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Malleus

Warhammer 40.000 - Inquisition
von

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Malleus

Irgendwo unter einer Makropole
 

Der gesamte Raum stank nach der psionischen Präsenz eines Dämons. Ich konnte seine Aura beinahe mit Händen greifen, so stark war sie. Ich griff nach meiner schweren Autoschrotflinte und überprüfte ob sie geladen und entsichert war. Viel würde die gegen einen ausgewachsenen Dämonen nicht bringen, aber irgendjemand musste ihn beschworen haben und mit dem würden wir auch fertig werden müssen.

„Ein beeindruckender Tempel den die hier erschaffen haben.“ Ich blickte über die Schulter. Gate stand schräg links hinter mir im Eingang, ihren schlanken Bolter in Bereitschaft. Während sie mir näher kam spürte ich wie die ekelhafte dämonische Präsenz schwächer wurde und dann ganz verschwand während das Nullfeld, das ihr Körper erzeugte, mich umarmte. Sie war eine Unberührbare. Pariah. Darum hatte ich sie auch angestellt.
 

Hinter ihr betrat Alvarus die Kammer. Das Glühen seiner Plasmapistole durchbrach die Düsternis und warf unwirkliche Schatten über seine Kommissariatsuniform. „Das war mal eine Kirche der Ekklesiarchie. Verflucht seien die Ketzer, die sie entweiht haben!“ Alvarus war ein Kommissar der Imperialen Armee. Ich hatte ihn von einem Regiment requiriert, dessen Kommandeur ich kannte. Er hatte bereits früher an meiner Seite gekämpft und sich dabei als gewandter Kämpfer und geschickter Schütze erwiesen.
 

Ich sah mich um. Irgendwo hier musste es einen zweiten Ausgang geben. Ich wies meine Begleiter an, nach einem Weg zu suchen, und zückte meinen Auspex. Aber der versagte: die Anzeige wurde durch irgendwelche Geräte gestört. Also auf die altmodische Art. Suchen.

Mein Blick schweifte über hastig angebrachte Chaosrunen des Tzeentch, zerschlagene heilige Ikonen und den Altar. Nichts was auch nur annähernd auf einen Gang hinweisen würde.
 

Hinter mir ertönte ein überraschter Ruf von Gate. Ich wirbelte herum, meine Schrotflinte feuerbereit in der Hand. Meine Kameradin stand vor einem klaffenden Loch in der Wand, ihren Bolter im Anschlag. Alvarus und ich eilten zu ihr. „Was hast du gemacht?“ Sie schüttelte den Kopf: „Ich weiß es nicht. Aber es fühlte sich genau so an als wärest du in mein Nullfeld gekommen.“ Ich verstand. Die Steine waren nur psionisch in Position gehalten worden, als sich Gate genähert hatte war dieser Halt zusammengebrochen und damit auch die Wand.
 

Ich spähte vorsichtig durch die Öffnung. Ein noch engerer Gang tat sich auf und verleitete mich zu einem ärgerlichen Knurren. Ich hasse Kämpfe auf kurze Distanz. Ich bin nicht ungeschickt im Umgang mit dem Schwert, trotzdem bevorzuge ich es, meine Feinde aus sicherer Entfernung auszuschalten. Darum trug ich auch die robuste Schrotflinte. Sie war eigentlich eine Spezialanfertigung für den Adeptus Arbites und verschoss ein beeindruckendes Kaliber. Typisch für die Gesetzeshüter des Imperiums.
 

Ich schaltete die Lampe an, die an meiner Flinte befestigt war und leuchtete in den stockfinsteren Gang. Einer der Schatten blieb trotz des Lichtkegels. Dann sprang er mich mit einem irren Kreischen an.
 

Ich realisierte, dass der Ketzer schon zu nahe war um die Schrotflinte effektiv einsetzen zu können, also ließ ich sie fallen und griff nach meinem Psischwert. Ich riss die elegante Waffe aus der Scheide und wandelte die Bewegung direkt in einen Schlag um. Stahl blitzte auf und schlitzte den Oberkörper des Ketzers von Hüfte zu Schulter auf. Gates Nähe verhinderte zwar, dass die Klinge ihre volle Wirkung entfalten konnte, doch sie war immer noch tödlich. Der Waffenschmied, der sie hergestellt hatte, hatte sie so konstruiert dass sie immer noch als Energiewaffe dienen konnte wenn sie nicht von psionischen Energien durchflossen wurde. Der Ketzer stieß einen gurgelnden Laut aus, dann brach er zusammen.
 

Ich hoffte, dass das niemand gehört hatte. Ich wollte nicht, dass der Chaoskult der hier operierte uns bemerkte bis es zu spät war. Wir stiegen über den Leichnam und drangen in den tieferen Bereich des Tempels ein. Vor uns war der Gang in ein schummriges blaues Licht getaucht das verlosch als wir uns näherten, als würde es vor uns zurückweichen. Ich nahm an dass es eine Art psionische Beleuchtung war, die von Gates Leere schlichtweg ausgepustet wurde.
 

Der Gang mündete in einen riesigen, kathedralenartigen Raum. Ich stand auf einem Balkon mit massivem Geländer der sich in halber Höhe um den gesamten Raum zog. Ich ließ meinen Blick durch das Gewölbe streichen, wobei ich darauf achtete mich möglichst im Schatten zu halten. Zu meiner Linken befand sich eine riesige Rosette aus verziertem Glas durch die Sonnenlicht zu scheinen schien. Was völlig unmöglich war, da wir uns fast einen Kilometer unter der Oberfläche befanden. Es hingen zwar zwei gewaltige Stahllüster in den Raum aber ihr Leuchten wurde durch das violette Licht völlig überdeckt, das durch die Rosette fiel und gespenstische Reflexe auf die grauen Steinwände zeichnete.
 

Zehn Meter unter mir standen mindestens vierzig Menschen um mehrere lange Tische herum, einige von ihnen trugen offen Chaosrunen zur Schau und alle waren sie bewaffnet. Sie standen in militärisch geordneten Reihen und blickten auf zu einer Empore die sich auf meiner Höhe am anderen Ende des Raumes befand. Es war leer, bis auf zwei rotgewandete Gestalten die lange Energiehellebarden trugen. Alles deutete auf eine Zeremonie oder Ansprache hin. Ich winkte Gate zu mir und wies sie mit Handzeichen an, ihren Bolter auf das Podium zu richten und abzuwarten. Wer auch immer dort seine Rede halten wollte würde eine böse Überraschung erleben.
 

Wie sich herausstellte waren wir gerade rechtzeitig gekommen. Die Wachen nahmen Haltung an und ein Mann in einer dunkelgrauen Rüstung trat auf die Plattform hinaus. Sein Anblick ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Siparianus!
 

Ausgerechnet er...wir hatten zusammen unter dem selben Meister als Akolythen gelernt, aber er war in Richtung Radikalismus abgedriftet. Und offensichtlich war er dabei zu weit gegangen. Mir drehte sich fast der Magen um, als ich die Tzeentch-Rune erblickte, die auf seinem Schulterpanzer prangte. Diese Niedertracht! Ein einst treuer Diener des Imperiums, ein Diener der Inquisition beschwor einen Dämon des Immateriums. Zumindest kannte ich jetzt die Identität des Anführers des Chaoskultes. Aber das war jetzt von minderer Priorität. Siparianus hatte einen Dämon beschworen, und der musste ins Immaterium zurückgeworfen werden bevor er stark genug war um an die Oberfläche zu kommen.

Ich zückte eine Splittergranate und zog den Pin. Siparianus war vermutlich kurz davor, irgendeine hochtrabende, ketzerische Rede zu halten. Die Freude würde ich ihm gründlich vermiesen.
 

Ich warf die Granate über die Brüstung. Nur ein einzelner Ketzer bemerkte den Sprengkörper, konnte ihn aber nicht rechtzeitig wegschleudern bevor er detonierte. Ein Krachen, untermalt von Schmerzensschreien zerriss die Stille. Gleichzeitig feuerte Gate ihren Bolter ab. Der Schuss der großkalibrigen Waffe ging in der Konfusion völlig unter, ein bläuliches Schimmern lief um Siparianus als das Projektil an einem Refraktorschild abprallte. Siparianus blickte erschrocken in meine Richtung, drehte sich um und stürmte durch die Säulenhalle hinter dem Podium. Seine Wächter aktivierten ihre Hellebarden und kamen auf uns zu, als sie um die Ecke bogen wurden sie durch drei weitere Verstärkt die ich bisher nicht gesehen hatte.
 

Gates Bolter bellte neben mir auf und schickte zwei von ihnen zu Boden. Dann sprang sie zurück und machte den Weg für Alvarus und mich frei. Ich duckte mich unter dem ersten Hellebardenhieb hindurch und konterte mit einem Schlag der gegen die Beine des vordersten Wächters gerichtet war. Eine zweite Hellebarde kam mir in die Quere und blockte mein Schwert. Der Träger grinste mich höhnisch an, bis er realisierte, dass seine gesamte rechte Seite ungedeckt war. Im selben Moment traf ihn auch schon Alvarus’ Energieschwert. Knisternd fraß sich die Klinge durch Fleisch und Knochen bis der Wächter aus zwei sterbenden Hälften bestand.
 

Der dritte Wächter hatte seine Hellebarde ebenfalls in Position gebracht und stieß mir den Stiel seiner Waffe gegen die Brustplatte meiner meisterhaft gefertigten Servorüstung. Der Schlag ließ mich einen Schritt zurücktaumeln aber ich fing mich schnell wieder. Gerade schnell genug um zu sehen wie der Kerl zu einem senkrecht geführten Schlag gegen meinen Kopf ausholte. Ich zuckte innerlich mit den Schultern – in der Rüstung war das körperlich auch kaum möglich -, zog mit Links meine Autopistole und schoss ihm direkt zwischen die Augen. Dem Wächter entglitt die Hellebarde, dann folgte der Rest des fast kopflosen Körpers.
 

Sein überlebender Kamerad versuchte den Rückzug anzutreten, doch Alvarus und ich ließen das nicht zu. Er schaffte es, eine ganze Reihe von Schlägen abzuwehren, aber schließlich bekam der Kommissar die Hellebarde zu packen, riss sie dem Ketzer aus der Hand und schmetterte ihn mit seiner eigenen Waffe zu Boden. Angst erfüllte das Gesicht des Wächters, als ich die Spitze meines Psischwerts auf seinen Hals setzte, und er begann irgendetwas zu murmeln. Gebete an seine widerwärtigen Götter oder einfach Flehen nach Gnade? Ehrlich gesagt, mir war es völlig egal.
 

Man kann darüber streiten wie die Ehre oder Menschlichkeit das Töten eines unbewaffneten Mannes sieht. Ich habe festgestellt, dass Ehre im Kampf gegen Ketzer keinen Platz hat. Einer solchen Kreatur Gnade zu gewähren wäre ein Verbrechen am Imperium und könnte den Tod tausender unschuldiger Menschen nach sich ziehen. Ganz zu schweigen vom Verlust ganzer Planeten wenn den Kreaturen des Immateriums dank eines solchen Abschaums ein Weg in unsere Welt gewährt wird. Und so etwas, darauf habe ich bei meinem Leben geschworen, würde ich um jeden Preis verhindern.
 

Ein kurzer Ruck befreite die Schwertklinge aus dem Hals des Ketzers. Ich wischte das Blut an seiner Robe ab und stürmte dann mit meinen Begleitern aufs Podium. Im Saal unter uns war ein regelrechter Tumult ausgebrochen. Manche Ketzer versuchten, irgendwie aufs Podium zu kommen um ihren Anführer zu unterstützen, andere suchten das Heil in der Flucht. Trotz der chaotischen Zustände wurden wir beschossen; glücklicherweise gab die massive Balustrade uns genug Deckung. Gate feuerte noch eine kurze Salve in die Menge, woraufhin die Schüsse spärlicher wurden, dann hatten wir aber auch schon den Hinterraum des Podiums erreicht, wo wir von unten nicht mehr zu sehen waren.
 

Zwei weitere Wachen stellten sich uns in den Weg. Wo die ersten allerdings leichte Armaplastrüstung getragen hatten, trugen diese schwere Panzerplatten, die fast schon der Servorüstung gleichkamen die Gate trug. Außerdem waren sie nicht mit Hellebarden ausgestattet sondern mit Schwertern und Sturmschilden. In mir regte sich leichter Respekt vor dem Chaoskult, sie waren beeindruckend gut ausgestattet. Dann hob ich mein Schwert und bereitete mich auf den Angriff vor.
 

Die Klinge des Ketzers krachte gegen meine. Funken sprühten als die Energiefelder sich gegenseitig abstießen. Es war ein fairer Kampf, ich war schneller und geschickter als mein Gegner, aber sein Schild glich das aus. Ich suchte einige Zeit eine Lücke in der Verteidigung meines Gegners aber fand keine. Ein Tritt von mir traf ihn unerwartet und ließ ihn zwei Schritte zurücktaumeln. Als ich nachsetzte fühlte ich, wie meine Psikräfte schlagartig wiederkehrten. Offensichtlich hatte sich Gate weit genug von mir entfernt dass ihr Nullfeld mich nicht mehr umgab... oder war gefallen.
 

Ich blendete den letzten Gedanken aus und kanalisierte meine Geisteskraft durch das psionisch leitende Metall meines Schwertes. Der Geist der Waffe erwachte zu neuem Leben und die Klinge wurde von einem orangeglühenden Schimmern eingehüllt. Tyrail war eine arkane Konstruktion, geweiht in den Kathedralen von Avignor – und mit einem eigenen Willen versehen.
 

Es mag seltsam erscheinen, dass ich, als Mann der den Nahkampf normalerweise tunlichst meidet, eine derart wertvolle Waffe trage, aber wer könnte das Geschenk eines Kardinals ablehnen? Tyrail wurde mir vor im Alter von fünfzig Jahren übergeben, nachdem ich auf Avignor einen Dämon vernichtet hatte, dem ein unvorsichtiger Ekklesiarch aus Nachlässigkeit Zugang zu seinem Geist geboten hatte. Nun war er mir schon seit beinahe sechzig Jahren ein treuer Gefährte und hatte mich noch nie enttäuscht.
 

Er tat es auch diesmal nicht: Der Wächter gab sich eine minimale Blöße, die ich sicherlich nie bemerkt hätte. Tyrail bemerkte sie. Die Klinge führte meine Hand in einen waagrechten Hieb. Sie prallte erst am unteren Rand des Sturmschildes ab, rasierte einen Teil der Metallscheibe weg, und traf dann auf seine Bauchpanzerung. Ich spürte die Aura meines Feindes und ließ meinem Zorn freien Lauf. Eine psionische Entladung krachte und ich wurde für einen Augenblick von einem grellorangenen Blitz geblendet. Dann lag mein Gegner tot am Boden, sein Geist einfach ausgebrannt von einer konzentrierten Welle an Warpenergie.
 

Ich wandte mich um und suchte nach dem Zweiten, nur um Zeuge zu werden wie Alvarus, entnervt davon, nicht am Sturmschild vorbei zu kommen, seine Plasmapistole aus dem Halfter riss und auf kürzeste Entfernung schoss. Der Wächter versuchte noch, sich mit seinem Schild zu schützen, doch der grellblaue Energiebolzen brannte sich einfach durch. Nicht einmal das Energiefeld hatte den Schuss aufhalten können, und so schmolz auch die Rüstung einfach dahin. Gleich darauf folgte ihr Träger.
 

Von dem Podium aus erklang das charakteristische Bellen eines Bolters, Gate hatte sich hinter der Ecke verschanzt und feuerte in einen Seitengang. Das erklärte, wieso ich meine Kräfte wieder hatte. Sie gab eine weitere Salve ab und lud mit einer geübten Bewegung nach: „Wir sollten verschwinden, das werden immer mehr!“ Ich nickte und sprang dann über die Leichen der Wächter hinweg in den Gang, in den Siparus geflohen war. Ein einzelner Kultist versuchte, mir den Weg zu versperren aber ich fällte ihn mit einer gezielten psionischen Lanze. Die schiere energetische Wucht der Attacke schleuderte ihn fast einen Meter weit die Treppe hinauf.
 

Gerade noch rechtzeitig: einen Augenblick später schlug Gate hinter mir an die Korridorwand, immer noch feuernd. Ein letzter Schuss aus ihrem Bolter zerfetzte die Haltekette für ein Fallgatter. Ein Kultist versuchte einen beherzten Sprung um noch an Gate heranzukommen. Bis zu ihrer Stiefelspitze schaffte er es, dann wurde er von dem herabrasselnden Torgitter aufgespießt und an den Boden genagelt. Ich riss ihm seinen Dolch aus den Händen und rammte die Klinge durch den Tormechanismus. Dass ich dem Ketzer dabei vermutlich das Handgelenk gebrochen hatte war mir ziemlich egal.
 

Die anderen Kultisten brandeten gegen das Metallgitter, wedelten zornig mit ihren Waffen und suchten einen Weg um das Gitter zu öffnen.

Glücklicherweise hatten sie keine Möglichkeit, sich durch drei Zentimeter dicke Adamantiumstäbe zu arbeiten.

Momentan zumindest nicht.

„Beeilen wir uns, es dürfte nicht allzu lange dauern bis die etwas finden um da durch zu kommen.“

Ich steckte Tyrail weg und nahm wieder meine Schrotflinte zur Hand.
 

Ein weiterer Korridor vor uns war mit psionischem Feuer erleuchtet.

Noch zwei weitere Gänge zweigten von hier ab, aber meine Erfahrung sagte mir, dass dies der richtige Weg war.

Der Beweis folgte, als plötzlich mit einem grellblauen Leuchten ein kleinerer Chaosdämon vor uns aus dem Warp auftauchte.

Ständig wirr die Farbe und Form wechselnd rannte die widerwärtige Kreatur auf uns zu.

Ein Horror.

Gate feuerte, aber der Horror blieb stehen und die großkalibrigen Geschosse verschwanden einfach aus der Realität bevor sie einschlagen konnten.

„Feuer einstellen“, befahl ich, „das Ding ist reine Warpenergie du verschwendest nur deine Munition!“

Sie sah mich anklagend an, aber ich machte eine beschwichtigende Geste: „Warte einfach ab.“

Der Horror war augenscheinlich etwas verwirrt darüber, dass wir nicht vor ihm flohen und ihn auch nicht angriffen.

Also tat er das einzige, was seinem beschränkten Geist einfiel: Er griff an.

Zwei riesige Klauen wuchsen aus den Armen der Kreatur, noch während sie uns ansprang.

Alvarus holte zu einem Gegenschlag aus, doch ich hielt ihn zurück.

Als der Horror in Gates Nullfeld kam, hörte er einfach auf zu existieren. Er starb nicht einfach, oder wurde zerfetzt. Nein, er verschwand einfach aus dem materiellen Universum, absorbiert von Gates psionischer Leere.

Gate selber keuchte kurz auf, als ihr Geist die Energien absorbierte. Die Anwesenheit von Siparianus und seinen Dämonenbruten setzte ihr mehr und mehr zu.

Ich beschloss, die Sache besser schnell zu Ende zu bringen und beeilte mich, den Gang zu verlassen.
 

Nach einer langen Treppe wartete ein hoher, runder Raum. Wir standen auf der höchsten von vier Ebenen, die einen Freiraum in der Mitte umschlossen. Säulen Umgaben die Öffnung in der Mitte und hielten die Plattformen.

Es gab keine Brüstung, dafür war aus unerfindlichen Gründen auf jeder Ebene eine Wand zwischen zwei der Säulen eingezogen.

Die andere Seite war etwa sechs Meter entfernt und ein fünfzehn Meter tiefer Fall lag zwischen uns und dem Boden.

In der Mitte des Raumes hing ein großer gusseiserner Lüster in Form des Symbols des Wandlers der Wege.

Alvarus hob seine Plasmapistole und sah mich fragend an. Ich zuckte nur mit den Achseln, die Ketzer wussten ohnehin, dass wir hier waren.

Einen Plasmabolzen später stürzte die Ketzerrune in die Tiefe und schlug dort krachend auf.

Eine aufgeregte Stimme ertönte von unten, aber als ich über die Kante nach unten spähte war niemand zu sehen.

„Toll, und wie kommen wir nach da unten ohne uns den Hals zu brechen?“ Gate lehnte an der Säule und klammerte sich an einer Mauerspalte fest.

Das Unbehagen war ihr anzusehen, obwohl sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie mochte Pariah sein, aber das schützte sie nicht vor Akrophobie.

Ich legte meine Hand auf ihre gepanzerte Schulter und zog sie sanft vom Abgrund weg. „Wir finden einen besseren Weg als den direkten, keine Sorge.“
 

Alvarus lief den Balkon entlang und klopfte die Steinwände ab. „Ach ja, und welchen? Diese Wände sehen ziemlich massiv aus, und Seile haben wir auch keine dabei.“

Gate verschränkte die gepanzerten Arme: „Kann sein, aber es muss einen Weg nach unten geben, diese Galerien sind ja nicht nur zum Schmuck hier.“ Sie lehnte sich gegen die einzige Wand an der Innenseite der Galerie. Die Holzwand gab nach und klappte unter einem metallischen Knirschen nach hinten weg. Gate strauchelte und wäre der Wand gefolgt, hätte ich sie nicht rechtzeitig gepackt und hoch gezogen.
 

Ihr Körper war einen Moment nur eine Handbreit von meinem entfernt und ich musste meine ganze Willenskraft zusammenreißen um sie nicht von mir zu stoßen. Durch meine Zusammenarbeit mit Gate und Mitgliedern von Eisenhorns berühmten Femininum habe ich zwar einige Erfahrungen mit Unberührbaren und kann mich auf ihren Effekt vorbereiten. Trotzdem bereitet es mir immer noch starke psychische Schmerzen ihnen zu nahe zu kommen.
 

Alvarus blickte an Gate vorbei nach unten, die umgeklappte Wand bildete jetzt eine Treppe die zur nächsten Ebene führte. „Damit habe ich nicht gerechnet... gute Arbeit.“

Er machte einen vorsichtigen Schritt auf die Treppe, stellte sicher, dass sie fest saß und lief dann los.

Gate und ich folgten ihm in etwas Abstand, unsere Waffen im Anschlag. Die Treppe war von allen Richtungen völlig offen und ...

„HINTERHALT!“

Ein Laserstrahl fauchte so knapp vor meinem Kopf vorbei, dass die Hitze meine Augenbrauen versengte. Ich ließ mich fallen, ignorierte den Schmerz als mein Hinterteil auf die Stufenkante traf und feuerte meine Schrotflinte blind in die ungefähre Richtung aus der der Laserstrahl gekommen war.

Zwei weitere Lichtblitze stachen durch den Raum den mein Kopf eben noch eingenommen hatte, ein dritter schlug in Gates Armplatte und schmolz das Ceramit an.

Sie bewegte sich keinen Millimeter, schwang in einer flüssigen Bewegung den Bolter herum und sprengte den Schützen mit zwei massereaktiven Projektilen in blutige Fetzen.
 

„Taktischer Rückzug“, blaffte ich, „Haltet sie irgendwie da oben!“

Alvarus hatte schon den Fuß der Treppe erreicht und feuerte aus der Deckung eines Pfeilers mit einem Lasergewehr. Der ehemalige Besitzer lag in einer Blutlache zu seinen Füßen.

Ich fällte einen Kultisten auf der Balustrade über uns mit zwei weiteren Schrotpatronen, sprang dann auf und polterte die Stufen herab.
 

Gate bewegte sich langsam in unsere Richtung, stetig aus ihrem Bolter feuernd. Vereinzelte Laserstrahlen zogen Spuren über ihre Rüstung, kamen aber nicht ansatzweise durch die Platten hindurch.

Im Gegensatz dazu schlug ihre Antwort blutige Schneisen aus verstümmelten Leibern durch die beinahe ungeschützten Kultisten.

Ich bewegte mich zügig zur nächsten hochgezogenen Treppe, sandte ein Stoßgebet zum Imperator und trat gegen das dunkle Holz.
 

Die Wand gab nach, krachte nach unten und bildete eine zweite Treppe. Auf der nächsten Ebene ging die Galerie in eine Wendeltreppe über die zum Boden führte.
 

Ich winkte Gate zu mir: „Abrücken! Los, los, Bewegung!“

Sie gab eine letzte Salve ab, dann stürmte sie an mir vorbei während sie mit geübten Bewegungen nachlud. Ich feuerte das Magazin meiner Schrotflinte leer und folgte ihr dann.
 

Alvarus entleerte seine Energiezelle in einen Ketzer der eine imperiale Armaplastrüstung trug. Der Adler, der sonst stolz auf der linken Brust prangte, war abgeschliffen worden. An seiner Stelle prangte jetzt ein Chaosstern. Ein Verräter der Imperialen Garde.

Alvarus’ Salve schickte ihn zu seinen Göttern. Zwei der kohärenten Lichtlanzen wurden von der Rüstung absorbiert, der Rest fand weiches Fleisch. Der Kopf des Verräters rollte von den Schultern und fiel zu Boden, der Körper kippte in die Tiefe.
 

Dann wurde Alvarus seinerseits von zwei Schüssen getroffen. Einer schmolz das Ceramit über seiner Schulter an, der andere schlug glatt durch den rechten Arm des Kommissars und trennte die Hand knapp hinter dem Knöchel ab. Ich weiß noch wie ich mich wunderte, dass er keinen Schmerz zeigte. Nur Zorn.

Alvarus legte sein Lasergewehr über den Stumpf seiner Hand an und erschoss den Schützen. Dann hob er gelassen den Metallklumpen auf, der einmal seine augmetische Hand gewesen war und verstaute sie in einer der Taschen seines Uniformmantels. Dann setzte auch er sich in Bewegung.
 

Ich kam am Boden des Raumes an. Gate blieb an der Treppe stehen und zückte eine Sprenggranate.

Hinter mir ertönte eine Detonation, gefolgt von Schreien. Ich drehte mich um und sah wie zwei Ketzer in einem Regen aus Holztrümmern auf den Boden des Schachtes fielen. Der Rest stand in sieben Metern Höhe vor den Überresten der Treppe.
 

Meine letzte Schrotladung sprengte das primitive Schloss von der Holztür dort und riss sie auf. Zwei Feuerdämonen standen vor mir und fauchten mich zornig an. Meine Myrdon bellte zweimal auf und die psionisch geladenen Geschosse zerfetzten die Dämonen.
 


 

Siparianus stand in der Mitte eines großen Kreises. Das hässliche imperiale Brathuhn auf dem Boden war durch ein wunderschön blau ziseliertes Symbol des Wandlers der Wege ersetzt worden um das nun neun Kultisten mit ausgebreiteten Armen und nackten Oberkörpern standen. Die Männer und Frauen sangen in Extase und aus voller Kehle die Melodien des Warp. Reif lag auf ihren Haaren und ihr Atem kondensierte in der eiskalten Luft.
 

Der Hexer holte eine Ikone hervor und rammte ihren Fuß in die Mitte des Kreises. Blaues Feuer umspielte die Stelle an der die Stahlspitze die Bodenplatten durchstoßen hatte und zwei der Kultisten, ein ehemaliger Soldat der PVS und eine junge Frau erhoben sich auf leuchtenden Kegeln eine Handbreit in die Luft. Für einen Moment setzten die Gesänge aus, dann kehrten sie in doppelter Intensität zurück.

Siparianus schloss die Augen und sah vor sich ein Gebilde aus strahlendem Licht. Der gesamte unterirdische Tempel war erfüllt von Tzeentchs Magie.

Nur ein kleiner Fleck entzog sich der Energie.
 

Ralei… Siparianus grinste unter seinem Helm. Seit Jahrzehnten schon sucht er mich. Immer noch getrieben von den Werten des Imperiums. Er wäre ein mächtiger Verbündeter... aber leider macht sein falscher Glaube ihn blind für die Wahrheit. Das Imperium ist alt und schwach. Die Helden die es erbaut haben sind längst tot und vergessen.
 

Er seufzte.
 

Menschen sind zu so viel mehr fähig als für einen toten Herrscher zu sterben.

Der Hexer zog einen Zeremoniendolch während sich um ihn herum die restlichen Kultisten in die Luft erhoben.

Zum Beispiel für den Mächtigsten der Götter sterben.

Die Klinge fuhr durch das Kinn der schwebenden Frau die sich als erste erhoben hatte und stieß durch ihren Gaumen in die Schädelhöhle vor. Blut begann zu fließen, aber die dünne samtrote Linie gefror auf der bleichen Haut bevor sie das Schlüsselbein erreichte. Die Frau begann zu keuchen als Siparianus den Dolch aus der Wunde zog und ihre Seele aus der Wunde rann.
 

Eine schwach leuchtende Spur manifestierte sich auf dem Boden zwischen ihr und dem ehemaligen PVS Soldaten der gegenüber schwebte.
 

Der Hexer ging zu ihm hinüber und stach auch ihm die verzierte Klinge in den Kopf. „Herrscher des Wandels erhöre mich! Ich gebe dir diese Seelen auf dass du diese Welt für unseren Meister für immer veränderst!“

Wieder erschien eine schwache Spur die zwei Menschen verband. Siparianus folgte der Spur und wiederholte das Ritual weitere sieben Mal.

Schließlich stand er in der Mitte eines wundervoll blau leuchtenden Enneagramms das aus psionischen Strängen gewebt war und schwelgte seine Lieder singend in der Energie seines Herrn und Meisters.
 

Er erhob sich trotz der überschweren Rüstung vom Boden und wurde dann zur Seite geschoben bis er außerhalb des Kreises stand. Ein kleiner Stich ging durch ihn, er hätte zu gerne seinen Leib für das Erscheinen des großen Dämons gegeben. Doch offensichtlich hatte sein Meister andere Pläne.
 

Vor seinen Augen zog sich das Neuneck aus Kultisten zusammen und die Leiber vereinigten sich in einem grotesken Kunstwerk aus Fleisch zu einem einzigen Körper.

Lichtstrahlen brachen aus dem Gebilde hervor und zeichneten grausige Schattenwürfe an die Wände.
 

Siparianus breitete seine Arme aus: „Chi'khami'tzann Tsunoi! Herrscher des Wandels! Erhöre mich!“
 

Eine Erschütterung lief durch das psionische Energiegefüge des Raumes und ein Riss öffnete sich vor Siparianus. Reines Immaterium floss aus dem grellweißen Spalt und tropfte in das gleißende Licht darunter.

Er musste seine gesamte Willenskraft aufwenden um nicht in den Riss zu starren. Als Hexer wusste er nur zu gut, dass jeder Mensch der jemals den reinen Warp erblickt hatte, auf der Stelle zu einer seelenlosen Existenz verdammt worden war.
 

Dann schloss sich der Riss wieder und das, was einmal neun Menschen gewesen waren, verformte sich zu einem riesigen vogelköpfigen Wesen mit schillernd blauem Federkleid und eleganten Flügeln die von innen her zu glühen schienen.
 

Der Hexer besah sein Werk und verfiel in irres Gelächter das von den Wänden des riesigen Raumes wiederhallte.
 

Ich betrat den Raum im selben Moment in dem Siparianus zu lachen begann. Der Anblick des riesigen Dämons ließ mein Herz gefrieren.
 

Ich hatte schon einige große Dämonen in den Warp zurückgeworfen, doch dabei war ich jedes Mal in Begleitung von Grey Knights gewesen und hatte den mächtigen Rumpf meines Macharius-Kampfpanzers um mich gehabt.
 

Ich verfluchte mich im Stillen dafür, dass ich nur mit einem so kleinen Team unterwegs war. Dann wiederum hatte niemand damit rechnen können, dass ein Routinebesuch beim lokalen Gouverneur in einer solche Situation gipfeln könnte.
 

Ich wünschte mir nichts sehnlicher als mein Schiff und die Kompanie Grey Knights an Bord in der Nähe zu haben... die stahlgrau gepanzerten Krieger wären dem Herrscher des Wandels gewachsen gewesen.

Aber so, Mensch gegen Dämon, sah das Kräfteverhältnis nicht gut für uns aus. Gate konnte uns vorerst vor der enormen psionischen Macht des Dämons bewahren, doch zum Schutz vor seinen physischen Angriffen blieben nur unsere Rüstungen. Und die waren der gewaltigen Kraft des Dämons nicht gewachsen.

Nur gut, dass die Herrscher des Wandels ohnehin nicht gerne mit ihren energiegeladenen Stäben zuschlugen. Ich hob meine Myrdon und feuerte die Trommel leer.

Wegen Gates Nähe versagte die psionische Aufladung der Projektile, aber die dämonenbannenden Runen waren noch immer aktiv.

Drei der Geschosse schmetterten durch den fein ziselierten Stab des Dämons und brachen ihn in zwei. Der Rest grub sich in Brust und Flügel des riesigen Vogels und riss Brocken dämonischen Fleisches aus dem riesigen Wesen.

Alvarus feuerte ebenfalls und sein Plasmastrahl verkochte die Hälfte des Oberschenkels des Dämons.
 

Ein ohrenbetäubendes, vielstimmiges Brüllen schall aus dem Maul des Dämons. Kein Zeichen von Schmerz, nur unbändiger Zorn.

Die klaffende Wunde die das Plasma geschlagen hatte heilte so schnell, dass man zusehen konnte wie die blauen Schuppen sich um den Krater schlossen.

Alvarus neben mir bemerkte die rasante Heilung aber zeigte mehr Erstaunen als Angst. Wobei in mir die Frage aufkam ob ein Mann wie Alvarus überhaupt im Stande war, so etwas wie Angst zu empfinden.
 

Ich dagegen hatte Angst. Eine gewaltige Angst sogar. Aber ich wusste, was mit den Milliarden Menschen auf diesem Planeten passieren würde wenn ich ihr nicht Einhalt gebot. Also packte ich meine Angst am Kragen und warf sie in die hinterste Ecke meines Geistes.
 

Das Bein des Dämons war wieder unbeschädigt wie zuvor, nur die Einschläge meiner mit heiligen Runen verzierten Kugeln waren noch immer schwelende Löcher.
 

Ich hörte ein Knurren aus Alvarus’ Kehle: „Zäher Bastard. Gehe ich richtig in der Annahme, dass das nicht einfach wird?“

Der Vogel nahm mir die Antwort ab. Ein gleißender Blitz aus purer Warpenergie spannte sich von seiner Kralle zu mir. Die Hitze versengte meine Augenbrauen aber der eigentliche Blitz kam mir nicht einmal nahe. Einen vollen Meter vor mir verschwand er einfach im Nichts.
 

Die dröhnende Stimme des Dämons erhob sich: „Eine Unberührbare. Wie nett. Leider wird dir das auch nicht mehr viel helfen, Mensch!“

Unter der Stimme die das sagte sprachen noch mindestens fünf weitere Stimmen leise, seltsame Sätze von denen ich die Hälfte nicht verstand.
 

Dann schlug der Dämon mit den Überresten seines Stabes zu. Gewaltige und uralte Warpenergien die in dem verzierten Stück aus verzerrtem Holz gespeichert waren brachen sich ihre Bahn und flossen schlagartig in Gates Nullfeld.

Der Stab zerplatzte in Milliarden Splitter aus psychoaktivem Holz. Die psionische Rückkopplung war stark genug dass ich sie trotz dem Nullfeld fühlen konnte und schleuderte die Unberührbare meterweit durch den Raum gegen die rückwärtige Wand.
 

Ihre schlanke, gepanzerte Gestalt schlug hart gegen den Naturstein der Wand und fiel dann regungslos zu Boden.

Alvarus versuchte sie zu schützen, doch der Dämon lockerte mit seiner Geistesenergie einige Steinplatten an der Decke.

Der Kommissar war ein harter Mann, doch der Stein war härter. Den Aufprall der herabfallenden Trümmer hatte er vermutlich sogar überlebt, zäh wie er war, aber er wurde davon bewusstlos geschlagen.
 

Jetzt war nach einhundert Jahren im Dienst des Ordo Malleus das eingetreten wovor ich mich immer gefürchtet hatte. Ich stand allein. Allein gegen einen großen Dämon. Ein bis auf einige kleinere Neurallinks am Schädel normaler Mensch gegen eine der mächtigsten Kreaturen die der Erzfeind in den Kampf schicken konnte.
 

Nein, kein normaler Mensch, sagte ich mir und umgriff mein Schwert fester. Ein Dämonenjäger vom Ordo Malleus Armageddon der heiligen Inquisition zu Terra. Er sollte vor mir Angst haben, nicht andersherum. Noch hatte ich meine mächtigste Karte noch nicht ausgespielt. Ich musste nur Gelegenheit haben, sie aus meinem Ärmel zu zaubern...
 

Ich öffnete meine Sinne und suchte nach einer Gelegenheit. Ich fand einen Funken, der eine Reihe von Erinnerungen weckte.

Ich wusste jetzt.

Ich sah den Dämon an.

Er wusste, dass ich wusste.
 

Und er hatte andere Pläne als ich. Er formte in seinen riesigen Krallen einen Ball aus zuckender Warpenergie und schleuderte ihn dann nach mir.
 

Als er den Energieball warf, bemerkte ich für einen Sekundenbruchteil einen psionischen Kanal, der den riesigen Dämon vor mir mit der Ikone in der Mitte des Raumes verband.
 

Das war also sein Tormedium. Das wichtigste und damit schwächste Glied in der Kette, die den Dämon aus dem Immaterium gezogen hatte.
 

Später würde der Dämon selbst das Medium werden doch noch war er nicht ganz in der Wirklichkeit angekommen.
 

Ich wich dem Energieball mit einer rüstungsbedingt sehr uneleganten Hechtrolle aus. Trotzdem versengte die zuckende Kugel den Rand meines Umhangs und auch den meines Geistes. Sie schlug in die Wand hinter mir und verwandelte sie in ein steinernes Abbild eines Wesens mit dutzenden Mäulern und Armen. Nicht auszumalen was mit mir geschehen wäre...
 

Ich kam wieder auf die Beine und hob meine Myrdon.

Zeit um die Trommel mit Boltpatronen zu füllen blieb mir keine, darum schaltete ich die Waffe auf Laserbetrieb um.

Ich dankte in Gedanken dem Imperator und dem Genie, das diese Waffe gebaut hatte, eine meisterhafte Mischung aus Boltrevolver und Hochenergie-Laserpistole. Wenn man die mächtigen Bolts verschossen hatte, blieb immer noch die durchschlagskräftige - wenn auch weniger weit reichende - Lichtwaffe.
 

Sobald sich das in meinen Helm projizierte Fadenkreuz und das obszöne Symbol an der Spitze der Ikone überlagerten drückte ich zweimal ab.

Die Myrdon spie feuriges Licht und die Ikone zerbarst.

Unheilige Energie kreischte durch den Felsendom und formte einen gleißenden Riss in der Wirklichkeit.
 

Obwohl ich auf den Schlag vorbereitet war, schrie ich vor Schmerz auf, als die psionische Schockwelle mich traf.

Die tausend Stimmen des Dämons schrieen mit mir.
 

Ich sah auf um herauszufinden, was einen großen Dämon zu einem solchen Schrei bewegen konnte.

Und hätte dabei beinahe in einen Warpriss geblickt. Die schiere Bösartigkeit die hinter dieser schwarzgesäumten Wunde pulsierte ließ mich würgen.

Auf der anderen Seite des Warprisses sah ich Siparianus´ Silhouette. Er war dort gefangen und konnte mich nicht erreichen ohne durch die wirbelnden Energien zu treten. Und das wäre selbst für ihn tödlich wie ich zufrieden feststellte.

Der Dämon allerdings war auf meiner Seite des Risses. Das hieß - was von ihm übrig war.

Einer seiner Flügel fehlte, verzehrt von den selben Energien, die auch die Grenze zwischen Warp und Realraum aufgeschlitzt hatten.
 

Der Herrscher des Wandels brüllte tausendfach Verwünschungen. ich fühlte, wie er versuchte, in meinen Geist einzudringen.

Da ich gut wusste, dass selbst meine mächtigste mentale Verteidigung keine Chance hatte, der Kraft des Dämons zu widerstehen, ließ ich ihn gewähren.

Ich fühlte, wie der Geist des Dämons in mein Gehirn fuhr und suchend umhertastete. Auf der Suche nach meinem Geist, um mich zu packen und auszuquetschen wie eine Elysia-Zitrone.

Was er in seiner Wut nicht wahrgenommen hatte, war die uralte Schutztechnik die ich von meinem Meister gelernt hatte.

Ich hatte in meinem Geist einen zweiten, einen Scheingeist erzeugt und meinen echten in den Tiefen meiner Aura versteckt. Eine Technik, die große Disziplin, Konzentration und jahrelange Übung erforderte.

Ich lächelte innerlich. Oh, wie ich meinen Meister wegen der langatmigen Meditationsübungen verflucht hatte...

Jetzt zahlten sich die vielen Stunden aus, in denen ich so lange meinen Geist vor meinem Meister zu verstecken versuchte, bis er mich nicht mehr finden konnte.

Ich zückte eine Holzschatulle aus einer Beintasche und öffnete sie. Gesegnete Siegel brachen. Der tiefschwarze Obsidian darin fiel in meine Hand, er brannte auf meiner Hand als wäre er weißglühend. Ich überwand den Reflex, ihn fallen zu lassen und verwandelte meinen Körper und mein Schwert in einen psionischen Leiter. Dann lenkte ich all die negative Energie des Nullsteins in den Dämon.
 

Beinahe hätte ich die Besinnung verloren, doch ich klammerte mich eisern an den vertrauten Griff meines Schwertes um mich bei Bewusstsein zu halten.

Der Dämon, der noch immer meinem Scheingeist im Würgegriff hielt, bekam die volle Ladung ab.

Ein Großteil seiner Stimmen schrie schmerzerfüllt auf, als die anti-psionischen Energien sie verzehrten.

Ich war vor den Energien sicher, denn der Geist eines Menschen ist an den Körper gebunden, daher kann ein Nullfeld zwar psionische Kräfte unwirksam machen und brennende Schmerzen verursachen, aber seinen Geist tatsächlich verletzen wird es nicht - solange es nicht durch eine Vorrichtung wie ein Animus Speculum gebündelt wird.
 

Der Dämon vor mir hatte allerdings keine echten physischen Bindungen mehr. Sein dämonisches Fleisch war nur Materie gewordenes Gefühl und konnte nicht als Rettungsanker verwendet werden.
 

Das Nullfeld, das ich dem großen Vogel vor mir in den psionischen Rachen stieß, hätte einen niederen Dämon ausgebrannt und in das Immaterium zurückgeworfen. Ihn als großen Dämon freilich konnte mein doch eher kleiner Nullstein nicht verbannen. Obwohl ihm sein Tormedium fehlte, retteten ihm die Leiber der geopferten Kultisten seine fleischliche Existenz.
 

Dennoch wurde er davon empfindlich getroffen. Er taumelte und das Glühen in seinen Federn erlosch, sein enormes psionisches Potential für einen Moment verpulvert.
 

Das war die Gelegenheit auf die ich gewartet hatte. Ich riss mein heiligstes Buch hervor und schlug es auf. Meine Finger flogen über die Seiten während ich die rettende Stelle suchte.

Der Dämon erkannte die Gefahr und bereitete einen weiteren psionischen Angriff vor, seine Klauen knisterten vor Energie.

Es war zu spät. Ich hatte bereits begonnen zu lesen und meine Finger formten psionische Siegellinien in der Luft. Die Silben die über meine Lippen strömten waren wunderschön und ekelerregend zugleich.

Das Formen der uralten Worte allein war schon genug um mir das Gefühl zu geben, meine Kehle und Finger würden eingefroren und dann von flammenden Klingen aufgeschlitzt.
 

Doch die Wirkung der Worte ließ mich das alles ignorieren. Der Dämon wand sich vor Schmerz während seine blau schimmernden Schuppen nach und nach zu Asche verglühten und den Blick auf violettes Fleisch freigaben.
 

Die Schrift begann vor meinen Augen zu verschwimmen. Ein leichtes Stechen zog in meinen Nacken als die Auto-Injektoren meiner Rüstung einen Neuralstimulant verabreichten. Die Schrift in meinem Buch wurde wieder klarer, nur der brennende Schmerz in meiner Kehle und meinen Fingerkuppen ließ nicht nach.
 

Ich hatte die ekelhafte Wortfolge etwa zur Hälfte geschafft und das Federkleid des Dämons war beinahe völlig verbrannt.

Doch ich wusste sehr gut, dass mir der schwierigste Teil des Rituals noch bevorstand.

Der Dämon wusste das auch.

Was ich gerade versuchte, hatte vor eintausendsechshundert Jahren ein Großinquisitor des Ordo Haereticus schon einmal geschafft. Es war gut möglich, dass mein Gegner in seiner Verbannung eine Möglichkeit erdacht hatte um sich gegen eine weitere zu wehren.

Ich konnte seine Präsenz wieder fühlen. Nachdem sein Leib zu großen Teilen verbrannt war, brauchte er kaum noch Kraft um den Rest im Einsteinraum zu halten. Jetzt konnte er wieder versuchen, in meinen Geist zu kriechen. Und ich konnte nicht genügend Konzentration aufbringen, meinen Scheingeist ein zweites Mal zu benutzen. Nicht, dass es etwas genutzt hätte, jetzt, da er die Technik kannte.
 

Zu allem Überfluss gab mein Körper der Belastung nach. Die Haut meiner Fingerkuppen wurde von der Kälte spröde und brach, obwohl es in meiner Rüstung angenehm warm war.

Ich fühlte wie Blut und Eiter aus den Rissen liefen und musste einen Schrei unterdrücken.

Ich hatte auf einmal einen metallischen Geschmack in meinem Mund und musste ein Würgen unterdrücken.

Tränen krochen in meine Augen und drohten mir meine Sicht zu nehmen.
 

Und über alldem rief ich dem Dämon Worte zu, die nicht für menschliche Kehlen gemacht waren.

Worte die eine Welt retten konnten.

Worte bei denen ich mir keinen einzigen Fehler leisten durfte.
 

An vier Fronten kämpfte ich nun, mehr mit mir selbst als mit dem Feind. Die Situation war fast aussichtslos.

Doch dann spürte ich durch eine Laune des Schicksals etwas, das ich als normaler Psioniker eigentlich gar nicht hätte sehen dürfen. Ein helles Licht im Warp; ein unendlich fern scheinendes aber doch so deutliches Leuchtfeuer.

Das erste und bisher einzige Mal in meinem Leben konnte ich das Astronomican klar sehen.
 

Wir Psioniker nehmen es zwar wahr, doch es ist ein verschwommener Fleck in der Ferne.

Nur Psioniker mit dem Navigatorgen können das Heilige Licht von Terra klar erkennen, dafür zahlen sie jedoch den Preis mit ihrem Augenlicht.
 

Diesmal aber war alles anders. Ich sah das heilige Astronomican in seiner vollen Schönheit, als stünde ich auf Terra: Eine helle Kathedrale aus Licht, erfüllt von den reinen Geistern tausender Psioniker, die vom Imperator persönlich gelenkt in ihren ewigen Chorgesängen diesen wundervolle Gebilde erschufen.
 

Allein, dass ich die Gesänge hören konnte gab mir bereits unheimliche Glaubenskraft.

Der Imperiale Glaube von uns wissenden ist kein Glauben an einen Gott, dessen Existenz außerhalb der begreiflichen Ebene liegt und nicht bewiesen werden kann der Imperator ist sehr real - sondern es ist die Überzeugung, dass man das Richtige tut wenn man Seinem Weg unbedingt folgt. Und die, dass Er denjenigen die ihm dienen zur Seite steht und sie beschützt.

Ein rechter Glaube gibt daher sowohl Klarheit als auch Kraft.

Und aus meinem Glauben wurde in diesem Augenblick beinahe Wissen.

Ich fühlte einen unheimlichen Energieschub durch meinen Körper gehen, eine Welle aus kristallklarem Glauben. Ich fühlte, wie meine zerschundenen Fingerkuppen sich schlossen und das Brennen in meiner Kehle verkam zu einem Glühen. Mit neuer Kraft schrie ich gegen den Dämon an.

Mein Geist klärte sich, die Präsenz des Dämons von der reinen Energie Terras vertrieben, und die unmenschlichen Worte flossen von meinen Lippen wie ein Kinderreim.

Dann war plötzlich der Text aus.

Ich starrte die leere Stelle auf dem rauen, leicht vergilbten Papier an.

Volle zwei Sekunden verstrichen, bis ich begriff, dass der Text tatsächlich zu Ende war. Ich hatte es geschafft. Seinen gesamten verfluchten Wahren Namen und die Formel der Bindung hatte ich dem Dämon entgegen gerufen.
 

Der gerade noch riesige Dämonenvogel war zu einem menschengroßen, federlosen Etwas verkommen; stark geschwächt von der Bindung an einen neuen, sterblichen Meister.

Ich schloss mein heiliges Buch und strich, eine Segnung murmelnd, über den Titel. Die Schrift war in einer uralten Form des imperialen Gotisch geschrieben und kaum noch zu lesen: "Liber Daemonicum - Die Grimoire der Wahren Namen"

Ich verstaute das Buch und zog meine Kette, die wie immer wie eine Ehrenschärpe um meinen Oberkörper gelegt war. Mit einem Schwung meines Handgelenks warf ich die Kette auf die Gestalt vor mir.

Gelenkt von ihrem begrenzten Geist wickelte sich die psireaktive Kette um den ausgemergelten Körper. Arkane Runen glühten auf, wo das Metall mit dem Dämon in Berührung kam.
 

Eigentlich sind meine telekinetischen Fähigkeiten nicht sehr ausgeprägt, aber mit dieser Kette hatte ich lange genug geübt.

Ein Gedankenimpuls und sie zog sich enger um den Dämon. Die Kettenglieder schnitten in das malträtierte Fleisch des Dämons obwohl sie nicht geschärft waren.

Mein Schwert blitzte auf und ich schnitt dem Dämon die Rune der Verbannung in die Brust.

In dem Moment in dem ich die Klinge absetzte fuhr ein Schrei durch den Tempel - so laut und spitz, dass der Lärmschutz meines Helmes ihn fast komplett blockierte.

Ich ließ mich nicht beirren und stieß Tyrail in das Auge der Rune und der Schrei brach urplötzlich ab.

Um die Schnitte wurde das Dämonenfleisch weiß und brüchig, während die Kerben, die ich verursacht hatte grellgrün aufflammten. Der Realraum riss auf und ich schloss meine Augen und wandte mich ab um nicht zu riskieren geblendet zu werden oder gar in den Warp selbst zu blicken.
 

Dann war auf einmal alles vorbei.
 

Mit einem scharfen Knall füllte Luft den Raum, den eben noch der Überrest des Dämons ausgefüllt hatte.

Einen Herzschlag später fiel meine Kette rasselnd zu Boden, nur die Rune der Verbannung schwebte noch als ein blass grünes Nachleuchten in der Luft.
 

Ich sackte in mich zusammen. Mein Herz schlug wie wild. Die Kämpfe und das Binden des Dämons hatten meine Kraftreserven völlig erschöpft.
 

Siparianus allerdings hatte sich von seinem Ritual erholt und schien dazu noch wütend zu sein.

Verdammt wütend.

Er warf seinen Kombiflammenwerfer weg, riss den Stab aus der Aufhängung am Rücken seiner Rüstung und stürmte auf mich zu, die mechanisch verstärkten Hände fest um die vor Energie knisternde Waffe geschlossen.

In diesem Moment schloss ich mit meinem Leben ab. Selbst erholt und unverletzt wäre mir der Hexer mit seiner dämonischen Stärke und der mächtigen Terminatorrüstung haushoch überlegen gewesen.
 

Doch aufgeben würde ich nicht. Niemals, solange mein Herz noch schlug würde ich einen Ketzer gewähren lassen. Ich richtete mich auf und hob Tyrail um den Angriff abzuwehren. Viel Erfolg versprach ich mir nicht, aber Kampflos würde er mich nicht kriegen.
 

Plötzlich wurde die Luft um Siparianus von weißen Lichtpunkten gesprenkelt.
 

Ich hatte dieses Phänomen oft genug gesehen. Transporter-Zielerfassung. Jemand bereitete einen Teleport vor, und Siparianus war das Ziel.

Siparianus war wütend, aber leider war er nicht dumm. Der riesige Krieger hielt inne.
 

Ich ließ mein Schwert sinken. Er würde sich nicht mehr bewegen. Wenn er mich angriff während der Teleport einsetzte, lief er Gefahr aus dem Transporterstrahl herauszutreten und nur zur Hälfte am Ziel anzukommen.
 

"Scheint so, als sei deine Flotte eingetroffen, Inquisitor", er spuckte das Wort aus als könnte es einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, "Meine Leute scheinen nicht so kampfeswillig zu sein wie ich."

Ein blaues Leuchten kündigte den eigentlichen Transportvorgang an.

"Nächstes Mal werde ich dich töten!"

Dann war er verschwunden und mir wurde schwarz vor Augen.
 

Ich wachte mit einem fürchterlichen Kater wieder auf. Alle Glieder taten mir weh und ich konnte nichts sehen. Dann klärten sich meine Gedanken etwas und ich kam auf die Ideen die Augen aufzuschlagen. Ich saß an einen Pfeiler gelehnt, mein Helm war mir abgenommen worden und meine beiden Waffen lagen neben mir.

Mein Kopf schmerzte als hätte man mir glühende Nägel hineingeschlagen und mein Körper fühlte sich an als bestünde er aus Watte.

Erst langsam wurde ich der Personen gewahr, die mich umgaben. Alvarus stand da, seine Mütze ausnahmsweise nicht aufgesetzt sondern in der Hand, da er einen großen Verband um den Kopf gewickelt hatte.

Gate war auch da, ihr linker Arm war aus der Rüstung befreit worden und lag jetzt in einer Schlinge.

Einige weitere Gestalten waren dazu gekommen. McKnigt, einer meiner treuesten Begleiter und Kommandeur meiner persönlichen Gardistentruppe stand in der Mitte des Raumes und sprach in sein Helmmikrophon. Aus der Entfernung hallten vereinzelt Schüsse durch die Gänge, aber es wurden immer weniger.

Die 9. Inquisitionsflotte war eingetroffen und meine Leute hatten das Höhlensystem gestürmt. Ich war sicher.
 


 


 


 

Fünfhundert Kilometer über dem Tempel sprengte ein Schiff seine falsche Hülle ab und aus dem angeblichen schwerfälligen Megafrachter wurde ein schlanker Acheron-Lanzenkreuzer.
 

Seine beiden mächtigen Triebwerke flammten auf und schoben ihn aus dem Orbit. Zwei Kreuzer der Inquisitionskampfgruppe 9 jagten ihm nach, doch sie fielen schnell zurück. Sie feuerten dem Chaosschiff ihre Torpedos nach, doch bevor sie ihr Ziel erreichten, flammte der Raum um den Acheron auf und der Kreuzer verschwand im Warp. Die Torpedos fauchten durch den Raum, den der Kreuzer eben noch eingenommen hatte und verschwanden dann im All.
 

Auf der Brücke des Acheron-Kreuzers Prinz Eugen hatte Siparianus eben die breite Spitze seines Stabes aus dem Körper von Kapitän Julius Berger gerissen, der den Rückzug eigenmächtig befohlen hatte.
 

Dass dabei ein guter Teil von Bergers Innereien auf dem Deck verteilt wurde, interessierte ihn ebenso wenig wie der Mann an der OPS, von dem deutliche Würgegeräusche zu vernehmen waren.
 

Auch dem Leibgardisten in seiner mächtigen Terminatorrüstung, der den toten Kapitän aus seinem Thron löste und davon schleifte, wurde keine Aufmerksamkeit zuteil.
 

Der Hexer stand einfach da, auf den blutverschmierten Stab gestützt, und blickte über den gewaltigen Bug des sechs Kilometer langen Schiffes in den Warp.

Viel zu sehen gab es freilich nicht, die Gellarfelder, die allzu aufdringliche Dämonen abwehren sollten, blendeten das Meiste dieses Nebenuniversums aus. Zum Glück für die Menschen auf der Brücke.

Der Anblick des reinen Warp aus einem Schiff, dass selbst im Warp reist, war seltsamerweise bei weitem nicht so gefährlich wie der Blick von der Realität aus. Eine weitere unerklärliche Eigenschaft des Immateriums.
 

Aber die psionischen Manifestationen von mächtigen Psionikern, die hin und wieder in der Dunkelheit aufflammten interessierten ihn nicht. Auch nicht das gelegentliche Aufblitzen, wenn ein Dämon an einem Gellarfeld verbrannte wie eine Stechmücke an einer Fliegenfalle.
 

Er erwartete, dass sein Meister Kontakt zu ihm aufnahm. Selbstverständlich würde ihn der Wandler der Wege nicht persönlich aufsuchen, sondern einen Dämon als Boten schicken.
 

Wie diese Kreaturen es immer wieder schafften, trotz der Gellarfelder auf die Schiffe zu gelangen, war ihm immer noch ein Rätsel und brachte die Sicherheitsoffiziere regelmäßig zur Verzweiflung.
 

Die Luft neben ihm flimmerte und Tzeentchs Bote erschien. Diesmal hatte er die Gestalt einer schlanken, wunderschönen Frau.

Zumindest wäre sie schön gewesen wenn ihre Haut nicht tiefblau gewesen wäre.

Siparianus fiel auf ein Knie und senkte sein Haupt. "Vergebt mir, denn ich habe versagt. Meine Mission ist gescheitert und ich werde die volle Verantwortung dafür übernehmen."
 

Die Dämonenfrau trat auf ihn zu und hob seinen Kopf trotz dem massiven Helm mit nur einem Finger unter seinem Kinn. "Keine Erlösung, kein Vergeben. So ist doch das Motto deiner Krieger? Nun, Hexer du brauchst keine Erlösung, denn du brauchst auch keine Vergebung. Alles lief genau nach dem Plan unseres Meisters und er ist sehr zufrieden mit dir." Sie lächelte ein bezauberndes Lächeln. "Kehre jetzt zu deiner Operationsbasis zurück. Ich warte dort mit neuen Anweisungen auf dich."

Dann war sie verschwunden.
 

Siparianus erhob sich wieder. Ein großer Dämon für eintausend Jahre verbannt - ein Erfolg? Er schüttelte den Kopf. Lieber nicht zu viel darüber nachdenken, die Pläne des Wandlers der Wege konnte kein Sterblicher überblicken.
 

Er ließ sich auf dem Thron des Kapitäns nieder und rief einen Fähnrich um die Kabel für die Geistimpulssteuerung mit einer speziellen Buchse an seinem Helm zu verbinden. Bis er einen Ersatz für Kapitän Berger gefunden hatte, würde er persönlich das Kommando führen. "Steuermann, Kurs nach Hause. Maximale Warpgeschwindigkeit."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TalonOne
2012-02-06T08:17:22+00:00 06.02.2012 09:17
Jah ich hab die mal alle umsortiert weils mir nicht gefallen hat, dass 10 Stories in einer FF zusammengefasst waren ^^' Leider kann man dabei die Kommentare nicht übernehmen.

Gut erkannt, ich hab die Story kurz nach dem Lesen der Eisenhorn-Reihe verfasst ;)
Und danke für das Lob!
Von:  Hannes-Sama
2012-02-05T11:44:26+00:00 05.02.2012 12:44
hey, ich hatte die ff schonmal kommentiert :/ und als ich sie neulich nochmal lesen wollte, war sie aus meinen favoriten weg, weil du umsortiert hast.
aber gut, jetzt lese ich wohl alle nochmal und werde auch nochmal von vorne alles neu kommentieren ^^

ich denke, so von den nebeninfos und dem hintergrund her, hast du dich stark auf die eisenhorn-romane gestützt ;)
deine ff ist auf jeden fall gut gelungen, der verlauf der story war nachvollziehbar, actionreich aber an keiner stelle übertrieben.
würde mich freuen, wenn du noch mehr schreibst, mir hat's nämlich echt gut gefallen!


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