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Der Tod ist kein Ende

Im Limbus
von

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Hinübergehen

Epilog: Hinübergehen
 


 

„Uns verändern vielleicht andere Dinge, aber wir beginnen und enden in der Familie.“ (Anthony Brandt)
 

Elenas Sicht:

„Buh!“, rief ich amüsiert und tatsächlich zuckte Finn zusammen.

Ungläubig drehte er sich zu mir um und sah mich eine Weile einfach nur fassungslos an.

„Du… du bist Katerina, richtig?“

Jetzt klang seine Stimme wieder so langweilig nüchtern, aber ich hatte noch ein paar gute Überraschungen auf Lager, um ihn außer Fassung zu bringen.

„Eigentlich… Elena.“

Seine Augen weiteten sich wieder.

So machte das ganze mehr Spaß.

„Aber ich nehme an, diese Verwechslung ist verständlich, wenn man bedenkt das ich… ähm… tot sein sollte.“

Ich sprach es locker aus, dass es selbst mich überraschte, aber in letzter Zeit hatte ich viel Gelegenheit gehabt zur Ausarbeitung meines Humors.
 

Finn sah mich ungläubig an und streckte tatsächlich seine Hand nach mir aus, nur um dann durch mich durch zu fassen, was mich kichern ließ, besonders als er dann noch erschrocken zurückwich.

Ich setzte eine total ernste Miene auf und hielt meine Stimme ganz tief.

„Ja, ich bin ein Geist.“

Das war irgendwie witzig, nun ja, zumindest wenn man nicht selbst der betroffene Überraschte war.

„Was willst du von mir?“, fragte er und seine Stimme klang sogar ein wenig ängstlich.

Beruhigend lächelte ich ihn an und legte meine Hand auf seine Schulter, wodurch er kurz zusammen zuckte, sich dann aber automatisch entspannte, da er die angenehme Wärme spüren musste.

„Oh, beruhig dich, Finn.

Das war ein Scherz.

Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, du bist schließlich mein Lieblingsursprünglicher“, erklärte ich ihm.

In gewissen Punkten lag er ehrlich dabei sogar über Elijah.

Zumindest mochte ich ihn auf eine ganze bestimmte Art.
 

Dennoch legte Finn seine Stirn in Falten.

Immer waren alle so misstrauisch.

„Wie kannst du hier sein?“, fragte er nach.

Fragen über Fragen.

Ich zuckte ein wenig mit dem Kopf und winkte dann mit der Hand ab, denn das war wirklich mehr als unwichtig.

„Das liegt an diesem Tag, aber das ist nicht weiter wichtig.

Ich möchte nur mit dir reden.

Möchtest du dich setzen oder fühlst du dich in diesem Zustand bequem?“, hinterfragte ich seine steife Haltung.

Ich war ein Geist, bei mir war das im Grunde genommen ganz egal.
 

Seine Haltung zeigte mir allerdings, dass er lieber so blieb.

„Wie du dann willst.

Dann versuch ich dir das mal in Kurzfassung und so verständlich wie möglich zu erklären.

Also da ich dich mag…“, fing ich an, wurde dann aber gleich unterbrochen, weswegen ich nicht mal wirklich ins Thema hinein fand.

„Woher kennst du mich?

Wieso weißt du das du mich magst?“

Ehrlich gesagt, das waren gar keine so schlechten Fragen, wenn man mal so darüber nachdachte.

Kurz zuckte ich mit den Schultern. „Ich bin tot.

Ich beobachtete Menschen.“
 

Auf sein Gesicht schien der pure Schock geschrieben zu sein, durch meine Äußerung und mir kam in den Sinn, wodurch das kommen konnte.

„Oh, keine Sorge.

Nicht beim Duschen oder sowas, das würde ich nie tun.

Vielleicht beim schlafen, aber da passiert ja nichts Aufregendes.“

Sein Gesichtsausdruck ließ immer noch nicht nach, offenbar hatte ich ihn nicht mit meiner Äußerung beruhigt.

„Aber auch nicht, wenn du mit Sage schläfst.

Obwohl ich zugeben muss, das es einmal sehr knapp war, eure Stimmung ist so schnell übergeschlagen…

Das war dann gruselig.“

Mir fröstelte es bei den Gedanken und ich schlang meine Arme um mich, wenn ich daran dachte.

Kein schöner Augenblick.
 

Finn schien mehr oder weniger in Ohnmacht zu fallen, weswegen ich wieder zu Thema zurückfinden wollte.

„Nicht das ich das nicht alles toll finden würde.

Ihr passt echt super zusammen, deswegen hab ich Elijah auch dazu angeleitet Sage zu dir zu bringen…“

Seine Augen zeigten puren Schock.

Ich runzelte die Stirn. „Und weil, ich nicht wollte, das du hilfst euch alle umzubringen.

Von der Idee hielt ich auch nicht sehr viel.“

Im Allgemeinen war sie einfach nur grauenvoll.

Bevor Finn Fragen stellen konnte, redete ich schnell weiter.
 

„Also, weil ich das alles so gemacht habe und ich dich mag und so…

Nun… du musst wissen, dass man als Geist sein Leben, also das nächste, irgendwie planen kann, bis auf eine Sache.

Die Einwirkung von Vampiren auf das Leben und das Vampirleben an sich, falls man das wollen würde.

Das man irgendwann ein Vampir wird, das könnte man aber schon planen.“

Jede Regel musste natürlich mal wieder eine Ausnahme haben, sonst wäre es doch gar nicht schön kompliziert.

Finn sah vollkommen verwirrt aus, was verständlich war, denn das war kein leichtes Thema.

„Wie dem auch sei, das musst du alles nicht so genau wissen.

Das einzige was du wissen musst ist, das du in ungefähr in einhundert zweiunddreißig Jahren, sieben Monaten, zwei Wochen, einen Tag, vier Stunden und dreiundfünfzig Minuten in Irland nördlich am Lough Lene sein musst.“
 

Jetzt sah er erstmal schockiert aus, aber sein Gesichtsausdruck war so genial.

Er schien das erst einmal verarbeiten zu müssen, deswegen ließ ich ihn Zeit, bis er von selbst reagierte.

„So ungefähr?“, fragte er nach.

Ich nickte lächelnd. „So ungefähr“, stimmte ich zu.

„Keine Sekundenanzahl?“, fragte er weiter nach.

Oh, ich liebte es, wenn er mal so etwas wie einen kleinen Funken Humor zeigte.

„Ich nehme an, für die wirst du an Geduld aufbringen“, meinte ich zuversichtlich.

Das war ich mir wirklich ganz sicher.
 

Finn war, was Geduld betraf, mit Elijah auf einer Wellenlänge.

Vielleicht besaß er sogar noch mehr.

Sie beide konnten ausrasten und das war dann nicht zu unterschätzen, aber in der meisten Zeit waren sie die Gelassenheit in Person.

„Es ist wohl ein großes Geheimnis, wieso ich in einhundert zweiunddreißig Jahren, sieben Monaten, zwei Wochen, einen Tag und vier Stunden an diesem See sein soll“, schätzte er, aber da lag er ein klein wenig falsch.

Dennoch kam ich nicht umhin, ihn auf noch etwas zu verbessern.

„Und dreiundfünfzig Minuten und nein, es ist kein Geheimnis.

An diesem Ort wird etwas passieren und du wirst mich retten.“
 

Durch sein Eintreten in mein nächstes Leben, würde es viel durch Ungewissheit gelenkt werden, aber ich war mir sicher, dass sich alles zum Guten wenden würde.

Das was wichtig war, stand fest.

Mein Treffen mit Damon.

„Du willst, dass ich dich rette?

Was wird da mit dir passieren?

Wieso ich?“

Ich legte den Kopf schief und überlegte kurz, was ich ihn alles davon verraten konnte, ohne dabei zu viel zu sagen.

„Nur zu deiner letzten Frage, ich mag dich, Finn.

Du bist mein Lieblingsvampir, könnte man sagen“, meinte ich schmunzelnd, besonders weil ich wusste, dass er sich selbst hasste oder das was er war.

Ich hoffte dieses Gefühl konnte er irgendwann überwinden.
 

„Ich darf mein Leben planen, mir wünschen mit wem ich in meinem Leben Kontakt habe, wer mir wichtig ist.

Du sollst mir wichtig sein.

Ich wünsche mir, das du mein Vater bist.“

Ungläubig sah mich Finn auf und sein Mund öffnete sich bereits, aber ich redete einfach weiter.

„Natürlich weiß ich, dass Vampire keine Kinder bekommen können.

Deswegen musst du an diesem Tag dort sein und da wirst du mich finden.

Ich werde nur ein paar Tage alt sein und dann kannst du auf mich aufpassen.“

Das klang mies, dass ich es so geplant hatte und von ihm erwartete, dass er dort einfach so mitspielte.

Das wusste ich ganz genau.

Aber ich wusste, dass es gut sein würde, so wie es kommen würde.
 

Entsetzt schüttelte Finn allerdings den Kopf.

Schien ganz und gar nicht einverstanden mit meinen Plänen zu sein.

„Wie kommst du nur darauf, dass ich das wollte?

Ich bin ein Vampir!

Ein Monster sollte kein Kind aufziehen, deswegen können wir auch keine Kinder kriegen und zeugen, weil es ein Verbrechen ist!“

Ich verdrehte die Augen, denn da konnte ich nicht in einem Punkt zustimmen.

Sein Selbsthass zeigte sich mal wieder im hohen Maße.

„Das ist der größte Schwachsinn den ich je gehört hab.

Bist du bescheuert?“

Geschockt von meinen nicht sehr charmant gewählten Worten sah er mich an.

„Du bist der beste Mensch, Vampir den ich je getroffen habe.

Gut, deine Familie zu töten, war eine deiner weniger vorbildlichen Entscheidungen, aber sonst bist du großartig und das solltest du wissen.“
 

Ich trat auf ihn zu und sah ihn ganz genau in die Augen.

„Du bist gut, Finn.

Sehr gut sogar und das darfst du niemals vergessen.

Du darfst dir von niemand etwas anderes einreden lassen, vor allem nicht von dir selbst, denn es ist nicht wahr.

Ich bitte dich, wenn du mich findest, dich um mich zu kümmern.

Ich wünsche mir wirklich deine Tochter zu sein und natürlich Sages.

Ich könnte mir keine besseren Eltern vorstellen, deswegen bitte, sag nicht nein“, bat ich ihn eindringlich.

Ich hatte viel darüber nachgedacht und ich wusste auch wirklich eine Menge.

Viele Menschen hatte ich kennengelernt und unter all denen hatte ich mich für sie entschieden, egal wie komisch das klang.

Es würde sicher gut für mich sein und auch für sie.
 

Er stand etwas verloren da, aber ich war mir sicher, dass er mich nicht einfach da liegen lassen würde, wenn er es wusste, egal wie sehr sich dagegen sträubte.

Zumindest würde er mich retten.

„Du hast jede Menge Zeit dich darauf vorzubereiten, also innerlich und denk mal darüber nach, niemand hat so viel Zeit sich einen Namen auszudenken, wie ihr beiden und euch darauf zu einigen“, versuchte ich ihn spaßeshalber aufzuheitern.

Da gab es wirklich keine vergleichbare Zahl.

„Wieso nur ich?“, fragte er noch einmal fassungslos und auch verzweifelt wie es schien.

„Aus all den Gründen, die ich dir genannt habe.

Du bist gut, ich mag dich und Sage und es wird sicher toll eure Tochter zu sein.

Sage ist ein guter Ausgleich im Übrigen, dann werde ich nicht so ernst wie du und lern auch ein wenig Humor kennen.“
 

Obwohl ich fröhlich grinste, war er nur ernst.

„Das ist genau das, was ich meine“, meinte ich mit einem Schnippen.

„Es gibt natürlich noch einen guten Grund.

Falls ich Klaus begegne, kannst du mich vor ihm gut beschützen, sodass ich vielleicht nicht seine blöde Schachfigur bin und jede Woche zur Blutspende muss, was sicher nicht gesund ist.

Ich nehme mal an, ich werde mein Leben mögen und daran hängen.“

Irgendwie hang ja jeder an seinem Leben, auch ich hatte das getan.

Am Ende hatte ich es einfach nur nicht mehr ausgehalten, was aber nicht bedeutet hatte, dass ich nicht gern gelebt hatte.

Er sagte nichts dazu.

„Also sind wir uns einig!“, befand ich fröhlich und tatsächlich nickte er zögernd.

Leicht nickte ich ihm zu. „Dann also Leb wohl“, verabschiedete ich mich, was ihn zu verwirren schien, nach unserem Gespräch.

„Denn ich werde mich an das hier nicht erinnern.

Das ist allein deine Erinnerung, vergiss sie nicht“, riet ich ihm und verschwand dann, um ihn allein zu lassen.
 

Damons Sicht:

Ich kniete an Elenas Grab, da ich versprochen hatte, hier auf sie zu warten.

Ich konnte spüren, als sie bei mir war.

Irgendwie konnte ich das immer fühlen.

„Hast du alles geschafft, was du tun wolltest?“, fragte ich sie, denn sie hatte noch einiges zu erledigen gehabt.

So viele Menschen, die an ihr hangen und denen sie wichtig gewesen war.

„Es ist alles getan und gleich ist der Tag auch vorbei, meine Kraft lässt bald nach.“

Heute war sie wirklich sehr mächtig gewesen, für einen Geist.
 

Ich streifte meinen Ring ab und legte ihn zu den Blumen auf Elenas Grab.

Dann stand ich auf und hielt ihr meine Hand hin.

Ich konnte fühlen, wie sie mich berührte und die letzten Minuten des Tages, konnte ich sie dann also noch wirklich spüren, bei mir haben.

„Ein letztes noch“, flüsterte sie und nahm mein Gesicht in die Hand.

Ihre Lippen legten sich auf meine und ich fühlte sie, so sehr wie noch nie zuvor in meinem Leben, nicht einmal, als sie selbst noch lebte.

Es war so intensiv und gut und ich hielt mich an ihr fest.

Wir küssten uns, bis der Tag zu Ende war.

Als Mitternacht die Verbindung wieder schwächer werden ließ und als ihre Lippen nur noch zu einem warmen Gefühl wurden.

Dennoch war der nachhaltige Druck etwas, das ich mir bewahren würde.

Bis zum Schluss, auch wenn dieser nicht mehr fern lag.
 

Sie griff nach meiner Hand, die sich sofort angenehm warm anfühlte.

„Lass uns zum See gehen und uns den Sonnenaufgang ansehen“, schlug sie vor und wir gingen Hand in Hand zum See.

Zwar musste ich aufpassen, dass ich ihre Hand nicht verlor, das ich nicht durchgriff, doch das war mir egal.

Wir waren ein Paar, wenn auch ein wenig eignes.

Aber wann war schon einmal etwas zwischen uns normal gewesen?

„Wirst du bei mir bleiben?

Auch wenn ich sterbe?“, fragte ich nach.

Ich wusste nicht, ob ich wollte, dass sie meinem Tod zusah oder nicht.

Einerseits wünschte ich mir ihren beistand, andererseits wollte ich nicht, dass sie so etwas sehen musste.
 

Ernst sah sie mich an und nickte mir dann zu.

„Ich werde bis zum Ende bleiben!“, versicherte sie mir und die Betäubung meines Körpers wurde für einen kurzen Moment mit Wärme erfüllt.

Bis zum Ende.

Bis zum Schluss.

Das war so endgültig und auch so befreiend.

Jetzt verstand ich erst wirklich, was Elena damals auf der Brücke gefühlt hatte und was sie vielleicht dazu veranlasst hatte, darunter zu springen.

So viele Gefühle und jedes einzelne wollte zu ihr.

Tot sein, um zu leben.

„Wird mich jemand festhalten?“

Ich wollte nicht warten müssen, bis mich jemand losließ, damit ich endlich zu ihr konnte.
 

Elena schüttelte zu meiner Erleichterung den Kopf.

„Nicht Stefan, nicht Alaric.

Aber sie werden sehr traurig und um dich trauern“, erzählte sie mir.

„Ich weiß“, antwortete ich, doch das schien mir in diesem Augenblick so bedeutungslos.

Ich würde bei ihr sein, das war das einzige was zählte und nur ihr zureden hatte mich dazu gebracht, solange durchzuhalten.

Wahrscheinlich hätte ich mich sonst schon nach ihrer Beerdigung umgebracht.

Alles in mir schrie nach dem Tod.
 

Zusammen setzten wir uns an Ufer.

Unsere Hände ineinander schauten wir auf den See und wir redeten nicht.

Wir hatten schon so viel geredet, uns über unsere Gefühle ausgetauscht und wussten, dass wir nicht ohneeinander konnten.

Die Sonne kroch langsam hervor und ich sah zu Elena.

Wie ihr Gesicht sanft beleuchtet wurde, das war das schönste, was ich je gesehen hatte.

Die Schmerzen waren grausam, unmenschlich und unerträglich.

Ich schrie, laut und schmerzerfüllt.

Aber irgendwann war es vorbei und ich sah neben mich, wo Elena noch immer stand.

Sie sah mich an, traurig.

Aber als ich sie anlächelte, lächelte sie zurück und wir standen auf und gingen weiter.

Weiter.

Weg, von dieser Welt.
 


 

„Was hinter uns liegt und was vor uns liegt sind keine Angelegenheiten verglichen mit dem, was in uns liegt.“ (Ralph Waldo Emerson)



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