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Die Priesterin

von

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believe

Azra erwachte und war verwirrt. Sie wusste nicht, ob sie ihre Augen bereits aufgeschlagen hatte, alles um sie war tiefschwarz. Als ob sie im leeren Raum schweben würde. Ihr war kalt und als sie versuchte, sich zu bewegen, pochten Kopf und rechte Schulter schmerzhaft um die Wette.

Von viel zu nah schlug ihr ein einziges, lautes Bellen um die Ohren. Erschrocken presste Azra ihre Hände gegen den Kopf, der kurzzeitig zerplatzen zu wollen schien. Sie stöhnte. „Wah!“ Das Zischen einer Luke folgte. Dann wurde alles Licht. Gleißend grell grub es sich in Azras Augen. „Aus!“, keuchte sie. „Oh, Tschuldige.“, bedauerte die kindliche Stimme eines Mädchens sofort und das Licht erlosch.

Das Mädchen fragte leise: „Bist du wach?“ Was für eine absurde Frage... Azra antwortete trotzdem. „Offensichtlich.“ „Du hast dir den Kopf gestoßen.“, flüsterte das Mädchen: „Erinnerst du dich?“ „Ich hab deinen Transporter gekidnappt.“, murmelte Azra, das wusste sie noch. Weiter fiel ihr nichts mehr ein.

„Ein Schiff steuerte auf uns zu.“, erzählte das Mädchen hilfsbereit: „Ich wagte einen Sprung, dabei traf mein Kanal einen anderen und beim Sturz aus dem Kanal hast du dir den Kopf angeschlagen. Dann kam die Polizei und nun sind wir in irgendeinem Krankenhaus, aber draußen warten Beamte und sobald du fertig behandelt wurdest, kommen wir in U-Haft.“ Alle Schmerzen ignorierend stemmte sich Azra bis auf die Unterarme hoch. „Ich muss aber nach d'Alsace-Lorraine.“ „Du bist ja sowas von stur.“, grollte das Mädchen vom dumpf beleuchteten Eingang her. „Du verstehst das nicht.“, presste Azra hervor, während sie das Gefühl hatte, ihren viel zu schweren Kopf nur mühsam in aufrechter Position balancieren zu können: „Das ist so eine religiöse Sache.“ „Na, klingt ja furchtbar wichtig.“, äzte das Mädchen spöttisch: „Was ists denn? Soll der Erretter irgendwo geboren werden? Ists Buddha? Mal wieder?“ „Die Ära des Erddrachens geht zu Ende.“, sprach Azra tausendmal gehörte Worte lautgetreu nach. „Wahnsinn.“, meinte das Mädchen gleichgültig: „Man muss loslassen können.“ „Der Drache kann als Einziger die Erde zurückbringen.“, fuhr Azra fort, obwohl sie wusste, wie wenig Sinn es hatte. Aber es war wie bei einem auswendig gelernten Gedicht, einmal begonnen spulte es sich bis zum Ende ab, ob nur im Kopf oder laut. „Nach d'Alsace-Lorraine?“, vermutete das Mädchen. „Nein, die Erde.“, erklärte Azra: „Der Planet, der einzige, der für den Menschen geschaffen war und der den Menschen geschaffen hat. Das, was uns alle verbindet.“ „Kenn ich nicht.“, meinte das Mädchen und bohrte anstandslos in der Nase: „Interessiert mich auch nicht. Mich kümmert eher, woher wir das Geld für die Strafgebühr nehmen wollen. Nizza ist nicht eben bescheiden, wenns um Geldstrafen geht.“

Azras Kopf hatte sich wieder beruhigt. Vorsichtig setzte sie sich an den Rand des Bettes, in dem sie aufgewacht war. „Wir müssen los.“, meinte sie entschlossen. Erstes Problem: die örtliche Polizei. An ihr mussten sie so unauffällig wie möglich vorbeikommen. Zweites Problem: Sie brauchten ein Schiff. Azra bemerkte, dass sie bei allen ihren Vorhaben automatisch das Mädchen mit einplante. Aber vermutlich war das berechtigt. Das Mädchen schien sich gut in der Raumfahrt auszukennen und es war leicht zu lenken. Es konnte Azra nützlich sein.

Azra testete ihre Beine aus. Beide hielten, obwohl sie merklich zitterten. „Vielleicht brauch ich vorher was zu essen.“, überlegte sie laut. „Wir können nicht los!“, widersprach das Mädchen heftig: „Das hab ich dir doch gesagt! Die Polizei wartet auf uns!“ „Wir schleichen uns raus.“, klärte Azra sie über ihren Entschluss auf. „Tolle Idee!“, schnauzte das Kind sie an: „Dann werden wir zur Fahndung ausgeschrieben!“ „Es geht hier um Wichtigeres als unsere Reputation.“, erklärte Azra ungeduldig. „Oh ja, um Drachen.“, stimmte das Mädchen lebhaft zu, nicht eben bescheiden in der Dosierung ihres Zynismus'. „Willst du lieber brav deine Strafe zahlen?“, erkundigte Azra sich: „Bitte, dann bleib hier. Ich geh.“ Sie machte einen schwankenden Schritt. Das Mädchen zuckte nach vorn, wie um ihr zu Hilfe zu eilen, erst im letzten Moment unterdrückte es den Impuls und blieb bewegungslos, wo es war. Es war rührend anzusehen, in seinem inneren Widerstreit verstrickt.

Es biss die Zähne zusammen. „...Die nehmen mir mein Schiff weg, um es zu pfänden. Und sonst hab ich nichts. Ich wüsste nicht, wohin...“ „Komm mit mir.“, warb Azra: „Ich schau auf dich.“ Sie war von sich selbst überrascht. Woher kam die plötzliche Mütterlichkeit? Das war doch sonst nicht ihre Art.

Vermutlich lag es an der Jugendlichkeit der Gestalt vor ihr, vielleicht dachte sie auch, dadurch den Mord an dem jungen Wächter wieder gutmachen zu können. Auf alle Fälle wollte Azra das Mädchen wirklich gern mit sich nehmen.

„Wie wollen wir denn schleichen?“, erkundigte das Mädchen sich. Azra grinste triumphierend. „Ah, willkommen im Team! Leise, aber entschlossen wollen wir.“ Sie versuchte weitere Schritte, drohte das Gleichgewicht zu verlieren, doch diesmal sprang ihr das Mädchen zu Hilfe und stützte sie.



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