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Schloss Tegel

von

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VIII

Als Robert am nächsten Morgen das Zimmer des jungen Barons betrat, glaubte er noch zu träumen: Alexander war wach. Er saß aufrecht im Bett, zwar noch nackt, aber seine blauen Augen funkelten, sein Gesicht zierte ein munteres Grinsen. Ja, er war definitiv wach.

„Nanu, Sie überraschen mich, mein Herr.“, machte der Kammerdiener auf sich aufmerksam, da der andere ihn anscheinend nicht zu bemerken schien.

Da drehte sich Alexander endlich zu ihm herum und sprang voller Tatendrang auf.

„Guten Morgen, Robert!“, rief er freudig und brachte den Diener ein wenig aus der Fassung, als er ihm einen Kuss auf die Wange drückte, „Einen wunderschönen guten Morgen!“

So langsam schlich sich ein Grinsen auf Roberts Gesicht und er lief hinüber zum Stuhl, über dem die Kleider lagen.

„Ich entnehme Ihrer guten Laune, dass ich entweder meine Massagekünste optimieren konnte, oder eine andere Person in diesem Haus diese erquickende Wirkung auf Sie hat.“

„Beides, Robert, beides.“, entgegnete Alexander und ließ sich bereitwillig ankleiden.

„Darf ich meinen Sonntagshut verwetten, dass es nicht die junge von Pannwitz ist?“

„Dein Sonntagshut ist dir sicher.“

Als Robert den Gehrock abgebürstet hatte und jeden Knopf geschlossen, blieb er vor Alexander stehen und sah auf ihn hinab.

Dieser kannte den Blick, den der Kammerdiener ihm zuwarf; Robert war aufs mütterlichste besorgt.

„Alexander“, fing er an.

„Ich weiß.“, entgegnete der junge Baron und wandte sich, kein bisschen in seinem Freudentaumel angehalten, ab, „Aber heute lass ich mir das Grinsen nicht vertreiben. Es wird niemandem gelingen, es mir aus dem Gesicht zu wischen, solange ich nur ein paar Worte mit dem Leutnant wechseln kann.“

Robert seufzte, kam um ein Lächeln aber nicht herum. Und so musste er zusehen, wie Alexander fröhlich pfeifend sein Zimmer verließ.
 

Beseelt kam der junge Baron unten in der Halle an, gebot sich selbst Einhalt, als er dort unten seine Familie erblickte, und lief den letzten Teil der Treppe gesittet hinunter, ohne gleich drei Stufen auf einmal zu nehmen.

Doch als er unten angekommen war, verflog seine gute Laune sofort wie ein aufgescheuchter Vogel, als er die Koffer erblickte.

„Guten Morgen, Alexander. Schön, dass du doch noch erscheinst.“, begrüßte ihn seine Mutter.

Ihren Gruß konnte er nur halbherzig erwidern, bevor er sofort den Grund dieser Versammlung zu erfahren suchte.

Caroline war es, die ihm mit einem fast schon stolzen Lächeln antwortete.

„Heute Morgen ist ein Schreiben vom Magdalenenstift in Altenburg mit der Eilpost angekommen, das Dorothea einlädt, an diesem Sonntag ihre Ehrung zu empfangen!“

„Das…das heißt?“, musste Alexander nachfragen.

„Meine Tochter wird Ehrenmitglied des Ordens!“, verkündete Madame von Pannwitz.

„Wir freuen uns mit dir, Mädchen“, meldete sich die Baronesse zu Wort, „aber bedauern es natürlich, uns schon wieder von dir trennen zu müssen.“

„Oh. So?“, gab Alexander von sich und konnte es nicht vermeiden, dass sein Blick zu Herrn von Kleist glitt, der hinter den beiden Frauen stand und schon ihre Koffer in der Hand hatte.

„Jaja“, antwortete ihm Dorothea mit einem leidenden Lächeln, „Aber Ihre Mutter war so gütig und großzügig, uns nächste Woche wieder zu empfangen, und dann werden wir alle Versäumnisse nachholen können.“

Entgeistert sah Alexander zu seiner Mutter. Wahrscheinlich könnte ihn gerade nur Robert lesen und würde verstehen, zwischen welch Freud und Leid er gleichzeitig hin- und hergerissen war.

„A-aber…ein Kloster…!“, begann der junge Baron ein wenig ungeschickt, woraufhin ihm nur unverständliche Blicke zuteilwurden.

„I-ich meine: Ein Nonnenkloster!“, machte er deutlicher, auf was er hinaus wollte, „Da kann Herr von Kleist doch unmöglich unterkommen.“

„Selbstverständlich nicht.“, entgegnete die Madame etwas irritiert, „Heinrich wird in einem Gasthaus schlafen. Es wird sich schon eines finden.“

„Ich möchte Ihre Pläne nicht infrage stellen, Madame“, begann Alexander auf ein Neues, „aber wäre es nicht weit bequemer für alle Beteiligten, bliebe Herr von Kleist gleich bei uns?“

Die Madame winkte sofort ab.

„Diesen Quälgeist will ich keinem zumuten.“

Doch die Baronesse schüttelte den Kopf.

„Aber nicht doch, meine Liebe, tun Sie dem jungen Mann kein Unrecht. Er ist doch ganz umgänglich, und ich bin sicher, es wird uns nicht allzu viel Mühe kosten, ihn bis zu Ihrer Rückkehr bei uns unterzubringen.“

Alexanders Glücksgefühl schwappte wie warmer Tee wieder in seinem Magen umeinander. Er sah an der Madame vorbei, die sich gerade geschlagen gab, und fing den Blick des Leutnants ein, der anscheinend ebenfalls glücklich darüber war, der Tyrannei seiner Tante für ein paar Tage entfliehen zu können.
 

Alexanders Glücksfee schien ihn heute verwöhnen zu wollen, denn beim Frühstück durfte er Kleist sogar gegenübersitzen.

Der junge Mann war wieder in seine Uniform gekleidet, die schwarzen Haare fielen ihm so weich wie eh und je in die Stirn, aber sein Gemüt wirkte viel unbeschwerter. Caroline, die sich anscheinend genötigt fand, nun mit ihm anstelle von Dorothea Konversation zu betreiben, antwortete er stets höflich, aber knapp, während er Alexanders Fragen mit einem sonderlichen Ehrgeiz beantwortete, wozu er stets mit Händen und Füßen Erläuterungen anstellte. Etwas, was Alexander einfach nur entzückend fand.

Ebenfalls reizend war die Sorge gewesen, mit der der Leutnant die Baronesse bezüglich der Medizin, die sie wie jeden Morgen zu nehmen hatte, befragte, was dieser natürlich mehr als peinlich war.

„Ich bin ein wenig krank, kein Grund sich zu sorgen, wirklich nicht.“

Herr von Kleist nickte leicht, sah zu Alexander.

Dieser wollte gerade etwas erwidern, irgendetwas darüber, wie lieblich die Gesichtszüge des jungen Mannes aussahen, wenn sie von vielerlei Emotion umspielt waren, doch da wurde die Gesellschaft durch laute Schritte auf dem Gang hochgeschreckt und das Frühstück schließlich durch einen aufgewühlten Rousseau unterbrochen.

„Entschuldigt vielmals, Baronesse von Humboldt, aber unten in der Halle ist ein Mann, der schwerlich davon abzuhalten ist, ohne Ankündigung hier hinaufzu– “

Mit bleichem Gesicht wandte sich Rousseau um, als vom Flur die Schreie der Mamsell zu hören waren, das Poltern von Schritten und schließlich ein hochgewachsener Mann im Essenssaal stand.

Mit einem unwirklichen Grinsen breitete er seine Arme aus und schritt auf die Baronesse zu, die auf ihrem Stuhl wie festgefroren war.

„Guten Morgen, Mama.“, begrüßte er sie überschwänglich mit einem Handkuss und löste damit bei allen Anwesenden blankes Entsetzen aus.
 

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So, für ST gilt das Gleiche wie für VLE: Bis Mitte nächster Wocher keine neuen Kapitel, da ich weg bin, dann geht's wie gehabt weiter^^

Aber es darf während meiner Abwesenheit natürlich gerne spekuliert werden, wer dieser plötzliche Überraschungsgast ist und was er will :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  BloodyMary1342
2011-07-19T18:10:26+00:00 19.07.2011 20:10
oh *freu freu* (darüber, dass Alex und Heinrich jetzt endlich mal was gemeinsam machen können)^^
ich hoffe, dass Ran34 mit ihrer vermutung nicht recht hat (also das der `geheimnisvolle Unbekannte` Alexander verrät) obwohl sich das auch irgendwie denke :(
naja auf jeden Fall freue ich mich auf das nächste Kapitel (auch wenn ich darauf wohl leider noch einige Zeit warten muss *schnief*)

LG
Von: abgemeldet
2011-07-16T18:14:59+00:00 16.07.2011 20:14
Du bist ja fies so einen Cliffhänger vor einer Pause zu bringen ;-)
Wenn ich spekulieren darf würde ich sagen, dass ist entweder ein Hochstabler, der weiß, dass die Baroness ein uneheliches Kind hat, das sie weggegeben hat, und gibt sich jetzt als eben jenes aus, oder aber, er ist tatsächlich das uneheliche Kind der Baroness...
Auf jeden Fall hat er wahrscheinlich ein Geheimnis der Baroness entdeckt und will das jetzt ausnutzen...oder er will nur endlich seine echte Mutter kennen lernen (halte ich für unwahrscheinlich) ^^
Ja, viel Spekulatius, wenig Klarheit...

Von:  Ran34
2011-07-16T14:31:23+00:00 16.07.2011 16:31
Naja, es wird wohl der, in der Beschreibung genannte "vergessene Verwandte" sein^^
Aber ansonsten habe ich keinen Plan, wer das sein sollte...
Ich habe aber eine böse Vorahnung, dass er derjenige sein wird, der Alex verrät!!! >.<
Dabei sind die beiden endlich mal "alleine"...
Pöses Ende, wirklich pöse...

lg~


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