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Träume

von

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Wiedersehen

Es war schon ein paar Jahre her, seit er das letzte Mal durch diese Gassen gegangen war und er hatte keine guten Erinnerungen daran. Trotzdem war er jetzt hier. Ginny und Seamus würden hier ihre Hochzeit feiern. Er dachte an den großen Kampf und daran, was sich damals zwischen ihm und Ginny entwickelt hatte. Aber das war nicht von großer Dauer gewesen, war vielmehr aus Verzweiflung gewachsen als aus Liebe. Jetzt war sie glücklich und das erleichterte ihn. Er mochte Seamus und freute sich ehrlich, dass die Beiden zueinander gefunden hatten. Er zog seinen Umhang fester um sich. Obwohl es Sommer war und dieser Sommer bisher gar nicht übel gewesen war, war es in den Abendstunden deutlich abgekühlt. Harry grinste. Einen Umhang hatte er schon lange nicht mehr getragen. Er lebte ziemlich einsam in einem Haus an der englischen Küste und arbeitete als Autor von Fantasyromanen und Kinderbüchern. Mit der Welt der Zauberer hatte er nicht mehr viel zu tun. Nach diesem entsetzlichen Ende hatte er seinen ursprünglichen Wunsch Auror zu werden, aufgegeben und sich nach dem Ende der Schule zurückgezogen. Keiner hatte das so recht verstehen wollen, außer denen, die ihn gut kannten. Da hatte es jeder nachvollziehen können. Ron arbeitete, wie sein Vater, im Ministerium für Zauberei und seine Frau, Hermine, als Lehrerin in Hogwarts. Es gruselte Harry wenn er daran dachte, er hätte seine Freundin als Lehrerin gehabt, denn er konnte sich noch gut an ihre strengen Nachhilfestunden erinnern. Alle hatten also mehr oder weniger gemacht, was die Allgemeinheit von ihnen erwartet hatte. Nur er nicht. Als er um die letzte Hausecke biegen wollte stieß er beinahe mit einer dunkel gekleideten Gestalt zusammen. „Tut mir leid, Entschuldigung,“ schoss es sogleich aus seinem Mund. Der Andere sah ihn an. „Hallo Harry.“ Diese eisigen Augen…, das platinblonde Haar… . „Hallo Draco.“ Die Zeit war gut zu ihm gewesen, gestand Harry sich. Immer noch das schöne, feine Haar, die glatte Haut, eine tolle Figur. Und doch – es lagen tiefe Schatten unter den Augen des Anderen. Er hatte Draco seit dem Abschluss nicht mehr gesehen. Er hatte ihn verteidigt, als Draco nach dem Wiederaufbau der Schule zurückgekehrt war und das war bitter nötig gewesen. Sie hatten nicht darüber gesprochen was passiert war, hatten sich nur angesehen. Und Harry hatte nicht anders gekonnt. Er hatte gehört, dass der Blonde nach der Schule einen kleinen Laden eröffnet hatte, in dem er sowohl Zutaten als auch fertige Tränke verkaufte. Glücklich wirkte er allerdings nicht. „Würdest du… das für mich abgeben?“ Draco reichte Harry einen Brief. „Ich schätze mein Auftauchen wäre der ultimative Stimmungskiller. Sag ihnen es tut mir leid dass ich nicht komme. Aber so ist es besser.“ Sie hatten Draco also auch eingeladen. Nun, seine Freunde hatten verstanden, was er damals vor allen über Draco gesagt hatte. Sie waren nicht beste Freunde geworden, aber sie waren alle Teil einer Geschichte und durch die Ereignisse verbunden. „Es ist ein Gutschein für einen Trank,“ ergänzte der Blonde und Harry steckte den Umschlag in seinen Umhang. „Schön dich mal wieder zu sehen,“ sagte Harry. Ja, er freute sich wirklich, Draco mal wieder begegnet zu sein. Vielleicht sollte er ihn mal besuchen. „Ja. Danke nochmal.“ Damit drehte sich Draco um und verschwand hinter der Tür. Hier war also sein Laden, in einer kleinen, hellen Seitengasse. Das würde er sich merken. Harry lief weiter. Wenn er noch mehr rumtrödelte waren alle schon blau ehe er überhaupt ankam.

Ein paar Tage später saß Harry auf seiner Terrasse und betrachtete das Meer. Es war wieder schönes Wetter und er schrieb an seinem neuesten Kinderbuch. Es sollte von einem kleinen, blonden Jungen handeln der in den Ferien bei seinem Großvater zu Besuch ist und lernt, wie man Gemüse anbaut, Tiere pflegt und leckeren Käse macht. Und dieser Junge sollte sich mit einem kleinen Vogel anfreunden. Harry griff nach seiner Teetasse. Er liebte Tee, was auch einen enorm hohen Verbrauch mit sich brachte. Das war übrigens etwas, dass er aus der Zaubererwelt bezog, denn die Kräuter für seinen Tee gab es bei den Muggeln nicht. Kräuter… er dachte an Draco. Er sollte ihn wirklich mal besuchen. Aber Harry wusste, warum er das nicht schon längst getan hatte. Noch nie hatte er es jemandem verraten, er hatte es sich lange Zeit nicht einmal selbst eingestehen können, dabei war es ganz einfach. Am Anfang, als er und Ginny sich getrennt hatten und er in dieses Haus gezogen war, da war er einsam gewesen. Er wusste nicht was es war, hatte sich immer mit seinen Freunden getroffen, hatte einiges unternommen. Aber das Gefühl der Einsamkeit war geblieben. Irgendwann, als er sich die Fotos des Abschlussjahrgangs noch einmal angesehen hatte, war er an Dracos Bild hängengeblieben. Er sah unnahbar aus wie zuvor, doch längst nicht mehr so arrogant und stolz. Seine Augen wirkten unheimlich traurig und Harry erinnerte sich an den Blick, den Draco ihm zugeworfen hatte, als sie sich nach dem Wiederaufbau von Hogwarts wiedergesehen hatten. Es hatte sich in ihm zusammengezogen und er merkte, dass er den Blonden vermisste. So lange Zeit war es für ihn selbstverständlich gewesen, dass er da gewesen war, wenn sie sich auch nicht gut verstanden hatten, aber er war immer da gewesen. Nach dieser Feststellung dachte er viel an Draco, sehr viel. Aber er, der sonst so mutig gewesen war, hatte sich nicht getraut, zu ihm zu gehen. Dabei hätte er ihn gern wieder in seiner Nähe und das hatte ihn immer sehr nervös gemacht. Doch jetzt reichte es. Harry straffte sich, stellte die Tasse weg und klappte den Laptop zu. Er musste endlich mal über seinen Schatten springen und Draco besuchen. Zur Not konnte er immer noch sagen er bräuchte Kräuter für seinen Tee.

Harry stand schon seit geschlagenen fünf Minuten vor der Tür, die in Dracos kleinen Laden führte. Gerade als er sich einen Ruck geben wollte, wurde die Tür von innen geöffnet und der blonde Slytherin stand ihm gegenüber. „Möchtest du Wurzeln schlagen oder kommst du endlich rein?“ Er machte einen Schritt zur Seite und Harry ging an ihm vorbei in den Laden. Es roch nach den verschiedensten Kräutern, Tränken und Gewürzen und er sah sich staunend um. Es war ein ausgesprochen kleiner Laden, doch die zum Verkauf angebotenen Waren waren ausnahmslos von ausgesuchter Qualität. „Was darf ich dir anbieten? Ich nehme doch an du bist nicht nur hier, um mich zu besuchen.“ Draco neigte den Kopf leicht zur Seite als Harry beinahe unmerklich zusammenzuckte. „Ja,“ murmelte er, „ich brauche ein paar Kräuter für meinen Tee.“ Er reichte Draco die Liste, die er vorsichtshalber gemacht hatte und sah zu, wie der Blonde erst die Liste durchlas, seine linke Augenbraue hob und dann bedächtig von Reihe zu Reihe ging um alles zusammenzusuchen. „Guter Geschmack,“ bemerkte Draco. „Danke. Sag mal, wie geht es dir? Läuft dein Laden gut?“ „Sagen wir mal, ich lebe. Gut ist etwas anderes, aber ich komme damit klar. Der Laden wirft genug ab, dass ich nicht am Hungertuch nagen muss, denn auch wenn sich die meisten Menschen nicht gern in meiner Nähe aufhalten wissen sie genau, dass sie hier die besten Waren bekommen. Du schreibst Bücher hab ich gehört? Es ist schon interessant, dass die Leute immer noch nicht verstehen, dass dich nicht viel in der Zauberwelt hält.“ „Bücher für die nichtmagische Welt zu schreiben ist nicht schwer. Man muss ihnen nur ein wenig von der magischen Welt erzählen… . Bekommst du hier oft Besuch?“ Draco schüttelte den Kopf. „Nein. Ginny und Hermine kommen ab und zu, aber sonst… .Vergiss nicht, ich gehörte lange zur falschen Seite und war auch nicht gerade das, was man einen Charmebolzen nennt. Wer nichts aus dem Laden will, kommt eigentlich nicht her. Genau wie du jetzt.“ Er sah zu Boden. Harry hatte ein schlechtes Gewissen. Warum hatte er ihn angelogen? Aber dieser Fehler ließ sich ja noch ausbügeln. „Um ehrlich zu sein wollte ich wissen wie es dir geht. Als wir uns vor ein paar Tage gesehen haben hattest du tiefe Schatten unter den Augen und wirktest unglücklich. Ich hab mir Sorgen gemacht,“ nuschelte Harry. Dracos Kopf ruckte hoch. „Meinst du das ernst?“ Harry nickte und wurde ein wenig rot um die Nase. „Es hat sich schon lange keiner mehr um mich gesorgt,“ flüsterte der Blonde. „Du… ich… wie wäre es, wenn du mich mal in meinem Haus besuchen kommst? Ich meine, du siehst aus als könntest du ein bisschen Erholung vertragen“ platzte Harry heraus. Vorsichtig linste er zu seinem Gegenüber und stellte fest, dass dessen Augen sich vor Überraschung geweitet hatten. „Das… das ist wirklich nett von dir Harry. Aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich meine – der Held der Zauberwelt und ein ehemaliger Todesser?“ Draco schüttelte den Kopf. „So gern ich dein Angebot annehmen würde, es wäre besser wir würden das nicht tun. Ich will nicht dass du Schwierigkeiten bekommst. Du hast genug für mich getan. Und jetzt solltest du gehen, es ist spät und ich schließe gleich den Laden um für morgen ein paar Tränke vorzubereiten.“ Harry fühlte sich rausgeschmissen. Verwirrt bezahlte er für die Kräuter und ließ sich aus dem Laden schieben. So war das nicht geplant gewesen. Weder dass er ihn einlud, noch dass Draco diese ungeplante Einladung ablehnte. Auf dem Weg nach Hause dachte er über Draco nach. Er hatte noch schlechter ausgesehen als vor ein paar Tagen. Sicher arbeitete er zu viel und aß und schlief zu wenig. Und raus kam er anscheinend auch nicht. Er würde es nochmal versuchen. Bald.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SkyAngel
2011-10-13T21:13:14+00:00 13.10.2011 23:13
*schließt sich Kamenashi_Kazuya voll und ganz an*
Von:  SKH_Ludwig_2
2011-10-13T14:20:19+00:00 13.10.2011 16:20
*___*
Ich bin schon sehr gespannt wies weiter geht^^
Denn der Anfang ist ziemlich viel versprechend und macht mich neugierig^^
Freu mich auf das nächste Kap^^
Dein Stil ist toll^^
LG
Kame-chan^^


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