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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Es darf nicht sein

Kapitel 23: Es darf nicht sein
 


 

„Wer könnte den Liebenden Vorschriften machen?

Die Liebe ist sich selbst umfassendes Gesetz.“ (Boethius)
 

Elijahs Sicht:

Rückblick

Es war so ruhig in diesem Schloss, wie es nach einem Fest nur sein konnte. Die Diener waren damit beschäftigt aufzuräumen.

Klaus hatte Katerina und Helena zu uns zum Frühstück eingeladen.

Ich wusste dass es sein Plan war, sie dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben.

Es war unnütz, aber er fand es stilvoller, wenn sie als erhabene Frau geopfert wurde, anstatt als Gefangene, die womöglich noch im Kerker ganz dürr geworden war. Zumindest war das seine Aussage.
 

Als Katerina und Helena den Raum betraten, standen wir sofort auf.

Auch wenn sie Zwillinge waren, konnte man sie leicht unterscheiden, an der Art wie sie sich kleideten und ihre Haare trugen.

Ich reichte Helena die Hand und führte sie zu ihrem Platz, dabei sah ich unentwegt in die Augen. Ich rückte noch ihren Stuhl zurecht und erst danach setzte ich mich neben sie.

„Guten Morgen“, begrüßten mein Bruder und ich, die Damen.

Während Klaus sich mit Katerina über irgendwelche Nichtigkeiten von Festtagen unterhielt, beobachtete ich Helena.

Ich befand dass sie eindeutig zu wenig aß, nach dem menschlichen Maßstab und versuchte mich daran zu erinnern wie viel Rebekah damals gegessen hatte. Auch bei ihr hatten wir gemeint dass sie zu wenig aß und Helena unterbot sie bei ihrer Menge auch noch klar.

Aber ich konnte sie auch nicht zwingen mehr zu essen, wie sollte ich das machen?
 

Ich reichte ihr den Brötchenkorb und sah ihr in die Augen.

„Bitte, Helena. Essen sie noch etwas“, bat ich sie höflich. Ihre Hand zögerte, bevor sie mir den Gefallen aber tat und sich noch eines nahm. Obst und ein halbes Brötchen waren eindeutig zu wenig, auch für ein junges Mädchen wie sie.

Ich hatte sie nicht manipulieren wollen, aber zur Not hätte ich das auch getan.

Helena und ich schwiegen, wogegen sich Katerina und Klaus über die Feiertage von England und Bulgarien ausließen.

„Darf ich ihnen den Garten zeigen, Katerina? Wir haben viele verschiedene Rosensträucher dort“, meinte Klaus nach dem Frühstück, als wir uns wieder erhoben haben.

Katerina sah erfreut aus und nahm dankbar seine Hand.

„Ja, sehr gerne. Ich liebe Rosen“, sagte sie begeistert. Das überraschte mich nicht, wohl jede Frau liebte Rosen.
 

Als sie weg waren seufzte Helena und verdrehte die Augen.

„Ihrer Schwester wird im Garten schon nichts passieren“, beruhigte ich sie und da war ich mir sogar sicher.

Sie sah mich an und schüttelte dann den Kopf.

„Darum geht es nicht. Ich meine die Aussage meiner Schwester, ich liebe Rosen…“

Ungläubig zog sie die Stirn in Falten und schüttelte dann den Kopf.

„Das ist so als würde sie sagen, ich liebe meine Heimat.

Wir sind aufgewachsen an einem Ort wo man Rosen züchtet, sie kennt wahrscheinlich jede Sorte davon“, erklärte sie.

Erstaunt sah ich sie an und Erkenntnis spiegelte sich wahrscheinlich in meinen Augen wieder.

„Sie sind im Tal der Rosen aufgewachsen“, stellte ich fest.

Es war eine ganz berühmte Gegend in Bulgarien, die dafür berühmt war, dass man dort alle Arten von Rosen züchtete.

Sie sah mich eine Weile an, bevor sie wieder zu sprechen begann.

„Können sie mir sagen, wo ich die Bibliothek finde?“, fragte sie.
 

Die Bibliothek?

Ich musste lächeln und musste dabei ein Lachen unterdrücken.

Wieso überraschte mich es nur nicht in keinster Weise, dass sie gerne las? Bei Katerina konnte ich mir das nicht vorstellen, aber zu ihr passte, das kluge Mädchen.

„Ich führe sie hin“, meinte ich schmunzelnd und bot ihr meinen Arm an, aber sie wich sofort wieder zurück.

„Ähm… nein, danke. Ich finde sie schon allein“, stotterte sie etwas unbeholfen und diese wunderbare Röte zierte wieder ihre Wangen.

Manchmal war sie so mutig und dann wieder so schüchtern.

„Ich werde ihnen schon nichts tun“, versuchte ich sie zu beruhigen.

Doch sie schüttelte den Kopf und sah mich beruhigend lächelnd an.

„Das ist es nicht. Entschuldigen sie, aber ich bin lieber für mich allein“, erklärte sie mir und sah mir nun die Augen.
 

Sie war lieber allein.

So wie ich.

Ich zog es auch vor lieber allein zu sein und für mich zu lesen.

Verstehend nickte ich.

„Sie müssen den Gang entlang, dann nach links, die Treppe runter. Dann gehen sie weiter und kommen in den Saal von gestern Abend. Sie gehen auf der gegenüberliegenden Seite die Treppe wieder hoch, den Gang weiter und die letzte Tür rechts“, erklärte ich ihr.

Sie nickte und als sie mir in die Augen sah, zierte ein mildes Lächeln ihr Gesicht. Sie machte einen Knicks und neigte leicht den Kopf. „Danke, my Lord“, sagte sie und verschwand dann auch schon.

Ich machte mir irgendwie nicht die geringsten Sorgen, das sie es nicht finden würde.

Sie war ein kluges Mädchen.
 

Wenn man mit ihr eine neue Geschichte schreiben würde, wie würde diese wohl lauten?

Die wunderschöne Helena, aufgewachsen im Tal der Rosen.

Ich verließ das Esszimmer und schaute aus den Fenstern des Ganges, hinaus in den Garten, wo Klaus und Katerina hindurch spazierten.

Wie konnte er mit ihr so viel Zeit verbringen, nur mit dem Ziel sie zu opfern?

Wie schaffte er es so nett zu ihr zu sein und dabei zu wissen, was er ihr antun würde?

Wie gelang es ihm, ihr in die Augen zu sehen, mit dem Wissen, was er ihr schon bald nehmen würde? Ihr Leben.

Könnte ich so zu Helena sein, wenn ich vor hatte sie zu opfern? Es war irgendwie krank, lieber würde ich dieses wunderschöne zarte Mädchen in Ketten legen und in den Kerker sperren. Aber die Vorstellung von Helena mit Ketten machte mich krank und mir wurde auf eine Art übel, die ich schon lange nicht mehr gekannt hatte.
 

Es wäre so einfach sie zu manipulieren, damit sie von hier verschwand.

Zurück zu den Rosen kehrte, wo sie herkam und deren Schönheit sie ohne Zweifel übertraf.

Aber das konnte ich, meinem Bruder, nicht antun.

Er war meine Familie und sie war nur ein unbedeutendes Mädchen, egal wie schön oder klug sie auch sein mochte.

Am Ende war sie nichts weiter als ein Menschenmädchen und ihr Ende würde so oder so irgendwann kommen.

Sie würde verblassen, genauso wie ihre Schönheit und Anmut mit der Zeit und es wäre nicht mal wirklich viel Zeit dafür nötig.

Der Gedanke machte mich irgendwie traurig und wehleidig.

Schnell schüttelte ich dieses Gefühl ab, es durfte mich nicht in die Irre führen.
 

Unser Ziel lag klar vor Augen.

Wir würden den Fluch aufheben und dann konnten wir eine Hybriden-Armee erschaffen, mit der es uns gelingen würde Mikael zu töten.

Dann müssten wir nie wieder fliehen.

Um dieses Ziel zu erreichen brauchten wir nun einmal den Doppelgänger, um ihn zu opfern.

Natürlich gab es zwei, aber Klaus hatte rechte. Eine Absicherung war nicht schlecht. Falls etwas passieren sollte, dann durften mich nicht irgendwelche Gefühle zurückhalten.

Sympathie für Menschen bedeutete Schwäche, die ich mir nicht leisten konnte.
 

Trotzdem als ich nach unten sah und Klaus mit Katerina beobachtete hatte das etwas Krankes.

Demnächst würde sie geopfert werden, aber im Gegensatz zu mir lief Klaus wohl nicht Gefahr einfach für sie Gefühle zu entwickeln.

Für ihn war das alles ein Spiel.

Ich war mir sicher dass ich so etwas nicht konnte. Dieses Spiel würde schnell zu etwas echten umschwenken, da war ich mir sicher und noch leichter wäre das bei Helena.

Ah.

Ich fasste mir an den Kopf und versuchte den Gedanken an sie zu verdrängen.

Ich musste etwas finden das mich ablenkte, sonst würde es tatsächlich ernst werden.

Das durfte nicht geschehen.

Gefühle waren unangebracht und nicht erlaubt.

Ich konnte es mir nicht leisten.

Rückblick Ende



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