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Vir Tandahal: Die drei Lehren

Re-Upload / Kapitel 3 ist on!
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Willkommen in Ostagar!

Kapitel 2: Willkommen in Ostagar!
 

Der tiefblaue Stein des Amulettes funkelte, wie ein Diamant im kühlen Mondlicht. Die Runen, die im Silber eingraviert waren, machten diesen Talisman noch geheimnisvoller und ich fragte mich, was für mächtige Kräfte ihm wohl innewohnten. Seufzend drehte ich die feine Kette zwischen Daumen und Zeigefinger.

Es machte mir Spaß zu sehen wie sich der Stein um seine eigene Achse drehte und von allen Seiten mit Mondlicht beschienen wurde. Ob Melle an mich dachte?

Schon wieder dachte ich an sie, aber unser Kuss ging mir immer wieder durch den Kopf.

Ich hatte schon immer davon geträumt, meines ersten Kusses beraubt zu werden, aber dann, wenn ich am seichten Wasser eines Sees saß und in den Armen meines strahlenden Helden lag. Er mich mit festen Griff hielt und meinem Gesicht langsam näher kam, ich seinen süßen, sinnlichen Duft einsog und sich unsere Lippen sanft und leidenschaftlich vereinten.

Wir würden unsere Umgebung ausblenden und uns immer mehr von unseren Gefühlen leiten lassen.

Er würde zärtlich mit seiner Zunge über meine Unterlippe fahren und ich würde ihm Einlass gewähren. Unser unschuldiger Kuss würde immer feuriger und intensiver werden.

Meine Hände würden sich fest in sein Haar graben und ich würde innerlich vor Hitze vergehen. Sein warmer Atem der über meine empfindliche, weiche Haut streifte, würde mich um den Verstand bringen und seine fordernden Hände würden mich schier in den Wahnsinn treiben.....

Lässig ließ ich einen Fuß von dem dicken Ast baumeln, auf dem ich halb an dem Stamm des Baumes angelehnt im Mondschein saß. Der kühle Wind tat meinem erhitzten Gesicht gut und ich verschloss meine nicht ganz jugendfreien Gedanken hinter eine Tür in meinen Verstand. Diese gab es Haufenweise dort, hinter jede verbarg sich etwas anderes, Dinge die ich niemanden erzählte.

Ich ging den dunklen Korridor entlang, zu dieser Zeit war dort wenig los und einige Lichter waren Abgeschaltet worden. Freundlich grüßte ich das Ich, dass einige Erinnerungen durchsah und löschte, um Platz für Neue zu machen.

Ganz am Ende befand sich eine neue Tür. Sie war aus hellem Holz gefertigt und duftete herrlich nach Vanille. Ehrfürchtig fuhr ich die Maserung des Holzes nach.

Dort, hinter dieser Tür war Melle versteckt und das worüber ich mir den Kopf zerbrach, den Schlüssel hatte ich gut verstaut und die Tür abgeschlossen. Vielleicht war es besser, wenn ich mich später mit diesem Thema befasste.

Seufzend kehrte ich zurück in die Wirklichkeit. Ich schaffte mir viele solcher Räume, um meine innere Ruhe zu finden. Es gab einen Raum in den ich mich zurückziehen konnte, es gab Türen hinter denen meine Stimmungen verborgen lagen und es gab geheime Zimmer in denen mein Schmerz und Leid lag. Es war ein komplexes System aus Gängen und Verzweigungen.

Das war meine Art mit allem Fertig zu werden, ob ich meine Illusion aufrecht erhalten konnte, war eine andere Fragen. Das leise Knistern des Feuers und das Geräusch von Töpfen, die gegeneinander schlugen, ließen mich aufhorchen.

Grinsend beobachtete ich meinen Begleiter, wie er unser Abendessen zubereitete. Eigentlich war ich heute dran, doch ich hatte mich ganz still und heimlich auf meinen Baum verzogen, und da Duncan nicht wusste wo ich wieder steckte, musste er wohl oder übel allein das Essen zubereiten.

Nicht das ich nicht kochen konnte.

Das konnte ich, zwar nicht so gut, aber ich schaffte es zumindest, die Suppe nicht explodieren zu lassen, aber das war auch schon fast alles. Der Wächter schnitt gerade einige Kräuter und wildes Gemüse klein, dass ich gefunden hatte.

Ja, im finden war ich Weltmeister, was ich schon alles gefunden hatte. Ein verliebtes Shemlen Paar, was nun ja ein paar interessante Sachen gemacht hat, einen Stiefel, der auf einem Baum hing und ganz viel anderen Plunder.

Duncan meinte irgendwann ich sei eine Elster, da ich besonders gern glitzernde Dinge suchte und diese meistens auch behielt. Ich bastelte mir daraus allerlei Dinge. Ich hatte sogar versucht ein Kleid zu nähen, was aber eher misslang. Wir waren immer weiter Richtung Süden gewandert und hier war es noch angenehm warm, so dass ich manchmal auch außerhalb meines Zeltes übernachtete.

Ich liebte die Natur einfach und für mich war unsere Reise nach Ostagar, der Hochburg der herannahenden Schlacht, schon ein Erlebnis an sich. Zwar unterhielt ich mich nicht besonders viel mit Duncan, da ich ihm lieber bei seinen Geschichten von vergangenen Schlachten lauschte, aber ich mochte ihn immer mehr. Man konnte mit ihm über fast alles reden, na ja über meine momentane Beziehungskrise hatte ich noch nicht gesprochen.

So recht traute ich mich auch nicht, immerhin war Duncan ein Fremder, den ich noch nicht so lange kannte. Ein angenehmer Duft, der mir das Wasser im Munde zusammen laufen ließ, brachte mich zurück. Scheint so, als hätte der Wächter es doch geschafft, was leckeres zu zaubern. Ich kicherte leise.

Etwas müde richtete ich mich auf und streckte mich genüsslich, dann sprang ich lautlos hinunter und schlich zum Lager. Der Wächter hatte mich mal mit einer schwarzen Katze verglichen, wegen meiner langen schwarzen Haare und meinen katzenhaften, grünen Augen. Außerdem war ich ebenso wie die Katze, Weltmeister im heranschleichen.

Ha! Da war ich ja schon zweifacher Weltmeister. "Was gibts?," fragte ich frech und ließ mich auf den Boden plumpsen. "Eintopf," antwortete der Schwarzhaarige missmutig und ich musste erneut kichern. "Morgen werden wir ankommen, oder? In Ostagar, meine ich. Werde ich wirklich den König sehen und sind dort wirklich so viele Menschen??," fragte ich aufgeregt und rutschte unruhig hin und her. "Ja. Mh. Vielleicht. Natürlich."

Schmollend ließ ich den Kopf hängen, so machte es mir keinen Spaß. "Es tut mir leid. Ich koche die restliche Reise über. Versprochen," versuchte ich meinen Mentor aufzumuntern. Duncan seufzte, lächelte mich dann aber freundlich an. "Einverstanden. Auch wenn du morgen vermutlich nicht mehr kochen brauchst," murmelte er leise und reichte mir eine Schüssel. Neugierig schnupperte ich an dem Eintopf, er roch gut, also würde er doch auch gut schmecken, oder? Brav löffelte ich meine Portion und beobachtete immer wieder, über den Schüsselrand hinweg, den Grauen Wächter.

Er sah aus wie jeder andere Mensch, na ja bis auf das er Duncan war und das ich noch nicht viele Shemlen getroffen hatte. Schweigend saßen wir noch eine Weile beieinander. "Ich übernehme die Wache," sagte ich, als ich sah wie Duncan sich erheben wollte. "Bist du sicher? Du hast in den letzten Tagen sehr wenig geschlafen und solltest dich ausruhen," gab er zu bedenken, doch ich sah ihm Stur in die Augen und er seufzte ergeben, was er meiner Meinung nach viel zu oft tat, irgendetwas belastete ihn.

Aber wir haben alle unsere Geheimnisse.

Erbittert leistete ich Widerstand und versuchte mich mit allen möglichen Tricks wach zu halten.

Ich wollte nicht einschlafen.

Immer wieder plagten mich Albträume, sie hatten sich seit dem Zwischenfall im Wald angehäuft und wurden immer grausamer. Sie unterschieden sich aber stark von denen, die mich während meines Fieberwahns heimgesucht hatten. In ihnen kam nicht der unheimlich Drache vor, sondern meine Eltern, wie sie vor meinen Augen niedergestochen wurden, das Lager unseres Clans beinahe niedergebrannt wurde und ich blutverschmiert in den Wald rannte, um mich zu verstecken. Immer wieder hatte ich diese Albträume, immer wieder das gleiche Szenario und immer wieder versuchte ich den Traum zu beeinflussen, aber ich schaffte es nie. Diese Art von Traum plagten mich seit fast zehn Jahren. Bisher hatte ich versucht alles zu verdrängen, doch im Schlaf holten mich meine Erinnerungen ein. Hätte ich gewusst, was noch auf mich zukommen würde, wäre ich vermutlich einfach verschwunden, in dieser Nacht, in der ich allein am Lagerfeuer saß, mit angezogenen Knien und tränen verschmierten Gesicht.

Wäre ich damals gestorben, hätte ich meine dunkle Zukunft gar nicht erleben brauchen und vermutlich wäre ich dann auch nie auf diesen Mann getroffen, der mir etwas Hoffnung gab und mir zeigte, dass nicht alles vergebens war.

*

Erschrocken fuhr ich hoch. Mein Glieder fühlten sich kalt und taub an. ich war eingeschlafen, erst der Gesang der Vögel hatte mich aufgeweckt. Erschöpft strich ich mir durch mein langes, schwarzes Haar.

Erst jetzt bemerkte ich das wärmende Fell, welches um mich geschlungen war. Wie kam es da hin? Hatte ich mich darin noch eingewickelt, bevor ich ins Reich der Träume abgedriftet war? Nein, das war nicht möglich, die einzige, logische Erklärung wäre, Duncan hatte es um mich gelegt. Also war er schon wach. Ich behielt Recht, der Graue Wächter betrat die Lichtung, auf der wir kampiert hatten. "Habt Ihr gut geschlafen?," fragte er lächelnd.

Ich nickte leicht und musterte aufmerksam sein Gesicht. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab und ich erkannte leichte Falten um seine Augen. Es ging ihm schlechter, irgendetwas plagte ihn. Aber was? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Doch ich würde sicherlich nicht eher Ruhe geben, bis ich herausgefunden hatte, was ihn so plagte. Meinem Arm ging es mit jedem Tag besser, zumindest kam es mir so vor. Die Hüterin hatte mir ein kleines Fläschen mit einer heilenden, schmerzlindernden Salbe mitgegeben. Gegen frühen Mittag, lichtete sich der Wald etwas und der Boden stieg an. Es würde nicht mehr lange dauern und wir würden Ostagar erreichen. "Kann ich überhaupt bei der kommenden Schlacht mitkämpfen?". fragte ich zerknirscht und deutete mit einem Nicken auf meinen gebrochenen Arm.

Duncan hob eine Braue an und antwortete mir ruhig: "Einige Magier des Zirkels der Magi befinden sich in Ostagar, ich denke sie werden deinen Bruch heilen können.

Somit sollte er dir bald keine Probleme mehr bereiten. Freudestrahlend lächelte ich ihn an. Das waren wahrlich gute Nachrichten, endlich schien es im wahrsten Sinne des Wortes bergauf zu gehen. Trotz meiner guten Laune und der immer heftiger währenden Aufregung, die mich befiel, je näher wir Ostagar kamen, musste ich doch immer wieder an Melle denken.

Ich war noch nie besonders gut in diesen Zwischenmenschlichen dingen gewesen, aber mein plötzliches verschwinden war wirklich nicht fair gewesen. ich konnte nur hoffen, dass sich unsere Wege irgendwann nochmal kreuzen würden. Ein leichtes pulsieren ging von dem ovalen Stein aus, ich bemerkte es nicht. "Werden dort auch Griffons sein, Duncan?" Ich hatte schon viel über die geflügelten Wesen gehört und auch in einigen von Duncans Geschichten kamen sie vor. Ich konnte mir nichts schöneres vorstellen, als auf den Rücken eines solchen Tieres zu sitzen und durch die Lüfte zu gleiten. Das musste einfach atemberaubend sein.

"Nein, leider nicht. Griffons sind schon vor hunderten von Jahren ausgestorben," antwortete er mir mit gesenktem Blick und verfiel wieder ins Schweigen. Ich verzog die Mundwinkel. "Schade." Wir verfielen erneut ins Schweigen, jedoch brannte es diesmal nicht unangenehm zwischen uns, ganz im Gegenteil, ich genoss die Ruhe und hing meinen Gedanken nach.

Das tat ich immer öfters, auch wenn ich keine Lösung für mein momentanes Problem fand. "Seht nur." Der Wächter deutete plötzlich in die Ferne und ich beschloss meine Gedanken erst einmal beiseite zu schieben, ich konnte mich schließlich auch noch später damit befassen, oder?

*

Strahlend weiß und ebenso erhaben wie ein königlicher Palast, ragte Ostagars Ruinen zwischen den felsigen Klüften empor und verschlug mir den Atem. Auch wenn die ehemalige Festung zerfallen war und nur noch einen kleinen Teil ihrer einstigen Schönheit preisgab, konnte man erahnen welche Wirkung sie früher auf Reisende ausgeübt haben musste. Viele der Rundbögen befanden sich noch in einem tadellosen Zustand und auch der, aus hellen grauen Stein, gepflasterte Weg, war fast makellos.

Wir schritten durch das großzügig geschnittene Tor das in eine enge Passage führte und schließlich in eine lange, schmale Brücke endete. Dahinter erkannte ich bereits einige Zelte und auch Shemlen, wie sie eilig hin und her huschten. Mit vor Begeisterung offen stehenden Mund, schaute ich mich um. Der klare, blaue Himmel war zum Greifen nah und der weiße Stein der Festung schimmerte magisch im Licht der Sonne.

Sattgrüne Ranken umschlangen die Mauern sanft und die feinen Risse gaben dem Mauerwerk etwas nostalgisches. Noch nie zuvor hatte ich ein vergleichbares Bauwerk sehen dürfen. Ostagar war ganz anders, wie ich es mir vorgestellt hatte, es war um ein vielfaches atemberaubender. Konnten Menschen wirklich so etwas bauen?

Duncan befreite mich aus meinem haltlosen Staunen, als er mich leicht an der Schulter rüttelte und meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenkte. Eine Dreiergruppe von Menschen kam auf uns zu, etwas nervös nestelte ich an dem Ärmel meines Reiseumhanges. Einer der Männer stach mir ganz besonders ins Auge, er trug eine goldene Rüstung mit diversen Verzierungen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wer war dieser Mann. "Ah Duncan Ihr seit zurückgekehrt," begann der Mann in der Rüstung, die Beiden hinteren blieben in einiger Entfernung stehen, es waren Wachen. "Und wie ich sehe, war Eure Suche erfolgreich. Ist das Eure neue Rekrutin?," fragte er und mustere mich mit hellen Augen. Ich spürte, wie ich unter seinem blick etwas in mir zusammen sank. "König Cailan. Ja das ist sie." Ich wurde bleich, jeglicher Mut schwand aus mir und Schwindel ergriff mich. Das war der König?!

Der König der Menschen?! Bei Andrastes heiligen Damenbart, dass konnte doch nicht wahr sein! Dieser Mann war vielleicht mal ein paar Jahre älter als ich und schien auch ziemlich naiv zu sein, aber er war der König!

"Lasst mich Euch Willkommen heißen, meine Liebe," begrüßte er mich freundlich und schenkte mir ein charmantes Lächeln.

Hilfesuchend blickte ich zu Duncan. "Vielen Dank Euer Majestät," antwortete ich eingeschüchtert und scharrte nervös mit dem Fuß auf den Boden. "Ihr seit eine Dalish oder? Es muss herrlich frei umherziehen zu können." Ich biss mir auf die Lippen. Wusste der König etwas nicht warum wir das taten und wie gefährlich wir dadurch lebten.

Mit gesenktem Haupt antwortete ich: "Ja, das ist es. Doch leider ist es auch nicht leicht für uns, wir werden nicht gerade mit offenen Armen von den Menschen empfangen." Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten, Tränen brannten mir in den Augen.

Es war wirklich nicht einfach für uns. Wenn ich an meine Eltern dachte, die für eine Verständigung zwischen unseren Völkern gekämpft hatten und dieser zum Opfer gefallen waren... Erschrocken zuckte ich zusammen, als plötzlich eine schwere Hand auf meiner Schulter lastete. "Es tut mir leid, was Euch widerfahren ist. Ich denke wir sollten uns später im Lager nochmal darüber unterhalten." Ich nickte geistesgegenwärtig und blickte ihn dann erstaunt in den Augen. Erst wollte ich zurück weichen, doch seine Hand die noch immer auf meiner Schulter lag, hinderte mich daran.

Sein Blick war so voller Zärtlichkeit und ich hatte das gefüllt das er zumindest einen kleinen Teil meines Schmerzes verstand. Schwer atmete ich ein und aus, als er sich von mir abwandte und ein Gespräch mit Duncan begann, welches ich mit halbem Gehör lauschte. Es klang wirklich so, als würden wir die Schlacht gewinnen.

"Bisher haben wir noch keine Spur von dem Erzdämon und so langsam bezweifele ich das es sich um eine echte Verderbnis handelt." Erzdämon? Das war dieser Drache den ich in meinem Fieberalptraum gesehen hatte. Gegen dieses Ungetüm mussten wir kämpfen? Das war doch beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Der König verabschiedete sich höflich von uns, aus den Gesprächsfetzen entnahm ich, das er noch zu einer Besprechung mit einem gewissen Loghain musste.

"Es hört sich fast so an, als hätten wir die Schlacht schon gewonnen. Ich wusste nicht das es so gut läuft." Wir schritten zu der Brücke. "Es gab zwar bisher noch keine "Anzeichen" das der Erzdämon erschienen ist. Doch ich bin mir sicher das es sich um eine Verderbnis handelt." Fragend sah ich zu ihm auf. "Also meint Ihr der König ist zu übereifrig und nimmt die Situation zu schnell auf die leichte Schulter?" Der Graue Wächter nickte, plötzlich blieb er stehen. "Wir sind da. Ihr solltet Euch nun ausruhen und das Lager erkunden. Falls Ihr einen Grauen Wächter namens Alistair trefft, so schickt ihn bitte zu mir." Er wandte sich zum Gehen. Unschlüssig blickte ich mich um. Was sollte ich nun zuerst machen? Mir was zu Essen beschaffen und einen Schlafplatz für die Nacht organisieren oder auf Erkundungstour gehen? Ich beschloss letzteres zu tun.

*

Neugierig blieb ich stehen, das helle Licht das die Zauber der Magier verursachten, hatte mich angelockt. Es waren überwiegend Menschen gewesen, doch ich konnte auch einige Elfen unter ihnen aus machen. Das hatte mich zuerst sehr verwundert und ich dachte schon, sie wären Sklaven, doch als ich sah, dass sie ebenfalls Magier Roben trugen und zauberten, musste ich leicht Lächeln. Also machten die Magier keinen großen Unterschied zwischen Elf und Nicht-Elf. Leise summend ging ich weiter.

Eine Priesterin predigte und ihre wallenden Worte begleiteten mich auf meinen Weg, weiter durchs Lager. An zwei Reich verzierten Zelten blieb ich stehen. Ich hatte bereits gesehen das die Shemlen viel Wert auf Prunk und Reichtum legten,a aber das sie selbst ihre Zelte so ausstaffierten, war für mich wieder ein Ding der Unmöglichkeit. Etwas neidisch betrachtete ich die beiden Unterkünfte. Das eine Zelt musste dem König gehören, ich erkannte eine Wache wieder, aber bei dem anderen war ich überfragt. Seufzend zog ich weiter, misstrauisch von den wachen beäugt. Immer wieder wurde ich von Soldaten und Elfen angerempelt die durch das ganze Lager wuselten. Bei den Zelten für die Soldaten blieb ich stehen. Kehliges Lachen drang an mein Ohr und die verschiedensten Gerüche und Eindrücke strömten auf mich ein. Es war wirklich Laut hier. Ich kletterte in ein Zelt, welches etwas abseits stand und noch unbewohnt schien. Es befanden sich keine persönlichen Gegenstände darin, und die Decke war ordentlich zusammengefaltet worden.

Vorsichtig setzte ich meine Tasche ab und räumte meine wenigen Sachen aus. Ich versuchte mich möglichst vorsichtig zu bewegen und meinen gebrochenen Arm nicht zu belasten, er schmerzte wieder. Viel hatte ich nicht mitgenommen. Frische Wechselkleidung, meine Dalish-Rüstung, einen Bogen und einen Köcher mit meinen Pfeilen, meine fein gekrümmten Dolche und diverse Tränke, Salben und Gifte befanden sich in meinem Gepäck. Ich verstaute meinen Rucksack in einer Ecke des Zeltes und griff dann nach meinem Bogen. Sollte ich ihn mitnehmen? Schulterzuckend legte ich ihn zurück auf mein Lager. Die Dolche sollten ausreichen. Vorsichtig löste ich den Verband und betrachtete meinen Arm. Er war angeschwollen und noch immer grünlich/blau verfärbt. Die Salbe die ich nun wieder darauf strich, beschleunigte zwar den Heilungsprozess und linderte die Schmerzen, doch war die Macht des Fluches sehr stark und auch die Bisswunde heilte mehr schlecht als recht.

Ich seufzte leise, vielleicht sollte ich doch die Magier um Hilfe bitten. Notdürftig legte ich mir einen frischen verband an, das war schwerer als gedacht! Zufrieden mit meinem Werk, trat ich ins Freie.

*

Unsicher sah ich mich um, es wahr nicht schwer gewesen, zu dem Lager des Zirkels der Magi zurückzufinden, doch ich traute mich nicht einen der herum wuselnden Magier anzusprechen. Sie machten einen sehr beschäftigten Eindruck auf mich und beachteten mich gar nicht. schon mehrmals war ich von einigen Mitgliedern des Zirkels umgerannt worden. Etwas hilflos blickte ich mich um. Ich hatte schon viel über die Magier gehört. Ihre Magie war ebenso ein Segen, wie ein Fluch. Dämonen konnten Besitz von ihren Körpern nehmen und sie in schreckliche, monströse wessen verwandeln. mich schauderte es. Dann gab es da noch die Maleficar, Blutmagier, die mit Hilfe des Blutes, mächtige, unbeschreibliche Zauber vollbringen konnten und ebenso faszinierend, wie gefährlich waren. Das Leben eines Magiers war, wie in einem goldenen Käfig eingesperrt zu sein. Sie wurden regelrecht eingepfercht, in ihrem Turm, und von den Templern beobachtet. Eine falsche Bewegung und sie töteten dich. Trotzdem faszinierte mich Magie seit jeher. Ich war Magie unbegabt und trotzdem fragte ich mich, wie es wohl sein würde, mächtige Höllenfeuer und Schneestürme herbei zu rufen, Verletzungen zu heilen und die Gestalt zu wandeln. Es musste einfach herrlich sein, über diese Fähigkeiten zu verfügen, auch wenn man diese Gefangenschaft in Kauf nehmen musste. Für mich zählten Magier zu den mächtigsten Geschöpfen des Planeten, wenn sie wollten könnten sie die Ketten, die sie kontrollierten und banden, zerschmettern und doch taten sie das nicht. Ich seufzte leise. Ich sollte mir lieber mehr Gedanken um meine jetzige Situation machen, meine Bewunderung half mir nicht wirklich, einen der Magier anzusprechen. Mit hängenden Schultern schlenderte ich weiter.

Ein dunkelhäutiger Mensch kam mir entgegen, er hatte eine grimmige Mine aufgesetzt. Seine goldene Robe und der reich verzierte Stab, wiesen darauf hin, dass er ein höheres Amt bekleidete, als die anderen Magier, die mir bisher über den Weg gelaufen waren. Ich eilte zu ihm. "Entschuldigt, das ich Euch behellige, aber könntet Ihr mir vielleicht helfen?," fragte ich hoffnungsvoll. Er musterte mich kurz abfällig, ich schrumpfte unter seinem Blick zusammen. Er zog eine Augenbraue hoch, als er meinen Verband sah. "Dafür habe ich keine Zeit, Elf! Geht zu einem Heiler und belästigt mich nicht weiter!" Erschrocken weitete ich meine Augen. "He, ich habe Euch ganz normal gefragt, kein Grund unfreundlich zu werden!," murrte ich, doch der Magister eilte bereits fluchend weiter. Verdammt, so langsam begann ich die Shem zu hassen! Warum waren sie immer zu uns Elfen so unfreundlich? Wir waren doch ebenso, wie sie am Leben, wir waren gleich gestellt was das betraf und trotzdem behandelten sie uns, wie Abschaum!

Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich plötzlich eine warme Hand auf meine Schulter legte. "Vielleicht kann ich Euch helfen." Ich drehte mich zu der Person um. Es war eine ältere Magierin, mit schlohweißem Haar und warmen, gütigem Blick. "Danke das wäre sehr nett von Euch," lächelte ich freudig und seufzte innerlich, erleichtert auf.

Endlich würden meine Wunden versorgt werden. Wynne, so stellte sich die Heilerin mir vor, bat mich in ihr Zelt. "Am Besten, Ihr entkleidet Euren Oberkörper, damit ich sehen kann ob noch weitere Verletzungen vorhanden sind." Brav gehorchte ich und zog das Oberteil meine Dalish-Rüstung aus. Vorsichtig tastete Wynne meine Rippen ab. Die blauen Flecken, die meinen Oberkörper zierten, waren mir bisher gar nicht aufgefallen. "Es sind nur ein paar Prellungen, nichts Beunruhigendes. Keine Sorge, mein Kind," beruhigte sie mich als sie kurz von mir abließ. "Ihr seit sehr freundlich zu mir. Ich bin Euch wirklich Dankbar." Sie schaute kurz zu mir auf. "Ihr seit verletzt, da ist es selbstverständlich, dass ich Euch versuche zu helfen. Ihr seit Duncans neue Rekrutin oder?" Sie löste den Verband und hob meinen Arm leicht an, zischend atmete ich ein, als ein stechender Schmerz, vom Arm ausgehend, bis in meine Schulter drang. "Ja. Duncan hatte mich gerettet und sich um mich gekümmert. Er riet mir auch, einen Heiler aufzusuchen," antwortete ich ihr und beobachtete neugierig wie sie eine Hand über den Bruch legte. Mein Arm und ihre Hand waren plötzlich in gleißendes Licht gehüllt und eine angenehme Wärme stieg in mir auf. Wynne verzog leicht das Gesicht, als die Heilung an ihren Mana Reserven nagte. "Alles in Ordnung?" Besorgt musterte ich sie, doch sie winkte ab.

"Ich bin nur etwas müde. Ich habe den halben Tag im Nichts verbracht," murmelte die Magierin leise und ließ sich zurück sinken. Erstaunt betrachtete ich meinen Arm. Die Verfärbungen waren verschwunden und ich konnte ihn auch schmerzfrei bewegen. Jetzt konnte ich wenigstens wieder kämpfen! Jedoch war meine Neugierde geweckt. Ich hatte schon einiges vom Nichts gehört, doch nun hatte ich die Gelegenheit mich mit einer echten Magierin zu unterhalten! "Das Nichts?," fragte ich aufgeregt und zog mir mein Oberteil wieder an. "Ja, der Ort an den wir verweilen, wenn wir träumen. Wir erhoffen uns Unterstützung von den Geistern im Nichts, für den bevorstehenden Kampf." "Ist das nicht gefährlich? Dort gibt es doch auch Dämonen, was passiert wenn sie die Chance nutzen und Besitz von Euch nehmen?" Sie sah mir kurz in die Augen und plötzlich sah ich in ihr die erschöpfte, alte Frau in ihr. Doch ich sollte mich gehörig täuschen. " Keine Sorge, wir alle sind geübte Magier und es ist nicht das erste Mal, dass wir ins Nichts gehen!" Sie lachte leise, als sie meinen zweifelnden Blick sah.

"Macht Euch keine Sorgen um mich. Sorgt Euch lieber um Eure Prüfung. Man wird viel von Euch verlangen." Da hatte sie recht, ich wusste ja noch gar nicht, was Duncan von mir verlangen würde! Und außerdem war ich auf die anderen Rekruten gespannt.

*

Es dämmerte bereits, als ich mich auf den Weg zum Lager der Soldaten machte. Wynne war wirklich sehr nett zu mir gewesen, sie schien sich auch sehr über mein Interesse an der Magie zu freuen. wir hatten uns noch lange unterhalten. Im Lager war es jetzt laut geworden, noch lauter als am Mittag. Fast die Hälfte der Soldaten, des Lagers, waren bereits dabei ihre Ration des Abendessen zu verschlingen. Fremde Gerüche schlugen auf mich ein und berauschten mich. Ich war gespannt, wie die Nahrung der Menschen aussah. Ob sie das gleiche aßen wie wir? Oder hatten unsere Völker ganz unterschiedliche Arten der Nahrung?

"He, du da!" Ob ich noch einen Platz an einem der zahlreichen Tischen ergattern konnte? "Elfendirne bleib stehen!" Grob wurde ich bei den Schultern gepackt und nach hinten gerissen. Vor Schreck schrie ich auf. Ich landete auf den Schoß eines Soldaten, er grinste mich an. Sein strohblondes Haar war fransig geschnitten und seine Haut stark gebräunt. "Seht ihr Jungs, so macht man das! Wenn die Dirne nicht hört, schnappt man sie einfach!" Grölendes Gelächter drang an meine Ohren und der Körper auf dem ich, mehr lag, als saß, bebte unter mir. Ich erholte mich rasch von meinem Schock und versuchte mich aus dem eisernen Griff des Blonden zu lösen. "Was ist? Willst du etwas schon wieder gehen?," raunte mir eine dunkle Stimme ins Ohr und mir wurde schlecht. Wütend funkelte ich den Schrank an! Zumindest wirkte der Kerl auf mich, wie ein riesiger Schrank. "Lass mich los, elender Shem!," zischte ich wütend und schlug um mich. Gekonnt fing der Shem meine Faust ein und hielt sie fest, ebenso wie meine andere Hand. Fluchend versuchte ich nun ihn zu treten, doch ich traf ihn einfach nicht. Das war in meiner Position unmöglich. "Du hast Temperament, Kleines. Das gefällt mir!"

Ich war wirklich versucht zu kotzen. Ich versuchte erst gar nicht, zu verstehen was die Soldaten um uns herum schrien und brüllten. Ich wollte nur noch weg. Ich biss mir ein Lippen und unterdrückte ein Schluchzen, als ich etwas feuchtes an meinem Hals spürte. Verdammt! Denk nach, was kann ich tun?! Angestrengt überlegte ich, doch da kam mir der Zufall zur Hilfe. Der Soldat versuchte mich weiter auf sich zu ziehen und lockerte kurz seinen Griff. Ich nutzte die Gelegenheit und kippte nach vorne. Gewand befreite ich meine Hände, griff ohne nachzudenken in meinen Stiefel, zückte den Dolch und rammte ihn in den Oberschenkel des Shems. Just in dem Moment, wo mich der Soldat gänzlich losließ und vor Pein aufschrie, floh ich. Blitzschnell war ich von dem Mann heruntergesprungen und rannte mit tränenverschwommener Sicht in irgendeine Richtung.

Ich rannte bis meine Lunge brannten und mein Brustkorb schmerzte. Nur dumpf nahm ich das Geschehen um mich herum wahr. Irgendwann hatte ich zurück geblickt, der Shem verfolgte mich humpelnd. War ich so langsam? Oder war der Mann ein noch geübterer Läufer als ich? Ich legte noch einen Zahn zu und lief die Zeltreihen entlang, vielleicht konnte ich ihn irgendwo abhängen. Vor mir waren die Reste eines Torbogens, ich bog in den Weg ein und versteckte mich direkt am Eingang. Hoffentlich funktionierte mein Plan. Ganz nah, drückte ich mich an den kalten, harten Stein. Mein Atem ging rasselnd und ich hatte das Gefühl als würden sich Tausende Nadeln in meine Lungen bohren. Von dem Soldaten war kein Spur. Hatte er aufgegeben? Ich versuchte um die Eck e zu blicken, doch war keine Spur von ihm. Erleichtert seufzte ich auf, ich hatte ihn abgehängt! Ich musste leise Lachen, tja, so einfach war ich nicht zu fangen! Da sollten sich die Shem auf was gefasst machen! Die Schmerzen der Wunde mussten unerträglich sein, vermutlich würde man sie nähen müssen.

Schadensfreude machte sich in mir breit, dass würde sich bestimmt herumsprechen. Ein gestandener Soldat wurde von einem schwachen, kleinen Elfenmädchen verletzt. Genugtuung machte sich in mir breit und beflügelte mich. So schnell würde der Shem diese Schmerzen nicht vergessen! Plötzlich wurde ich hart an der Schulter gegriffen und umgedreht. Schnaufend stand der Soldat vor mir, dass Haar fiel ihm zerzaust ins Gesicht und er war ganz verschwitzt. Seine Augen funkelten mich hasserfüllt an. Seine andere Hand wanderte zu meiner Kehle und er presste mich hart gegen die Steinwand. Er hob mich an, als würde ich nichts wiegen. Sein Griff verstärkte sich und mir wurde die Luft abgeschnürt. Purer Hass und Mordlust waren in seinem Blick zu lesen. Panisch wurde mir bewusst in welcher Lage ich mich befand. Ich strampelte wild mit den Beinen und versuchte mich mit meinen Händen, an seinem Arm ab zu stützen. Es funktionierte nicht.

Tränen brannten mir in die Augen und ich versuchte um Hilfe zu schreien, doch nichts als ein heiseres Keuchen entfuhr meinen Lippen. Er hatte mich in der Gewalt und er würde mich umbringen, diese Erkenntnis traf mich wie einen Schlag und ließ etwas in mir aussetzten. Ich gab meine ganze Gegenwehr auf. Sollte er mich doch umbringen, so würde ich wenigstens zu meinen Eltern zurückkehren. *Gibst du so leicht auf?* fragte mich eine helle Stimme in meinem Inneren. Vor Schmerz kniff ich die Augen zusammen. *Wer bist du?* Fragte ich die Stimme gedanklich. Meine Lungen begannen zu protestieren, zu gern hätte ich jetzt die kostbare Luft eingeatmet, doch es ging nicht, nicht das ich es versuchte, aber der Druck auf meinem Kehlkopf und Hals verhinderte es, nur noch ein paar Sekunden und ich würde bewusstlos werden. *Eine Freundin. Ich werde dir helfen, bleib am Leben!*

Die Stimme war verstummt und ich spürte, wie sich etwas aus meinen Gedanken entfernte. Vermutlich fantasierte ich schon. Es wurde schwarz vor meinem Augen und sämtliche Muskeln meines Körpers erschlafften. Aus und vorbei, jetzt würde ich sterben. Doch warum fühlte ich noch etwas und vor allem, wieso konnte ich noch denken. Schmerz, etwas brannte auf meiner Brust. Es tat so weh, benommen öffnete ich die Augen und blinzelte, der Griff um meinen Hals hatte sich gelöst, ich war auf den Boden zusammengesackt. Eine warme, langfingrige Hand hob mein Kinn an und ich blickte in blaue Saphire, zumindest kam es mir so vor. "Sie ist wieder bei Bewusstsein," stellte eine besorgte Männerstimme fest. "Natürlich ist sie das, ich hab ihr verboten zu sterben," antwortete eine helle Frauenstimme schnippisch. Dann nahm ich alles nur noch dumpf war und fiel in eine erholende Schwärze.



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