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Pieces

von

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Press Start.

Sie hörte das rhytmische Trampeln ihrer Verfolger hinter sich, unaufhaltsam und konstant wie das Ticken eines Uhrwerks.
 

Tack, Tack, Tack, Tack. 
 

Ein Laut der ihr so bekannt war, dass ein Teil ihrer Seele ihn beinahe hochjauchzend begrüßte, sobald ihre Ohren ihn vernahmen, zusammen mit dem explosivem Cocktail an Gefühlen, der im selben Moment durch den Körper des Mädchens ströhmte, intensiv wie eine Droge. 
 

Es tat weh.
 

Jeder Schritt, jede Bewegung pochte unangenehm in ihrem schwachen, verdorbenem Herzen. Doch der Schmerz war nichts im Vergleich zu der Angst, die sich von jeder Sekunde die verstrich ernähren zu schien. 

Und hinter all den leidvollen Emotionen schien eine König aller zu sein: Müdigkeit. 
 

Es gab Tage, an denen sie einfach nur stehen bleiben wollte, es Leid ewig vor ihren mysteriösen Feinden davon zu laufen, sobald einer der so unendlich vielen sie aufgespürt hatte 

Aber so war das Spiel, oder?

Das Spiel des Lebens, indem sie gefangen war, bis einer dieser unheilvollen Monster seine Pranken in ihren zierlichen Hals vergrub, die knochigen Finger ihres Todesengels sich um ihre Spielfigur schlang und sie umwarf. 

Der Klang halte in ihrem Kopf nach, als sie sich vorstellte, wie die Spielfigur auf dem Brett aufschlug. Solange aber trugen ihre Beine sie weiter, denn auch wenn der Tod keine große Furcht in ihr auslöste, die Vorstellung, ihr Leben zu beenden bevor sie einen Sinn darin gefunden hatte, war umso größer.

X1o: Trish

X1o: Ey...

X1o: ...Scheinst wohl eingeschlafen zu sein. Ich geh' dann auch mal off.

X1o: Schlaf' schön, ja? Und denk' dran...Es sind nur Alpträume.

X1o ist offline.
 

Mist, sie war tatsächlich eingeschlafen.

Trish's übermüdete Augen betrachteten die letzten Zeilen, die einer ihrer wenigen Chat-Bekanntschaften hinterlassen hatte. 'Es sind nur Alpträume'. Wenn es doch nur so einfach gewesen wäre. Aber das war es nicht, dachte die Amerikanerin kopfschüttelnd.

Sie stieß einen leichten Seufzer aus und klappte ihren alten Gefährten von Laptop zu, nachdem sie einen kurzen Blick auf die Uhr am Bildschirmrand gewagt hatte, 01:18. 

Das würde wieder eine schlaflose Nacht werden.

Ihre Augen wanderten träge über die spärliche Inneneinrichtung des Appartments. Das Bett, dass gequählte Laute von sich gab, sobald man es länger als ein paar Sekunden betrachtete, die kleine, versteckte Kochniesche direkt gegenüber, auf deren Waschbecken sich dreckiges Geschirr stapelte, man dachte lieber nicht darüber nach, wie lange schon. Nein, lieber nicht.

Direkt daneben war ein Kleiderschrank, den sie schon gar nicht mehr versuchte zu schließen. Er quillte über vor gewaschener und ungewaschener Kleidung, letzteres dominierte nicht überraschend. 

Auch wenn die 20qm wenig Gemütlichkeit beherrbergten, es waren ihre 20qm Ungemütlichkeit, die sie für nichts auf der Welt eingetauscht hätte. Außer vielleicht einem Lebensvorrat an Oreo-Keksen.

Langsam rappelte der junge Körper sich von seinem treuen Drehstuhl auf, der zum Abschied jaulte und trottete zum Bett, ließ sich in einer plötzlich ambitionierten Bewegung darauf fallen und betrachtete die dunkle Wanddecke. Es war tatsächlich stockdunkel, der Laptop war alles gewesen, was einer Lichtquelle geähnelt hatte.

In der Dunkelheit fühlte Trish sich sicher wie nirgendwo sonst, denn wenn man nichts sah, konnte man auch nicht gesehen werden, oder?
 

Der Gedanke wurde unterbrochen, als ein Geräusch sie aufschrecken ließ.

Vorsichtig schob Trish ihre blonden Haare hinters Ohr und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. 

Doch bis auf ihren pulsierenden, aufgeregten Herzschlag war da nichts.

Sie versuchte sich zu beruhigen, legte eine ihrer zarten und viel zu farblosen Hände auf die Brust. Es war nichts, sagte die junge Frau sich, nur der Wind...Oder Batman, der über die Dächer kletterte, um die Welt zu retten. Genau. Batman.

Doch dann hörte sie es wieder. 

Der Klang den nur ein Fuß machte, wenn ein Mensch sich bewegte. Ein Schritt.

Direkt vor ihrem Bett.

Die Panik, die sie vor ein paar Momenten noch unterdrückt hatte, schob sich wieder ohrenklingelnd in den Vordergrund, nahm Besitz von ihrem Körper.

Nein, das war ein Irrtum, ganz bestimmt. Eine Fantasie der Angst, die schon immer in ihrem Kopf geherrscht hatte. Kein Apartment in ganz New York war mit mehr Hightech verriegelt, als ihres. 
 

Und keiner dieser..Kerle hatte es jemals geschafft herauszufinden, wohin Trish verschwand, sollte sie wirklich einmal dazu genötigt worden sein, sich nach Untergang der Sonne draußen zu bewegen. 

Selten bis gar nicht passierte das, eigentlich nur wenn der Hunger unerträglich wurde und McDonald's der letzte Ausweg war. 

Ihre braunen Augen tasteten das Zimmer langsam ab und sie wünschte sich so sehr, dass es wirklich nur Batman war, der sich in der Zimmernummer geirrt hatte. Oder vielleicht Spiderman, oder ihretwegen auch Hulk. Nur keiner dieser...Wesen.

Irgendwo am Ende des Raumes war der Lichtschalter, aber um den berühren zu können, hätte sie quer durchs Zimmer laufen müssen. Schlechte Idee, falls sich ihre Angst bewahrheiten sollte und sie so direkt in die Arme von einem dieser Typen lief.

In einer schnellen Bewegung sprang die junge Frau vom Bett, fühlte, wie die langen Haare in ihrem Zopf mitschwangen als sie zum Fenster hetzte um den Vorhang aufzureißen, die Lichter der New Yorker Innenstadt hineinbittend.

Und dann ging alles ganz schnell: In den Moment, in dem sie die alten, schwarzen Vorhänge zu fassen bekommen hatte, fühlte sie in ihrem Entsetzen Hände, die sich in einer so hastigen Bewegung um ihre Hüften schlangen, dass sie dachte von einer Pyton angefallen worden zu sein.

Und dann konnte sie ihn riechen. 

Der Geruch erweckte ihre Sinne, verführte ihre Nase dazu, tiefe Züge zu nehmen, wie man es bei einem guten Wein tat, bevor man ein paar Schlücke davon nahm.
 

Es haute sie beinahe um. Der Duft des Mannes erinnerte ihn an einen Wald, frisch, hölzern und lebendig.

Beim heiligen Bruce Wayne, was dachte sie da gerade? 

An ihm war nichts anders, als an allen anderen seiner Sorte. Sie waren barbarisch, kalt und lächzten nach ihrem Blut wie wilde Tiere. 

Es war nicht das erste Mal, dass sie in einer dieser verfluchten Situationen gewesen war, eingekeilt von zwei bis fünf seiner Sorte.

Wenn sich solche Szenerien auch für gewöhnlich außerhalb ihrer Vierwände abspielte.

Für gewöhnlich.

Sie schrie, ohne einen Laut von sich zu geben, denn dazu war ihr Hals nicht mehr fähig, seitdem die 

New Yorkerin mit 6 Jahren ihre Stimme verloren hatte.

Nach den Händen folgten kraftvolle Arme, drückten den leichten Körper an einen dazupassenden harten, großen.. Ihr Herz schlug ihr ums Ohr, der Duft stieg ihr in die Nase wie ein Betäubungsmittel.

Es war komisch, plötzlich war da keine Angst mehr, als hätte man sie aus ihren Muskeln geschüttelt. Lediglich ein leichtes Frösteln blieb, aber es war nicht unangenehm, im Gegenteil.

Und dann wurde ihr klar, wieso.

ER war es. 

„Endlich habe ich dich gefunden.“

Das Herz der Frau blieb stehen. Die Stimme umschmeichelte ihr Ohrläppchen, schmeckte wie süßer Honig auf ihrer Zunge. Sie war tief, rau und betörend.

Kein Zweifel. 

Der wunderschöne, geheimnisvolle Schwarzhaarige, dem sie vorgestern begegnet war. Atemberaubend, exotisch, begehrenswert...Nur kein Mensch, sondern...?

Ihr Unterbewusstsein schob die Antwort weit in die hinteren Schubladen.

„Trish..Hab' keine Angst. Ich tu' dir nicht weh...Gott. Wie könnte ich?“, der Fremde jagte ihr einen Schauer nach dem anderen über den Rücken, was war das nur für ein Gefühl? Er sprach mit ihr, als wären sie alte Bekannte. Oder mehr. Viel mehr.

Nein. Nein. Sie durfte sich nicht von seinen Zaubertricks verwirren lassen. Das hier war falsch und er log. Er war ein genauso furchtbares Monster wie all die anderen. Und er war in ihr Zuhause eingebrochen. Nein, eigentlich war er viel schlimmer. 

Die Hände der Blondhaarigen begannen um sich zu schlagen, ihre Beine zu strampeln und stille Tränen rannen über ihre rosigen Wangen. 

Ihr Stalker schien überrascht von der plötzliche Wehr zu sein, doch nachdem es für einen kurzen Moment so ausgesehen hatte, als würde der Schwarzhaarige zurückschrecken, führte es nur dazu, dass seine Arme sich nun noch stärker um sie schoben, ihr beinahe die Luft wegblieb.

Sie japste wortlos und schwach.

„Es tut mir so Leid, dass ich das jetzt tun muss, aber du lässt mir keine andere Wahl. Du bist hier nicht sicher, Trish, Baby.“ 

Baby? Was fiel diesem..Das hörte sich nicht gut an, gar nicht gut. Spätestens jetzt wurde ihr klar, dass Batman nicht mehr rechtzeitig kommen würde, um sie zu retten. Sie musste sich selbst aus den Klauen des gefährlichen Monsters befreien, der so gut roch, dass... Sie schüttelte den Kopf.

Aus einem Instinkt heraus öffnete die Frau ihren Mund und versenkte ihre Zähne so tief es nur ging in den Arm vor sich, spürte, wie das Blut ihre Lippen benetzte.

Ihre Augen weiteten sich und auf ihrer Zunge explodierte ein Gemisch köstlichster Geschmäcker.
 

Und dann wurde alles schwarz.



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