Zum Inhalt der Seite

Wild Beasts

Träume nicht dein Leben, leb' deinen Traum! - Für die Freiheit lohnt es sich zu kämpfen!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 5 - The Way you like it oder Vorsicht ist besser als Nachsicht Teil 2

Kapitel 5 - The Way you like it oder Vorsicht ist besser als Nachsicht Teil 2
 

Der 19-Jährige sprang auf und rannte nachdenklich im Kreis. Er brauchte dringend eine Lösung. Warum wollte ihm permanent nichts einfallen? „Ihr hättet euch besser nicht mit mir angefreundet. Dann wärt ihr jetzt nicht in Schwierigkeiten“, murmelte ich betrübt und ließ den Kopf hängen. „So was darfst du nicht mal denken!“, ließ mich plötzlich eine aufgebrachte, panische Stimme hochfahren.
 

~(Sometimes I only remember the days when I was young

Nowadays no one remembers when they were young and stupid

(The way you like it)

Come on baby help me, someone to confide in

(I'll get inside you)

Now you're beggin' me to stay)~
 

„Ace ...“, brachte ich fast geräuschlos über die Lippen. „Du solltest doch im Bett bleiben“, gab ich ihm ohne jegliche Energie zu verstehen. „Dort oben ist es allein total langweilig. Ich hab alles gehört, was ihr beiden jetzt besprochen habt. Glaubst du, wir lassen dich jetzt einfach so im Stich? Uns ist es egal, ob wir in Schwierigkeiten sind, oder nicht. Du bist uns beiden verdammt wichtig. Wir wollten mit dir befreundet sein. Wir wollten dir helfen. Ich würde es nicht mal wollen, dass du je wieder auch nur einen Schritt allein machst. Aber weder ich, noch Ruffy, können dich dazu zwingen, was du tust. Wir würden es auch niemals tun. Und wenn du wirklich so darüber denkst, dann … können wir dich nicht davon abhalten. Du bist aus freien Stücken hier. Da hinten ist die Tür. Du kannst gehen.“ Mit jedem Satz war er ruhiger geworden, bis nur mehr tiefster Schmerz und unendliche Trauer in seinem Gesicht zu sehen war. Am Ende hatte er den Kopf abgewandt und den Blick zu Boden gerichtet. Heftig biss ich mir auf die Lippe, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Immer wieder schluckte ich schwer. Ich musste stark sein, nur für diesen Moment, auch wenn mich seine Worte zutiefst verletzt hatten. Langsam stand ich auf und ging auf ihn zu. Ruffy hielt sich da raus. Ernst, mit unbewegter Miene und unergründlichem Blick, verfolgte er das weitere Geschehen. Er würde sich nicht einmischen. Das durfte er nicht mal. Diese Situation betraf ihn nicht. Mit jedem Schritt, den ich Ace näher kam, krampfte sich mein Herz immer mehr zusammen. Schmerzvoll pochte es in meiner Brust. Es fühlte bereits den Pein, genauso wie ich. Ich streckte meine Hand nach ihm aus, doch er wich zurück. „Ace ...“ „Geh jetzt“, forderte er nur mit Nachdruck in der Stimme. „Ace, bitte ...“ Ruckartig umklammerte ich seine Handgelenke. „Lass mich los und geh.“ Immer wieder versuchte er sich von mir loszureißen. Doch so leicht gab ich nicht auf. „Verdammt! Verschwinde endlich!“ „SIEH MICH AN!“, schrie ich ihn verzweifelt an.
 

Ich hielt es nicht mehr aus. Eigentlich wollte ich nicht laut werden, aber anders wäre ich niemals zu ihm durchgedrungen. Immer mehr kämpfte ich mit den Tränen. Mein Körper bebte von dem lautlosen Schluchzen. Ich schluckte schwer. Meine Lippe blutete bereits. Wegen meiner Worte hatte der Sommersprossige aufgehört sich zu wehren. Ganz langsam drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Intensiv blickte ich mit meinen giftgrünen Augen direkt in seine nachtschwarzen. „Ich bereue es nicht, mit euch befreundet zu sein. Ihr seid die ersten Freunde, die ich jemals hatte. Ich hab Angst um euch. Ich will euch beschützen. Ich hab Angst, das euch was Furchtbares zustößt. Ich will euch um nichts in der Welt verlieren. Das würde ich nicht verkraften. Vor allem, wenn du, Ace, derjenige bist, den ich für immer verliere. Ich wollte mit meinen Worten weder dich, noch Ruffy verletzen. Ich mache mir Vorwürfe, weil ihr nun auch in Schwierigkeiten seid. Ihr seid die allerersten in meinem Leben, die je etwas mit mir zu tun haben wollten. Ihr seid alles, was ich hab. Du bist alles für mich, Ace. Wenn ich euch verliere, wüsste ich mit mir selbst nichts mehr anzufangen. Für wen soll ich denn da noch kämpfen? Ich hab doch nur so lange durchgehalten, weil ich Hoffnungen hatte. Hoffnungen, das sich alles zum Guten wendet. Ich war mein Leben lang auf mich allein gestellt. Niemand weiß wie ich wirklich bin, außer euch beiden, meinem Vorgesetzten und den Tieren. Wenn alle wissen würden, wie ich wirklich bin, hätte ich längst verloren. Ich will verdammt nochmal nicht ohne euch sein. Vor allem nicht ohne dich, Ace. Du bist alles für mich.“
 

Zwei Tränen stahlen sich meine Wangen hinunter. Lange Zeit blickten wir uns einfach an. Niemand sagte etwas. Es war so unerträglich still in der Wohnung, dass ich das Gefühl hatte, ich würde im Inneren auseinander fallen. Ruffy stand abseits vom Geschehen und rührte sich nicht. Er hätte sowieso nichts ausrichten können. Ace stand einfach wie erstarrt da. Er tat nichts, er sagte nichts. Ich hatte ihm gerade mein Herz ausgeschüttet und es kam keinerlei Reaktion. Wenn er wenigstens ein Wort von sich gegeben hätte, wäre es noch irgendwie ertragbar gewesen, dass ich, zumindest, eine Bestätigung hatte, das er es zur Kenntnis genommen hatte. Aber gar nichts?! Mein Kopf wurde leer. Ich hörte und spürte nur mehr das entsetzliche Pochen meines Herzens. Meine Lungen zogen sich zusammen. Mir blieb die Luft weg. Meine Hände glitten von seinen Handgelenken. Ich konnte nicht mehr. Keuchend wandte ich mich von ihm ab, stürzte aus der Wohnungstür und rannte. Mir war es egal, ob ich Schuhe an hatte, oder nicht. Es würde sowieso nichts ändern. Ich kannte mein Ziel. Ich wusste, wo ich hin musste. Nur mein Rad holen und abhauen. Meinen Sprint beschleunigte ich immer mehr. Ich spürte nichts, bis auf das krampfhafte Schlagen meines Herzens. Meine Wunden waren nebensächlich. Das die an meinem Oberschenkel aufplatzte, bemerkte ich nicht. Ich fühlte sie alle nicht. Nur diese entsetzliche Leere, die sich immer weiter ausbreitete. Meine Tränen nahmen mir die Sicht, doch das stoppte mich nicht im Geringsten. Mir war es ganz gleich, ob mich jemand sah. Sollten sie ruhig. Sollten sie mich verfolgen und foltern. Ich hätte es verdient. Ich würde mich nicht wehren. Wenn das Schicksal das mit mir vorhatte, dann sollte es wohl so sein. Nach scheinbar wenigen Minuten kam ich an der Schule an, sperrte mein Rad auf, schwang mich auf und fuhr los. Ich hätte es wissen müssen! Zuneigung und Nähe hatten mich schon wieder ins Grab gebracht.
 

Ace stand immer noch, wie zur Salzsäule erstarrt, dort. Er rührte sich nicht. Seine Miene war unbewegt. Selbst seine Augen gaben nichts über seine momentanen Empfindungen preis. Ruffy starrte seinen Bruder unentwegt an. Alles hätte er erwartet, nur nicht diese Reaktion. Er stellte nachdenklich den Topf vom Herd, drehte diesen ab, ebenso wie den Wasserkocher und lief in den Flur. Dort zog er sich nur seine Converse an. „Was machst du?“, fragte Ace, der nach wie vor geistesabwesend vor sich hin starrte. „Na, was wohl?!“, fauchte der Angesprochene bissig zurück, ließ ein angriffslustiges Grollen hören und schleuderte die Tür extra laut hinter sich ins Schloss. Erschrocken zuckte der Sommersprossige zusammen.
 

Ruffy schwang sich auf sein Rad. Was Besseres fiel ihm nun doch nicht ein. Er trat so schnell in die Pedale, wie er nur konnte. Und wenn es den ganzen Tag in Anspruch nehmen würde, er würde ganz Lakewood nach mir abklappern, bis er mich gefunden hatte. Ihm war bereits bewusst, was ich durchmachte. In seiner Eile hatte er sich nicht mal seinen heißgeliebten Strohhut aufgesetzt, den er immer trug, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit. Da fiel Ruffy irgendwas Rotes am Boden auf. Augenblicklich war dem jungen Mann klar, was geschehen war. Eilig versuchte er sich an irgendeinen Hinweis zu erinnern, wo er mich finden könnte. Der 19-Jährige wusste, dass ich das Blut sicherlich nicht bemerkt hatte und nur durch den Schmerz in meinem Herzen geleitet wurde. Deshalb bog er scharf nach rechts ab und versuchte sich zu orientieren. Den einzigen Wink, den er hatte war, das ich am Land wohnte. Deshalb folgte Ruffy immer seinem Instinkt. Auch wenn er keine Orientierung besaß, sein Instinkt hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
 

Keuchend rang ich nach Luft. Die Tränen liefen einfach. Wann hörten diese Schmerzen endlich auf? Schier unendlich lange radelte ich wild drauf los. Wann würde ich endlich Zuhause ankommen? Ich verlor allmählich meine Kraft. Immer mehr zwang ich mich dazu nicht aufzuhören. Ich durfte nicht aufgeben, bevor ich nicht bei meinem Häuschen war. Endlich kam der Spielplatz in Sicht. »Bald geschafft, bald geschafft!«, schoss es mir immer wieder durch den Kopf. Eilig trat ich noch kräftiger in die Pedale. Als ich meinen Unterschlupf am Ende des Pfades fast erreicht hatte, wäre ich beinahe samt Rad zur Seite gekippt. Gerade rechtzeitig hatte ich mein Gleichgewicht zurückerlangt und landete auf beiden Füßen. Erschöpft schob ich mein Fortbewegungsmittel vor mir her und stützte mich drauf. Direkt vor der Tür, verlor ich den Boden unter den Füßen, spürte nicht einmal mehr den harten Aufprall, da war bereits alles schwarz geworden.
 

„Kate? Kate, hörst du mich?“ Da war eine Stimme. Woher kannte sie meinen Namen? War ich tot? Ich schaffte es nicht die Augen zu öffnen. Alles an mir kam mir schwer und leblos vor. Ich spürte nicht einmal meinen Herzschlag. Da war nichts außer gähnende Leere in meinem Körper. „Kate?“ Eine zweite Stimme. Wieso waren sie so weit entfernt und verklangen mit mehrfachem Echo? Wo war ich? „Kate, bitte sag was.“ Wer waren sie? Ich erkannte sie nicht. Weshalb klangen diese Stimmen so verzweifelt und flehten? Ich brachte keinen Ton über meine Lippen. Ich besaß keinerlei Energie mehr in meinem Körper. Was war passiert? „Wir können nichts tun.“ Das war die zweite Stimme. „Was heißt hier „wir“?! DU hättest was tun können! Doch dein Stolz war dir mal wieder wichtiger!“ Weshalb war die erste so wütend auf die zweite? „Na, hat's dir die Sprache verschlagen? Na, los! Rede schon! Ich kann den ganzen Tag so weiter machen! Basiert denn alles, was du mir erzählt hast auf einer großen Lüge? Mach endlich den Mund auf und rede!“ Ein harter Schlag ertönte und eine von den zwei Stimmen krachte zu Boden. „Ich bin furchtbar enttäuscht von dir! Du hast nicht mal zugehört! Du hast nichts gesagt! Bist du jetzt zufrieden mit dir selbst?! Wieso bist du überhaupt hergekommen, wenn du sowieso nur wieder mit Stille glänzen kannst?! Geh raus vor die Tür, sonst mache ich noch Dinge auf die ich nicht stolz bin.“ „Bitte ...“ „HINAUS!!“ Zornig grollte die erste Stimme die zweite an. Es waren Schritte zu hören, dann war die zweite anscheinend vor die Tür verschwunden. Unruhig rannte die erste im Kreis. Wer waren sie? Wieso erkannte ich sie nicht?
 

Vorsichtig bewegte ich meine Finger der linken Hand. Schmerzen durchzuckten meinen ganzen Arm. Langsam blinzelte ich. Selbst meine Augenlider fühlten sich furchtbar schwer an. Immer wieder fielen sie zu. Ich spürte eine drückende Schwere in meinem Körper, sodass ich mich nicht mal rühren konnte. Zaghaft huschten meine giftgrünen Augen durch die Gegend. Nach und nach erkannte ich meine Umgebung. Ich war Zuhause, in meinem Wohnzimmer. Wahrscheinlich lag ich auf dem Sofa. Mir kam alles so unwirklich vor. Wie war ich hierhergekommen? Ich konnte mich nicht erinnern. Da erkannte ich den Schemen einer Gestalt. Sie sah abgehetzt und traurig aus. Eine kleine Spur an Zorn lag in ihrer Körperhaltung. Ein paar Mal blinzelte ich, ehe ich mir sicher war. „Ruffy?“ Meine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so schwach gefühlt, wie in diesem Moment. Ich bezweifelte, dass er mich überhaupt gehört hatte. Dennoch wandte er sich zu mir um. Eine Welle der Erleichterung strömte durch den Körper des jungen Mannes, als er eiligen Schrittes auf mich zukam, sich neben meinem Kopf zu Boden fallen ließ und mir sanft durch die Haare strich. „Ein Glück, du bist endlich wach. Ich hab mir wahnsinnige Sorgen um dich gemacht.“ „Ehrlich?“ „Ja, ganz ehrlich. Ich bin so schnell gefahren, wie ich nur konnte. Mein Instinkt hat mich auch dieses Mal nicht im Stich gelassen.“ „Du … bist hinter mir her?“ „Ja, ich lasse dich doch nicht allein. Ich weiß, wie das ist. Wie fühlst du dich?“ „Irgendwie … leblos. Schwach.“ „Kann ich verstehen. Deine Wunde an deinem Oberschenkel ist aufgeplatzt. Du hast sehr viel Blut verloren. Ich bringe dir eine Suppe. Ich bin gleich wieder da. Schön liegen bleiben, Schwesterchen.“ Liebevoll lächelte Ruffy mir zu, stand auf, küsste mich zärtlich auf die Stirn und verschwand. Nur wenige Sekunden später war er wieder an meiner Seite und setzte sich zu mir auf die Bank. In seinen Händen hielt er eine Schüssel. Immer wieder fütterte er mich mit der Suppe. Ich wehrte mich nicht, was ich ohnehin nicht geschafft hätte. Dafür war ich viel zu schwach. Außerdem wollte ich es nicht. Nachdem die Schüssel leer war, brachte Ruffy sie zurück in die Küche. Danach war er sofort wieder bei mir. Sanft streichelte er mir durch die Haare und kraulte mich am Kopf. Normal hätte ich mich dadurch wohl gefühlt. Aber ich spürte es nicht. „Ruffy, was ist passiert … seit ich weg bin?“ „Ich bin dir hinterhergefahren. Als ich hier ankam, warst du bewusstlos unter deinem Rad begraben. Ich hab dich in dein Haus getragen und auf die Bank gelegt. Er ist kurze Zeit später aufgekreuzt und hat deine Wunde erneut zugenäht. Du hast immer wieder geredet. Ein und denselben Satz wiederholt. Da haben wir dich dann angesprochen, in der Hoffnung du könntest einen von uns hören. Ich hab ihn hinaus geschickt. Den Anblick wollte ich dir sparen.“ „Ich hab euch gehört, konnte aber nicht genau erkennen, wer ihr seid. Ich weiß, was du zu ihm gesagt hast. Was für einen Satz hab ich denn wiederholt?“ „Ich liebe dich. Das war alles, was du gesagt hast. Bist du müde?“ „Ja.“ „Schlafe ruhig. Ich bleibe bei dir. Ich werde nicht von deiner Seite weichen. Du hast mein Wort. Ich beschütze dich, Schwesterchen.“ „Danke, Ruffy. Du bist ein toller Bruder. Ich hab dich lieb.“ „Ich dich auch. Schlafe schön.“ Ich spürte noch, wie der junge Mann mir einen Kuss auf die Stirn gab, ehe ich einschlief.
 

Als ich erneut die Augen öffnete, fühlte ich mich schon wesentlich besser. Ruffy saß nach wie vor an meiner Seite. Er wirkte äußerst konzentriert und nachdenklich. Sein Blick war starr aus dem Fenster gerichtet. Draußen war es noch sehr hell, obgleich viele Wolken den Himmel verdeckten. Anscheinend hatte ich nicht sehr lange geschlafen. Doch so genau konnte ich das auch nicht sagen. „Hey“, begrüßte ich den Schwarzhaarigen leise. Sofort wandte er mir den Kopf zu und lächelte. „Hey, geht’s dir schon besser?“ „Ja, bist du wirklich die ganze Zeit über nur hier gesessen?“ Kurz nickte er zur Bestätigung. „Ich hab es dir doch versprochen. Außerdem werde ich dich nicht allein lassen, wenn du mich brauchst. Und auch sonst nicht. Ich verlasse dich nicht, Schwesterchen. Wann hast du eigentlich Geburtstag?“ „Am 4. April. Ich bin im Sternzeichen Widder. Was ist mit dir?“ „Ich werde am 5. Mai 20. Mein Sternzeichen ist Stier.“ „Ruffy, kann ich dich was fragen, ohne das du mir ausweichst und mich schonst?“ Die Augenbrauen des Angesprochenen senkten sich. Ihm würde es nicht besonders gefallen, auf so was zu antworten. „Frag nur, ich werde dir die Wahrheit sagen.“ „Worüber hast du vorhin so intensiv nachgedacht?“ „Ich hab versucht eine Antwort zu finden, mit der ich etwas anfangen kann. Nämlich, wie das, was mein Bruder mir erzählt hat und seine Reaktion, zusammenhängen sollen. Das passt irgendwie nicht zusammen. Manchmal frage ich mich, ob ich ihn wirklich kenne. Wir sind zwar zusammen aufgewachsen und Halbbrüder, aber mit seinem Verhalten kann ich nichts anfangen. Ich weiß ehrlich nicht, was er vorhat oder was in seinem Kopf vor sich geht. Nachdem was ich weiß, verstehe ich nicht, wieso er so reagiert hat. Außerdem hat es mich sehr gewundert, wie er so schnell hier sein konnte.“ „Ruffy, holst du ihn bitte her.“ Überrascht riss der 19-Jährige die Augen auf. „Bist du dir sicher? Ich will nicht, dass ...“ „Bitte, Bro. Bitte.“ Ein kurzes, angedeutetes Lächeln ging über seine Lippen, ehe er nickte und aufstand. Bei der Tür seufzte er und öffnete sie. „Komm rein“, gab Ruffy knapp von sich, ließ den anderen eintreten, um selbst hinauszugehen und hinter sich den Eingang zu verschließen.
 

Unsicher schritt er durch den Raum. Leicht verzog er den Mund und schluckte schwer. Bedächtig kam er um die Couch herum und blieb vor mir stehen. Mit einem Blick deutete ich ihm, sich zu setzen, was er auch tat. Immer wieder glitten die nachtschwarzen Augen des Sommersprossigen zu mir, um sich im nächsten Moment wieder abzuwenden. Anscheinend war ihm die ganze Situation unangenehm. Kurz hustete er. „Wie bist du hierhergekommen?“, begann ich ruhig. „Ich bin … meinem Herzen gefolgt. Es hat mich hierher geführt. Als ich das Blut gesehen hab, war es für mich unerträglich nicht zu wissen, was genau passiert war. Ich bin hergelaufen.“ „Wieso hast du nichts gesagt?“ „Ich weiß es nicht. Ich war … zutiefst gekränkt darüber, als du sagtest, dass es besser wäre, wenn Ruffy und ich nicht mit dir befreundet wären, da wir ansonsten nicht in Schwierigkeiten wären. Es könnte sein, dass ich es nicht hören wollte, was du mir mitteilen wolltest. Ich hab gedacht, ich … ich muss sterben, als ich das hörte. Ich hab alles angezweifelt, was du am Vortag noch zu mir gesagt hast. Ich dachte, es war alles eine Lüge. Ich wusste nicht mehr, was die Wahrheit war.“ Tiefste Trauer und Verzweiflung beherrschten seine tiefe Bariton-Stimme. „Ich hab dir mein Herz geöffnet und du hast nichts gesagt. Du hast kein einziges Wort von dir gegeben. Du warst still und hast mich nicht einmal richtig angesehen. Nur so hättest du erkannt, dass ich alles ehrlich gemeint hab. Ich würde niemals lügen. Vor allem würde ich dich und Ruffy niemals belügen. Ich hab dir erklärt, wie ich es gemeint hab. Ich hab von meinen Gefühlen geredet. Doch du hast nicht ein einziges Mal zugehört. Du hast durch mich hindurch gesehen.“ Resigniert verbarg ich mein Gesicht an der Rückenlehne. Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Ich ertrug es nicht mehr. „Kate, es tut mir leid“, flehte Ace. „Das kannst du dir getrost sparen!“ „Kate, bitte, sieh mich an.“ „Fass mich nicht an!“, knurrte ich bedrohlich. Dennoch spürte ich, wie Ace seine Arme um meinen Körper schlang. Innerhalb einem Bruchteil einer Sekunde hatte ich ihm mein rechtes Bein in den Magen gerammt und mit aller Kraft, die ich zur Zeit aufbringen konnte, von mir gestoßen. Überrascht wie ihm geschah, schlug es ihn rücklings zu Boden. „Lass mich in Ruhe“, forderte ich mit Nachdruck in der Stimme. Tränen rannen aus meinen Augen, doch das blieb dem Sommersprossigen verborgen. Ich versuchte angestrengt meine Haltung zu bewahren, dass er nichts mitbekam. Ace blickte zutiefst erschüttert zu mir, ehe er fest die Augen zusammenkniff und den Kopf hängen ließ.
 

Plötzlich knallte die Tür auf und Ruffy stürmte herein. „Hey, wir kriegen Besuch!“, teilte er uns aufgebracht mit. „WAS?!“, riefen sein Bruder und ich im Chor, ohne es zu bemerken. Augenblicklich sprang ich über die Couch auf die Beine. Nicht ein einziges Mal verzog ich die Miene. Wer auch immer kommen würde, ich wäre bereit. „Wer ist es?“, schoss es aus mir feindselig heraus. „Ein blondes Mädchen mit zwei Kumpaninnen und ein paar Typen.“ „Brittany“, knurrte ich angriffslustig.
 

~(My life has changed but fuck the fame, I'll stay the same

You can't complain when you can pay the bills and do your thing

Appreciate, don't player hate, congratulate

I miss the pain and the torment that you put me through

(I'll get inside you)

So what's to fear when everything is crystal clear

You realize that you should do the things you wanna do

Don't give in to what people say, don't be ashamed

To separate the feelings on your mind you can't sedate

(The way you like it))~
 

Bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, war Ace an mir und Ruffy vorbeigegangen und schritt hinaus zu den ungebetenen Gästen. „Was wollt ihr?“, donnerte er beherrscht los. Seine nachtschwarzen Augen waren zu Schlitzen verengt und blitzten tödlich auf. Ein tiefes, einschüchterndes Grollen drang aus seiner Kehle. „Wir haben mit Beasty zu reden“, erwiderte die blonde Anführerin wenig beeindruckt. Ihr Gefolge ging sofort in Angriffsstellung über. Aufmerksam huschten Ace' Augen über die Anwesenden. Er war ebenfalls bereit. „Nur über meine Leiche“, grollte der Sommersprossige feindselig. „Geh zur Seite, oder du wirst es erst recht bitter bereuen.“ Dem Hutträger war bewusst, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. „Wenn ich mit dir komme, ohne mich zu wehren, versprichst du dann Kate und meinem Bruder nichts zu tun, deine ganzen Leute wieder mitzunehmen und nie wieder auch nur einen Fuß hierher zu setzen, geschweige denn all deine Verbündeten?“ Brittany ließ sich die Worte des 21-Jährigen durch den Kopf gehen. Als eben dieser seine Kampfhaltung aufgab und sie mit unbewegter Miene ansah, kam ein abfälliges, diabolisches Grinsen in ihr Gesicht. „Ich verspreche es, wenn du ab sofort mein fester Freund bist“, gab die Blonde heimtückisch von sich. „Wenn ich einwillige, versprichst du, dass weder Kate, noch meinem Bruder was zustößt, ihr alle sie weiterhin in Ruhe lässt und nie wieder hierherkommt?“ „Du hast mein Wort.“ „Abgemacht“, willigte Ace ein und wandte sich ein letztes Mal zu Ruffy um. Diesem warf er einen resignierten Blick zu und formte mit den Lippen ein „Tut mir leid“. Danach drehte er sich zu Brittany und ihrem Gefolge und verschwand mit ihnen, ohne ein weiteres Wort.
 

~(Sometimes I only remember the days when I was young

Nowadays no one remembers when they were young and stupid

(The way you like it)

Come on baby help me, someone to confide in

(I'll get inside you)

Now you're beggin' me to stay

I'll get inside you

Now you're beggin' me to stay)~
 

Geschockt wechselten Ruffy und ich mehrere Ausdrücke. Wir konnten es beide nicht fassen, was eben geschehen war. „Er hat sich für uns geopfert“, brachte der Schwarzhaarige zustande. „Wieso hat er das getan?“, kam es geschockt aus meinem Mund. „Weil er uns liebt und nicht wollte, dass uns etwas geschieht“, erklärte der Gefragte ruhig. „Was? Er …? Wieso sagst du mir das?“ „Weil du es wissen solltest, sobald die Situation aus dem Ruder läuft und er nichts mehr tun kann. Dieser Zeitpunkt ist gerade gekommen.“ Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und weinte bittere Tränen. Behutsam nahm Ruffy mich in die Arme, drückte mich an sich und strich mir beruhigend über den Rücken. Betroffen starrte er hinaus. Die Wolken zogen sich immer mehr zusammen und Regen setzte ein. Immer mehr klammerte ich mich an meinen sogenannten Bruder. Er würde mich nicht loslassen, geschweige denn allein lassen. Der Strohhutjunge schwor auf Rache. Er würde kämpfen und mich und seinen Bruder aus den Fängen der Machthungrigen befreien. Das schwor er sich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-04-23T13:17:44+00:00 23.04.2012 15:17
Hey :D

Echt gutes kapi, mal sehen wie es weiter geht :D
Ich zähl schon die kapis bis law auftaucht *_*
Glg Melli


Zurück