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Ein Bruder für jede Schwester

Flucht durch die Ewigkeit
von

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Die ewigen Wunden

Kapitel 85: Die ewigen Wunden
 


 

„Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz.“ (Autor unbekannt)
 

Elenas Sicht:

Nachdenklich schaute ich in die Flammen und spürte die Wärme, die sie ausstrahlten.

Wie ein Mensch könnte ich mich an ihnen verbrennen und würde dann ganz einfach sterben.

Natürlich war das nichts was ich wollte.

Vorsichtig legte ich mit einer Zange einen Brief in das Feuer, den ich vor langer Zeit einmal an Elijah geschrieben hatte, den ich aber nie hinterlegt oder verschickt hatte, sodass er ihn nie bekommen konnte.

Angst und Zweifel hatten mich dazu bewegt ihn nicht abzuschicken.

Es waren aber auch Zweifel die mich dazu bewegt hatten ihn zu schreiben, aber gepaart mit Hoffnung.

Nur hatte ich mich nie überwinden können.

Meine Zweifel hatten im negativen Sinne gewonnen und jetzt stellte sich anscheinend alles als falsch heraus, wenn Elijah mich zurückhaben wollte.
 

Ich wäre eine Lügnerin, wenn ich sagen würde das ich keinen Moment über diese Möglichkeit hatte nachgedacht.

Ich hatte es sogar sehr oft und ich war sicher dass ich auch glücklich sein würde.

Natürlich wäre ich das, ich liebte Elijah, ich hatte es immer getan und das hörte auch nicht mit einen mal auf.

Wahrscheinlich würde es sogar nie aufhören.

Also hatte ich darüber nachgedacht, ob ich mit Damon oder Elijah glücklich werden würde.

Darauf hatte ich keine Antwort gefunden.

Doch dann hatte ich es anders betrachtet.

Wann wäre ich unglücklicher, wenn ich Damon oder Elijah verlieren würde?

Ich hatte beide schon verloren und ich wusste dass der Verlust von Elijah grausam und schmerzhaft war, aber im Endeffekt hatte ich fast vierhundert Jahre mit ihm leben können, wenn man es Leben nennen könnte.

Ich dachte an Damons Verlust, der genauso schlimm gewesen war, genauso unerträglich und wieder hatte ich daran gedacht, das ich das alles nicht mehr wollte, das ich nicht mehr so leiden wollte.
 

Aber wenn ich jetzt, in diesem Moment darüber nachdachte, wen ich nicht noch einmal verlieren wollte, dann war es Damon.

Ich liebte ihn, mehr denn je, mehr als irgendwen sonst.

In diesem Moment war der Teil des Herzens, der für ihn schlug, viel größer als für Elijah.

Liebe verließ einen nicht, niemals, aber sie wurde kleiner und manchmal machte sie einem anderen Platz.

Das hatte ich nicht gewusst und hatte es auch erst jetzt erkennen können.

Es machte mich glücklich, dass ich es endlich begriffen hatte.
 

Aus diesem Grund fiel es mir auch leichter mit meinem alten Leben abzuschließen.

Auch wenn das nicht das richtige Wort war, weil es niemals ganz vorbei sein würde.

Doch zumindest wusste ich dass ich es nicht bereuen würde.

Damon war derjenige den ich liebte und er bedeutete nun mein Leben, das hatte ich selbst so entschieden.

Ich wählte ihn.

Sicher spiegelte sich das Feuer mit einem Leuchten in meinen Augen wieder, doch ich konnte meinen Blick nicht von dem Brief ablenken, der wirklich sehr schnell verbrannte.

Dabei verschwand die Schrift, die Worte, die alles ändern konnten, aber das wollte ich nun nicht mehr.

Erst wurde das Papier schwarz, bevor die Asche herunter fiel und ganz verschwand.

Nichts blieb davon noch übrig.
 

Ich hörte Schritte und sie waren leise und federleicht, aber wenn meine Schwester nicht wollte dass ich sie hörte, dann hätte sie es anders getan.

„Wo ist Stefan?“, fragte Katherine und ihre Stimme klang nicht besorgt, sie schien fast neutral.

Ich wusste es war nicht weil sie gleichgültig war, sondern einfach weil sie ihn noch nicht lange suchte und damit waren viele Optionen offen.

„Stefan und Damon“, begann und betonte dabei genau, das auch mein Freund nicht da war. „…hab ich weggeschickt, damit sie Zeit zusammen verbringen.

Gemeinsame Momente fördern das geschwisterliche Verhältnis, auch wenn du es nicht glaubst, aber sowas ist wichtig.“

Ich drehte mich zu ihr und sah wie sie die Augen zusammen kniff und dabei die Stirn runzelte, als müsste sie erst verarbeiten, was ich ihr gesagt hatte.

„Du hast sie manipuliert?“, fragte sie ungläubig nach.

Ich verzog das Gesicht, ich war fassungslos das sie es mir zutraute und schüttelte deswegen auch leicht aus Verächtlichkeit den Kopf.

„Nein, Katherine.

Ich hab sie nicht manipuliert.

Ich hab ihnen einen Ball zugeworfen und gesagt, dass sie doch etwas Zeit miteinander verbringen können, da sie in der letzten Zeit wenig davon hatten.

Dies könnte zufälligerweise daran liegen, dass du Stefan von allem abhältst, was er sonst getan hatte, seine Studien und sozialen Kontakte.“
 

Katherine hob die Hand und unterbrach mich so.

Verwirrt runzelte sie die Stirn und sah mich verständnislos an.

„Warte, du bist sauer auf mich?

Weil ich Stefan die Zeit stehle?“, fragte sie unglaubwürdig nach.

Ich schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf.

„Ach, rede doch keinen Blödsinn.

Ich bin nicht deswegen sauer auf dich, weil du Zeit mit ihm verbringen willst.

Das versteh ich, wenn man verliebt ist will man jede Minute mit dem Menschen verbringen, den man liebt“, meinte ich.

So war es auch bei mir und Damon.

Selbst jetzt von ihm getrennt zu sein, war langatmig und ich freute mich schon, wenn er wieder bei mir sein würde.
 

Meine Schwester zuckte mit den Schultern.

„Du siehst es also genauso, wo liegt dann das Problem?

Ich versteh nicht warum du sauer auf mich bist?“

Natürlich sie verstand es nie, weil es auch wirklich ausgesprochen selten war, das ich sauer auf sie war.

Sie war meine Schwester und so sah ich über viele ihrer Verhaltensweisen hinweg.

Doch manchmal schaffte sie es trotzdem, dass mir der Kragen platzte.

„Warum ich sauer auf dich bin?

Seitdem Elijah hier aufgetaucht ist, hast du anscheinend beschlossen deine Beziehung zu Stefan in neue Bahnen zu leiten.

Gut, das ist nicht weiter schlimm, du liebst ihn und eigentlich kenn ich dich auch nur so.

Aber du manipulierst ihn.

Ständig!

Du tust so als wäre er eine Puppe und machst ihn so abhängig von dir.

Du zwingst ihn dich zu lieben!“, warf ich ihr vor.

Ich konnte nicht verstehen und auch nicht wirklich billigen, was meine Schwester da tat.
 

Damit schien ich sie wirklich aus der Fassung gebracht zu haben.

Sie sah mich schockiert an, dann verfinsterte sich ihr Blick und ich konnte sehen wie Wut in ihren Augen aufblitzte.

„Ich erzwinge seine Liebe nicht, nur sein Verständnis“, rechtfertigte sie sich mir gegenüber.

Ich schüttelte nur den Kopf.

„Du hast mir gesagt, das Elijah mir nicht die Wahrheit gesagt hat und er mich deswegen nicht wirklich lieben konnte.

Du hast Stefan die Wahrheit gesagt und sobald du die kleinste Gegenreaktion deswegen gesehen hast, zwingst du ihn.

Katherine, du hast ihn nicht einmal die Chance gegeben darüber nachzudenken, es zu begreifen und zu akzeptieren.

Was lässt dich glauben, dass es dich besser macht als Elijah?“

Nun war ihr Gesicht vollkommen fassungslos und ich wusste das was ich gesagt hatte war nicht wirklich nett gewesen, aber es war die Wahrheit.

Es war das was ich dachte.

Sie konnte ihn nicht so behandeln.

Stefan war ein Mensch und auch diese verdienten es einen freien Willen zu haben.

Es hätte mir auch das Herz gebrochen, wenn Damon mich nicht akzeptiert hätte, aber dann hätte ich ihn gehen lassen, egal wie weh es getan hätte.
 

Katherines Schock wandelte sich zu Verzweiflung und Trauer und sofort hatte ich wieder Mitleid mit meiner Schwester.

„Ich weiß.

Aber ich liebe ihn, Elena.

Ich konnte nicht einen Moment riskieren ihn zu verlieren.

Verstehst du?

Ich will das nicht“, sagte sie und sofort bewegte ich mich in Vampir-Geschwindigkeit auf sie zu und nahm sie in meine Arme.

Ich drückte sie fest an mich, während sie weinte und ja ich verstand meine Schwester.

Ich wusste genau wie egoistisch sie war, das brauchte mir niemand zu sagen und mit ihren Ängsten gekoppelt setzte sie solche Handlungen nun mal frei.

„Ich versteh dich, Katherine.

Wirklich.

Versprich mir nur ihn jetzt nicht mehr zu manipulieren.

Er ist keine Marionette, sondern der Mann den du liebst.

Du hast ihn dazu gebracht seine Angst zu verlieren und unser Geheimnis zu wahren.

Das muss ausreichen, hör auf ihn sonst zu kontrollieren“, ermahnte ich sie und ich spürte wie sie an meiner Schulter leicht nickte.

Wenn sie das einhielt, war das schon ein großer Erfolg.

Ich wusste dass ich mehr von ihr nicht erwarten konnte.
 

Sie löste sich wieder von mir und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.

Alle Spuren von Tränen waren beseitigt, bei uns Vampiren war das wirklich sehr leicht.

„Es wird aufhören, nicht wahr?“

Verwirrt runzelte ich die Stirn, wusste nicht was sie meinte.

„Der Schmerz, die Zweifel, die Liebe.

Das wird aufhören, das wir es mit dem alten vergleichen nicht wahr?“, fragte sie nach und nun war ich es die geschockt aussah.

Aber ich riss mich zusammen und schüttelte den Kopf.

Ich kam nicht umhin ihr die Wahrheit zu sagen.

„Nein, Katherine.

Ich glaube es wird nie aufhören.

Genauso wie unsere Gefühle.

Die Vergangenheit, egal wie sehr wir versuchen davor zu fliehen und sie anders zu betrachten, indem wir uns neue Namen geben…“

Ich seufzte und schüttelte den Kopf.

„Es ist unsere Vergangenheit, ein Teil von uns, wir können sie nicht wegschließen.

Sie wird immer da bleiben.

Du wirst immer an Klaus denken, egal was er dir angetan hat, du hast ihn mehrere Wochen geliebt und du wirst es nicht vergessen.

Niemals.“

Wir beide mussten begreifen, dass es nie zu Ende sein würde.

Das wir nie davon los kommen würden.

Das es nie aufhören würde weh zu tun und als ich meiner Schwester in die Augen sah, wusste ich, dass auch sie es jetzt verstanden hatte.



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