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Lost Memory

von

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Kapitel 30
 

Ein Schuss ertönte, ich schlug einen Haken und sprang in die nächst beste Seitengasse, die Person, die ich an der Hand gefasst hatte, wurde herumgerissen.
 

„Beeil dich! Sei leise!“, zischte ich und zog sie zu mir hinter den Mülltonnen. Wir versuchten uns so klein wie möglich zu machen und des pressten die eigenen Hände auf den Mund des anderen, um dessen angestrengtes Schnaufen und Keuchen zu ersticken.
 

Unsere Verfolger waren nah, viel zu nah und hatten unser Blut geleckt.
 

Die Lippen der Frau neben mir bebte und nur schwer unterdrückte sie ihr verzweifeltes Schluchzen.
 

„Hier sind sie eingebogen.“
 

„Wenn ich dieses Arschloch erwische, mach ich ihn fertig“, knurrte einer von ihnen und fuchtelte mit seiner Taschenlampe die Sackgasse ab.
 

Ich betete still, dass sie uns hier nicht fanden und rutschte noch ein Stück tiefer und von den Tonnen weg.
 

Doch der Lichtstrahl streifte mich schon, auch wenn nur kurz.
 

Ein schriller Schrei.
 

Ich sprang auf, stieß die Tonnen um und verpasste einen der Männer einen Kinnhaken.
 

„Los! Los! LOS!“, schrie ich panisch, versuchte die Tritte und Schläge so gut wie möglich abzuwehren.
 

Weitere Schüsse lösten sich, ich zuckte zusammen.
 

Die Männer verdrehten mir meine Arme und zwangen mich auf die Knie.
 

Dann bemerkte ich, wie es still wurde.
 

Kein einziger Ton, kein Laut, keine Stimme, ich hörte rein gar nichts mehr.
 

Die Frau, der ich versucht hatte zu helfen, lag schlaf zwischen den Mülltonnen, tot durchlöchert und mit dunklem blutüberströmt.
 

„Na na, halt still jetzt, Freundchen“, befahl mir eine dumpfe Stimme ganz weit weg, ich registrierte sie gar nicht.
 

Meine Arme wurden auf den Rücken zurückgerissen, ich nahm es nicht wahr.
 

Ich starrte einfach nur auf den toten Körper, direkt in ihr Gesicht.
 

Der Mund leicht geöffnet, die Augen weit aufgerissen und ihr letzter, starrer Blick bohrte sich durch mich hindurch….


 

Ich schreckte aus dem Schlaf hoch und saß kerzengerade im Bett.
 

Ich braucht ein paar Sekunden um mich zu orientieren…
 

Ich war in meiner Wohnung, lag in meinem Bett, schweißgebadet aber in Sicherheit wissend, Hankyung schlief friedlich in seinem neben mir.
 

Sorgfältig schlug ich die Bettdecke von meinen Beinen runter und ging ins Badezimmer.
 

Ich machte gar keine großen Anstalten mich zu bemühen, leise zu sein, kickte einfach mit meinem Fuß den benötigten Weg frei.
 

„Hyung?“, natürlich hatte ich das Dornröschen dabei geweckt, war aber auch nicht anders zu erwarten.
 

Ich ignorierte ihn, setzte meinen Weg zum Badezimmer ungehindert fort und übergab mich mal schön brav in die Toilette.
 

Das ganze halbverdaute Abendessen, alles raus damit. Ha, wer brauchte das auch schon? Ich nicht.
 

Zwischendurch schnappte ich verzweifelt nach Luft, bevor der nächste Schwall über mich…oder eher aus mir raus kam.
 

Einfach nichts durfte zurückbleiben.
 

„Hyung?!“
 

„Moment“, ich spuckte zum Abschluss noch in die Kloschüssel, bevor ich den Deckel zuklappte, hinunterspülte und meine Stirn erschöpft auf ihn legte.
 

Oh Mann, das war gerade eine Tortur der Superlative…
 

„Heechul-Hyung, lebst du noch? Alles okay? Brauchst du einen Arzt??“
 

„Ne, jetzt nich mehr. Hat sich alles selbstständig gemacht. Mir geht’s gut, hab nur schlecht geträumt“, antwortete ich ihm und genoss es, wie er mir sanft über den Rücken strich.
 

„Wegen nem Albtraum gehst du kotzen?“ O.ô
 

„Ja lass mich, ich bin eben anders.“ -.-
 

„Ich glaub, wir schauen morgen mal bei der Polizei vorbei, hm?“
 

Ich sah ihn wenig begeistert an, nickte dann aber doch.
 

Wenn ich meine verstanden zu haben, was Hankyung mir gerade versuchte weiß zu machen, dann war es wirklich notwendig, dass ich denen erzähle, was passiert ist…
 

Ich brauch jemanden, der mein Grab aushebt o.o
 

Die restliche Nacht – knappe vier Stunden, war doch ein Klacks! – verbrachten Hankyung und ich am Küchentisch sitzend und verschlangen eine ganze Packung Kaffee.
 

Warum Hankyung auch: natürlich konnte mein lieber Freund nicht schlafen, wenn ich nicht schlafen konnte. Und schon gar nicht nach dem, was vorhin gewesen war.
 

War ja nicht so, dass ich Angst hatte nochmal das oder ähnliches zu träumen, aber der Begriff ‚Schlaf‘ und die Kombination mit ‚träumen‘ beunruhigte mich dann schon doch.
 

Wer verübelte es mir?
 

Normalerweise vergaß ich meine Träume ja, sobald ich aus dem Bett stieg, aber an den letzten konnte ich mich - leider – sogar bis ins letzte Detail erinnern.
 

Nur nicht an die Gesichter dieser Männer.
 

Die Statur, die Kleidung, der griff ihrer Hände, die Stimmen, selbst das Rasierwasser – nur nicht an ihre verdammten Fratzen.
 

„Genau das wird die Polizei aber wissen wollen“, meinte Hankyung und stellte mir eine neue Tasse Kaffee vor.
 

Meine Beine zitterten zwar schon von dem vielen Koffein aber das Zeug sauft sich so gut…
 

„Ich würde das auch gerne wissen, glaub mir. Wenn ich denen zufällig auf der Straße begegnen sollte, will ich einen großen Bogen um ihnen herum und keine Fanfotos mit ihnen machen!“
 

Plötzlich prustete Hankyung los: „Sorry, ich stell mir das gerade vor…“
 

Nun zogen sich auch meine Mundwinkel ungut nach oben und ich bekam einen Krampf in den Wangen: „Das war nicht witzig gemeint!“
 

„Ich weiß, tut mir leid.“
 

„Schaffen wir es heute überhaupt zur Polizei? Ich glaub, unser Terminkalender ist ziemlich voll…“
 

„Für sowas muss Zeit sein.“
 

So einfach war es dann aber doch nicht.
 

Der Vertretungschef von SME war gar nicht erfreut von unserer Bitte – schon gar nicht, weil es schon wieder um mich ging…
 

Okay, ich habe seiner Meinung nach untertrieben: es ging IMMER um mich.
 

„Ihr seid mir zu viel mit der Polizei verwickelt. Das wird auffällig und der Öffentlichkeit auch nicht mehr lange verheimlicht bleiben. Wie stellt ihr euch das in Zukunft vor?“, hatte er uns gefragt und – nennt mich eingebildet – starrte mich mit diesem…hochnäsigen und verachteten Blick an.
 

Ein ‚Ich bin besser als du!‘-Blick.
 

Könnt ihr euch vorstellen, wie ich diesen Blick eigentlich hasse? – Aber ich konnte meinem Chef jetzt unmöglich eine typische Heechul-Variety-Show-Konter-Weisheit entgegenschmettern.
 

Ich möchte schon noch länger mein Dasein genießen, ihr versteht?
 

Whatever.
 

Am frühen Nachmittag fand ich mich im Polizei-Präsidium wieder und berichtete von meinem ‚Traum‘.
 

Natürlich waren sofort alle Feuer und Flamme und binnen kurzer Zeit war der Teufel los.
 

Im ganzen Haus ging es ab wie Schmitz‘ Katze – legte sich aber ziemlich schnell als ich von dem Mord dieser jungen Frau berichtete.
 

„Können Sie sich noch an den Tatort erinnern?“
 

Ich bestätigte mit einem knappen Nicken und ignorierte meinen inneren Schweißausbruch.
 

Dieser Mord – wir gingen einfach mal davon aus, dass dieser Traum ein Teil meiner verlorenen Erinnerung war – lag Wochen zurück…
 

Keine halbe Stunde später führte ich die kleine Mordkommissionstruppe an den Rand der Stadt.
 

„Wir wurden ziemlich weit aus der Stadt herausgetrieben“, erzählte ich und versuchte währenddessen, mich klarer an das Geschehene zu erinnern, „Ich hab gesehen, wie sie in Schwierigkeiten steckte und hab ihr dann geholfen, weil sonst keiner in der Nähe war.“
 

„Sie kannten diese Frau?“
 

„Nö. Aber sie war jung und hübsch und….Naja, ich hab einen sehr gut ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und KANN bei sowas nicht einfach weitergehen“, versuchte ich mein – abermals – kopfloses Handeln zu entschuldigen.
 

„Sollten Sie denn nicht als Idol besonders vorsichtig dann sein, wenn Sie Gefahr sehen?“
 

Ich seufzte angestrengt und bog um die Ecke.
 

Klar, er hatte Recht aber welcher Mensch hätte in meiner Situation schon an versuchten Mord oder an eventuell versteckte Waffen in den Jacken gedacht?
 

Ich wollte ihr doch nur helfen…
 

Abrupt blieb ich stehen und drehte mich auf den Absatz um.
 

„Sind wir falsch, Heechul-sshi?“
 

„Ne, Mülltonnen auf zwölf Uhr.“
 

„Hm?“
 

Die Bilder schossen nur so wieder in meinem Kopf, mich würgte es und ich schlug mir meine Hände vor den Mund um es zu unterdrücken.
 

Im Augenwinkel sah ich, wie einer der Polizisten sich zu den Mülltonnen hinkniete und aufgeregt winkte, damit die anderen das Gebiet absperrten.
 

Volltreffer, würde ich mal sagen.
 

Der zuständige Kommissar klopfte mir stärkend auf die Schulter: „Alles weitere können Sie uns überlassen.“
 

„Liebend gerne…“
 

Kapitel 30-Ende



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