulter schmerzte, ebenso wie sein linker Oberschenkel, dort wo die Klingen ihn verletzt hatten. Es war hoffnungslos. Die Fesseln saßen zu fest, die Türe zur Kabine war verschlossen und selbst wenn er sich würde befreien können ... wohin sollte er? Sie waren mitten auf hoher See. Wahrscheinlich Meilen weit von ihrem Schiff entfernt – wenn es denn überhaupt noch schwamm und nicht gesunken war – und umgeben von Piraten. Hatten sie überhaupt irgend jemanden seiner Leute am Leben gelassen? So in seine Gedanken vertieft, merkte der Prinz nicht sofort, das der Riegel zu seinem Gefängnis quitschte.
 


 

„Die Mannschaft will was?“ Vegeta sah Nappa bohrend an.

„Nen höh’ren Anteil. Sie sag’n die Beute war diesmal größer.“ Vegeta wendete sich zu einem kleinen Käfig und nahm eine Brieftaube daraus hervor, schob die kleine Briefrolle in seine dafür vorgesehen Halterung am Bein der Taube.

„Die Männer bekommen genau den gleichen Anteil wie immer.“

„Ich denk nich’ das das so’ne gute Idee is Käpt’n.“

„Das Denken übernehm ich hier Nappa.“ Vegeta öffnete das Fenster und ließ die Taube fliegen, sah ihr einen Moment hinterher. „Der gleiche Anteil, so wie immer. Das war vereinbart und wir halten uns an den Kodex.“ Er sah seinen ersten Maat an, der mit den Zähnen knirschte.

„Nich' alle wer'n damit zufrid'n sein Käpt'n.“

„Dann klären wir das in Tortuga, Nappa. Wer mit der Beute die ich mache nicht zufrieden ist, soll von Board gehen.“

„Aye Käpt'n.“

„Gib ihnen ne extra Ration Rum aus fürs Erste, bis Tortuga ist es nicht mehr weit.“

„Aye.“ Bonett erhob sich und verließ mit einer donnernden Tür, die wohl mehr davon verriet zu welcher Partei er gehörte, die Kabine. Vegeta schnaubte und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Für so etwas hatte er nun wirklich keine Zeit. Bis zu seiner Ankunft musste noch einiges Vorbereitet werden und auch die Übergabe seiner lebenden Fracht musste in die Wege geleitet werden und dafür galt es noch einige Brieftauben mehr loszuschicken.
 


 

„Na sieh mal an, wen ha'm wir'n da?“, riss eine leise, säuselnde Stimme Kakarott aus seinen Überlegungen. Er hob den Kopf und funkelte die beiden Matrosen an, die grinsend vor ihm standen und eine Laterne hoch hielten. Das schwankende Licht der Kerze in ihr warf verzerrte Schatten auf ihre Gestalten und die Wände rings um. Er antwortete ihnen nicht.

„Weiß' nich'. Sieht je'nfalls wie'n außerordentlich buntes Vög'lchen aus.“, antwortete der andere Typ, dessen Kleidung noch vor Blut trotzte. Offenbar hatte er an der vergangenen Enterung seinen Spaß gehabt. Übelkeit stieg in Kakarott auf, als er sich vorstellte, dass dies das Blut des Kapitäns war. Oder des Kochs, der ihn die letzten Tage versorgt hatte. Diese Gedanken beiseite drängend, verengte er die Augen und richtete sich ein Stück weit auf. „Was wollt Ihr?“, fragte er betont ruhig und musterte sie misstrauisch.
 


 

Vegeta lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die Laterne an der Decke schwankte und etwas Kleines ließ sich auf den Tisch fallen und wackelte auf Vegeta zu. Jener fing an zu lächeln und streckte seinen Arm nach dem Totenkopfaffen aus, der auch sofort darauf sprang und bis zu seiner Schulter lief, wo er sich hinsetzte.

„Na du?“ Der Affe bleckte die Zähne und grinste. Vegeta ebenso ... ihm war langweilig. „Es ist zu einfach. Immer wieder zu einfach. Selbst den Prinzen, den Sohn des Vizekönigs zu entführen, hat mich nicht wirklich herausgefordert. Ein paar Bestechungsgelder hier, dort einen Besuch, da eine Erpressung...“ Vegeta seufzte und kraulte den Totenkopfaffen gedankenverloren. Dabei schoss ihm ihr Duell durch den Kopf. Vielleicht war er doch eines zweiten Blickes wert ...
 


 

Statt eine Antwort von den beiden Kerlen zu erhalten zu erhalten, wurde Kakarott plötzlich gepackt und herumgedreht. Er biss die Zähne zusammen, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Seine Schulter brannte als der Kerl mit dem Blut ihn genau dort mit festem Griff packte. „'N bissch'n amüsier'n, Prinzlein.“, höhnte er dicht an seinem Ohr und dann konnte er hektische Finger spüren, die am Knopf seiner Kniehosen fummelten. Kakarotts Augen weiteten sich. Sie wollten doch nicht etwa ... und wie sie wollten. Der Kerl presste ihn weiter mit dem Gesicht gegen die Bordwand, während der andere, etwas weniger schmierig aussehende Kerl sein Kinn packte und es herumriss. Wenige Augenblicke später spürte er Lippen, die ihn grob küssten.

Ekel und Wut stiegen in dem jungen Prinzen auf. Wie konnten dieser Abschaum es wagen!? Mit einem Aufschrei riss er seinen Kopf nach hinten und verkniff sich ein Grinsen, als ein schmerzerfülltes Stöhnen von seinem Treffer am Nasenbein des Kerls hinter ihm zeugte. Er wollte die Chance nutzen und wirbelte herum. Seine Arme waren zwar bewegungsunfähig, doch seine Beine hatte man ihm nicht gefesselt. Diese nutzte er nun, um dem Matrosen, der sich seine blutende Nase hielt, einen Tritt zu verpassen, der ihn knapp neben die Tür gegen die Holzwand krachen ließ.

Dann wirbelte er herum und wollte sich dem anderen Schwein zuwenden, als dieser sich mit erstaunlicher Wucht auf ihn stürzte und sie beide mit einem ordentlichen Knall zu Boden gingen. Kakarott keuchte erschrocken auf und schloss die Augen, als schwarze Punkte vor seinem Blick zu tanzen begannen. Benommen nahm er war, wie er erneut herumgedreht wurde. „Das Schwein hat mir die Nas' gebroch'n!“, kam es wehleidig und anklagend von dem Schmierlappen.

„Das wird'r büß'n!“

„Aye, Cev. Das wird er.“, säuselte der andere Mann über ihm.

Ein Schrecken durchfuhr Kakarotts Körper, als er kühle Luft an seinem Hintern und den Beinen spürte. Die eh schon offene Hose wurde ihm nun bis zu den Knöcheln hinabgezogen und er hörte Stoff reißen. Verfluchte Scheiße!

„Nun woll'n wir mal seh'n, was so ein aristokratischer Bursche drauf hat, eh?“ Kraftvoll und brutal wurden ihm die Beine mit einem Knie auseinander gedrückt und langsam begann Panik in ihm aufzusteigen. Seine Versuche, sich zu wehren, wurden mit einem Schlag gegen seinen Hinterkopf belohnt, die seine Stirn wieder auf die harten Planken donnern ließ, sodass er stöhnend, halb benommen und ausgeliefert liegen blieb.



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