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Die PSC will Krieg? Die PSC bekommt Krieg!

das größte J-Rock-Konzert der Geschichte
von

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Tag 6 - Nervensache

„Kai, ich brauch mal deine Hilfe.“

Kai seufzte innerlich. „Ist es dringend?“

Ruki wog nachdenklich den Kopf hin und her. „Naja, ich würde es jedenfalls gern geklärt haben. Es geht um unseren Auftritt auf dem Konzert-Event.“

Also nichts dringendes. Kai ging weiter. „Lass uns beim Abendessen darüber reden, ich hab jetzt keine Zeit.“

Der Vocal stöckelte auf seinen Absatzschuhen hinter ihm her, die er fast immer trug, um nicht ständig überall als der Kleinste aufzufallen. „Ich muss als Frontmann eine Show abziehen, Kai. Ich würde die gern noch ein bischen planen. Beim Abendessen wirst du auch wieder keine Zeit haben, weil du von allen belagert wirst. Gestern bist du gar nicht erst zum Abendbrot aufgetaucht!“

Der Gazette-Leader holte tief Luft, sagte aber doch nichts, sondern ging nur unbeirrt weiter. Er hatte jetzt weder Lust noch Zeit, mit Ruki über seine Menge an freien Kapazitäten zu diskutieren.

„Hörst du mir zu?“, wollte Ruki etwas ärgerlich wissen.

„Nein, tu ich nicht! Geh mir doch nicht auf´s Blech, man.“, maulte Kai wahrheitsgemäß. „Warum stellst du die Bühnenshow diesmal nicht einfach allein auf die Beine und ich richte mich dann einfach ganz nach dir, wenn es soweit ist?“

„Und erträgst dann wieder tagelang deine Ungnade, weil sie dir nicht gefallen hat? Nein, danke. Das tu ich mir nicht an.“

Kai stöhnte. „Das war damals Aoi´s Show. Ich hoffe doch wohl, daß deine ein bischen angemessener wird.“ Langsam war der Drummer wirklich angenervt. So leid es ihm auch tat, und so ungern er unfreundlich zu seinem Vocal sein wollte, aber langsam war das Maß echt voll. Warum lies der Kerl sich nicht einfach abwimmeln? Tja, weil er dann wohl nicht Ruki gewesen wäre. Kai war inzwischen vor dem Büro angekommen, aus welchem er bereits wieder das Telefon schellen hörte.

„Weist du, ich hätte gern Akrobaten auf der Bühne.“, fuhr Ruki fort und machte Anstalten, Kai einfach ungefragt ins Büro hinein zu folgen, während er seine elegante Klamotte zurecht zog. Er war nie leger oder ungestyled. Ohne penibel frisierte Haare und perfekt manikürte Nägel bekam man ihn nie zu Gesicht, nichtmal in der privatesten Runde. „Wenn du mir erlaubst, einen Zirkus anzu...“

Kai fuhr herum und hielt ihm grob den Mund zu, um ihn zu unterbrechen. Als Bekräftigung drückte er den zierlichen Sänger noch mit seinem Unterarm rücklings gegen die nächstbeste Wand. Dank seiner Tätigkeit als Drummer hatte Kai eine brachiale Körperkraft aufzuweisen, der sein kleinerer Vocal absolut gar nichts entgegen zu setzen hatte.
 

Ruki sah ihn mit großen Augen entgeistert an.

„Ich sagte, ich will das jetzt nicht wissen!“, zischte Kai ungehalten und hielt Ruki noch ganze drei Sekunden gegen die Wand gedrückt und mit blockiertem Mund fest. Damit Ruki auch wirklich ausreichend Zeit hatte, diesen Satz in seinem Gehirn ankommen und verarbeiten zu lassen.

Ruki starrte ihn weiter fassungslos an. Es war noch nie irgendjemand handgreiflich gegen ihn geworden. Schon gar nicht Kai, dessen einzige Waffe sonst immer nur ein Grinsen war. Der Leader hatte ihm zwar nicht wehgetan, aber die schiere Plötzlichkeit dieser Aktion verstörte ihn zutiefst.

Kai lies ihn endlich wieder los und trat einen Schritt zurück, selbst sichtlich erschrocken über seinen unbeherrschten Ausbruch. Kurz herrschte Schweigen.

„Kai? Bist du okay?“, wollte Ruki dann vorsichtig wissen. „So kenne ich dich gar nicht.“

„Tut mir leid. Ich bin einfach furchtbar übermüdet und kurz vor einem Nervenkollaps und mir wächst gerade alles über den Kopf. Sei mir nicht böse. Wir werden über die Bühnenshow sprechen, aber nicht jetzt!“ Mit diesen Worten fegte Kai ins Büro und warf die Tür zu. Es war kein echtes Zuknallen der Tür, aber doch derber als nötig. Ruki überlegte noch kurz, ob er dem Drummer folgen und ihm seine Hilfe anbieten sollte. Aber das vernehmliche Drehen des Schlüssels im Schloss erübrigte auch dieses Vorhaben. Kai hatte sich selbst eingesperrt.
 


 

„Yosh! Yosh!“

„Für dich immer noch <Yoshihiko>.“

„Yosh! Die Gazettos haben im Keller ein Wasserbecken! Kommst du mit schwimmen?“

„Nein!“, entschied Yoshihiko sofort, blieb aber doch stehen und wartete auf den kindischen Sänger von SuG, der ihm im Gang nachhechtete. Allein schon von ihm angesprochen zu werden verhieß nie etwas Gutes. Jedenfalls hatte Yoshihiko noch keine gegenteilige Erfahrung mit ihm gemacht.

Takeru zog eine Schmollschnute. „Wieso denn nicht?“

„Mit dir nicht, ich bin ja nicht lebensmüde. Außerdem hab ich sowieso kein Badezeug dabei.“

„Och maaaaaan, du bist so langweilig.“

Yoshihiko seufzte. „Woher weist du überhaupt, daß im Keller eine Schwimmhalle ist? Was hast du denn dort unten verloren?“, hakte er nach. Wenn dort wirklich eine war, fragte er sich, warum die noch nicht eher entdeckt worden war.

„Uruha meinte, Kai hätte dort unten einen Kraftraum. Den hab ich zwar nicht gefunden, dafür aber das Planschbecken.“, grinste der bunte Vocal schelmisch.

Yoshihiko ging kopfschüttelnd weiter. „Na dann wünsch ich dir mal viel Spaß da unten. Frag doch Nao, der kommt sicher mit.“
 

Als Takeru und Kanon etwas später fröhlich schwatzend, in Badehosen und mit großen Handtüchern unter dem Arm in den Keller kamen, trieb eine Luftmatraze mitten im Wasserbecken. Darauf lag Kai, bäuchlings dösend. Einer seiner Arme hing ins Wasser, auf dem anderen hatte er sein Gesicht abgelegt.

Der Gazette-Drummer schaute fragend auf, als so plötzlich die Tür aufging und guckte die beiden dumm an. „Was tut ihr denn hier?“, wollte er verdutzt wissen.

„Wir wollen baden.“, erwiderte Kanon. „Aber was tust DU denn bitte hier? Sagtest du nicht, du könntest dich vor Arbeit gar nicht retten?“

Kai murrte. Na klar hatte er viel zu tun. „Ich hab mir eben mal ne halbe Stunde Auszeit genommen, um nicht endgültig überzuschnappen.“ Er dachte an seinen armen Ruki, den er vorhin beinahe geschlagen hätte. Er musste wirklich was tun, wenn er hier nicht unzurechnungsfähig werden wollte. „Allerdings kann ich mich nicht erinnern, das Becken für öffentlich erklärt zu haben. Das hier ist Sperrgebiet für euch.“, fügte er an.

„Ach was, wen interessiert das schon?“, lachte der AnCafe-Bassist, warf die große aufblasbare Gummi-Ente ins Wasser und machte einen Kopfsprung hinterher. Takeru folgte gröhlend mit einer fetten Arschbombe, die das halbe Bad flutete. Neben Kai tauchte Kanon fontainenspuckend wieder auf und griff nach der Luftmatraze. „Los runter da mit dir!“, meinte er und wippte den Drummer von der Matraze herunter.

Kai versank hilflos mit den Armen rudernd im Wasser, tauchte platschend wieder auf und begann dann mit einem „Ihr seid sowas von fällig!“ die beiden Musiker wechselseitig unter Wasser zu tunken.

„Hey, habt ihr etwa schon ohne mich angefangen?“, wollte Miku wissen, der in diesem Moment ebenfalls hereinplatzte. Er trug nur Boxershorts, da er offenbar keine Badehose dabei hatte.

Kai sah den AnCafe-Sänger fragend an. Der auch hier? Hatten Takeru und Kanon das etwa publik gemacht, daß es hier unten ein Schwimmbecken gab? Na super, dann war es wohl jetzt vorbei mit der Ruhe. Draußen vor der Tür hörte er schon Hizumi und Kamijo, die beiden Vocals von D´espairs Ray und Versailles, quatschen.
 

Yoshihiko sah schmunzelnd Teru an, der pitschnass wie ein übergossener Hase vor ihm stand. Die Haare klatschten tropfnass an seinem Kopf, nur ein paar einzelne Strähnen stachelten weg. Teru versuchte gerade, ihn zum Baden zu überreden.

Yoshihiko überschaute flüchtig die kleine Schwimmhalle. Sie war wirklich hübsch gemacht, in dunkelblauem Mosaik gefließt, mit kunstvollem Stuckrelief an den Decken und näckischen Wandbemalungen.

Am Rand standen ein paar künstliche Palmen, unter denen Kamijo sich in einen Liegestuhl gepflanzt hatte. Der Sänger von Versailles sah nicht aus, als wäre er schonmal im Wasser gewesen, er saß nur daneben und verfolgte amüsiert das Treiben. LMC-Vocal Maya hatte sich eine große Wasserpistole besorgt, mit der er permanent nur am Austeilen war. Hizumi von D´espairs Ray und Shinya von Dir en Grey dümpelten quatschend am Beckenrand herum, während Hiroto und Saga von Alice Nine sich um eine herrenlose Luftmatraze balgten. Miku und Kanon standen lachend draußen und hantierten an Uruha herum.

Viele trugen nur Unterhosen oder Boxershorts. Bei ihrer Flucht vor der PSC hatten die wenigstens von ihnen an sowas wie Badesachen gedachte. Seufzend begann Yoshihiko sich aus seinem Pullover zu schälen. Ach, warum auch nicht. Ging er halt auch ein bischen baden. Entschlossen machte er einen Satz ins Becken und hoffte, daß das Wasser nicht so kalt war wie es aussah. Aber lieber ging er freiwillig hinein, denn er wollte nicht so enden wie Uruha, der gerade von Miku und Kanon gegen seinen Willen ans Wasser getragen und samt Klamotten in hohem Bogen hineingeschmissen wurde.

Yuki, der Drummer von Versailles, der auch gerade gekommen war, tat es ihm gleich. Ein anzügliches Johlen ertönte, als er seine Hose auszog. Er rollte mit den Augen. Doch plötzlich wurde aus dem Johlen ein einstimmiges Lachen. Yoshihiko sah fragend zu Yuki hinüber, erkannte auch sofort, was los war und konnte sich ebenfalls ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Drummer trug eine oberpeinliche Boxershorts mit blauen Herzen. Erschrocken zog Yuki seine Hose wieder hoch und wurde knallrot. „Äh, ich geh mich fix nochmal umziehen, bin gleich zurück.“, grinste er verlegen und hastete los.
 


 

Ruki steckte vorsichtig die Nase in den Proberaum. Kai saß tatsächlich schon drin. Überpünktlich. Irgendwie hatte Ruki nicht wirklich damit gerechnet.

„Ruki, komm rein!“, winkte der Drummer ihm betont fröhlich entgegen.

„Was gibt es denn?“, wollte Ruki verunsichert wissen. Die Bandproben, die Kai trotz des überfüllten Hauses und trotz all seines Stresses konsequent weiter voranpeitschte, begannen eigentlich erst in einer halben Stunde. Kai hatte ihn früher herbestellt.

„Du wolltest doch über unseren Auftritt auf dem Konzert-Event und die Bühnenshow sprechen. Also lass uns reden.“

„Jetzt?“

„Ja, jetzt. Ich hab Zeit für dich.“, versicherte Kai.

„Tust du mir einen Gefallen?“

„Welchen?“

„Lächel mal!“

Kai kicherte über diesen sonderbaren Wunsch laut los und griff nach Zettel und Stift.

„Danke.“, meinte der Vocal nur, erleichtert, daß Kai irgendwie doch noch er selbst war und noch nicht über all seinem Organisationskram die Nerven verloren hatte.

„Hör zu, entschuldige diese handgreifliche Aktion heute Vormittag. Es tut mir wirklich leid, daß ausgerechnet du derjenige warst, der das alles abgekriegt hat. Du hast es von diesem ganzen Haufen Spaßvögeln hier am wenigsten verdient. Ich wollte dir keine Angst machen, und ganz sicher nichts tun.“

„Ach, schon vergessen.“ Ruki warf sich euphorisch auf einen der Sessel.

„Also los, du wolltest Akrobaten auf der Bühne haben, hab ich das richtig mitbekommen? Ich habe bei drei Zirkussen angerufen, die gerade nah genug in der Gegend sind, um auf unser Event zu kommen. Aber das scheint ziemlich schwierig zu werden. Die haben Bedenken wegen des Versicherungsschutzes, wenn sie auf einer Bühne rumspringen. Die haben alle miteinander noch nie auf so einer wackeligen Bühne rumhantiert, sondern nur auf dem festen, ebenen Erdboden. Sie vor oder neben die Bühne zu stellen, dürfte aber auch ziemlich sinnfrei werden.“

„Du hast schon welche angerufen?“, gab Ruki zwischen dankend und völlig überrumpelt zurück. Das kam ja überraschend.

„Ja klar. Was sie uns anbieten können, sind Hochseiltänzer, Gummimenschen, Feuerspucker und Jongleure, alle ganz pompös rausgeputzt.“

„Brauchen Hochseiltänzer nicht Fangnetze?“

„Bei uns nicht. Die bleiben auf anderthalb Metern Höhe. Und die trauen es sich sogar zu, bei unserer flackernden Bühnenbeleuchtung zu arbeiten.“

„Respekt, cool.“

„Ey, wenn du Takeru davon erzählst, und der dann zu mir angeschneit kommt, weil er Zirkusclowns haben will, kriegst du Ärger!“, stellte Kai ernsthaft klar. „Behalt die Sache mit den Artisten für dich!“

„Ja, Sir!“, grinste Ruki.

Kai machte sich auf seinem Blatt einen Haken an die entsprechende Notiz. „Schön. Also was hast du noch im Sinn? Ich hätte ja gern mal wieder so richtig fette Nebelmaschinen.“

„Ja, du musst ja bei dem Rauch auch nicht singen ...“

„Ich weis, daß das Zeug mörderisch im Hals kratzt. Ich dachte auch eher an das Intro und die Instrumentalsequenzen. Einige unserer Songs haben eine ziemlich lange Bridge.“
 


 

„Komm, Ruki, lass uns Federball spielen!“, forderte Uruha, der unvermittelt mitten in Rukis Zimmer stand und mit den Schlägern wedelte. „Auf dem Parkplatz haben wir jede Menge Platz dafür, was meinst du?“

Ruki knitterte seine Zeitung zur Seite und sah ihn mit gerümpfter Nase an. „Was bringt dich zu dem Schluss, daß ausgerechnet ich Federball spiele?“

Ja, die Antwort hatte Uruha irgendwie erwartet. Er wollte Ruki vielleicht nicht gleich eine Spaßbremse nennen, aber für das was man gemeinhin <Funsport> nannte, war er einfach zu adelig. Zu sehr Diva. „Naja, ich dachte ich frag dich halt mal.“

„Frag Shinya!“, trug Ruki ihm auf und brachte wieder die Zeitung zwischen sein Sichtfeld und Uruha, um weiterzulesen.

„Hab ich schon, der probt gerade mit seiner Band.“

„Dann frag Teru.“

„Der will nicht.“

„Na, dann frag eben Maya.“

„Mit dem habe ich bis eben noch gespielt. Der hat jetzt keine Lust mehr.“

Ruki stöhnte. „Mein Gott, dann frag eben ... keine Ahnung ... jedenfalls nicht mich.“

„Ach komm schon, gib dir einen Ruck.“, bat Uruha.

Ruki schaute vielsagend über den Rand seines Tagesblattes hinweg. Eher würde er helfen, in der Küche Geschirr zu spülen. „Nein. Wenn keiner mit dir Federball spielen will, dann frag Reita, ob er mit dir Playstation zockt.“

„Nö, ich möchte raus an die frische Luft. Wir sind schon seit Tagen hier im Plaza eingesperrt, langsam fällt mir die Decke auf den Kopf.“

Keine Antwort mehr.

„Nagut, ich frag jemand anderen. Bis später, Ruki.“, seufzte Uruha.

„Ja, bis später.“ Kopfschüttelnd steckte der Vocal seine Nase wieder in die Zeitung. Federball. Mit ihm. Wofür hielt Uruha ihn denn?
 


 

„Den krieg ich! Den krieg ich!“ Mit elegant gestreckten Armen hoppste Takuya los und schwang den Federballschläger.

„Takuya, ich hab noch gar keinen Aufschlag gemacht.“, gab Uruha trocken zurück.

Der AnCafe-Gitarrist schaute sich fragend um. „Oh.“, meinte er nur. In der Tat konnte er den Ball jetzt nicht mehr sehen. War wohl nur Einbildung gewesen. Er hatte die Bälle sowieso schon seit einer Weile nur noch erahnen können, weil er sie nicht mehr sah. „Wo bist du denn überhaupt?“

Uruha wedelte mit dem Schläger, damit sein Mitspieler eine Orientierung hatte.

Takuya seufzte. „Verdammt. Langsam wird es echt zu dunkel, wir sollten aufhören. Ich sehe dich ja kaum noch.“, stellte er fest.

„Tja, dann müssen wir unser filigranes Federball wohl für heute beenden.“ Uruha schaute mit Mühe auf die Armbanduhr. „Ist ja auch schon ganz schön spät.“ Irgendwie war er enttäuscht, schon aufhören zu müssen. Er hatte durchaus Spaß an dem Spiel gefunden, aber leider gab es auf dem Parkplatz momentan keine Laterne.

„Hey, da kommt jemand!“, bemerkte der AnCafe-Gitarrist.

„Das ist Tsukasa, oder? Los, ab hinter´s Auto!“ Hämisch grinsend hüpfte Uruha hinter ein schwarzes Cabrio, das auf dem Hof stand.
 

Der Drummer von D´espairs Ray schlurkste ohne Eile auf den Parkplatz hinaus und hielt Ausschau nach seinem fahrbaren Untersatz. Sein Auto war nicht unbedingt das größte und auffälligste. Er wollte nicht so einen protzigen Luxusschlitten fahren, obwohl er es sich durchaus hätte leisten können. Er mochte die benzinfressenden Snobkarren einfach nicht, er warf seine Kohle lieber für andere Sachen aus dem Fenster. Nach kurzem Blick in die Runde fand Tsukasa seinen Wagen am Ende des ziemlich vollen Parkplatzes und tigerte los. Er war sich sicher, eine CD von Girugamesh dabei zu haben, fand sie aber nirgends. Vielleicht lag sie ja noch im Handschuhfach oder Kofferraum. Er musste halt einfach mal gucken.

Als er gerade den Autoschlüssel ins Türschloss schob und die Innenbeleuchtung aufflammte, stürzten sich plötzlich zwei Gestalten mit Gebrüll auf ihn. Tsukasa sprang mit einem erschrockenen Quietschen weg, weil er in der Dunkelheit nichts sehen konnte. Sein erster Gedanke war, daß die PSC ihn jetzt endgültig erwischt hatte.

Die beiden ließen lachend wieder von ihm ab. Erst jetzt erkannte er Uruha und Takuya, die sich triumphierend abklatschten. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen! Köstlich!“, kicherte Uruha und bog sich.

„Boar, habt ihr nicht mehr alle Schrauben beisammen, sagt mal?“, wollte der D´espairs-Ray-Drummer mit klopfendem Herzen wissen. „Was tut ihr hier?“

„Federball spielen!“, entgegnete Uruha und hob den Ball hoch.

„Intuitiv im Blindgang, oder was?“, maulte Tsukasa, der seinen Schreck zu überwinden begann und langsam die Verärgerung hochkommen spürte. „Es ist doch stockdunkel hier draußen!“

„Naja, wir haben gerade aufgehört.“

„Wisst ihr was, ihr zwei kommt mir gerade recht. Wenn ihr zu viel Zeit habt und hier eh nur in der Gegend rumalbert, könnt ihr mir auch gleich mal helfen.“ Tsukasa schloss den Kofferraum auf und brachte eine ziemliche Ladung Kleinteile zum Vorschein. Trommeln, Becken, Gestänge, Schrauben, Kabel, ein einziger Wirrwarr. „Ich hatte bis jetzt noch keine Lust, mein Schlagzeug auszupacken. Schnappt euch mal was und tragt es ins Haus!“, wies er die beiden Scherzkekse an, welche nur mit einem widerwilligen Murren reagierten, aber letztlich doch in den Kofferraum griffen.
 


 

Er schreckte aus seinem Schlaf hoch, als jemand derb gegen seine Tür hämmerte. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr konnte er sich ein Murren nicht verkneifen.

„Kai! Kai! Mach auf!“, drang eine aufgelöste Stimme von draußen herein, dann wieder das Hämmern an der Tür, das einer Abrissbirne Konkurrenz machte.

Kurz vor 3 Uhr in der Nacht. Stöhnend quälte sich der Gazette-Drummer aus dem Bett und ging die Zimmertür aufschließen.

Im Flur stand Mao, der Sänger von SID. „Kai! Kai! Ruki hat <Hackfresse> zu mir gesagt!“, jaulte er mit weinerlicher Stimme, noch ehe Kai ihn auch nur begrüßen konnte.

Kai lies, einem Heulkrampf nahe, den Kopf nach vorn sinken. Die wollten ihn fertigmachen, er spürte es genau. Seine Nerven waren am Ende. Den ganzen Tag über nur Stress und Massen von Musikern, die sich wie Kleinkinder aufführten. Und jetzt ließen sie ihm nichtmal mehr nachts seine 5 Stunden Schlaf. Waren 5 Stunden Schlaf zuviel verlangt? So langsam hatte er das Bedürfnis, vom Schlagzeuger zum Schläger zu mutieren. Aber er beherrschte sich. Lächeln und Winken.

„Hauch mich mal an!“, verlangte Kai mit erzwungener Ruhe.

„Ich hab nichts getrunken!“, gab Mao beleidigt zurück.

„Was willst du dann hier?“

„Ruki hat <Hackfresse> zu mir gesagt.“, beharrte Mao mürrisch. Nachdrücklicher.

Kai holte tief Luft, um nicht etwas sehr unhöfliches zu entgegnen. „Dann erinnere ihn daran, daß er überall der Kleinste ist, das zieht immer!“, schlug der Drummer vor und war schon drauf und dran, seine Tür scheppernd wieder ins Schloss zu schmeißen.

„Ich bin doch nicht lebensmüde!“

„Was zur Hölle soll ICH denn jetzt dagegen tun?“

„Mitkommen und ihm die Leviten lesen!“

Kai fuhr sich mit der Hand durch´s Gesicht. „Mao, du bist erwachsen. Denkst du nicht, du kannst das auch alleine? Geh ins Bett, man.“

Maos eingeschnapptes Gesicht sprach Bände : Nein, konnte er nicht.

„Ich sag´s ihm morgen.“, entschied der Gazette-Drummer und wandte sich wieder in sein Zimmer, um zurück ins Bett zu fallen.

„Nein, Kai! Jetzt!“

Langsam kam ihm der Verdacht, daß mehr dahinter steckte. Es ging Mao hier eindeutig nicht um die unschönen Spitznamen, die sein Zimmerkollege ihm verpasste. Außerdem würde ein Schimpfwort wie <Hackfresse> auch gar nicht zu Ruki passen, seine Beleidigungen waren von einem anderen Kaliber.

„Schön. Lass uns gehen.“, seufzte Kai und verschwand im Zimmer, um sich wenigstens einen Morgenmantel oder irgendetwas in der Art überzuwerfen, bevor er mitkam.
 

Kai war so müde und dösig, daß er zunächst gar nicht mitbekam, wohin Mao ihn führte. Rukis Zimmer lag in der anderen Richtung. Das hier war der Trockenraum. Ehe Kai das so richtig zu Bewusstsein kam und er Gelegenheit hatte, sich darüber zu wundern, ging die Deckenbeleuchtung an und tauchte alles in ein gleißend helles Neonlicht. Geblendet riss er die Hände vor das Gesicht und plötzlich zerplatzte etwas furchtbar nasses an seiner Schulter. Wasser lief an ihm herunter und sog sich tief in seine Klamotten. Erschrocken fuhr Kai herum. Im gleichen Moment hagelten von allen Seiten die Dinger auf ihn ein, die er nach einer Weile als Wasserbomben erkannte. Gegröhle und Gelächter wurde laut. Kai wollte erschrocken den Rückzug antreten, bekam aber den Fluchtweg abgeschnitten. Wohin er sich auch wandte, von überall klatschten die Wasserbomben auf ihn ein und zerplatzten sprotzend auf ihm. Letztlich blieb er einfach stehen und wartete, bis es von selber aufhörte. Es dauerte lange. Keine Ahnung, wieviele Wasserbomben er kassierte, aber ein Vollbad hätte nicht gründlicher sein können.

Ein letzter, wassergefüllter Luftballon zerschellte in seinem Genick, dann war endlich Ruhe. Nur das Gelächter um ihn herum blieb. Da stand er nun wie ein begossener Pudel und wusste nicht, ob er mitlachen oder toben oder doch lieber heulen sollte. Also wischte er sich erstmal mit seinem klatschnassen Ärmel einen Wassertropfen von seiner Nasenspitze und schniefte. „Super, Leute. Der Spaß ist euch gelungen.“, meinte er schließlich mit einem Lächeln, das so herzlich war, daß es den anderen einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Ein ganz und gar unangebrachtes Lächeln für seine Situation. „Wärt ihr auch so nett, das wieder aufzuwischen?“, hakte Kai nach und wusste nun auch, warum sie ihn in den Wasch- und Trockenkeller geholt hatten. Hier war alles gefließt und gekachelt. Immerhin soweit hatten sie mitgedacht. Mit gierigen Augen überflog er die Gesichter um sich herum. Es war keiner aus seiner eigenen Band dabei. Gut so. Es wäre ihnen auch nicht sonderlich gut bekommen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mayuui
2012-08-22T18:14:12+00:00 22.08.2012 20:14
Der arme Kai! Würde mich auch stressen! >.<
Aber wie du versprochen hast ist auch dieses Kapi wieder super geworden!!
(hehe und Ruki kommt endlich mal etwas öfters vor xD)



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