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Die Sonne von Shin Mazako

von

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Eine Kraft

Mit verschränkten Armen stand Murata vor dem Brunnen im Park.

„Es geht nicht“, dachte Murata. Egal, wie oft er in Gedanken nochmal durchgegangen war, was er den Shibuyas sagen könnte, es war viel zu verworren. Yuri wurde mit zwei Seelen geboren. Nachdem sie getrennt wurden, wurde er selbst auch geteilt. Es gibt Yuri nicht mehr, es gibt nur noch Kurayami und Akashi, und Akashi ist tot?! Sie würden ihn vermutlich für verrückt halten und ihm ohnehin nicht glauben. Und – oh ach ja, auch wenn Yuri nicht mehr existiert, so gibt es doch noch ein kleines Licht, das weiterhin in seinem Körper existiert. Ansonsten...Zwecklos.

Davon abgesehen müsste er ihnen auch sagen, dass das komplette Universum wieder in der Dunkelheit verschwindet, aber mit der Hoffnung auf neues Leben. Irgendwann einmal.
 

Shinou sah weiterhin zu, wie ein Stern nach dem andern starb.

„Shinou Heika. Dies scheint das Ende zu sein, nicht wahr?“ Ulrikes Stimme klang gefasst.

„Nein. Ich habe die beiden unterschätzt. Aber – es liegt jetzt nicht mehr in meiner Hand. Das lag es nie.“

„Was meint Ihr damit?“ fragte sie überrascht den blonden Urkönig.

„Ich dachte, sie seien natürliche Feinde. Ich dachte, die Dunkelheit würde das Licht zerstören. Aber es würde sich irgendwie retten. Das war ein Fehler.“

Shinou schwieg und starrte weiterhin auf den Bildschirm. Das königliche Medium verstand nicht, was ihr Herr meinte, aber so wie es aussah war es besser keine Fragen mehr zu stellen.
 

Auf der Erde waren mittlerweile mehr als zwei Stunden vergangen. Sie würden ihr Ziel bald erreichen. Es wurde Zeit. Kurayami stand zur Überraschung aller Anwesenden auf und verließ das Abteil. Niemand wagte es, zu fragen wohin er gehen würde. Das war auch besser, denn er hatte kein Interesse an diesen Lebewesen. Es wurde Zeit, Akashi zurückzuholen.

Wortlos ging er an der Aufsicht zum Gepäckraum vorbei. Die beiden Wachmänner standen wie erstarrt auf ihrem Platz. Sie fühlten instinktiv, dass hier eine Gefahr war, die alles übertraf. Der Schweiß trat ihnen aus allen Poren und ihr Blutdruck stieg schlagartig. Erst als Kurayami ohne jede Mühe die verschlossene Tür öffnete und hinter sich schloss, wagten sie es, einander anzusehen. Normalerweise hätten sie Verstärkung rufen müssen, ihn aufhalten müssen, zumindest ansprechen sollen. Aber auch jetzt waren beide nicht in der Lage sich überhaupt zu bewegen. Zu groß war der Schock, der allein von seiner Präsenz ausgelöst worden war.
 

Kurayami ging auf den Sarg zu. Mit der rechten Hand strich er fast zärtlich darüber. „Es ist gegen unsere Natur zu uns zu vereinigen. Wir treffen uns kurz und trennen uns dann wieder. Aber jetzt...könnten wir für immer zusammen sein, wenn du es nur willst, Akashi.“

„Du weißt, ich liebe dich. Es ist uns nicht erlaubt, immer zusammen zu sein. Ganz egal, was wir fühlen, es wird niemals genug sein.“

„Dann lass uns gemeinsam untergehen.“

„Nein. Nein, das kann ich nicht zulassen. Die Verantwortung die wir tragen ist zu groß. Du warst damit einverstanden. Erinnerst du dich nicht mehr?“

„Nur weil ich dachte, das es keine andere Möglichkeit gibt.“

„Die gibt es auch nicht. Wir sind Brüder und doch, können wir niemals unsere Fesseln lösen und zueinander kommen, als für einen kurzen Augenblick. Sei damit zufrieden, Kurayami.“

Die Finsternis schloss kurz die Augen. Akashi hatte ja recht, das wusste er selbst nur zu gut. Und trotzdem – wenigstens davon träumen zu dürfen, das Ziel war so nahe und dennoch unerreichbar.

Kurayami entfernte den Deckel des Sargs, indem Yuris Körper lag, der nach wie vor Akashi beherbergte. Zärtlich nahm er ihn in die Arme. Wenigstens einen Augenblick lang wollte er das Gefühl haben, das sie zwei verschiedene Persönlichkeiten waren und nicht nur eine.
 

„Ich dachte, es sind zwei,“ sagte Shinou leise. „Das war ein Fehler. In Wirklichkeit ist es nur einer. Kein Wunder, das sich die beiden Seelen ohne Probleme zu einer fusionieren ließen. Kein Wunder, das Yuri so ausgeglichen und zufrieden war. Das Tragische war nie, das ich sie gezwungen hatte, sich zu einer Seele zu vereinen. Sie haben sich irgendwann entschlossen, in einer Seele zwei Persönlichkeiten zu bilden. Und sich zu trennen. Zum Wohle aller. Von Anfang an – war es nur eine Kraft.“



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