Cruel Prom
2. Kapitel - cruel prom
Unsanft wurde Grace aus ihrer wundervollen Traumwelt gerissen. Marisol hatte sich zu ihr ins Bett geworfen und die Blondine durchgerüttelt. "Was willst du?", murrte sie. "Steh auf, du hast heute Schule.", trällerte die Schwarzhaarige fröhlich und grinste. "Ich hab Frühstück gemacht. Was ist dir lieber Pfannkuchen oder Eier mit Speck?" Marisol erhob sich und griff nach den Händen der Jüngeren. "Na komm." Noch halb im Schlaf ließ sich Grace mitziehen.
Die Blondine ließ sich auf einen Stuhl im Esszimmer fallen. Sofort brachte ihre Freundin ihr zwei Teller, einen mit Pfannkuchen und einen mit Eiern und Speck. "Lass es dir schmecken." Sie lächelte und holte sich selbst zwei Teller.
"Das ist wirklich lecker!", lobte Grace zwischen zwei Bissen. Es klingelte an der Tür. "Ich geh aufmachen.", elegant verließ Marisol den Raum und betrat die Eingangshalle. Es war ihr eh keine andere Wahl geblieben, als selbst zur Tür zu gehen. Immerhin war sie diejenige, die sich bereits angezogen hatte. Mit einem freundlichen Lächeln öffnete sie die Tür. Ein Arbeiter eines Umzugsservices stand vor ihr und grüßte sie. "Eine Möbellieferung für Marisol Maybury." "Gut. Fahren Sie bitte in den Hinterhof. Dann müssen Sie es nicht über die Treppe tragen."
Grace öffnete die Tür, die in den Wohnbereich führte, einen Spalt und blickte hindurch. Die Möpelpacker trugen unter großer Mühe den weißen Flügel mit der goldenen Verzierung in das Zimmer. Grace schloss die Tür wieder und schlich durch die Küche, um in der Eingangshalle die Treppe hinauf zu gehen. So langsam musste sie sich für die Schule fertig machen.
Sie schlüpfte in eine graue Jeans und zog sich ein gelbes Top an. Sie war froh, das ihr Vater die Anmeldung bereits geregelt hatte. Sie lief zur Treppe und blickte in den Wohnraum hinunter. Die Möbelpacker stellten den Flügel gerade vor die Kommode mit den Bilderrahmen. "Marisol, ich geh jetzt!", rief sie hinunter und schnappte sich ihre Handtasche.
Die Schwarzhaarige blickte kurz zu ihrer Freundin hinauf. "Vielen Dank.", wandte sie sich dann an die Möbelpacker. Sie nickten ihr zu und verließen dann das Anwesen und Grundstück.
Grace parkte vor der Schule und stieg aus. Sie lief auf das Gebäude zu und blickte sich um. Unsanft fiel sie ins Gras. "Au..." Langsam öffnete sie die Augen. Vor ihr saß ein braunhaariges Mädchen, etwa in ihrem Alter. "Tut mir Leid, ich hab nicht aufgepasst.", entschuldigte sie sich und stand hastig auf, um dem Mädchen die Hand zu reichen. "Kein Problem, ich hab auch nicht aufgepasst.", dankbar nahm sie Graces Hand. "Nochmal 'tschuldigung." Grace lächelte schüchtern und betrat das Gebäude. Es war ihr unangenehm, das sie so blind durch die Gegend gelaufen war.
Die Blondine betrat den Unterrichtsraum und bemerkte die Brünette, in welche sie hineingelaufen war. Sie setzte sich auf den freien Platz neben einer Schwarzhaarigen, welche ihr aufmunternd zulächelte. Grace spürte etwas an ihr, was sie vorher noch nie an jemand anderen, außer ihrer Familie gespürt hatte. Sie erwiderte ihr Lächeln. "Ich bin Bonnie." "Grace." Bonnie betrachtete die Neue. Etwas an ihr war komisch, ihr Gefühl sagte ihr, dass sie etwas verbarg. Die Brünette drehte sich zu ihr um. "Hey." Lächelte sie. "Ich bin Elena.", fügte sie dann hinzu und ihr Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Ein dunkelblonder Mann betrat den Raum und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. "Das ist Alaric Saltzmann, unser Geschichtslehrer.", flüsterte Elena ihr zu. Grace nickte. Alaric lächelte freundlich. Grace gefiel er, er schien ein nicht ganz so strenger Lehrer zu sein. Auch gestaltete er den Unterricht interessant, vielleicht lag es aber auch nur daran, das sie ihn attraktiv fand, dass sie so angestrengt seinen Worten lauschte.
Es klingelte und der Unterricht war beendet. Bonnie und Elena boten ihr an, das sie mit ihnen die Pause verbringen konnte und sie nahm das Angebot dankend an. Bevor sie den Raum verließ, blickte sie noch einmal zu Alaric, doch dieser war bereits mit etwas anderem beschäftigt, so dass er dies nicht bemerkte.
Die Gruppe setzte sich an einen der Tische, die auf dem Schulhof standen. "Wo hast du vorher gelebt?", wollte Bonnie wissen. "In Phoenix." "Und wo wohnst du jetzt?" "Ich wohne mit einer Freundin in dem Haus ihrer Familie. In der Nähe von dem Wald." "Das große Anwesen?", harkte Elena nach. "Ja...", gab Grace mit gesenktem Blick zu, irgendwie war ihr das Ganze ziemlich unangenehm. "Das muss bestimmt traumhaft sein.", schwärmte die Brünette. "Na ja, so besonders ist das Anwesen gar nicht. Eher schlicht.", meinte Grace nur.
Es klingelte und die Mädchen machten sich auf dem Weg ins Gebäude. Wie beiläufig stieß Bonnie mit ihren Arm gegen Graces. Ein merkwürdiges und zugleich wunderbares Gefühl durchzog ihre Körper, kurz tauschten sie Blicke aus, ehe sie sich wieder ganz auf ihren Weg konzentrierten.
Der weitere Unterricht war ziemlich langweilig, weswegen Grace in Gedanken vertieft, aus dem Fenster sah. Bonnie blickte ein paar mal zu ihr, sie wollte unbedingt herausfinden, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte. Noch nie hatte sie so etwas gespürt, doch eines war vergleichbar gewesen. Als sie ihre Großmutter berührt hatte, hatte sie ähnliches empfunden. Konnte es sein das Grace ebenfalls, genau wie sie, eine Hexe war? Bonnie schüttelte den Kopf, vielleicht hatte sie sich das Gefühl auch einfach nur eingebildet. Der Lehrer unterbrach ihre Gedanken, in dem er ihr eine Frage stellte, die sie zum Glück richtig beantworten konnte.
Grace dachte nicht an das Gefühl, welches sie empfunden hatte, es beschäftigte sie nicht so sehr, wie es das bei Bonnie tat. Es war ihr einfach zu vertraut. Sie überlegte eher, ob sie es Marisol erzählen sollte. Die Schwarzhaarige würde sich sicher dafür interessieren.
"Kommst du nachher auch zum Schulball, Grace?", wurde sie von Elena aus ihren Überlegungen gerissen. "Hat der irgendein Motto?", fragte sie. "Die Fünfziger.", meinte die Brünette. "Gut. Ich werde da sein.", sie lächelte.
Die Schulglocke läutete und gab bekannt das Schulschluss war. Grace fuhr hastig zu dem Anwesen, wo sie schon sehnlichst von ihrer Freundin erwartet wurde. Marisol stand auf der Veranda und winkte ihr zu. "Und wie war's?", fragte sie fröhlich. "Es war wirklich toll. Ich hab sogar schon so ewtas wie Freunde gefunden.", Grace lächelte zufrieden. "Heute findet auch ein Ball statt. Das Motto ist fünfziger Jahre. Hast du irgendwelche Klamotten von damals da?" "Wenn ja dann höchstens, zwei, drei Kleider." "Das reicht mir.", fröhlich hüpfte die Blondine die Treppe hinauf.
Als Marisol ihr Zimmer betrat, befand sich Grace bereits in ihrem Element. Sie durchwühlte den Schrank der Älteren und hatte auch schnell Gesuchtes gefunden. "Zwei hinreißende Kleider." "Wie man's nimmt.", schmunzelte die Schwarzhaarige. "Ich nehm dieses!" Grace hielt ein weißes Kleid hoch, welches mit pinken Blumen übersät war. "Du nimmst das hier!" Sie drückte Marisol ein Kleid hoch, dessen Brustbereich dunkelblau mit schwarzen Rosen und der Rockteil komplett in schwarz gehalten war. "Damit fällst du nicht so sehr auf und kannst mir auch nicht die Show stehlen." "Und wann habe ich entschieden, dass ich mitkomme?" "Die Entscheidung hab ich dir abgenommen.", grinste die Blondine und flitzte aus dem Zimmer, um in ihrem Bad duschen zu gehen. Marisol betrat nun ihres, um dasselbe zu tun.
Zwanzig Minuten später saß sie in ihrem Zimmer und föhnte sich ihre Haare. "Kannst du mir die Haare gleich zu Locken drehen?" Die Ältere nickte. Grace trug ihren dunkelroten Bademantel und setzte sich auf das Bett der Schwarzhaarigen.
"Willst du deine Haare nicht auch lockig tragen?" "Nein, ich bleib bei meinen Wellen.", meinte Marisol und band Graces, nun gelockte Haare zu einem seitlichen Zopf zusammen. Dann befestige sie eine pinke Rose an die Stelle und begutachtete zufrieden ihr Werk. "Du solltest auch eine tragen.", meinte Grace und suchte in dem Schmuckkästchen mit den Haarclips nach einer passenden Rose. "Hier." Sie befestige die dunkelblaue Rose auf die linke Seite ihrer Haare. "Perfekt." Die Ältere schmunzelte. Dann zogen sie sich ihre Kleider an.
Fertig angezogen machten sie sich auf den Weg zum Schulball.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, durch den Schulflur zu laufen, Marisol blickte sich immer wieder um und sog die verschiedenen Gerüche ein, einer stach ihr besonders in die Nase. Vampire. Doch sie konnte es Grace nicht sagen, sie hätte sonst nur Angst und würde den Abend nicht richtig genießen können und das wollte Marisol der Jüngeren nicht antun.
Grace erblickte Elena und Bonnie und lief hastig auf die Beiden zu, sie standen mit einer hübschen Blondine, an einem Tisch und tranken etwas Punch. Elena trug eine hellblaue Bluse mit einem roten Gürtel direkt unterhalb der Brust, dazu eine siebenachtel Jeans in einem grau-violette Farbgemisch, ihr Haare hatte sie etwas tupiert und mit einem silbernen Haarreif verziert. Bonnie trug ein weißes Kleid, welches mit Blumen in blau und schwarz bedruckt war, ihre Haare hatte sie elegant gelockt. "Na ihr?.", begrüßte sie die Beiden. "Hey, Grace. Das ist übrigens Caroline.", stellte Elena ihr die Blondine vor. Sie trug ein gelbes Jäckchen mit längeren Ärmeln welches mit Blumen in gelbtönen bestickt war, darunter trug sie ein gelb, schwarz karriertes Kleid, ihre Haare hatte sie zu einer komplizierten Hochsteckfrisur zusammengesteckt. "Hey.", lächelte die Blondine ihr zu. "Du bist die Neue, nicht wahr?" "Ja, bin ich.", gab Grace nickend von sich. "Hast du einen Freund?", wollte Caroline sogleich neugierig wissen. "Nein, ich bin noch Solo unterwegs, ich hoffe aber, das ändert sich die nächsten Wochen.", gab sie grinsend von sich und blickte durch den Raum. "Das ist übrigens-" Sie drehte sich um. "Marisol?", rief sie nach ihrer Freundin, welche auch schon wieder auftauchte. "Tut mir Leid, ich habe nur etwas nachgeschaut." "Das ist Elena Gilbert.", sie zeigte auf die Brünette, doch Marisol schien ihr gar nicht mehr zuzuhören.
"Elena..", hauchte die alte Frau. "Psh.. Nicole nicht.." Marisol strich ihr über das weiße Haar. "Elena Gilbert.. Sie ist der..", die alte Frau atmete schwer. "Schlüssel.." "Was meinst du? Der Schlüssel wofür?!", schrie die Schwarzhaarige schon fast. "Klaus..", hauchte sie, ehe sie ihre Augen schloss.
"Marisol, alles okay?", wurde sie von ihrer Freundin wieder in die Gegenwart zurück geholt. "Ja, ich habe mich nur kurz an etwas erinnert." "Okay.", kam es skeptisch von Grace. "Das ist Bonnie Bennett und das Caroline Forbes.", stellte sie nun die anderen Beiden vor. Marisol nickte nur und lächelte leicht. Elena wurde von einem braunhaarigen jungen Mann zum tanzen aufgefordert. Sie stellte ihn den Beiden als Stefan Salvatore vor, ihrem Freund. Marisol bemerkte sofort, dass er ein Vampir war, schwieg jedoch. Wenig später wurde auch sie zum Tanz aufgefordert. Während der Junge sie mit Komplimenten überschüttete, ignorierte sie ihn gekonnt, immer versucht, ein Auge auf Grace zu haben. Doch nach einer Weile, verlor sie die Blondine aus den Augen.
Grace holte sich ein Glas Punch und blickte sich auf dem Ball um. Als sie sah wie Elena die Tür hinaus rannte, blickte sie ihr verwundert nach, dann sah sie sich nach Marisol um, konnte diese jedoch nicht entdecken, weshalb sie beschloss, selbst nachzusehen, was los war. Sie konnte Elena schreien hören und begann zu rennen.
Elena stieß den Vampir immer wieder Bleistifte in den Körper, doch es nützte kaum etwas. Die Brünette lief hastig rückwärts und stieß gegen einen Besen, welchen sie sich schnappte und in zwei Hälften zerbrach. Mutig blickte sie dem Vampir entgegen und holte aus, um ihn das Holzstück ins Herz zurammen. Doch der Vampir hielt ihre Hand fest und hinderte sie daran. Er warf den Besenstiel achtlos hinter sich und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu beißen. Panisch schrie sie auf und wartete auf den eintretenden Schmerz, doch der blieb aus. Stefan war ihr zu Hilfe geeilt und warf den Vampir quer durch den Raum, schützend stellte er sich vor Elena. "Niemand will dich töten, wir wollen uns nur unterhalten.", vernahm sie von Damon, welcher in der Tür stand und da war noch jemand, Elena konnte die Person nicht genau erkennen, zu schnell hatte sie sich aus ihrem Blickfeld entfernt. Der Vampir hetzte auf Elena und Stefan zu, Damon warf seinem Bruder den abgebrochenen Besenstiel entgegen und der Braunhaarige rammte diesen, in den Magen des Vampirs. Schwer atmend ging dieser in die Knie.
Grace hatte sich gegen die Wand gelehnt. Was ging da nur vor? Was wollte dieser Mann von Elena? Die Blondine war nur froh, das Elenas Freund und ein weiterer Mann hinzukamen und der Brünetten halfen. Sie redeten auf den Mann ein, Grace konnte zwar kein einziges Wort verstehen, aber es wirkte auf sie, als würden die beiden Männer, den knienden Mann foltern. Immer wieder zogen sie den abgebrochenen Besenstiel ein Stück hinaus, um ihn dann wieder tiefer hineinzustechen. Plötzlich blickte der Schwarzhaarige sich um, Grace drückte sich näher an eine Tür und hielt den Atem an. Würde er sie nun töten? Immerhin hatte sie etwas gesehen, was ganz sicher nicht für ihre Augen bestimmt war. Sie hörte Schritte und dann sah sie wie ihr Geschichtslehrer auf sie zu kam. Sie tastete hinter sich und suchte den Türknauf, als sie diesen gefunden hatte, öffnete sie die Tür und schlüpfte eilig in das Zimmer. Ängstlich hockte sie sich auf den Boden. Sie konnte hören wie der Mann mit ihrem Lehrer redete und dann vernahm sie erneut Schritte, doch dieses Mal führten sie von ihr fort.
Marisol blickte sich um, sie musste sich stark konzentrieren, um Graces Geruch, zwischen all den verschiedenen Düften, ausfindig zu machen. Sie lief durch die Tür und der Geruch wurde immer klarer, doch mit diesem, auch der Duft von frischem Blut. Sie wusste, dass es nicht Graces Blut war, dennoch beunruhigte sie diese Tatsache. Die Schwarzhaarige lief Elena entgegen, welche ziemlich durcheinander wirkte. "Elena, richtig?" "Was, ja?" "Hast du Grace gesehen?", fragte Marisol die Brünette besorgt. "Nein, tut mir Leid..." Elena lief weiter und verschwand aus Marisols Blickfeld. Die Grünäugige lief eilig den Korridor entlang. Vorbei an Stefan und Damon, welche sie misstrauisch beäugte, die beiden Männer blickten ihr genauso misstrauisch nach.
Marisol öffnete die Tür, hinter der sie Grace deutlich wahrnehmen konnte und war froh, als sie Grace lebendig vor sich sah. Langsam hockte sie sich neben die Jüngere und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Psh... Grace, es wird dir nichts passieren...", beruhigte die Ältere sie flüsternd. So saßen sie noch eine Weile zusammen und schwiegen.
