Zum Inhalt der Seite

Schloss Tegel

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

VI

In einer glattgebügelten, engen Hose mit weitem Schlag und einem zweireihig geknöpften dunklen Rock mit goldenen Knöpfen und aufgestelltem Kragen, worunter er ein seidenes Halstuch trug, betrat Alexander den Salon. Bei seinem Anblick verziehen ihm die Madame und ihre Tochter sofort seine Unpünktlichkeit; seine Mutter war weniger beeindruckt, was sie ihn mit einem ihrer härtesten Blicke wissen ließ.

„Ah, da ist er ja endlich.“, gab sie kühl von sich, bevor sie sich wieder an ihre Gäste wandte: „Ich darf letztendlich vorstellen: Mein jüngster Sohn, Alexander.“

Alexander lief zuerst auf die Madame zu, um ihr einen Handkuss zu geben, bevor er so reumütig, wie es ihm möglich war, um Entschuldigung bat.

„Nun, wichtig ist, dass es Ihnen gut geht. Wir machten uns schon Sorgen.“

„Aber nicht doch.“, entgegnete er, bevor er sich der jüngeren Dame zuwandte.

Und schon als er den von Robert angekündigten Leutnant hinter ihr aus dem Augenwinkel sah, war er mit den Gedanken nicht mehr bei ihr.

So bekam er nicht mit, wie sie ihre Mutter stolz mit „Meine Tochter Dorothea.“ vorstellte, küsste nur stumm ihre Hand und merkte nicht, wie sie dabei schüchtern lächelte, wie hübsch ihr Gesicht eigentlich war, wie prächtig ihr Kleid, dafür, dass die Pannwitz nicht dafür bekannt waren, im Geld zu schwimmen. So schnell wie möglich machte er sich stattdessen von ihr los, um sich voll und ganz dem Leutnant zu widmen.

Dieser war nämlich keineswegs ein alter Kauz, sondern ein junger Mann, ein bildhübscher junger Mann mit rundem, kindlichen Gesicht, wunderbar klaren blauen Augen mit langen schwarzen Wimpern, die ihn gerade so aufmerksam ansahen, und schöneren Lippen, als alle Frauen hier im Raum zusammen hatten.

„Alexander von Humboldt.“, stellte er sich mit einer leichten Verbeugung und möglichst fester Stimme vor.

Der junge Leutnant nickte anerkennend, verbeugte sich seinerseits; wie Alexander feststellte, mit einem entzückend schüchternen Lächeln.

„Heinrich von Kleist, der Neffe der Madame.“

Die Stimme des Mannes klang unheimlich weich, sodass der Baron ihn gerne aufgefordert hätte, weiterzusprechen.

„Schön, dann können wir uns setzen.“, beschloss die Baronesse und wies auf die Sitzgelegenheit zu ihrer Rechten, wo Sessel und Kanapee um einen kleinen Tisch herum standen, auf dem Tee serviert werden konnte.

Nachdem die Baronesse auf ihrem Lehnsessel Platz genommen hatte, bat sie die Madame von Pannwitz, sich mit ihrer Tochter zu ihrer Rechten auf dem Kanapee zu setzen, während Wilhelm Alexander auf den Sessel genau gegenüber zuschob.

Auf einem Stuhl nahm Caroline Platz, dann konnte sich Alexander – musste sich Alexander – setzen.

„Aber, Wilhelm“, fing er an, „Was ist denn mit dir und Herrn von Kleist?“ – Er warf dem jungen Leutnant einen Blick zu, den dieser unfreiwillig erwiderte.

Noch bevor Wilhelm, was man seinem Gesichtsausdruck schon ansah, beginnen konnte, zu beteuern, dass das so schon in Ordnung gehe, kam ihm die Madame von Pannwitz zuvor.

„Ach was!“, rief sie, „Heinrich ist ein Soldat, der kann stehen.“ Ihr Grinsen dazu wirkte fast schon ein wenig gehässig.

Bevor richtig ein Gespräch aufkommen konnte, betrat Rousseau den Salon und brachte zusammen mit Richard und Ludwig den Tee und die Kekse.

„Danke, Rousseau.“, verabschiedete ihn die Baronesse, als alle versorgt waren, „Wir wären dann in einer Stunde bereit, uns im Speisesaal einzufinden.“

„Sehr wohl.“ Mit einer tiefen Verbeugung schloss der Butler die Tür.
 

Im Folgenden trank man also seinen Tee, während die Madame und ihre Tochter ein paar Komplimente bezüglich des Schlosses, des Interieurs und des Personals machten, die die Baronesse und vornehmlich Caroline bezüglich der Erhaltenen Jugend der Madame und der Schönheit ihrer Tochter zurückgaben.

„Und so ein reizendes Kleid!“, merkte Caroline entzückt an, „Sieht Dorothea darin nicht fabelhaft aus, Alexander?“

Der junge Baron nahm es sich heraus, der jungen Frau lediglich mit einem großzügigen Lächeln zuzunicken. – Was seine Schwägerin jedoch nicht zufriedenzustellen schien.

„Wer hat Ihnen denn Ihre Frisur gemacht, meine Liebe?, das ist ja traumhaft!“

Alexander wandte seinen Kopf ein wenig herum und nahm noch einen Schluck Tee. Er ärgerte sich darüber, dass er mit dem Rücken zum Raum saß und so den jungen Leutnant aus den Augen verloren hatte. Aber er hörte ihn leise sprechen. Beziehungsweise hörte er meist seinen Bruder sprechen, der junge Mann antwortete nur gelegentlich. Wilhelm musste mit ihm wohl gerade vor den Fenstern entlanglaufen.

„Nicht, Alexander?“

Der junge Baron schreckte innerlich hoch, ließ sich seine Irritation jedoch nicht sonderlich anmerken. So nickte er kurz, bevor er selbst zu reden begann, was hier seiner Meinung nach die beste Möglichkeit zur Verteidigung war.

„Mich hat nur erstaunt, dass Sie doch nicht, wie angekündigt, zu zweit gekommen sind.“

„Oh, ich kann mich nicht oft genug dafür entschuldigen, glauben Sie mir!“, versetzte Madame von Pannwitz sofort, „Aber dieses unnütze Anhängsel habe ich nun wieder, seit Heinrich kein Berufssoldat mehr ist.“ Sie wirkte sehr betroffen. „Er war noch nicht einmal erwachsen, da sind ihm Vater und Mutter gestorben und haben ihm kein Erbe hinterlassen!“, sie seufzte, „Meine Schwester war schon immer eine Träumerin gewesen, aber dass sie sich auf so einen eingelassen hat, nun ja, es musste ja so kommen.“

„Oh, schrecklich.“, gab die Baronesse von sich, gerade recht in die Pause hinein, die die Madame für Mitleidsbekundungen gesetzt hatte.

„Ja, das ist es.“, fuhr sie leidend fort, „Ich müsste mich nicht um ihn sorgen, aber so bin ich nun mal. Immerhin bin ich seine Tante, die einzige Verwandtschaft, die er noch aufzuweisen hat.“

„Ach, Leutnant von Kleist ist also Ihr Cousin?“, wandte sich Alexander unbeeindruckt an Dorothea.

Die junge Frau nickte schüchtern und schenkte ihm ein herzliches Lächeln.

„Da wundere ich mich, dass Sie sich mit ihm nicht vermählen, immerhin ist er doch ein Leutnant; die Armee hat einen guten Ruf.“

„Aber Heinrich nicht!“, lachte die Madame und winkt sofort ab, „Er kommt als Heiratskandidat für meine Tochter natürlich nicht in Frage, schon von Anfang an nicht! Er ist, gelinde gesprochen, ein Nichtsnutz. Genauso ein Träumer, wie seine Mutter einst war.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wirklich nicht. Außerdem“, ergänzte sie, wobei sie Alexander plötzlich ein schmeichelndes Lächeln schenkte, „ist meine Tochter viel zu gut für ihn. Mein Dorothea-Schätzchen ist für Höheres bestimmt, nicht?“ Damit tätschelte sie ihrer Tochter die Schulter, die schüchtern ihren Kopf senkte.

Natürlich. Alexander konnte nur nicken. Schon als er an jenem Morgen von seiner Mutter von diesem Besuch erfahren hatte, wusste er, was ihm bevorstand. Wieder einmal würden harte Tage auf ihn zukommen, in denen alle ihm beweisen wollten, dass Dorothea genau die Richtige für ihn sei, während er allen genau das Gegenteil beweisen musste.
 

--------------------
 

Da ist er endlich: Heinrich! <3

Und der restliche Besuch^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BloodyMary1342
2011-07-19T17:08:29+00:00 19.07.2011 19:08
Alex ist wirklich ein Mann (kann sich immer nur auf eine Sache konzentrieren xD)
aber Heirich ist nunmal mittelpunkt von ... allem halt (jadenfalls für Alex ^^)
hmmm ich sollte vielleicht noch erwähnen dass sie die Liste der Personen für die ich wirkich keine Sympartie empfinde um eine (bzw um 2) Personen verlängert hat!
ich hoffe es ist klar wen ich meine^^
wie kann sie es nur wagen so über den süßen kleinen Heinrich zu sprechen und ihre Tochter mit Alex verheiratenb zu wollen!

LG
Von: abgemeldet
2011-07-12T15:39:17+00:00 12.07.2011 17:39
Heinrich! Hu? Welcher Rest?
Oh, achso die...naja XD
Endlich ist er da, na mal sehen, wies weiter geht XD
Von:  Ran34
2011-07-12T14:33:56+00:00 12.07.2011 16:33
Wette, dass Heinrich nichts für ihre Tochter ist, weil sie bereits weiß, dass dieser schwul ist und sie es nur zu verheimlichen versucht?

Kyaaa~ ich finds so toll, dass ich richtig lag und das Heinrich anscheinend genau wie Alex gleich ein Auge aufden anderen geworfen hat! >///<

Bitte, bitte stell möglichst bald das nächste Kapitel online!

lg~


Zurück