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Shi Ans

von

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Sans Toi

@ -Shin-: Kenn ich, ich bin da auch immer ungeduldig würd am liebsten heute als morgen wissen, wie es weitergeht. Bei Büchern oder abgeschlossenen FFs führt das dann dazu, dass ich die ganze Nacht durchles, weil ich nicht aufhören kann^^;
 

@ Asmodina: Will ich, dass du meine liebe Beta antreibst? Nur wenn das keine negativen Auswirkungen auf mich hat! ;P
 

@ T0M0: Was ich noch mit den beiden vorhabe? Einiges! Schließlich umfasst die FF einen Zeitraum von 4 Jahren. Genug Zeit, um seine Charaktere zu „quälen“ ^.~
 

@ Terra-gamy: Die Versuchung sollte auf jeden Fall groß sein. Wenn Yoshiki scheitert würde Toshi schließlich sämtliche Schokolade der Welt gehören! ^.~
 

@ all: Sorry für die leichte Verspätung! Ich hoffe, ich hab euch deswegen nicht zu lange auf die Folter gespannt… Wie auch immer, viel Spaß mit dem dritten Kapitel!!
 

••••••••••••••••••••
 

„Ehrlich, Yocchan! Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber musst du uns immer – autsch, das war schon wieder so eine bescheuerte Dorne! Musst du uns immer in dieses bescheuerte Rosenfeld träumen“, beschwerte sich hide lautstark und lutschte an seinem Daumen, während er Yoshiki folgte, der durch die edlen Blumen hindurch ging und mit den Händen sanft über die samtigen Blütenköpfe strich.

„Wir sind Rockstars! Wäre da eine Bar mit Alk en masse umsonst nicht angemessener? Oder wie wäre es mit einem Stripclub mit ein paar scharfen Häschen?“

Unvermittelt blieb der Drummer stehen und drehte sich zu dem Gitarristen mit den pinken Haaren um, welchen er nur anlächelte.

„Mein Traum, mein Rosenfeld!“ Damit wandte er sich wieder um und ging weiter. „Wenn du in einen Stripclub willst, dann musst du dich selbst dorthin träumen!“

„Probier mal zu träumen, wenn du tot bist, du Idiot – das funktioniert nicht ganz!“

„Ich vermiss das Gezanke mit dir…“, seufzte der Blonde nostalgisch und ging weiter voran.

„Und deswegen träumst du es dir herbei? Unter uns… du spinnst, aber sowas von!“

„Das fällt dir erst jetzt auf?“, entgegnete Yoshiki und drehte sich im Gehen zu dem anderen, um ihn breit anzugrinsen. Statt darauf einzugehen, schüttelte hide nur den Kopf und streckte ihm die Zunge heraus, ehe er mit etwas Anlauf auf den Rücken des Jüngeren sprang, damit dieser ihn Huckepack trug.

„Ein Glück, dass du in deinen Träumen keine Bandscheibenprobleme hast!“

„Du hast doch nur keine Lust, weiter selbst durch die Rosen laufen zu müssen“, konterte der Pianist und hielt die Beine des Gitarristen fest.

„Träum uns in einen Stripclub und du bist mich ganz schnell wieder los!“

„Dann bleiben wir definitiv hier, so hab ich dich schließlich für ein paar Stunden wieder für mich…“

„Ach Yocchan“, seufzte hide und wuschelte durch die gebleichten Haare. „Du musst auch mal leben und dich nicht nur in die Arbeit verkriechen. Das Leben ist da, um es zu genießen und nicht, um es in einem dunklen Studio zu verbringen.“

„Du klingst wie Toshi, Pata, Heath und Sugizo…“

„Dann muss ja was dran sein, wenn nicht nur dein Unterbewusstsein, das mich herbei träumt, dir das sagt, sondern die vier auch.“

„Jetzt werde ich in meinen Träumen auch schon damit genervt“, grummelte Yoshiki und ging wortlos weiter, während hides Kinn auf seinem Kopf ruhte und der quirlige Gitarrist in sein Schweigen mit einfiel. Schon bald lichteten sich die unzähligen roten Rosen und wurden immer mehr von Palmen durchbrochen, die schließlich zu einer kleinen Bucht mit weißen Sandstrand und türkisblauen Meer führten. Am Strandanfang blieb Yoshiki jedoch verwirrt stehen und ließ hide los, der von seinem Rücken rutschte, da er in der Brandungszone jemanden entdeckt hatte, der eigentlich nicht in diese Traumwelt gehörte.
 

„Tocchi?!“ Er rannte zu ihm, doch je näher er ihm kam, desto weiter schien der Sänger in die Ferne zu rücken.

„Toshi!!!“ Inzwischen war er am Meer angekommen, doch der andere entfernte sich trotz allem immer weiter. Ein trauriges Lächeln zierte sein Gesicht, als er die Hand wie zum Abschied hob.

„Leb wohl, Yocchan…“

„Toshi!!“

Im nächsten Augenblick war er verschwunden und der Pianist stand kniehoch im warmen Salzwasser.

„Tocchiiiii!!!!!“ Er schrie ihm nach, hatte die Augen zusammengekniffen, doch nichts geschah. Als er sie wieder aufschlug, war die Bucht verschwunden und er ruhte mit seinem Kopf wieder auf Toshis Arm in dessen Krankenzimmer auf der Intensivstation. Ein greller, gleichbleibender Ton durchbohrte die Stille wie ein Pfeil und innerhalb einer Sekunde war Yoshiki hellwach, während mehr oder minder zeitgleich die Zimmertür aufgerissen wurde und die Familie seines besten Freundes hereingestürmt kam, dicht gefolgt von Pflegepersonal und Ärzten. Wie gelähmt starrte er auf die gerade Linie, die der Monitor des EKGs anzeigte. Die verzweifelten Rufe von Okaa-san, die Versuche ihrer Söhne, sie zu beruhigen, die kurzen, einsilbigen Befehle, die die Mediziner erteilten… - das alles zog scheinbar in Zeitlupe an ihm vorbei.

Eine einfache, gerade Linie…

Ein schriller, anhaltenter Ton…

Kein Herzschlag…

Kein Leben…
 

„Ich muss sie bitten, den Raum zu verlassen“, forderte einer der Ärzte, während eine Schwester Toshis Familie nach draußen begleitete, wo Heath, Pata und Sugizo angespannt warteten. Ihnen stand die Sorge überdeutlich ins Gesicht geschrieben.
 

Der Ton verstummte, weil ein Pfleger ihn ausschaltete, doch die Linie blieb.

Kein Ausschlag, der zeigte, dass das Herz seines besten Freundes gleichmäßig schlug…

Kein Puls…

Nichts mehr…
 

„Sie müssen den Raum bitte auch verlassen“, sprach eine Pflegerin Yoshiki an und berührte ihn kurz am Oberarm. Unterdessen wurde die Bettdecke von Toshi gerissen und ein Defibrillator startklar gemacht.
 

Tod…

Fort…

Wie sein Vater und hide…
 

Plötzlich kam Leben in seinen gelähmten Körper und der Drummer stürzte sich auf den Sänger, während Tränen sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten.

„Tocchi! Wach auf!!“ schrie er und wollte ihn schütteln, um ihn so wieder aufzuwecken, doch er wurde links und rechts von zwei Pflegern gepackt, die ihre liebe Not hatten, ihn in Richtung Zimmerausgang zu bugsieren, da er sich gegen sie wehrte und nach seinem besten Freund rief, auf dessen Brust die Elektroden des Defibrillators gesetzt wurden und durch dessen Körper im nächsten Moment ein Stromschlag gejagt wurde.

„Tocchiiiii!!“

Er wollte zu ihm, doch es gelang ihm nicht. Dafür war er gleich darauf aus dem Zimmer geschafft worden und ehe er auch nur einen Versuch starten konnte, wieder hinein, wieder zu Toshi zu gelangen, da schlangen sich von hinten zwei zierliche Arme um ihn, um ihn festzuhalten.

„Lass mich los! Lass mich los!!“, schrie er hysterisch klingend und versuchte sich loszureißen, indem er um sich schlug, doch es brachte nichts.

„Yoshiki!“, versuchte eine tiefe Stimme, dicht an seinem Ohr, zu ihm durchzudringen. Pata hielt ihn fest? Dumpf glaubte er auch Heath und Sugizo zu hören, doch er war viel zu sehr auf das fixiert, was er durch die Glasscheibe hindurch im Krankenzimmer beobachten konnte. Immer wieder wurden Stromstöße durch seinen besten Freund gejagt, sodass sich sein lebloser Oberkörper um mehrere Zentimeter auf dem Bett aufbäumte, nur um dann wieder zurück zu fallen.

„Lass mich…! Ich muss…!!“ Unaufhörlich rannen Tränen über seine Wangen und vernebelten mehr und mehr sein Blickfeld.

Er musste zu Toshi!

Er musste verhindern, dass er ihn auch noch verließ!

Mit Schlagen, Treten und Kicken versuchte er irgendwie frei zu kommen, doch er war viel zu erschöpft und zitterte zu stark, als dass er groß etwas ausrichten konnte. Alles Adrenalin trug nicht dazu bei, dass er loskam. Zu seinem Glück spürte er jedoch, wie der Griff plötzlich lockerer wurde, aber bevor er auch groß etwas tun konnte, wurde er herumgedreht und seine Oberarme wieder schraubstockartig festgehalten.

„Yocchan!“ Pata schüttelte ihn leicht, in der Hoffnung, ihn so wieder zur Besinnung zu bringen, doch der Jüngere warf den Kopf nur von einer Seite zur anderen, bekam vor lauter Schluchzen kaum noch Luft und versuchte weiterhin, auf den zierlichen Körper einzuschlagen, um frei zu kommen, aber statt das der Gitarrist sich aus der Gefahrenzone brachte, zog er den bebenden Körper zu sich und schlang die Arme um ihn, um so effektiv die Hände außer Gefecht zu setzen.
 

Ein weiteres Mal konnte Yoshiki hören, wie der Defibrillator ausgelöst wurde und von einem Moment auf den nächsten, hörte sein Widerstand auf. Schluchzend sank er zu Boden und zog Pata dabei unweigerlich mit sich, der die Umarmung jedoch nicht löste und sich vor ihn kniete. Er registrierte nicht wirklich, wie Heath und Sugizo ebenfalls neben ihm in die Hocke gingen und in einer beruhigenden Geste über seinen Rücken und durch seine Haare strichen. Alles was er hörte, waren die Geräusche, die aus dem Krankenzimmer nach draußen drangen.

Alles Bemühen der Ärzte war umsonst.

Toshi sprach nicht darauf an.

Er war tot.

Tot, wie so viele andere Menschen in seinem Leben.

Erneut kam der Defibrillator zum Einsatz, doch Yoshiki konnte das Geräusch nicht mehr länger ertragen.

Immer wieder derselbe Ton, wenn sich das Gerät auflud.

Immer wieder derselbe Klang, wenn der Elektroschock abgegeben wurde.

Immer wieder dasselbe Geräusch, wenn Toshis Körper wieder auf der Matratze zu ruhen kam.

Er riss sich los, sprang auf und rannte blind darauf los, die Rufe der anderen ignorierend.

Einfach nur weg! Mit dem Ärmel wischte er sich über die Augen, als er die unzähligen Treppen nach unten stolperte und mehr als einmal fast den Boden unter den Füßen verloren hätte. Folgten ihm die anderen? Der Drummer konnte es nicht sagen, doch im Moment war das auch egal. Einfach nur weg! Er hatte es doch schon immer gewusst: er brachte den Menschen um sich herum nur den Tod. Erst sein Vater, dann sein Kumpel aus der Schule, schließlich hide und nun sein bester Freund. Einfach nur weg! Weg von allen, ehe er noch mehr Menschen auf dem Gewissen hatte.
 

Schließlich war er im Erdgeschoss angekommen und stürmte an den Menschen im Eingang vorbei nach draußen, wo eine Meute Reporter bereits wartete. Anscheinend hatte es sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet, wo sich Toshi befand und was passiert war. Nachdem seine Sonnenbrille und sein Capi oben im Krankenzimmer waren, wurde er sofort erkannt und ein Blitzlichtgewitter brach aus. Zum Glück schien die Security des Krankenhauses wenigstens so gut zu sein, um sie draußen zu halten, damit Toshis Familie ungestört war. Schützend hob Yoshiki den Arm vors Gesicht und drängte sich durch den Pulk hindurch, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob er irgendjemand mit seinem Ellenbogen stark anrempelte oder auf irgendwelchen Füßen herum trampelte. Er wollte einfach nur weg! Unmengen an Fragen prasselten sinnflutmäßig auf ihn herab, doch er antwortete auf keine einzige. Stattdessen öffnete der verhangene Himmel seine Schleusen und lauwarmer Regen fiel hernieder, während endlich der Taxistand in Sicht kam. Eigentlich hatte er mit seinen Leuten abgemacht, sie anzurufen, wenn sie ihn abholen sollten, da der Hubschrauber schließlich nicht ewig auf dem Landefeld der Klinik warten konnte, doch er wollte nicht solange auf seinen Fahrer warten. Er musste jetzt weg! Zum Glück hatte das Nass von oben dafür gesorgt, dass die meisten Reporter sich eines Besseren besannen und Unterschlupf unter der Überdachung suchten, anstatt ihn weiter zu verfolgen. Lediglich einige wenige hartnäckige Paparazzi klebten noch immer an seinen Fersen. Er wollte gerade die Tür des Taxis öffnen, als sie sich erneut mit Kameras auf ihn stürzten. Rot sehend, riss er dem einen die digitale SLR aus der Hand und schleuderte sie zu Boden, während er einem weiteren einen gezielten Tritt in die Kronjuwelen verpasste. Ein dritter war so klug, den strategischen Rückzug anzutreten, sodass Yoshiki schließlich einsteigen konnte und dem Fahrer die Adresse nannte, zu der er ihn bringen sollte.
 

Gleichzeitig beobachteten Heath, Pata und Sugizo – zum Teil hinter einem großen Gummibaum versteckt – die ganze Szene durchs Fenster. Sie waren ihrem Leader gefolgt und hatten ihn aufhalten wollen, doch als er unbehelligt in die Reportermenge gerannt war, hatten sie kapituliert und sich möglichst unauffällig verhalten, um nicht auch noch Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und für noch größere Unruhe zu sorgen.

„Lasst uns zurück gehen“, entschied Pata und steuerte die Treppen an, während die beiden Jüngeren ihm stillschweigend folgten.

„Glaubt ihr, Toshi ist…?“, fragte Heath und hielt den Kopf gesenkt. Ihn und Toshi verband eine enge Freundschaft, wenn auch bei weitem nicht so tiefgehend wie zwischen diesem und ihrem Leader, doch auch er wollte den Sänger nicht sterben sehen.

„Die Ärzte haben ihn noch reanimiert, als wir Yoshiki hinterher sind“, äußerte Sugizo, „er könnte durchaus noch am Leben sein.“

„Wir werden es wissen, wenn wir wieder dort sind“, entgegnete Pata mit gewohnt stoischer Ruhe.

„Warum ist Yosh überhaupt so abgehauen? Ich meine, erst macht er ein Riesentheater, dass er unbedingt zu Toshi will und dann läuft er einfach weg…!“

„Ich vermute, dass es einfach zu viel für ihn war, Hiichan“, äußerte Sugizo.

„So ein Sensibelchen wie er ist…“, warf der Älteste der Truppe ein.

„Hat er dich eigentlich irgendwie ernsthaft getroffen, Pata, als er sich so gewehrt hat?“, wollte Heath wissen. Es hatte ihn überrascht, dass der Gelockte sich darum gekümmert hatte, ihren Drummer in Schach zu halten, denn eigentlich war er jemand, der sich nur bedingt in solche Angelegenheiten einmischte. Andererseits… von ihnen allen war Pata neben Toshi derjenige, der Yoshiki am längsten kannte… Vielleicht war es doch nicht so abwegig, dass ausgerechnet er sich seiner dann angenommen hatte.

„Da war nicht allzu viel Kraft dahinter… dazu war er viel zu fertig.“
 

Wieder auf der Intensivstation angekommen, entdeckten sie sofort Toshis ältesten Bruder Kenichi, der auf sie zu warten schien.

„Was ist mit Yoshiki?“

„Weg“, antwortete Sugizo.

„Was ist mit Toshi?“, wollte Heath augenblicklich wissen.

„Die Ärzte haben ihn zurückholen können…“

„Gott sei Dank!“ Allen dreien fiel ein Stein vom Herzen.

„Er ist schwach, sein Zustand ist kritisch, aber er lebt“, erklärte Kenichi, dessen jüngerer Bruder sowie ihre Mutter bereits wieder an Toshis Seite waren.

„Wir müssen Yoshiki verständigen“, äußerte Sugizo.

„So schnell wie möglich, der denkt ja wahrscheinlich, dass Toshi tot ist…“

„Ich hoffe, er stellt nicht wieder irgendeinen Blödsinn an“, murmelte Pata in seinen nichtvorhandenen Bart.

„Ich werde ihn anrufen“, beschloss der Violinist und hatte bereits sein iPhone aus der Tasche gezogen, wo er Yoshikis Nummer aus dem Adressbuch wählte. Während er wartete, dass der andere abnahm, verabschiedete sich Kenichi mit einer angedeuteten Verbeugung und ging ebenfalls zurück. Unterdessen entwich Sugizo ein lautes Seufzen, als Yoshikis Handy auf Mobilbox schaltete.

„Yoshiki, ich bin es, Sugizo. Toshi lebt, er ist nicht tot! Hörst du? Meld dich bitte, wenn du die Nachricht kriegst!“ Nachdem er aufgelegt hatte, steckte er das Telefon zurück in die Hosentasche.

„Sein Handy ist aus…“

„Wir müssen es weiter probieren“, entgegnete Heath und lehnte sich gegen die Wand.
 

Eine Stunde später hatte Yoshiki schließlich sein Ziel erreicht – ein kleines Cottage nahe Narita, Chiba, das er von seinem Vater geerbt und in dem er zu X‘ Anfangszeiten eine Weile gelebt hatte. Kaum einer wusste, dass er es besaß, geschweige denn wo es sich befand, sodass es der ideale Zufluchtsort war. Nachdem er aus einem Geheimversteck den Schlüssel geholt und die Tür aufgesperrt hatte, trat er ein und ließ sich einfach zu Boden sinken, nachdem er die Holztür hinter sich wieder geschlossen hatte. Die gesamte Fahrt über hatte er leise vor sich hin geweint und auch jetzt traten noch immer neue, bittere Tränen an die Oberfläche.

Toshi war tot…

Sein bester Freund seit Kindergartentagen, der wie ein Bruder für ihn war, war tot.

Fort…

Nie mehr würde er mit ihm reden, mit ihm lachen, mit ihm streiten, mit ihm weinen können.

Weg…

Nie mehr würde er mit ihm kuscheln, seine Wärme und Nähe genießen können.

Einfach so, von einer Sekunde auf die nächste, war ihm die wichtigste Bezugsperson in seinem Leben genommen worden und nichts – kein Geld der Welt, kein Vitamin B – würde ihn zurückbringen.

„Warum?!?!“, schrie er an die Decke und schlang die Arme um seinen zitternden Körper, während unaufhörlich Tränen aus seinen Augen traten. „Das ist nicht fair, Tocchi!! Du hast versprochen, für immer an meiner Seite zu sein!! Hörst du?! Wir hatten ein Versprechen!!!“ Sein Schluchzen wurde immer lauter und heftiger, bis er kaum mehr Luft bekam und seine Lunge regelrecht, fast wie bei einem Asthmaanfall, zu stechen anfing. Doch er wusste, dass dies nicht damit zusammenhing, sondern nichts anderes als ein Atemkrampf war. Bewusst konnte er sich nur an zwei andere dieser Art erinnern: einmal, als sein Vater gestorben war und dann Jahrzehnte später, als hide ihn auch verlassen hatte.

„Das ist nicht fair!!... Ich sollte sterben, nicht du!! Ich bin derjenige, dessen Gesundheit im Eimer ist, nicht deine!! Ich hätte sterben sollen!!! Ich hätte X mit ins Grabe nehmen sollen, nicht du!!“

Weinend legte er sich auf den Holzboden und rollte sich zusammen, während er darauf wartete, dass der Krampf vorbei ging. Abgesehen von seinem Schluchzen herrschte Totenstille in dem kleinen Cottage, sodass es nur noch deutlicher zu hören war.
 

Was sollte er denn ohne Toshi machen?

Es gab niemanden mehr, der ihn mit einer einfachen Umarmung wieder zum Lächeln bringen konnte, wenn er sich traurig fühlte…

Es gab niemanden mehr, den er mitten in der Nacht anrufen konnte, weil er einfach nicht schlafen konnte…

Es gab niemanden mehr, der kopfschüttelnd in seinen Kühlschrank blickte und sich dann kommentarlos hinter den Herd stellte…

Es gab niemanden mehr, der seinen Liedern eine Stimme verlieh…

Es gab niemanden mehr, der sich zu ihm auf die Klavierbank setzte und sich gegen ihn lehnte…

Es gab niemanden mehr, der ihn auch ohne Worte verstand…

Es gab niemanden mehr, der bedingungslos an ihn glaubte und ihn unterstützte, egal wie hirnrissig seine Idee auch wieder sein mochte…

Es gab niemanden mehr, der ihn bedingungslos liebte und dem er blind vertrauen konnte, weil dieser jemand Yoshiki und nicht YOSHIKI sah…
 

Schniefend richtete er sich auf, wischte die Tränen aus dem Gesicht, auch wenn neue nachkamen, und holte sein iPhone aus der Hosentasche. Im Taxi hatte er es ausgeschaltet, da er wusste, dass seine Bandkollegen versuchen würden, ihn zu erreichen. Ganz zu schweigen vom Management, wenn es von der Nummer mit den Paparazzi Wind bekäme… Doch er wollte nicht reden. Nichts, was irgendwer sagen konnte, würde den Schmerz in irgendeiner Art und Weise lindern und die Leere, die er spürte, wieder füllen können.

Wenn hide ihn nie getroffen hätte, dann würde er jetzt vielleicht noch leben.

Wenn Toshi ihn nie getroffen hätte, dann würde er jetzt vielleicht noch leben.

Es war seine Schuld. Alle, die ihm etwas bedeuteten, starben…
 

Einen Schrei ausstoßend, schleuderte er das Handy gegen die nächstbeste Wand, an welche es prallte und mit zerbrochenem Display zu Boden fiel. Keuchend hievte er sich hoch und presste eine Hand gegen seine Brust, da ihm das Atmen noch immer schwer fiel. Er wankte zur Kommode, die im Eingang stand, und über der ein alter Spiegel hing. Sich auf dem Holz abstützend, starrte er in das verstaubte Glas und musterte den Mann, der ihm entgegenblickte: gebleichte Haare, die wirr herab hingen, rote, vom Weinen verquollene Augen, dunkle Augenringe, blasse Haut, die von den Tränen feucht glänzte und rote Flecken aufwies, eine gerötete Nase, weil er immer wieder mit dem Handrücken darüber rieb, bebende Lippen, die zum Teil Blutspuren zeigten, da er darauf herum gebissen hatte… Einen Entschluss fassend, richtete er sich auf, blickte noch einmal in den Spiegel und schlug dann mit der Faust auf sein Abbild ein, sodass das Glas splitterte.
 

Mit dem heutigen Tage würde YOSHIKI gemeinsam mit Toshi aufhören zu existieren…
 

••••••••••••••••••••
 

Was denkt ihr, wie Yoshiki seinen Entschluss in die Tat umsetzen wird? Die Antwort darauf gibt es dann im nächsten Kapitel (genauso weshalb es von Vorteil sein kann, die Onlinebanking-Daten seines besten Freundes zu haben) ^.~



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kaoru
2012-03-01T18:12:43+00:00 01.03.2012 19:12
Hab ich dir schon gesagt, dass ich das BIld von Yosh in dem Stecki total schön finde. Da sieht er richtig glücklich aus (beinahe etwas zu befreit für den Inhalt der FF*flüster*)

OK, Itsumademo und Bermuda sei Dank, bin ich deine Tragik schon gewöhnt. Aber echt ey, ich glaub an Yosh'S Stelle hätt ich auch das Weite gesucht, bevor jemand auf die grandiose Idee kommt, meinen besten Freund für tot zu erklären. Aber hart, dass er sich mal wieder die Schuld daran gibt. Man, er war doch nicht mal in Japan, wie soll er dann an seinem Tod Schuld haben? Für hides konnte er schließlich auch nichts, genauso wenig wie für den seines Vaters... auch nicht für seines Kumpels. Hier muss man echt überlegen, ob man ihn in den Arm nehmen oder lieber schütteln sollte, damit er zur Besinnung kommt.

Dass er entscheidet, YOSHIKI sterben zu lassen, kann ich allerdings verstehen. Immerhin hat er schon einmal versucht, seinen besten Freund als Sänger zu ersetzen... aber auch aus emotionaler Sicht würde ich auch nicht mehr Musik machen wollen, wenn mein Partner nicht mehr mit mir auf der Bühne stehen kann. Das wär nicht mehr das Gleiche. Von daher, absolut nachvollziehbar und authentisch.

OK, damit hätt ich auch den 3.Strich ausradiert! Bleibt mir nur, die nächsten Kapis zu schicken. Bis einschließlich Kap 7 bin ich gekommen - in China werd ich vllt auch ein wenig bethan, mal gucken^.~ Erst einmal sollte es ja reichen, ne?
Von: abgemeldet
2012-02-27T16:56:58+00:00 27.02.2012 17:56
Das ist ja soooo dramaaaaaaatisch......*schnief* und spannend!
Yoshiki möchte man echt mal wieder nur treten und ihm sagen, wie dämlich diese Kurzschlußhandlungen sind! *hime schubs* Los....geh zurück....oder schalte zumindest dein blödes iPhone wieder ein....maaahhhh!!! Aber nein, er muss es ja kaputt machen! >.<
Ach, und für Parts, in denen hide auftaucht, bin ich eh immer zu haben! ^.~
Pata fand ich auch gut!^^

Von:  Terra-gamy
2012-02-26T22:12:58+00:00 26.02.2012 23:12
Wie gemein du bist!!!
der arme yoshiki. Wie soll ihm den einer sagen, dass toshi noch lebt, wenn er in einer Wohnung ist, die keiner sonst kennt und er sein handy zerstört hat???

Den Anfang mit den Traum fand ich lustig^^ der arme hide, der sich an den dornen piekt während yoshiki da ohne probleme durch kommt. Als Toshi sich dann in seinem traum verabschiedetet, dachte vielleicht ist es ja nur im traum so.
Von:  Astrido
2012-02-24T19:49:05+00:00 24.02.2012 20:49
der traum mit hide war echt lustig.
das sie yoshiki nicht sagen konnten, dass toshi am leben ist, ist doof. jetzt muss yoshiki so leiden. ganz ehrlich, ich denke ich hätte in dem moment auch nicht darüber nachgedacht, dass es eine gute nachricht auf dem handy sein könnte.
pata war echt toll. er verschwindet ja sonst gerne im hintergrund.(auch wenn ich glaube, dass er das so will) auf dem yokohama konzert 2010 hatte er sogar ein duett mit sugizo. ich war beeindruckt. es ist das erste, was ich gesehen habe bei ihm, solo-technisch.

zu cen bankdaten... du machst mir angst. was will yoshiki mit toshis geld? er hat doch genug.

zum ende... ich hoffe, er hat sich nicht sehr doll verletzt als er dcen spiegel zertrümmert hat.

lg
Mayuura

PS. ein spruch, den ich mal iwo gefunden habe... er passt ganz gut, finde ich.


Das Leben sollte NICHT eine Reise ins Grab sein mit dem Ziel wohlbehalten und in einem attraktiven und gut erhaltenen Körper anzukommen, sondern eher seitwärts hineinzuschlittern, Chardonnay in einer Hand, Erdbeeren in der anderen. Der Körper total verbraucht und abgenutzt, und dabei jubelnd …WOW, was für ein Ritt...!


Von:  Croft_Manor
2012-02-23T18:05:37+00:00 23.02.2012 19:05
Nicht übel. Ich frag mich zwar warum du Toshi immer wieder so quälen musst... obwohl das arme Schätzchen wahrscheinlich noch am wenigstens davon mitbekommt.

Ich hätte auch Pata genommen, um ihn fest zu halten und zu versuchen ihn zu trösten. XD fand ich gut. Ich denke, er hat mehr Kraft, als es den Anschein hat.

Aber...
einen kritikpunkt habe ich da... der stört wahrscheinlich nur mich, aber ich muss ihn loswerden... aber das würde ich dir gerne in einer ENS sagen, wenn du magst.
(ist auch nicht schlimm, aber bevor meine mit kommentatoren wieder auf mich losgehen....)
Von:  Asmodina
2012-02-23T06:46:01+00:00 23.02.2012 07:46
Auch ich schwanke echt zwischen den beiden Optionen, Yoshiki zu schlagen oder ihn zu trösten. Und du hast echt an der gemeinsten Stelle aufgehört. Schreib bloß schnell weiter, sonst habe ich noch schlaflose Nächte.
Von:  -Shin-
2012-02-23T03:40:07+00:00 23.02.2012 04:40
Ok ich hab SO lange gebraucht um das gerade zu lesen weil ich SO müde bin. Aber ja, man muss ja immer alles GLEICH wissen. >.<

Du hast mich erstmal total verwirrt, weil ich NIE mit einer Traumsequenz gerechnet hätte. Aber außer den Toshi-Teil mag ich Yoshikis Traumwelt. <3
Aber hide soll sich nicht beschweren, die Familie von einer von mir Freundin hat eine Rosenschule und sie ist dann im Sommer auch immer ganz zerkratzt. XD Und ein anderes Setting wäre Yoshiki irgendwie nicht 'würdig'. =D

Ab "Ein greller, gleichbleibender Ton" sah mein Kopf dann nur noch so aus: "OMG OMG OMG OMG NEIN OMG muss wissen was passiert!"

Desweiteren möchte ich Pata gerne knuddeln weil er so ~(>.<)~ tollig war.

Und Yo-chan möchte ich nur noch schlagen weil er so doof ist. GAH geh doch nicht weg bevor du es nicht sicher weißt. dfgjdölgjd
Es ist leicht ungesund wie oft ich Yoshiki in FFs und RL schlagen möchte. Der Mann sollte mir lieber doch nicht über den Weg laufen.
X//D


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