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Fairytale

das Leben ist ein Märchen- oder auch nicht
von

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Vorstellungsrunde

Oder auch: Alex und das Fettnäpfchen
 

„Jetzt beruhige dich und setzt dich einfach hin, Darling!“

Ein Schnauben war das einzige, das David als Antwort erhielt. Seine Frau zog es vor, weiter durch die kleine Bibliothek zu tigern.

„Du weißt doch, wie Alex ist!“ brach es schließlich aus ihr heraus.

„Seine Freundinnen sucht er doch immer nach dem Motto ‚der schöne Schein ist alles’ aus. Wer weiß was er diesmal anschleppt?“

„Vielleicht überrascht er uns ja mal positiv. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zu letzt!“ Er lachte. Gott, sie liebte dieses Geräusch. Sie hatte sich schon in sein Lachen verliebt, bevor sie ihn überhaupt gesehen hatte.

„Immerhin muss er es ein Jahr lang mit der Dame aushalten.“ Lady Anna Trenchard zuckte mit den Schultern und nahm ihre Wanderung wieder auf. Wenn das so weiterging, wäre der Teppich unter ihren Füßen bald durchgelaufen.

Dazu kam es aber glücklicherweise nicht, da der Besuch kurze Zeit später eintraf. Stattdessen stürzte Anna dermaßen Hals über Kopf aus dem Zimmer, dass sie beinahe gegen die geschlossene Türe geknallt wäre. Ja ja, wer zu blöd war eine Klinke zu erwischen...

An der Treppe hielt sie an, um erst einmal in Ruhe einen Blick auf die neuste Eroberung ihres Sohnes zu werfen.

Das konnte doch nicht wahr sein, oder? Die junge Frau hatte Kinder dabei! Zwei süße kleine Knirpse, die sie nach Strich und Faden verwöhnen konnte. Ein dickes, fettes Plus! Anna wünschte sich Enkel und das wie verrückt.

„Wenn du dich noch weiter vorlehnst, brauchst du die Treppe nicht zu benutzen.“ Dieser Weg wäre zwar schneller, aber auch schmerzhafter gewesen und deswegen wurde gesittet die Treppe benutzt.

„Guten Tag! Ich bin Anna, die Mutter von Alex und das ist mein Mann David.“ Der Händedruck der jungen Frau war angenehm warm und fest.

„Ich bin Amber Falluci und das sind die Zwillinge Kito und Lalita.“ Ihre Stimme war hell wie ein Glockenspiel und klang genauso angenehm.

Lady Trenchard musterte sie genau. Sie war groß, mindestens einen Meter siebzig und hatte ein schönes Gesicht. Wenn man von der Strähne davor mal absah. Aber es waren die Augen, oder besser das Auge, das sie fesselte. Es war leicht schlitzförmig, als hätte es irgendwann in ihrer Familie mal einen Asiaten gegeben und die Iris war von einem außergewöhnlichem Grau, das fast silbern glänzte. Aber da war noch etwas anderes, etwas, dass sie nicht greifen konnte.

Sie wandte sich, immer noch grübelnd, den Kindern zu. Das Mädchen klammerte sich an dem Bein ihrer Mutter fest und blickte ängstlich in die Runde, während der Junge misstrauisch zwischen Anna und David hin und hersah.

„Entschuldigt, bin ich zu spät?“ die Reaktion der Kinder über Alex’s Erscheinen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Das Mädchen rannte freudig auf ihn zu und umarmte ihn, während bei ihrem Bruder der Gesichtsausdruck von misstrauisch zu finster wechselte.

Anna musste wegen des Ausdrucks auf Ambers Gesicht lachen. Als wäre ihr eine Heilslehre offenbart worden.

„Ich habe schon lange nicht mehr gesehen, dass Lalita einem Fremden gegenüber so aufgeschlossen war.“ Sie schüttelte den Kopf und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Himmel, ein Grübchen, wie niedlich!

Da Alex jetzt auch anwesend war, konnte man sich dem Essen widmen. Und wie man das eben so tat, wurde während dem Essen über alles mögliche gesprochen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass das Gespräch auf Ambers Familie kam.

„Amber Falluci ist eine seltsame Namenskonstellation. Gibt es in deiner Familie einen Engländer?“ fragte David neugierig.

„Meine Mutter.“ Sie sah nicht vom Teller auf.

„Und dein Vater ist Italiener?“ riet Anna. Falluci hörte sich ziemlich italienisch an.

„Nein, mein Mann.“ Der Dessertlöffel blieb auf halben Weg zum Mund stehen.

„Du bist verheiratet?“ in was war ihr Sohn da nur reingeraten?

„Verwitwet.“ Der Löffel sank zurück auf den Teller.

„Das tut mir Leid. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand in deinem Alter... Verzeihung!“ sie hielt wohl besser den Mund, bevor sie noch ein Fettnäpfchen traf.

„Schon in Ordnung. Ich scheine das Pech gepachtet zu haben.“

„Wie meinst du das denn?“ nur mit eiserner Selbstbeherrschung konnte Anna sich davon abhalten, ihrem Sohn die Schüssel mit der Schokocreme auf den Kopf zu klatschen. Wie konnte man nur so unsensibel sein?

„Es gehört schon eine Menge Pech dazu, mit vierundzwanzig Witwe, alleinerziehende Mutter und Vollwaise zu sein, meinst du nicht auch?“ sie hob den Kopf, sah ihn an und in diesem Moment erkannte Anna, was ihr schon vorher aufgefallen war: Ihre Augen wirkten alt, so als hätte sie Dinge gesehen, die man in ihrem Alter nicht gesehen haben sollte. Armes Ding!

„Dürfen wir spielen gehen?“ fragte Lalita in die unangenehme Stille hinein, wofür alle dankbar waren. Das Thema „Familie“ wurde für den Rest des Abends vorsorglich auf Eis gelegt.

Kaum waren Amber und die Kinder aus dem Haus, stellte Anna ihren Sohn zur rede.

„Dürfte ich mal erfahren was das soll? Wie kannst du nur so unsensibel sein? Es war doch offensichtlich, dass sie nicht darüber reden wollte!“

„Ich wollte doch nur wissen, was sie damit gemeint hat! Woher sollte ich das alles denn wissen?“ ihr blieb der Mund offen stehen.

„Willst damit sagen, dass du nichts über sie weißt?“

„Nichts, außer dass sie massig Schulden und zwei Kinder hat.“ Himmel, was war mit dem Jungen los? Nicht nur, dass er eine Frau aussuchte, die überhaupt nicht zu seinem sonstigen Schema passte, nein er lies auch noch die Durchsuchung ihres Hintergrundes weg. Normalerweise recherchierte er immer genau, bevor er sich einer Frau näherte.

„Du solltest sie fragen! Wenn die Presse von ihr erfährt, werden sie sich wie die Geier darauf stürzen, dass weißt du genau. Ich lasse nicht zu, dass sie eine dieser Hetzkampagnen durchmachen muss!“

„Das wird er nicht zulassen oder?“ David mischte sich ein.

„Er würde niemals ein junges Mädchen so etwas aussetzen insbesondere, wenn sie sich in der Welt der High Society nicht auskennt.“

„Natürlich nicht! Ich passe schon auf, dass die Paparazi sie nicht in die Finger bekommen!“ Alex klang ziemlich selbstsicher. Zu selbstsicher für Annas Geschmack.

„Und wie willst du das anstellen?“ spöttisch zog sie die Augenbrauen hoch.

„Sie einsperren oder ihr eine Maske aufsetzen? Gott Alex, durch deine Abstammung und noch mehr durch deine bisherige Lebensweise stehst du dauernd im Zentrum der Aufmerksamkeit! Wie willst du sie raushalten? Sie ist das alles nicht gewöhnt, sie weiß nicht, auf was sie sich eingelassen hat.“ Alex zog den Kopf ein.

„Das hatte ich nicht bedacht.“ Für einen Moment sah er ehrlich geknickt aus, wie er auf seiner Unterlippe herumkaute.

„Tu der Welt einen Gefallen und denke nächstes Mal bitte nach, bevor du eine Erpressernummer startest!“

„Leichter gesagt als getan!“ grummelte Alexander so undeutlich, dass ihn seine Eltern fast nicht verstanden.

„In ihrer Nähe scheint mein Gehirn nicht richtig zu arbeiten. Wenn ich nur an die Diskussion über das Wetter denke...“ den Rest des Satzes verstand keiner der beiden, da Alex eher mit sich selbst sprach und außerdem auf dem Weg aus der Eingangshalle war.

„Diesen Blick kenne ich. Was hast du vor?“ David musterte seine Frau, die den gleichen Blick aufgesetzt hatte wie damals, als sie ihn „überredet“ hatte als Weihnachtsmann verkleidet durch den Kamin zu kommen.

„Ich habe beschlossen, die beiden zu verkuppeln!“ Kollektives Augenverdrehen seitens des Lords.

„Ganz große Klasse! Und wie stellst du dir das vor?“

„Keine Ahnung!“ meinte Anna fröhlich.

„Wenn mir nichts besseres einfällt, sperre ich die beiden einfach in eine Besenkammer!“

„Eine Besenkammer? Warum das denn?“

„Weil Wäscheschränke seit Boris Becker einen schlechten Ruf genießen! Und wir wollen doch nicht, dass ihre Beziehung genauso endet, oder? Enkelkinder, juhu!“ David schüttelte nur den Kopf. Manchmal benahm sich seine Frau wirklich wie eine zwölfjährige!
 

Kaum hatte Alex die Halle verlassen sank er auf der nächsten Sitzgelegenheit, einem Ledersessel, zusammen und starrte in den kalten Kamin des Wohnzimmers.

Er war wirklich ein Idiot! Nicht nur, dass er in ihrer Nähe sinnlose Diskussionen über das Wetter führte, nein er erpresste sie auch noch. Dabei war das nicht geplant gewesen.

Er würde zwar einiges tun, um sein Ziel zu erreichen, aber einer Mutter die Kinder wegnehmen? Niemals! Es war ihm einfach rausgerutscht, bevor er darüber nachdenken konnte.

Und jetzt verstand er auch, warum sie zugestimmt hatte. Sie musste panische Angst haben, auch noch ihre Kinder zu verlieren. Das er nichts über ihren Hintergrund wusste war auch keine Entschuldigung und Erpressung war kein Kavaliersdelikt. Gott, er musste sich entschuldigen!

Zwei Anrufe später hatte er sowohl für den nächsten Abend einen Tisch reserviert als auch Amber und die Zwillinge zum Essen eingeladen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shinichi_san
2011-10-26T21:15:12+00:00 26.10.2011 23:15
hahaha
sehr schön! Sehr gutes Kapitel, Kleines XD
Die Vorstellungsrunde war ganz amüsant, wenn auch kurz und mit ... ja, wie schon in der Überschrift "Fettnäpfchen"
Aber wundertoll
Und ich mag die Mutter jetzt schon XD Ich hab so eine verrückte Freundin, die will auch immer jeden miteinander verkuppeln^^
Danke für das Kapitel! Ich freue mich auch immer, wenn du mir schreibst, dass ein neues Kapitel online ist. Das sagt mir immer: Du bist doch noch wichtig.

Danke für alles
P.S.: Dragonhunter dauert noch eine Weile, bin grad mitten im Gefühlschaos...


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