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es besser machen.

- a next generation story -
von

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Kapitel Elf.

Es besser machen.
 

Kapitel Elf.
 

Noch bevor Dominique an diesem Morgen die Augen öffnete, wusste sie, dass sie sich nicht in ihrem Schlafsaal befand. Der warme Körper, der dicht an sie gepresst lag, hätte sie eventuell aus der Fassung bringen sollen und ebenso die Tatsache, dass sie ganz offensichtlich nackt war.
 

Doch alles, was Dominique fühlte, war Ruhe, Zufriedenheit und Glück. Widerwillig öffnete sie die Augen und blickte direkt in Freds schlafendes Gesicht. Seine Züge waren entspannt und er wirkte unheimlich jung. Wenn sie ihn so sah, würde sie niemals vermuten, dass er tatsächlich dabei war, Lehrer zu werden und in naher Zukunft dazu befugt war, Kinder zu erziehen und unterrichten. Der Gedanke ließ sie lächeln. Fred, der Lehrer. Wer hätte das gedacht?
 

„Ich könnte mich daran gewöhnen, so aufzuwachen“, brummelte Fred, als er langsam seine müden Augen öffnete und ihrem faszinierten Blick begegnete. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn stumm angestarrt hatte.
 

Dominique erwiderte nichts, aber nickte zustimmend und rutschte näher an seinen warmen Körper. Sie verbarg ihren Kopf an seiner Brust und fürchtete sich vor dem Moment, in dem das wahre Leben sie einholen würde.
 

„Geht es dir gut?“, flüsterte Fred ihr ins Ohr und eine Gänsehaut breitete sich über ihren Körper aus.
 

„Besser als gut“, murmelte sie zurück und nach einer kurzen Pause setzte sie hinzu: „Es wird von jetzt an nicht einfacher für uns, nicht wahr? Irgendetwas wird immer zwischen uns stehen und wir werden immer gezwungen sein, unsere Beziehung zu verheimlichen. Wir werden nie anständig zusammen sein können, habe ich nicht recht?“ Sie seufzte unzufrieden.
 

Fred richtete sich ein wenig auf und zog Dominique näher zu sich, hob ihr Kinn an und zwang sie somit, ihm in die Augen zu sehen. „Schon so ernste Gedanken so früh am Morgen?“
 

Die Ravenclaw verdrehte die Augen. „Du kennst mich.“
 

„Ich liebe dich.“
 

Sie wusste nicht, warum ihr diese Worte noch immer die Röte ins Gesicht trieben. Es war nicht das erste Mal, dass sie sie vernahm und trotzdem fing ihr Herz immer wieder an, schnell zu schlagen und ihr Mund wurde jedes Mal wieder trocken und sie fühlte sich so glücklich und erfüllt und vollständig.
 

„Ich liebe dich auch“, erwiderte sie leise und Freds Augen hätten in diesem Moment nicht heller strahlen können. Er drückte seine Lippen auf ihre und sie schlang nur zu bereitwillig ihre Arme um seinen Hals, um ihm so nah wie möglich zu sein.
 

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ die beiden zusammenzucken. Dominique löste sich von Fred und schaute ihn mit schreckgeweiteten Augen an. Er deutete lautlos auf das angrenzende Badezimmer und schnappte sich die nächstbesten Klamotten vom Boden, während Dominique mit ihrem Outfit von gestern ins Bad verschwand.
 

Vollständig angezogen öffnete Fred nur Sekunden später die Tür.
 

„Guten Morgen, Mr. Weasley“, begrüßte ihn Professor Targin, die schon zu dieser frühen Stunde makellos angezogen war und ihre dunklen Haare wie immer streng zurückgesteckt hatte. Fred verachtete ihr unerbittliches Auftreten.
 

„Guten Morgen, Professor. Wie kann ich Ihnen helfen?“, begrüßte Fred seine Vorgesetzte bemüht freundlich und unbekümmert, um sie nicht skeptisch werden zu lassen.
 

„Sie wollten gestern Abend eigentlich in meinem Büro vorbeikommen, um die korrigierten Aufsätze der Drittklässler abzugeben. Aber wenn Sie sich nicht an einfach Termine halten können, dann war es offensichtlich falsch von mir, Ihnen eine solche Aufgabe anzuvertrauen“, erklärte Targin mit unnachgiebiger Stimme und auch ihr Gesichtsausdruck zeigte kein Zeichen der Wärme.
 

Fred trat sich innerlich selbst gegens Schienbein. Er war so ein Trottel! Die Aufsätze hatte er schon längst fertig berichtigt, doch Dominiques plötzliches Auftauchen hatte alle anderen Gedanken aus seinem Kopf vertrieben und er hatte die alte Targin vollkommen vergessen.
 

„Verzeihung, Professor, mir ist vollkommen entfallen, dass ich die Aufsätze vorbeibringen sollte! Ich habe sie direkt hier.“ Fred entfernte sich von der Tür und kehrte mit einem Stapel ordentlich sortierter Pergamentpapiere zurück. „Nächstes Mal halte ich mich an alle Absprachen, das war ein einmaliges Versehen!“, versprach er mit flehentlicher Stimme.
 

Professor Targin hatte ihm zum ersten Mal eine wichtige Aufgabe anvertraut und natürlich hatte er gleich wieder jedes bisschen Vertrauen, das sie in ihn hatte, verloren. Verdammt!
 

„Nun, wir werden sehen, ob es ein nächstes Mal geben wird. Wir sehen uns dann zur zweiten Stunde.“ Sie klammerte sich an die Pergamente und stolzierte den Korridor entlang und um die Ecke, ohne Fred eines weiteren Blickes zu würdigen.
 

Verärgert schmiss er dir Tür zu und fluchte leise vor sich hin. Eine andere Tür öffnete sich vorsichtig und Dominique trat vollkommen bekleidet ins Wohnzimmer.
 

„Das ist alles meine Schuld. Es tut mir so leid, Fred“, erklärte sie und biss sich unglücklich auf die Unterlippe.
 

Freds blaue Augen begegneten ihren und sein Gesichtsausdruck wurde sofort sanfter. „Natürlich ist es nicht deine schuld! Mach dir keine Sorgen, Dome.“ Er kam auf sie zu und nahm sie in die Arme, vergrub seine Nase in ihren Haaren und ließ sich von ihrem vertrauten Duft beruhigen.
 

„Ich hätte nicht so unerwartet kommen und deine ganzen Pläne durcheinander bringen sollen.“
 

„Ich bin unendlich froh, dass du gekommen bist. Ich würde die Zeit um nichts in der Welt zurückdrehen und nun hör auf, dir Gedanken zu machen! Es waren doch nur ein paar blöde Aufsätze.“ Fred schenkte ihr ein ehrliches Lächeln und sie nickte, wenn auch nicht vollkommen überzeugt.
 

„Es ist wohl das Beste, wenn ich jetzt zurück in den Ravenclawturm gehe, wenn ich noch was vom Frühstück abbekommen will“, meinte sie nach einer Weile und löste sich widerstrebend aus Freds Armen.
 

„Okay“, stimmte er zu, aber ließ ihre Hand nicht los. „Wann sehen wir uns wieder?“
 

Dominique schaute zu Boden. „Ich weiß nicht. Ich denke, wir sollten uns nicht zu oft sehen. Du weißt, wie schnell jeder hier misstrauisch wird und wie unerwartet Geheimnisse aufgedeckt werden. Ich will nicht riskieren, dass du deine Stelle als Referendar verlierst!“
 

„Und ich will nicht, dass du von der Schule fliegst, weil du deinen Lehrer verführst“, erklärte Fred und zwinkerte ihr zu.
 

Ein unangebrachtes Lachen fand den Weg über ihre Lippen. „Du Spinner!“ Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste ihn verlangend auf den Mund, löste sich jedoch, bevor sie sich zu sehr in ihm verlieren konnte.
 

„Freitag. Freitag können wir uns sehen“, wisperte sie und verließ, mit einem letzten Grinsen in Freds Richtung, die kleine Wohnung, jedoch nicht, ohne zu überprüfen, ob der Korridor vor der Tür leer war.
 

Die Realität hatte sie schnell eingeholt, aber sie würde ihr Bestes geben, sie noch ein bisschen länger zu verdrängen.

___
 

Vielleicht waren die Kopfschmerzen ein Zeichen gewesen. Vielleicht hätte sie einfach in ihrem Bett bleiben und die Decke über sich ziehen sollen, um sich von der Welt abzuschirmen. Wirklich, sie hätte einfach nicht aufstehen sollen. Merlin persönlich hatte ihr eine Warnung geschickt, da war sie sich sicher.
 

Aber natürlich hatte sie sich dennoch aus dem Bett bewegt und saß nun, wie die vorbildliche Schülerin, die sie eigentlich gar nicht war, im Muggelkundeunterricht. Warum tat sie sich das eigentlich an?
 

Gelangweilt kritzelte Alice auf ihrem leeren Pergament herum. Sie konnte sich nicht erinnern in dieser Klasse jemals auch nur ein Wort notiert zu haben. Rose neben ihr schien sich am heutigen Tag auch nicht besonders für das Gebrabbel von Professor Rensa zu interessieren. Sie starrte auf die Tafel, doch Alice bezweifelte, dass ihre Freundin wirklich etwas sah. Es wirkte mehr so, als würde sie einfach nur in die Ferne sehen und Alice hatte nicht vor, sie aus ihrem Tagtraum zu reißen.
 

Mit einem dumpfen Geräusch ließ Alice ihren Kopf auf die Tischplatte fallen und schloss die Augen. Dann würde sie eben noch ein wenig Schlaf nachholen. Professor Rensa war das schon von ihr gewohnt. Sie existierten seit jeher in friedlicher, einvernehmlicher Ignoranz: Alice interessierte sich nicht für die Muggel, Professor Rensa interessierte sich nicht für Alice und alles war gut.
 

Rose weckte sie zwei Stunden später, indem sie sanft an ihrer Schulter schüttelte. „Aufgewacht, Schlafmütze! Ich kann nicht glauben, dass du damit immer noch durchkommst. Und jetzt hast du auch noch zwei Freistunden - das ist so unfair!“
 

Alice lächelte ihre Freundin gewinnend an und sammelte in Windeseile ihre Sachen zusammen. Die beiden Mädchen verließen den Raum und Rose wandte sich nach rechts, um zur Eingangshalle und darüber hinaus auf die Ländereien zu gelangen.
 

„Nichts gegen deinen Vater, aber ich hasse Kräuterkunde“, sagte Rose und ein leidender Ausdruck trat in ihr Gesicht.
 

„Ich fühle mit dir“, erwiderte Alice. „Ich komme noch mit in die Eingangshalle, mal sehen ob ich in der Großen Halle schon was zu essen abstauben kann. Und dann werde ich mir bei Madam Espons einen Trank gegen meine doofen Kopfschmerzen besorgen.“
 

Rose warf ihr einen mitleidigen Blick zu und die beiden Mädchen verfielen bald darauf in belangloses Geplänkel. In der Eingangshalle angekommen trafen die beiden Mädchen auf Albus und Scorpius.
 

„Hey“, grüßte Rose fröhlich.
 

„Worauf wartet ihr?“, fragte Alice und sah auf die Uhr. Viel Zeit hatten die drei nicht mehr, um noch pünktlich zu den Gewächshäusern zu kommen. Und ihr Vater würde besonders Albus sicherlich nur zu gerne Nachsitzen verordnen.
 

Albus öffnete gerade den Mund und verräterische Röte stieg in seine Wangen, doch Alice‘ Frage beantwortete sich Sekunden später von allein. Ein hübsches, dunkelhaariges Mädchen erschien an Albus‘ Seite und griff ohne zu zögern nach seiner Hand.
 

„Ich hab dich vermisst“, flüsterte sie, für alle vernehmbar, in Albus‘ Ohr, bevor sie ihre Lippen auf seine presste. Erst nach diesem kleinen Begrüßungsritual nahm sie die Umstehenden zur Kenntnis.
 

„Hey Leute“, warf sie, breit grinsend, in die Runde und als ihre Augen auf Alice landeten, trat sie einen Schritt näher zu Albus, falls das überhaupt möglich war. Sie stand bereits beinahe auf seinen Füßen. Und überhaupt, was wollte sie damit bezwecken?
 

Rose warf ihrem Cousin einen ungläubigen Blick zu und machte sich nicht die Mühe, Stella Parkinson als Neuankömmling in ihrer Runde anzuerkennen. Sie presste die Lippen zusammen und stolzierte davon. Nun, das war eindeutig.
 

Alice hatte das Gefühl, dass sie ähnlich reagieren sollte, schließlich war es wirklich taktlos von Stella und Albus, ihre Zuneigung so offensichtlich vor ihr auszudrücken. Und sie hatte den Verdacht, dass die Parkinson es mehr als nur absichtlich tat.
 

Jedoch war sie zu keiner Reaktion in der Lage. Sie stand nur wie festgefroren an Ort und Stelle, hörte ihr Blut in ihren Ohren rauschen, ihr Herz wild schlagen, ihr Herz brechen. Nun, zumindest kam es ihr so vor.
 

Scorpius warf Albus einen belustigten Blick zu. „Nun, das ist peinlich“, sagte er und dehnte das letzte Wort genüsslich, bevor er Rose aus dem Schloss folgte.
 

Alice erwachte daraufhin langsam aus ihrer Starre und zwang ein Lächeln in ihr Gesicht, aber da ihre Mundwinkel sich absolut nicht bewegen ließen, begnügte sie sich mit den Worten: „Ihr solltet los, sonst kommt ihr noch zu spät!“ Es waren nicht die glücklichsten Worte, aber wie sollte sie schon angemessen reagieren? Und immerhin hatte ihre Stimme den gespielt unbekümmerten Ton, auf den sie abgezielt hatte.
 

Albus nickte etwas ruckartig und schob Stella von sich. „Geh doch schon mal vor, ich wollte Alice noch kurz etwas ... zu den Zauberkunst-Hausaufgaben fragen.“
 

Es war offensichtlich, dass Stella ihm die Ausrede nicht abkaufte, aber nach einem giftigen Blick in Alice‘ Richtung ging sie dennoch.
 

Der Potter setzte an, etwas zu sagen, doch Alice ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ihr seid wirklich ein süßes Pärchen. Ich freu mich, dass du jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht.“ Wow, das war ohne Zweifel die größte Lüge, die sie jemals erzählt hatte und in letzter Zeit hatte sie wahrlich oft die Wahrheit verschwiegen!
 

Vielleicht bildete Alice es sich ein, aber Albus schienen ihre Worte nicht zu befriedigen. Doch er bedankte sich kleinlaut und vertrieb die kleine Unsicherheit aus ihren Gedanken. Etwas unschlüssig trat sie von einem Bein aufs andere, bis das laute Klingeln der Schulglocke sie zusammenzucken ließ.
 

„Oh, du musst gehen. Los, du weißt doch, wie gerne mein Dad dir Nachsitzen aufbrummt.“ Sie schubste ihn leicht in Richtung der großen Eichenholztüren und er grinste sie schräg an, was nicht dazu beitrug, dass sich ihr Herzschlag verlangsamte.
 

Als er endlich außer Sicht war, ließ Alice sich erschöpft gegen die nächste Wand sinken und vergrub den Kopf in den Händen. Sie fühlte sich elend. Sie wollte nicht weinen, sie hatte es so satt, aber sie wusste, dass sie die Tränen nicht zurückhalten konnte.
 

Wann hatte ihr Leben begonnen, so konstant bergab zu verlaufen? Was hatte Merlin gegen sie, dass er sie so leiden ließ? Und wann bitte würde diese fürchterliche Tortur endlich enden?
 

Alles ging ihr nur noch auf die Nerven!
 

Sie musste hier raus, weg aus dem Schloss, endlich wieder locker werden, weit entfernt von all den Personen und Erinnerungen, die sie immer und immer wieder nach unten zogen und ihr keine Chance gaben, endlich nach vorne zu schauen und mit hoch erhobenem Kopf weiterzumachen.
 

Ihr Entschluss war schnell gefallen. Sie tastet ihre Taschen ab, überprüfte, ob sie ihren Zauberstab und Geld bei sich trug, bevor sie sich zum Raum der Wünsche aufmachte.
 

Schnell genug hatte sie herausgefunden, wie sich der Geheimgang zum Eberkopf materialisierte. Ihr Vater hätte ihr niemals die ganzen Geschichten von seinem letzten Jahr als Schüler an dieser Schule erzählen sollen, von all den Regelbrüchen, die er begangen hatte, und ganz sicher nicht von den Besonderheiten dieses Raumes, in der Hoffnung, sie würde sich nicht daran erinnern. Denn genau das tat sie.
 

Alice hatte sich noch nie mehr nach einem Feuerwhsikey gesehnt. Sie hatte schon oft genug getrunken, auch stärkere Sachen als Butterbier und Honigmet, doch immer nur, weil es der Moment anbot und weil es ihr ein gutes Gefühl verschaffte. Noch nie war sie mit dem Vorsatz losgezogen, sich den härtesten Alkohol zu besorgen und sich mitten in der Woche so zu betrinken, dass sie vergessen würde, was in den letzten, miserablen Monaten ihres Lebens geschehen war.
 

Und welcher Platz eignete sich besser für maßloses betrinken als der Eberkopf? Kaum Leute. Niemand würde Fragen stellen. Keiner würde sie belästigen. Sie konnte einfach in Ruhe Glas um Glas des brennenden Getränkes ihre Kehle herunterrinnen lassen und langsam vergessen, was Wirklichkeit und Traum war.
 

Es war nicht ihr bester Plan, er war nicht einmal ansatzweise gut, aber in diesem Moment erschien er ihr tröstlich und zumindest ausreichend.
 

Mehr erwartet sie nicht.

___
 

Rose wusste nicht, warum sie sich jemals auf dieses Treffen eingelassen hatte. Alles in ihr sträubte sich dagegen, Scorpius die Geschichte zu erzählen, die seit dem gestrigen Gespräch dauerhaft durch ihren Kopf flatterte.
 

Sie hatte die Vergangenheit längst begraben, hatte damit abgeschlossen und dachte nicht mehr daran. Wirklich, sie konnte nicht sagen, wann sie zuletzt einen Gedanken an … ihn und diese ganze Sache verschwendet hatte.
 

Aber wenn sie die gesamte Geschichte erneut erzählen würde, dann würde sie jegliche Barrikade, die sie gegen ihre eigene Vergangenheit errichtete hatte, einreißen. Und sie müsste von vorne beginnen.
 

Mit ausdruckslosen Augen saß sie auf einem der herbeigewünschten Sofas im Raum der Wünsche und starrte ins flackernde Feuer. Das Abendessen hatte sie ausfallen lassen, um früher hierher zu kommen.
 

Sie hatte gehofft, ihr würde im Laufe des Tages oder wenigstens jetzt, in den letzten Minuten, eine andere Geschichte einfallen, die sie dem Malfoy auftischen konnte. Irgendetwas halbwegs glaubhaftes, nur eben nicht die verdammte Wahrheit. Aber ihr wollte nichts einfallen.
 

Das Öffnen der Tür ließ sie herumwirbeln und ihre Augen landeten auf Scorpius. Er stand lässig mitten im Raum, die Hände in den Taschen vergraben, mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Er sah gut aus.
 

Rose rümpfte unwillig die Nase und drehte sich wieder zum Feuer herum. Sie verschränkte ihre Hände im Schoß und wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte. Er erwartete ja wohl nicht, dass sie ihm ihr Herz ausschüttete, während er einfach so rumstand, jeden Augenblick bereit, wieder abzuhauen.
 

Doch Scorpius hatte nicht vor, stehen zu bleiben. Er ließ sich ohne ein weiteres Wort neben Rose auf dem kuscheligen Sofa nieder, welches plötzlich viel kleiner wirkte. Sein, ihr warum auch immer, vertrauter Geruch stieg ihr sofort in die Nase.
 

„Also …“, begann sie, nicht wirklich in der Absicht, viel mehr zu sagen.
 

Scorpius‘ Blick bohrte sich in ihren Kopf, bis sie nicht anders konnte, als sich ihm frontal zuzuwenden.
 

„Also“, erwiderte er, als er endlich ihren Augen begegnen konnte, und nickte auffordernd.
 

Rose seufzte laut, bevor sie klarstellte, was ihr notwendig erschien. „Hör mal, wenn das alles hier nur ein Spiel für dich ist … ich weiß, ich habe gestern gesagt, dass es mir egal ist und dass du die Geschichte jedem erzählen kannst, aber … ich weiß auch nicht, okay? Wahrscheinlich hältst du mich für … verrückt und überempfindlich und gestört, wenn ich dir alles erzählt habe, aber … aber diese Geschichte ist zu einem großen Teil dafür verantwortlich, wie ich heute bin … und für das, was ich mache. Obwohl ich nie wirklich daran denke … für mich war es einfach nicht schön und ich würde gerne alles … irgendwie einfach vergessen, weißt du? Und ich will dir das alles wirklich nicht erzählen, aber ich habe viel mehr Angst davor, dass du zu Alice oder Dominique gehst … wir reden nicht darüber und ich will nicht, dass sie sich … um mich sorgen oder was auch immer. Also werde ich dir alles erzählen, aber glaube mir, ich mache das nicht freiwillig. Und ich weiß, dass ich dir nichts bedeute und du jedes meiner Worte nur zu gerne gegen mich verwendest, aber ich … ich bitte dich wirklich, diese Geschichte einfach auf sich beruhen zu lassen und mit niemandem darüber zu sprechen. Und ... okay, das war alles, was ich vorerst sagen wollte. Denke ich.“
 

Sie atmete langsam aus, versuchte ihr Herz zu beruhigen, das sich während ihrer kurzen Rede überschlagen hatte. Oh Merlin, sie hasste diese gesamte Situation und sie fühlte sich wirklich nicht wohl dabei, die ganze Sache wieder auszubreiten. Schon gar nicht vor einer Person, der sie so wenig vertraute.
 

Scorpius wollte den Mund öffnen - Rose wusste nicht, was er ihr zu sagen hatte, welche blöden Kommentare er anbringen wollte, und es war ihr auch egal. Sie hielt ihre Hand in die Luft und er blieb dankenswerterweise stumm.
 

„Gut, dann mal sehen … wo fange ich an. Okay, es war während des dritten Schuljahres, am Ende, um genau zu sein. Ich war ziemlich naiv und unendlich unerfahren. Da war dieser Typ, Phill, er war ein Gryffindor im Abschlussjahr und er sah gut aus und war charmant und witzig und natürlich war ich total in ihn verknallt.“ Rose konnte nichts gegen die Röte tun, die langsam in ihre Wangen kroch. „Jedenfalls hat er ziemlich schnell kapiert, dass ich ihm immer mit Herzchenaugen nachsehe und Merlin, ich war dreizehn und quasi noch ein Kind und natürlich wusste ich nichts darüber, wie ich meine lächerliche Verliebtheit vor ihm verbergen sollte. Er hat dann angefangen, mit mir zu sprechen, immer regelmäßiger, und er hat mich behandelt, als wäre ich in seinem Alter und nicht eine besonders unreife, kindische Drittklässlerin. Und ich war ihm so dankbar dafür, dass er mir das Gefühl gab, mehr zu sein. Ich habe seine Aufmerksamkeit so sehr genossen.“
 

Scorpius hörte ihr zu und machte nicht den Eindruck, als wollte er sie unterbrechen. Rose wusste nicht, ob sie weitererzählen würde, wenn er es tun würde. Sie wollte das alles so schnell wie möglich hinter sich bringen.
 

„Irgendwann sind wir zusammen nach Hogsmead gegangen und in einer verlassenen Seitenstraße hat er hat meine Hand genommen und … naja, es kam, wie es kommen musste. Er hat mir gesagt, wie toll und schön und bewundernswert ich bin, wie sehr er mich mag. Das typische Bla-Bla. Und ich war so verknallt in ihn, so geblendet von seinen hübschen Worten, dass ich nichts dagegen hatte, als er mich küsst. Es hat mir nicht wirklich gefallen, aber ich wollte so gerne erwachsen und reif wirken, dass ich nichts gesagt und ihm einfach vertraut habe. Im Laufe der nächsten Woche hat er sich immer wieder mit mir getroffen, nur heimlich natürlich. Ich habe mir nichts dabei gedacht, aber natürlich … im Nachhinein, naja, was soll‘s.“
 

Sie zuckte mit den Schultern und versank für eine Minute in Gedanken. Erst als sich Scorpius leise räusperte, begann sie weiter zu sprechen. Sie hielt ihre Augen fest geschlossen.
 

„Ich war eigentlich nicht dumm und ich hätte es besser wissen sollen, aber um ganz ehrlich zu sein, dass tat ich wirklich nicht. Ich wusste nicht, dass alles, was er mit mir tat, unnormal war. Ich wusste nicht, dass er es geheim hielt, weil es quasi verboten war, dass ein 18-jähriger mit einer 13-jährigen die Dinge machte, die er mit mir machte. Auch wenn ich mich oft unwohl gefühlt habe, ich habe mich so nach seiner Nähe und nach seinen Worten gesehnt, dass ich alles andere einfach hingenommen habe.“
 

Rose schüttelt kurz den Kopf und atmete tief durch. „Die meiste Zeit über hatte ich keine Ahnung, was genau er eigentlich mit mir machte. Das küssen wunderte mich nicht. Ich wusste, dass Menschen sich küssen, wenn sie sich gerne haben und natürlich ging ich davon aus, dass er mich aufrichtig mochte. Als er begann, mich anzufassen und …“
 

Sie hörte abrupt auf zu sprechen. Sie wagte es nicht, den Blick zu heben und Scorpius‘ Augen zu begegnen. Mit trockener Kehle versuchte sie ihre Gedanken zu sammeln und ihre Geschichte zu Ende zu bringen. Warum stellte sie sich eigentlich so an? Es war ja nicht das erste Mal, dass sie über diese Zeit mit Phill sprach. Alice und Dominique wussten davon … es hatte sie viel Überwindung gekostet, ihren besten Freundinnen die gesamte Wahrheit zu erzählen und sie hatte die beiden schwören lassen, nie wieder davon zu reden. Rose wollte nur vergessen und warum, um Himmels Willen, interessierte es Scorpius überhaupt, was sie zu dem Menschen machte, der sie heute war?
 

Letztendlich fand sie den Mut, trotzig ihren Kopf zu heben. Sie hatte sich damit abgefunden, dem Spott des Slytherins zu begegnen. Natürlich, etwas anderes hatte sie auch nicht verdient. Sie war ein dummes, einfältiges Mädchen gewesen, dass sich von einem älteren Typen in jeder Hinsicht hatte benutzen lassen?
 

Was sie sah, überraschte sie jedoch. Scorpius‘ Gesichtsausdruck war nicht länger gleichgültig, wie zu Beginn. Auch wirkte er nicht schadenfroh oder belustigt. In seinen Augen spiegelte sich ernstes Entsetzen wieder. Und irgendwie machte es genau dieser Anblick noch schlimmer für Rose.
 

„Du musst mich nicht so anschauen, okay? Ich brauche kein Mitleid, nicht von dir und auch von niemandem sonst. Er hat mich nicht vergewaltigt, falls du das glaubst. Er hat nichts gegen meinen Willen getan. Er hat mich ausgenutzt, okay? Das war alles. Ich war ein hilfloses, leicht verwirrtes und naives Mädchen. Ich wusste nicht, was er tat und habe es einfach über mich ergehen lassen. Mein erstes Mal war nicht besonders schön, wie du dir vielleicht denken kannst. Aber er hat mir nichts getan, okay? Er hat mir nicht wehgetan, nicht auf diese Weise zumindest. Es war meine Schuld. Ich wollte unbedingt erwachsen sein und genau so hat er mich behandelt. Ich habe bekommen, was ich wollte.“ Rose atmete heftig ein und aus und ballte ihre Hände zu Fäusten.
 

„Unsere kleine Beziehung ging etwa drei Wochen. Er hat mit mir geschlafen, mich ansonsten nicht wirklich beachtet und dann war das Schuljahr vorbei und er war weg und hat sich nie wieder bei mir gemeldet. Und das hat wehgetan. Ich dachte wirklich ihm liegt etwas an mir. Später sah ich ein, was für ein bescheuertes Ding ich gewesen bin und ich habe Alice und Dome. Er hat mein Herz gebrochen und vielleicht kommt es dir lächerlich vor, dass ich sage, dass ich mit 13 Jahren verliebt war, aber genau so war es. Und seitdem ging es bergab, okay?“
 

Wieder machte die Weasley eine Pause. Sie sank schweigend in die Kissen zurück und richtete ihren verschwommenen Blick auf das Feuer. Sie weinte nicht, sie hatte sich schon vor Ewigkeiten verboten, wegen dieser Sache Tränen zu vergießen. Es war nichts, nichts worüber sie sich aufregen müsste. Nichts, was sie überhaupt noch beschäftigen sollte. Es war einfach nur Nichts.
 

„Ich bin mit verschiedenen Jungen ausgegangen - Jungen in meinem Alter. Und ich habe schnell gemerkt, was sie wollen. Nicht mich, nein.“ Ein ironisches Lächeln erschien auf ihren Lippen. „Sex. Sex. Sex. Sie wollten alle nur das eine. Es war so klischeehaft. Nachdem was mit Phill geschehen war, habe ich ewig keinen Typen mehr an mich heran gelassen. Ich bin nur wieder und wieder verletzt und abgeschoben worden, weil ich nicht sofort beim ersten Date die Beine breit gemacht habe. Und irgendwann habe ich gedacht: Hey, was soll‘s? Dann schlaf mit ihm, vielleicht schenkt er dir dann ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Aber das ist vollkommen nach hinten losgegangen. Ich habe die Kontrolle verloren und plötzlich sah in mir jeder nur noch das kleine Flittchen vom Dienst. Immer gut für eine Nummer zwischendurch. Und dann habe ich einfach aufgegeben und den Kerlen gegeben, was sie wollten. Ich habe mich geweigert, mich auf irgendjemanden emotional einzulassen. Es war so einfach, mit ihnen schlafen und sie dann vergessen. Ich will nicht lügen, ich habe es genossen. Es hat mir Spaß gemacht. Und so bin ich ja schließlich auch bei dir gelandet.“
 

Rose beendete ihre Rede mit einem schiefen Blick in Scorpius‘ Richtung. Ihre Stimme hatte schon längst jegliche Fröhlichkeit verloren und sie fühlte sich ausgelaugt und leer. Sie schwor sich selbst, dass diese Geschichte von nun für sich behalten würde. Nie wieder würde ihr so ein Ausrutscher passieren, nie wieder würde sie diese „Sache“ auch nur erwähnen. Das alles hatte sich ab heute ein für alle Mal erledigt.
 

„Ich weiß nicht, was es dir bringt mehr über meine Vergangenheit zu wissen. Aber wie auch immer, ich hoffe es stört dich jetzt nicht mehr, dass ich keine Lust habe, weiterhin mit jedem Typen, der eine Anfrage stellt, ins Bett springe“, erklärte sie mit sarkastischem Unterton. „Es hört sich in deinen Ohren vielleicht blöd an, aber ich würde wirklich gerne jemanden kennen lernen, dem ich ein wenig mehr bedeute. Der mehr in mir sieht, als eine Sexgelegenheit.“
 

Mit diesen abschließenden Worten erhob sie sich von dem Sofa und strich ihren Rock glatt. Scorpius hatte noch immer kein Wort geäußert und sie hatte keine Lust zu warten, bis er sich einen herablassenden Kommentar einfallen lassen hat.
 

Unerwartet schloss sich seine Hand um ihr Handgelenk und zog sie zurück. Von der Bewegung überrascht, fiel sie direkt neben ihn auf das Zweiersofa. Sein warmer Körper war ihr viel zu nah.
 

„Hast du jemandem außerhalb von Alice und Dominique jemals davon erzählt? Ist dir klar, dass dieser Phill sich strafbar gemacht hat, indem er mit dir geschlafen hat? Du hättest ihn ins Gefängnis bringen können! Das kannst du immer noch.“ Scorpius‘ Stimme klang sanft und so ungewohnt verständnisvoll in Rose‘ Ohren, dass sie vor dem Slytherin zurückzuckte.
 

„Ich habe niemandem sonst davon erzählt und das werde ich auch nicht. Und du wirst auch niemandem etwas davon sagen. Es ist mir egal, was damals passiert ist. Natürlich, es ist eine scheiß Situation für mich und ja, es hat mich verwirrt und zu einem fürchterlichen Menschen gemacht, aber es ist egal, okay? Ich habe gelernt, damit zu leben und ich weigere mich, dieser Sache mehr Bedeutung zuzumessen, okay? Ich habe damit abgeschlossen, Scorpius! Und sowieso, das kann dir doch vollkommen egal sein. Was kümmert es dich, wer mir einmal mein Herz gebrochen hat?“
 

„Du bist kein fürchterlicher Mensch, Rose, und du solltest nicht so von dir denken! Es ist nicht deine Schuld, was damals passiert ist“, erwiderte Scorpius mit Nachdruck.
 

„Ach nein?“, fragte Rose bitter zurück. „Wessen Schuld ist es dann?“
 

Der Blick in den Augen des Slytherins verhärtete sich. „Es ist die Schuld dieses Jungen. Rose, du warst 13 Jahre alt! Du hast selbst gesagt, dass du nicht wusstest, was er eigentlich mit dir macht. Vielleicht hat er dich nicht dazu gezwungen, mit ihm zu schlafen, aber du hast es auch sicherlich nicht aus freiem Willen heraus getan.“
 

„Ich bitte dich, Scorpius, vergiss es einfach. Ich will nicht mehr darüber reden, sondern es einfach vergessen. Behalt es einfach für dich!“ Rose hatte sich erneut von dem kleinen Sofa erhoben. Diesmal schritt sie mit energischen Schritten auf die Tür zu und schaute sich nicht um, bevor sie den Raum verließ und Scorpius allein zurückließ.
 

Mit schnell klopfendem Herzen schloss der Malfoy seine Augen. Er hatte viel erwartet, viel vermutet, doch nicht eine solche Geschichte. Er hatte unbedingt wissen wollen, was Rose zu dem Mädchen gemacht hatte, das sie heute war, doch jetzt, wo er wusste, was dieser Junge mit ihr gemacht hatte … ihm war schlecht und er war fassungslos. Es kostete ihn viel Kraft seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten.
 

Plötzlich fühlte Scorpius schlecht für jedes Mal, dass er mit Rose geschlafen hatte und er kam sich keinen Deut besser vor als dieser Phill. Hätte er das alles früher gewusst, dann hätte er es nie so weit kommen lassen … er hätte sich niemals auf Rose eingelassen - zumindest nicht auf diese Weise.

___
 

Das Glas in Alice‘ Händen zitterte. Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten rasend schnell durcheinander. Vor ihren Augen erschien alles verschwommen, verworren und doch … so einfach.
 

Sie wusste, dass sie bereits mehr als genug getrunken hatte. Sie sollte aufhören, ihr Glas wegstellen und sich einen Weg zurück ins Schloss suchen. Sie sollte in ihr Bett gehen, einschlafen und … verdammt, sie sollte endlich ihren Mund halten.
 

Doch die Worte glitten ihr so spielerisch von den Lippen, zwar genuschelt, aber klar genug zu entziffern und Merlin, es tat so gut, endlich jemandem von dieser ganzen Geschichte zu erzählen.
 

Von Albus und ihren Gefühlen für ihn und von dem Baby, dass sie so kaltherzig umgebracht hatten und von Stella und von allem, was momentan schief lief. Es war so leicht, sich diesem fremden Jungen gegenüber zu öffnen, wohlwissend, dass er weder sie kannte, noch Albus, noch ihre Freunde und Familien. Er würde sie nicht komisch behandeln.
 

Und genau das hatte sie doch die ganze Zeit über gewollt - das irgendjemand ihr zuhört ohne ihr besorgte, entschuldigende oder bemitleidende Blicke zuzuwerfen. Ohne, dass dieser jemand im Herzen darüber entschied, was für ein fürchterlich egoistischer Mensch Alice doch war.
 

Ben … genau, dass war sein Name. Ben. Ja, Ben war nett und freundlich und er hörte ihr zu und er war so aufmerksam und noch dazu bezahlte Ben ihre Getränke. Ben verurteilte sie nicht.
 

Alice lächelte den dunkelhaarigen Jungen wackelig an und beendete ihre Geschichte. Sie wusste nicht, wie lange sie erzählt hatte. Vielleicht langweilte sich Ben zu Tode, aber es war ihr egal. Er lächelte sie konstant an und seine Finger malten sanfte Kreise auf ihre kleine Hand, die verkrampft auf dem schmutzigen Tisch zwischen ihnen lag.
 

Und wirklich, sie hätte es besser wissen sollen.
 

Das wurde ihr klar, als sie am nächsten Morgen allein und nackt in einem der heruntergekommenen Zimmer im Eberkopf aufwachte, mit stechenden Kopfschmerzen und großen Erinnerungslücken was den vergangenen Abend betraf.
 

Entmutigt ließ sie sich zurück in die Kissen sinken, zog die dünne Decke fest um ihren entblößten Körper und hielt die heißen Tränen zurück.
 

Was stellte sie nur mit ihrem Leben an?

___
 

--- DER TAGESPROPHET ---

Donnerstag, der 08. Dezember 2023
 

Skandal an der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei
 

Wie eine sichere Quelle erst vor wenigen Stunden exklusiv und, wohlbemerkt, auch unerwartet aufdeckte, umgibt den Hogwarts-Schüler Albus Severus Potter (17), Sohn des großen Harry Potters, und dessen Ex-Freundin Alice Longbottom (17, ebenfalls Schülerin), Tochter des Schulleiters der genannten Schule, Professor Neville Longbottom, ein düsteres und wohlbehütetes Geheimnis.
 

Ob jenes schreckliche Mysterium zur Trennung des Paares führte? Daran besteht kein Zweifel, erklärt unsere Quelle und beruft sich dabei auf ein persönliches Gespräch mit niemand Geringerem als einer der beteiligten Personen.
 

Sie fragen sich, was zwei Schüler unter der Aufsicht von Eltern und Lehrern schon groß anzustellen vermögen? Gerade zwei junge Menschen, die unter dem Einfluss großer Vorbilder der Zauberergemeinschaft stehen? Machen Sie sich auf eine erschütternde Geschichte gefasst!
 

Nach dem ausführlichen Bericht der Quelle, deren Name wir hier nicht nennen werden, und einigen nachprüfenden Recherchen durch unsere Reporter in den letzten Stunden, ist es uns gelungen, die gesamte skandalöse Geschichte aufzudecken und wir sind nun in der Lage, Ihnen diese druckfrisch zu präsentieren:
 

Albus Potter beendete die Beziehung zu seiner langjährigen Freundin Alice Longbottom offensichtlich, nachdem er erfahren hatte, dass diese ein Kind von ihm erwartete. Kenntnis über ihre Schwangerschaft erlangte Alice während der ersten Wochen zurück an der Schule, demzufolge waren die beiden Schüler wohl während der Sommerferien unvorsichtig gewesen.
 

Das hilfesuchende Mädchen erzählte ihrem Freund von dem Baby, woraufhin dieser die Beziehung umgehend beendete und sie mit dem Problem alleine ließ. Was Harry Potter wohl dazu sagt, einen so verantwortungslosen Jungen aufgezogen zu haben?
 

Natürlich fühlte sich Alice ohne Unterstützung nicht dazu in der Lage, das Kind auszutragen und großzuziehen. In ihrer Verzweiflung ließ das Mädchen im Zaubererdorf Hogsmead, nahe der Schuleinrichtung, eine Abtreibung vornehmen. Heilerin Wilma Cooper (47), welche eben jene vornahm, stand für ein Interview nicht zur Verfügung. Völlig am Ende irrte Alice nach der Prozedur anschließend durch das Dorf und traf in einem der Geschäfte zufällig auf den Potter.
 

Laut Cecil Bruns (24), die an diesem Nachmittag arbeitete, kam es zwischen den beiden ehemaligen Verliebten zu einem lautstarken Streit mitten auf der Hauptstraße. „Das Mädchen war völlig durcheinander, sie weinte und schrie. Er war so unsensibel, da haben mir wirklich die Worte gefehlt. Ich wusste nicht, ob ich eingreifen sollte, doch noch bevor ich etwas sagen konnte, waren die beiden um die nächste Ecke verschwunden“, erklärte die Verkäuferin betroffen. „Sie tat mir ja so leid! Dem Jungen hätte ich gerne die Ohren lang gezogen, sie so zu behandeln, also wirklich! Jetzt, wo ich weiß, worum es genau ging … ich bin wirklich fassungslos.“
 

Eine Quelle innerhalb des Schlosses, die anonym bleiben möchte, beobachtete, dass Albus und Alice am Tag des Vorfalls erst spät und in erschöpftem Zustand in die Schule zurückkehrten. In den folgenden Wochen wirkte die Gryffindor dauerhaft gestresst und wurde oft mit Tränen in den Augen auf einer der Toiletten gesichtet. Der Potter hingegen hatte sich eine neue Frau angelacht - Stella Parkinson (18), eine weitere Klassenkameradin. Bleibt zu hoffen, dass er sich besser um sie kümmert, als um seine Verflossene!
 

Für alle diejenigen, die sich gefragt haben, warum das Traumpaar so plötzlich getrennte Wege ging, ist hier die Antwort.
 

Natürlich stehen weiterhin offene Fragen im Raum: Wie konnte diese gesamte Geschichte den Eltern und Vertrauten des Paares entgehen, ganz zu schweigen von all den Mitschülern und besonders Lehrern? Warum hat Albus seine junge Freundin so rücksichtlos im Stich gelassen? Und sollte man nicht ernsthafte Schritte unternehmen, um solche Vorkommnisse an der Schule in Zukunft zu verhindern? Sollte man die Schüler nicht eventuell besser belehren und aufklären? Vielleicht auf getrennte Gemeinschaftsräume und strengere Kontrollen beharren?
 

Falls jemand diese Fragen beantwortet, dann erfahren Sie es selbstverständlich zuerst hier bei uns. Wir halten Sie über alle neuen Erkenntnisse in diesem Fall auf dem Laufenden!
 

Deborah Ann Parker für den Tagespropheten



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Asketenherz
2013-04-07T17:08:23+00:00 07.04.2013 19:08
Irgendwie liest sich deine Story wie ein Ethik-Lehrbuch. Zumindest von den Themen her.

Okay und jetzt der Tagesprophet? In meiner Erinnerung ist das Blatt bis auf die Klatsch-Kolumne seriös. Wieso würde des jemanden so sehr interessieren um in die Zeitung zu kommen? Ich glaube nicht, dass die alte Generation mit ihren Erfahrungen die Kinder ungeschützt ließe vor der Presse und sei es mit Abkommen und Unterlassungsbeschlüssen.
Von:  Dahlie
2013-02-28T17:50:14+00:00 28.02.2013 18:50
And the last...

Nach dem Hoch zwischen Fred und Dominique kommst du mir mit einem gewaltigen Tief in Form von Rose und Scorpius. Das war wirklich schrecklich und ich muss ihm leider zustimmen. Dieser Phill musste doch übels gestört sein und niemand will das bemerkt haben? Schrecklich! Ich kann Scorpius Gedankengang wirklich gut nachvollziehen, ebenso das er es bereut sich so auf Rose eingelassen zu haben. Ich denke hiermit wirst du eine ziemliche Bombe zum platzten gebracht haben und es geht ein schon sehr nahe. Besonders diese Art, wie Rose erzählt hat fand ich erschreckend, aber von dir grandios umgesetzt. Da hast du wirklich regelrecht am Stil und der Macht der Wörter gefeilt :)
Punkto Alice... ich leide und weine mit ihr ;_;

Liebe Grüße Dahlie


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