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Am Abgrund

The Mentalist
von

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Ungleiches Duell

Hallöchen,

es geht weiter.

Manche haben vielleicht gedacht, dass der Schuss am Ende des letzten Kapitels die Ankunft des

restlichen Teams und damit die Rettung angekündigt hat, doch leider war das nicht der

Fall.

Red John hat geschossen und sein Ziel war Patrick Jane. Allerdings wollte er ihn

nicht töten. Er wollte ihn nur bewegungsunfähig schießen, damit er seinen teuflischen

Plan weiterführen konnte.

Doch unser CBI-Berater hat nicht vor Red John gewinnen zu lassen.
 

Viel Spaß beim Lesen...
 

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Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Ich aber sage

euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich

jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.

Will jemand mit dir rechten und dir deinen Rock nehmen, dann lass ihm auch den Mantel.

Nötigt dich jemand, eine Meile weit mitzugehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich

bittet, dem gib; wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Mt 5,38-488
 

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Ungleiches Duell
 

Wie in Trance lenkte Teresa den Wagen vorwärts. Sie spürte immer noch das leichte

Kribbeln des Kusses auf ihren Lippen, und auf ihren Wangen wo Patrick sie so sanft

gestreichelt hatte.

Das erste Schlagloch, das sie durch ihre Unaufmerksamkeit voll mitnahm, brachte

jedoch den Schmerz mit aller Macht zurück.
 

Tränen schossen ihr aus den Augen, und ihre Hände krallten sich mit solcher Kraft um

das Lenkrad, dass ihre Fingerknöchel weiß hervorstachen. Stöhnend zog sie scharf die

Luft ein.
 

Zögernd warf Teresa einen Blick auf ihre Körpermitte und wandte dann schnell die

Augen wieder nach vorne. Der Anblick hatte eine Welle der Übelkeit in ihr hochgespült.

Blut; wohin man auch sah.

Es hatte ihre Hose schon durchtränkt und fiel mit leisen Tropfen auf den Fußmatten

des Wagens.

Wie lange konnte sie noch gegen die Wellen der drohenden Ohnmacht ankämpfen?
 

Patrick... wenn dieser Vollidiot nicht so dickköpfig gewesen wäre, dann hätten sie

zusammen fliehen können. Sie würden Red John finden. Irgendwie und irgendwann. Er war

es nicht wert einen solchen Preis zu bezahlen.
 

Sie fragte sich, ob sie ihren eigensinnigen Berater überhaupt lebend wiedersehen

würde. Sie musste es einfach schaffen und Hilfe holen.

Unwillkürlich drückte Teresa das Gaspedal weiter durch. Der Wagen beschleunigte.
 

Hart schüttelten die Bodenunebenheiten die Karosse durch. Jeder Schlag hallte wie ein

schmerzhaftes Echo in ihrem Körper.

Manchmal konnte sie einen lauten Aufschrei einfach nicht mehr zurückhalten.

Wie weit war es noch?
 

Ihr Blick begann zu verschwimmen. Die staubige Straße wurde undeutlich. Die ganze

Welt versank langsam, aber unaufhaltsam, in einem trüben Schleier. "Nicht... bitte

nicht", flüsterte Teresa verzweifelt. "Bitte halte noch ein wenig durch... nur noch

ein wenig..."
 

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Mike Kent war Trucker seit zwanzig Jahren und das mit Leib und Seele. Noch nie hatte

er einen Unfall gehabt und war verdammt stolz darauf. Auch bei dieser Tour rechnete

er nicht mit Schwierigkeiten.

Seine Zugmaschine war frisch überholt und die Firma für die er fuhr, war eine der

führenden. Zwar war es ein harter Job, doch er wurde gut bezahlt.

Ein rascher Blick zur Uhr zeigte, dass er noch gut zwei Stunden bis zum Zielort hatte.

Die 40 Tonnen hinter ihm machten ihm keinen Kummer.

Alles Routine.
 

Mike nahm noch einen Schluck aus der Coladose und streckte die Hand aus, um sie in

die Ablage zu stellen, als sich plötzlich alles änderte.

Von links brach ein Wagen auf die Fahrbahn. Einfach aus dem Nichts.

Er preschte über den Asphalt und seine Schnauze bohrte sich mit Schwung in die rechte

Böschung der Straße. Mit heulendem Motor blieb er stehen.
 

Mike verschluckte sich und ihm fiel prompt die Getränkedose aus den Händen, als er

mit beiden Händen in das Lenkrad griff. Wie in Zeitlupe rann alles vor seinen Augen

ab. Ihm war klar, dass ein 40 Tonner nicht so einfach einem stehenden Hindernis

ausweichen konnte. Nicht bei der Geschwindigkeit. Seine Hand hämmerte auf die Hupe,

doch der braune Chrysler stand wie eine Mauer.
 

"Heilige Scheiße!", schrie Mike und stemmte sich mit beiden Füßen auf die Bremse.

Metall kreischte auf und er spürte deutlich, wie der schwere Sattelauflieger begann

gnadenlos nach vorne zu schieben.

Er würde den Wagen rammen und was dann mit dem Fahrer passierte, dass wollte er sich

nicht einmal in seinen wildesten Alpträumen ausmalen.

Mike kurbelte am Lenkrad, soviel, wie er es wagte, gleichzeitig ging er ein wenig von

der Bremse. Der Truck zog gerade und ließ sich widerwillig, doch ein wenig nach links

ziehen.
 

~Es reicht nicht... mein Gott, es reicht nicht~, hämmerte es in Mikes Gedanken. Er

biss sich auf die Lippen und erhöhte den Druck der Bremsen.

Dann war er heran.

Das Heck des Chrysler wurde mit der Schnauze des Trucks erwischt und herumgedrückt.

Das Kreischen des gequälten und sich verformenden Metalls hallte durch die gesamte

Fahrerkabine und klingelte in Mikes Ohren.
 

Dann... nach einer endlos scheinenden Zeit kam der Truck zum Stillstand.

Erleichtert amtete Mike aus und lehnte sich für einen kurz Moment mit geschlossenen

Augen zurück.

Dann gab er sich einen Ruck und erwachte in hektische Aktivität.

Mit zittrigen Fingern griff er das Funkgerät. Rasch schaltete er auf die Frequenz, wo

man die Polizei erreichen konnte..."Hey Leute, ich brauche Hilfe. Auf der Interstate

nach Norden gab es einen Unfall."
 

Prompt meldete sich auch schon jemand, der mit ruhiger Stimme sprach. "Alles gut. Wie

ist Ihr Name was ist passiert?"

"Mike Kent und eben gab es einen Unfall. Keine Ahnung wie viele Verletze, aber wir

brauchen hier sofort einen Notarzt und die Polizei. Schnell…"

"Gut, ich habe Ihren Standpunkt. Bleiben Sie ruhig. Wir schicken Ihnen so schnell wie

möglich Hilfe. Bitte sichern Sie die Unfallstelle ab, wenn Sie dazu in der Lage sind

und sehen Sie, ob Sie vielleicht jemanden helfen können... und bitte bewahren Sie Ruhe.

Hilfe ist unterwegs."

"Die haben gut reden", murmelte Mike und machte sich dann ans Aussteigen. Mit einem

Griff angelte er sich das Warndreieck und den erste Hilfekasten hinter dem Sitz

hervor. Dann trabte er los.
 

Etwa vierzig Meter hinter seinem Truck lag nun der demolierte Wagen. Durch die Wucht

des Aufpralls stand nun die Schnauze genau in die Richtung aus der Mike gekommen war.

In der Ferne sah er auch schon den nächsten Wagen herankommen.

Er hob die Arme und winkte hektisch, während er weiterlief.
 

Der Fahrer erkannte, dass hier offenbar etwas nicht stimmte und wurde langsamer.

Schließlich kam er zum Stehen. Ein Mann stieg aus und rief. "Was ist passiert?

Brauchen Sie Hilfe?"

"Ja", rief Mike erleichtert ob der Tatsache, dass er nicht mehr allein war. Er blieb

stehen und begann das Warndreieck zusammenzusetzen und aufzustellen. In der Zeit kam

der Mann näher. Er trug blaue Jeans und einen dunklen Pullover. "Hey... alles in

Ordnung mit Ihnen?"

"Ja", erwiderte Mike und richtete sich auf, dann stellte der das Dreieck in Position.

"Aber den Wagen dahinten hat’s übel erwischt."

"Was ist passiert?"
 

Während die beiden Männer gemeinsam auf den braunen Chrysler zugingen, erzählte Mike

das Geschehene.

Sie gingen auf die Fahrerseite und lugten durch das Fenster. Über dem Lenkrad

zusammengesunken, sahen sie eine dunkelhaarige Frau. Mike klopfte gegen die

Scheibe. "Hey, Miss... Alles in Ordnung?"

"Sie scheint bewusstlos. Los, machen Sie die Tür auf."
 

Mike griff nach dem Griff und öffnet die Tür. "Hallo?", rief er fragend, doch noch

immer kam keine Reaktion.

Vorsichtig griff er nach der Schulter der Frau und zog sie sanft nach hinten. Der

zierliche Körper folgte dem Druck und er kippte gegen die Lehne des Autositzes.

Schlaff fiel der Kopf zur Seite und Mike stöhnte erschrocken auf.

Die gesamte Vorderseite der Frau war blutüberströmt und ihre Kleidung zerrissen.
 

"Mein Gott, dass ist aber nicht von dem Unfall. Was zum Teufel ist hier passiert?"
 

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Patrick hörte das Klicken und warf sich in derselben Sekunde zu Boden. Der Schuss

schmerzte in den Ohren, doch als er zu Boden hechtete, konnte er keinen Treffer

spüren. Er wälzte sich herum.

Seine Hand griff nach der staubigen Erde, bekam etwas davon in die Finger und

schleuderte es in die Richtung in der er den Schützen vermutete.
 

Der wütende Schrei kam fast gleichzeitig mit dem Schuss auf. Patrick’s Herz schlug

wie rasend. Das Adrenalin peitschte wie eine Droge durch seine Adern. Er hechtete

vorwärts, kam stolpernd auf die Beine und rannte los.

Der Schuppen... er musste ihn erreichen. Dort war er in Deckung.
 

Wieder peitschte ein Schuss.

Der Staub vor Patrick spritzte in die Höhe und unwillkürlich schlug er einen Haken.

Keuchend kam sein Atem. Mein Gott, wie lang konnten denn 30 Meter werden?

Schon sah er die hölzernen Wände vor sich auftauchen. Die Maserung der ausgebleichten

Holzlatten sprang ihm förmlich ins Auge.
 

Wieder ein Schuss und diesmal spürte er den heftigen Schlag am linken Oberarm.

Patrick fiel vorwärts und kroch mit letzter Kraft weiter hinter die schützende Wand.

Für einen kurzen Moment erlaubte er es sich durchzuatmen.

Dann sah er nach seinem linken Arm.

Ein tiefer Riss war in seinem Hemd zu sehen und schon hatte sich der Stoff rot

gefärbt von seinem Blut, das wie ein stetiges Rinnsal aus der Schusswunde sickerte.

Ihm wurde leicht über, als er es sah. Und nun kam der Schmerz. Er ließ ihn aufstöhnen

und für einen kurzen Moment die Augen schließen.
 

"Glauben Sie, dass Sie dort in Sicherheit sind, Mr. Jane... was für Narr wären Sie dann?"

Die Stimme trieb Patrick wieder auf die Beine.

Für einen Moment schwankte er und stützte sich an der Holzwand ab. Er wusste,

dass Red John recht hatte. Durch seinen eigenen keuchenden Atem hörte Patrick nicht

die näher kommenden Schritte, doch er wusste, dass der Mann ihm unter aller Garantie

folgen würde.

Red John hatte eine Waffe und er selbst nichts außer seinem Verstand. Und das war in

Anbetracht der Situation wohl zu wenig.
 

Mit taumelnden Schritten rannte Patrick vorwärts. Der Schuppen war eine größere

Scheune und nach gut 30 weiteren Metern erreichte Patrick deren Ende.

Vorsichtig lugte er um die Ecke, doch konnte er nichts sehen. Dann sah er hinter sich,

doch niemand war zu sehen.

Folgte ihm Red John etwa nicht?

Nein, das konnte er nicht glauben. Das hier war eher ein Spiel genannt Katz und Maus.

Und wer hier die Maus war, da gab es für ihn keinen Zweifel.
 

Patrick bog um die Ecke. Vor ihm breiteten sich weite Wiesen aus. Er hatte nun die

Wahl. Entweder versuchte er sein Glück in der Flucht über das offene Gelände, doch

dann war er ohne jegliche Deckung.

Eine wandelnde Zielscheibe für Red John.

Am Rande registrierte er wage, dass er nicht sterben wollte. Etwas hatte sich geändert.

Vor einigen Wochen wäre ihm das egal gewesen. Hauptsache er hätte Red John

unschädlich gemacht. Aber jetzt wollte er überleben.
 

Patrick wandte den Kopf. Sein Blick glitt an der Rückseite der Scheune entlang. Nur

wenige Meter entfernt, entdeckte er eine schmale Tür. Blitzschnell traf er seine Wahl.

Er würde sein Glück nicht in einer Flucht suchen. Vielleicht fand sich ja hier etwas,

mit dem er Red John ausschalten konnte.

Mit der rechten Schulter schob er die Tür auf und huschte ins Innere der Scheune.
 

Ein graues Halbdunkel empfing ihn und gab Patrick für einen kurzen Moment das

trügerische Gefühl von Sicherheit.

Rasch schob er den schmalen Holzriegel vor, der für einen wild entschlossen Mann

keinerlei großartiges Hindernis darstellen würde, und verriegelte die Tür.

Patrick wusste, dass ihm nur wenige Minuten blieben, um zu entscheiden, was er tun

wollte. Viele Möglichkeiten gab es hier nicht, dass erkannte er auf einen Blick.
 

Ein alter Trecker stand dort. Die riesigen Hinterreifen platt und die Vorderräder

durch Backsteine ersetzt.

Patrick ging tiefer in den Raum. Über ihm waren flatternde Geräusche zu vernehmen und

er zuckte zusammen. Als er den Kopf hob, sah er, wie einige Tauben durch eine Öffnung

im hölzernen Dach nach draußen flogen.

Wie er wünschte er sich es, diesen Tieren nachmachen zu können. Doch er war hier und

er musste überleben.
 

Einige Boxen mit kümmerlichen Strohresten reihten sich links und rechts vom vorderen

Eingangstor. Es war geschlossen, aber von außen, denn er konnte keinerlei Riegel im

Inneren sehen.

Er warf im Vorbeieilen einen Blick in die Boxen, doch befand sich nichts darin, was

sich in irgendeiner Form als Waffe eignete.
 

Gefrustet blieb Patrick stehen und sah sich um. Die Zeit wurde langsam knapp. Sein

Blick fiel nach oben.

Dort befand sich eine Plattform, wo sich Stroh und Heuballen stapelten. Eine Holzleiter

führte nach oben. An einem Balken hing eine Kette mit einem dicken Karabinerhaken.

Wahrscheinlich dazu gedacht, um die Ballen von oben nach unten, oder umgekehrt zu

befördern.

Eine wage Idee formte sich in seinem Kopf.
 

So rasch, wie es seine Armwunde zuließ, kletterte er die Leiter empor. Patrick biss

sich auf die Lippe um nicht vor Schmerz aufzustöhnen, wenn er den Arm bewegte. So eine

Schusswunde tat verteufelt weh, wie er jetzt feststellen musste.
 

Oben angekommen, angelte er nach der Kette und zog sie an sich und dann den Haken nach

oben. Dann kauerte er sich neben den breiten Stürzbalken eng an die Heuballen.

Er roch den Staub, der sich im Laufe der Jahre abgesetzt hatte, doch selbst nach all

der Zeit strömte ihm immer roch der Geruch von Sommer und Weite in die Nase.
 

Dann wartete er.

Patrick hatte keine Uhr und wusste nicht wie viel Zeit verstrichen war. Doch schien

sich Red John nicht zu beeilen. Jede verstreichende Minute zerrte an Patricks Nerven.

Langsam beruhigte sich sein rasender Herzschlag wieder ein wenig.
 

Er lauschte, doch er hörte nichts.

Wer hatte die besseren Nerven, wer konnte mit dieser Situation besser umgehen?

Das alles würde entscheiden, wer aus diesem ungleichen Duell, als Sieger, als

Überlebender, hervorgehen würde.

Es blieb ihm offenbar noch eine Gandenfrist, bis zur letzten Konfrontation.

Patrick holte den provisorischen Dietrich aus seiner Westentasche und entfernte die

zweite Handschelle, die bis zu diesem Zeitpunkt noch an seinem rechten Handgelenk

gebaumelt hatte.
 

Wieder huschten seine Augen zu der kleinen Tür in der Scheunenwand. Nichts war von

Red John zu sehen oder zu hören. Fast sehnte sich Patrick die Fortsetzung ihres

ungleichen Duells herbei. Alles war besser, als hier zu warten, was weiter passierte.

Red John versuchte ihn mit dieser Verzögerung aus der Fassung zu bringen, versuchte

ihn in eine trügerische Sicherheit zu wiegen.
 

Patrick konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken zu Teresa glitten. Er hoffte

inständig, dass sie weit genug entfernt war und in Sicherheit. Es war richtig gewesen,

sie wegzuschicken. Auch wenn das hier schiefging und er sterben würde, würde sie

leben. Und sie würde Red John weiterjagen. An seiner Stelle.
 

Patrick’s Aufmerksamkeit wurde schlagartig wieder in die Wirklichkeit geholt. An der

Tür wurde gerüttelt. Ein Lachen klang zu ihm hoch, gedämpft durch die Holzwand. Er

konnte jedoch sehr genau die Worte hören, die nun gesprochen wurden.

"Oh, Mr. Jane. Was glauben Sie dort in dieser Scheune zu finden? Außer dem Tod? Ich

bin gleich bei Ihnen. Wir haben lange genug gespielt und langsam wird mir langweilig."
 

Ein Schuss peitschte und ließ Patrick zusammenfahren. Er hasste Waffen. Nie würde

er sich daran gewöhnen, allerdings hätte er in diesem Moment vieles dafür getan, um

so ein Ding in seinen Fingern halten zu können. So standen die Chancen ziemlich

einseitig. Und vor allem zu seinem Ungunsten.
 

Wie zu erwarten, hatte der morsche, hölzerne Riegel einer Kugel und einem heftigen

Ruck von außen nichts entgegenzusetzen. Mit einem Quietschen schwang die Tür auf und

ein Streifen helles Tageslicht fiel hinein. Ein Schatten schob sich hindurch. Und

dieser Schatten hatte die Gestalt eines Menschen.

Patrick’s Herz schlug schneller. Er atmete ganz flach und seine Hände umkrampften die

Kette, bis seine Fingerknöchel weiß durch die Haut schimmerten.
 

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Es hatte wirklich nur kurze Zeit gedauert, bis ein Rettungswagen eingetroffen war.

Nur wenig später gefolgt von einem Einsatzwagen des Sheriffs.

Mike war unendlich erleichtert die Verantwortung nun in andere Hände abgeben zu

können. Er hatte die ganze Zeit an der Seite der verwundeten Frau ausgeharrt. Hatte

leise mit ihr gesprochen.

Dabei war sie allerdings die ganze Zeit über nicht aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht.

Doch allein die Worte auszusprechen, hatte ihn selbst beruhig.
 

Dann hatten ihn die Sanitäter beiseite gedrängt und hatten sich um sie gekümmert. Nun

lag sie auf einer Bahre, bereit in den Rettungswagen verfrachtet zu werden. Und Mike

stand an dem verbeulten Chrysler und stand dem Sheriff Frage und Antwort.

"Sie kam einfach aus dem Feldweg dort geschossen. Ich konnte nichts machen, Sheriff", klagte

Mike dem Uniformierten, der sich nun mit gewichtiger Miene vor ihm aufgebaut hatte.
 

"Schon gut, Mister Kent. Sie konnten nicht anders handeln. Die Spuren bestätigen Ihre

Angaben. Wir können alle von Glück sagen, dass nicht mehr passiert ist", sagte

Sheriff Haper und klappte sein Notizbuch zu. Er hatte die Personalien und die

Aussage aufgeschrieben und wollte später dann den Bericht tippen. Doch dazu brauchte

er noch die Personalien der Frau.

Also nickte er dem Trucker kurz zu und ging in Richtung des Krankenwagens.
 

Gerade hatten die beiden Sanitäter die Trage angehoben und wollten sie in den Wagen

schieben, als Sheriff Haper sie erreichte und aufhielt.

"Einen kurzen Moment, bitte", bat er und warf einen Blick auf das bleiche Gesicht der

Frau. Ein seltsames Gefühl des Erkennens überkam ihn auf einmal.

"Haben Sie irgendwelche Papiere gefunden?", fragte er. Doch er hatte die starke

Vermutung, dass es nicht der Fall sein würde.
 

Die beiden Sanitäter schüttelten synchron die Köpfe und bestätigten damit die

Vermutung.

"Sie hatte nichts dabei. Auch im Wagen haben wir nichts gefunden, keine Handtasche

oder andere Sachen."

"Warten Sie noch einen kurzen Moment, bevor Sie abfahren", stieß Sheriff Haper hastig

aus, wandte sich um und eilte in schnellem Schritt zu seinem Wagen. Er beugte sich

durch das Fenster und angelte sich einen Ausdruck vom Beifahrersitz. Es zeigte das

Fahndungsbild einer dunkelhaarigen Frau. Einer CBI-Agentin, die dringend gesucht

wurde.
 

"Da soll mich doch der Teufel holen", fluchte er leise. Er rannte nun zu dem

Notarztwagen zurück. Mit einem Sprung war er auf der Ladefläche und beugte sich über

die Bahre. Kein Zweifel.

Seine Augen huschten blitzschnell zwischen dem bleichen Gesicht der Frau auf der

Bahre und dem Bild hin und her.

Kein Unterschied. Sheriff Haper hatte gerade die CBI Agentin Teresa Lisbon gefunden.
 

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Das Team hatten die gesamte Nacht im Büro verbracht. Hatten darauf gewartet, das die

Fahndung irgendeinen Erfolg brachte. Hatten mit bangen Blicken die Zeiger der Uhr

beobachtet. Und es hatte sich nichts getan. Bald war die 24 Stunden Frist um und von

Lisbon und Jane war keine Spur zu finden gewesen.

Das Klingeln des Telefons riss sie förmlich aus ihren Stühlen. Wie hypnotisiert

starrten sie auf den Apparat. Schließlich war es Cho, der den Hörer griff und anhob.
 

"Wo?", war die knappe Frage von Kimball, während er schon mit der rechten Hand nach

seiner Jacke angelte.

Die Bewegung alarmierte Rigsby und van Pelt. Die beiden traten näher und sahen ihren

Kollegen mit wachsender Spannung an.

"Wir sind unterwegs", sagte Cho und warf den Hörer schwungvoll auf die Gabel. Noch

bevor irgendeiner ein Wort herausbringen konnte, sagte er. "Sie haben den Boss

gefunden."
 

"Gott sei Dank", seufzte Grace erleichtert auf.

"Sie hatte einen Unfall an der Interstate in Richtung Norden. Inzwischen ist sie auf

den Weg ins Memorial Hospital."

"Und Jane?", warf Rigsby fragend ein und griff ebenfalls nach seiner Jacke.
 

Schon waren die drei Agenten dabei aus dem Büro zu laufen, und Cho berichtete weiter.

"Kein Spur von ihm. Aber wir fahren sofort zu der Stelle, wo man Lisbon gefunden hat."

"Ich werde ins Krankenhaus fahren und sehen wie es dem Boss geht. Vielleicht kann sie

uns irgendetwas sagen, was uns hilft Jane zu finden", sagte Grace während der Aufzug

hielt und die Drei einstiegen.
 

Während Grace mit Vollgas in Richtung Krankenhaus davonfuhr, steuerten Cho und

Rigsby so schnell es ging mit Blaulicht und Sirene in Richtung Norden.
 

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Immer wieder sah Cho auf seine Uhr, während Rigsby den Wagen im Höchsttempo in

Richtung Norden jagte. Schon tauchten in der Ferne die rot-blau blinkenden Lichter

auf.

"Das war Rekordzeit", sagte Cho anerkennend.

"Gekonnt ist eben gekonnt", meinte Wayne, doch seiner Stimme konnte man die Spannung anhören.
 

Als sie ankamen, sahen sie nur noch den Streifenwagen und einen riesigen Truck. Vom

einen Krankenwagen war nichts mehr zu sehen. Wayne parkte den Wagen am Rand der

Strasse und beide Agenten stiegen aus.

Ihre Ankunft war nicht unbemerkt geblieben.

Ein Mann in Sheriffuniform näherte sich ihnen. Sie trafen kurz vor dem Truck zusammen.

Der Sheriff blieb stehen, schob sich den Hut in den Nacken und streckte dann seine

rechte Hand aus. "Hallo! Ich schätze, sie sind die Beamten vom CBI. Mein Name ist

Haper."
 

"Cho... Rigsby", stellte Wayne sie vor. Sein Blick glitt am dem Laster vorbei und blieb

an einem braunen Chrysler hängen.

Der Sheriff war seinem Blick gefolgt. "Sie ahnen es ja schon. Ja... in diesem Wagen

wurde Agentin Lisbon gefunden."

Wayne sah, dass das Gesicht des Sheriffs bleich war. "Sie sah nicht gut aus. Hatte

schwere Schnittverletzungen. Soviel Blut. Die Sanitäter sagen allerdings, dass sie

durchkommen wird."
 

"Woher kam sie?", fragte Cho und musterte die Umgebung. Er wollte lieber nicht darüber

nachdenken, was mit seinem Boss passiert war. Das einzig Wichtige war, dass sie am

Leben war und es auch bleiben würde.

Nun mussten sie sich darauf konzentrieren, dass sie Red John fanden und natürlich

auch ihren eigenwilligen Berater. Denn Cho hatte keinerlei Zweifel, dass Jane dafür

gesorgt hatte, das Lisbon hatte entkommen können. Die Zeit drängte also.
 

"Von dort aus dem Feldweg, sagt Mr. Kent, der Trucker. Nur gut, dass Kent so ein

guter Fahrer ist, ansonsten wäre der Chrysler nur noch Vollschrott."

"Gut. Worauf warten wir dann noch?", meinte Rigsby und klatschte unternehmungslustig

in die Hände.

"Was ist befindet sich dort, Sheriff?", fragte Cho.

"Die alte Farm der McMurphys. Schon lange nicht bewohnt. Aber die Familie hat sich

nie entschließen können sie zu verkaufen. Soll ich Sie begleiten?"

"Wäre sicher besser. Sie kennen sich da aus", stimmte Cho zu.
 

Der Sheriff nickte zustimmend. Die drei Männer trennten sich und stiegen wieder in

ihre Autos.

Wayne startete den Surbuban, ein kurzer Blick über die Schulter und er kurbelte in

den Feldweg hinein.
 

Je weiter sie fuhren desto mehr steigerte sich die Spannung.

Was würde sie am Ende dieses staubigen Feldweges erwarten?
 

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Cho kurbelte das Beifahrerfenster herunter, trotz des Staubes, der von den Reifen

aufgewirbelt wurde. Knapp hinter ihnen fuhr Sheriff Haper. Er hatte es wesentlich

schlechter als sie.

In diesem Moment hallte ein heller Knall über die Wiesen.
 

"War das ein Schuss?", fragte Rigsby und kurbelte den Suburban um einen tiefes

Schlagloch herum.

In diesem Moment hallte ein zweiter Knall.

"Darauf kannst du einen lassen", rief Cho. "Los, gib endlich Gas."

"Ich bin mit dem Fuß schon fast durch das Bodenblech. Schneller, und wir riskieren

einen Achsbruch", rief Rigsby und beschleunigte trotz allem noch ein wenig. Der

Suburban ächzte gequält in den Federn.

"Eine Achterbahnfahrt ist nichts gegen deine Fahrkünste, Rigsby", rief Cho und stützte

sich mit der rechten Hand am Wagenhimmel ab, bevor sein Kopf unsanft damit

Bekanntschaft machte.
 

"Da hinten", schrie Rigsby als hinter den Bäumen die Gebäude einer Farm auftauchten.

"Ich hab Augen im Kopf. Los, gib Gas", antwortete Cho mit zusammengebissenen Zähnen.
 

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Ende Kapitel 8
 

Die Kavallerie in Form von Kimball Cho und Wayne Rigsby nähert sich der McMurphy

Farm. Doch wie es manchmal ist, richtet die so sehnlichst erwartete Hilfe ein noch

ein größeres Durcheinander an.
 

Die Rettung“ läuft nicht ganz planmäßig ab. Also auch wenn der Titel glauben macht,

das alles gut wird.

Hey Leute, wir sind hier auf der Farm der McMurphys und wer hat noch nie von Murphy’s

Gesetz gehört?!?

Was schiefgehen kann, dass wird auch schiefgehen.
 

Liebe Grüße

chaska



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-02-24T18:51:58+00:00 24.02.2013 19:51
Mach bitte schnell weiter nach diesem Kapitel muss ich wissen wie's weitergeht! Und dann auch noch diese kryptischen Andeutungen...;P


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