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Das Rick’s war eine gemütliche Bar, die durch sanft gedämpftes Licht und vielen Ecken und Nischen eine intime Atmosphäre schaffte. Sie war im Stil der 80er gehalten, besaß einen schwarz-weiß karierten Boden, rote, mit Leder überzogene Stühle und Bänke, einen hölzernen Tresen und mehrere schwarz-weiße Bilder, die sich von der ebenfalls in Rot gehaltenen Wand abhebten. Die Mitarbeiter waren auch in schwarz-weiß gekleidet, die Männer meist mit schwarzer Hose und weißem Hemd, die Frauen mit schwarzem Rock und weißer Bluse.
 

Als Minho eintrat, sah er sich einen Augenblick um. Für diese Uhrzeit war es nicht gerade voll, es gab noch einige leere Tische, was wohl daran lag, dass die Bar etwas abseits der üblichen Bars und Clubs lag, die alle in der Innenstadt angesiedelt waren. Der Schwarzhaarige war darüber jedoch froh, er hasste es, wenn die Räume zu vollgestopft mit Menschen waren. Außerdem erschwerte das seine Arbeit meist, da es nicht einfach war, bei einem hohen Geräuschpegel irgendwelchen Gesprächen zu lauschen.
 

Er setzte sich an einen Tisch in einer der vielen Ecken, von welchem aus er die Tür gut im Blick hatte. Er sah sich um und war froh, dass er sich für eine einfache schwarze Hose, ein weißes Shirt und einen schwarzen Blazer entschieden hatte. So würde er nicht weiter auffallen und in den Augen der Anderen nur ein weiterer Gast sein. Taemin hatte er noch nicht entdeckt aber er hoffte, dass der Junge heute noch auftauchen würde, Minho musste einfach warten. In der Zwischenzeit bestellte er sich einen Cocktail, an dem er kurz nippte. Dabei beobachtete er weiterhin jeden, der durch die Tür eintrat.
 

Es dauerte etwa eine halbe Stunde, ehe die Eingangstür erneut aufging, dieses Mal aber ein etwas schmächtiger, blasser, blonder Junge gefolgt von Taemin die Bar betrat. Minho setzte sich bei diesem Anblick aufrecht hin, hielt den Kopf jedoch so, dass man sein Gesicht nicht richtig erkennen konnte, für den Fall, dass der Braunhaarige in seine Richtung sah. Tatsächlich führte der Blonde den Anderen an einen der Tische unmittelbar in Minhos Nähe, was den Größeren jedoch freute. Wären sie an einen anderen Tisch gegangen, wäre es ihm schwer gefallen das Gespräch zu belauschen und er hätte sich in ihre Nähe umsetzen müssen, was ein wenig auffällig gewesen wäre. Sie setzten sich so, dass Taemin mit dem Rücken zu dem Scharfschützen saß, der Unbekannte ihm gegenüber. Die beiden hatten leicht feuchte Haare, anscheinend schien es draußen zu nieseln. Minho beugte sich ein wenig über seinen Tisch, um der Unterhaltung der Jungen besser lauschen zu können. Gerade schienen sie über einen Film zu reden, den sie wohl vor kurzem zusammen im Kino gesehen hatten. Ihm fiel auf, dass Taemin das meiste Reden übernahm, während der Blonde ihm lächelnd zuhörte. Fast wie eine Mutter ihrem Sohn.
 

„…und dann kam plötzlich die Polizei, gerade noch rechtzeitig, um den Bösen davor abzuhalten, ihn zu erschießen. Es war so aufregend! Ich glaube, das war der beste Film, den ich seit Langem gesehen habe!“ Der Sohn des Mafiabosses war völlig aus dem Häuschen und schwärmte weiterhin über den Film. Nachdem sie jeweils ein Getränk bestellt hatten, ergriff nun der Andere das Wort.
 

„Und jetzt erzähl mir nochmal von dem Typen, den du neulich getroffen hast“, forderte er auf.
 

Minho sah, wie Taemin seine Schultern straffte. Er selbst war nun aber ebenfalls neugierig geworden. Einen Typen? Etwa einen Klienten ihrer Organisation? Wusste der Blonde Bescheid? War er ein Mitglied der Bande oder vielleicht doch nur ein einfacher Freund seines Ziels?
 

„Ich habe es dir doch schon gesagt. Er war echt nett, wir haben uns super verstanden und es hat Spaß gemacht, die Zeit mit ihm zu verbringen. Auch wenn ich danach zu spät zu meinem Treffen kam. Dad war nicht gerade begeistert, davon zu hören. Ihm habe ich aber nur gesagt, dass eine Straßenbahn ausgefallen ist und ich daher laufen musste. Er hat es mir zum Glück abgekauft“, seufzte der Braunhaarige und stützte sein Kinn auf eine seiner Hände.
 

Minho war erstaunt, dass sie über ihn sprachen. Es schien also doch bloßer Zufall gewesen sein, dass sie sich getroffen hatten und nicht irgendein arrangiertes Treffen, da die Mafia wusste wer er war.
 

„Und hast du – wie war doch gleich nochmal sein Name? Hast du ihn seitdem wieder getroffen?“ Die Neugierde in den Augen des Unbekannten war nicht zu übersehen.
 

Wieder seufzte Taemin. „Nein. Leider nicht. Wäre ja auch zu viel des Zufalls, ihn hier noch einmal zu treffen. Lass uns das Thema wechseln Key. Erzähl mir lieber von deinem neuen Freund.“ Man konnte hören, dass er grinste.
 

Key – das war also der Name des Unbekannten – errötete leicht, was aufgrund seiner hellen Hautfarbe deutlich sichtbar war. „Naja… also ich habe ihn ja vor zwei Monaten hier im Rick’s kennen gelernt. Irgendwie ist er mir sofort ins Auge gesprungen. Ich weiß nicht wegen was. Vielleicht wegen seiner echt coolen Frisur. Oder aber eventuell auch wegen seinem für mich anziehenden Welpenblick. Jedenfalls hat er sich – als er mich bemerkt hatte – sofort zu mir gesetzt. Ich war natürlich schon etwas irritiert, dass er so zielstrebig auf mich zugegangen ist. Aber nachdem wir uns lange unterhalten hatten, habe ich gemerkt, dass er ganz anders ist, als ich ihn auf den ersten Blick eingeschätzt habe. Danach haben wir uns öfter getroffen und ja.. seit Freitag sind wir eben zusammen.“ Key senkte den Blick auf die Tischplatte, konnte sich ein sanftes Lächeln jedoch nicht verkneifen.
 

Das restliche Gespräch der Beiden drehte sich nur noch um diesen einen Kerl – Kim Jonghyun. Minho hatte gehofft, etwas über die Mafia oder auch nur irgendeinen kleinen Hinweis zu erfahren. Doch heute hatte er wohl kein Glück. Er leerte sein Getränk gerade, als Key sich von seinem Platz erhob, von Taemin verabschiedete und schon einmal ging. Der Braunhaarige nahm sich Zeit, seinen Cocktail langsam zu Ende zu trinken, ehe er ebenfalls bezahlte und aufstand, um nun auch zu gehen. Schnell legte Minho das Geld für seinen Cocktail auf den Tisch und folgte ihm mit einigem Abstand aus der Bar hinaus, wartete jedoch, bis der Jüngere um die Ecke gebogen war, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. Jemanden zu verfolgen war nicht so einfach, wie es in den Filmen immer aussah. Meist merkten die Menschen, dass sie beobachtet wurden, fühlten sich unwohl, warfen öfter einen Blick über die Schulter oder beschleunigten ihre Schritte, ehe sie an irgend einen, für sie sicheren Ort, flüchteten. Minho war schon ein ziemlicher Profi was Beschattungen anbelangte und hatte sich daher seine eigene Taktik zurecht gelegt. Er klebte nicht immer an seinen Zielobjekten, sondern ließ ihnen auch Vorsprung, um sie in Sicherheit zu wiegen. Wie ein Adler schwebte er jedoch weiterhin über ihnen, immer bereit, immer die Beute im Auge.
 

Nun bog auch er um die Ecke in die schmale Gasse, durch die Taemin vor ihm gegangen war. Der Jüngere war nicht zu sehen, jedoch war das nicht weiter tragisch. Der Schwarzhaarige war gut darin, Leute aufzuspüren und als er das Ende der Gasse erreicht hatte, sah er, wie der braune Wuschelkopf gerade in die nächste Seitengasse lief. Wieder blieb er stehen um dem Jungen einen Vorsprung einzuräumen. Mit einer Hand fuhr er sich über sein Gesicht. Das hier war komisch. Anders, als alle vorherigen Aufträge. Es fühlte sich so falsch an, Taemin zu verfolgen. Taemin – den aufgeweckten Jungen mit dem hellen Lachen und den schönen braunen Augen. Derjenige, mit dem er von Anfang an auf gleicher Wellenlänge gewesen war und mit dem er – wenn auch nur kurz – viel Spaß gehabt hatte. Taemin. Lee Taemin. Der Sohn des Mafia-Bosses Lee Chang Jun. Derjenige, der bald der nächste Kopf der Mafia sein würde. Der kleine, zierliche Taemin als Kopf einer skrupellosen, organisierten Verbrecherbande. Er schüttelte den Kopf, um diese verdammten Gedanken aus seinem Kopf zu bekommen. Was zur Hölle war los mit ihm? Es hatte ihn zuvor noch nie gestört, wer sein Opfer war und was er tat. Also warum ausgerechnet bei diesem hier – einem der gefährlichsten Menschen? Ausgerechnet bei seinem bisher wichtigsten Auftrag? „Reiß dich zusammen!“, schallte er sich leise selbst und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um irgendwelchen Gedanken nachzuhängen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass er ziemlich viel Zeit vertrödelt hatte. Zu viel. Er musste sich beeilen, um den Jüngeren wieder einzuholen. Fast völlig lautlos sprintete er los in die Richtung, in welche er den Anderen zuletzt hatte gehen sehen. Durch den vorher gefallenen Regen war es zum Glück nicht gerade schwer, seinen Spuren zu folgen. Er musste ihn bald eingeholt haben, als er an einer Kreuzung plötzlich stutzte. Es war nicht nur Taemin, der den Weg in Richtung des alten Fabrikgebäudes eingeschlagen hatte. Es waren noch mehr Leute. Auch ihre Spuren waren frisch. Waren sie vor ihm dorthin gegangen oder nach ihm? Ungewollt beschleunigte sich sein Herzschlag. Er musste sich beeilen und den Anderen schnellstens einholen, denn er hatte ein ungutes Gefühl. Und dieses Gefühl hatte ihn bisher noch nie getäuscht. Ohne weiter darüber nachzudenken rannte er in die besagte Richtung. Schon von weitem hörte er die Stimmen, weshalb er seine Schritte verlangsamte. Gerade ertönte ein kehliges Lachen, gefolgt von gezischten Worten, doch aufgrund seiner Entfernung konnte er nichts Genaues verstehen. Langsam pirschte er sich an und warf einen vorsichtigen Blick um die Ecke, während er sich mit dem Rücken flach gegen die Hauswand presste. Was er sah, ließ etwas in seiner Brust schmerzhaft zusammen ziehen. Taemin stand mit dem Rücken zur Wand eines ziemlich eingefallenen Backsteinhauses. Vor ihm standen vier Kerle, die etwas älter als er selbst zu sein schienen, in einem Halbkreis. Gerade trat einer von ihnen – wasserstoffblondes, gebleichtes Haar, höchstwahrscheinlich der Anführer – dicht vor den Jungen, welcher sich dadurch noch fester gegen die Wand presste. Jedoch sah sein Gesicht nicht ängstlich aus, sein Blick war eher herausfordernd. Wieder erklang dieses haarsträubende Lachen aus dem Mund des Blonden.
 

„Denkst du also, ja? Dass du nichts mit der ganzen Sache zu tun hast?“ Schlagartig wich das Grinsen einer eiskalten Maske. „Du widerliches Aas! Natürlich bist du schuld daran! Dein verdammter Vater hat das gesamte Viertel aufgekauft und alle aus ihren Wohnungen geschmissen! Alle Geschäfte wurden geschlossen, Familien mussten auf der Straße leben aber Leuten wie euch ist das ja scheiß egal!“
 

„Und was soll ich bitte dazu können? Ich kann meinen Vater nicht beeinflussen! Außerdem hattet ihr lange vorher Zeit, eure Wohnungen zu verlassen. Hättet ihr es rechtzeitig getan, dann wäre euch das ganze Zeug mit dem ‚auf der Straße leben‘ erspart geblieben! Jetzt geh mir aus dem Weg“, zischte der Braunhaarige und Minho musste zugeben, dass er von seinem Mut beeindruckt war.
 

„Wie bitte? Du wagst es, so mit mir zu reden? Du verdammter Hurensohn! Dir werd ich Manieren beibringen!“ Der Anführer holte zum Schlag aus und auch die anderen drei, die bisher nur schweigend zugesehen hatten, näherten sich bedrohlich. Taemin schaffte es dem ersten Schlag auszuweichen, doch wie schon bei ihrem ersten Treffen schien er nicht ganz bei sich zu sein und taumelte zur Seite, was die Bande mit lautem Lachen zur Kenntnis nahm. Doch Minho hatte genug gesehen. Er sprintete um die Ecke und rannte direkt auf die Leute zu. Seine geballte Faust traf den Ersten direkt an die Schläfe und ließ ihn bewusstlos in die Knie gehen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Blonde auf Taemin eindrosch, was ihn zum Kochen brachte. Er schrie auf und stürzte sich auf die anderen Beiden, die sich ihm nun zugewandt hatten, doch auch sie konnte er mühelos mit gezielten Schlägen zu Boden bringen. Nicht umsonst war er der Beste im Selbstverteidigungskurs gewesen.
 

„Finger weg!“, fauchte er wütend und packte den Anführer, der als Einziger noch stand, an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. Doch ehe er auch ihm einen Faustschlag verpassen konnte, spürte er einen heftigen Schmerz in seinem Magen. Der Fremde kannte wohl auch einige Tricks, denn er hatte Minho sein Knie mit voller Wucht in den Bauch gerammt. Ein Keuchen kam aus seinem Mund, doch er zwang sich, sich wieder aufzurichten, gerade noch rechtzeitig, um dem nächsten Angriff auszuweichen.
 

„Na sieh mal eine an. Du Ratte willst dich wohl mit mir anlegen, was? Aber glaub ja nicht, dass du mich unter kriegst, nur weil du die Luschen hinter dir zu Fall gebracht hast.“ Pure Arroganz sprach aus seiner Stimme, doch der Schwarzhaarige zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Und du glaub nicht, dass du mich zu fassen bekommst, nur weil du mich einmal getroffen hast“, erwiderte er lässig und beobachtete dabei seinen Gegenüber. Der Größere war nicht gerade angetan, da er wohl gehofft hatte, ihn mit seiner Drohung in die Flucht zu schlagen. Doch Minho würde nichts der Gleichen tun. Erstens hatte er sich noch nie vor einem Kampf gedrückt und zweitens reichte schon ein kurzer Seitenblick auf Taemin aus, um ihn noch wütender zu machen, auch wenn er diese Wut gut zu verbergen wusste. Mit einem Satz sprang der Blonde auf ihn zu, doch der Scharfschütze wich dem Schlag mit Leichtigkeit aus und traf dem Anderen stattdessen mit seiner Faust in den Magen. Er krümmte sich, doch holte er mit seinem Bein aus, um den trainierten Kleineren in die Knie zu zwingen. Auch diesem Angriff wich Minho aus und trat ihm dafür mit dem Fuß in die Seite, gerade als der Kerl sich wieder aufgerichtet hatte. Der bekam jedoch das Bein zu fassen, hielt es fest und Schlug Minho gegen die Schläfe, sodass sein Kopf dröhnte. Er wankte einige Schritte rückwärts, hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle. Der Anführer schien wohl zu glauben, dass er ihn richtig erwischt hatte, denn er vernachlässigte seine Deckung. Ohne auch nur noch einen Augenblick zu zögern sprintete Minho auf ihn zu und verpasste ihn einen so kräftigen Faustschlag ins Gesicht, dass sein Kiefer knackste. Sofort lief Blut aus der Nase des Kerls, doch als geübter Kämpfer setzte Minho noch einen drauf, indem er ihm mit der Kante seiner Hand in den Nacken schlug und der Blonde dadurch endlich bewusstlos zu Boden sank. Ohne weiter auf ihn zu achten, lief er zu Taemin, der auf dem Boden saß und sich gerade etwas Blut aus seinem Mundwinkel wischte. Als der Schwarzhaarige sich über ihn beugte, sahen die braunen Augen wässrig zu ihm auf. Vergessen war die Tatsache, dass er ihn eigentlich nur verfolgen sollte und sich in die Angelegenheit nicht hätte einmischen dürfen. Er kniete sich vor ihm auf den Boden und zog ein frisches Taschentuch aus seiner Hosentasche, mit welchem er vorsichtig über die aufgeplatzte Lippe tupfte. Dabei musterte er ihn einen Augenblick lang, um erleichtert festzustellen, dass der Jüngere ansonsten wohl keine anderen Verletzungen davon getragen hatte.
 

„D-danke. Aber was machst du hier? Wie hast du mich gefunden?“ Die Stimme klang rau und Minho musste sich zusammen reißen, um den Anderen nicht einfach in den Arm zu nehmen, denn das würde er in diesem Moment am Liebste tun. Er sah so unschuldig und zerbrechlich aus.
 

„Ich war in der Gegend und hatte dich zufällig gesehen“, erwiderte er ohne mit der Wimper zu zucken. „Dann sah ich die Typen, die dich verfolgt hatten und bin ebenfalls in die Richtung gegangen. Und als ich dich an der Wand hab stehen sehen war die Situation klar.“ Er ließ das Taschentuch langsam sinken. „Bist du sonst noch irgendwo verletzt?“
 

Der Braunhaarige schüttelte den Kopf, runzelte dann jedoch die Stirn während er Minhos Stirn anstarrte. „Was ist denn?“, fragte der etwas verwirrt, doch ohne eine Antwort zu geben nahm der Jüngere ihm das Taschentuch aus der Hand und drückte es vorsichtig an seinen seitlichen Haaransatz. Der Regierungsbeamte zuckte kurz zusammen, als ihn dabei ein unerwarteter Schmerz durchfuhr. „Du hast eine kleine Platzwunde“, klärte Taemin ihn auf und tupfte dabei das Blut weg, das sich langsam einen Weg an seiner Wange entlang nach unten bahnte. Erst jetzt erinnerte er sich an den ziemlich harten Schlag des Blonden gegen seine Schläfe. Noch immer spürte er ein dumpfes Pochen im Kopf, das er bis gerade eben aber verdrängt hatte. Nur der Schmerz in seinem Bauch war allgegenwärtig.
 

Während der Junge sich weiter um seine Wunde kümmerte, ließ Minho den Blick umher wandern. Die Gegend hier wurde von den meisten Menschen gemieden. Gangs und anderes Gesindel trieben hier ihr Unwesen. Niemand wollte freiwillig in einer Streiterei landen. Er selbst versuchte auch, diesen Teil so weit wie möglich zu umgehen. Das sich Taemin allein hier hin gewagt hatte, war ihm ein Rätsel. Sein Blick kehrte wieder zu dem schmalen Menschen zurück, der immer noch damit beschäftigt war, die Platzwunde zu säubern. Sein Arm lehnte leicht an der Schulter des Schwarzhaarigen und er sah, dass der Ärmel ein Stück zurück gerutscht war. Was darunter zum Vorschein kam, waren mehrere blaue Flecken, manche größer und manche kleiner. Er musste den erschrockenen Blick des Älteren wohl bemerkt haben, dann plötzlich ließ er die Hand sinken und zog hastig seinen Ärmel wieder nach vorne. „Sind die auch von diesen Kerlen?“, fragte Minho ernst und hielt den Anderen am Arm fest, als dieser gerade aufstehen wollte.
 

„Nein- ja. Teilweise“, gab er kleinlaut von sich und wich dem forschenden Blick des Scharfschützen aus. „Was heißt hier teilweise? Einig davon sind schon richtig grün und lila. So schnell geht das nicht. Also schieß los: Wer war das?“ Nur mit Mühe konnte er die neu in ihm aufsteigende Wut unterdrücken. „Das geht dich überhaupt nichts an! Wieso sollte ich dir das erzählen? Wir kennen uns eigentlich überhaupt nicht!“ Er versuchte seinen Arm loszureißen, was ihm aber aufgrund Minhos starken Griffs misslang. Dieser erhob sich nun ebenfalls und blickt auf den Anderen hinab. „Ich mache mir aber Sorgen!“ Die ehrlichen Worte ließen den Braunhaarigen stocken und er sah ihn mit einer Mischung aus Misstrauen und Erstaunen an. Minho selbst war überrascht, dass diese Worte gerade tatsächlich seinen Mund verlassen hatten. Doch er konnte sie jetzt nicht mehr zurück nehmen und hatte dies ehrlich gesagt auch gar nicht vor.
 

„Du machst dir Sorgen.. um ich?“, fragte der Jüngere zaghaft.
 

„Ja“, war die einfache Antwort des Anderen. „Also sagst du mir jetzt, woher diese ganzen blauen Flecken kommen? Wer hat dir das angetan?“ Er versuchte in Taemins Augen zu lesen, doch der wich seinem Blick aus.
 

„Das.. werde ich dir ein andermal vielleicht erzählen. Aber ich muss jetzt gehen. Ich muss mich beeilen.“ Er ging einen Schritt zurück und sah den Schwarzhaarigen noch einmal kurz an. Ein Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen. „Danke, dass du mir geholfen hast. Und ich bin froh, dich wieder gesehen zu haben.“
 

Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Bedank dich nicht dafür. Das war selbstverständlich.“ Er überlegte einen Augenblick. „Hey, sag mal.. kann ich deine Handynummer haben? Falls du mal wieder in Schwierigkeiten steckst, kannst du mich jederzeit anrufen. Ich werde sofort zu dir kommen“, bot er an und musterte den Jungen abwartend.
 

Dessen Lächeln schien sich bei diesen Worten zu vertiefen und er nickte sofort. Sie tauschten ihre Nummern aus und Minho freute sich darüber – natürlich nur, da er so in seinem Auftrag einen Schritt weiter gekommen war.
 

Sie verabschiedeten sich voneinander und der Schwarzhaarige verzichtete darauf, dem Jungen weiterhin zu folgen. Das reichte für einen Abend außerdem hatte er jetzt ja die Möglichkeit, sich immer mit ihm zu treffen, wann es ihm passte. Er konnte ihn erreichen und das war mehr, als er sich für den Anfang des Auftrags hatte vorstellen können. Es ersparte ihm einiges an Arbeit und Überzeugungskraft. Was Taemin hier in dieser Gegend zu suchen hatte wusste er immer noch nicht, aber immerhin hatte er sich durch seine kleine Rettungsaktion ein wenig Vertrauen erschlichen.
 

Als Minho wieder zu Hause war und vor seinem Laptop saß, um mit dem Bericht für den Auftrag zu beginnen und die Ereignisse des heutigen Tages fest zu halten, entschloss er sich dazu, die Tatsache auszulassen, dass er Taemin zuvor schon einmal getroffen hatte. Sonst würde sein Chef denken, dass er voreingenommen wäre, was aber nicht der Fall war. Zwar durfte er eigentlich nicht die kleinste Kleinigkeit für sich behalten, doch er war der Ansicht, dass dieser kleine Schwindel keine Auswirkungen auf seinen Auftrag haben würde.
 

Nachdem er nun also in knappen Worten den Abend beschrieben hatte, warf er sich rücklings auf sein Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte die Decke an. Immer noch fragte er sich, weshalb der Braunhaarige diese Route gewählt und nicht einfach einen normalen Weg nach Hause gegangen war – wo auch immer sein Zuhause sein mochte. Doch er wusste, dass es nichts brachte sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen. Er musste es eben selbst rausfinden und das konnte er am besten, indem er sich so bald wie möglich mit Taemin anfreundete. Kurzerhand nahm er sein Handy und schrieb ihm eine SMS.
 

Hey,

wie wärs wenn wir morgen zusammen Mittagessen gehen?

Ich glaube das bist du deinem Retter schuldig ;)
 

Minho
 

Er hatte nicht damit gerechnet, sofort eine Antwort zu bekommen, doch diese traf schon wenige Minuten später ein.
 

Hey,

hm.. ich glaube du hast Recht.

Um 12 Uhr dort wo wir uns das erste Mal getroffen haben? :)
 

Taemin
 

Das war einfacher, als Minho gedacht hatte. Jetzt konnte er loslegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  THEdark_princess
2012-07-15T00:28:08+00:00 15.07.2012 02:28
Deine FF is super :DD
Die Idee mit Minho und Taemin is soooooowaaaaaaas von süüüüüüß *-*
Und Key is mit Junhyung zusammen, richtig? (Wenn ja, dann wunder ich mich, dass Minho nicht stutzig geworden is, als sein Name gefallen war...? O.o) Abbaa egal^^
Ich freu mich super mega doll auf das nächste Kapitel :DD
Biiitteee schreib schnell weiter :DD
Ach ja, und falls du Lust hast, schau auch mal bei meinen FF's vorbei^^ Ich weiß...Werbung is furchtbar, aber ich hab so wenig Leser T.T Ich hoffe du bist jetzt nich böse ó.ò

LG
Sayu-chan *.*


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