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Lost In The Sunlight

von

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Problem


 

you're so hypnotising

could you be the devil?
 

Gott, war er etwa der Letzte? So wie sie ihn alle musterten… Wie peinlich… Aber noch hatte der Unterricht nicht begonnen.

Sally hatte ihn aufgehalten. Doch was hieß aufgehalten…? Sie hatte es einfach nicht glauben wollen, dass er sang. Warum auch immer.

Gavin war jedenfalls ein wenig erleichtert gewesen, als seine neue und bislang einzige Bekanntschaft sich entschlossen hatte zu ihrem Literaturkurs zu gehen.

Also hieß es für ihn Raum suchen.

Er kannte vereinzelte Gesichter, aber noch war alles und jeder neu für ihn. Die Lehrer nahmen ihn zwar mit offenen Armen auf, da auch viele Kurse dieses Jahr neu zusammengemischt wurden, aber dennoch… Das Gefühl noch nicht angekommen zu sein würde wohl erst mit der Zeit weichen.

Heute war sein dritter Tag an dieser Schule, was erwartete er denn auch?

Vielleicht war mit Sally das Eis gebrochen und Gavin würde es wagen mehr auf die Leute zuzugehen. Es war nicht so, dass er schüchtern war… Er war nur von seinen letzten Freundschaften zu sehr enttäuscht worden. Deswegen war er irgendwie auch froh darum, an einer neuen Schule zu sein. Da war er dem Job seines Vaters doch ziemlich dankbar, immerhin war das der Grund für ihren Umzug.

Gavin ließ den Blick schweifen. Das war kein Klassenraum, das war eine Abstellkammer. Oder so etwas in der Art. Unweigerlich musste er seufzen. Anscheinend maß man dem Singen hier an dieser Schule nicht allzu viel Bedeutung zu…

Er setzte sich wortlos auf einen der freien Stühle. Großes Interesse gab es an diesem Kurs wirklich nicht. Vier Mädchen, zwei Jungen – und ihr Lehrer.

Auf den ersten Blick hin konnte Gavin ihn nicht einschätzen. Schien Ende 30 zu sein, trug einen gut gepflegten Anzug und machte an sich einen sehr seriösen Eindruck. Eher der Typ für Bankgeschäfte, als zum Singen, aber gut.

Pünktlich zum Klingeln stand ihr Gesangslehrer auf. „So, meine lieben Schülerinnen und Schüler. Ich bin Mr. Carlson und werde in den folgenden Monaten den vokalpraktischen Musikkurs leiten. Da wir sehr wenige sind in diesem Jahr legte ich höchsten, ich wiederhole, höchsten Wert auf gute Zusammenarbeit. Ich denke da gehen wir konform.“

Einige der Schüler nickten. Er hatte Recht. In einem derartig kleinen Kurs waren Streitereien deplatziert. Das beeinträchtigte das Arbeitsklima…

Mr. Carlson machte dann doch einen besseren Eindruck, als Gavin erwartet hatte. So kannte man sich irren. Er ließ sich gerne eines Besseren belehren.

„Heute, in Ihrer ersten Stunde, habe ich nicht viel vor. Meistens habe ich es so hand, dass wir eine kleine Runde zum Kennen lernen abhalten. So ist es gleich viel angenehmer, wenn wir das nächste Mal am Freitag zusammensitzen werden.“

Sollte Gavin Recht sein. Er würde sich die Namen und die dazugehörigen Gesichter merken.

„Bitte.“ Mr. Carlson deutete auf das junge Mädchen ganz rechts. „Fangen wir an.“

Sie wollte gerade den Mund öffnen um sich vorzustellen, als die Tür zum Raum aufgerissen wurde.

„’Tschuldigung, dass ich zu spät bin. War noch essen.“

Gavin fielen die Augen aus dem Kopf. Das hatte er noch nie erlebt. Es war bekannt, dass einige Menschen die Schule nicht allzu wichtig nahmen, aber… das war respektlos. Wenigstens entschuldigte er sich, wenn auch nicht angemessen und in einem Tonfall, der Bände sprach.

Wer war das überhaupt?

„Ja, danke, Dane. Sie haben so eben meinen Unterricht gestört. Ich hatte zwar mit Ihnen noch gerechnet, aber das ist nicht sehr nett. Setzen Sie sich bitte schweigend zu uns.“

Mr. Carlson hatte Gavins Frage soeben beantwortet. Dane… Er wunderte sich ein wenig, warum ihr Lehrer den Neuankömmling zu kennen schien. Soweit er wusste, war diese Art von Kursen für die Stufe neu.

Sein Blick lag auf Dane, der sich auf einen abseits stehenden Stuhl setzte… Schien ja nicht sehr kommunikativ. Gavin schüttelte leicht den Kopf. Er sollte sich auf den Unterricht konzentrieren.

Mr. Carlson hatte die Schülerin ein weiteres Male gebeten sich vorzustellen und so hatte die Runde begonnen. Jeder der Anwesenden schien mindestens ein Instrument zu spielen… Irgendwie schüchterte das ein. Gavin konnte zwar Gitarre spielen, aber sein Selbstbewusstsein sank gerade gen Erdkern.

Sein Lehrer lächelte ihn warm an, als er begriff, dass er an der Reihe war sich vorzustellen. Hoppla…

„Mein Name ist Gavin. Vor gut zwei Jahren habe ich das Singen für mich entdeckt. Ich spiele Gitarre und hab eine Vorliebe für Balladen. Ich bin neu an der Schule, würde mich also freuen, wenn wir alle gut miteinander klarkommen.“

„Selbstverständlich. Danke dir, Gavin.“

Vielleicht hatte Mr. Carlson das Potenzial sein Lieblingslehrer zu werden.

Gavin konnte nicht anders, als zu lächeln. „Ich habe zu danken.“

„Nun gut. Da Dane das Jahr wiederholt, kann er euch sagen, was in etwa auf Sie zukommen wird.“

Aha. Das war die Antwort auf die Frage, woher Mr. Carlson ihn bereits kannte und warum er sich traute hier so hereinzuspazieren. Dane selbst schien allerdings ganz und gar nicht davon begeistert zu sein, dass ihr Lehrer das so bedenkenlos herumposaunte.

„Dane, mein Guter, wie ist es um deine Band bestellst?“

Der Blonde schnaubte verächtlich, hielt es nicht für nötig zu antworten.

Offenbar lief es weniger gut. Aber das machte Gavin Hoffnung. Vielleicht konnte er mit ihm einmal reden… Immerhin hielt er sich doch für einen ganz passablen Sänger.

Anscheinend hatte er Dane angestarrt, denn dieser musterte Gavin sehr missbilligend, worauf hin er den Blick senkte.

Wenn er so gut singen konnte, wie er aussah… dann war er verdammt gut.

Irgendetwas hatte er an sich, dass Gavin fesselte. Aber noch konnte er nicht genau benennen was es war. Durch seinen Auftritt hier strahlte er eine Art Bad-Boy-Image aus, aber etwas sträubte sich in ihm, das so anzuerkennen. Doch ganz unschuldig schien Dane nicht zu sein…

„Stellen Sie sich dem Kurs bitte auch vor? Oder bescheren Sie uns schon genug Ehre mit ihrer bloßen Anwesenheit?“ Mr. Carlson schien zu wissen, wie man Dane begegnete…

Er hingegen stöhnte genervt auf, kam dem Willen ihres Lehrers aber nach. „Also gut. Ich spiele Gitarre und Klavier, mache selbst Musik, auch außerhalb dieses netten Kurses und bla bla bla. Dank unserem bestens informierten Lehrer ist es ja überflüssig zu erwähnen, dass ich bereits letztes Jahr in den Genuss des vokalpraktischen Kurses bei Mr. Carlson kommen durfte.“

Sarkasmus ließ grüßen… Doch das wäre nicht einmal das Schlimmste gewesen. Danes gesamtes Auftreten ließ Gavin zurückschrecken, aber faszinierte ihn gleichsam – und wenn da nicht die ganze Zeit über dieser provozierende Blick gewesen wäre… hätte Gavin jetzt auch keine Gänsehaut.
 


 

. . .
 

Irgendwie war Gavin unwohl zumute.

Er saß gerade gemeinsam mit Sally draußen an einem Tisch und aß zu Mittag.

Der Hof und die Schulgebäude waren echt schön, die Lehrer nett, da konnte Gavin nicht meckern, aber die Mitschüler waren allesamt sehr eigen.

Das fing schon bei Sally an.

Sie war eine bunte Mischung aus Leseratte, Albert Einstein und den personifizierten 80er Jahren.

Was sollte er davon halten? Aber Eines konnte Gavin ganz klar sagen. Sally war nett. Er kannte sie nicht einmal einen Tag, aber konnte sagen, dass sie sich verstehen würden.

„Aber mit den Räumen kommst du klar, ja? Also findest du alles?“

Gavin nickte nur. War ja wirklich lieb von ihr, dass sie nachfragte. Offenbar bemerkte sie, dass das in einer Sackgasse enden würde, also wechselte sie kurzerhand das Thema und begann von ihrem Literaturkurs zu erzählen. Doch Gavin hatte dafür keinen Nerv, so Leid es ihm auch tat. Dane ging ihm nicht so wirklich aus dem Kopf. Er hätte ihn zu gern singen gehört… Das hieße er musste sich bis frühestens Freitag gedulden. Gavin seufzte. War nicht zu ändern.

„Alles okay?“ Sally stierte ihn regelrecht an mit ihren Kulleraugen, bis er begriff.

„Äh… Ja. Klar. Sorry, ich war in Gedanken.“

„Ja, das habe ich gemerkt. Ich habe dich gefragt, wie dein Musikkurs gerade gewesen ist.“

Oh. „Na, gut.“ Seit wann war er denn so kurz angebunden, verdammt?

Aber Sally schien das nicht zu stören, sie fing herzhaft an zu lachen. Gavin schaute sie etwas verdutzt an. Wie durfte er diese Reaktion jetzt deuten?

„Oh man, Gavin. Ich mag dich. Wenn du möchtest, stelle ich dich einigen meiner anderen Freunde vor.“ Sally zeigte wieder ihr liebliches Lächeln, was dieses Kindergesicht strahlen ließ.

Doch Gavin war nicht so wirklich überzeugt von der Idee. Sicher, er musste Freunde finden und sich hier anpassen. Aber nachdem, was an der alten Schule passiert war…

„Keine gute Idee?“ Sie zog einen Schmollmund der Extraklasse. Wer konnte dem widerstehen? Er fragte sich gerade, ob er zu lesen war wie ein offenes Buch oder aber ob Sally eine solche Menschenkenntnis hatte.

„Na ja, ich weiß nicht so recht. Was Freundschaften angeht bin ich vorsichtiger geworden.“ Gavin war ehrlich. Zu lügen brachte nichts und er würde Sally damit nur verletzten.

„Aber wieso denn? Wir kommen doch super miteinander zurecht…“

Vor diesem Wieso hatte er sich drücken wollen… „Weil die letzten Wochen an meiner alten Schule nicht unbedingt… schön waren. Ich hatte einem guten Freund etwas anvertraut, was innerhalb einiger Tage die ganze Stufe wusste – und das habe ich zu spüren bekommen.“ War er noch einmal darum herum gekommen.

„Was denn?“ Oder auch nicht. Die Frage war blitzschnell gekommen.

Wie konnte ein Mensch so wissbegierig sein?

Gavin rang mit sich. Vielleicht sollte er es von vornherein klarstellen um etwaigen Problemen vorzubeugen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich Männer attraktiver finde als Frauen und dass i-“

„Du bist schwul?“

„Ja, danke, Sally, dass du es so auf den Punkt bringst.“ Gavin wusste nicht so recht, wohin mit seinem Blick, allerdings erledigte sich dieses Problem wie von selbst, als er Sallys warmes Lächeln sah.

„Dann ist wohl Zeit für einen Neubeginn. Mit wirklichen Freunden.“

Sie hatte leicht Reden… Gavin war der festen Überzeugung gewesen, dass es seine wirklichen Freunde gewesen waren, sonst hätte er es ihnen nicht erzählt.

„Aber Gavin? Tust du mir einen Gefallen?“ Sie hatte wieder diesen Kulleraugenblick aufgesetzt. Sally wusste ganz genau, was sie tun musste um ihren Willen zu bekommen.

Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ja, mach ich. Worum geht es?“

„Du musst für mich singen!“ Sally war ja hellauf begeistert, das überraschte ihn.

„Wenn es sonst nichts ist, natürlich.“ Aber es freute Gavin. Er hatte verdammtes Glück gehabt, dass Sally ihn angesprochen hatte… Vielleicht konnte er wirklich einen neuen Anfang starten.

Gavin stand auf und räumte sein Geschirr und Besteck in die dafür vorgesehenen Ablagen. Die umliegenden Tische und der Schulhof leerten sich, die Pause neigte sich dem Ende zu.

„Gute Idee. Wir haben gar nicht mehr so viel Zeit.“ Sally tat es ihm gleich und schaute auf ihre Uhr. „Wir müssen unbedingt unsere Handynummern austauschen, dann können wir uns jederzeit sprechen und treffen, einverstanden? Es klingelt gleich, was hast du jetzt?“

„Mathe und sicher, bin ich einverstanden.“ Sally nahm ihn so wie er war… Sie schien sich absolut keine Gedanken um seine sexuelle Orientierung zu machen. Wie erleichternd sich das anfühlte…

„Ich habe Biologie. Ich freu mich wahnsinnig. Ich liebe Tiere!“

„Du weißt schon, dass Biologie nicht nur Tiere sind?“

„Gavin, zerstör mir nicht mein Weltbild!“

Er lächelte nur matt, erwiderte nichts darauf. Er kannte sie nicht lange, aber auf Sally zu verzichten, würde wohl einen sehr tristen Schulalltag bedeuten.

„Wie war denn nun der Kurs? Mit ‚Gut’ gebe ich mich nicht zufrieden, Gavin.“

Anscheinend gehörte Sally zu den Personen, die sich nicht so leicht abwimmeln ließen.

Das hieße, es blieb ihm keine andere Wahl. „Mr. Carlson ist echt cool. Wir sind ziemlich wenige und den ersten Macho haben wir auch. Dane hat-“

„Sagtest du Dane?“ Sally klang erstaunt.

Gavin schaute sie irritiert an. Ihre Reaktion konnte er nicht genau einschätzen. Doch das störte ihn auch nicht weiter. Ihre Eigenart ihn immer wieder zu unterbrechen allerdings schon. „Ja, sagte ich. Wieso?“

„Der Dane, der kleben geblieben ist?“

Es brauchte nicht mehr viel um Gavin zur Weißglut zu treiben. Was war denn nun mit Dane? „Ja, scheint so.“

„Fernhalten. Der ist kein guter Umgang.“ Sally zog wieder ihren Schmollmund.

Dieses Mal jedoch würde Gavin nicht sofort nachgeben. „Wieso? Ich wollte ihn auf seine Band ansprechen.“

Die Klingel war zu hören, aber erst wollte er dies hier geklärt haben. Also blieb er an Ort und Stelle stehen und schaute das Mädchen eindringlich an. Sie schien mit sich zu kämpfen.

„Oh… Na ja, dann möchte ich dir nicht im Weg stehen. Es ist zwar bekannt, dass er sich selbst als Musiker sieht, aber… dass er wirklich singt hatte ich ihm nicht geglaubt.“ Sally war beinahe kleinlaut geworden.

Gavin seufzte. „Egal, tut nichts zur Sache.“ Für ihn war das damit geklärt. Anscheinend hatte Sally nicht das beste Bild von Dane. Gavin setzte sich in Bewegung. Zu spät kommen wollte er auch nicht.

„Doch wenn ich dir einen Rat geben dürfte…“ Sie ließ nicht locker, kam ihm hinterher gestürmt. Wohl oder übel musste sich Gavin seinem neuen Schicksal ergeben.

„Macho trifft’s wirklich gut. Die Mädchen der ganzen Schule – na ja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben – aber einige Mädchen fahren voll auf ihn ab! Und er lässt sie eine nach der anderen einfach so – zack! – abblitzen.“

„Na, und? Ist nicht mein Problem.“ Der Rat, der sich hinter ihrer Aussage verbarg, war eindeutig. Er sollte sich nicht mit Dane abgeben.

„Außerdem soll der ziemliche Drogen- und Alkoholprobleme gehabt haben, aber was daran nur Gerüchte sind, kann ich dir nicht sagen.“ Na, wenigstens war sie ehrlich, was das betraf.

Wenn sie es nicht genau wusste, waren es nur Gerüchte. Außerdem wollte sich Gavin nicht auf diese Schiene begeben. Er hatte doch nur vor erst einmal überhaupt nachzufragen. Allerdings interessierte ihn vielmehr, woher Sally ihre Behauptungen hatte. „Woher weißt du das alles?“

Sie blieb stehen, Gavin somit auch. Er würde eh gleich die Treppe nach oben nehmen müssen, also trennten sich ihre Wege hier.

„Haha, woher ich das alles weiß? Na, ich hab ziemlich viele Freundinnen, die allesamt in ihn verschossen waren oder eben noch sind. Da bekommt man so etwas mit.“ Sally zuckte mit den Schultern, als wäre es das Normalste der Welt.

Gavin war verunsichert… Er hatte in Dane etwas anderes gesehen – und würde ihn morgen definitiv ansprechen.
 

. . .
 

Dass Sally derartig reagiert hatte konnte er nicht einschätzen.

Gavin konnte sich nicht erklären, warum es so absurd für sie schien. Es war doch nur eine Frage.

Letzten Endes jedoch hatte sie es geschafft, ihn zum Zweifeln zu bringen.

Sie hatten morgen in ihrer letzten Stunde den Gesangskurs. Danach würde er Dane ansprechen.

Oder aber er würde die Chance nutzen, die sich ihm dort vorne bot.

Dane und einer seiner Kumpels lehnten unten am Geländer der Treppe, die Gavin gerade hinunterging. Er konnte die Gelegenheit quasi am Schopf packen.

„Dane? Hast du kurz Zeit?“

Der Blick, der ihm daraufhin begegnete, sagte mehr als tausend Worte. Dane hatte keinen blassen Schimmer wer er überhaupt war.

„Für dich nicht.“

Das war ein Schlag ins Gesicht… aber Gavin würde sich nicht so schnell verscheuchen lassen. „Mr. Carlson hatte deine Band angesprochen und ich-“

„Ja, was du? Man, ich hab kein Bock da drauf. Sag was Sache ist und geh wieder.“

Gavin war durch diese aggressive Reaktion etwas aus dem Konzept gebracht. Dermaßen gestört hatte er nun auch wieder nicht… zumindest hatte es nicht danach ausgesehen.

Sein Blick glitt kurzzeitig zu Danes dunkelhaarigem Freund. Dem schien die Situation ziemlich gleichgültig zu sein.

Bevor er Dane jedoch noch weiter auf die Palme brachte, sollte Gavin vielleicht sein Anliegen vorbringen. „Ich hätte Interesse, würde mir das Ganze gerne einmal ansehen, wenn das nicht zu viel verlangt ist.“

Mit dem, was daraufhin geschah, hatte Gavin nicht gerechnet. Nachdem Dane ihn erst für ein paar Sekunden verdutzt angeschaut hatte, als konnte er nicht glauben, was er da gerade gehört hatte, fing er lauthals an zu lachen.

Das war blamabel. Unterbewusst schaute Gavin sich um. Wenn das irgendjemand mitbekam, dass dein Dane ihn derartig auslachte… Er würde doch keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen.

„Du willst in meiner Band singen? Dex, was meinst du dazu, hm?“

Dex schien sein Freund zu sein. Dieser zuckte allerdings nur mit den Schultern und signalisierte damit, dass er die Entscheidung Dane überließ.

Das wurde immer peinlicher, vielleicht hatte Sally Recht gehabt… Danes Freund hätte doch Partei ergreifen können. Es war offensichtlich, dass das hier ungerecht war…

Aber was dachte sich Gavin auch? Danes Freund. Wieso sollte er zu ihm halten?

„Schon okay.“ Er winkte ab. Hatte ja keinen Zweck. Gavin wollte sich auf den Weg machen, doch Dane hielt ihn am Arm zurück.

„Hör mal zu.“ Jetzt klang er ja regelrecht versöhnlich… „Es ist nicht böse gemeint, aber ich glaube kaum, dass du unser Niveau bist. Ich trau dir das nicht zu, auch wenn du echt niedlich bist.“

Für Gavin wurde das jetzt zu viel. Er ließ sich nicht öffentlich diffamieren, obwohl es keinen Anlass dazu gab – und niedlich war er auch nicht. Doch dafür verletzt, aber das hatte er sich selbst zuzuschreiben.

„Vergiss es. Ich hab nie gefragt.“ War nicht so gelaufen, wie er es sich gewünscht hatte.

Wahrscheinlich war Fernhalten die richtige Alternative gewesen. Gavin ging den Flur entlang ohne sich noch ein weiteres Male umzudrehen. Er ärgerte sich über sich selbst und seine Naivität.
 


 

. . .
 

„Niedlich? Dane, du findest doch nicht etwa-“

„Das war nur so daher gesagt, Dexter.“ Wie blöd konnte sich sein Kumpel eigentlich anstellen? Der Kleine hatte genervt, nichts anderes.

„Na, sicher bin ich mir da nicht…“ Dexter war immer leiser geworden, als würde er Angst haben seine Gedanken auszusprechen.

Dane stöhnte genervt auf und verdrehte die Augen „Nur weil der mit mir im Kurs bei Carlson ist, heißt das noch lange nicht, dass er singen kann.“

Dex schien sich damit nicht sonderlich zufrieden zu geben. „Hast du ihn noch nicht gehört?“

„Frag nicht so dumm. Nein.“ Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass der Zwerg singen konnte…
 


 

. . .
 

„Dane, möchtest du beginnen?“

Es war Freitag und sie hatten ihre letzte Stunde. Gavins Vorhaben nach dem Gesangsunterricht mit Dane zu reden hatte sich ja erledigt. Bislang wollte Gavin es noch niemandem erzählen. Die Schmach so abgeblitzt zu sein war zu groß.

Kein weiteres Wort war zwischen ihm und Dane gefallen. Der Blonde ignorierte ihn vollkommen, als wäre das gestern gar nicht geschehen.

Gut, konnte für Gavin nur von Vorteil sein…

„Ist mir gleich.“

Dane war aufgestanden und zu Mr. Carlson nach vorne getreten. Sie tauschten sich kurz aus, aber Gavin verstand nicht, was sie sprachen. Wahrscheinlich entschieden sie sich für einen Song.

Am liebsten hätte er jetzt einfach die Ohren ausgeschaltet und die Augen geschlossen. Dane musste gut sein – konnte nur gut sein. Von irgendwo musste seine verdammte Arroganz schließlich herstammen.

Doch als Dane sang, konnte Gavin sich genauso wenig wie der Rest des Kurses dem entziehen.

Die Atmosphäre im Kurs veränderte sich schlagartig mit dem ersten Ton. Dane verstand sein Handwerk…

Gavin sank das Herz in die Hose. Eigentlich hatte er noch tief in seinem Innersten die Hoffnung gehabt, dass sich das alles als falsch herausstellen würde, Dane gar nicht singen konnte und er noch eine Chance bekommen würde, aber dagegen kam er nie und nimmer an… Seine Mitschüler dachten anscheinend ähnlich.

Auch als Mr. Carlson seine Klavierbegleitung unterbrach, wagte sich niemand ein Wort zu sagen.

„Sehr gut, wie zuvor auch. Danke Ihnen, Dane.“

Dieser setzte sich mit einem siegessicheren Lächeln auf dem Gesicht wieder auf seinen Platz.

„Das ist so in etwa das, was wir hier gemeinsam in diesem Jahr erreichen wollen. Dane hatte den Kurs ja bereits einmal belegt.“

Das hieß dann wohl so viel wie, dass Dane auch noch einen Sonderstatus bekam. Ganz toll.

Gavins Selbstbewusstsein verblasste zusehends.

„Gavin?“ Mr. Carlson schaute ihn an. Ihn. Er sollte singen. Jetzt.

„Gerne.“ Nein, er konnte das nicht. Nicht nach Danes Leistung… Gavin stand auf.

Sein Lehrer fragte ihn nach einem Song, aber Gavin war es gleich. Doch da entdeckte er auf dem Klavier ein ganz bestimmtes Notenblatt… Let it be.

Trotz seiner eher bedürftigen Laune stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Er reichte das Blatt Mr. Carlson, der anerkennend nickte.

Gavin versuchte die Umgebung zu vergessen, was ihn bald darauf auch gelang.

„Augen auf!“

Was? Damit hatte er nicht gerechnet. Er war vollkommen überrumpelt. Das sagte wohl auch sein Gesichtsausdruck.

Sein Lehrer hatte aufgehört zu spielen, suchte seinen Blick.

Schon wieder so eine Situation in der er bloßgestellt wurde… Langsam war es genug.

„Augen auf beim Singen, Gavin. Zumindest die meiste Zeit. Du singst für dich und für dein Publikum und du sollst Kontakt aufbauen, damit deine Emotionen Anklang finden. Also Augen auf und schau in die Gesichter deiner Mitschüler. Noch einmal.“

Irgendwie hatte Mr. Carlson Recht, wenn Gavin über das Gehörte nachdachte. Musik war Gefühl.

Er atmete einmal tief durch. Wenn Gavin jetzt behaupten würde, dass er nicht nervös war, würde er lügen. Auf ein Neues.

Die Gesichter seiner Mitschüler wirkten allerdings genauso regungslos und geschockt wie zuvor. Was sollte er daran nun erkennen?

Allerdings meinte er in Danes Augen Überraschung zu sehen. Vielleicht bereute er sogar seine Entscheidung von gestern… ganz vielleicht.

Ohne weitere Unterbrechungen ließ Mr. Carlson ihn diesen Song singen. Mit jedem Ton wurde Gavin sicherer. Das war seine Welt…

„Also, ich bin… etwas sprachlos. Das war wundervoll. Eine engelsgleiche Stimme. Wundervoller Klang, Gavin. Wirklich schön, hier und da kann man an einigem arbeiten, aber deswegen bist du ja auch hier.“

Er glaubte sich verhört zu haben. Gavin wusste, dass er nicht unbedingt schlecht war, dass er singen konnte. Er war froh um diese Gabe, aber so hatte es noch nie jemand gesagt. „Danke.“

„Ich danke Ihnen für diese großartige Darbietung.“

Gavin war sich nicht sicher, ob Mr. Carlson nicht ein wenig übertrieb, aber aufbauen tat es dennoch.

Als er sich wieder setzte begegnete er Danes Blick – der nunmehr keine Überraschung mehr zeigte, sondern puren Hass.
 


 

. . .
 

„Scheiße, man.“

Dexter hatte diese Stunde frei gehabt und wartete bereits auf ihn.

Seine Laune war ihm im Gesicht abzulesen, da war Dane sich ziemlich sicher. Er wollte jetzt einfach nur nach Hause oder seinetwegen auch irgendetwas unternehmen, was ihn auf andere Gedanken brachte.

„Was ist los, Dane?“ Die Frage war gut gemeint von Dexter. Nicht provozierend oder streitsüchtig.

„Gavin ist los. Der kann singen.“ Auch wenn Dane es nicht zugeben wollte. Der Kleine hatte verdammtes Talent. Er war gesegnet mit einer Stimme, die ihresgleichen suchte.

Dexter legte ihm den Arm um die Schultern. Sie kannten sich Jahre, aber sein Kumpel hatte sich nie merken können, dass er so eine Geste nicht wollte. Nicht von ihm.

„Hab ich es dir nicht gleich gesagt?“ Dex klang nicht vorwurfsvoll. Ganz im Gegenteil. Aber das war Dane jetzt völlig egal.

Er wollte zwar seine schlechte Laune nicht an seinem Freund auslassen, aber was nicht zu vermeiden war, war eben nicht zu vermeiden.

„Nein, hast du nicht. Du hast nur dumme Kommentare abgeben.“ Er schob Dexters Arm beiseite. „Was mach ich denn jetzt?“

Der Dunkelhaarige ließ sich nicht beirren. „Nichts oder du gehst auf ihn zu und sagst, dass er es ja doch einmal versuchen könnte. Hätte ich gemacht.“

Er war aber nicht Dexter. Er tat so etwas nicht. „Nein, das kann ich nicht tun. Ich belass es so, wie es ist. Das ist das Beste.“

„Wie du meinst.“

Irgendwie regte es ihn auf, wenn sich Dexter ungefragt in seine Angelegenheiten mischte, aber genauso regte ihn diese Gleichgültigkeit auf…

„Ich kann nicht nachgeben. Ich kann dem doch nicht hinterher krauchen.“

Warum versuchte er sich zu rechtfertigen?

„Könntet du schon.“

„Werde ich aber nicht!“

„Das sind zwei verschiedene Dinge.“

„Man, Dex.“ Dane seufzte. Für ihn hatte sich die Sache nun erledigt. Er würde es so belassen. Gavin würde er getrost ignorieren, dann existierte er auch nicht.

„Wenn es darum geht, dass du nicht mehr der Beste-“

„Wer hat gesagt, dass er besser ist als ich?“

„Sonst würdest du nicht so ein Theater veranstalten.“

Dane schwieg. Sein Freund kannte ihn zu gut. Jede Ausrede würde unnütz sein. Sie waren ein Stück weit gegangen, als Dane erkannte, dass er vielleicht nicht ganz so überheblich hätte reagieren sollen…

„Ich ärgere mich.“ Gavin war gut. Aber wenn der Kleine nicht für ihn war, war er eben gegen ihn.

Gavin war ein Konkurrent. Gavin nervte… dennoch war er einfach gut.
 


 

could you be an angel?
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Chibi-Neko-Chan
2012-05-11T12:48:42+00:00 11.05.2012 14:48
Hey ich schon wieder =^-^=

Und ich bin die erste wuhuu >.<

Alsooo~
Erst ma ein paar Anmerkungen :D Keine Sorge, nichts negatives xD
>Das Gefühl noch nicht angekommen zu sein würde wohl erst mit der Zeit weichen.
...Ooooh ja >.< Das kann man wirklich nachvollziehen ^^ Ich hasse es, wenn ich niemanden kenne, da wo ich bin oO Los..schnell schnell..Freunde suchen xD

Q__Q Ich fühle mit Gavin mit, auch wenn ich seine 'Freunde' nicht kenne >.<

>Eher der Typ für Bankgeschäfte, als zum Singen, aber gut.
...*lachflash* XD Hab das grade bildlich vor Augen, zu geil ;P

*poke poke* Die Fehler behalte ich brav ^-^ *in die Tasche steck und mitnehm*

Ich mag Gavin :D Er ist so ein ruhiger Junge, der irgendwie mit vielen Sachen einverstanden ist und trotzdem seine eigene Meinung hegt und pflegt ;P

>Ich hatte zwar mit Ihnen noch gerechnet, aber das ist nicht sehr nett.
...Blub ähm...öh...iwie..komisch o.O Ein Lehrer drückt das doch iwie...anders aus, oder? ^^ (aber nich schlimm, wie der satz im prolog)

Und wieder. Ich liebe Gavin *o* Der is so süß, schüchtern, freundlich waii >.<

>Durch seinen Auftritt hier strahlte er eine Art Bad-Boy-Image aus
...Gott...ich stehe auf Bad-Boys! XDD Gavin..ich verstehe dich, wenn du auf ihn abfährst *nod nod*

>Sie war eine bunte Mischung aus Leseratte, Albert Einstein und den personifizierten 80er Jahren.
Was sollte er davon halten?
....was sollst du davon schon halten, doofi? Sie is total cool! XD Ich liebe Freaky~

>„Ich habe Biologie. Ich freu mich wahnsinnig. Ich liebe Tiere!“
„Du weißt schon, dass Biologie nicht nur Tiere sind?“
„Gavin, zerstör mir nicht mein Weltbild!“
...*lachflash* XDDD das is ja mal richtig geil~ Genau Gavin! Sei nich so fies XD

...o.o Dane~ du bist so toll~ so böse xD 'Für dich nicht.' war erste Sahne ;P

Lol xD Dexter~ xD *lachlfash* ich glaube..man muss nichts weiter sagen xD (geht inch um den namen sondern die person XD)

hahahahaha XD Dane so verschissen XDDD Muhahahahaha~
Gott ich bin so fies aber ich lach ihn grade aus xD

Blub und Dexter is nu auch meienr >.< *ihn entführ*
und dane und gavin gleich mit XD

Blub ja jedenfalls liebe ich die story immernoch..loooos schreib XD

*knuddel*
ps.: grade gesehen..jetz binsch 2. U_U
Von:  shiory
2012-05-11T12:19:44+00:00 11.05.2012 14:19
ui ui ui
na da hat sich der gute aber geirrt XD
ich fand die Stelle mit sally und dem Bio unterricht echt gut XD musste schön lachen^^
irgendwoher kenn ich den spruch auch...~
Ich finde es gut das du immer diese kleinen Zeitsprünge machst. Die neugierde wird befriedigt und es zieht sich nicht so...finde ich echt gut =) behalte das bitte bei XD


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