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Sekirei Eine neue Phase

Sekirei
von

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Kapitel 2 Nummer 109?

Kapitel 2

Nummer 109?

Ein Tag verging seit den Ereignissen um den zweiten Block von MBI. Auf mysteriöse Art und Weise würden keine Nachrichten darüber veröffentlicht werden. Doch hatte diese Firma nicht umsonst ganz Shinto Teito unter ihrer Kontrolle. Für die ganze Stadt begann ein ganz normaler Tag, sowie auch in einem Gasthaus im Norden: Der Maison Izumo.

Minato, 19 Jahre alt, gähnte laut am Frühstückstisch. Seine erste Sekirei, Musubi hatte heute Frühstücksdienst und übernahm auch die Aufgabe, alle zu wecken. In ihrer Motivation war das Essen fast eine ganze Stunde früher fertig als gewohnt. Trotzdem waren alle Bewohner anwesend. Die Hausherrin erlaubte niemanden, ohne guten Grund das Frühstück zu verschlafen. Sahashi, so sein Nachname, denn Minato war der Sohn von Takami Sahashi, lies seine verschlafenen Augen über den Tisch schleifen. Dort waren alle seine Sekirei versammelt, die er im Laufe des Sekireiprojekts um sich geschart hatte. So mancher wäre neidisch auf solch einen Harem, doch hatte er es nicht einfach, die miteinander konkurrierenden Damen im Zaum zu halten. Jede hatte ihre Macken, doch konnte er über diese hinwegsehen.

Zuerst war da Musubi. Sie traf er zuerst. Die Sekirei Nummer 88 fiel einfach so vom Himmel, und war quasi schuld daran, dass Minato in den Sekirei-plan mit hineingezogen wurde. Sie zeichnete sich vor allem durch ihre Naivität und andauernde Übermotivation aus. Dafür war sie immer höflich und hilfsbereit. Sie kämpfte mit den Fäusten, deren Durchschlagskraft unter allen Sekirei mit der Fähigkeit des Nahkampfes unübertroffen war.

"Großer Bruder? Spielst du später mit mir?" Die kindliche Stimme kam von Kusano. Auch das grüne Mädchen genannt, da sie das Pflanzenreich kontrollieren konnte. Eine Topfpflanze reichte ihr als Waffe aus, um gigantische Ranken in den Kampf zu schicken. Von dieser mächtigen Fähigkeit abgesehen war Kusano mit der Nummer 108 durch und durch ein Kind wie jedes andere.

"Natürlich, Ku-chan. Wie ich es dir gestern versprochen habe."

"Danke, großer Bruder. Und alle spielen mit"

"Vergesst nicht, dass wir heute morgen noch kämpfen wollten. Ich werde euch nicht verzeihen, wenn ihr das Training schwänzt. Vor allem euch nicht, Kazehana."

Die strenge Stimme kam von einer reifen Frau in schwarzem Kleid. Tsikumi war Minatos dritte Sekirei und bemühte sich immer um Minatos Gunst. Ihre Eifersucht war die größte und es wunderte den Ashikabi jeden Tag aufs Neue, dass sie ihn noch nicht in einer ihrer Launen umgebracht hatte. Sie liebte ihn wie alle seine Sekirei, und wollte ihn beschützen. Doch machten ihre Wutausbrüche Minato jedes Mal soviel Angst, dass er sich schon als Kollateralschaden sah. Nummer 9, Tsikumi gebot über das Wasser und hatte in ihrer Wut schon vielen eine ungewollte Dusche verpasst, oder noch schlimmer, hinweggespült.
 

Die gerügte Sekirei, eine etwas ältere aussehende, etwas berauschte Dame in lila Kleid, kicherte unschuldig.

"Du hast Recht, Tsikumi. Tut mir nochmal leid, dass ich das Abendtraining verpasst habe. Ich habe in der Stadt total die Zeit vergessen."

"Hört mir mit euren Ausreden auf, ihr habt doch nur wieder einen über den Durst getrunken. Seht, es ist nichtmal 8 Uhr und ihr habt wieder eine Flasche Sake bei euch."

"Na und? Die ist aus meinem eigenen Lager, die hab ich nicht von Miya geklaut."
 

Kazehana. Andauernd betrunken, aber zuverlässig und stark. Sie gehörte zu den ersten fünf Nummern und damit zur Elite. Einst waren die Fünf ersten Sekirei Mitglieder des Disziplinarkommandos der ersten Generation. Drei der fünf ehemaligen Mitglieder waren nun Minatos Sekirei. Kazehana,Nummer 3 Herrscherin über den Wind, war eine davon.

"Ernsthaft, nur weil es ruhig um MBI geworden ist, kann niemand garantieren, dass Minaka nicht in diesem Moment wieder etwas ausheckt. Bei ihm weiß man nie, was als nächstes passiert." Das Mädchen, das ihre Stimme erhob, rückte ihre Brille zurecht und lag ihr Essstäbchen zur Seite. "Wir dürfen nicht nachlässig werden"

"Da stimme ich dir zu. Ich erwarte jeden Tag, dass Minato eine SMS bekommt, die unseren momentanen Frieden in eine Hölle verwandeln wird."

"Dann sollten wir es eher einen Waffenstillstand nennen, Homura."

"In der Tat, Matsu".

Die beiden Sekirei waren Matsu und Homura. Matsu war Minatos fünfte Sekirei mit der Nummer 2. Sie war nicht nur in der Lage, sich in jedes noch so gut geschützte Computersystem zu hacken, ihre Sekirei-kräfte selbst stützten sich auf die Kontrolle von Sateliten, Datenanalyse und wahrscheinlich noch andere Gehirnkräfte, die Minato niemals ganz verstand. Dafür wurde sie von MBI gefahndet und wenn sie nicht irgendwas geklaut hat, dann wohl wegen sexueller Belästigung. Mit einem Mädchen mit solch perversen Neigungen wollte niemand gern alleine in einem Zimmer sein.

Homura dagegen ließ ihren Ashikabi in Ruhe. Oder seinen? Jeder hatte es schwer, Homuras Geschlecht festzustellen. Die Sekirei war ursprünglich ein männliches Hostclub-mitglied, aber aufgrund von Experimenten, hat sich daraus ein weibliches Wesen gewandelt. Eine Sekirei, die sich nach den Wünschen ihres Ashikabi anpasste. Und da Minato nicht auf Männer stand, wurde aus Homura eine Frau. Das Geschlecht aussen vor gelassen , handelte es sich bei Homura um die Flammensekirei mit der Nummer 6. Ein brandheißes Inferno, mit dem sich niemand gerne anlegen würde.

Das Frühstück verlief ereignislos. Selbst wenn sich ein Streit zwischen den Sekirei, so unterschiedlich wie Tag und Nacht, anbahnen würde, in Izumo würde niemand wagen, die Hausregeln zu brechen. Der Grund war Miya. Die Hausherrin, gekleidet in einem altmodischen Kimono und einem warmen Lächeln auf den Lippen, war gleichzeitig das warmherzigste als auch furchterregenste Wesen, das Minato jemals in seinem Leben kennengelernt hatte. Miya wäre in der Lage, nicht nur alle sechs seiner Sekirei zu besiegen, sie würde jeder einzelnen solche Schrecken zeigen, dass sie ihres Lebens nicht mehr glücklich würden. "Das Essen war wirklich lecker, Musubi. Gute Arbeit. Kümmerst du dich nun bitte um den Abwasch?" Ihre Stimme klang immer lieblich, wie die einer Mutter. Auf irgendeine Art und Weise war sie ja auch so etwas ähnliches wie eine Mutter für ihre Mieter. "Jawohl, Miya-sama. Und danke für das Lob! Ich werde für Minato diese Aufgabe nicht vermasseln!"

"Wie wie wie bitte? Für Minato tut ihr dies? Dann werde auch ich nicht versagen! Für euch, Minato, werde ich den Tisch schneller und besser abräumen als Musubi ihn gedeckt hat. Ich werde gegen sie nicht verlieren!"

Tsikumi nahm mit diesen Worten auch ihre Pflichten war und beide stellten jeweils einen neuen Rekord auf. Selten waren die Pflichten am Morgen so schnell erfüllt. Um genauer zu sein: Noch nie war die Frühstückszeit in der Maison Izumo vor Acht Uhr Morgens beendet.

Tsikumi baute sich vor den anderen Hausbewohnern auf, die bereits im Hauptzimmer versammelt waren. Die Hände an den Hüften, die Brust nach außen, bot sie ein stolzes Bild ungebrochener Stärke. Laut verkündete sie: "Es ist die Pflicht, der wahren Ehefrau, für ihren Mann zu sorgen und das Haus im tadellosen Zustand zu erhalten. Minato, ich habe meine Pflichten erfüllt und habe mal wieder bewiesen, dass ich..."

"Fertig." Musubi platzte herein und hopste an Minatos Seite, womit sie Tsikumi die Worte abschnitt, sodass sie ihr im Halse stecken blieben.

"Musubi, ihr... ihr... wie wie könnt ihr..." Tsikumi war sichtlich frustriert über die Tatsache, dass Musubi ihr so simpel die Show gestohlen hatte. Vor allem so simpel. Fast schon frech. Doch eine Tatsache musste sie ganz besonders schwer herunterschlucken: Sie hatte dieses Duell um Minatos Gunst verloren, jedenfalls in ihrer Welt des endlosen Konkurrenzkampfes um den ersten Platz.

"Hey, reg dich ab, lass gut sein, Tsikumi." Eine Hand legte sich auf die Schulter, eine Fahne in die Nüstern der Wasser-sekirei. Kazehane beruhigte die Situation, als plötzlich ein Handy-klingelton ertönte. Minato kramte in seinen Hosentaschen.

"Es ist eine SMS" erwähnte Minato ganz beiläufig. "von..." Er klang schockiert. "Hiroto Minaka."

Mit einem Mal fühlte sich Minato als hätte er kein Handy, sondern eine Tüte Gummibärchen in einem Kindergarten ausgepackt. Alle seine Sekirei stürzten sich auf das Display seines Mobiltelefons, ungeachtet des Ashibakis, der an den Händen hing, die die kleine Leckerei herausgezaubert hatten.

"Aufgepasst, meine Lieben Ashikabi und Sekirei. Hier ist Hiroto Minaka. Ich hoffe, ihr habt eure wohlverdiente Pause genossen, denn nun geht es wieder heiß her in unserem Sekirei-Projekt. Ich habe ein neues Preisausschreiben zu verkünden. Eine brandneue Sekirei ist in Shinto Teito freigelassen worden und sehnt sich sicherlich schon nach ihren Flügeln. Doch damit nicht genug: Wer Nummer 109 berflügelt, hat sich noch ein ganz besonderes Präsent verdient, das im Tower von MBI nur darauf wartet, vom Gewinner abgeholt zu werden. Gebt euer bestes, um diesen Wettbewerb für euch zu entscheiden! Ich freue mich schon darauf, die Überraschung an den Glücklichen überreichen zu dürfen."

"Nummer 109? Was faselt der da?"

"Ich dachte, es gäbe nur 108 Sekirei"

"Laut der SMS gibt es wohl eine mehr"

"Unmöglich."

"Meinst du, Minaka lügt uns an?"

"Ich hoffe, die Frage war nicht ernst gemeint."

"Ich weiß nicht so ganz...Minato, was denkst du darüber?"

Die wild durcheinanderredenden Sekirei bemerkten jetzt erst, dass Minato verschwunden war. Sie richteten ihre verwirrten Blicke zuerst auf eine zuckende Hand, die in diesem Moment das Handy fallen ließ. Langsam folgten sie der Spur bis sie Minatos Körper fanden. Stück für Stück gingen sie von ihm herunter, bis nur noch sein Kopf vergraben war, unter dem Rock von Tsikumi, die noch etwas schwer von Begriff war. Doch nun verstand auch sie, und ihr Gesicht wurde knallrot. "WIE KÖNNT IHR ES WAGEN!"brüllte sie und mithilfe ihrer Kräfte durchnässte sie ihren Ashibaki von oben bis unten.
 

Eine Antwort bekamen die Sekirei fürs erste nicht, denn außer einem gewimmerten "du....hast dich... auf mich... gesetzt...." gab Minato keinen Mucks mehr von sich.

Wenige Minuten später war alles wieder vergessen, und der arme Ashikabi hatte sich erholt. Er las sich nun auch die SMS durch. "Was bedeutet das?" Minato sah nun weder besorgt noch beängstigt aus. Bei jeder SMS von MBI sorgte er sich vor allem darum, welche Gefahren dies für seine Sekirei zu bedeuten hätten, doch eine ganz besondere Zahl weckte in ihm mehr Neugierde als er sich Sorgen konnte. 109. Eine Nummer über der offiziellen Anzahl an existierenden Sekirei. Einerseits war es unmöglich. Andererseits hatten sie es mit Minaka zu tun. 'Hier ist Hiroto Minaka'. Er war also zurück. Es war merkwürdig still um das Sekirei-projekt geworden, seit dem Sturm und Einsturz auf den alten Tower war Minaka verschollen. Der Direktor deutete an, dass Abriss und Neubau eines neuen Towers lange geplant waren, und so wurde auch in seiner Abwesenheit ein neuer, gewaltigerer Turm gebaut. Niemand hatte es für möglich gehalten, dass etwas so großes überhaupt in so kurzer Zeit wieder hochgezogen werden konnte. Doch Minaka war dafür bekannt, immer genau dies zu tun, was niemand erwartete oder für möglich hielt.

"Ich schau direkt mal nach, ob ich was in der Datenbank finde. Auch wenn es mich wundern würde, so etwas übersehen zu haben." Matsu klang ebenso überrascht wie die anderen, doch verstand man es bei ihr am besten. Brüstete sie sich doch täglich damit, MBIs Entwicklung täglich von ihren Computern aus zu überwachen.

"Macht nichts, Matsu. Vielleicht haben sie das ganz besonders geheim gehalten. Es kann genug Gründe geben, wieso es nicht deine Schuld war."

"Danke, Minato... Nun, auf gehts, lasst uns der Sache auf den Grund gehen!"

Auf Matsus Ansage folgten ihr alle in ihr Zimmer.

Zur selben Zeit breitete eine Gestalt ganz in weiß ihre Arme vom Dach des neuen MBI-Towers aus. Minakas Cape wehte im Wind und seine Erscheinung erinnerte an einen Himmelsboten, ganz in weiß gekleidet, die Augen von einer weiß spiegelnden Brille bedeckt. In seiner Hand hielt er noch sein Handy.

"Es ist vollbracht." sprach er.

"Und was genau ist vollbracht?"

Hinter Minaka stand eine junge Frau, die bereits eine Vorahnung hatte. Mit strengem Blick musterte sie den Rücken des Direktors, der sich nicht die Mühe machte, sich umzudrehen.

"Ah, guten Morgen, Takami. So früh schon wach? Diesen Fleiß kann man nur loben."

"Lenk nicht ab, beantworte mir meine Frage."

"Direkt wie immer, was? Nun, Nummer 109 ist jetzt leider abgehauen, daran kann man nichts mehr ändern. Ich dachte mir, sie als Preis auszuschreiben, für den ersten der sie findet. Sozusagen als kleines Comeback-Geschenk vom Direktor selbst. Was hälst du davon?"

"Ich halte davon, dass man dir das Handy abnehmen sollte. Wie konntest du nur?"

Takami wurde wütend. Sie sah, dass es nichts brachte, den Direktor anzuschreien, und stürmte zurück in das Gebäude.

"Nummer 109. Die halbgöttische. Vom Olymp gefallen wie einst der große Held Hercules. Wirst du es schaffen, aufzusteigen? Oder wirst du nur ein Küken mit gebrochenen Flügeln bleiben? Zeig mir deinen Willen! Zeig mir, dass deine Flügelchen denen der anderen in nichts nachstehen!" Minakas Grinsen wurde breiter während die Morgendämmerung seinen Turm und ihn selbst in gleißendes Licht tauchte.

“Naaa also. Darf ich präsentieren? Nummer 109, Shizuka!”

Mit diesen Worten schlug Matsu auf die ENTER-taste ihrer Tastatur und es öffnete sich ein Profil. Alle wichtigen Daten waren hier zusammengefasst. Ein Bild war auch vorhanden, das direkt Kusanos Aufmerksamkeit erregte. Sie tapste nach vorne und zeigte mit dem Finger auf das Gesicht mit den braunen Augen und mittellangen, ebenfalls bräunlichen Haaren. Ihr Gesichtsausdruck war nicht sehr fröhlich. “Die kenne ich. Sie war auch bei MBI. Sie war aber immer weggesperrt. Sie sah auch so traurig aus, ich hätte mich gerne mit ihr angefreundet.”

“Das ergbt Sinn.” Matsu richtete ihre Brille, während sie den Bericht über Nummer 109 durchlas. Sie nahm die Informationen schnell in sich auf und hatte sie perfekt verinnerlicht, dies war auch eine ihrer Fähigkeiten als Gehirn-typ. Die schlaue Sekirei nahm die Hände von Maus und Tastatur, um ihren Stuhl zu drehen, und sich den anderen zuzuwenden.

“Laut dieser Akte hat Nummer 109 die DNA von Sekirei Nummer 1, Mi...”

Matsu hielt sich die Hände vor den Mund. Fast hätte sie sich verplappert. Und wenn das passiert wäre, wäre sie dran gewesen. Sie fing an, zu grinsen, während sie ein total durchschaubares Pokerface aufzulegen versuchte.

“Mi...?” Fragte Minato interessiert, der gar nicht bemerkte, dass die Farbe aus Kazehanas und Homuras Gesichtern verschwand, zweier Sekirei, die auch eingeweiht waren.

“...Miiiist, wollte ich sagen. Mist, mir ist gerade eingefallen, dass ich für die Einkäufe heute zuständig bin. Das sollte ich noch vor der Mittagszeit erledigen, hahaha.”

“Das solltest du, Matsu-san. Sonst wird Miya-san noch böse,” fügte Musubi hinzu. “Wo ich gerade ihren Namen erwähne: Du hast dein Mist erst so lang gezogen, es klang fast als wolltest du...” “Oh, Musubi,” unterbrach sie Kazehana. “Ich weiß, das hat sich fast auf 'Miete' gereimt. Und wo wir davon sprechen, ich bin diesen Monat echt spät dran.” Minato wunderte sich ein wenig darüber, dass nun zwei seiner Sekirei ertappt kicherten und versuchten, irgendetwas herunterzuspielen. “HAH, nun hab ichs.” Musubi klopfte eine Faust auf ihre Hand. “Minato-sama, wir sind auch spät dran mit der Miete”. “oh nein.” Minato klappte zusammen. “Musstest du mich unbedingt jetzt daran erinnern?”

Die Tür zu Matsus Zimmer öffnete sich, Miya trat herein. “Oh, hallo zusammen, da seid ihr.” Miya trug wie immer ein warmes lächeln, das sie immer beibehielt, egal was sie tat oder sprach. “Wie ich sehe, habt ihr bereits etwas über die neue Sekirei herausgefunden. Habt ihr was dagegen, wenn ich zuhöre?”

Matsu, Kazehana und Homura waren zum Unverständnis der anderen Anwesenden vor Angst erstarrt. Minato glaubte sogar, dass Matsus Gesichtsausdruck einer Person ähnelte, die auf der Schwelle zum Tod stand. Homura erhielt als erster seine Fassung zurück und empfing die Hausherrin. “Aber keineswegs, komm nur rein, Miya-san”.

“Danke, du bist zu gütig, Homura”. Miya saß sich auf den Boden. Es war selten, dass Miya sich so durchschauen lies. Minato glaubte sogar, dass er es noch nie gesehen hatte, dass Miya sich so ungeniert für die Angelegenheiten ihrer Mieter interessierte. Sie sorgte sich um jeden hier, doch tat sie das normalerweise subtiler. Minato war sich sicher: Miya musste eine Art persönliches Interesse an dieser Geschichte haben.

“Nun, wie ich bereits sagte,” Matsu hatte ihren Schock überwunden und ihre Brille wieder aufgesammelt, die ihr noch vor einer Sekunde von der Nase fiel. “Nummer 109 ist ein Spezialfall: Sie wurde erst kürzlich erschaffen, aus den Genen der Nummer 1. Sie ist aber kein Klon. Die DNA der Nummer 01 wurde nur ergänzend verwendet. Deshalb verfügt sie auch über komplett andere Fähigkeiten: Das Licht. Das Ausmaß ihrer Kräfte ist jedoch unbekannt, da sie sich stur weigerte, zu kämpfen oder ihre Fähigkeiten einzusetzen. Das ist jedoch nicht alles. Sie scheint auch Anlagen eines Ashikabi zu haben. ”

“Was? Geht das überhaupt?” Minato hatte schon viele seltsame Dinge erfahren, seit er im Sekirei-projekt mitwirken musste, doch nun schienen sich sogar festgelegte Naturgesetze für Sekirei nicht mehr sicher zu sein.

“Unmöglich”, fügte Homura hinzu. Vergriff sich Minaka wirklich noch weiter an den Körpern der Sekirei? Hatte er nicht schon genug angerichtet, mit annulierten Nummern oder dem Körper der Flammensekirei selbst?

“Die Informationen sind größtenteils unter strengster Geheimhaltung. Ich kann euch nicht viel sagen, doch sie ist als Sekirei verzeichnet”. Matsu lies eine kurze Kunstpause durch den Raum gleiten. Sie musste erstmal selbst verarbeiten, was sie da laß, bevor sie es aussprechen konnte. “Sie ist eine Sekirei, die Sekirei beflügeln kann, selbst bereits beflügelte.”

“Was? Jetzt hör aber auf, der erste April ist längt vorüber.” Kazehana versuchte, daran zu glauben, dass es ein schlechter Scherz sei, doch innerlich wusste sie, dass Matsu so nicht klang, wenn sie scherzte.

“Nein. Niemals”. In Homuras Stimme war die Empörung klar erkennbar. “Wenn so eine Sekirei im Umlauf ist, wird alles im Chaos versinken. Keine Sekirei wird mehr sicher sein. MINAKA.”

Eine kalte Dusche überströmte Homura. Tsikumi verkrampfte ihre Haltung, die Finger in ihre Arme gebohrt. Homura war ihr dankbar, dass sie seine Wut ein wenig dämpfte, doch sah er ihr an, dass sie nicht weniger empört war.

“Aber, aber. Lautes Gebrüll ist in der Maison Izumu streng verboten. Das solltest du wissen, Homura.” Miya hörte man keine Abneigung heraus, doch konnte niemand ihr Gesicht lesen. Etwas in ihren Augen war jedoch anders. Minato konnte es nur nicht feststellen.

“Aber, wenn diese Sekirei trotz allem eine Sekirei ist, heißt das nicht, dass sie ebenso von anderen Ashikabi beflügelt werden kann?” Minato hatte eine berechtigte Frage in den Raum gestellt.

“Das wüsste wohl jeder gerne”, fügte Matsu hinzu. “Leider steht hier nichts eindeutiges. Aber es ist davon auszugehen. Das schlimmste Szenario wäre, wenn sie als Sekirei in der Lage dazu wäre, einen Ashikabi zu finden, aber aufgrund ihrer Ashikabi-veranlagung fremde Sekirei weiterhin beflügeln könnte. Sie könnte sich dann, obwohl sie bereits mit einem Ashibaki verbunden wäre, Sekirei für sich selbst sammeln. Das ist so ähnlich vorzustellen wie ein Vampir, der seinem Meister dient, der ihn gebissen hat, dem aber immer noch freisteht, so viele eigene Vampir-diener zu beißen wie er will. Wenn so eine Sekirei zum Beispiel Higa in die Hände fiele, wäre das eine Katastrophe. ”

“Dann ist es entschieden!” Minato stand auf, um seinen Entschlossenen Worten Ausdruck zu verleihen. “Wir nehmen an Minakas Spiel teil. Wenn wir Shizuka gefunden haben, werden wir uns überlegen, wie wir ihr am besten helfen können. Sie darf auf keinen Fall wegen ihrer Fähigkeiten missbraucht werden!”

“Solange ihr sie nicht direkt beflügeln müsst, Minato.” Der Angesprochene wurde aus seiner heldenhaften Haltung gebracht und begann, sich zu verteidigen. “Tsikumi! Ich habe nicht einmal daran gedacht! Sie braucht nun mal unsere Hilfe.” Tsikumi lockerte ihre Haltung und lächelte. “Ich weiß, Minato. Ich habe nur gescherzt, dieses Mädchen ist ohnehin nicht euer Typ.”

Miya lächelte ein wenig breiter und verließ den Raum. Nun durften die jüngeren wieder unter sich sein.

“Genau, denn ich bin das.” Musubi stellte eins ihrer Beine auf den Tisch, um sich in Pose zu werfen. “Was sagt ihr da?” Tsikumi funkelte Musubi wütend an. “Unser Wettbewerb endete Unentschieden, wenn ich mich recht erinnere. Ihr habt kein Recht...”

Die beiden Streithühner wurden unterbrochen. Kusano packte Minato am Bein und zerrte ihn zu sich, etwas Abseits der Sekirei-versammlung. “Aber aber, diese Egoistin, Kusano, wie...” Tsikumi wurde zum Schweigen gebracht, als sie Kusanos bittende Augen sah, die den Tränen nahe waren.

“Großer Bruder? Bitte rette Shizuka. Ich will, dass sie so viel Spaß hat wie ich seit ich dich getroffen habe”.

“Natürlich, Ku-chan.” Minato legte die Hand auf Kusanos Kopf, und streichelte sie sanft. “Wir finden sie und kümmern uns um sie.”
 

“Ich würde achtgeben, Mina-tan”. Auf Matsus Computerbildschirm klappte ein roter Kasten auf, der anscheinend etwas wichtiges beschrieb. Diese fuhr fort: “Hier steht, dass Shizuka ausgebrochen ist. Ihr Status: Gefahndet. Ich schätze, dass diese Sekirei draussen herumläuft, hatte MBI niemals gewollt.”
 

In der Zwischenzeit regte sich etwas im hohlen Baum, den sich Shizuka als Schlafplatz ausgesucht hatte. Die Sekirei mit der Nummer 109 gähnte und sprang aus ihrem Loch. Freiheit. Sie war jetzt erst dazu in der Lage, sie bewusst zu genießen. Sie holte tief Luft. Soviel frischer als im Labor. Ein Traum. Doch etwas riss sie heraus: Aus Reflex sprang sie in ein Gebüsch, als ein junges Pärchen über den Weg lief. Die Jahre in Gefangenschaft hatten die Sekirei paranoid gemacht. Sie musste sich erst einmal daran gewöhnen, dass in der großen, weiten Welt nicht nur Professoren, Doktoren und Sicherheitsmänner herumliefen. Sie besinnte sich aber auch, dass MBI die Verfolgung nicht so einfach aufgeben würde. Wenn Shizuka nicht wieder in Gefangenschaft landen wollte, musste sie sich verkleiden. Sie irrte durch Gebäusche, mied sonnige Plätze, suchte stets die schattigen Straßen auf. Eine alte Decke aus einer der zwielichtigen Gassen diente ihr schließlich als Tarnung. Sie warf sich den leicht müffelnden Fetzen Stoff über. Nun konnte sie sicher durch die Stadt laufen. Selbst wenn das Disziplinarkommando sie nun erspähte, ihr Gesicht und Oberkörper waren bedeckt. Doch alle Probleme hatten sich damit nicht gelöst. Laut dem Sonnenstand war es schon später Vormittag. Ihr Magen knurrte fürchterlich. Die Flucht hatte sie viel Energie gekostet und nun hatte sie großen Hunger. Doch wie sollte sie sich etwas zu essen kaufen? Im Labor wurde für sie gesorgt, sie hatte nie Bedarf für Geld. Eine MBI-VIP-Karte bekam sie auch nie ausgehändigt, wie es bei freigelassenen Sekirei der Fall war. Shizuka war eine ungeplant geflüchtete Sekirei. Vielleicht würde MBI bald Fahndungsplakate von ihr aufhängen. Was wäre, wenn MBI sogar soweit gehen würde, sie in den Nachrichten als geflüchtete Schwerverbrecherin zu fahnden? Die Verzweiflung stieg in ihr hoch. Was sollte sie nur tun?

Shizuka blieb urplötzlich stehen. Ihr Herz fing an zu schlagen. Etwas war anders. Ihr kam diese Straße so bekannt vor. Wie sie dort stand. Bis ins kleinste Detail, selbst die Fernsehwerbung, die im Schaufenster zu ihrer Linken abspielte, hatte sie schon einmal... geträumt.

Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie der Traum weiterging. Eine Person in schwarz. Eine seltsam vertraute Verbindung. Sie fühlte sich hingezogen. Sie erinnerte sich, wie sie unaufhaltsam auf ihn zuging. Ihn umarmte. Sich sicher fühlte.

“Au, hey!” Shizuka schreckte auf. Sie lag auf dem Boden. Was war passiert? Sie fand zurück in die Realität. Sie hatte in ihrer Gedankenverlorenheit irgendjemanden geschubst. Dieser hatte sich erschrocken und sie seinerseits zur Seite geschubst, dass sie stolperte und auf dem Boden landete. Sie hob ihre Kapuze, wenn man den Stofffetzen über ihrem Gesicht so nennen durfte, ein wenig nach oben, um etwas mehr zu erkennen. “Oh, entschuldige. Hast du dich verletzt? Lass mich dir aufhelfen.” Was ging hier vor sich? Shizukas Herz raste. Sie schlug die Hand, die ihr angeboten wurde, zur Seite, sprang auf und rannte, so schnell sie konnte. Sie hielt nicht mal an, als sie schon mehrere Straßen abgeboben, der Fremde längst außer Reichweite war. Sie wurde erst aufgehalten, als sie auf etwas weiches stieß, das sie zurückprallen ließ. Doch statt auf dem Boden zu landen, fingen sie ein paar Arme auf. “Hey, hey, wohin des Weges? So eilig?” Shizuka starrte nach oben. Sie war so durcheinander, sie wusste gar nicht, was sie tat. Das Gesicht konnte sie gar nicht so gut erkennen, da ihre Augen verdeckt waren und ihr unteres Sichtfeld komplett von der Oberweite der Person verdeckt wurden, die ihren Aufprall abgefedert hatte. Nun, da sie sich beruhigte, baute sich das Adrenalin ab und sie spürte einen brennenden Schmerz in ihrer Hand. “Oh Gott”. Die Fremde klang bestürzt, aber trotzdem fand sich eine vertrauenserweckende Wärme in der Stimme. “Was ist denn mit deiner Hand passiert? Sie ist verbrannt. Komm mit, ich bring dich ins Krankenhaus.” Shizuka entschied, dass diese Person – fürs erste- vertrauenswürdig genug für sie war, ihr zu folgen. Das war für den Moment besser, als ziellos und hungrig herumzuirren. Doch diese Verbrennung machte ihr Sorgen. War es der Mann in schwarz?
 

Selbiger Mann stand immer noch am selben Fleck wie festgewurzelt. Die Tatsache, dass er gerade ein fremdes Mädchen weggeschubst hatte, beschäftigte ihn weniger als dass sein Herz unkontrolliert schlug, und ihm ganz heiß wurde. Dies war auch der Grund, wieso er so überreagierte und sie ausversehen verbrannte. Dass seine Kräfte außer Kontrolle gerieten, passierte ihm nicht mehr seit er... Was war nur los mit ihm?

“Das war Nummer 109, nicht wahr?” Kazehana sprach aus, was Homura nichtmal zu denken wagte. Doch innerlich wusste er, dass es stimmte. “Das kann nicht sein.” Homura rang um seinen klaren Verstand. “Ich kann nicht auf jemand zweites reagieren, ich...” “Weißt du noch, was Matsu gesagt hat?,” unterbrach ihn Kazehana wieder. “Sie wäre in der Lage, dich von Minato zu stehlen”. “Aber, dass...” Homura holte tief Luft. Langsam bekam er seine Fassung zurück, auch wenn es ihm anzusehen war, dass es ihm nicht leicht fiel. “...dass eine neue Sekirei sogar das Gleichgewicht durcheinanderbringen kann, die Ordnung der Ashikabi und deren Sekirei. Das ist doch ein Verbrechen”. “Eigentlich ist das ganze Projekt ein Verbrechen, Homura. Komm, gehen wir erst einmal nach Hause. Während du deine Schicksalhafte Begegnung verarbeitet hast, habe ich die Kohlköpfe für Miya bereits eingekauft”. Homura hatte den Eindruck, dass die Wind-sekirei sich über ihn lustig machte, verkniff sich aber weitere Kommentare. Die beiden machten sich auf den Weg zurück, um das Mittagessen vorzubereiten und Minato von ihrer Begegnung zu erzählen.



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