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Himmelskind

von

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Ein Blick in die Vergangenheit

„Sie hatten einen Kaffee bestellt?“, murmelte auf einmal Marco fröhlich und riss Isbjorg aus ihren Gedanken. Als sie sich zu ihm umdrehte, hielt Marco ihr eine dampfende Tasse Kaffee unter die Nase. Breit grinste er und lächelnd nahm sie die Tasse entgegen.

„Spinner“, murmelte sie und trank einen Schluck. Marco hingegen setzte sich wieder.

„In drei Stunden geht die Sonne auf“, informierte der Vize sie und nickend blickte sie wieder hoch in den Himmel.

„Also ich war kurz vor Weißlauf, wenn ich mich nicht irre...“
 

Vor mir lagen die Ställe und ich warf einen neugierigen Blick auf sie. Ich roch die Pferde, frisches Heu und sah, wie gerade eine schöne schwarze Stute aus dem Stall geführt wurde. Pferde waren einfach wundervolle Tiere. Vor allem die Gäule von Himmelsrand. Sie waren zwar nicht so schnell, wie beispielsweise die aus Cyrodiil, aber sie waren kräftig und stark. Sie konnten einiges einstecken und waren fast unverzichtbare Gefährten, wenn man im Gebirge unterwegs war. Langsam ging ich weiter. Nicht mehr lange und ich würde Weißlauf von innen sehen. Ich musste nur noch durch die Torbögen und über die Zugbrücken gehen und schon würde ich vor dem Haupttor stehen. Ich spürte die Aufregung schon deutlich. Als meine Schritte sich nun dem Haupttor näherte, sah ich zwei Wachmänner, die mich eindringlich musterten, sich dann einen fragenden Blick zuwarfen und sich neu positionierten. Vermutlich wollten sie mir damit vermitteln, dass ich gefälligst Respekt zeigen solle.
 

Ich nickte ihnen freundlich zu und kam näher, als einer der Männer sich auf mich zu bewegte.

„Seid gegrüßt“, sprach ich erfreut den Mann an, der meinen Gruß mit einem freundlichen Nicken erwiderte.

„Seid ebenfalls gegrüßt, Bürger. Es tut mir sehr leid, aber die Stadt ist abgeriegelt. Uns kamen Gerüchte, über Drachen zu Ohren. Natürlich ist das vollkommen lächerlich, aber wir haben unsere Befehle“, erklärte er mir und wirkte amüsiert. Doch als er meinen ernsten Blick sah, räusperte er sich beschämt, als hätte er etwas dummes gesagt.

„Entschuldigt, aber sehe ich aus wie ein Drache?“, fragte ich ihn voller Ironie, blieb aber so freundlich wie es ging. Verhalten kicherte sein Kollege am Tor und der gute Mann vor mir, warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Natürlich nicht, meine Dame! Aber wie ich schon sagte: Die Stadt ist abgeriegelt“, murrte er und wirkte alles andere als zufrieden. Zumal ihn mein immer breiter werdendes Grinsen zu verunsichern schien.

„Also eines kann ich Euch versichern, guter Mann. Die Drachen sind sicherlich kein Gerücht. Und deswegen bin ich hier. Ich komme aus Helgen, wenn man diese rauchende Ruine noch so nennen darf und ich muss mit dem Jarl sprechen. Flusswald erbittet seine Hilfe“, erklärte ich ihm sachlich, denn wozu sollte ich frech oder wütend werden? Er machte ja schließlich nur seinen Arbeit. Nachdenklich nickte er.

„Ihr kommt wirklich aus Helgen?“, und ich nickte auf seine Frage.

„Das ist natürlich etwas anderes. Wartet einen Moment. Wir schließen das Tor auf. Entschuldigt, dass wir Euch aufgehalten haben“, sprach er und begleitete mich zum Tor. Sein Kollege hatte schon längst den Schlüssel gezückt und öffnete mir das Tor.

„Vielen Dank.“ Und flink verschwand ich in die Stadt.
 

„Also jetzt würde eine längere Geschichte folgen, mit dem Jarl und einem Drachen und so weiter. Darauf werde ich jetzt aber nicht eingehen. Ich überspringe diesen Teil und drehe ein paar Tage vor, als ich bereit war Jorrvaskr aufzusuchen“, erklärte Isbjorg ihrem Kommandanten, der nur nickte.
 

Gähnend trat ich aus der Beflaggten Mähre. Ich musste in diesem Gasthaus nächtigen, auch wenn mir Jarl Balgruuf gestattet hatte, Eigentum in Weißlauf zu erwerben. Aber noch fehlte mir das nötige Kleingeld. Denn immerhin hatten mir die Kaiserlichen, mein komplettes Hab und Gut geraubt. Und das bisschen Geld, welches ich besaß, hatte ich mir durch den Verkauf von Krempel und einigen kleinen Arbeiten verdient. Vor allem während der Erkundung des Ödsturzhügelgrabes, konnte man einige kleine Schätze sammeln und hier in Weißlauf wunderbar verkaufen. So musste ich wenigstens nicht unter freiem Himmel schlafen. Mein Blick lag auf dem Marktplatz, auf dem schon ein reges Treiben herrschte. Es wurde Obst und Gemüse, verschiedene Fleischsorten und wunderschönen Schmuck angepriesen. Vor allem der Schmuck machte mich neugierig, denn er wurde von niemand Geringerem als Eorlund Grau-Mähne geschmiedet. Er war eine Berühmtheit in ganz Himmelsrand, denn er war mit Abstand der beste Schmied, des ganzen Reiches. Selbst in der Kaiserstadt schwärmte man von seinen Schmiedestücken. Und es war egal ob es sich dabei um Schmuck, Waffen oder Rüstungen handelte. Er war einfach eine Legende und jedes seiner Stücke war einfach einzigartig.
 

„Habt Ihr schon gehört Ysolda? Die Gefährten sollen vor ein paar Tagen einen Riesen erschlagen haben, der dabei war, einen der Höfe zu verwüsten“, sprach eine Frau, zu der besagten Ysolda. Ich hielt kurz inne und lauschte.

„Ja, das habe ich auch schon gehört. Sie sind einfach großartige Kämpfer. Schade, dass es immer weniger von ihnen gibt. Sie waren mal so berühmt. Wirklich traurig“, antwortete Ysolda und ich legte den Kopf schief. Mir fiel die Situation von vor drei Tagen ein, als ich auf dem Weg nach Weißlauf war und den Gefährten half, diesen besagten Riesen zu töten. Und auch fiel mir ihr Angebot wieder ein. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, denn jetzt wusste ich, was ich als Nächstes tun könnte. Die Graubärte musste wohl warten, denn noch war ich hier nicht fertig. Ich musste erst meine Neugierde befriedigen. Und so schlug ich den Weg nach rechts ein und stieg die Treppen hinauf, zum Güldengrünbaum. Fast enttäuscht musterte ich den Baum, der als heiliger Baum galt. Doch sah er krank und kahl aus und sicherlich nicht heilig. Von weiten hörte ich schon diesen Talos Priester – Heimskr, wenn ich mich nicht irrte -, der wie jeden Tag vor dem Talos Schrein stand und lauthals predigte. Ich stieg die nächste Treppe hinauf, ebenfalls wieder rechts, am Talos Schrein vorbei und blieb erst einmal stehen. Vor mit lag sie. Die Methalle der Gefährten, Jorrvaskr. Ein wirklich eindrucksvolles Gebäude. Sie sah aus, wie ein umgedrehtes Schiff. Links auf einer Erhöhung, fand man das nächste, eindrucksvolle Gebilde. Die Himmelsschmiede. Diese geheimnisvolle Schmiede, stand schon ewig da und niemand wusste, wer sie erbaut hatte. Aber alles was darin gefertigt wurde, war besonders robust. Langsam ging ich weiter zur Halle und klopfte kräftig an. Und obwohl ich wildes Stimmengewirr und Anfeuerungsrufe hörte, reagierte niemand auf mein Klopfen und so trat ich ein.
 

Das erste was ich sah, war ein großes Feuer, um das einige Tische standen, die nur so protzten vor Essen und Met. Ich schaute nach links und sah viele Menschen stehen, welche wild eine junge Nord und einen Dunmer anfeuerten, die sich voller Begeisterung prügelten. Fasziniert von dem Kampf ging ich langsam zu ihnen und beobachtete die Kämpfer. Mein Blick fiel nach links und fuhr musternd nach oben. Neben mir stand ein muskulöser Mann, schon älter, der auf einem Auge blind war und ziemlich viele Narben im Gesicht hatte. Er bemerkte wohl meinen Blick und starrte mich finster an. Dann verzog er das Gesicht, schnaubte genervt auf und beobachtete weiter den Kampf.

„Ich werde Euch in den Boden stampfen!“, brüllte die Nord auf und schlug auf den Dunmer ein. Der Dunkelelf konnte einige Schläge ausweichen, zwei blocken, aber zwei weitere trafen ihn hart im Gesicht.

„Möge Nerevar mich leiten!“, rief der Dunkelelf und schlug zurück.

„Ach Athis, Ihr hat doch keine Chance gegen mich“, rief sie ihm zu und lachend, wehrte sie seine Schläge ab.

„Achtet auf eure Beinarbeit“, rief der ältere Mann neben mir, zu den beiden.

„Ihr N´wah!“, zischte der Dunkelelf wütend, holte aus, doch war die Nord schneller. Sie wich ihm aus, holt Schwung und schlug ihm fest auf den Schädel. Athis fiel seufzend auf die Knie.

„Sehr gut gemacht, Njada“, rief der narbige Mann, neben mir, doch wand er gleich seinen Blick zu mir.

„Moment. Euch kenne ich doch. Also habt Ihr endlich den Weg zu uns gefunden?“, ertönte plötzlich eine Frauenstimme hinter mir und ich wusste von vornherein, dass es die Kriegerin sein musste, die mich zu aller erst ansprach, nachdem der Riese tot war. Ihre Stimme war einfach unverkennbar. Nickend drehte ich mich um.

„Wenn Ihr glaubt, Ihr hättet das Zeug dazu, ein Gefährte zu werden, dann geht nach unten und sprecht mit Kodlak Weißmähne. Er entscheidet wer uns beitreten darf und wer nicht“, erklärte sie mir und ich wollte mich schon abwenden, als sich der Narbenmann vor mich stellte.

„Und wer seid Ihr, dass Ihr hier einfach so herein spazieren könnt?“, fuhr er mich an und ich zog, fast belustigt, eine Augenbraue nach oben. Was glaubte er eigentlich, wer er war?!

„Wollt Ihr uns etwa beitreten? Ich glaube kaum, dass so ein Milchtrinker wie Ihr, hier etwas zu suchen hättet!“, murrte er weiter und ich seufzte lächelnd.

„Ach ist das so? So wie ich die Frau da verstanden habe, habt Ihr das aber nicht zu entscheiden“, gluckste ich.

„Skjor, lasst sie doch“, mischte sich nun wieder Aela ein und musste lachen, doch verdrehte der Narbenmann nur die Augen.

„Warum erspart Ihr Euch nicht einfach die Schande und verschwindet gleich wieder. So mager wie Ihr seid, weht Euch doch so oder so, die nächst beste Windböe um“, sprach er, mit einem süffisanten Unterton und versuchte mich eindeutig zu provozieren.

„Wisst Ihr..., Erst wollte ich ja was zu Euren dürren Ärmchen sagen, aber dann ist mir Eure hässliche Visage aufgefallen, die mir im Weg steht. Also entschuldigt mich jetzt, ich habe eine Verabredung mit einem gewissen Kodlak. Auch wenn er das noch nicht weiß“, konterte ich trocken und drängte mich an ihm vorbei.
 

Sowohl Aela, als auch Njada und Athis, brachen in schallendes Gelächter aus. Die anderen Anwesenden, hielten sich dezent schweigend zurück, auch wenn ich von dem einen oder anderen, ein glucksen hörte, oder sie feixen sah. Skjor hingegen, ließ ich mit offenem Mund stehen. Es dauerte einen Moment, bis er seine Fassung wieder fand und als er mir gerade hinterher brüllen wollte, verschwand ich schon durch die Tür, die zu den Unterkünften führte. Als ich im unteren Flur stand, blickte ich mich erst einmal suchend um. Vor mir war ein Durchgang, der sich nach rechts und links auf zweigte. Doch standen hier nur Betten. Auf einem der Betten, saß ein weiterer Nord, der mich aber überhaupt nicht wahr nahm, denn er hatte seinen persönlichen Kampf mit einer Flasche Met. Und so besoffen wie er aussah, würde er die nächste Zeit, gar nichts mehr wirklich wahrnehmen. Ein breites Grinsen schlich sich in mein Gesicht, als ich mir vorstellte, wie ein Drache in die Methalle krachte und dieser Kerl genüsslich weiter trank. Kopfschüttelnd wand ich mich ab und ging wieder raus auf den Flur. Ich blickte diesem entlang und sah, ganz weit hinten, eine geöffnete Tür, aus der leise Stimmen hallten. Vielleicht würde ich dort Glück haben. Schnellen Schrittes huschte ich durch den Flur und blieb vor der geöffneten Tür stehen. Dort sah ich einen alten Mann sitzen, der sich leise mit einem jungen Krieger unterhielt, der mir ungemein bekannt vor kam. Aber seine Stimme war ganz anders. Fragend legte ich den Kopf schief und räusperte mich laut. Beide blickten mich aus großen Augen an und ich trat herein.
 

„Großartig, noch so ein Ehrgeizling. Ihr denkt, Ihr könntet hier einfach so rein spazieren und Euch zu und gesellen?“, sprach mich der jüngere Mann an. Interessanter Weise, sah er fast genauso aus, wie der freundliche Krieger, der mich vor drei Tagen auf dem Feld angesprochen hatte. Ich ignorierte ihn, denn er war nicht mein Ziel. Mein Blick legte sich forschend, auf den alten Mann.

„Eine Fremde betritt unsere Hallen“, murmelte der Alte und musterte mich eindringlich.

„Seid Ihr Kodlak Weißmähne?“, fragte ich leise, fast schüchtern. Er strahlte so ungemein viel Autorität aus, dass man nicht anders konnte, als ihn zu respektieren. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen und er nickte.

„Wer sind die Gefährten?“, fragte ich ihn neugierig, bevor ich mich den wichtigeren Fragen widmete. Der jüngere Mann seufzte genervt auf und ich warf ihm einen giftigen Blick zu.

„Eure Frage wiegt schwerer, als Ihr vielleicht denkt, Neuling. Über solche Dinge, denken wir unser ganzes Leben lang nach. Der Unterschied zwischen einer edlen Kriegergruppe und einer lausigen Mörderbande ist dünner, als die Schneide eines Schwertes. Ich versuche, uns auf dem rechten Pfad zu halten“, erklärte er mir ruhig und ich nickte nachdenklich. Dann räusperte ich mich und atmete tief ein.

„Ich würde gerne den Gefährten beitreten“, sprach ich mit fester Stimme. Ich war nervös, aber versuchte alles daran zu setzen, mir das nicht anmerken zu lassen.

„Ach ja? Dann lasst Euch mal ansehen“, antwortete er und musterte mich noch eindringlicher. Eine ganze Weile sagte er nichts, sondern blickte mir fest in die Augen. Ich hielt seinem Blick stand, auch wenn es nicht einfach war. Denn ständig hatte ich das Bedürfnis, mich zu verbeugen. Aber ich würde doch jetzt nicht unterwürfig sein!

„Hm. Ja, vielleicht. Euer Geist zeugt von einer gewissen Stärke“, murmelte der Alte und ich lächelte schwach, doch unterbrach uns dieser junge Mann, der links von mir saß.

„Gebieter, Ihr erwägt doch wohl nicht ernsthaft, sie aufzunehmen?“, fragte er und wirkte erschüttert. Streng blickte Kodlak ihn an.
 

„Ich bin niemandes Meister, Vilkas. Und soviel ich weiß, hatten wir in Jorrvaskr ein paar leere Betten für die, in deren Herzen ein Feuer brennt“, antwortete er streng und Vilkas blickte beschämt drein, als hätte er ihn beleidigt.

„Verzeiht. Aber vielleicht ist dies nicht der richtige Augenblick. Ich habe noch nie von diesem Fremdling gehört“, entschuldigte sich Vilkas zwar, doch blieb er stur. Ich verdrehte vorsichtig die Augen und fragte mich, ob ich wirklich so erbärmlich aussah, dass die alle so negativ eingestellt waren. Und hatte Ysolda nicht gesagt, die Gefährten wurden immer weniger? Die sollten sich doch eigentlich über jedes neue Mitglied freuen.

„Manchmal kommen die Berühmten zu uns. Und manchmal kommen Männer und Frauen zu uns, die berühmt sein wollen. Das macht keinen Unterschied. Was zählt, ist ihr Herz“, konterte Kodlak Weißmähne und wand seinen Blick wieder mir zu.

„Und ihre Waffen“, murmelte Vilkas. Ihm schien dieses Gespräch, alles andere als zu gefallen.

„Natürlich“, murmelte Kodlak zurück, ehe er sich mir nun endgültig wieder widmete.

„Wie ist es um Euer Kampfgeschick bestellt, Mädchen?“, fragte er mich und ich dachte darüber nach. Aber letztendlich sollte ich einfach bei der Wahrheit bleiben. Zumindest bei der Teilwahrheit, denn ich nahm an, dass es für mich nicht gerade von Vorteil war ihnen zu erzählen, dass ich eine Meisterin des Meuchelns war. Eine Assassine.

„Ich muss noch viel lernen“, antwortete ich und gelogen war dies ja nicht. Wenn es um das kämpfen ging, konnte man nie genug lernen.

„Das ist die richtige Einstellung. Vilkas hier, wird sich Euer annehmen. Vilkas, bringt sie in den Hof und seht, was sie kann“, befahl Kodlak und widmete sich seinem Becher Met. Nickend stand der junge Mann auf, warf mir einen strengen Blick zu und ging aus dem Raum. Unsicher blickte ich ihm hinterher. Kodlak Weißmähne nickte mir zu und gab mir so zu verstehen, ich sollte Vilkas folgen. Was ich dann auch tat.
 

Seufzend lehnte sich Isbjorg zurück. Ihre Gedanken schweiften für einen Augenblick zu Kodlak und Skjor, denn ihr fiel traurig ein, dass sie sich von den beiden, nie richtig verabschieden konnte. Denn sie lebten nicht mehr und nie war Isbjorg da, um Lebewohl zu sagen. Und sie vermisste die beiden. Vor allem Skjor. Denn auch wenn sie anfangs häufig stritten, mochten sie sich.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Marco leise und sie zuckte zusammen.

„Ja. Ich musste nur gerade an die Vergangenheit denken. An Kodlak und Skjor“, nuschelte sie und lächelte. Außerdem war sie am überlegen, ob sie Marco wirklich alles erzählen sollte. Denn ein Teil der Geschichte, war alles andere als schön. Er war dunkel und geheimnisvoll. Und beängstigend. Isbjorg fragte sich, ob es so etwas auch auf der Grandline gab, oder ob Marco es kannte. Denn wenn nicht, würde es sicher ein Schock für ihn werden. Ihre Kiefergelenke pulsierten und sie schmeckte Blut. Das passierte manchmal, wenn sie daran dachte. Auch wenn sie vor langer Zeit schon, diese dunkle Macht besiegt hatte. Und ab und zu vermisste sie es, ein Kind der Nacht zu sein. Einfach dieses absolute Freiheitsgefühl zu spüren. Aber die Bestie war damals zu stark und sie hatte schon genug Bürden zu tragen, zu jener Zeit. Hätte sie sich nicht dazu entschlossen, hätte sie den Kampf mit dem Tier verloren. Und Sovngarde wäre unerreichbar gewesen.

„Vilkas sollte mich nun also prüfen...“, fing sie wieder an zu erzählen, atmete die kühle Nachtluft ein und schloss die Augen.
 

„Der Alte hat gesagt, ich solle Euch mal in Augenschein nehmen. Dann wollen wir mal“, sprach Vilkas belustigt, als wir im Hinterhof der Methalle angekommen waren und lächelte mich fast mitleidig an. Ich spürte, wie zornig meine Augenbraue zuckte. Und ich fasste den Entschluss, dass ich ihm wohl eine gehörige Tracht Prügel verpassen musste, damit er mich endlich ernst nahm. Ich war es Leid, dass ich wie ein kleines, schwaches Mädchen behandelt wurde. Ich konnte ja auch nichts dafür, dass ich so klein war und so schmächtig aussah. Obwohl ich so gut durch trainiert war. Aber bei mir zeigte sich nun mal nicht die Kampfkraft, in der Größe meiner Muskeln. Wütend schnaubte ich und zog mein Schwert.

„Geht ein paar Mal auf mich los, damit ich sehe, wie´s um Eure Form bestellt ist. Keine Angst, ich werd´s verkraften“, lachte er mich provokant an und zog ein Schwert und ein Schild. Und schon stürmte er in meine Richtung und holte zum Schlag aus. Wirklich beeindruckt war ich nicht und flink, wie ich nun mal war, wich ich schnell aus, rollte mich am Boden ab und sprang wieder auf die Beine. Verdutzt drehte er seinen Kopf in meine Richtung, doch attackierte ich ihn schon. Dumpfes Klirren hallte über den Hof, immer dann wenn mein Schwert auf seine Rüstung einschlug. Mit einer heftigen Drehung, traf ich ihn hart an der Seite und er taumelte sogar. Dann steckte er sein Schwert weg und nickte mir verblüfft zu.

„Nicht schlecht. Nächstes Mal mach ich´s Euch nicht so leicht“, murmelte er und nickte zufrieden. Die Überraschung stand ihm groß ins Gesicht geschrieben und auch wenn ich sicher war, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er mich richtig respektieren würde, so hatte ich doch heute den ersten Schritt dafür getan. Er mochte zwar ein vortrefflicher Krieger sein, der viel einstecken konnte, doch war er langsam. Und er hatte mich unterschätzt. Ich würde diesen Fehler zumindest nicht machen.
 

„Ihr könnt es schaffen. Aber in unseren Augen seid Ihr immer noch ein Frischling. Also tut gefälligst, was wir Euch sagen! Hier ist mein Schwert. Bringt es zu Eorlund und lasst es bei ihm schärfen. Und passt gut auf, denn es ist vermutlich mehr wert als Ihr“, knurrte er und genervt nahm ich sein Schwert entgegen. Ich erkannte auf den ersten Blick, dass dieses gute Stück aus feinstem Himmelsschmiedenstahl gefertigt wurde und anerkennend nickend, steckte ich das gute Stück an meinen Gürtel. Und ohne Vilkas auch nur noch einen Blick zu würdigen, ging ich den Hof entlang und die Stufen zur Schmiede hoch. Ich hörte unten schon, dass da oben gearbeitet wurde und wie gleichmäßig auf Stahl geschlagen wurde. Oben angekommen, sah ich einen großen, muskulösen Mann, mit etwa schulterlangen grauen Haaren. Er stand am Amboss und hämmerte konzentriert auf ein Schwert ein. Vorsichtig näherte ich mich, denn es gab nichts schlimmeres für einen Schmied, als wenn er abrupt bei seiner Arbeit unterbrochen wurde. Deswegen näherte ich mich so, dass er mich recht früh bemerken musste und wartete, bis er seine Arbeit von alleine bei Seite legte und mir Aufmerksamkeit schenkte. Und die bekam ich früher, als ich gedacht hätte. Er blickte auf und musterte mich fragend. Sein Blick zeigte deutlich, dass er sich fragte, wer ich überhaupt war. Aber er hämmerte weiter und nickte mir zu. Langsam näherte ich mich und zog Vilkas Schwert.
 

„Eorlund Grau-Mähe?“, fragte ich vorsichtig und er nickte. Wie mir schien, gehörte er nicht zu den Gesprächigsten.

„Vilkas hat mich mit seinem Schwert geschickt“, murmelte ich und er hörte auf zu hämmern. Dann nahm er mir das gute Stück ab und nickte.

„Dann seid Ihr wohl die Neue hier?“, fragte er und wirkte belustigt. Vorsichtig nickte ich.
 

„Hach... entschuldige Marco. Ich schweife schon wieder ab. Ich versuche mich kürzer zu halten. Nach einem kurzen Gespräch mit Eorlund, gab er mir ein Schild für Aela mit und ich machte mich wieder auf in die Methalle“, erklärte Isbjorg und seufzte. Es war für sie einfach mal schön, von der vergangenen Zeit zu sprechen. Da, wo die Zeit noch nicht von Leid geplagt war.
 

Ich suchte Aela und fand sie in ihrem Zimmer, zusammen mit Skjor. Leise unterhielten sie sich, doch worüber wusste ich nicht. Das konnte ich nicht hören, aber ehrlich gesagt interessierte es mich auch nicht. Ich klopfte an die geöffnete Tür, warf Skjor einen unterkühlten Blick zu und ging zielstrebig zu Aela, die mich neugierig musterte.

„Ich habe Euren Schild“, sagte ich und reichte ihr das gute Stück.

„Ah, gut. Darauf habe ich gewartet. Schön zu sehen, dass Ihr es hier her geschafft habt“, freute sie sich, doch erhob nun Skjor das Wort.

„Kennt Ihr die? Ich habe sie im Hof mit Vilkas trainieren sehen“, knurrte Skjor und ich verzog das Gesicht. Wie arrogant dieser alte Miesmuffel war. Es war doch einfach unglaublich! Aela blickte mich an und lachte schallend auf.

„Ah, ja. Ich habe schon gehört, dass Ihr ihm eine Tracht Prügel verpasst habt“, sprach sie mich an und lachte erneut.

„Lasst das bloß nicht Vilkas hören“, brummte Skjor und grinste.

„Denkt Ihr, Ihr könntet es mit Vilkas in einem echten Kampf aufnehmen?“, fragte sie mich nun und stutzig legte ich meine Stirn in Falten. Das war eine schwierige Frage, denn ich traute mir zwar eine Menge zu, doch wusste ich nicht, wie gut es um die Kampfkraft von Vilkas bestellt war. Und man sollte seinen Gegner niemals unterschätzen.

„Ich halte nichts von Prahlerei“, murmelte ich und ihr Gesicht hellte sich auf.

„Ah, eine Frau die ihre Taten für sich sprechen lässt. Ich wusste, dass Ihr das gewisse Etwas habt“, lachte sie mich an und ich wusste, dass sie mich akzeptiert hatte. Wenigstens brachte sie mir etwas Respekt entgegen. Nicht so, wie dieser Narbenheini und dieser komische Krieger, der dem freundlichen so ähnlich war.

„Hier, Farkas zeigt Euch, wo Ihr Euch ausruhen könnt“, erklärte sie und ich blickte mich um. Skjor grinste kurz auf, ehe er seine Stimme laut erhob.

„Farkas!“, rief er und kurze Zeit später, hörte man schnelle Schritte, die sich Aelas Zimmer näherten.
 

„Habt ihr mich gerufen?“, fragte ein junger Mann, dessen Stimme mir bekannt vor kam. Als ich mich umdrehte, kam ich nicht drum herum, breit zu grinsen. Vor mir stand er. Der freundliche Krieger.

„Natürlich haben wir das, Eishirn“, knurrte Aela und überrascht blickte ich sie an. Ich verstand nicht, was ihr Problem war und warum sie so unfreundlich war. Er hatte doch ganz normal gefragt.

„Zeigt diesem Jungblut, wo die anderen Welpen schlafen“, befahl sie ihm und er nickte. Dann blickte er mich an und lächelte. Ich erwiderte sein Lächeln und bewegte mich auf ihn zu.

„Ein Neuling? Oh, ich erinnere mich an Euch. Kommt mit“, forderte Farkas freundlich und ich nickte. Dann ging er voran.

„Skjor und Aela ziehen mich gerne auf, aber es sind gute Leute“, erklärte er mir auf halber Strecke.

„Wenn das so ist...“, murmelte ich und blickte mich um. Als ich vorhin durch den Flur huschte, kam ich gar nicht dazu mich umzuschauen, so aufgeregt wie ich war. Aber wirklich interessante Dinge, gab es nicht zu entdecken, außer hübsche rote Vorhänge und rot-gelbe Teppiche.

„...sie fordern uns zu Bestleistungen heraus“, erzählte Farkas weiter und beschämt hob ich den Kopf. Zum Glück ging er vor mir und bemerkte somit nicht, dass ich ihm gar nicht zugehört hatte.

„Nur wenn man seine Grenzen erreicht, kann man besser werden“, philosophierte ich und Farkas lachte auf.

„Wohl wahr“, brummte er und drehte sich um. Begeistert lachte er mich an.

„Schön, ein neues Gesicht zu sehen. Es wird hier manchmal langweilig. Ich hoffe, Ihr bleibt. Das Leben hier kann hart sein“, murmelte er und ich nickte.

„Ich denke schon, das ich bleibe. Und mit mir hier, wird Euch sicher nicht langweilig. Ich verbreite gerne Chaos“, erklärte ich und Farkas lachte erneut auf. Er ging rückwärts und bleib dann, vor einer offenen Tür stehen. Wir standen vor den Räumen, wo ich vorhin den besoffenen Nord gesehen hatte, doch war dieser jetzt weg.
 

Hier sind die Quartiere. Sucht Euch einfach ein Bett aus und legt Euch hin, wenn Ihr müde seid“, ich nickte und betrachtete die Räume.

„So, da seid Ihr also. Die anderen sind schon ganz gespannt auf Euch“, ich bezweifelte seine Aussage stark, wenn man die vorherigen Reaktionen in Erinnerung zog, doch er meinte es ja nur gut.

„Sprecht mit mir oder Aela, wenn Ihr arbeiten wollt. Wenn Ihr Euch einen Namen gemacht habt, könnt Ihr Aufträge von Skjor und Vilkas erhalten. Viel Glück. Willkommen bei den Gefährten“, begrüßte mich nun Farkas ganz offiziell und ich grinste über beide Wangen.

„Dankeschön, Farkas. Na da bin ich ja mal gespannt.“

„Übrigens, wenn Ihr nach einer Beschäftigung sucht. Wir haben eine Mitteilung von jemandem bekommen, der hier im Fürstentum Weißlauf starke Leute braucht. Ich weiß nicht, warum gekämpft wird, aber das geht uns sowieso nichts an. Ihr müsst nur dort rausgehen, hart aussehen und diesen Milchtrinker einschüchtern. Und nicht mehr. Niemand soll sterben, verstanden?“, gab er mir meinen aller ersten, richtigen Auftrag. Mir kribbelte es jetzt schon in den Fingern.

„Ich kümmere mich darum“, sprach ich freundlich, zwinkerte ihm zu und salutierte.

„Los. Bringt Euch und den Gefährten Ehre.“
 

„Also jetzt wird es eigentlich relativ uninteressant. Ich musste nur nach Flusswald und Feandal, einem Waldelfen, die Fresse polieren. Oh..., die Sonne geht auf. Hab ich wirklich die halbe Nacht gequatscht?“, fragte Isi überrascht. Ihr kam das gar nicht so lange vor.

„Ja, hast du. Es ist wirklich spannend, dir zuzuhören. Selbst wenn du um den heißen Brei laberst“, lachte Marco, doch schlich sich ein Gähnen auf sein Gesicht.

„Oi! Marco, was machst du denn hier oben?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter den beiden. Is und Marco drehten sich ruckartig um. Ins Krähennest kletterte gerade ein junger Pirat, aus der Division von Ace, der die beiden irritiert anstarrte. Außerdem war er die Ablösung der Nachtschicht. Marco zuckte mit den Schultern.

„Ich konnte nicht schlafen. Aber jetzt bin ich hundemüde. Und du hast jetzt auch Feierabend Is. Komm, ich nehme dich mit runter“, murmelte er und zog sie auf die Beine. Es dauerte auch nicht lange und sie hockte auf seinem Rücken, die Arme und Beine um ihm geschlungen. Und ehe sie sich versah, stürzten sie schon vom Hauptmast. Marcos Arme brannten und wurden zu Flügeln. Sanft landete er auf dem Deck und trug sie auf ihr Zimmer.

„Du erzählst mir doch aber die Geschichte zu Ende, oder?“, hakte er nach, als er Isbjorg auf ihrem Bett absetzte.

„Natürlich. Aber zuerst brauche ich eine Mütze Schlaf. Und du ebenfalls. Schlaf gut“, murrte sie, zog sich ihre Schuhe aus und legte sich hin. Er nickte und verließ ihr Zimmer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ren-Jinguji
2012-07-20T11:12:40+00:00 20.07.2012 13:12
ah die beiden kommen sich immer näher ^^
und verstehen sich bestens

es ist spanned was aus der vergangenheit vin is zu erfahren
aber jetzt brauchen sie woll schlaf kein wunder wenn sie durch machen XD

ich freu mich schon auf das nöchste kapitel ^^

mfg


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