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Der Tod ist kein Ende

Im Limbus
von

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Es ist vorbei

Kapitel 2: Es ist vorbei
 


 

„Unser Leben besteht aus dem Sterben Anderer.“ (Leonardo Da Vinci)
 

Damons Sicht:

Ich schaute den Fluss hinunter, in dem sie ertrunken war.

Sie war der Meinung gewesen, das sie schon vor anderthalb Jahren dort mit ihren Eltern hatte sterben sollen.

Aber dann hätte ich sie nie kennen gelernt.

Nie das Mädchen geliebt zu lernen, das es wert war.

Die alles wert war.

Auch das man selbst für sie starb.

„Was willst du hier?“, fragte ich ihn bitter, da ich ihn eine gute Mitschuld an ihrem emotionalen Zustand gab, der sie dazu gebracht hatte, das zu tun.
 

Ich hasste und verfluchte zurzeit einfach nur jeden.

„Ich wusste dass du hier sein würdest“, meinte er und antwortete damit nicht auf meine Frage.

Klar war ich hier, hier oder bei ihrem Sarg.

Wahrscheinlich würde ich bald auch noch die ganze Zeit auf dem Friedhof herum hängen oder im Grill, um mich zu besaufen.

„Hier hab ich zum ersten Mal gesehen.

Ich hab gesehen, wie das Auto von der Straße abgekommen ist und bin hinunter getaucht, wo ihr Vater nach hinten gedeutet hat, damit ich sie herausholte.

Da sah ich sie zum ersten Mal, sie war ohnmächtig und für mich war es ein Schock, das sie aussah wie Katherine.“
 

Mein Gesicht verdunkelte sich und kalt sah ich zu meinen Bruder.

„Sie war nicht Katherine!“, zischte ich.

Sie auch nur mit dieser Schlampe zu vergleichen, das war sie wirklich nicht wert.

Man sollte die beiden nicht einmal im selben Atemzug nennen.

„Ich hab sie auf der Party zum ersten Mal getroffen.

Die war kurz bevor das Auto von der Brücke hier abkam.

Ich hab sie manipuliert, damit sie sich nicht daran erinnert und niemand sagen konnte, dass ich zurück war.

Ich frag mich, ob sie das jetzt weiß.“

Bestimmt löste auch der Tod sowas wie Gedankensperren auf.

Sicher wusste sie das.
 

War sie wütend deswegen?

Oder dem Liebesgeständnis, das ich ihr ebenfalls genommen hatte?

Ich hoffte es nicht.

„Damon, sie ist tot.

Ist das nicht egal?“, fragte er und gab mir somit Anlass meiner Wut freien Lauf zu lassen, wie ich es schon die ganze Zeit gewollt hatte.

Ich griff nach seiner Kehle und drückte ihn über das Geländer.

„Nichts ist egal!

Dir war sie vielleicht am Ende egal, weil du dich nur noch mit deiner Rache mit Klaus beschäftigt hast, aber mir nicht!

Ich hab mich die ganze Zeit um sie gekümmert, wobei du nur noch mehr Schaden an ihr angerichtet hast.

Wenn du irgendwo deine Meinung kund tun musst, dann geh doch zu Klaus, weil wenn du noch einmal irgendwas sagst, was sie im entferntesten beleidigt, dann schwöre ich dir, nutze ich all meine angestaute Wut, um dir ein Pfahl ins Herz zu rammen!“
 

Mit kaltem Blick ließ ich wieder los und hoffte, dass er mich nun endlich in Ruhe ließ.

Er richtete sich aber nur auf und sah mich an.

„Es tut mir leid, ich weiß dass du sie geliebt hast.

Ich hab das auch…“ „Wag es nicht sowas zu sagen!

In der letzten Zeit hast du nichts anderes getan, als ihr weh zu tun und zu beweisen wie wenig sie dir bedeutet hat.

Wag es also nie wieder zu behaupten, das du sie geliebt hast!“, warnte ich ihn, denn davon wurde mir nur schlecht.

Ich hatte gesehen, wie viel sie wegen ihm gelitten hatte und ich konnte ihre schmerzerfüllte Stimme nur mit diesen Ereignissen verbinden.

Stefan hatte genügt Anteil an ihrem Tod, da konnte niemand etwas anderes behaupten.

Mein Bruder sah schuldbewusst zu Boden und mit seiner Schuld hatte er recht.

Aber ich interessierte mich nicht für seine Gefühle, weswegen ich mich von ihm abwandte und mit seiner Schuld allein ließ.
 

Jeremys Sicht:

Elena fing lauthals an zu lachen, als unsere Nachbarin mir einen Auflauf gab.

Es war Tradition, dass man Essen vorbei brachte, wenn jemand gestorben war, weil die Hinterbliebenen kaum die Nerven für sowas hatten.

„Hat ihr denn niemand gesagt, dass niemand mein nicht vorhandenes Kochen ausgleichen muss?

Du kannst selbst für dich sorgen.

Du musst es nur so machen, wie wir es vorher auch gemacht haben.

Du nimmst das Telefon und wählst die Nummer des Lieferanten, dann bestellst du, was immer du auch magst“, meinte Elena vollkommen amüsiert.

Sie hatte recht, wir hatten nicht vor ihrem Tod gekocht und auch nicht danach.

Weder sie noch ich konnten das oder hatten uns je angestrengt das uns so etwas gelang.

Unser Vater hatte kochen können, unsere Mutter und wir waren immer nur Zuschauer gewesen.
 

Sobald ich den Auflauf in der Küche abgestellt hatte, fing Elena an fröhlich zu grinsen.

„Endlich kommt mal jemand, den ich mag.

Sei ja nett zu ihm!“, warnte sie mich und ich runzelte die Stirn, doch dann erklang auch schon die Türklingel.

Wie hatte sie das schon wieder gewusst?

Ich ging zur Tür und konnte nicht glauben wer da stand.

Zu dem sollte ich nett sein?

Den mochte Elena?

„Elijah“, sagte ich überrascht, da ich mit ihm auf jedenfall nicht gerechnet hatte.
 

Elena umarmte mich von hinten und ihr Grinsen war einfach nur riesig.

„Weißt du eigentlich, dass er unglaublich toll aussieht.

Ich meine, wenn ich Damon nicht geliebt hätte, dann wäre er auch eine gute Option gewesen“, erzählte sie mir.

Oh Gott!

Das wollte ich wirklich nicht wissen.

„Mein Beileid, Jeremy.“

Seine Stimme war ruhig, aber es schwang anscheinend ehrliche Trauer mit.

Ich war eigentlich mehr davon überrascht, dass er meinen Namen kannte.

„Ja, ja.

Langweilig.

Bitte ihn hinein!“, verlangte Elena und ich wollte sie böse ansehen, aber das wäre jetzt sicher merkwürdig.

Elijah beobachtete mich und das würde auf jedenfall viele Fragen aufwerfen.
 

Ich trat zur Seite, wie auch Elena, auch wenn das wohl egal war.

„Komm herein“, meinte ich, weniger freundlich und aufgeregt als meine Schwester es gerade war.

Wie konnte sie ihn nur mögen?

Er war ein Urvampir!

Er trat ein und sein Blick fiel sogleich ins Wohnzimmer, wo der Sarg stand.

„Hat sie einen Abschiedsbrief oder etwas vergleichbares hinterlassen?“, fragte er nach.

Er hatte recht, sowas war für Selbstmörder eigentlich typisch.

Mein Blick fiel zur Seite, zu Elena, die den Kopf schüttelte. „War eher eine Spontanentscheidung und ich hab vom Alkohol her nicht so viel bedenken können.“
 

Ich schüttelte auf ihre Aussage hin den Kopf.

„Hat sie nicht.

Sie war betrunken und hat nichts weiter bedacht.

Wenn du etwas wissen willst, musst du Damon fragen, der hat vor ihrem Tod mit ihr telefoniert.

Noch besser ist du fragst deinen Bruder, ich bin sicher er ist für psychischen Zustand mitverantwortlich.“

Ich spürte eine Wärme auf meiner Schulter und wusste, dass meine Schwester ihre Hand dort hinlegte.

„Jeremy“, meinte sie, nicht warnend, aber tadelnd und vorsichtig. „Er kann nichts dafür.“

Ihre Stimme klang sanft und sie schien überhaupt nicht wütend zu sein.

Ganz anders als ich es war.

„Es tut mir leid, was er ihr angetan hat.

Ich hab das nicht für sie gewollt.“

Elena lächelte selig, ihr gefielen seine Worte anscheinend sehr.
 

Ich zuckte mit den Schultern.

„Nun, das bringt mir meine Schwester auch nicht wieder“, meinte ich kalt, denn von mir würde sicher keiner von ihnen Absolution bekommen.

Ich würde ihnen niemals verzeihen, für das was sie ihr in ihrem Leben angetan hatten.

Ich wandte mich von ihm ab. „Ich… ähm… lass euch… dich allein“, meinte ich und wollte den Raum verlassen.

Dabei bemerkte ich, dass Elena anscheinend nicht vor hatte mitzukommen.

Sie stellte sich zu Elijah und legte eine Hand auf seine Schulter, als er ihren Sarg betrachtete.

Vielleicht mochte ich ihn nicht, aber wenn sie es tat, wäre es nur fair, ihm das zu sagen.

„Übrigens, falls du es nicht wusstest…“, fing ich an und er sah zu mir. „Sie hat dich gemocht.“

Er schien von meiner Offenbarung überrascht zu sein.

Er hatte es dann wohl wirklich nicht gewusst.

„Sehr sogar“, sagte Elena zu ihm, in sein Gesicht. „Sehr sogar“, wiederholte ich und verließ dann den Raum, um sie allein zu lassen.

Ich ging in die Küche, wo ich mich auf den Tresen abstützte und versuchte nicht zu weinen.
 

Elenas Sicht:

Ich sah zu, wie Elijah über meinen Sarg strich und den Kopf senkte.

Er holte etwas aus seiner Tasche, das er auf meinen Sarg legte.

Es war eine einzelne weiße Rose.

„Es tut mir leid, Elena.

Ich hatte dich wirklich beschützen wollen.

Ich hatte nur nie vermutet, das ich dich vor dich selbst beschützen müsste“, erzählte er mir und es tat mir leid, das ich ihn solchen Kummer bereitete.

Am liebsten würde ich ihn umarmen und ich wünschte mir, wie so oft, dass er mich hören kann.

„Das ist schon in Ordnung, Elijah.

Ich wollte nie dass du dich schuldig fühlst.

Es ist nicht deine Schuld.“

Ich hoffte zumindest, dass er es fühlen konnte, was ich sagte.

Dass es ihn irgendwie Erleichterung oder etwas ähnliches verschaffte.

Dass er sich besser fühlte.
 

Ich sah auf die weiße Rose, die er mir hingelegt hatte und wollte zu gern daran riechen, sie in die Hand nehmen.

„Ich hab mir ein menschliches Leben für dich gewünscht, in dem du heiratest und Kinder bekommst.

In dem du glücklich bist, wie Tatia und Katerina es nie geschafft haben.“

Ich musste bei der Vorstellung lachen, denn es war einfach ein zu abgedroschener, unmöglicher Gedanke.

„Ich war in einen Vampir verliebt, das konnte niemals zu Kindern geführt haben.

Mein Wunsch war dumm.

Ich wollte gleichzeitig mit ihm zusammen sein und dennoch weiterhin mein menschliches Leben behalten.

Das war nicht sehr gut durchdacht von mir.

Aber es wäre mir sicher schwer gefallen, wenn ich das eingesehen hätte, mich auf einmal in einem Menschen zu verlieben und nebenbei von Damon und Stefan abzukommen.“
 

Wenn man starb, dann wurde alles viel klarer.

Die Gefühle ordneten und manifestierten sich.

Man erkannte die Wahrheit und man bekam eine Klarheit, wie es sonst nur der Alkohol bei mir geschafft hatte.

So hatte ich erkennen müssen, wie schrecklich mein Leben überhaupt gewesen ist.

Wie sehr Stefan mir weh getan hatte und wie viel ich von den magischen Ereignissen in meinem Leben korrumpiert war.

Aber auch, dass ich bei Stefan an etwas festgehalten hatte, was schon lang nicht mehr dagewesen war und das ich mich in etwas hineingesteigert hatte.

Ebenso musste ich erkennen, dass ich mich in Damon verliebt hatte und dass es mir egal war, dass er ein Arschloch war.

Ich liebte ihn mit all seinen Fehlern und guten Eigenschaften.
 

Es gab so vieles, das ich jetzt anders sah, als früher.

„Es tut mir leid was geschehen ist.

Es tut mir leid, was mein Bruder und meine Schwester dir angetan haben.

Ich hab… das nicht gewollt“, sprach Elijah und seine Hand, die auf meinem Sarg lag, krampfte sich zu einer Faust.

Seine Worte waren schwer, borgen eine Last, die ich nicht erahnen konnte.

Ich legte meine Hand auf seine, hoffte das er die Wärme fühlte oder etwas anderes.

„Schon gut, ich bin dir nicht böse.“

Er sah auf seine Hand ich fragte mich, ob er tatsächlich etwas spürte oder ob er einfach auf seine geballte Faust sah.

„Ich werde dafür sorgen, dass niemand deine Beerdigung stört und Klaus sich nicht an dir rächen wird.

Ich denke es ist genug.

Es ist vorbei.“

Die letzten Worte klangen traurig, als hatte er das Ende nicht gewollt.

Vielleicht ein Ende, aber nicht dieses.
 

„Leb wohl, Elena.

Ich hoffe du hast deinen Frieden gefunden“, verabschiedete er sich von mir und ging dann aus dem Raum, wobei er sich noch bei meinem Bruder verabschiedete.

Ich spürte die Fesseln, die mich auf dieser Welt hielten und eine davon, ging eindeutig von ihm aus.

Ich hatte mich entschlossen zu sterben.

Es war vorbei.

Aber nur für mich.

Nicht für sie.

Sie ließen mich nicht los, nicht so einfach, selbst wenn sie es behaupten sollten, wie Caroline und Elijah.
 

Ich folgte Elijah, wenn er nach Hause ging, noch einmal zurück blickte.

Schweigend ging ich neben ihn her und beobachtete ihn genau.

Andere zu beobachten, war das einzige, was man als Tode machen konnte.

Man konnte nichts mehr in der Welt bewegen und eigentlich mit niemand interagieren.

Natürlich war Jeremy eine Ausnahme, nicht für mich gedacht, aber dennoch eine Abwechslung.

Ein kleiner Halt, der mich nicht wahnsinnig machte.

So war ich nicht ganz allein.

Obwohl es meinen Bruder wohl noch mehr schadete.
 

Das Leben sollte für die anderen weiter gehen, auch ohne mich.

Es war wohl ein wenig zu viel verlangt, wenn man darüber nachdachte, dass ich mich diesem Leben entzogen hatte.

Vielleicht war es falsch, wenn man es auf seine Mitmenschen bezog.

Dennoch bereute ich es nicht, denn ich fühlte, das mein Leben vorbei war und dass das was ich getan hatte richtig war.
 

Elijah trat in das Wohnzimmer ein, wo Klaus zeichnete.

Ich hatte ihn beobachtet und gemerkt wie talentiert er war.

Allerdings wusste ich nicht, wie ich seine Besessenheit zu meiner besten Freundin werten sollte, denn es war schon gruselig.

Obwohl ich mir vielleicht eingestehen sollte, das wenn es Elijah, Damon, Jeremy oder sonst wer wäre, dann würde ich es wohl als romantisch empfinden.

„Hast du ihre Leiche gesehen?“, fragte Klaus nach.

Es war ehrlich gruselig, das er unbekümmert zeichnete und dabei so eine Frage über mich stellte.

„Nur ihren Sarg“, antwortete Elijah so kurz wie möglich.

„Wenn ich ihren Bruder töten würde, dann würde ich diesem wohl nur einen Gefallen tun, was?“, fragte er nach.
 

Ich war nicht wirklich über seine Aussage überrascht.

Ich hatte seinen Wutanfall miterlebt, als er von meinem Tod erfahren hatte und wie Elijah ihm zum Glück davon abgehalten hatte, jeden den ich liebte in Stücke zu reißen.

„Sie ist tot, Klaus.

Deine Rache würde dir gar nichts bringen.

Sieh es ein, es ist einfach… vorbei.“

Klaus Blick schoss zu seinem Bruder, er erkannte auch das bedauern in seinen Worten, das mich glauben ließ, dass er das nie gewollt hätte.

„Wie ihre ganze Blutlinie.

Nie wieder wird es einen Doppelgänger geben“, meinte Klaus langezogen und beobachtete seinen Bruder weiterhin.
 

Ich setzte mich neben Klaus, da das Sofa breit genug war.

Andernfalls hatte ich immer ein komisches Gefühl, auch wenn es nichts ausmachte mich auf dieselbe Stelle wie jemand anderes zu setzen.

„Außer sie hat ein uneheliches Kind, wie Katerina.“

Elijah machte ein ungläubiges Geräusch.

Vielen Dank, das er zumindest mir sowas nicht zutraute.

„Das bezweifle ich, Bruder.“

Ich nickte zustimmend.

„Daran würde ich mich auf jedenfall erinnern.

Aber vielleicht hatten meine anderen Vorfahren ja Geschwister, man weiß nie.

Ich hoffe zumindest, das du es dann nicht erfahren wirst“, meinte ich zu Klaus, auch wenn er mich natürlich nicht hören konnte.

Elijah ging nach oben, aber ich blieb neben Klaus und sah mir sein Bild an.

Anders als die anderen Bilder, stellte es nicht Caroline da, sondern mich.

Ich lag da friedlich da und hatte meine Augen geschlossen.

Unter dem Bild stand mein Name.

Huch, das war ungewöhnlich.



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