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Wild Beasts

Träume nicht dein Leben, leb' deinen Traum! - Für die Freiheit lohnt es sich zu kämpfen!
von

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Kapitel 4 - That's the Way my Heart goes oder Herzgeflüster Teil 2

Kapitel 4 - That's the Way my Heart goes oder Herzgeflüster Teil 2
 

Erschrocken schrie ich auf und riss meine Arme in die Höhe. Die Schale wurde durch meine ruckartige Bewegung in die Luft geworfen und landete hinter mir. Doch es gab keinerlei Geräusch, das sie den Boden berührt hätte. Stattdessen ertönte das schallende Gelächter Ruffys. Deshalb drehte ich mich um und erkannte den Grund dafür. Die Schüssel war auf Ace' Kopf gelandet und sah aus, als wäre sie sein Hut. Mürrisch beäugte der Ältere seinen Bruder. „Ich wusste, wir hätten Kate nicht alleine mit dem Film lassen sollen“, bemerkte der Sommersprossige. Lässig schwang er sich über die Rückenlehne und nahm wieder neben mir Platz. Mein Herz raste noch immer wegen des Schocks in meiner Brust. Leicht zitterte ich. „Das war nicht komisch, Ruffy!“, brachte ich unter größter Anstrengung heraus. Doch mein selbsternannter „Bruder“ nahm mich fast gar nicht wahr. Der war zu sehr mit lachen beschäftigt. Ace hingegen zog mich tröstend an seine Brust und kraulte mich beruhigend am Kopf. „Alles okay, Kleines. Das ist nur ein Film“, flüsterte er mir besänftigend zu. Eine Weile lauschte ich wieder seinem Herzschlag. Allmählich verlangsamte sich mein eigener. Nun hatte ich mich wieder im Griff. Ruffy saß mittlerweile auf meiner anderen Seite und schaute den Film weiter. Ich widmete mich auch der Glotze und verfolgte das Bild. Ace tat es mir gleich, hielt mich aber nach wie vor protektiv in seinen Armen. Immer wieder erschreckte ich mich, wenn etwas total Unerwartetes kam. Mein selbsternannter Beschützer drückte mich daraufhin näher an sich, um mir das Gefühl zu vermitteln, das ich nicht allein war.
 

Irgendwann fand der Horror sein Ende. „So, nächster Film!“, rief Ruffy begeistert aus, klatschte in die Hände, sprang auf und schob „Paranormal Activity“ hinein. Ich konnte von mir selbst schon behaupten, das ich das reinste Nervenbündel war. Horrorstreifen waren für mich noch nie das Wahre gewesen, obwohl ich sie leidenschaftlich gerne anschaute und bevorzugte. Trotzdem war ich froh, sie nicht alleine zu sehen. Wieder einmal lebte ich richtig mit und schrie die Personen im Fernseher an, dass sie aufpassen sollten. Wie wenn die mich je gehört hätten … Im Laufe des Films versteckte ich mich hinter Ace' Rücken und lugte hinter seiner linken Schulter hervor zum Bildschirm. „Kate, sollen wir abdrehen?“, fragte er mich besorgt. „Nein, nein, ich will wissen was als Nächstes passiert“, teilte ich ihm hektisch mit. Vor lauter Angst umklammerte ich immer stärker den Hals des Sommersprossigen. Wo ich die Kraft hernahm und warum ich keine Schmerzen bei dieser Tat empfand, war nicht nur mir ein Rätsel. „Kate, du erwürgst mich“, gab Ace erstickt von sich. Augenblicklich ließ ich ihn erschrocken los. Kurz hustete er und keuchte leicht. „Oh, mein Gott! Tut mir leid! Ich wollte nicht … ist alles okay bei dir?“, wollte ich panisch von ihm wissen und betrachtete ihn voll Sorge. „Schon gut. Hab keine Angst. Es ist alles okay“, versuchte er mich zu beschwichtigen. Allerdings wollte meine ängstliche, besorgte, wehleidige Miene nicht aus meinem Gesicht weichen. Sanft und äußerst vorsichtig hob Ace mich auf seinen Schoß, drückte mich an seinen warmen Körper und strich mir liebevoll durch die Haare. Seine nachtschwarzen Augen blickten besänftigend direkt in meine grünen. Ein herzliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Lange Zeit sahen wir uns einfach nur an. Ich verlor mich komplett in dem dunklen Ton seiner Iris. Mein Herz schlug automatisch schneller. Ein wenig unsicher hob ich meine rechte Hand und nahm ihm die Schüssel vom Kopf, die er bis eben immer noch aufgehabt hatte. Diese gab ich irgendwo hinter mich. Danach fuhr ich ihm behutsam durch seine langen, weichen, pechschwarzen Haare. Sanft begann ich ihn zu kraulen. Leicht schmiegte er seinen Kopf in meine Hand, ohne den Blickkontakt zu mir abzubrechen. Ein leises, kurzes, tiefes Schnurren entkam seiner Kehle. Anscheinend hatte er Gefallen daran. Der sanfte Ton, den er von sich gegeben hatte, ließ meine Augen aufleuchten. Er gefiel mir. Ich mochte es sehr, ihm durch die Haare zu streicheln und ihn zu kraulen. Auf diese Weise fühlte ich mich ihm noch näher. Der Film war bereits vollends vergessen.
 

„Wie geht’s dir?“, wollte ich flüsternd von ihm wissen. Kurze Verwunderung flackerte in seinen Augen auf, ehe sie wieder in ihren ursprünglichen Schimmer zurückfielen. „Mir geht’s gut, und dir?“ „Mir auch.“ „Woran denkst du, Kleines?“ „An dich“, gab ich zu. „Ich wollte dir vorher nicht weh tun.“ „Ich weiß. Du hattest Angst, da war diese Reaktion verständlich. Mache dir keine Vorwürfe. Es ist alles okay, wirklich.“ Anhand seines liebenswürdigen Lächelns, schoben sich auch meine Mundwinkel nach oben. „Woran denkst du, Ace?“ „Ich denke an dich, Kate. Daran, das es mir gefällt, wenn du mir so durch die Haare streichst, mich kraulst, mich ansiehst und lächelst. Ich mag dich wirklich sehr.“ „Ich dich auch, Ace. Ich bin gerne bei dir. Bei dir fühle ich mich wohl und beschützt. Du gibst mir Halt. Außerdem bist du so schön warm. Wie eine lebendige Flamme. Ich mag es sehr, wenn du mich … umarmst und in deinen Armen hältst.“ Auf seinen sommersprossigen Wangen breitete sich wieder ein Rotschimmer aus. Sein Lächeln wurde breiter und liebevoller. Der nachtschwarze Ton seiner Augen strahlte mir förmlich entgegen. „Danke, es freut mich, das du so denkst. Ich würde dir nie was Böses wollen. Ich hab dich auch sehr gerne bei mir und ich will dich, ehrlich gesagt, niemals missen. Die ganzen Wochen, in denen wir nicht geredet haben und uns aus dem Weg gegangen sind, hast du mir unbeschreiblich gefehlt. Wenn ich deine vielen Verletzungen gesehen hab, wollte ich einfach nur wissen, wer dir das angetan hat, um denjenigen die Hölle heiß zu machen. Außerdem schmerzte es mich sehr, dich traurig zu sehen, obgleich du es gut verbergen konntest. Mir ist es dennoch aufgefallen. Ich wollte dich trösten, einfach in die Arme schließen und dir versichern, dass alles besser wird.“ „Wieso hast du es nicht getan?“ „Weil ich, so banal das auch klingen mag, Angst davor hatte, das du mich zurückweist und meine Hilfe nicht willst.“ „Ace, du ahnst nicht, wie leid mir das tut, wie ich mich benommen hab. Bereits am ersten Tag, den ich dich gekannt hab, wollte ich dich bei mir haben. Aber ich musste verhindern, dass dir und Ruffy was zustößt. Ich wollte nicht, dass ihr meinetwegen in Gefahr gerät. Bereits wenige Sekunden, nachdem du mich losgelassen hast, hast du mir schon gefehlt. Ich vermisste deine Nähe, deine Wärme, den Klang deines Herzens. Auf einmal fühlte ich mich allein, leer und hilflos. Drei Emotionen, die mir völlig fremd waren, die ich niemals zeigte und verspürte. Ich wollte dich einfach nur mehr bei mir haben.“ Obwohl ich lächelte, fühlte ich, wie meine Augen anfingen zu glitzern. Noch immer kraulte ich ihm mit meiner rechten Hand durch seine Haare. Seine hingegen lag an meiner Wange. Langsam beugte sich Ace zu mir und hauchte mir je zwei Küsse auf die Stirn und die Nase.
 

Behutsam legte er seine Stirn an meine und sah mir tief in die Augen. Wir waren uns so nah, doch ich verspürte nicht das Verlangen Reißaus zu nehmen, wie bei anderen Leuten vor ihm. Es war ein schönes Gefühl, ihn so dicht bei mir zu haben. Unsere Nasen berührten sich fast. „Ist das okay für dich?“, wisperte Ace zärtlich. „Ja“, flüsterte ich zurück. „Wie fühlst du dich, Kate?“ „Behaglich, und du?“ „Entspannt, ruhig und äußerst wohl. Willst du meinen Herzschlag hören?“ Auf seine Frage hin, gab ich ein zufriedenes Schnurren von mir. Vorsichtig hob er seinen Kopf und drückte mich bereitwillig an seine Brust. Als ich den Klang seines Herzens vernahm, stellte ich fest, das es viel schneller, als sonst, schlug. Zu dem starken, sanften Rhythmus war eine frohmütige Melodie hinzugekommen.
 

~(Dam di Dam di dam dam dei dei

That's the way that my heart goes

Dam di Dam di dam dam dei dei

You're the only one who knows

There I go and know this is my way

And I'm so in love it shows

Dam di Dam di dam dam dei dei

That's the way that my heart goes)~
 

Fasziniert lauschte ich dem neuen Ton, den sein Herz verursachte. Ich musste zugeben, das mir der noch viel besser gefiel. Glücklich kuschelte ich mich an ihn, krallte mich in sein T-Shirt und lächelte selig. „Ace, ich liebe deinen Klang. Das ist mein allerliebstes Geräusch, zusammen mit deiner Stimme und deinem Lachen.“ Augenblicklich hörte ich, wie sein Herz nur noch mehr „sang“. „Gefällt er dir wirklich so sehr, Kate?“ „Ja.“ „Dann gehört dieser Klang ausschließlich nur dir. Niemand soll ihn je hören, außer einzig und allein dir.“ „Du … schenkst ihn mir?“, fragte ich ungläubig. „Ja, ich hab dich viel lieber, als du es ahnst. Aber passe gut auf ihn auf.“ „Ich werde ihn mit meinem Leben beschützen. Das verspreche ich dir, Ace. Ich will dich niemals verlieren. Kann ich denn über Nacht hier bleiben?“ „Sicher. Ich will nicht unhöflich sein und unsere Zweisamkeit stören, aber ich würde jetzt gern das Abendessen machen, wenn das für dich okay ist?“ „Wenn du mir noch einen Kuss auf die Wange gibst, bin ich einverstanden.“ Der Sommersprossige gab einen grinsenden Laut von sich, ehe er mir sogar zwei zärtliche Küsse auf meine rechte Backe drückte. Danach setzte er mich behutsam auf die Couch, wuschelte mir kurz durch die Haare und stand auf. Mit wild klopfendem Herzen sah ich ihm nach. Auf dem Weg in die Küche, summte Ace irgendeine, mir unbekannte, Melodie und hopste dazu fröhlich herum. Grinsend ließ ich mich nach hinten fallen und starrte an die Decke.
 

Gerade fühlte ich mich mit mir selbst und der Welt im Einklang. Seufzend verschränkte ich meinen rechten Arm hinter meinem Kopf. Ruffy, der sich während des Films heimlich aus dem Staub gemacht hatte, um sich zu duschen und Ace und mich nicht zu stören, kam die Treppe hinunter und trat ins Wohnzimmer. Argwöhnisch beobachtete er seinen Bruder, der vergnügt irgendeine Melodie summte und mit geschlossenen Augen das Abendessen zubereitete. Irritiert wiegte der Strohhutjunge seinen Kopf hin und her und verstand die Welt nicht mehr. Was hatte er nur wieder verpasst? Sich nachdenklich am Hinterkopf kratzend ging er zur Couch und setzte sich zu mir. Als Ruffy mein zufriedenes Gesicht und fröhliches Grinsen sah, wurde ihm immer unheimlicher zumute. „Sag, Kate, was hast du mit meinem Bruder gemacht?“ „Nichts, wieso?“ „Er summt irgendeine Melodie vor sich hin. Das macht er sonst nur unter der Dusche, aber nie wenn er Essen kocht.“ „Ace ist einfach nur fröhlich. Lass ihm doch den Spaß“, entgegnete ich verträumt, ohne ihn anzusehen. Eine Reihe verschiedenster Ausdrücke ging über Ruffys Gesicht. Was zum Teufel war in seiner Abwesenheit nur passiert?! Da er bemerkte, dass ich nichts sagen würde, womit er was anfangen könnte, stand er wieder auf und stellte sich zu Ace in die Küche. Dort ließ er einen erschrockenen Aufschrei los. „Du hirnloser, liebeskranker Verrückter! Was zum Henker kochst du da?!“, platzte es aus Ruffy überfordert raus. Ace öffnete benebelt seine Augen, blickte ihn verwirrt an, beäugte kurz das Essen in der riesigen Schüssel vor sich und sah wieder zu dem neben sich. „Keine Ahnung“, gab er benommen zu. Am Rande des Wahnsinns schlug sich Ruffy seine Hände ins Gesicht. Er verlor noch den Verstand! „Okay, raus mit dir! Geh dich duschen. Du hast nicht mehr alle Tasten im Schrank!“, meinte der Jüngere und schob seinen Bruder zur Treppe, der diese hinaufstieg. „Lass dich erst wieder hier blicken, wenn ich mit kochen fertig bin“, befahl er noch, ehe er zurück in die Küche stapfte und sich das Ergebnis eines „hirnlosen, liebeskranken Verrückten“ ansah. Das bestand aus geschnetzelten Paprika, darüber geschlagenen, rohen Eiern mit Schale, würfelförmigem Knoblauch, klein gehacktem Schnittlauch, rohen Karotten, die in Scheiben geschnitten, aber nicht abgeschabt, waren, Apfelschalen, Orangenschnitten, Erdbeeren, nicht-gekochten, harten Nudeln und allerhand Gewürzen und Kräutern, die er als Salz, Pfeffer, Grillgewürz, Curry, Rosmarin, Majoran, Oregano und Pfefferminz erkannte! Wimmernd schmiss sich Ruffy seine Arme über den Kopf, drehte sich zu einer Ablage und schlug sein Haupt mehrmals auf die Arbeitsfläche. Das konnte doch nicht wahr sein! Er würde Ace in nächster Zeit nicht mehr in die Küche lassen, damit dieser Essen kochte. Sein letztes „Werk“ sprach für sich.
 

Durch den enormen Krach, den der Strohhutjunge verursachte, setzte ich mich auf und beobachtete ihn verwirrt. Das „Gespräch“ zwischen den Brüdern war mir vollends entgangen. „Hey, Ruffy, was ist denn los? Wo hast du Ace gelassen?“ „Diesen Wahnsinnigen hab ich duschen geschickt, damit wir nicht vergiftet werden. Deshalb werde ich mich jetzt ums Essen kümmern.“ „Wieso vergiftet werden?“ Argwöhnisch senkte ich eine Augenbraue und hob die andere. „Dann komm her und sieh es dir selbst an.“ Sofort sprang ich auf die Beine, nur um eine Sekunde später vor Schmerzen auf den Boden zu krachen. Durch den Aufprall wurden diese aber nur verschlimmert. »Oh, Mann, wo hab ich nur mein Hirn gelassen?«, dachte ich bitter und versuchte mich unter Pein hoch zu hieven, was mir nicht gelingen wollte. „Kate, ist alles okay?“, hörte ich den Strohhutjungen panisch rufen. Anhand seiner Schritte, wusste ich, dass er näher kam. „Kannst du aufstehen?“, fragte er überflüssiger Weise. „Wonach sieht's denn aus?“, gab ich bissig zurück und schielte zu ihm auf. Sofort legte Ruffy seinen rechten Arm um meinen Oberkörper und hob mich auf die Beine. Diese Aktion überraschte mich nun doch. Immerhin hatte ich nicht gewusst, dass er so stark war, mich mit nur einem Arm aufzuheben. Das Ace das konnte, war für mich nichts Neues. Aber das Ruffy in gewisser Weise so stark wie sein Bruder war, brachte mir schon eine definitive Ehrfurcht ein. „Alles klar?“, wollte der 19-Jährige besorgt von mir wissen. „Ja, es geht schon. Ich bin nur etwas zu abrupt aufgestanden. Hab vergessen, dass mein Bein noch nicht so viel aushält.“ „Wo bist du nur mit deinen Gedanken?“ Ruffy hatte sich seine, eigentlich, rhetorische Frage nicht so ganz verkneifen können. Er kannte die Antwort bereits. Dennoch war ihm sehr wohl bewusst, dass noch nichts wirklich Außergewöhnliches zwischen Ace und mir gelaufen war. Warum benahm sich sein Bruder dann so eigenartig? „Ich hab an Ace gedacht“, gab ich ein wenig verlegen zu. „Was war denn zwischen euch beiden? So fröhlich hab ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.“ Ruffys Stimme hatte bei seinem letzten Satz einen nachdenklichen Ton angenommen. Der Strohhutjunge trug mich mehr, als dass ich neben ihm ging. „Wir haben uns über alles mögliche unterhalten. Unter anderem, wie es uns die letzten Wochen so ergangen ist. Ich hab ihm auch erzählt, dass ich mich bei ihm sehr wohl und beschützt fühle, das er mir Halt gibt und ich es mag, wenn er mich umarmt und in seinen Armen hält.“ Der 19-Jährige blickte in mein verträumtes Gesicht. Ihm war es ein Rätsel, warum sein Bruder und ich um den heißen Brei herum redeten. Waren Ace und ich etwa wirklich so blind, dass wir es selbst nicht sehen konnten? Er würde vielleicht doch noch irgendwie eingreifen müssen. „Ist denn irgendwas Besonderes zwischen euch gewesen?“ „Ja, aber das ist Ace' und mein Geheimnis. Es betrifft nur uns beide“, gab ich Ruffy lächelnd zu verstehen. Mich machte diese Erkenntnis immer noch sehr glücklich. Niemand würde mir dieses Wissen und das dazugehörige Geschenk je nehmen können. Denn es gehörte nur mir ganz allein. „Es freut mich, dass du dich mit meinem Bruder so gut verstehst und ihr euch sehr gern habt. Schon lange hab ich ihn nicht mehr so glücklich und frei erlebt.“ „Sag, Ruffy?“ „Hm?“ „Was weißt du eigentlich?“ „Wie ich dir bereits beim Frühstück erzählt hab, hab ich von vielen Dingen eine Ahnung. Auch was zwischen euch beiden ist. Aber ich werde nichts dazu sagen. Ich will mich da nicht einmischen und euch in irgendeiner Weise beeinflussen. Ihr werdet schon noch von selbst drauf kommen. Ich stehe euch beiden mit Rat und Tat zur Seite, bleibe dennoch unparteiisch. Er erfährt von mir nichts, was du mir im Vertrauen berichtest und umgekehrt ist das genauso der Fall. Mehr hab ich dazu nicht zu sagen.“ „Danke, Ruffy. Du bist ein toller, großer Bruder.“ Überrascht sah der 19-Jährige zu mir hinunter. Mit einer solchen Antwort hatte er nun doch nicht gerechnet. Ich hingegen schmunzelte zu ihm auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Da grinste er mich regelrecht an. „Ich hab dich auch lieb, Schwesterchen.“
 

Schließlich kamen wir in der Küche an und Ruffy ließ mich vorsichtig wieder zu Boden gleiten. Dennoch behielt er seinen Arm um meinen Oberkörper, damit ich nicht umfallen konnte. Danach präsentierte er mir das „Werk“ seines Bruders. Verwirrt beäugte ich den Inhalt der Schüssel. Obwohl ich von Kochen und Lebensmittel keine große Ahnung hatte, war mir sehr wohl bewusst, dass diese Zutaten überhaupt nicht zusammen passten. Außerdem fielen die Eierschalen ganz bestimmt nicht unter die Kategorie „genießbares Essen“. „Was wollte Ace denn eigentlich kochen?“, fand ich endlich meine Stimme. „Ich hab keine Ahnung. Sieht so aus, als hätte er alles zusammengetan, was ihm geradewegs in den Sinn gekommen bzw. in die Finger geraten ist.“ „Bin ganz deiner Meinung. Sollte ich mir da Sorgen machen?“ „Ehrlich gesagt, weiß ich es selber nicht. Das ist ihm noch nie passiert, das er wahllos irgendwelche Zutaten zusammengewürfelt hat, die noch dazu keinerlei „Beziehung“ zueinander haben. Ace sah nämlich selbst überaus verwirrt und überrascht aus, als er bemerkte, was er da eigentlich zusammengemischt hat. Er hat weder gesehen, noch gemerkt, was er getan hat. Ich kann mir denken, was in seinem Hirn vor sich gegangen ist. Aber das ihn das schon beim Kochen so stark beeinflusst, ist mir neu.“ „Ich hoffe nur, es geht ihm gut. Nicht, das er krank wird“, murmelte ich besorgt. »Wenn du wüsstest«, dachte sich Ruffy.
 

Währenddessen stand Ace unter der Dusche und ließ sich heißes Wasser über den Körper prasseln. Er verstand nicht, was ihn dazu geritten hatte, diese ganzen Zutaten in eine Schüssel zu schmeißen. Außerdem konnte er sich nicht erinnern, wann er jemals so durch den Wind gewesen war. Noch immer ließ ihm die Bemerkung Ruffys keine Ruhe. Wie hatte er ihn genannt? Einen „hirnlosen, liebeskranken Verrückten“? War er das denn? Das er gehandelt hatte, ohne nachzudenken, wusste er. Aber liebeskrank? Dieser Gedanke bereitete ihm wahrlich Kopfzerbrechen. Verächtlich schnaubte Ace. „Liebeskrank! Tse!“, stieß er abfällig aus. Abwertend schüttelte er seinen Kopf. Wie konnte er über solch eine Bemerkung, nur so viele Grübeleien verschwenden? Obwohl der Sommersprossige sich über die Ausdrucksweise seines Bruders ärgerte und lustig machte, verwirrte sie ihn zunehmend. Hatte der Jüngere vielleicht doch richtig gelegen? Nachdenklich lehnte Ace seinen Kopf an die kühlen Fliesen an der Wand, während weiterhin Wasser über ihn strömte. Er konnte nicht leugnen, dass er sich durchaus zu mir hingezogen fühlte. Ja, er mochte mich sehr. Vielleicht doch mehr, als er zugab. Allein, wenn Ace an meine Antwort von heute Morgen dachte, zog sich sein Herz krampfhaft zusammen. Unbewusst legte sich der junge Mann seine rechte Hand an die Stelle, wo es schlug. Verzweifelt verzog er das Gesicht und ließ den Kopf hängen. Wenn er an mich dachte, schlug es automatisch schneller. Außer dem breitete sich ein komisches Gefühl in seiner Magengegend aus. Diese ganzen Symptome waren ihm durchaus nicht unbekannt. Ihm gefiel es sehr, was ich ihm alles erzählt hatte. Dieses Wissen beflügelte ihn. Selbst sein „Geschenk“ an mich entlockte ihm ein zufriedenes Lächeln. Warum machte ihn dann meine Antwort am Morgen irgendwie … traurig? Ace konnte es sich nicht erklären. Er wurde aus meinem Verhalten einfach nicht schlau. Der junge Mann verstand die Welt nicht mehr. Ich hatte ihm wortwörtlich den Kopf verdreht. Zwar hatte Ace schon einige Beziehungen hinter sich, aber die beruhten eher auf oberflächlicher Basis. Ihm waren solche Gefühle nicht unbekannt. Aber bis jetzt waren sie nie erwidert worden. Der Sommersprossige wollte nicht schon wieder auf irgendwas hereinfallen, was am Ende sowieso nur erlogen war. Allerdings war ihm sehr wohl bewusst, dass ich noch keinerlei Erfahrung in Sachen Beziehung hatte. Immerhin hatte ich auch nie irgendwelche Freundschaften gehabt, wurde des Öfteren belogen, betrogen und sogar verraten. Da war mein vorsichtiges Verhalten ihm gegenüber nur berechtigt. Doch wie sollte er vorgehen? Seinen Bruder konnte er nicht fragen, der würde ihm nichts verraten, dessen war er sich bestens im Klaren. Aber wen sollte er um Hilfe bitten? Etwa seinen durchgeknallten, stets betrunkenen, fröhlichen Onkel, der sich wahrscheinlich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wie er mit Makino zusammengekommen war? Konnte er denn Makino fragen? Schließlich war sie eine Frau und hätte gewiss auf so manches eine Antwort. Doch was würde ihm das bringen? Einen seiner früheren Freunde konnte er auch nicht benachrichtigen. Die waren alle über die verschiedensten Teile der Welt verteilt und hatten für so was gewiss keine Zeit. Also war er wieder genauso schlau wie am Anfang. Bedrückt verbarg Ace sein Gesicht in seiner linken Hand. „Es ist hoffnungslos“, gestand er sich bekümmert ein.
 

Ich saß mittlerweile auf einem Sessel, hatte mein rechtes Bein an mich herangezogen und meinen Kopf auf dessen Knie gelegt. Mit meinen Armen umklammerte ich es und dachte angestrengt nach. Eine ganze Weile war es schon erschreckend still zwischen Ruffy und mir geworden. Er konzentrierte sich aufs Kochen. Ich hingegen versuchte zu verstehen, was das zwischen Ace und mir war. Ja, ich mochte ihn sehr. So sehr, das es schon weh tat. Er fehlte mir, obwohl er doch nur duschen war. Ich wusste nicht, was ich für den 21-Jährigen wirklich empfand. Solche starken Gefühle waren mir unbekannt. Sie passten überhaupt nicht zu denen, die ich sonst verspürte. Denn diese waren genau das Gegenteil zu meinen sonstigen. Irgendwie machten mich meine jetzigen traurig. Ich konnte es mir nicht erklären. Konnte mir denn nicht irgendwer Licht ins Dunkle bringen? Ich wollte verstehen, was diese Gefühle bedeuteten. „Ruffy?“, sprach ich endlich nach einer gefühlten Ewigkeit den 19-Jährigen an. „Ja?“ „Kann ich dich was fragen?“ „Klar doch, was willst du wissen?“, antwortete er mir fröhlich, ohne von seiner Arbeit abzulassen. „Ruffy, was ist Liebe?“ Erschrocken schlug der Gefragte mehrere Gefäße auf den Arbeitsflächen um und drehte sich überrascht nach mir um. „W-wieso willst du das ausgerechnet von mir wissen?“ „Ich hätte nur gerne gewusst, wie sich das anfühlt und wie es dazu kommt.“ „Kennst du das denn nicht?“ „Nein“, gab ich bedauerlich zu. „A-aber wieso kommst du wegen so einer Frage zu mir?“ „Ich dachte, du bist mein älterer Bruder und kennst dich vielleicht damit aus.“ „Ähm, klar bin ich das. Willst du da nicht doch lieber Ace fragen? Der kennt sich bei so was sicher besser aus, als ich“, wich Ruffy eilig aus. „Ich schäme mich davor, ihm diese Frage zu stellen.“ „Wieso?“ „Ich halte es nicht für richtig ihn um eine Antwort darauf zu bitten. Ich will ihn nicht kränken.“ Der Strohhutjunge legte verwirrt den Kopf schief, ehe ihm bewusst wurde, was ich meinte. Nachdenklich verzog er die Miene, verschränkte die Arme vor der Brust und überlegte, was er mir sagen könnte. „Ich verstehe. Kate, Liebe ist ein überaus starkes und gewaltiges Gefühl. Wenn du es so nennen willst, das Mächtigste von allen. Wenn deine Liebe von jemand anderem erwidert wird, kann sie das Schönste sein, das du je empfinden durftest. Trifft aber das Gegenteil zu, kann es sein, das sie dich von innen zerstört. Du bekommst starke Schmerzen, die äußerlich nicht sichtbar sind. Außerdem kann sie zu einem richtigen Alptraum werden, der manchmal sogar Jahre andauert, bis du richtig loslassen kannst, um wieder frei zu sein. Doch es werden immer Narben bleiben, die nur vergehen, wenn du quasi den Richtigen oder die Richtige findest. Dieser besondere Jemand wird auch Seelenverwandter genannt. Er ist jemand, der dich einfach nur ansieht und weiß, was du denkst, was du fühlst, ja sogar was du sagen willst. Leider tritt das nicht sehr oft ein. Dadurch das Liebe das mächtigste Gefühl von allen ist, kann es sehr qualvoll für denjenigen werden, dessen Liebe du nicht erwiderst.“ „Klingt, als hättest du das alles schon mal erlebt“, bemerkte ich. Ruffy sah mich daraufhin nur schweigend an. Mir war sofort klar, dass er mir keine Antwort auf meine Bemerkung geben würde. „Wie erkenne ich, dass ich jemanden liebe?“ „Wie du das erkennst? Das … das kann ich dir nicht so genau beantworten, denn das ist von Mensch zu Mensch verschieden.“ „Wie würdest du erkennen, dass du verliebt bist?“ „Ich? Tja, dazu kann ich nur sagen, dass mir Liebesfilme und Liebeslieder sehr oft weitergeholfen haben“, antwortete mir Ruffy geheimnisvoll. „Was meinst du damit?“ „Geh in dich, denke vielleicht mal über den ein oder anderen Film nach, den wir heute gesehen haben. Eventuell verstehst du es dann.“ Mit einem undurchsichtigen Lächeln wandte sich der Strohhutjunge wieder dem Abendessen, und mir den Rücken, zu.
 

Leicht verzweifelt verbarg ich mein Gesicht zwischen meinen Armen an meinem rechten Knie. Jetzt war ich doch nicht wirklich weiter, als zuvor. Dennoch hatte ich nun wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt. Wieder versank ich in meinen tiefsten Gedanken. »Ein Liebesfilm? Wie sollte mir so was helfen? Na ja, wenn ich an „Beastly“ denke, da hatte sich der Hauptcharakter doch um die Aufmerksamkeit des Mädchens bemüht. Er hat Herzrasen bekommen und ihm war schlecht, aber nicht so, wie wenn er was Verdorbenes gegessen hätte. Und das jedes Mal, wenn er auch nur an sie gedacht hat. Er wollte ihr nahe sein, in vielerlei Hinsicht. Wenn ihm was unangenehm oder er verlegen war, hat er sich versteckt. Sind das etwa die „Symptome“ des Verliebtseins? Wenn ich an Ace denke, schlägt mein Herz automatisch schneller und in meinem Bauch ist so ein angenehmes, beflügeltes Gefühl, als ob ich schweben würde. In dem Moment, wo er mich berührt, läuft ein wohliges Kribbeln meinen Körper entlang. Außerdem liebe ich den Klang seines Herzens. Halt! „Liebe“? Ja, ich liebe seinen Klang. Ich könnte ihn Tag ein, Tag aus hören, ohne ihn satt zu haben. Er gibt mir ein wundervolles Wohlbefinden. Ich muss ständig an Ace denken, sehe sein Gesicht vor mir, mit seinem liebevollen Lächeln und den geheimnisvollen, nachtschwarzen Augen. Bereits jetzt fehlt er mir schon schmerzlich. Dabei vermisse ich ihn doch seit er nicht mehr neben mir ist. Kann es wirklich sein, dass ich mich … in ihn …? Das kann doch nicht sein! Oder doch?« Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr bestätigte sich meine Grübelei. „Ich bin in Ace verliebt“, kam es, unbewusst, fast lautlos über meine Lippen, ohne, das ich es bemerkte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-04-17T17:22:26+00:00 17.04.2012 19:22
Hey :D

Echt tolles kapitel :D
Da haben sich Ace und ruffy aber eine gemeinen spaß erlaubt :D


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