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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Eine starke Frau

Kapitel 39: Eine starke Frau
 


 

„Bei all meinen Vorurteilen gegen das weibliche Geschlecht meine ich doch, dass die schlimmste Frau, die je existiert hat, einen sehr annehmbaren Mann abgegeben hätte.“ (George Gordon Byron - Lord Byron)
 

Elenas Sicht:

Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte.

Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte.

Ich fühlte mich so schwach und so allein.

Dabei lag Katherine direkt neben mir.

Meine Schwester war doch bei mir, hatte die Arme um mich geschlungen und tröstete mich fortwährend.

Warum konnte das nicht genug sein?

War ich wirklich so erbärmlich und schwach, dass ich das nicht aushalten konnte?

Ich erinnerte mich daran wie es war Elijah zu verlieren, aber ich hatte ihn anders verloren.

Es war ein anderer Schmerz gewesen, doch nicht weniger schlimm.

Wieso?

Wieso musste ich nur so verdammt sein, immer den Mann zu verlieren, den ich liebte?
 

Liebte?

Oh mein Gott!

Mir wurde es bewusst, sobald ich es dachte.

Kaum hatte ich vorher darüber nachgedacht, wieso musste es mir denn jetzt auffallen?

Ich liebte Damon.

Ich liebte ihn, wie ich es mir gewünscht hatte.

Ich wollte bei ihm sein, er sollte bei mir sein.

Ich brauchte ihn, brauchte ihn hier bei mir und dann wurde mir auf einmal klar, dass alles viel zu spät war.

Es war vorbei.

Ich hatte ihn wohl für immer verloren, denn was sollte es geben, das ihn jetzt noch zu mir zurück brachte?

Nichts.

Ich war leer, verlassen und einsamer als jemals zuvor.

Katherine atmete gleichmäßig. Sie schlief und ich befreite mich vorsichtig aus ihrer Umarmung ohne sie dabei zu wecken.

Es war Nacht, aber ich hatte keine Ahnung, welcher Tag heute war oder wie viel Zeit seit meinem Ausbruch vergangen war.
 

Das einzige was ich spürte, war diese intensive Leere und ein Gefühl, das mich nach draußen trug.

Verloren. Verloren. Verloren.

Alles war verloren.

Wie ein Geist, leise und ohne eine Spur zu hinterlassen, wandelte ich durch das Haus nach unten.

Alles schlief und war ruhig und ich ging nach draußen.

Es war kaum kühl, eine angenehme Sommernacht und ich konnte nichts von all dem was ich liebte genießen.

Auf einmal schien alles bedeutungslos, doch wie schon einmal stand ich vor einem Problem.

Ich war ein Vampir und sterben war gar nicht so einfach.

Und dann…

Und dann war da noch meine Schwester.

Ich liebte sie und ich konnte sie doch nicht allein lassen, nur weil mein Elend und der Abgrund gerade zum Greifen nah zu sein schienen.

Das konnte ich ihr auf keinen Fall antun.
 

„Miss Pierce“, hörte ich eine Stimme und drehte mich automatisch zu ihr um.

War ich so in meinen Gedanken gewesen, dass ich ihn nicht mal bemerkt hatte? Dabei war ich doch sonst so aufmerksam.

Wie sehr war ich wohl in mich selbst vertieft?

Der Mann kam auf mich zu und gab mir einen Brief.

Ungläubig sah ich ihn an.

Wieso einen Brief?

„Er ist von ihrem Freund. Ich sollte die Briefe doch so schnell wie möglich zwischen ihnen überbringen, das haben sie mir doch aufgetragen!“

Weiterhin sah ich ihn wohl sprachlos an.

„Natürlich hätte ich sie heute nicht mehr geweckt, aber sie sind noch wach, deswegen wollte ich ihnen den Brief gleich geben.

Wollen sie ihn nicht lesen?“, fragte er nach und sah mich skeptisch an.

Zitternd nahm ich den Brief entgegen und erkannte, dass er von Damon war.

Ein Brief, der letzte den er mir wohl geschrieben hatte.

Sollte ich es wagen ihn zu lesen oder ihn wegwerfen?

Vielleicht würde er mich nur noch mehr verletzen?

Aber ich konnte es nicht, ich musste einfach wissen was darin steht, es war wie eine Art Zwang.

Ich wollte Damons liebe Worte lesen, ich liebte die Worte, die er für mich wählte.

„Bitte gehen sie und kommen sie morgen Vormittag wieder“, trug ich dem Boten auf und er verabschiedete sich mit einer Verbeugung vor mir.

Schnell machte ich den Brief auf und begann ihn zu lesen.
 

Liebe Elena,
 

Ich erwische mich dabei, wie ich das erste Mal aus Überzeugung Gott um Hilfe bitte, dass er meine Zeit hier verkürzt, damit ich wieder bei dir sein kann.

Ich kann jetzt selbst auf die Aufregung hier verzichten, die brauche ich gar nicht, bei dir sehne ich mich sowieso nur nach Frieden und Geborgenheit.

Ich weiß genau, dass ich sie nur bei dir finden kann.

Immer noch glaube ich, dass du den Krieg allein mit deinen Worten beenden könntest.

Sie müssten dir nur einmal genau zuhören, um zu erkennen wie recht du hast und das du viel mehr über das Leben weißt, als sie je lernen könnten.

Meiner Meinung nach können Frauen viel mehr bewirken als wir Männer, nur manchmal scheinen wir einfach zu uneinsichtig, um das zu begreifen.

Aber ich halte dich für eine großartige Frau, Elena, die alles schaffen kann was sie sich vornimmt.

Du brauchst keinen der dir hilft, du kannst alles was du willst auch alleine erreichen.

Mir macht die Gefahr hier keine Angst, da ich weiß, dass mein Platz an deiner Seite ist und ich nicht glaube, dass es wirklich etwas gibt, das uns trennen kann.

Von mir aus kannst du sagen, dass ich ein Narr bin und vielleicht ist es auch wahr, aber daran glaube ich nun mal.

Ich denke du weißt, dass ich dich liebe.

Oh Gott und wie ich dich liebe! Noch nie zuvor gab es einen Menschen auf der Welt, der mir so viel bedeutet hat wie du.

Du bist mein ganz persönlicher Engel, für den ich leben möchte.

Du bist meine ganz persönliche Helena, für die ich kämpfen möchte.

Du bist mein Grund dafür alles zu tun, was ich tue.

Deswegen hab ich keine Angst und weiß einfach, dass nichts passieren kann.
 

In Liebe,

Damon
 

Tränen rannen über mein Gesicht und ich schlug mir die Hand vor dem Mund.

Oh mein Gott.

Er war so überzeugt gewesen. Er war so sicher gewesen und dann auf einmal erinnerte ich mich wieder an dieses Gefühl, dass ich ebenso sicher gewesen war wie er.

Und es kehrte zu mir zurück.

Er musste leben.

Damon musste einfach leben.

Seine Worte, schon einmal hatte jemand so etwas zu mir gesagt. Eine kleine Erinnerung, die zu mir durchdrang.

Nicht so schwerwiegend wie andere, aber genauso bedeutungsvoll für mich.
 

Rückblick

Ich weinte und bittere Tränen quollen aus meinen Augen, auch wenn ich sie versuchte zu unterdrücken.

Vater hatte gesagt, dass Gefühle zu zeigen ein Zeichen von Schwäche sei.

Deswegen schniefte ich und versuchte den pochenden Schmerz zu ignorieren.

„Du kannst ruhig weinen, Helena.

Das sieht schlimm aus, auch jemanden der so tapfer ist wie du würde der Schmerz zum Weinen bringen“, animierte mich Gabriel, doch ich schüttelte stur den Kopf.

Mir scheint als wäre Gabriel ein Engel, immer denke ich das, wenn er sich so liebevoll um mich kümmert, wie es kein anderer tun würde, selbst Mutter und Vater nicht.

„Du willst nicht?

Denkst du etwa daran was Vater gesagt hat?

Er hat es nicht mal wirklich zu dir und Katerina gesagt.

Er meinte damit eigentlich nur Philipp, Christoph und mich.“
 

Traurig sah ich ihn an und er lächelte gequält, verband meinen Fuß aber weiter.

„Ich weiß, eigentlich ist das noch schlimmer.

Gefühle zu zeigen macht schwach, aber zu einer Frau sagt er es erst gar nicht, weil er denkt sie ist von Natur aus schon schwach und dass es selbst nichts bringen würde, wenn sie ihre Gefühle unterdrücken sollte.

Aber weißt du Helena, ich verrate dir ein Geheimnis.“

Lächelnd sah er mich an und er setzte sich neben mich, als mein Fuß verbunden war.

Er zog mich auf seinen Schoß und legte seinen Kopf in meinen Nacken, dann flüsterte er mir das Geheimnis ins Ohr.

„Gott wollte, dass ihr das stärkere Geschlecht seid.

Er wollte, dass ihr besser seid und er hatte Recht.

Ihr seid schöner, klüger und standhafter als wir, aber leider hat sich Gott vergriffen und hat euch zu zart gemacht.“
 

Ich musste lächeln und sogar etwas lachen.

Ich lehnte mich näher an Gabriel und meine Tränen versiegten in seinem Hemd.

Seine Hand strich durch meine Haare und hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf mich, wie immer.

Gabriel war nur mal mein Engel, irgendwie schaffte er es immer, dass es mir besser ging.

Er hielt mich nicht für schwach und erbärmlich und ich war glücklich, dass er so an mich glaubte.

„Vergiss das bitte nicht, Helena.

Du bist niemals schwach“, flüsterte er mir zu und ich konnte gar nicht anders, als daraufhin zu nicken.

„Ich verspreche es“, flüsterte ich zurück und ich war wirklich froh, dass er dieses Geheimnis mit mir teilte.

Rückblick Ende
 

Ich war nicht schwach, auf keinen Fall.

Gabriel hatte es mir gesagt, Damon hatte es mir gesagt.

Ich war nicht schwach und Damon musste einfach noch leben.

Er hatte es immer wieder gesagt, so eine positive Metapher konnte doch nichts Negatives bringen und Gott würde das nicht einfach ignorieren.

Er würde nicht unsere Liebe ignorieren, er konnte mich nicht so sehr hassen, dass er mich strafen und quälen wollte.

Damon musste noch leben und auf einmal hatte ich daran keinen Zweifel mehr, wie auch keinen daran, dass er zu mir zurückkehren würde.



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