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Ein Jahr Später

Spiegelungen II
von

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Lebenslinien

Im Grunde kam er sich gerade ziemlich übers Ohr gehauen vor.

Direkt vor ihm loderte ein brennender Zylonen-Raider, ein Schiff eben, mit dem die andro- und Gynoide Rasse der Zylonen, Maschinenwesen, die sich über ihre Schöpfer, die Menschen, erhoben hatten und nun auf Kriegspfad waren umherflog.

Er war mitten in der Dunkelheit einfach so aufgetaucht und dann direkt vor ihm abgestürzt und tauchte nun die ganze Gasse, in der er sich befand, in einen gespenstischen grell-orange-roten Widerschein des Feuers.
 

Zylonen – noch vor einem Jahr wäre es ihm und seiner Crew nicht in den Sinn gekommen, sich mit so etwas mal expliziter herumschlagen zu müssen.

Gut – durchdrehende Borg, randalierende Dalek, rauflustige Klingonen, intrigenspinnende Romulaner und merchandise-erfahrene Ferengi – damit kam man klar. Aber eine Rasse, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Menschheit zu vernichten?

Die Borg wollten die Menschheit assimilieren, also ihrer eigenen Rasse hinzufügen, was zwar auch eine Vernichtung der Menschheit als solcher, aber nicht unbedingt der menschlichen Kultur bedeutete.

Die Dalek wollten zwar auch ELIMINIEREN, wie sie immer skandierten, aber auch hier war es klar, dass die menschliche Rasse irgendwo im All überleben konnte.

Die Klingonen – denen waren die Menschen als solche relativ egal – als Handelspartner, als Kommandanten oder als Zielscheiben eigneten sich die Menschen ganz gut, aber als solches – eine wirkliche Bedrohung sahen die kriegerischen Aliens die Menschen nicht an – lediglich als ein willkommenes Mittel mit dem Kriegssäbel zu rasseln, weil man beleidigt worden war – aber nicht als Bedrohung per se.

Gleiches galt für die Romulaner, denen die Menschen als solche auch eher egal waren – und die Ferengi wären schön dämlich, wenn sie sich in der Tötung von Handelspartnern üben würden.
 

Aber die Zylonen? Das war ein komplett anderer Schlag.

Von den Menschen konstruiert, damit sie ihnen schwere und gefährliche Arbeit abnahmen, taten sie irgendwann das, was jede unterdrückte Spezies tut – sie probten den Aufstand.

Sie probten ihn nicht nur, sie hatten damit sogar Erfolg.

Es war ein blutiger Aufstand, dem ein langer Krieg folgte – dessen Ursachen die meisten Menschen bis heute nicht wirklich begriffen hatten.

Nach einigen Jahren entschloss man sich, einen Friedensvertrag zu schließen – die Zylonen suchten sich einen Planeten, auf dem sie residieren konnten… und alles wäre wunderbar gelaufen.

Man hatte sogar eine Begegnungsstätte für Menschen und Zylonen errichtet.
 

Doch es kam anders.

Diese Geschichte handelt nicht davon, dass die Sklaven zu ihren damaligen Herren zurückkehrten und feststellten, dass es daheim doch viel schöner war.

Sie handelt auch nicht davon, dass die Menschen zu ihren früheren Zylonensklaven flogen und ihnen sichere Jobs anboten oder ihnen erneut Knechtschaft androhten.

Nein – es kam der Tag, an dem die Sklaven zu ihren ehemaligen Herren zurückkehrten – um sie ein für alle mal auszulöschen.
 

Diese Geschichte tangiert einen groß angelegten Genozid, eine Geschichte hinter der Geschichte – eine Geschichte voller Liebe, Leidenschaft, Sex, Hingabe, aber auch Verlust, Verrat, Tod und Tragödie.

Fragt Kara Starbuck Thrace, die weiß ein Lied von all diesen Aspekten zu singen.

Doch von ihr und ihren Freunden vom tapferen Kampfstern Galactica, einem der letzten Schiffe der Menschheit, wird später berichtet werden.
 

Calvin Nathan Cat, der Sternenflottenoffizier und Kommandant der USS Dragonfly NCC 0815-A sah sich, wie schon gesagt, dem Zylonen-Raider gegenüber und gab sich die Schuld an der ganzen Misere.

Er war damals, es musste jetzt mindestens ein Jahr hergewesen sein, von der wunderschönen Natasi Godefrey, der Abgesandten der Zylonenallianz, in eine Falle gelockt und mit seinem Schiff und seiner Crew in ein paralleles Universum versetzt worden.

In das Universum, in dem der Kampf gegen die Zylonen stattfand, das Universum, aus dem die Zylonen ursprünglich kamen.

Nach einigen Abenteuern war es Cal und seiner Crew gelungen, mit der Dragonfly zurück in ihr eigenes Universum zu springen und er hatte es sogar geschafft, die Galactica und den Konvoy der restlichen Menschenschiffe, mitzunehmen.

Auf die Art gewannen sowohl die Guten, als auch die Bösen.

Die Guten gewannen deshalb, weil die Menschen überlebt und gerettet wurden, die Bösen deshalb, weil sich die Guten in ein anderes Universum verzogen hatten. Im Universum der Bösen gab es also keine Menschen mehr – seit einem Jahr, seit des Wechsels beider Schiffe in das Paralleluniversum der Sternenflotte.
 

Natürlich gab es ein riesiges Hallo, als die Crew der Dragonfly mit einigen unbekannten Menschen im Schlepp überaus unvermittelt auftauchte und beinahe hätte es einen Konflikt gegeben, der nicht so leicht zu lösen gewesen wäre – aber die Menschen aus dem anderen Universum brachten sich ein und kehrten in ihre ihnen eigenen Jobs zurück.

Bill Adama arbeitete beispielsweise an der Sternenflottenakademie als „flight instructor“. Aber zu den anderen Charakteren später.
 

Als aus dem inneren des Zylonenraiders plötzlich Geräusche erklangen, hatte der Captain der Sternenflotte schnell seinen Phaser gezückt und feuerbereit gemacht.

Metallplatten wurden zur Seite geschoben und eine verbrannte Gestalt krabbelte aus den kläglichen Überresten des Zylonenschiffes.

Cal musste nur die Hand sehen und wusste, wie der Innensasse des Raiders ausgesehen hatte.

Als die Person vor ihm auch noch eine ungeschickte Bauchlandung hinlegte, war er sich sicher – es musste einer seiner eigenen Klone sein.

Was aus der letzten Version, der er gegenübergestanden hatte, geworden war, hatte er damals nicht ganz mitbekommen, er stand zu diesem Zeitpunkt unter Drogen und hatte es einzig und allein seiner Geliebten, seiner ersten Offizierin zu verdanken, dass er noch lebte. Diese hatte nämlich den tödlichen Schuss auf den zweiten Cal abgegeben und dann das Original mit ihrem Körper vor ihrem Double abgeschirmt, dass aber keine Anstalten machte, sie, also Agatha, zu töten.
 

Dann krachte es hinter ihm – laut, metallisch.

Cal fuhr herum und sah in seine eigenen Augen – das musste heute der Tag der Doppelgänger sein.

Die Hand des Cals vor ihm, er trug einen eleganten, schwarzen Anzug, hatte blonde Haare und einen blonden Schnauzer, sowie eine Sonnenbrille auf der Nase, glitt zum Halfter und zog eine Browning hervor, die er schnell auf Cals Kopf richtete.

Cals Hand, die des Starfleetcaptains, agierte routiniert und zog seinen Starfleetphaser aus dem Halfter.

Heute war er Beidhändig unterwegs.

Beide Cals nahmen den Kopf des jeweils anderen ins Visier – es würden auf jeden Fall schmerzlose Tode werden. So wusste der eine, so hoffte der andere Cal.
 

Die beiden Schüsse hallten laut in der Gasse wieder und hätten den Captain taub gemacht, wenn dies seine Einzige Sorge gewesen wäre.

Der Fakt, dass er Zeit hatte, den Schmerz zu fühlen, sagte ihm, dass der Cal vor ihm nicht geschossen hatte – was blieb war der Cal hinter ihm, dieses verbrannte Etwas – dieser Zylone in Extra crispy.

In seinem Rücken explodierten die Schmerzen und er taumelte nach vorne.

Keuchend ging er zu Boden, merkte, wie er Schwierigkeiten bekam, Luft zu holen.

Teufel auch – er hatte den Zylonen in seinem Rücken einfach übersehen. Cat-Faktor eben. Verflucht.
 

„Verdammt“, murmelte er, bevor sein Blick glasig und starr wurde.

Calvin Nathan Cat war tot –
 

Und fuhr aus seinem Bett mit einem lauten Schrei auf.

Der Rücken schmerzte noch immer und vor ihm saß, mit einem Lächeln auf den Lippen, Agatha Silverbird.

„Cal – wenn Du das nächste mal eine Kiste Cola schleppen willst – lass es. Du hast Dir den Rücken verhoben.“

„Verdammt“, murmelte Cal.
 

Doch nach ein paar Minuten lächelte er seine erste Offizierin an und stand aus dem Bett auf – natürlich unter größtmöglichen, oder eher größtmöglich-gespielten Schmerzen.

Doch, die Schmerzen schienen echt zu sein, denn, nachdem Agatha zum Hypospray, dass die Ärztin Gina Intrupper dagelassen hatte, gegriffen und ihm den Inhalt injiziert hatte, ging es dem Captain wieder besser.

Er schaute seine erste Offizierin an.
 

„Nicht den Ball jagen.“, erklang es aus dem Kommunikator des jungen Fähnrichs, der gerade seine erste praktische Flugstunde belegte.

Eine Viper reagierte definitiv empfindlicher auf Berührungen des Steuerknüppels, als ein Shuttle auf Tastendrücke. Der junge Fähnrich schluckte daher, als er den Steuerknüppel sacht berührte und die Viper eine tollkühne Pirouette vollführte.

„Nervous, behalten Sie die Kontrolle.“, klang die kratzige Stimme Admiral Bill Adamas aus dem Funk und veranlasste den Piloten dazu, den Steuerknüppel mit eisenhartem Griff zu umfassen – was auch ein Fehler war, denn nun drehte sich die Viper nicht mehr um die vertikale Achse und vollführte Pirouetten, sondern um die Horizontale und vollführte Schrauben.

Wenn das Schiff still gestanden wäre – oder antriebslos im All geschwebt wäre – hätte sich daraus kein Problem ergeben – bei mehreren hundert Stundenkilometern ergibt sich jedoch schon ein Problem.

Nervous, ein junger Pilot namens Pete Thornton, sah noch, wie die Landebahn der Galactica auf ihn zu kam – dann verwandelte sich die Umgebung in ein grellweißes Licht, dem ein schwarz-gelbes Hologitter platz machte.

Ein Holodeck.
 

Das Schott öffnete sich und William Adama, der Ausbilder der Sternenflotte, betrat den Raum.

„Glückwunsch.“, informierte er den Piloten mit seiner ihm eigenen eiskalten Stimme, „Sie haben sich und mindestens ein gutes Dutzend Wartungstechniker getötet. Das ist mehr, als die Zylonen nach den Angriffen zustande gebracht haben – da können Sie stolz drauf sein.“

Thronton schaute Adama mit offenem Mund an und schluckte unbehaglich: „A… Ab… Aber – die Kontrollen…“

„… sind definitiv empfindlicher als die Ihrer Shuttles – das haben wir doch in der ersten Theoriestunde herausgearbeitet. Wo waren Sie da?“

„Da.“

„Offenbar nur körperlich, aber nicht geistig.“, knurrte Adama und drehte sich dann um.

Seit er in diesem Universum agierte, arbeitete und reagierte, hatte sich ein ziemlicher Persönlichkeitswechsel bei ihm bemerkbar gemacht – war er vorher eher der ruhige Stoiker gewesen, bezeichneten ihn böse Zungen jetzt schon als den Severus Snape der Sternenflottenakademie.

Auch, wenn Adama selbst nicht wusste, was man damit meinte, so war er sich sicher, dass diese Bezeichnung alles andere als schmeichelhaft war.
 

Das letzte Jahr war für die Überlebenden aus dem anderen Universum ein sehr zweischneidiges Schwert gewesen – zwar war man froh, noch zu leben, war froh, den Zylonen entkommen zu sein und froh, den Krieg gewonnen zu haben. Aber dennoch standen sie alle quasi vor dem Nichts – sie mussten nochmal neu anfangen, was manchen relativ leicht, anderen, so wie Adama, verteufelt schwer gefallen war.
 

Lee, sein Sohn, war als Captain eines Expeditionsschiffes unterwegs irgendwo im Gamma-Quadranten gashaltige Anomalien zu katalogisieren, Kara war ebenfalls an Bord dieses Schiffes, als seine Sicherheitsoffizierin und Dualla war seine Kommunikationsspezialistin.
 

Gaius Baltar, so sagte man sich, hatte zu seinem Lebensstandard vor der Attacke der Zylonen auf seine Heimatwelt, zurückgefunden, war wieder international-bekannter Computerspezialist, Playboy und Ladiesman – was ihm zu nicht gerade unbeträchtlichem Ruhm in den Gazetten beitrug, die es auch im 24. Jahrhundert noch gab.

Präsidentin Roslyn war an die Schule zurückgekehrt – sie unterrichtete an einer Grundschule und fühlte sich, so hatte sie Adama gesagt, wohler als je zuvor.
 

Währenddessen befand sich die USS Dragonfly im Trockendock. Das Schiff wurde generalüberholt, mit neuen Antriebsgondeln und neuen Sensoren ausgestattet. Das war nötig, denn nach dem Eintreffen in diesem Universum, nach der triumphalen Rückkehr, war das Schiff ziemlich ramponiert gewesen.

Und doch war Calvin Nathan Cat, Kommandant der USS Dragonfly nie stolzer gewesen. Wie weiland der berühmte Captain Jack Sparrow war er mit der Dragonfly in den Erdorbit geschwenkt, sich stolz, aber müde, an das Brückengeländer klammernd und versuchend, der Haltung eine gewisse Würde zu verleihen.
 

Die Haltung, die eher eines Schluckes Wassers in der berühmten Kurve glich, schmälerte das stolze Lächeln auf seinen Lippen nicht.

Der Captain WAR stolz gewesen und hatte sofort Kontakt zum Oberkommando aufgenommen und die ganze Geschichte brühwarm erzählt.
 

Natürlich wurde der Bericht des Captains bis ins kleinste Detail geprüft. Wäre ja auch ein Wunder gewesen, wenn dem nicht so gewesen wäre.

Man interviewte und befragte Augenzeugen, prüfte Logbücher, schickte die Augenzeugen zu Psychiatern – hier hießen sie ja Counselor – schickte die Logbücher in entsprechende Laboratorien, damit dort der Wahrheitsgehalt der Logbücher getestet werden konnte, schickte die Logbuchprüfer zu Counselorn und – schließlich erreichte einen in der Wohnung seiner Eltern sitzenden Cal der Ruf des Föderationspräsidenten, das alles soweit getestet und gegentestet worden sei – und das die Angaben stimmten.
 

„Na, wunderbar.“, hatte Cal gelächelt, „Dann Auf zu neuen Ufern – ich werde meine Crew zusammentrommeln und Sie können uns schon mal sagen, wo es hingehen soll.“

„Nicht ganz“, war die Antwort des Präsidenten gewesen, „Die Dragonfly wird erstmal neu ausgestattet.
 

Nun war die Rekonstruktion des Schiffes mit der damit einhergehenden Generalüberholung fertig und die Fähre des Captains und des Ersten Offizieres war im Landeanflug auf die Dragonfly.

Chefingenieur Scotty Middlegate flog die Fähre eigenhändig.

So hatte er genug Zeit, die neuen Vorteile aufs Butterbrot zu schmieren, was er gerne tat, und er hatte mehr als genug Zeit, die Dragonfly dem Captain zu zeigen.
 

„Das Neueste Schiff der Flotte“, erklärte Scotty, „Neuer Wein in alten Schläuchen, quasi. Das Schiff macht Warp 9,99995 – und, wenn es erforderlich ist, haben wir sogar Transwarp. Wir können die Borg besuchen.“

Der Stolz des Ingenieures sprach da aus Cals altem Schulfreund und der Captain grinste schief: „Können ja – müssen nicht unbedingt. Ich leg nicht soviel Wert darauf, assimiliert zu werden.“

„Warte ab, bis du die Technikerin kennengelernt hast, die das Command mit dieser Mission betraut hat – da wirst Du dir wünschen, sie würde dich eigenhändig assimilieren.“, grinste Scotty und Cal spürte den Schlag mit der Flachen Hand auf den Hinterkopf.

„HEY!“, machte er und drehte sich zu Agatha um.

„Rein präventiv.“, erklärte sie, lächelnd.

Cal schaute kopfschüttelnd zu Scotty: „Du meinst doch wohl nicht eine gewisse Dame, die first-hand-Erfahrungen mit dem Leben im Kollektiv hat und die in sehr hautengen Kleidungsstücken anzutreffen ist und deren…“

Und wieder verpasste ihm Agatha eine Gibbs-Kopfnuss.

„… Fähigkeiten einzigartig sind.“, sagte Cal und schaute zu Agatha, „So wäre der Satz weitergegangen. Das sie attraktiv und heiß wie die Hölle ist, ist nichts neues.“

Er lächelte, schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Aber du bist heißer, keine Sorge.“

Agatha rollte mit den Augen: „So brauchst Du mir nicht anzukommen.“

„Nicht?“, fragte Cal und machte einen Schmollmund.

Agatha kicherte: „Das ist unsere Geheimwaffe.“

Der Captain zwinkerte ihr zu und nahm sie in den Arm, bevor er ihr einen Kuss auf den Mund gab.

„Cal, Agatha? Wenn ihr fertig seid, in meinem Shuttle Sex zu haben, wollt Ihr euch vielleicht die Dragonfly ansehen?“, grinste der Chefingenieur und Cal lachte laut auf: „Da musst Du noch fragen? Zeig her, was dein Schmuckstück drauf hat.“
 

Cal pfiff nach einer kurzen Einführung bewundernd durch die Zähne, als er hörte, was genau das Schiff alles konnte.

Multiphasenschilde, Quantumtorpedolauncher, Transwarpantrieb – das alles und noch viel mehr war in diesem recht kleinen Schiff installiert worden.

Erneut pfiff Cal bewundernd durch die Zähne und schaute zu Agatha, die ihrerseits anerkennend nickte.

„Das ist ja alles sehr schick, Scotty.“, lächelte Cal und deutete auf eine kleine Wolke, die sich gerade vom Warpantrieb ausbildete, „Und ich nehme an, das ist das Begrüßungsfeuerwerk?“

„Scheiße!“, fluchte der Chefingenieur, „Noch nicht, aber wenn die so weiter machen, wird es das bald werden!“

Damit machte er sich zum Landeanflug auf die USS Dragonfly NX 0815-A auf.
 

„Los! Beeilung! SCHNELLER!“

In Lieutenant Greta Keys Stimme schwang deutlich hörbar Panik. Wenn das alles so weiterging, würde es das mit der schönen, glänzenden neuen Dragonfly gewesen sein. Sie hatte einen einfachen Testlauf durchführen wollen, die Maschinen zumindest virtuell auf Warp 9 hochgefahren, als plötzlich eine EPS-Leitung gebrochen war und die junge Frau bis zum Hals in Schwierigkeiten. Irgendwie reagierte der EPS-Leitungsbruch mit dem Warpkern als solchem – Notfallprozedere taten das, wofür sie ausgelegt waren und ließen das nun kochend heiße Warpplasma entweichen, das, wenn die Sache so weiter ging, sich entzünden und dann als glühende Woge durch die Leitungen in den Warpkern schießen würden. Das wiederrum bedeutete, dass der Kern brach und – nun ja, das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Um sie herum brach arbeitsames Chaos aus, Techniker rannten von A nach B um dem Warpkern irgendwie entgegen zu wirken – zu Blöd, dass der Computer sich immer noch im Wartungsmodus befand.

Was soviel bedeutete, wie: Die Eingaben wurden vom Computer zwar erkannt, solange man dem Computer jedoch nicht zu verstehen gab, dass dies ein akuter Notfall war, wurden sie nicht an die entsprechenden Stellen weitergeleitet. Es wäre doch ein sehr unrühmliches Ende für das neueste Schiff der HYDRA-Klasse, wenn es sich sofort im Trockendock funkensprühend und Leben vernichtend aus dem aktiven Dienst in eine Trümmerwolke verabschieden würde.

Und die Uhr tickte.
 

Das Shuttle mit Captain, erstem Offizier und Chefingenieur fuhr gerade eben die Landestützen aus und öffnete die Hecktür, als ein Schemen sich mit einem „Jetzt“ aus dem Shuttle, auf die Rampe und hinunter auf den Hangar katapultierte. Mit einem lauten Knall kam es auf, rollte sich ab und rannte so schnell, wie es ihm möglich war, zum Maschinenraum. Der blonde Captain und die Kupferhaarige XO folgten dem davoneilenden Chefingenieur mit nicht weniger langsamen Schritten.
 

Greta warf einen Blick auf die Uhr, die den Countdown bis zum absoluten Nullpunkt – dem Zeitpunkt, an dem sich das Antriebsplasma entzündete – verblieb und fluchte laut und hingebungsvoll. Crewmitglieder von Utopia Planitia, neu der Dragonfly-A zugeteilte Offiziere und sogar einige, die schon Jahre mit ihr gearbeitet hatten, konnten sich ein Grinsen ob ihrer Flüche nicht verkneifen. Die drahtige Blonde war gerade dabei, Handgreiflichkeiten gegenüber dem Interface anzuwenden, als die Tür auf glitt und Sebastian Middlegate den Raum betrat. Er eilte sofort zu Greta, schaute ihr nur über die Schulter und wusste bescheid. Mit schnellen, routinierten Befehlen, die er in den Computer eingab, versuchte er, die Katastrophe abzuwenden – doch der Computer hatte offenbar heute einen sturen Tag, denn er antwortete, mit einer programmierten Engelsgeduld, als gäbe es nichts, worum man sich Sorgen machen müsse: „Befehl nicht durchführbar. Computer befindet sich im Wartungsmodus. Bitte verständigen Sie den zuständigen Systemadministrator.“
 

Das Gesetz des Gleichgewichts der Kräfte besagt, dass auf jede Aktion eine entsprechende Reaktion folgt. In unserem Falle bedeutet dies, das Scotty sich zu einer Antwort, entgegen des Temperamentes seines Widersachers gerichtet, hinreißen lassen muss.

Da der Computer eine programmierte Eiseskälte und Gedankenkühle – soweit man bei Computern von „Gedanken“ sprechen kann – auffuhr, war es Scotty, der seinerseits auffuhr. Und zwar einen der herzhaftesten Flüche, die er kannte, was bei allen Anderen wieder ein breites Grinsen, das ob der Situation eventuell unangebracht wirkte, hervorzwang.

„Nun pass mal auf, Computerarsch!“, fluchte er daher wenig gentlemanlike, „Ich bin der Systemadministrator und ich sage dir, dass Du dussliges, bedrisseltes Drissteil dich zu entsperren hast!“

Gleichzeitig tippte er die entsprechenden Befehle in den Computer, was selbigen absolut nicht beeindruckte.

„Befehl nicht durchführbar. Computer befindet sich im Wartungsmodus. Bitte verständigen Sie den zuständigen Systemadministrator.“
 

Die Tür glitt auf und eine – zwar im Ausdruck recht harte, doch in der Stimmmodulation sehr sanfte – Stimme befahl: „Lieutenant Commander Middlegate, entfernen Sie sich von dieser Arbeitsstation.“

Verblüfft drehte sich der Chefingenieur um und sah sich einem blonden Engel gegenüber.

Es war das erste Mal, dass er diese schöne Frau in Natura sah und seine Reaktion fiel typisch Männlich aus. Die Augen traten knappe zwei Meter fünfzig aus den Höhlen, der Mund war damit beschäftigt, nach Erdöl zu graben und das Geräusch, das aus den tiefsten Untiefen seiner Kehle entwich, ähnelte vage einem „Boah geil!“.

Ein Arm, in die Seite gerammt, ließ Scotty wieder zu bewusstsein kommen und er gehorchte der Schönheit, die sich mit knappen, genau bemessenen Schritten der Konsole näherte. Sie legte in einer ebenso knappen, wie ihrer Wirkung absolut nicht bewussten Geste die Hand auf die Konsole und aus dem Exoskellet, das die Hand umgab, schossen zwei silber-graue Röhrchen in das Eingabeinterface.
 

Sie schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken –

Hinter ihr stoben Funken, der Countdown näherte sich rapide der Null – sie öffnete die Augen wieder, die blauen Pupillen wirkten stählern und sie wandte sich der Konsole wieder zu.

„Der Wartungsmodus ist beendet, Chefingenieur Middlegate, Sie können ihre Arbeit fertigstellen.“

Mit schnellen, kontrollierten Bewegungen gab der Chefingenieur die nötigen Befehle in den Computer ein und der Countdown blieb bei 5 Sekunden vor dem 0 stehen.
 

„Gut gemacht, Seven of Nine.“, löste sich Cal aus seiner Starre und ging zu ihr herüber, „Was haben Sie getan?“

„Ich führte lediglich eine Überschreibung des entsprechenden Algorithmusses durch.“

„Ah so – und nun?“, fragte der Captain, „Das Schiff fliegt uns aber nicht um die Ohren, oder?“

„Negativ. Ihr Chefingenieur hat die entsprechenden Gegenmaßnahmen getroffen – Ihr Schiff ist definitiv sicher.“

„Unser Schiff, Seven of Nine. Sie gehören zur Crew, zumindest als Überwacherin der neuen Transwarpspuhle.“, lächelte Cal und schaute die hübsche Frau an, die ihn mit gehobener Augenbraue anschaute: „Nur weil ich hier vorrübergehend Dienst tue, bin ich noch lange kein Crewmitglied – ergo ist es nicht ‚unser’ Schiff, sonder ‚Ihr’ Schiff. Die Voyager ist mein Kollektiv, nicht die Dragonfly.“

Schulterzuckend wandte sich Cal wieder Agatha zu, als plötzlich die Stimme Jill Menacers erklang: „Menacer an Cat, Du hast einen Anruf erhalten. Es ist Deep Space Nine.“

Der Angesprochene legte den Kopf schief: „Ähm – was wollen die denn von mir?“
 

Agatha Silverbird, die schöne XO, lächelte ihren Freund an: „Vielleicht gehst Du mal an die Kommunikationskonsoole und fragst mal nach?“

„Gute Idee“, schnippte der Captain mit den Fingern und ging in eine Ecke des Maschinenraumes, in dem eine Kommunikationsterminal stand.

Sich räuspernd identifizierte sich Cal mit den Worten: „Cat, Calvin Nathan, Sternenflottenkennwort: Nottingham.“

Anschließend durfte der Captain das übliche Prozedere über sich ergehen lassen. Kennwort - Stimmabdruck – Retinascan – Handflächenabdruck und Genetische Probe. Das war auch bitternötig, denn der gerade ein paar Jahre zurückliegende Dominionkrieg hatte die Planer der Flotte ein wenig paranoid werden lassen, was an den Formwandlern, den sogenannten „Gründern“ liegen könnte.
 

Die Bajoranerin, die auf dem Bildschirm erschien, war vielleicht einen Kopf kleiner als Cal, hatte raspelkurze, rote Haare und eine – für Bajoraner typische – geriffelte Nase. Die Uniform, die sie trug, war ebenfalls in rot gehalten und betonte die Stellen ihres Körpers, die die nötige Betonung finden sollten, großzügig. Den Kopf schiefgelegt lächelte Cal der Schönheit zu: „Hi, Kira, was gibt es denn so dringendes?“

„Captain, wir haben hier ein kleines Problem, bei dem wir denken, dass Sie uns helfen können.“

Nun runzelte der Captain seine braunen Augenbrauen: „Sie haben ein Problem, bei dem Sie denken, dass ich in der Lage bin, Ihnen zu helfen. Faszinierend.“

Es klang eine Spur von Mißtrauen in seiner Stimme mit – normalerweise forderte ihn man nicht an und wenn Kira Nerys einigermaßen klar bei Verstand war, wusste sie auch warum. Der Captain – deswegen war er ja auch nur Captain ehrenhalber – war nicht unbedingt der Hellste. Er stürzte sich mutig, aber leider vergessend, dass auch er nur aus Fleisch und Blut besteht, in die halsbrecherischsten Gefahren, warf sich vor seine erste Offizierin, wenn auf sie geschossen wurde, was meistens zum Resultat hatte, dass er selbst in den Lähmungsstrahl sprang und erschlafft gegen den atemberaubenden Körper seiner Freundin sank. Aber – er hatte sie meistens gerettet. Jedenfalls für den Moment.
 

Des weiteren war seine Jugend – er war um die 20 – sowohl Fluch, als auch Segen, denn er hatte eine größere Ausdauer, wenn er im Kampfsituationen gelangt, die jugendliche Wildheit, andererseits mangelte es ihm an Möglichkeiten, diese großen Aktivposten richtig einzusetzen. Nur durch seine erste Offizierin schaffte er es, sich nicht allzusehr von seiner wilden Seite hinforttragen zu lassen.
 

Kira schaute ihn an und riss ihn aus seinen Gedanken: „Ja, Sie werden explizit angefordert, da hier Personen aufgetaucht sind, die behaupten, Sie zu kennen.“

Mit den Schultern zuckend, schaute Cal sie an: „Hm, das wird vermutlich einer meiner alten Akademie-Kumpels sein. Ist es Billy, der alte Pennbruder?“
 

In diesem Moment trat eine wunderschöne Blondine in die Kamera und Cal dachte, dass er komplett den Boden unter den Füßen verlieren würde. Die Person, die da in die Kamera schaute, war doch tot.

Colonel Samantha Carter lächelte: „Ich glaube nicht, dass ich Billy heiße. Und ein alter Pennbruder bin ich erst recht nicht.“
 

Agatha Silverbird unterhielt sich mit Seven und Scotty, als sie – eigentlich mehr so aus Neugierde – in die Ecke schaute, in der die Kommunikationskonsole stand. Und vor dieser Konsole sah sie einen Cal – ihren Freund – der vor Schock richtig weiß zu sein schien. Schnell trat sie auf ihn zu, fasste ihn bei der Schulter und schaute ihn an: „Cal, bist du okay?“

Der Captain nickte kurz, deutete dann mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Bildschirm und keuchte: „Schau sie dir an und sag mir, dass Du das selbe siehst, wie ich.“

Agatha Silverbird drehte sich um und nickte.

„Ein erstaunlich gutes Holobild.“, lächelte sie dann und schaute zu Kira herüber: „Sehr witzig, doch ja.“

Damit nickte sie Richtung Cal: „Wenn er nicht mit dem original befreundet gewesen wäre, würden wir das richtiggehend amüsant finden.“

Die Blonde auf dem Bildschirm lächelte und es sah ein wenig nachsichtig aus: „Ich bin kein Holobild – ich bin ich.“

„Commander“, meldete sich Kira aus dem Hintergrund, „Ich schlage vor, Sie nehmen Kurs auf Deep Space Nine und holen ihre Freunde ab.“

„Freunde, Colonel?“, fragte Cal nach Luft schnappend. Die Bajoranerin nickte: „Ja, es sind noch vier weitere Personen hier eingetroffen. Vielleicht bringen Sie sie zwecks Identitätsüberprüfung zur Erde?“

„Vier… weitere?“, stammelte Cal und Kira lächelte: „Ja, ein gewisser Jack O’Neill, ein Mann namens Daniel Jackson, eine Frau, die sich uns als Vala Mal Doran vorgestellt hatte, und eine Person mit einem Symbionten im Bauch – die Person stellte sich uns als Teal’C vor.“
 

Ungläubig starrte Cal den Holoschirm an, sein Mund klappte auf und wieder zu: „Wollen Sie mir sagen, dass fast das komplette SG 1 Team auf Ihrer Station aufgetaucht ist?“

„Genau das will ich sagen.“

Durchatmend schaute der Captain zu seiner ersten Offizierin: „Ich glaube, wir machen uns auf den Weg.“

Damit betätigte er seinen Kommunikator: „Cat an Brücke? Setzen Sie Kurs nach Deep Space Nine – Maximumwarp.“

„Cal, das geht nicht.“, sagte Agatha und legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Captain sah sie unverwandt an, wischte den Einwand beiseite und lächelte: „Geht nicht, gibt’s nicht!“

„In diesem Fall schon. Zumindest müssen wir noch etwas warten.“

„Und wieso?“

„Naja, wir sind noch an Utopia Planitia angedockt.“

Cal schloss die Augen, schüttelte den Kopf und hielt sich die Stirn: „Ich wusste doch, die Sache hatte einen Haken.“

Damit wandte er sich an Kira: „Colonel, wir docken hier gleich ab und sind so schnell wie möglich bei der Station.“
 

Tbc



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