Zum Inhalt der Seite

Trapped in Hell

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

The Hunter and his prey

The Hunter and his prey
 

Mit leisen Schritten eilte ich durch die nur spärlich beleuchteten Gänge, meine Augen blickten wachsam voraus, späten in jede Ecke und waren doch eigentlich blind. Blind vor Wut, blind vor Verlangen. Dem Verlangen nach Rache, eiskalter, zerstörerischer Rache. Ich würde ihn finden, er war mein. Mein Opfer, meine Beute.

"Envy..." meine Stimme hallte durch den langen, leeren Gang vor mir, wurde als Echo zurückgeworfen, doch nichts schienen meine Ohren zu erreichen. Alles was ich hörte, schmeckte, fühlte, war mein Herzschlag, schnell und hart, wie er gegen meine Brust schlug und Adrenalin mit dem Blut durch meinen Körper pumpte. Blut... er würde bluten, blutend am Boden liegen, in seinen Augen kein Licht mehr, ein totes Etwas, dass es nicht verdiente, Mensch genannt zu werden. Homunkulus.
 

Weiter, ich musste weiter. Er durfte nicht entkommen, ich würde ihn rächen, würde Hughes Tod rächen, würde ihn töten, verbrennen, so lange, bis nicht mehr von ihm übrig war als ein Häufchen Asche, dass in alle Himmelsrichtungen verstreut werden sollte.

Ich huschte um eine Ecke, mein schwarzer Mantel flatterte hinter mir her, war zu langsam für mich. Aus der Ferne drangen Schüsse an meine Ohren, dumpf und leise, so als hätte mir jemand Watte an die Ohren gedrückt, doch war es verwunderlich, wenn selbst die Schallwellen verwirren würden, in diesem Gewirr aus Gängen und Räumen, Dunkelheit und flackernden Lichtern.
 

Und doch, es waren Schüsse gewesen, eine Pistole, und ich wusste genau, was das zu bedeuten hatte, es war, als hätten die leisen Töne der Waffen meine Verwirrung weggewischt wie einen Vorhang, der vom Wind erfasst wurde, schenkte mir kurz die Möglichkeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Hawkeye. Riza! War sie mir gefolgt? Hatte sie meinen Befehl missachtet? Mich gesucht, Envy gesucht, in der Hoffnung, mir helfen zu können, in dem Glauben, ich würde mir helfen lassen, bei meinem Vorhaben? Und doch, wenn es meine treuste Untergebene gewesen war, die jene Schüsse abgegeben hatte, dann musste sie ihn gefunden haben. Homunkulus! Envy!
 

Schneller, immer schneller, ich zwang mich zu rennen, so schnell ich konnte und doch lautlos, wie mein Schatten, der sich im flackernden Licht bewegte als wäre er lebendig, als würde er ein eigenes Leben führen, als wäre er dazu fähig, frei zu sein, gelöst von mir.

Ich bog um eine Ecke, blickte in eine Sackgasse, erneut, ein Ende, nichts. Keine Riza. Kein Envy. Keine Rache, keine Vergeltung, einfach nur ein leeres Stück Mauer.

Mein Mantel schlang sich um meine Beine, als ich mich umdrehte, davon rauschte, auf der Suche nach einem Ausweg, auf der Suche nach meiner Beute.

Endlich, Licht, am Ende des Ganges, eine letze Verzweigung, wieder hörte ich Schüsse, hörte ein leises Lachen, einen Aufschlag, einen Schrei. Riza!
 

Nur noch die Seitengasse entlang, ich konnte ihn schon fühlen, seine seelenlose Anwesenheit, das Wesen, welches tötete ohne zu bedauern, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne Reue, ohne Gefühl.

Ich zog im Laufen meine Handschuhe zurecht, ich musste bereit sei, durfte keine Sekunde verlieren. Erst wenn er auf dem feuchten Boden liegen würde, das hässliche Gesicht verzogen, um Gnade winselnd, würde ich meine Rache auskosten können, würde ihn leiden lassen, ihm dieselben Qualen bereiten, die der Verlust meines besten Freundes in mir ausgelöst hatten. Hughes.
 

Als erstes sah ich ihn, das Monster, das Objekt meiner kranken Begierde, mein Opfer. Keine Sekunde lang dauerte es, um meine Hand zu heben, und doch schien alles verlangsamt zu passieren, Zeitlupe, jede Einzelheit sprang mir ins Auge. Die Funken, als sie gerade gezündet wurden, sich ausbereitete, durch die Luft auf ihn zurasten, auf Envy, der verwirrt den Kopf zu mir drehte, seine Augen weitete, Augen, in denen sich Furcht ebenso wiederspiegelte wie sein höhnischer Spott gegenüber der Menschheit, den Menschen die bedauerten und fühlten.

Nachdem es zuerst in seine Brust getroffen hatte, breitete sich das Feuer schnell aus, Flammen, genährt von Alchemie und Hass, Wut und Verlangen.
 

Zu langsam. Ich war zu langsam, zu vorsichtig, selbst in dieser Situation, in der ich nichts weiter wollte als meine Rache, ein Gedanke ließ nicht los, er siegte über alles andere.

'Du hast dir geschworen, deine Untergebenen zu schützen. Hawkeye ist irgendwo, wenn die Flammen auch sie treffen...'

Nicht einmal das Gekreische des brennenden Homunkulus konnte die Stimme aus meinem Kopf verdrängen, meine eigene Stimme, die mich ermahnte aufzupassen, nicht das Leben von Unschuldigen zu gefährden, ich musste aufpassen, doch das machte mich unaufmerksam, langsam, viel zu langsam - er war weg.

Zu lange war ich meinen Gedanken nachgehangen, nur eine Sekunde zu lang, doch diese Sekunde hätte auch die sein können, in welcher ich meine Rache bekommen würde, Rache für Hughes, Rache für die Menschen, die Envy verletzt hatte, die er hatte leiden lassen.
 

"Envy!" War es wirklich ich, der nach dem Homunkuli schrie, mit einem Laut, der mehr nach einem Knurren klang, einem wütenden Brüllen, als nach einem Menschen?

"Oberst..." Ich schnellte herum. Riza war aufgestanden, an ihrer Schulter war ihre Jacke zerfetzt, ein Schnitt, der ihre Haut aufgeschlitzt hatte. Blut drang daraus hervor, färbte den hellen, blaugrauen Stoff dunkel. Ihre Augen zeigten Besorgnis, Entsetzen, Angst. War es Angst vor mir? Vor meinem rachsüchtigen, wütenden Selbst, welches ich so gut versteckt hatte, ihr nie gezeigt hatte, in der Hoffnung sie zu schützen und nicht zu beunruhigen?

"Oberleutnant, sie sollten endlich mal damit anfangen, die wirklich wichtigen Befehle auszuführen, und nicht einfach zu ignorieren. Aber jetzt ist es auch schon egal. Komm mit, aber halt dich da raus! Er gehört mir allein." Wieder dieses Knurren, die rauen Laute, welche mehr animalischen Ursprungs zu sein schienen als menschlichen.

Ein knappes Nicken von Hawkeye genügte mir, ohne weiter auf sie zu achten rannte ich wieder los, den Homunkulus verfolgend, ich konnte ihn fast spüren, konnte ihn riechen, den Gestank von verbranntem Fleisch, angesengtem Haar, beißend und Übelkeit erregend.
 

Ein Katz-und-Maus-Spiel, eine tödliche Suche, nichts weiter geschah hier, der Versuch eines Wesens, das andere zu finden, zu fangen, zu töten. Am Ende würden die Würfel fallen und entscheiden, ob es das schlaue Nagetier war, das in seinem Loch verschwand und sich versteckte, oder aber die Katze, die ihre scharfen Zähne im Fleisch der Maus versenken, ihr Blut schmecken würde.

Mit der Zeit verschwammen die Gänge vor meinen Augen, mein Blick getrübt von dem erneuten Aufwallen an Gefühlen, Hass, Wut, Verlangen, sie alle machten blind für den Rest der Welt, doch es war auch nicht nötig zu sehen, alle meine Sinne waren geschärft, auf ihn angesetzt, wie ein Hund, auf eine Fährte gesetzt, auf dem Boden schnüffelnd, auf der Suche nach irgendetwas, dessen Geruch ihn fasziniert hatte, etwas, an dem er Gefallen gefunden hatte. Wie ein Hund, der treuherzig und loyal folgte, und dabei in seinen eigenen Tod lief... in sein eigenes Verderben.
 

'Wo versteckst du dich Homunkulus, komm und zeig dich. Zeig mir deine hässliche Fratze, lass mich dich quälen, verbrennen, den Schmerz in deinen Augen sehen, den Hass und die Hoffnungslosigkeit. Lass mich dich töten, auslöschen von dieser Welt, lass mich deine Schreie hören, so lange, bis du zu schwach bist, um auch nur ein Röcheln von dir zu geben.'

Wirre Fetzen von Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, während die Wände zu meinen Seiten verschwammen, mein Blick stur geradeaus gerichtet, auf der Suche nach Envy.

"Hallo Roy, schön dich zu sehen," ich erstarrte und fuhr herum, aus den Augenwinkeln analysierte ich in dieser Sekunde den Raum, in dem wir uns befanden, klein, kalt und dunkel, feucht und schimmelig, das perfekte Versteck für ein Monster wie Envy.
 

Doch als ich herum schnellte und in die Richtung starrte, aus der die Worte kommen waren, war es nicht der Homunkulus, der künstliche Mensch, der mich anstarrte, sondern mein bester Freund, Hughes. Die Stimme, alleine die Stimme hätte mir schon bekannt vorkommen sollen, es war nicht er gewesen, nicht die gefühllose, belustigte Stimme des Monsters, sondern die von Maes.

Für einen Moment, den Bruchteil einer Sekunde, war ich unfähig dazu mich zu bewegen, mein Körper gehorchte mir nicht, ich konnte nur Hughes anstarren, oder besser gesagt, die Kopie von ihm.
 

"Maes..." Flüsterte ich heiser. Doch lange hielt meine Überraschung nicht an, sie wandelte sich im Bruchteil von Sekunden in rasende, flammende Wut und eiskalten Hass, die Dreistigkeit des Homunkulus war nicht zu fassen. Von allen Menschen dieser Welt, in die er sich hätte verwandeln können, hatte er ihn gewählt, Hughes. Den Mann, den er getötet hatte, ohne einen Hauch von Reue zu verspüren, meinen besten Freund, den er mir genommen hatte, den Vater, der seine Tochter nie wieder sehen würde, den Ehemann, der für immer verloren war. Ich fragte mich, was er nur damit bezwecken wollte, seine Gestalt anzunehmen, wollte er mich schwach machen? Verhindern, ihn zu töten, nur weil er die Hülle von Hughes trug? Nun, falls dies seine Absicht gewesen war, so hatte sie ihren Zweck nicht erfüllt. Alles, was er dadurch geschafft hatte war, dass mein Hass nur noch weiter anstieg, mich ganz auszufüllen schien, Hass und Wut - und das Verlangen nach kalter, gefühlloser Rache.
 

Schon im nächsten Augenblick hob ich meine Hand, bereit zu schnipsen, das Feuer zu entfachen, Envy leiden zu lassen, ich würde meine Rache bekommen. Hughes war tot, er weilte nicht mehr unter den Lebenden, er war getötet, von eben jenem grünhaarigen Wesen, dass hier vor mir stand, es hatte nur seine Gestalt angenommen.

'Er ist nicht dein bester Freund, Roy. Es ist eine Kopie, er will dich verunsichern. Hughes ist tot, Envy beschmutzt sein Andenken... indem er seine Gestalt missbraucht. Hol dir deine Rache Roy, stille das Verlangen nach Vergeltung, tu es, du hast die Chance dazu, jetzt.'
 

Die Zeit schien für einen Moment stehen zu bleiben, ich war gerade dabei, meine Finger zusammenzuführen, ein letzes Schnipsen, ein letzes Mal, bis er zu meinen Füßen liegen würde, die Beute am Boden, unter den wachsamen Augen des Jägers, der sin Opfer quält, bist es vor Schmerzen schreit und um Vergebung winselt, sich im Dreck windet.

Doch ich sollte es nie schaffen, die Bewegung auszuführen, denn in meinem Hinterkopf explodierte ein Schmerz, der mich zu betäuben schien, ich hörte nur noch ein leises, fieses Lachen, sah, wie mein bester Freund sich vor meinen Augen zurück verwandelte. Envy.

Dann schien alles um mich herum dunkler zu werden, als würde sich ein Vorhang vor meinen Augen zuziehen, schwarzer Stoff, der mich einhüllte in Gefühlslosigkeit.

Nur noch am Rande nahm ich wahr, wie auch Riza neben mir zu Boden ging.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück