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wrong victim

von

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escape

"Wartet, ich muss mal pissen..." grunzte einer der Gurkengang und Jules zuckte zusammen, welcher genau es war vermochte er aus seinem Unterschlupf nicht auszumachen, der mittlere jedoch, also der Yankee Fan, erhob sich und drehte sein Kartenspiel auf den Tisch.

"Behaltet ja eure Flossen bei euch, bescheißen is' nicht ihr Penner" drohte er, zog sich das Cap zurecht und verließ die anderen in Richtung der hölzernen Container und somit auch Caine.

‚Pinkel mir gegen die Kiste und ich lass es dich ablecken...‘

Der bemützte Pilot, entfernte sich ein annehmbares Stück von seinen Mitspielern die bereits eifrig dabei waren sein Blatt unter die Lupe zu nehmen und ein Lied summend stolzierte er an den Kisten vorbei. Offensichtlich zu dumm oder zu einfältig um Caine hinter ihnen zu bemerken kam er schließlich kaum fünf Meter von selbigem zum Stehen.

"Uh uh uh... Mr. Caine...", begann er zu trällern, schob sich eine Kippe in den Mund und widmete sich sofort mit hastigen Fingern seiner Hose.

Seinen Namen von den Lippen dieses Flegels und die so penetrant offensichtliche Beschränktheit mit der er und die anderen agierten, schürte Jules Wut auf ein Neues in unermessliche Höhen.

Wer auch immer hinter alldem steckte musste entweder blind, oder genauso unfähig wie die Dalton Bande sein, die er angeheuert hatte.

"...uh uh hu... sie machen mich ja so reich...", flötete der Yankee Fan weiter und noch ehe er den Satz zu Ende bringen konnte griffen starke Arme hinten über seine Schulter nach ihm, hielten ihn fest, schnürten ihm schmerzhaft die Luft ab und erstickten jeden möglichen Schrei. Kurz nur schlug er noch um sich, sein Cap landete lautlos auf dem sandigen Boden, dann ein letztes Keuchen, ehe sein Genick unter einem hohlen Knacken nachgab und sein Körper fast ebenso geräuschlos zu Boden sackte. Leblose Augen starrten Caine entgegen, die eine Hand noch in der halb geöffneten Hose steckend, die andere neben dem Körper.

"Ich fürchte die Bank ist für dich geschlossen...“, die Stimme des Schwarzhaarigen, leise, zufrieden und untermalt von einem spöttischem Lächeln. „ ...und die Yankees hatte eine wirklich beschissene Saison."

Das war einfach, einer war tot und es blieben noch zwei.

Ein weiteres Geräusch drang nun aus Richtung der Anderen, grölend, juchzend und brüllend, mahnte es ihn zur Eile. Scheinbar hatten sie die verdeckten Karten ihres mittlerweile toten Freundes genauestens unter die Lupe genommen und waren sich nun ihres Sieges mehr als sicher.

Irgendwie konnte Jules den Gedanken an seinen fünften Geburtstag nicht abstreifen.

Benson hatte ihn mit in den Zoo genommen und so lange es auch her war, Caine war sich sicher die Geräusche der haarigen, von Ast zu Ast schwingenden Affen heute auf ähnliche Weise mehr als einmal vernommen zu haben.

Mit ein paar Bananen bewaffnet hätte er sie mit Sicherheit problemlos in die Knie zwingen können. Dumm nur, dass er keine bei sich trug.

´Ein fataler Fehler, Jules, verlasse nie dein Haus ohne ein paar Bananen. Nicht, wenn du entführt wirst! ´

Mit einem Seufzer schob er den Gedanken beiseite, suchte nach seiner für den Moment verflogenen Konzentration und kniete sich herunter neben den leblosen Körper. Unter zusammengezogenen Augenbrauen durchwühlte er seine Taschen und empfand mehr Ekel vor dem Mann aufgrund seiner mangelnden Körperhygiene, als davor das er tot war.

Glücklicherweise wurde sein Einsatz belohnt, grinsend fand er was er suchte und zog eine 10mm Glock hervor.

"Eine gute Wahl..." grinste er und klopfte dem Leichnam zustimmend auf die Brust.
 

Der kleine fette Kerl der mit dem Rücken zu Caine saß und seine Faust vorhin noch so schmerzhaft in dessen Gesicht versenkt hatte, war sofort tot, die Kugel aus der soeben erbeuteten Glock traf ihn gezielt in den Hinterkopf. Mit einem dumpfen Fallen sackte er nach hinten, ergoss sich in Blut und überraschenderweise Hirn auf dem sandigem Boden und gab den Weg auf den letzten der Bande frei.

Es war der Hakennasige.

"SCHEISSE!" fluchte dieser sofort nach seiner Waffe greifend, die unachtsam neben ihm auf dem Tisch lag. Einer Waffe deren Marke und Modell Jules längst erkannt hatte, und die ihrem Besitzer kaum etwas genützt hätte, selbst wenn er ihm die Zeit lassen würde damit auf ihn zu zielen und abzudrücken. Doch Caine stand bereits vor ihm, von dem kleinen Sprint leicht außer Atem und die Glock mittig zwischen seine buschigen Augenbrauen gerichtet.

"Lang nicht gesehen, mein Großer..." In seinen dunkelblauen Augen lag das verspielte Funkeln eines Kindes, eines kleinen grausamen Jungen der mit Vorliebe Schmetterlingen die Flügel ausgerissen hatte. "...was hab’ ich dir über deine Berufswahl gesagt?" Er lächelte, die Hand unbewegt, ließ er den anderen nicht einen Augenaufschlag unbeobachtet und setzte sich schwungvoll vor den anderen auf den runden Tisch. Die Gesichter beider Männer waren nun etwa auf gleicher Höhe und Jules sah auch jetzt noch auf ihn herab.

Natürlich bekam er von dem großen Kerl keine Antwort, seine gelben Zähne knirschten und man musste keine Leuchte sein um zu erkennen, dass er sein Gegenüber am liebsten in Stücke gerissen hätte und nun zutiefst bereute seinen mittlerweile durchlöcherten Kumpel davon abgehalten zu haben, ihm gehörig die arrogante Fresse zu polieren.

Caine beugte sich vor, stützte sich ruckartig mit dem Fuß auf dem Stuhl und zwischen des anderen Mannes Schritt, lächelte in sein sofort erbleichendes Gesicht und damit war sein Spieltrieb geweckt und es gab kaum etwas das ihm mehr Freude bereitete als Momente wie dieser.

"Weißt du warum er..." dabei nickte er kurz in die Richtung des fetten Leichnams der hinter ihm auf dem kalten Boden lag, weiterhin den Blick auf die Hakennase gerichtet. "...tot ist und du nicht?"

Blind griff er nach der unbenutzten Waffe, die noch immer auf dem Tisch zu seiner Rechten lag.

"Das hier ist eine Walther P 99 Q, weit verbreitet bei Polizisten, früher wurde sie auch gern von der CIA verwendet..."

Immer noch die eine Hand mit der Glock auf den Mann gerichtet, spielte er mit der Walther in der anderen.

"...und weißt du warum sie heutzutage nur noch von großkotzigen Schwachköpfen wie dir benutzt wird?"

Die Waffe war noch immer gesichert und mit einem Handgriff änderte Jules selbiges und setze sich die Pistole an seine Schläfe. Die Hakennase zuckte zusammen, seine Augen weiteten sich.

Caine drückte ab.

´Klick´

"Ladehemmungen, mein Großer..." Voll Hochmut verzog er seine Lippen zu einem abwertenden Schmunzeln, hielt die Walther seinem Besitzer vor die bleiche, höckerige Riesennase und sprach mit einem prahlerischem Unterton weiter.

"Nach dem Entsichern kommt es bei der Schussabgabe zu Verklemmungen der Hülsen im Patronenlager. Der erste Schuss ist fast immer eine Niete..."

Die winzige und ausschlaggebende Tatsache, dass man jenen Fehler durch ein dumpfes, hohles Knarren nach dem Entsichern ausmachen konnte verschwieg er allerdings.

Mal ganz davon abgesehen das kein halbwegs anständiger Mittelklasse-Gangster in einer derartigen Situation wie dieser hier seine Waffe sichern würde, erst recht nicht wenn man ein derartiges Auslaufmodell sein eigen nannte.

Caine legte die Walther zurück auf den Tisch und widmete sich wieder seinem Gefangenen der weder etwas an Haltung noch an Wut oder der ungewollten Blässe verloren hatte.

"Da wir uns nun so großartig verstehen und eine Runde geplaudert haben...komme ich zum Wesentlichen."

Langsam kam er ein weiteres Stück näher, seine Pupillen hatten nun jegliches Funkeln verloren und etwas kam zurück. Etwas eisiges, unbarmherziges, geradezu wahnsinniges, das zu ihm gehörte und auch wieder nicht, das ihn ungefragt übernahm und ihn lenkte, bis sein grausames Werk welcher Art auch immer und jedes Mal aufs Neue vollbracht war. Etwas, das sich in sein Herz und auf sein Gesicht geschlichen hatte, als er damals als Jugendlicher einen anderen Jungen fast ins Koma geprügelt hatte. Etwas das in seinem Blick lag als er vor ein paar Jahren einer jungen Frau das Gesicht zerschnitten hatte und das etwas, das ihn nun erneut beherrschte und diesen Mann erbarmungslos verschlingen würde.

"Wer ist euer Auftraggeber?"

Der Mann würde ihm nicht antworten, so wie auch bisher nicht, nicht ohne einen gewissen Nachdruck. Er mochte von geringer Intelligenz sein, aber es gab einen Kodex an den er sich halten würde, so er denn konnte.

"Schön... wir haben drei Versuche..." ausdruckslos senkte der Schwarzhaarige in gleichem Atemzug die Waffe, drückte ab und schoss dem Mann in die Schulter.

" Eins..." sagte er ohne einen Muskel zu rühren.

Die Hakennase schrie augenblicklich auf, von gleißendem Schmerz begleitet zertrümmerte die Kugel sein Schulterblatt und dicke Schweißtropfen rannten sein Kinn herunter. Das satte schwarz des T-Shirts hatte sich unter dem zerfetzten Stoff in matschiges, dunkles braun verwandelt und sein Atem ging nun zunehmend schwerer.

"Wo sollte die Übergabe stattfinden?" begann Jules erneut, mit gleichtönend unbewegter Stimme, und wartete diesmal ein paar wenige Sekunde länger. Es sollte nicht zu schnell gehen und ehe diesem Bastard die Schmerzen den Verstand vernebelten wollte er wenigstens irgendetwas in Erfahrung gebracht haben.

"Zwei..." die Zeit war um und ein weiterer gezielter Schuss diesmal in den Oberschenkel erfüllte die Halle mit einem erneuten, qualvollen Schmerzensschrei. Nur zwei Schüsse, kaum eine Minute war vergangen, und der Mann war sichtlich am Ende. Schweiß, Tränen und Angst standen ihm auf dem fahlen, bleichen Gesicht und blutige Hände, eben noch seine Schulter umklammert, waren nun auf seinen zerfetzten Schenkel gepresst. Offensichtlich war eine Arterie getroffen, rote Flüssigkeit rann ihm über die Hände und tränkte den Boden unter seinem Stuhl innerhalb weniger Sekunden in schlammiges Rot.

"Verdammt... verdammt..." Das rhythmische Stammeln der Hakennase war mittlerweile kaum noch verständlich aber dennoch nicht flehend.

Er keuchte, schnappte nach Luft und mit glasigen Augen machte er sich bereit auf die letzte Frage die der schwarzhaarige Teufel ihm stellen würde.

"Wo..." begann dieser und hauchte es dabei fast schon seltsam melodisch ins Gesicht seines Opfers. "...ist die Frau?"

Sie wollte er haben.

Der Auftraggeber würde sicherlich auch interessant sein, aber dennoch war er nur einer von vielen Feinden auf einer Liste so lang wie der verdammte East River. Sie war es die er wollte, sie wollte er zerstückeln, ihr Blut schmecken und in ihre verheulten Augen sehen wen sie den letzten Atemzug nahm.

Mit zusammengepressten Lippen, von unvorstellbarem Schmerz gezeichnet formte der letzte der Entführer seine einzigen und endgültigen Worte: "...L... Leck’... m... mich... Caine...“.

Der Teufel senkte die Waffe.

"Falsche Antwort..." flüsterte er und feuerte einen Schuss in die Weichteile des Anderen.

‚Verblute wie ein aufgespießtes Schwein...‘

Ein letzter unmenschlicher Schrei erfüllte sie Szenerie, ein Wimmern, ein Stammeln und endlich ein Flehen. Caine stieß den Mann auf seinem Stuhl sitzend mit dem Fuß nach hinten in den Dreck.

In seiner Lache aus Blut liegend krümmte er sich vor Schmerz, röchelte nach Luft und sein Blick war dabei zu verblassen.

"Du hättest doch...Gärtner werden sollen..."

Bewegungslos und schweigend wartete er noch immer sitzend und noch immer herablassend vor dem nun sterbendem Mann. Ein letztes Keuchen aus der qualvollen Fratze, ein letztes Zucken des riesigen Körpers und dann war es vorüber. Er war tot auf eine Weise die grausamer nicht hätte sein können.

Jules erhob sich nun von dem hölzernen Tisch. Er trat zur Seite um nicht mit den teuren, schwarzen Schuhen in der matschigen Pfütze zu versinken und griff nach dem Handy, das zwischen den Spielkarten lag.

Noch immer war er beseelt von dem Rachegott in Persona, denn die Frau war noch am Leben und was noch viel schlimmer war, mittlerweile jenseits seines aktuellen Zugriffs.

Benson würde verdammt nochmal was zu hören bekommen, nicht nur weil er in diesem Schweinestall hatte ausharren müssen und es nebenbei noch arschkalt war, sondern einfach weil dieses Miststück entkommen war und es für den Moment nur seinen Sekretär gab den er dafür zur Verantwortung ziehen konnte. Diese drei Männer waren belanglos. Der Tod als solches war belanglos, Geld, Macht und Einfluss das alles hatte für Jules schon lange seine Bedeutung verloren.

Aber für das Jetzt und das Heute, für das was nun war, gab es nur sie, sie musste er finden, koste es was es wolle und koste es wen es wolle.

Er wählte Bensons Nummer, den Blick dabei so leer und entfernt wie der des Toten...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryu_no_Sekai
2012-05-23T06:14:22+00:00 23.05.2012 08:14
Ich liebe deinen Schreibstil, ♥
ich liebe deine Charakter, ♥
und ich lieber ihr Handeln! ♥
Es war echt Brutal, und richtg fies.
extrem blutig,und verdamt gut. :D
Ich mag Caine von Kapitel zu Kapitel mehr (obwohl er eigl ein ziemlicher Arsch ist xD) ich finde es super, dass er sich selbst befreien konnte und nicht hilflos in der Ecke saß, dass er vollkommen kalt seine Entführer zur Strecke gebracht hat und freue mich schon auf seinen Rachefeldzug!
(auch wenn Benson mir Leidtut xD)

Ich muss sagen du erfüllst meine Anfagserwartungen nicht nur,
du übertriffst sie sogar! :D
Also ein ganz ganz großes Lob, ich freu mich schon auf's nächste Kapitel,
GGLG Ryu
✖✐✖


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