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VLE-Outtakes

Kleine Geschichten zu VLE
von

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Iffland/Georg - 1

Ein frustrierter Seufzer entweicht seinen Lippen, als er sich im Spiegel betrachtet. Prüfend dreht er sich auf die Seite, legt sich eine Hand auf den nackten Bauch.

Ja, er hat definitiv zugenommen. Und wieso? Weil er laufend so viel Schokolade in sich reinfrisst. Und wieso tut er das? Weil er nur von unfähigen Menschen umgeben ist!

Er legt sich die Hände an den Hintern und dreht sich noch ein wenig herum. – Das ist ja schrecklich, in der hautengen Lederhose sieht man aber auch jedes Gramm zu viel!

Abermals aufseufzend zieht er sich das enge Shirt mit dem Batikmuster über seinen blassen Oberkörper und befreit seine langen seidigen Haare anschließend daraus. Er verlässt sein Ankleidezimmer – sonst würde er noch stundenlang kritisch vor dem Spiegel stehen – und begibt sich noch kurz ins Bad, bevor er, nun mit einem Pferdeschwanz und mit Eyeliner nachgezogenen Augenlidern, aus seiner höchst modern eingerichteten Altbauwohnung hinaus auf die Straße tritt.
 

Im Theater kommt er mit wehenden Haaren und schnellen Schritten an, trotz der für einen Mann beachtlich hohen Absätzen.

„Ah, der Intendant!“

„Herr Iffland!“

Da sind sie wieder, die unfähigen Leute.

„Herr Iffland, ich habe gleich für heute Morgen das Vorstellungsge– “

„Nicht jetzt, Valerie!“ Gereizt läuft er an seiner Sekretärin vorbei in seine privaten Räume.

Dort lässt er sich erschöpft an seinen Schreibtisch sinken und fährt sein Mac-Book hoch. Bis morgen Abend zur Vorstellung muss seine Eröffnungsrede noch geschrieben werden. Dazu hat er gestern gar keine Zeit und Nerven mehr gehabt, so vor Wut auf seinen sogenannten persönlichen Assistenten hat er noch immer gebrodelt…
 

„Welches Korsett?“

Ungläubig starrte er den jungen Mann an. „Das Korsett, das du vorgestern hoffentlich in die Schneiderei gebracht hast, weil die Schnur gerissen ist.“

„Oh, ich dachte, das hat noch Zeit.“

„Du sollst nicht denken, verdammt!“, rief er und pfefferte die Schuhe in die Ecke, „Was soll ich denn jetzt anziehen?!“

Nun war es sein Angestellter, der ihn ungläubig anblickte. „Das…Korsett wollten Sie anziehen?!?“

Er hatte die größte Mühe, seinem Gegenüber in diesem Moment nicht an die Gurgel zu gehen. „Du bist gefeuert!“
 

Aber er hat ja noch nie Glück gehabt, was diesen Posten angeht. Auf seiner Verschleißliste hat er eine junge Frau zu verbuchen, die zwar modisch versiert war, jedoch eine ziemliche Zicke, einen jungen Mann, der gleich gekündigt hat, als er mitbekommen hat, dass Iffland schwul ist, einen Trottel, der ihm zur dunkelblauen Hose ein rotes Hemd rausgesucht hat, und sogar den schwulen Jungen musste er feuern, nachdem dieser ihm keine Sekunde mehr seine Ruhe gelassen hat, sondern ständig um ihn gewuselt ist, ob er denn noch was brauche, ob er ihm nen Kaffee machen könne, ob denn die Raumtemperatur angenehm sei…und dabei war er so schrecklich überfreundlich. Iffland stellen sich bei dem Gedanken an das Dauergrinsen heute noch die Haare zu Berge.
 

Gerade hat er das Dokument geöffnet, auf dem in Kürze hoffentlich seine Eröffnungsrede zustande kommt, da geht die Tür auf.

„Wer verdammt stört mich?!“, ruft er und wendet sich hastig herum.

„Isch stör ned isch hab ä Termin.“

Irritiert betrachtet Iffland den jungen Mann, der soeben sein Zimmer betreten hat: Er trägt eine hautenge rosafarbene Hose, die in schwarzen Stiefeln mündet, ein langes weißes Hemd, darüber eine silberne Weste und eine schwarze Fliege. Seine Haare sind dunkel und unordentlich, wobei das zum Look gehören zu scheint, seine Augen schwarz und ausdruckslos. Ifflands Blick bleibt bei den rosigen Lippen hängen.

„Was…hast du gesagt?“

„Ich stör nicht, ich hab nen Termin.“, wiederholt der Junge mit Nachdruck. Da fällt Iffland auf, wieso er ihn nicht gleich verstanden hat.

„Was ist das für ein Dialekt?“

„Ich komm aus der Palz.“

„Aus der was?“

„Aus der Pfalz.“

Iffland zieht eine Augenbraue hoch. „Kannst du auch Hochdeutsch?“

„Ich sprech nur Hochdeutsch.“, entgegnet der junge Mann selbstbewusst.

Iffland entscheidet sich dazu, das einfach mal zu ignorieren. „Wieso bist du hier?“

„Weil ich mich auf die Stelle beworben hab. Ihre Sekretärin hat gemeint, Sie hätten jetzt Zeit fürs Vorstellungsgespräch.“

Iffland seufzt, schließt die Datei auf dem Mac wieder und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Eigentlich nicht, aber fang mal an.“

Der Junge blickt ihn stumm an. Nicht etwa irritiert, nur etwas ratlos, seine dunklen Augen werden ein wenig größer. „Mit was?“

Frustriert fährt sich Iffland übers Gesicht. „Dich vor mir auszuziehen natürlich!“ Wie begriffsstutzig kann man nur sein!

Als der Junge sich daraufhin mit unverändertem Gesichtsausdruck die Weste aufknöpft, fällt Iffland beinahe von seinem Stuhl.

„Halt!“, ruft er, „Wie blöd bist du eigentlich?! Du sollst dich mir vorstellen!“

Für den Bruchteil einer Sekunde wirkt der Gesichtsausdruck des Jungen doch irritiert, dann fängt er sich jedoch wieder und beginnt zu reden: „Mein Name ist Georg, ich bin zweiundzwanzig, ich hab mit fünfzehn meinen Hauptschulabschluss gemacht, dann hab ich im Lager gearbeitet, dann wurd mir das zu schwer, dann hab ich im Baumarkt gearbeitet, dann wollt ich– “

„Du bist rhetorisch nicht so bewandert, hm?“, unterbricht ihn Iffland schmunzelnd.

„Wer tut wandern?“

Der Ältere winkt grinsend ab. Das scheint ja doch herrlich amüsant zu werden…

„Wieso willst du jetzt grade hier am Theater anfangen, Georg?“, fragt er den Jungen, wieder vollkommen ernst, und legt seine Hände mit den türkislackierten Fingernägeln aneinander.

„Weil Sie so tolle Sachen anziehen und so schöne Haare haben.“, antwortet dieser, ohne mit der Wimper zu zucken, „Und weil Sie der beste Schauspieler sind, den ich je gsehn hab.“

Iffland verschluckt sich fast. Dann beginnt er zu lachen.

„Hab…hab ich was Falsches gesagt, Herr Iffland?“

„Nein, nein.“, entgegnet der mit einem Schmunzeln, bevor er aufsteht, „Ich bin nur positiv überrascht über so frische Ehrlichkeit. Das erleb ich hier leider selten.“ Grinsend öffnet er die Tür. „Na komm, ich führ dich ein bisschen herum.“

Auch wenn Georgs Gesichtszüge sich wieder nicht groß regen, meint Iffland doch erkennen zu können, dass er gerade so etwas wie Vorfreude verspürt, denn seine Bewegungen sind fahriger und unkoordinierter, als er sich fasst, nickt, und schließlich am Intendanten vorbei durch die Tür geht.
 

Iffland führt ihn in seine Garderobe, wo er ihm erklärt, wie die Kleider sortiert sind, dann geht es in den Aufenthaltsraum, in dem das große samtgrüne Sofa steht, wo er ihm den Spiegel und den Kleiderständer zeigt, an den die ausgesuchten Sachen für den jeweiligen Abend bereitgehängt werden sollen.

„Und das ist die Kaffeemaschine.“

Georg nickt, so konzentriert, als würde man ihm eine hochwissenschaftliche Apparatur vorführen.

„Ich trink meinen Kaffee schwarz, mit zwei Würfeln Zucker.“

„Kein Süßstoff?“, meldet sich Georg das erste Mal wieder zu Wort.

Iffland sieht ihn kritisch an. „Bin ich zu dick?“

Da ist es wieder; die großen Augen werden noch größer und geben den Gesichtszügen des Jungen einen Hauch von Irritation. „Die Frag war net ernst gemeint, oder?“

Iffland winkt schmunzelnd ab und macht auf dem Absatz kehrt, um wieder in sein Büro zurückzukehren. An der Tür blickt er kurz über die Schulter, um zu sehen, ob ihm der Junge auch ja folgt – und da darf er feststellen: Jap, Georgs Blick klebt an unteren Regionen; entweder er hat gerade seine außergewöhnlichen Schuhe bewundert…oder seinen Hintern. Es wär ihm beides Recht.

„So, hier sind die Schlüssel.“

Iffland beschließt, das Wort „irritiert“ in Zukunft durch „begriffsstutzig“ zu ersetzen, das passt besser zu Georg.

„Hä? Welche Schlüssel?“

Mit einem amüsierten Grinsen drückt er dem Kleineren das Schlüsselbund in die Hand. „Die Schlüssel für mein Büro, meine Garderobe, meinen Aufenthaltsraum, die Eingangstür des Theaters, meinen Wagen und meine Wohnung.“

„W-w…u-und ich hab die jetzt, wegä…?“

„Weil, Georg“, verbessert ihn Iffland geduldig und tätschelt ihm die Wange, „Es heißt weil. Weil du jetzt mein persönlicher Assistent bist. Lass dir von Valerie den Vertrag geben, unterschreib ihn, und dann leg ihn mir auf den Schreibtisch.“

„…Jawoll…Herr Iffland.“ Sofort macht der Junge sich, nun den Hauch eines Lächelns im Gesicht, auf den Weg.

Iffland schaut ihm zufrieden grinsend nach.
 

Am Abend, als er sich die Fingernägel für den nächsten Tag in violett lackiert, überlegt Iffland, ob er es wagen sollte, den Kleinen zu verführen… Er ist ja schon ein süßes Schnuckelchen…aber vielleicht würde er ihn damit nur verstören und ihre, bis jetzt doch wunderbar gelingende, Zusammenarbeit in Gefahr bringen.

Als würde er sich selbst auslachen, schüttelt der Schwarzhaarige den Kopf. Wieso sollte das ein Argument dagegen sein?!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ran34
2013-01-08T20:43:43+00:00 08.01.2013 21:43
Ich bin empört Käthi!
Da schreibst du so etwas und wagst es, das bist jetzt nicht fortzusetzen?! O.O
Mal ehrlich... genug Zeit hatteste ja :P
*dich liebevoll neck*
Ich weiß ja, dass du aus dem Kommi mein ganzes Empfinden ablesen kannst, wenn du es schon bei Georg schaffst ;)

lg~
Von:  -Penthesilea-
2012-08-15T19:47:52+00:00 15.08.2012 21:47
„Isch stör ned isch hab ä Termin.“

Ich liebe Georg XD <3!
Allein wegen seinem vortrefflichen Dialekt und der Tatsache, dass er manchmal so herrlich schwer von Begriff ist ;3! Haaach~ das kann ich sehr gut nachvollziehen, dass Iffland ihn eingestellt hat, schließlich hat er die besten Voraussetzungen („Weil Sie so tolle Sachen anziehen und so schöne Haare haben [...] Und weil Sie der beste Schauspieler sind, den ich je gsehn hab.“)!
Aber auch wenn Iffland jetzt vorhat ihn zu verführen, hoffe ich doch sehr, dass das ihre Zusammenarbeit nur verbessern wird :3~
Ich freu mich auf den nächsten Teil!




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