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Moonlight Shadow

von

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Disclaimer: siehe Kapitel 1
 

~*~*~
 

Er erwachte und sein erster Gedanke war: Ich bin tot. Dann kam die vage Frage auf, wie sich der Tod eigentlich anfühlte. Er hatte damit gerechnet, dass es eine unangenehme Angelegenheit sei, aber er fühlte sich eigentlich recht gut. Vielleicht lag es auch daran, dass er nicht wusste, warum er tot sein sollte. Momentan ergab alles einen seltsamen Sinn durch die alleinige Tatsache, dass er der Überzeugung war, ein Schwamm zu sein.
 

Alles war wattig. Oder in seinem Fall schwammig. Er konnte um sich herum Geräusche hören – erstaunlich, ihm war nicht bewusst gewesen, das Schwämme Ohren hatten. Ein Wunder der Natur? – aber es klang alles so, als würde er es durch Wasser hören. Ein Grund mehr zu glauben, dass er ein Schwamm war. Ein vollgesogener Schwamm, der träge vor sich hin dümpelte oder lag oder was Schwämme so den ganzen Tag machten.
 

In seiner Schwammwelt gab es keine Gedanken, die über die Frage, wie das Jenseits für einen Schwamm aussah, hinausgingen. Schwämme waren sicherlich hochphilosophisch, wenn man bedachte, dass sie kaum etwas anderes taten, als Schwämme zu sein. Und wenn man ein guter Schwamm war, dann ... nun, dann kam man vermutlich in den Schwammhimmel. Und wenn man ein schlechter Schwamm war, dann wurde man als Tafelschwamm wiedergeboren und –
 

Er schloss die Augen – er hatte noch nie einen Schwamm mit Augen gesehen! – und beschloss, dass er verrückt sein musste. Als Tafelschwamm wiedergeboren werden? Das klang absurd. Andererseits war es angenehm einfach, in solchen Bahnen zu denken. Vielleicht fühlte er sich so merkwürdig, weil er verwandelt worden war. Das wäre eine Erklärung. Nur die Frage war – hatte man ihn in einen Schwamm verwandelt oder war er ein verwandelter Schwamm? Die Frage forderte seine gesamte Aufmerksamkeit für den Moment. An Nebensächlichkeiten, wie die Frage, wo er war, dachte er gar nicht.
 

ooOoo
 

Das Erwachen war beinahe so schmerzhaft wie das Einschlafen. Oder die Ohnmacht. Kaum war er soweit bei Bewusstsein, dass er feststellen konnte, dass er nicht mehr schlief, wünschte er sich bereits zurück in die tiefe Schwärze der Bewusstlosigkeit.
 

Dort hatte er wenigstens keine Schmerzen gespürt. Jetzt, mit der Erkenntnis, wach zu sein, kam auch der Schmerz zurück, und er hatte das Gefühl, als ob er alle seine Freunde mitgebracht hätte. Hätte er irgendeinen Grund dafür, eine Metapher zu suchen, er würde es einen schlecht einstudierten Stepptanz nennen – der von mehreren rivalisierenden Gruppen auf seinem Schädel ausgetragen wurde. So jedoch begnügte er sich damit, es als ein Hämmern und Dröhnen zu beschreiben, sofern er es beschreiben musste.
 

Momentan musste er mehr mit der dadurch verursachten Übelkeit kämpfen. Es wurde nur noch schlimmer, als er unvorsichtigerweise die Augen öffnete und sich in einer weißen Hölle wiederfand. Auch das sofortige Zusammenkneifen seiner Lider half nicht mehr. Er biss die Zähne zusammen, aber es verschlimmerte die Situation nur noch.
 

"Nur die Ruhe", sagte eine Stimme irgendwo in der Nähe mit etwas, was vermutlich versichernd und beruhigend sein sollte. Ihm kam es mehr vor, als wolle man ihn verspotten, abgesehen davon, dass man durchaus auch leiser sprechen könnte. "Hier, das sollte ein wenig helfen. Wir können dir leider keine Tränke geben, zumindest nicht dafür, weil du eine Gehirnerschütterung hast und das immer eine prekäre Sache ist mit den Tränken –"
 

Würde es ihm nicht so elendig gehen, er würde die Person erwürgen. Nun, er würde sie zumindest würgen – das er würde nur deshalb ausbleiben, weil ihre halbgare Methode zumindest einen minimalen Effekt hatte. Und sei es nur aus psychologischen Gründen. Tatsächlich entkam ihm ein leises Seufzen, als man ihm einen kalten, feuchten Lappen über Stirn und Augen legte. Er lenkte definitiv von dem Schmerz ab und er sorgte dafür, dass kein Licht durch seine Augenlider drang.
 

"Wo bin ich?", fragte der Patient, dem es zumindest marginal besser ging. "Und warum bin ich hier?"
 

"Nur die Ruhe", wiederholte die Heilerin und tätschelte ihm die Hand. "Du solltest dich nicht überanstrengen."
 

Seit wann war die Beantwortung einer Frage Überanstrengung? Er entzog sich ihrer Berührung und versuchte, sich aufzusetzen. Bevor er jedoch weiter als ein paar Zentimeter kam, wurde er mit einem leisen tutt tutt tutt wieder auf das Bett gedrückt. Er wehrte sich nicht, denn die Bewegung allein hatte ihm bereits gezeigt, dass er noch nicht in der Verfassung dafür war. Trotzdem, er würde nicht aufgeben. Er wollte, brauchte Antworten.
 

"Wo bin ich?", wiederholte er stur.
 

Die Hände der Heilerin ruhten noch immer sanft auf seinen Schultern, um zu verhindern, dass er einen neuerlichen Versuch startete. "Was ist das letzte, an das du dich erinnerst?", fragte sie mit ihrer professionellen Freundlichkeit, die ihn jedoch nicht täuschte.
 

"Ich war in Hogwarts", sagte er finster. "Und da das hier nicht der Krankenflügel ist und Sie nicht die Schulkrankenschwester, würde ich jetzt gerne wissen, wo ich bin und warum ich hier bin."
 

"Mein lieber Junge", sagte die Heilerin, und er wollte ihr an die Gurgel springen dafür. Er war weder ihr Junge noch war er lieb! "Du hast dir eine ernsthafte Verletzung zugezogen, und obendrein auch noch eine Gehirnerschütterung. Es ist höchst unklug, dich unter diesen Umständen –"
 

"Ich will verdammt noch mal wissen, wo ich bin!" Er zuckte zusammen. Seine Stimme war sogar ihm selbst zu laut. In einer etwas leiseren Tonlage, aber immer noch vergleichsweise laut, fuhr er fort: "Ist das denn zu viel verlangt? Dass ich verletzt bin, weiß ich selber! Ich bin nicht blöd – aber wo bin ich hier? Das ist doch wohl eine sehr simple Frage!"
 

Die Heilerin seufzte. "Du bist im St. Mungos Krankenhaus für Magische Krankheiten und Gebrechen, Junge. Wo auch sonst?" Er fand das nicht besonders aufschlussreich – denn das St. Mungos war groß. Er konnte wegen einer Vergiftung hier sein, auch wenn das nicht dem Stil der Gryffindors entsprach, oder er hatte irgendeine ansteckende Krankheit oder, oder, oder. Die Heilerin schien zumindest zu bemerken, dass er vorhatte, noch einmal laut zu werden. "Auf der Dai-Llewellyn-Station", fügte sie hinzu, "in der Abteilung für Verletzungen durch Tierwesen."
 

Er schwieg. Etwas regte sich in seiner Erinnerung. "Na, Schniefelus, bist du mutig genug dafür? Oder wirst du kneifen?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-10-08T20:35:10+00:00 08.10.2012 22:35
Hallo!

Da bin ich wieder! ;) Ich kann dir zwar nicht versprechen, jedes Kapitel zu kommentieren und vor allem nicht, dass ich damit schnell voran komme, aber ich gebe mir Mühe - du kannst also mit mir rechnen~.

Die philosophischen Stellen zum Thema "Schwamm" fand ich doch sehr amüsant. xD Hat mir gut gefallen - auch, wenn ich nicht unbedingt finde, dass diese Art von Humor zu Severus Snape passen ... aber vielleicht war das auch damals, wo er noch jung war, etwas anderes - wer weiß. ;)

Die Heilerin im St. Mungo fand ich irgendwie ein bisschen komisch - denn normalerweise sind sie doch verpflichtet, die Patienten über ihr eigenes Wohlergehen aufzuklären, wenn sie dermaßen danach verlangen, oder? Ich mein, ich kann mir gut vorstellen, was die Diagnose ist, aber trotzdem. Ich denke, für dein eigenen Gemütszustand ist so eine Ungewissheit um einiges unangenehmer.

Allerliebste Grüße!


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