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Die Sonne von Shin Mazako

von

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Alles beim Alten?

Schon seit drei Wochen war Yuri wieder zuhause und heute zum ersten mal wieder in die Schule gegangen. Ständig fühlte er Muratas besorgten Blick auf sich ruhen. Das nervte. Er lag auf seinem Bett und sah zur Decke.

Murata hatte ihm erzählt, das er beim Spiel in der Schweiz einen Ball an den Kopf bekommen hatte und fast eine ganze Woche lang weggetreten gewesen war. Yuri sah zur Schreibtischschublade. Dort lagen die Krankenhausunterlagen, die ihm Murata gegeben hatten, aber mit diesem Medizinerlatein konnte er nichts anfangen beziehungsweise verstehen. Ganz zu schweigen von der ausländischen Sprache. Jedenfalls war er sofort in einem Schweizer Krankenhaus behandelt worden auf Bob´s Kosten. Und als es ihm besser war, zurück nach Japan geflogen worden. Sogar in einem Privatflieger. Aber – er konnte sich nicht erinnern. Außerdem war da noch Muratas seltsames Verhalten, als er gefragt hatte, wieso er in einem Tempel liegt. Er, Yuri, hätte einfach nicht sein Bewusstsein wieder erlangt, also seien sie zum Tempel gegangen, wo Murata gebetet hatte und – oh Wunder – Yuri war tatsächlich zu sich gekommen.

Irgendetwas verschwieg ihm Murata, das hatte er im Gefühl. Vielleicht hatte er einen Gehirntumor und nicht mehr lange zu leben oder etwas in dieser Art. Aber mehr als alles andere – es war diese merkwürdige Leere in ihm, von der er nicht wusste woher sie kam und was sie zu bedeuten hatte. Fast jede Nacht schlich er sich aus dem Haus und lief durch die Gegend, suchte nach irgendetwas ohne zu wissen nach was. Das belastete Yuri am Meisten.
 

„Hi, Mama-san,“ rief Murata fröhlich. Er ging hier schon ein und aus ohne Anzuklopfen.

„Oh, hallo Ken. Du kommst gerade zum richtigen Zeitpunkt. Hier. Probier mein neues Rezept aus,“ wurde er von Jennifer begrüsst.

„Hm, riecht nach Schokolade?“

„Ein neuer Kuchenteig. Selbst zusammengestellt.“

Murata nahm den Löffel, der ihm hingehalten wurde und probierte ein wenig. Eine Weile ließ er den Teig im Mund, dann schluckte er ihn und probierte noch einmal.

„Hm, ich glaube etwas Zimt fehlt noch.“

„Ja, nicht wahr. Genau das Gleiche habe ich auch gedacht. Aber ich war mir nicht ganz sicher.“ Yuris Mutter nahm den Löffel wieder zurück den sie Murata gegeben hatte und legte ihn in die Spülmaschine. Singend machte sie sich am Gewürzschrank zu schaffen. „Yuri ist oben.“

„Danke.“ Ken ging um die Theke herum auf die Treppe zu.

„Du schon wieder,“ wurde er von Shori unfreundlich begrüßt, der gerade die Treppe hinunter stieg.

Murata lächelte freundlich. „Ich wollte Yuri sehen.“

„Vielleicht will er dich nicht sehen.“

„Vielleicht. Sag mal, bist du jetzt erst aufgestanden?“

Shori ärgerte sich. Wäre er nur zuerst ins Bad gegangen aber wer konnte schon ahnen, dass dieser aufdringliche Kerl nun jeden Tag kam?

Ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln beschloss er ihn einfach zu ignorieren und ging an ihm vorbei in die Essecke. Murata sah ihm lächelnd hinterher. Dann stieg er die Treppe nach oben. Er hatte noch keinen Entschluss gefasst, ob er Yuri einen Teil der Wahrheit sagen sollte, weiterhin ruhig bleiben oder eine andere verdrehte Wahrheit auftischen sollte. Aber er wusste, dass es seinem Freund im Moment nicht gut ging. Das hatte wohl mehrere Ursachen. Vermutlich. Aber welche davon seinem Freund am meisten zu schaffen machte, das wusste er nicht.
 

Im neuen Dämonenkönigreich
 

Wolfram saß vor seiner Leinwand und versuchte sich Yuris Gesichtszüge so genau wie möglich ins Gedächtnis zu rufen. Er hatte schon lange nicht mehr nach den Methoden der klassischen Kunst gemalt, sondern seine Begabung und Begeisterung für die abstrakte Kunst entdeckt.

Aber jetzt wollte er ein Foto von Yuri, sozusagen.
 

„Wolfram malt?“ fragte Gwendel kurz angebunden, als Konrad sein Büro betrat.

„Ja. Ein Bild von Yuri zu malen ist das Einzige was ihn im Moment trösten kann.“

Gwendel nickte verstehend. „Haben wir mittlerweile eine Nachricht vom königlichen Medium?“

Konrad zögerte. Gwendel sah auf. Mit seinen dunkelblauen Augen fixierte er seinen jüngeren Bruder.

„Unser Volk braucht einen König.“

„Das – das weiß ich selbst. Aber für mich und auch für die anderen ist immer noch Yuri der König.“

Tief atmete Gwendel ein und aus. „Und?“

„Nein, keine Neuigkeiten von Shinou.“

Nervös stocherte Gwendel mit seinem Federkiel in dem Tintenfass herum. „Ich frage mich, was das soll. Ein Volk ohne Anführer ist schwach. Was ist wenn wir angegriffen werden? Wer sagt uns dann, was wir tun sollen, wer beschützt uns dann? Keiner. Wir werden wie aufgescheuchte Füchse die ein Huhn sehen in der Gegend umher rennen,“ brummte er und schnaubte anschließend.

Konrad konnte ihn verstehen und er wusste selbst nicht, wieso noch kein neuer König ernannt worden war. Aber er selbst würde nur Yuri dienen wollen. Vielleicht war das der Grund für seine leise Hoffnung.



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