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Ein neuer Blickwinkel

Großvaterparadoxon
von

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In Gedanken an sie

Kapitel 36: In Gedanken an sie
 


 

„Alles kommt und geht, das was bleibt sind die Erinnerungen.“ (Autor unbekannt)
 

Kols Sicht:

Ich hatte genug Kraft, um meiner Wut angemessen Ausdruck zu verleihen.

Ich hatte die Möglichkeit Bäume auszureißen, Steine umzuwerfen, alles zu erschüttern und zu zerstören.

Wut zog sich durch jede Faser meines Körpers und ich hatte einfach nur den Wunsch alles kaputt zu machen.

Doch die Frage, die sich mir auf schlich war, was würde das alles bringen?

Wie würde es mir meine Familie zurück bringen?

Als ob es nicht schon schlimm genug war, das Henrik starb, dann auch noch Mutter und Vater verschwand.

Nein, es musste auch noch Tatia verschwinden!

Es war ihr Blut.

Ihr Blut war es das mir die Macht verlieh zu zerstören.

Ich warf einen Tisch um, schleuderte ihn durch den ganzen Raum, hinaus aus dem Fenster.

Ich wusste nicht wohin mit meiner Kraft.

Tatia war gestorben, nur damit ich das konnte?

Nur damit ich das konnte?
 

Ich schrie, ich schrie und schrie.

Ich fasste mit meinen Händen an meinen Kopf, verzweifelt sank ich mit den Knien auf den Boden.

Das war nicht fair!

Das war nicht richtig.

Ich sah ihr Lachen, ihr Lächeln.

Bilder stiegen mir in den Kopf, wie sie mich umarmte oder auf die Wange oder Stirn küsste.

Doch sie war fort, tot.

Nie wieder würde sie so etwas tun können.

Nie wieder würde sie mich betrachten auf diese wundervolle Art, wie mich sonst kein Mensch angesehen hatte.

Ich zitterte und spürte wie Tränen der Verzweiflung über meine Wangen rollten.

Ich wollte sie wieder zurückhaben, ich wollte alles geben, nur das sie wieder da war.

Wieso sah ich nur andauernd ihr Gesicht?

Wieso verfolgte sie mich so sehr?

Sollte mich nicht Mutters Geist oder möglicherweise Henriks verfolgen?

Wieso ausgerechnet sie?

Es tat so weh.

Ich hämmerte gegen diesen verdammten Boden, auf dem ich gestorben war.
 

Dann stand ich auf und packte die nötigsten Dinge in einen Seesack, um dann zu verschwinden.

Finn war auch irgendwohin abgehauen.

Erst hatte er sich Tagelang bei Ayanna in der Hütte verkrochen und jetzt war er mit Tatias Sohn verschwunden, denn anscheinend hatte sie ihn gebeten auf Gideon aufzupassen, falls ihr etwas zustoßen sollte.

Als ich hinaus ging war es Nacht, die Sterne leuchteten am Himmel und mir fiel sofort der Abendstern ins Auge.

Tatia hatte gesagt er war ein Wegweiser, also beschloss ich ihn zu folgen.

Ich wollte nicht länger hierbleiben.

Deswegen ging ich nach Norden, einfach nur weg.

Ich wollte nicht länger hierbleiben, an dem Ort, der nur von ihr zu sprechen schien.
 

Tatias Gesicht und ihre Worte verfolgten mich wie ein Fluch, der hartnäckig auf mir lastet.

Sie war zu meiner Gewissensstimme geworden, die ich versuchte abzutöten.

Doch sie wollte mich nicht loslassen.

Immer wieder suchte sie mich heim.

Die zu Grunde liegende Wahrheit war wohl einfach, dass ich sie vermisste.

So sehr.

Doch egal was ich tat, sie kam nicht zurück und ich streifte allein durch das unbekannte Land, in dem ich nur selten Leute traf.

Ich schaffte es nicht mich zu amüsieren, aber wenn ich Blut trank, dann schaffte ich es für einen kurzen Moment alles zu vergessen.

In dem Augenblick gab Tatias Stimme Ruhe und ich spürte so etwas Ähnliches wie Frieden.
 

Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch irgendwann kehrte ich zurück.

Dorthin wo der ganze Spuke begonnen hatte.

Wie als hätte es jemand geplant, kam auch Finn mit Gideon an dem Ort zurück und von meinen drei übrigen Geschwistern, die zusammengeblieben waren, erfuhr ich das mehr als drei Jahre vergangen waren.

Gideon zu sehen versetzte mich in ein Gefühl des Fallens.

Als würde ich irgendwo hinunter fallen und nichts würde mich auffangen.

Ich sah ihr Bild, wie sie ihren kleinen Sohn in den Armen gehalten hatte und ihn liebevoll betrachtet hatte.

Ein Fluch.

Ein Fluch!

Wann würde er mich nur loslassen?
 

Es war unsere letzte gemeinsame Handlung als Familie.

Wie Tatia uns erzählt hatten, sendeten wir ein Floß mit einer Kerze darauf aus, um die Seele die wir liebten ziehen zu lassen, damit sie glücklich sein konnte, aber nicht deswegen weil wir sie nicht mehr liebten oder loslassen wollten.

Sechs Kerzen, die davon segelten, sie standen für die sechs Menschen, die diese Seele geliebt hatten.

Für die sechs Menschen, die zurück geblieben waren.

Ich hatte ohne zu zögern, Blumen für sie gepflückt, Vergissmeinnicht.

Wie nur könnte ich sie je vergessen?
 

Am meisten hasste ich es Elijah und Niklaus anzusehen, wie auch Rebekah.

Denn wenn sie ruhig waren, konnte man den stillen Schmerz in ihnen sehen, doch andernfalls versuchten sie jede Erinnerung an sie zu verdrängen.

Bei Finn zu sein war aber auch nicht besser, allein schon wegen Gideon, der jede Erinnerung an sie ins kleinste Detail hervorbrachte, so versuchte Finn mit aller Gewalt jeden Moment von Tatia eisern festzuhalten.

Er erzählte Gideon von ihr, so als könnte man meinen, dass sie noch präsent war.

Immer wieder erzählte er ihr, wie sehr sie von allen am meisten geliebt hatte und das sie der beste Mensch von allen gewesen war.

Er hatte recht, sie war von allen der beste Mensch gewesen.

Nie hatte sie ein schlechtes Wort über jemanden verloren und sie war mit unendlicher Geduld, Mitgefühl und Liebe gesegnet wurden.

Auch wenn es schwer war, zog ich mit Finn und Gideon weiter, bis dieser ein junger Mann war.

Er war nicht wie Tatia, aber er lebte zumindest nach ihren Idealen.
 

Dann aber entschloss ich mich wieder zu gehen.

Ich fühlte mich so verloren, das ich nach oben schaute, den Abendstern sah und nach Norden ging.

Ich ging so weit nach Norden, das ich irgendwann wieder am Süden ankam.

Meine Reise hatte kein Ende.

Ich fand mich damit ab, was ich war und verbrachte die meiste Zeit in stiller Einsamkeit, nur mit meinem Gewissen zusammen.

Selten besuchte ich jemand aus meiner Familie, denn es zeigte mir nur das, was wir nicht mehr waren.

Wir waren nicht mehr komplett, keine Familie mehr.

Das Bindeglied war zwischen uns verloren gegangen.
 

So mehr ich mich dem Monster, das ich war, hingab, so näher fühlte ich mich mit Tatia verbunden.

Ihre Stimme verfolgte mich wie ein Mantra und ich hatte das Gefühl umso grausamer ich wurde, umso mehr blieb sie bei mir.

Es war fast so als konnte ich ihre Umarmung spüren und ihre Stimme flüsterte mir zu, das sie mich nicht aufgab.

Deswegen machte ich einfach weiter.

Sobald Blut meine Lippen berührte, fühlte ich Frieden und Geborgenheit und wenn ich auf die Suche ging, bereit etwas Grausames zu tun, so war sie bei mir und sprach mit mir.

Vielleicht war das genau der falsche Weg, um mit all dem fertig zu werden, doch ich wollte sie nicht vergessen, ich konnte es nicht, es gab keine Möglichkeit für mich, ihr zu entkommen.

Und immer von neuen, wenn ich ein Mädchen in die Augen sah, hoffte ich das es ihre Augen waren, das sie Tatia war und mich in den Arm nehmen würde und mir zuflüstern würde, das alles wieder gut werden würde.

Aber sie alle waren nicht Tatia und aus Enttäuschung und Wut zerfetzte ich sie.
 

Ich war irgendwo, hatte keine Ahnung wo ich war und wie viel Zeit vergangen war.

Auf jedenfall war ich betrunken und stand an irgendwelchen Klippen, mit keiner Seele weit und breit in der Nähe.

„ICH BIN HIER!

TATIA ICH BIN HIER!

SIE HER, ICH BIN EIN MONSTER!

LOS KOMM!

SCHREI MICH AN DAS DU ENTTÄUSCHT VON MIR BIST!

SCHREI MICH AN DAS DU MICH HASST!

HASS MICH DOCH!“

Völlig außer Atem schaute ich auf das stürmische Meer hinaus, das keine Ruhe mehr gab.

Keine Träne verließ mein Gesicht, denn ich hatte schon lange keine mehr.

„Komm und sag dass du mich hasst“, flüsterte ich in die Unendlichkeit hinein und ich hieß sie willkommen.

Immer mehr zerstörte ich mich selbst und es tat mir gut.

Tatia war so näher bei mir, als irgendwie sonst.

Unermüdlich versuchte sie meinen Arsch aus der Scheiße zu ziehen und ich würde sie lassen, wenn es doch nur wirklich sie wäre.



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