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Auf Bewährung

Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand
von

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Albus Dumbledore

Disclaimer: s. Kapitel 1

Anmerkung: s. Kapitel 1
 


 

~*~*~
 

Dumbledore wirkte fehl am Platz. Es gab viele Gründe dafür, und Severus verbrachte die Zeit, die für Dumbledores Personalien draufging, damit, sie mehr oder weniger alle aufzuzählen. Da war das Zwinkern in den Augen, das bereits zeigte, dass er sich keine Sorgen machte oder die Sache nicht ernst nahm. Selbst Moody hatte sich Mühe gegeben, nicht vollkommen sorglos zu erscheinen, und das, obwohl es ihm sogar gegen den Strich ging, für Severus auszusagen. Und dann war da natürlich auch noch die Robe. Die Robe war das Schlimmste - sie war unangemessen. Sie war bunt. Nicht farbenfroh, und auch nicht grell oder kitschig, sondern einfach nur bunt. Severus schauderte. Wie konnte man vor Gericht erscheinen und so etwas tragen? Das war das non plus ultra(1) des schlechten Stils.
 

"Ihr Zeuge, Ihre Fragen, Mr. Slant. Und machen Sie's kurz", sagte Crouch lustlos.
 

Jeder im Saal konnte den Zusatz 'und schmerzlos' hören, aber niemand sagte etwas. Der Grund blieb jedem selbst überlassen, aber es gab bestimmt den einen oder anderen, der fürchtete, von Slant wegen Verfahrensstörung vor den Kader gezerrt zu werden, sollte er es wagen, ein Wort zu sagen. Man sollte zudem meinen, dass die meisten Leute hier besseres zu tun hatten, als sich einen - für die Anklage - bereits verlorenen Prozess anzutun, selbst wenn sie Teil der Verhandlung waren. Es war doch bereits in dem Moment entschieden, in dem Slant der Verteidiger wurde.
 

"Nun, Mr. Dumbledore -"
 

"Tatsächlich wäre es Professor Dumbledore", unterbrach Dumbledore Slant - Sakrileg! - mit einem Augenzwinkern.
 

Slant wirkte nicht amüsiert. "Dann eben Professor Dumbledore. Für die Verhandlung ist es irrelevant, aber wenn Sie darauf bestehen ..." Er schnaufte. "Wie auch immer - Sie kennen meinen Mandanten?"
 

"Oh, ja, natürlich." Dumbledore musterte Severus über den Rand seiner Brille hinweg. "Seit er das erste Mal die Schwelle von Hogwarts überschritten hat."
 

"Nur fürs Protokoll - wann genau war das?"
 

"Nun, am Abend des ersten September 1971." Dumbledore lächelte. "Kurz bevor er vom Sprechenden Hut nach Slytherin gesteckt wurde -"
 

"Ja", unterbrach Slant, "das wissen wir. Er war Schüler des Hauses Slytherin von 1971 bis 1978, korrekt? Irgendwelche besonderen Vorkommnisse während dieser Zeit?"
 

Severus zog die Brauen zusammen. Er fragte sich, was Dumbledore nun sagen würde. Er erwartete nicht viel. Nicht wirklich. Wenn, dann würde alles, was Dumbledore zu besonderen Vorkommnissen sagen könnte, zu Ungunsten von Severus sein - es gab nichts, was nicht zu Gunsten der Gryffindors ausgelegt worden war. Severus wollte sagen, dass er Dumbledore noch immer dafür hasste, dass er trotz allem die Gryffindors immer bevorzugt hatte, aber er räumte Dumbledore diese Position nicht ein. Es war schon genug, die Rumtreiber zu hassen - und selbst da nur Black und Potter, und einer war tot und der andere in Askaban.
 

"Nun ..." Dumbledore dachte nach. "Es sind keine besonderen Vorkommnisse, nein."
 

Severus unterdrückte ein Schnauben. Slant sah ihn von der Seite an.
 

"Gibt es etwas, das ich wissen sollte?", fragte er leise.
 

"Ich weiß nicht." Severus sah ihn lange an. "Andererseits, Dumbledore würde es vermutlich - wie heißt der Fachterminus? Ad calendas Graecas(2)? - zugeben, weshalb ich es Ihnen wohl oder übel sagen müsste. Vielleicht hilft es ja." Er sah Dumbledore finster an, aber Dumbledore studierte Crouchs Gesichtsausdruck. Vermutlich, um herauszufinden, was im bisherigen Verfahren passiert war, da die Zeugen ja nicht darüber informiert wurden. "Man hat versucht, mich umzubringen."
 

Slant wirkte überrascht. "Wirklich?"
 

"Ja." Severus bohrte ein weiteres Loch in Dumbledores Hinterkopf - wenn auch nur mental. "In meinem sechsten Schuljahr hat Sirius Black mich durch einen Trick dazu gebracht, an einem Vollmond die Heulende Hütte zu betreten - wo ich mich einem ausgewachsenen Werwolf gegenüber sah. James Potter hat den Helden markiert und mich gerettet, aber nun, das halte ich für zweifelhaft. Wie dem auch sei: Dumbledore hat den Vorfall vertuscht, da sonst der Werwolf enttarnt und von der Schule geschmissen worden wäre."
 

Slant dachte darüber nach. "Ich könnte darauf Bezug nehmen ..."
 

"Lassen Sie's, wenn es nicht zwingend nötig ist", meinte Severus. "Dumbledore ist ... parteiisch, was das betrifft, und im Endeffekt hat er die Möglichkeit, seine Rolle als Zeuge für mich ins Gegenteil zu verqueren."
 

Severus war sich nicht sicher, ob Dumbledore wirklich zu solchen Mitteln greifen würde, aber er traute es ihm durchaus zu, egal, was alle darüber sagten, wie nobel Dumbledore war. Dumbledore hatte genug auf dem Kerbholz, und er war genau der Typ, der die einen Dinge verschwieg und die anderen ausplauderte. Severus traute ihm nicht weiter, als er ihn werfen konnte. Natürlich, offener Verrat war nicht Dumbledores Stil, aber auf die kleinen Dinge kam es an. Und die kleinen Dinge verlangten, dass er auf Dumbledores guter Seite blieb. Vorerst.
 

"Was wären diese weniger besonderen Vorkommnisse?", fragte Slant schließlich.
 

"Oh, nichts Wichtiges", meinte Dumbledore mit einem Zwinkern in den Augen, aber Severus' Miene verfinsterte sich noch mehr. "Kleine Reibereien zwischen den Schülern. Die üblichen Streitigkeiten, kleine Rivalitäten ..."
 

"Mit wem genau?", fragte Slant.
 

"Einer Gruppe von Gryffindors", sagte Dumbledore. Severus glaubte fast, einen mahnenden Ton zu hören. "Tut das etwas zur Sache?"
 

"Ja", behauptete Slant sofort. "Können Sie uns die Namen dieser Gryffindors nennen? Vielleicht ist das wichtig." Er lächelte. "Ansonsten ist mein Mandant sicher bereit -"
 

Dumbledore sah zu Severus. Severus konnte geradezu sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete, denn er konnte ja nicht wissen, was Severus genau ausplaudern würde. Insbesondere deshalb nicht, weil Severus verdammt gut in Okklumentik war. Keine Chance, da etwas zu erfahren. Severus unterdrückte ein gehässiges Grinsen.
 

"Die betreffenden Gryffindors waren Remus Lupin, James Potter, Peter Pettigrew und Sirius Black. Aber -"
 

"Danke", unterbrach Slant geschickt. Vermutlich ahnte er, was Dumbledore hinzufügen wollte. "Soweit ich das sehe, ist von den genannten Personen nur noch Remus Lupin fähig, als Zeuge einberufen zu werden. Eine Schande."
 

"Eben, ist das nicht verdächtig?", fragte Salic, der offenbar neuen Mut geschöpft hatte. "Ich meine, der Angeklagte streitet sich mit diesen Personen, und bis auf Remus Lupin sind sie alle, wie soll ich sagen, aus dem Verkehr gezogen." Er hob die Hand, um daran abzuzählen. "Zunächst ist da James Potter, der von dem, dessen Name nicht genannt werden darf, an Halloween dieses Jahres ermordet wurde, gemeinsam mit seiner Frau Lily Potter. Dann Peter Pettigrew - von Sirius Black ermordet, nachdem er ihn am ersten November dieses Jahres gestellt hatte wegen dem Verrat an den Potters. Und dann ist da natürlich noch Sirius Black selbst, der nach dem Mord an Peter Pettigrew und zwölf Muggeln lebenslänglich nach Askaban verbracht wurde. Ist das nicht irgendwie verdächtig?"
 

"Ein chinesisches Sprichwort sagt, dass man, wenn man nur lange genug an einem Fluss sitzt, seine Feinde tot vorbei treiben sieht", bemerkte Slant spitz. "Das bedeutet übersetzt, Mr. Salic, dass zu dem, der warten kann, alles kommt mit der Zeit. Oder ganz platt ausgedrückt: Mein Mandant musste gar nichts tun, damit diese Leute in ihr Verderben rennen." Dumbledore sah Severus an und Severus wusste, dass er an die Prophezeiung dachte, die alles erst ins Rollen gebracht hatte. Slant schien den Blickwechseln nicht zu bemerken, denn er fuhr ungerührt fort: "Was Sie hier versuchen, ist ein invenit patella operculum(3) zu kreieren, aber das ist juristisch nicht haltbar. C'est pire qu'un crime, c'est une faute(4)!"
 

Salic schürzte die Lippen, schwieg aber. Slants Blick schien ihn, einmal mehr, unangespitzt in den Boden gerammt zu haben, und jetzt musste er sich mühsam wieder ausbuddeln. Nun, seine bisherigen Beiträge waren auch nicht besonders intelligent gewesen, deshalb war es wohl kein großer Verlust. Slant wandte sich wieder Dumbledore zu. Wäre er jemand anderes gewesen, er hätte sich vermutlich geräuspert, aber so atmete er nur ein wenig Staub aus.
 

"Was können Sie uns bezüglich der ... Gefolgschaftstreue meines Mandanten sagen?", fragte Slant.
 

Jetzt kam die Stunde der Entscheidung. Dumbledore hatte die Wahl: Attica fides(5) oder Punica fides(6). Was er jetzt sagte, könnte entscheidend für den Ausgang der Verhandlung sein. Severus konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, was Dumbledore tun würde. Vielleicht war er zu sehr Slytherin, um nicht daran zu denken, dass Dumbledore eine vollkommen eigene Agenda verfolgte, vielleicht hatte er aber auch nur zu viel Zeit in der Nockturngasse verbracht und wurde langsam zu so einem zynischen Bastard wie Vimes, selbst wenn er dann vermutlich noch einen weiten Weg vor sich hatte. Aber er traute Dumbledore nicht. Für ihn arbeiten? Kein Problem. Spionieren? Keine Frage. Aber ihm vertrauen? Das dann doch lieber nicht.
 

Dumbledore sah Severus lange an, und Severus versuchte, sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen. Seine mentalen Schilde waren da, wie eh und je, aber er wusste nicht, ob seine Mimik ihn nicht vielleicht doch verriet.
 

"Severus Snape", sagte Dumbledore schließlich an Crouch gewandt mit todernster Stimme, "hat sich von Voldemort abgewandt und ist zum Licht zurückgekehrt, nachdem er erkannt hat, was für einen schrecklichen Fehler er begangen hat. Von da an hat er treu zu uns gehalten und gegen Voldemort agiert, um seine Schuld abzutragen, indem er wichtige Informationen an uns weitergegeben hat."
 

Severus vermied es, irgendjemanden anzusehen. Seine Ohren klingelten beinahe. So, wie Dumbledore das Ganze darstellte, bekam er die Rolle des reuigen Sünders, der um Vergebung bettelnd angekrochen kam und um Abbitte bat. Schade nur, dass es nicht den Tatsachen entsprach. Tatsächlich hatte Severus den reuigen Sünder markiert, aber mehr aus dem einfachen Grund, dass seine wirklichen Überlegungen nicht besonders überzeugend wirkten. Außerdem, der Zweck heiligte die Mittel. Aber natürlich musste Dumbledore ihm daraus jetzt einen Strick drehen. Ob er wusste, dass Severus' Auftreten nur eine Show gewesen war? Es war ein Fakt, dass Severus die Seiten gewechselt hatte, aber der Grund war ein anderer. Zumindest, wenn man sich Dumbledores und Severus' Versionen anhörte und sie verglich.
 

"Tatsächlich?", fragte Crouch, die Brauen zusammenziehend. Er schien sich an Mathematik auf Grundschulniveau zu probieren - er versuchte, eins und eins zusammenzuzählen und, hoffentlich, zwei herauszubekommen. "Wusste von diesem Seitenwechsel noch jemand?"
 

Dumbledore schien nachzudenken, bevor er den Kopf schüttelte. "Nein, aus Sicherheitsgründen hat niemand davon erfahren."
 

"Das stimmt nicht ganz", fuhr Severus dazwischen. "Mir wurde zu verstehen gegeben, dass einige Auroren davon wussten."
 

Crouch sah zwischen Severus und Dumbledore hin und her. "Stimmt das, Mis... Professor Dumbledore?"
 

"Nun, ich hatte sie darüber informiert, dass wir einen Spion in den Reihen der Todesser haben", erklärte er, "aber ich habe Mr. Snapes Namen in diesem Zusammenhang nie erwähnt."
 

"Nie?" Severus starrte. "Und was ist mit der Sache im August? Ich meine -" Er unterbrach sich, nicht ganz sicher, ob er sich dadurch nicht in noch mehr Schwierigkeiten brachte. Wenn es stimmte, dass Dumbledore wirklich niemandem davon erzählt hatte, dann war seine Erklärung dubios, und Severus' einzige Chance in dieser Sache wäre, seine Freunde mit hineinzuziehen, was er vermeiden wollte.
 

Crouch starrte ihn an. "Sache im August?" Er wandte sich Dumbledore zu. "Können Sie uns mitteilen, was er damit meint?"
 

Dumbledore schwieg. Severus seufzte unhörbar. Natürlich. Wenn Dumbledore dazu etwas sagen würde, dann würde er verraten, wer in besonderem Kontakt zu ihm stand - und da es sich um Auroren handelte, wäre es möglicherweise ein Grund dafür, sie rauszuschmeißen oder sonst etwas. Und natürlich konnte er nicht die Aktivposten bei den Auroren riskieren, nur um einen Spion zu entlasten, über dessen Nutzen man streiten konnte. Immerhin war der Dunkle Lord verschwunden, wie es schien, und es war zweifelhaft, dass er in nächster Zeit aus der Versenkung zurückkehrte.
 

"Professor Dumbledore?", hakte Crouch nach.
 

"Ich kann mir nicht sicher sein", sagte Dumbledore simpel. "Ich glaube, er meint seinen Zusammenstoß mit den Auroren. Vielleicht nahm er an, dass ich die Auroren über seine Rolle informiert habe, was ich jedoch nicht getan habe."
 

Severus verengte seine Augen zu Schlitzen und presste die Lippen zusammen. Er wusste, dass Dumbledore log, und es ging ihm gegen den Strich. Natürlich, es war eine Sache, zuzugeben, dass einige Auroren - namentlich die, die mit Severus' Festnahme zu tun gehabt hatten - eingeweiht gewesen waren, die andere jedoch es so rigoros abzustreiten, obwohl es nicht den Tatsachen entsprach. Severus wusste, dass er nicht wegen 'Mangel an Beweisen' freigelassen worden war. Nein, er war freigelassen worden, weil Moody gesagt bekommen hatte, dass sie ihn nicht festhalten sollten. Natürlich hatte Moody das nicht vor Gericht erwähnt, denn darauf könnte man ihm einen Strick drehen, aber dass jetzt auch Dumbledore damit anfing...
 

"Also gibt es keine weiteren Zeugen, die bestätigen könnten, dass Mr. Snape als Spion für unsere Seite gearbeitet hat", stellte Crouch fest.
 

Severus biss sich auf die Lippen. Das wäre der Augenblick, an dem er zugeben müsste, dass seine Freunde es wussten. Vermutlich würde Crouch das jedoch nicht zulassen, immerhin waren es Freunde, und es bestand die Möglichkeit, dass sie dazu bereit wären, einen Meineid zu leisten. Schließlich war er ein Slytherin, und Slytherins waren prädestiniert dafür, Lügner zu sein. Auch wollte er sie nicht mit hineinziehen. Es war die eine Sache, ihn zu unterstützen - eine Sache, wegen der man sie belangen könnte: Sie hatten einen Verbrecher gedeckt - eine andere, sie offiziell in einem Prozess dazu aussagen zu lassen.
 

Severus' Entscheidung wurde ihm abgenommen. Dumbledore hatte sich erhoben und einen ernsten Blick aufgesetzt - einen Blick, der verhieß, dass die Zeit des Spaßens vorbei war. Er machte Ernst und er nahm die Sache nun auch ernst. Severus sah ihn verwundert, ja, überrascht an.
 

"Ich verbürge mich für Severus Snape", sagte Dumbledore scharf. "Ich habe niemanden in die Sache eingeweiht, um ihn zu schützen. Je weniger davon wussten, desto weniger hätten es verraten können, sei es absichtlich oder unabsichtlich. Diese Vorsicht scheint mir in Anbetracht der jüngeren Ereignisse durchaus für angebracht, denn immerhin haben wir - haben die Potters - Sirius Black vertraut, und dennoch hat er sie verraten. Dass ihm nun, weil ich es um seiner Sicherheit Willen verschwiegen habe, ein Strick daraus gedreht wird, lasse ich nicht zu. Ich verbürge mich dafür, dass Severus Snape lange vor dem Fall Lord Voldemorts auf unsere Seite zurückgekehrt ist und uns seitdem tatkräftig unterstützt und unter Risiko seines eigenen Lebens mit Informationen versorgt hat. Wenn Ihnen mein Wort nicht reicht, Mr. Crouch, vielleicht sollte ich dann einen Zaubererschwur ablegen ...?"
 

Es gab keine andere Möglichkeit, es zu beschreiben: Severus starrte. Es war ein offenes, überraschtes Starren, vielleicht konnte man es auch dümmlich nennen. Er hatte mit vielem gerechnet - damit jedoch nicht. Und er war nicht allein mit seiner Reaktion: Crouch war der Mund aufgeklappt, Salic schienen die Augen aus dem Kopf zu fallen und bei Slant war es sogar wirklich passiert. Dumbledore hatte das ultimative Ass aus dem Ärmel gezogen, und es war zum Erstaunen aller nicht nur ein einfaches Ass, sondern Vierlinge.
 

"Ich ...", begann Crouch, brach jedoch ab und räusperte sich, um sich wieder zu fassen. Slant steckte seine Augen mit einem ploppenden Geräusch zurück in ihre Höhlen und alle Anwesenden drehten sich angeekelt weg. Crouch atmete tief durch. "Ich denke, das wird nicht nötig sein, Professor."
 

Severus wusste nicht, was er davon halten sollte. War es ein Bluff gewesen? Dumbledore hätte, sollte er wirklich einen Zaubererschwur darauf leisten, die gesamte Wahrheit sagen müssen, und das hatte er zuvor vermieden. Aber hatte er sich wirklich sicher sein können, dass Crouch dieses Angebot ablehnte? Severus hatte davon gehört, dass es durchaus häufiger vorkam, dass vor Gericht Zaubererschwüre geleistet wurden. Es passte jedoch nicht zu Dumbledore, so, wie Severus ihn kannte oder dachte zu kennen - ein Schwur war wie eine unsichtbare Fessel, und er würde sich doch nicht in Ketten schlagen lassen, oder? Es war jedoch, egal ob Bluff oder nicht, eine Tatsache, dass Dumbledore sich vor Gericht und Zeugen dazu bereit erklärt hatte.
 

"Muss ein klassischer Fall von fronti nulla fides(7) sein", bemerkte Slant mit etwas wie widerwilliger Bewunderung. "Ich habe selten eine so perfekt ausgeführte Version des iurare in verba magistri(8) gesehen. Eine Kombination des scheinbaren integer vitae scelerisque purus(9) und des schlichen, aber sehr effektiven ipsi dixit(10)."
 

Severus zog die Brauen zusammen, im Geiste Slants Worte übersetzend. Es war manchmal nicht so einfach, dem Zombie in all seinen Worten zu folgen, selbst dann, wenn man sich mit Latein auskannte. "Wenn Sie meinen, dass Dumbledore ein ziemlicher Manipulator ist, dann gebe ich Ihnen Recht", sagte er schließlich.
 

"Da mihi factum, dabo tibi ius(11)?" Slant lächelte staubig. "Aber tatsächlich, in den Worten eines Laien würde es wohl auf diese ... Umschreibung zurückführen. Ein Manipulator, in der Tat. Nicht der beste, das nicht, aber sicherlich mit wenigen Rivalen gesegnet, die es mit ihm aufnehmen können."
 

"Ich vermute, derjenige, der Ihnen das quia ego sic dico aufgehalst hat, gehört in die Kategorie der möglichen Rivalen?"
 

"Ein interessanter Gedanke", meinte Slant nur. "Es wäre sicherlich ... bereichernd, davon auszugehen..."
 

Severus fragte sich, was genau Slant damit meinte, zog es jedoch vor, nicht danach zu fragen. Es gab nicht allzu viele Leute, die man mit Dumbledores manipulatorischen Fähigkeiten auf eine Stufe stellen konnte, und später würde er noch genug Zeit dazu haben, über diesen Hinweis herauszufinden, wer nun sein ominöser Helfer war. Nun, sofern es wirkliche Hilfe war. In diesen Zeiten konnte man nicht davon ausgehen, dass es einen wohltätigen Zweck hatte.
 

Salic räusperte sich ein wenig nervös. "Nun, wie dem auch sei... selbst wenn, wie Sie sagen, er sich vom Dunklen Lord abgewandt hat, so befreit es ihn trotz allem nicht von dem Anklagepunkt der Mitgliedschaft bei den Todessern. Selbst wenn man es gegeneinander aufwiegen würde, so bleibt der Tatbestand an sich noch bestehen. Oder wollen Sie behaupten, dass er vollkommen unschuldig ist? Auch wenn festgestellt wurde, dass Mr. Kenneth McCormac kein Mordopfer per se ist, so haben wir dennoch Berichte, dass er bei anderen Morden mitgewirkt hat."
 

Slant begann, in seinen Dokumenten zu wühlen, was Severus seltsam vorkam. Normalerweise hielt Slant sich nicht damit auf, Fakten zu prüfen. Er schien mehr davon auszugehen, dass seine Sicht der Dinge die einzig wahre war und alles andere Unsinn, der von Idioten verzapft wurde. Slant schien jedoch bereits fündig geworden zu sein.
 

"Wenn Sie von Morden sprechen", sagte er zuckersüß - oder es wäre zuckersüß, wenn er zu so einer Tonlage im Stande gewesen wäre, "meinen Sie dann unter Umständen Inhumierungen?"
 

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(1) "bis hierher und nicht weiter"

(2) "an den griechischen Kalenden" - zu einem späteren Zeitpunkt, der ihm besser passt (ergo: nie) (sky)

(3) "die Schale fand einen Deckel" - die Tat (er)fand einen Täter (sky)

(4) "Das ist mehr als ein Verbrechen, das ist ein Fehler"

(5) "attische Treue" (die Athener errichteten einen Tempel für den Gott der Treue)

(6) "punische Treue" - vorgetäuschte Treue

(7) "der Erscheinung kann kein Vertrauen geschenkt werden" - bewerte nicht nach dem Äußeren/der Schein kann trügen

(8) "auf die Worte des Meisters schwören" - aufgrund seines Einflusses leere Versprechungen machen, die für voll genommen werden (sky)

(9) "wer unbescholten lebt und frei von Schuld" - jemand, der ein absoluter Gutmensch zu sein scheint (sky)

(10) "er selbst hat es gesagt" - weil er es gesagt hat, hat es ein besonderes Gewicht (sky)

(11) "Gib mir die Fakten, ich werde dir das Recht geben"



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