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Kiiryolsah

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich hatte ich ja schon am Dienstag das Kapitel hochladen wollen. Allerdings wollte ich vorher noch mal ein paar Stellen überarbeiten und dazu bin ich leider erst heute Abend gekommen. Es ist übrigens doch nicht das letzte Kapitel, da ich mal wieder mehr geschrieben habe, als ursprünglich geplant.
In diesem Kapitel wechsel ich etwas häufiger die Perspektiven der Charaktere, da ich es so einfacher fand aus gewissen Situationen bzw. Beschreibungen herauszukommen und zum/zur nächsten übergehen zu können. Hoffe es gefällt euch trotzdem.

Wünsche viel Spaß beim Lesen. Komplett anzeigen

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Alles oder Nichts

Dunkelgraue Wolken zogen sich über Falkenring zusammen und ließen die frühabendliche Sonne verschwinden. Es herrschte eine angespannte Stimmung unter den Sturmmänteln, die sich in die Deckung der Bäume kauerten, um auf das Signal zum Angriff zu warten. Sie alle wussten, dass dies ihre letzte Chance war. Gelang es ihnen nicht die Thalmor aus Falkenring zu vertreiben, war Himmelsrand verloren.

Mit kalten klammen Fingern wischte sich Kiiryolsah den Nieselregen aus dem Gesicht, bevor sie Schattenmähnes Zügel fester griff, da der gelangweilte Hengst nach Lucien zu schnappen versuchte. Die wenigen Stunden Ruhe, die man ihr und den Soldaten gegönnt hatte, waren kaum ausreichend gewesen, doch was hatten sie schon für eine Wahl? Sie konnten weder die Geiseln weiterhin gefesselt lassen, noch riskieren, dass ihr Plan aufflog.
 

„Wenn wir heute siegen, werdet ihr dann in die Bruderschaft zurückkehren, um euren Pflichten nachzukommen?“, fragte Lucien, den Blick dabei unverwandt nach vorne gerichtet. „Hlofgar ist nicht Sorex,“ fuhr der Geist fort, als er keine Antwort erhielt. „Ihr werdet vor ihm nicht so einfach geheim halten können, wer ihr seid. Oder glaubt ihr der Schreckensvater wird…“

„Nicht jetzt Lucien.“, unterbrach Kiiryolsah ihn schließlich. „Ich weiß, wem ich meine Seele verkauft habe, wie sollte ich das auch vergessen?“

„Ich wollte nur sichergehen. Immerhin verbrennt die Liebe nur allzu oft den Verstand.“

„Findest du es nicht etwas eigenartig, dass jemand wie du von Liebe spricht?“

Auf Luciens Lippen erschien daraufhin ein eigentümliches Grinsen, welches die Elfe nicht zu deuten vermochte. „Auch ein Toter kann noch dazulernen. Und ich habe während meiner Zeit mit euch viel dazugelernt.“

Kiiryolsah verstand nicht im Geringsten, was ihr Begleiter damit meinen könnte, doch da Lucien nicht so aussah, als wolle er ausführlicher werden, beließ sie es vorerst dabei. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken um die Zukunft zu machen. Jetzt zählte nur die Gegenwart.
 

Flügelrauschen drang durch die Luft und ein riesiger Schatten glitt über Kiiryolsah hinweg. Das ohrenbetäubende Brüllen eines Drachen war für einen Moment das Einzige, was zu hören war, ehe sich Schreie mit darunter mischten.

Schnaubend schüttelte Schattenmähne seinen Kopf und scharrte mit dem Vorderhuf, da er die Unruhe seiner Herrin spürte. Als Kiiryolsah das letzte Mal so nervös gewesen war, hatte sie gegen Alduin gekämpft. Auch damals hatte das Schicksal Tausender auf ihr gelastet.
 

Der Gedanke, welchen Spaß sich die Götter mit ihr erlaubt hatten, ließ sie leise kichern. Sie, die als Vampirin gemordet hatte und für die Bruderschaft noch immer tötete, rettete erneut anderen das Leben. Eigentlich hatte sie nur Paartuhrnax rächen wollen, nun jedoch ging es ihr wirklich um die Leben der Menschen. Hlofgars Gesicht flammte vor ihrem geistigen Auge auf und dämmte somit ihre Nervosität wieder etwas. Er würde da sein, sollte etwas schief gehen. Er würde sie beschützen.
 

Nalcarya Direnni lag erschöpft in dem großen Bett, welches einst dem Jarl von Falkenring gehört hatte. Ihr gesundheitlicher Zustand hatte sich noch immer nicht verbessert, was die Großinquisitorin in einer mehr als schlechten Laune gefangen hielt. Ihr Blicke durchbohrten förmlich den Magier, welcher aus dem Fenster blickte, um den Ursprung des plötzlich aufgetreten Lärms auszumachen.

„Ein Drache greift uns an, Herrin.“, sagte er und wählte damit Worte, welche Nalcarya alles andere als zufriedenstellten.

„Das weiß ich selbst.“, herrschte sie ihn an. „Meine Ohren funktionieren schließlich noch einwandfrei.“

„Er gehört nicht zu unseren einstigen Verbündeten.“, fuhr der Magier fort, ohne sich von den groben Worten aus der Ruhe bringen zu lassen. Immerhin kannte er die Großinquisitorin lang genug um zu wissen, wann sie wirklich erbost war. „Zumindest konnte keiner von ihnen schwarze Skelette aus dem Nichts heraufbeschwören.“

„Ich will ihn sehen.“
 

Wortlos ging der Magier zum Bett hinüber und schlug die seidenen Decken zurück. Wirkte Nalcarya in ihrem steifen Gewand sonst herrisch und respekteinflößend, zeigte das nun lose hängende Nachthemd deutlich, wie zerbrechlich das Alter den knochigen Körper hatte werden lassen. Und dennoch, in den gelben Augen pulsierte nach wie vor das Leben einer Frau, die das Wort ‚Aufgeben‘ nicht kannte. Für sie gab es keinen verlorenen Kampf. Nur Hürden, die es zu erklimmen galt, um dann von der obersten Latte aus noch weiter zu springen.

Der Hochelf vergötterte sie für diese Eigenschaft und würde alles für sie tun. Respektvoll neigte er nun den Kopf, ehe er Nalcarya auf seine Arme hob und hinüber zum Fenster trug, damit sie sich selbst ein Bild vom Geschehen machen konnte.
 

Direkt unter ihrem Fenster peitschte der Lang Schweif des Drachen umher und fegte fünf Kämpfer durch die Luft, die schreiend auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses landeten. Die mächtigen Kiefer des Drachen zermalmten zwei weitere mit samt ihren Rüstungen, während sich der Rest gegen die beschworenen Skelettsoldaten zu erwehren versuchte.

Nalcaryas wachsame Augen huschten über die gesamte Stadt, da sie ahnte, dass der Drache alleine war. Warum sonst sollte er sich schließlich nicht wieder in die Lüfte erheben, um so seine Vorteile bestens auszuspielen?

Schmerzhaft fest krallte Nalcarya schließlich die Finger in den Arm ihres Trägers, als sie sah, wie ein Reiter auf einem schwarzen Pferd über den Wall hinwegsetzte. Das Tier landete auf dem Platz, als wäre der Sprung nichts für es gewesen und galoppierte zielstrebig weiter. Die Elfe öffnete schon den Mund, um nach den Wachen zu rufen, damit sie sich um den Eindringling kümmerten, doch das war gar nicht mehr nötig. Indem es ein Thuum ausstieß, machte das Drachenblut ganz von selbst auf sich aufmerksam.
 

Hun, Kaal und Zoor, jedes Wort des Schreis rief einen der drei legendären Helden herbei, die einst zur Zeit der großen Drachenkriege gelebt hatten. Zusammen mit Lucien hatte Kiiryolsah damit nun vier Kämpfer an ihrer Seite, um die feindlichen Soldaten von ihr fernzuhalten. Wie sie erwartet hatte, waren die Meisten zwar damit beschäftigt gegen Durnehvirr zu kämpfen, doch die Rüstung anzulegen würde dennoch Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, in der sie selbst sich nicht würde verteidigen können.

Sie trieb Schattenmähne im wilden Galopp auf das Haus zu, aus welchem sie den Ruf der Daedra vernahm und brachte das Tier kurz vor der Tür zum Halten. Von rechts kamen Soldaten angelaufen, doch zwei der Geisterkrieger hielten sie erfolgreich in Schach.
 

Als Kiiryolsah ihr Schwert zog, begann jenes augenblicklich zu pulsieren, doch diesmal in keinem tödlichen sondern in einem stärkenden Rhythmus. Die Dunmer versuchte nicht darüber nachzudenken, ob der Daedra sich wirklich nur deshalb so verhielt, weil er seiner Herrin helfen wollte oder ob ihn einfach der Wunsch antrieb zu seinen Brüdern zu gelangen.

Sie stieß die Klinge mit aller Kraft in den Spalt zwischen Tür und Rahmen und drückte dann mit all ihrem Gewicht auf die Waffe. Das Metall zerschnitt das eiserne Türschloss fast wie Butter und die Tür schwang in den Innenraum, wo sie krachend gegen ein Regal schlug und dessen Inhalt auf dem Boden verstreute.
 

Keine drei Schritte von dem Drachenblut entfernt hing die Rüstung auf einem Ständer. Auf den ersten Blick wirkte sie unbeschädigt und der altbekannte rote Schimmer huschte gleichmäßig über das Schwarz.

/Vielleicht ist das Risiko doch zu groß./, dachte Kiiryolsah, während ihre Finger über den Brustpanzer fuhren. /Was wenn die Daedra nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden wollen? Ich will kein Massaker anrichten./
 

„Kiiryolsah! Worauf zum Henker wartest du?“, rief Lucien vom Eingang her, den er angestrengt gegen die Thalmor zu verteidigen versuchte. Der Ruf bewirkte, dass die Elfe sich zusammenriss, das Schwert zurücksteckte und nach dem ersten Rüstungsteil griff. Für einen Rückzieher war es längst zu spät.

/Ich bitte euch./, sagte Kiiryolsah in Gedanken, während die Rüstungsscharniere sich klickend schlossen. /Besiegt die Thalmor, ich weiß, dass ihr die Kraft dafür habt. Ihr bekommt dafür von mir, was ihr wollt, solange ihr die Sturmmäntel schont./
 

Der Kopf der Dunmer verschwand unter dem Helm, ehe sie, nun vollständig in die Rüstung gekleidet, sich wieder zum Eingang umwandte, um Lucien zu helfen. Mit einem Schrei gab sie nicht nur den Nord das Signal zum Angriff, sondern stieß auch die Angreifer dank der Druckwelle nach hinten, machte es Lucien und den anderen Geistern somit leicht ihre Anzahl zu dezimieren.

Die Rüstung verhielt sich ruhig. Die Herzen pulsierten im Einklang mit dem ihrer geschwächten Herrin, von dem Blutrausch, den sich von ihrer ersten Schlacht her kannte, war nichts zu sehen. /Bitte./, wiederholte Kiiryolsah erneut und hob das Schwert, um einen Angriff zu blocken. Hätte sie die andere Hand bewegen können, sie hätte den Angreifer mit etwas Magie sicherlich zurückschlagen können.
 

/Verdammt, gehorcht mir gefälligst!/, schrie die Dunmer stumm, als zwei ihrer Geisterkrieger sich auflösten. Geistig griff sie nach einem der Daedraherzen, wie sie es schon einmal getan hatte, als sie die Rüstung zum ersten Mal angelegt hatte. Doch diesmal trieb sie das Organ an, anstatt es zu beruhigen.

Die Antwort auf diese Aktion erfolgte augenblicklich, in Form eines reißenden Gefühls, als würde ihr etwas oder jemand die Seele aussaugen und für einen Moment blieb Kiiryolsah die Luft weg. Ihr Angreifer nutzte diesen Moment, brachte die Schwarzhaarige aus dem Gleichgewicht und ließ sie mehrere Schritte zurückstolpern.

Ein rotes Glühen lenkte sowohl seine als auch Kiiryolsahs Aufmerksamkeit auf ihren verletzten Arm. Ähnlich einem Geflecht aus Adern zogen sich rote Linien von ihrer Herzgegend aus über Schulter und Arm, bis hinunter zu den Fingerspitzen.

Ohne ihr Zutun hob sich eben jener Arm und die Elfe keuchte schmerzhaft auf, als die Finger gewaltsam bewegt wurden. Komplizierte Symbole wurden in die Luft gezeichnet, dann flog ein gewaltiger Feuerball gegen die Brust des Angreifers, wo er beim Aufprall zerplatzte und ihn und die Umstehenden in Flammen aufgehen ließ. Dies war das Letzte, was Kiiryolsah noch wahrnahm, ehe die Szenerie zunächst in Rottöne getaucht, und dann von pechschwarzer Finsternis verschluckt wurde.
 

Lirielle beobachtete von einer Baumkrone aus, wie die Armee der Sturmmäntel laut brüllend vorwärtsstürmte. Es war lächerlich die paar Männer als Armee zu bezeichnen und wenn sie nicht so starke Verbündete auf ihrer Seite hätten, sie hätte die Aktion wohl als Selbstmordkommando abgetan.

Kopfschüttelnd kletterte die Jägerin den Baum soweit hinunter, bis sie es wagen konnte hinabzuspringen und ging dann durch das nun fast leere Lager. Ein jeder, der eine Waffe halten konnte, hatte sich in den letzten Kampf gestürzt oder hielt sich zumindest dafür bereit, die Geiseln in Sicherheit bringen zu können. Lediglich zwei Heilerinnen waren zurückgeblieben, welche in stummer Meditation vor dem Lazarett saßen, um ihre magischen Kräfte zu bündeln.
 

„Das ist so demütigend.“ Der Satz war nur geflüstert, dennoch war er für Lirielles scharfes Gehör klar zu verstehen gewesen. Sie umrundete zwei der Zelte, sodass sie an einem fast kahlen Baum anlangte, an dessen Stamm zwei Personen gefesselt waren. Zum einem der noch immer lethargische Tjorben Kreuzwind, zum anderen der mehr als missgestimmte Caracalmo.

„Was ist los Feldherr?“, fragte Lirielle ein wenig belustigt und trat näher an den Weißblonden heran. „Sitzen die Fesseln zu fest?“

Caracalmo fixierte sie von unten herauf mit finsterer Miene. „Wisst ihr, es sind nicht die Fesseln, die mich stören.“, erwiderte er. „Ich habe ein Ziel und um das zu erreichen, nehme ich das hier gerne in Kauf. Was mich stört ist, die Art wie ich sterben werde.“
 

Überrascht blickte Lirielle ihn an. „Wie meint ihr das?“, fragte sie und kam dem Hochelfen etwas entgegen, indem sie in die Hocke ging, damit sie beide auf Augenhöhe waren.

„Wie schon? Denkt ihr diese felltragenden Irren lassen mich laufen? Nein, wenn das Drachenblut in dieser Schlacht stirbt, gibt es niemanden mehr, der für mich bürgt. Sie werden mich wie ein Schaf zur Schlachtbank führen und bei den Göttern, dass ist nicht die Art von Tod, die ich mir vorgestellt habe.“

„Sie gewähren euch sicherlich einen ehrlichen Kampf, wenn ihr das wünscht.“, bot Lirielle an, was Caracalmo nur lachen ließ.

„Warum kämpft ihr eigentlich nicht mit den anderen?“, fragte er, um das Thema zu wechseln.

„Ich mische mich ungern in Dinge ein, die mich nichts angehen.“, wich die Jägerin aus, was ein eigentümliches Grinsen auf Caracalmos Lippen erscheinen ließ.

„Warum löst ihr dann nicht meine Fesseln? Rettet ein unschuldiges Leben und lasst mich laufen…oder gebt mir zumindest einen Dolch, damit ich mein Leben selbst beenden kann.“
 

„Einen Dolch!“, rief Tjorben plötzlich und starrte irgendeinen imaginären Punkt in den Baumkronen an. „Gebt mir einen Dolch! Ich will es beenden! Talos…vergib mir Talos…ich habe mit blenden lassen, habe mich täuschen lassen…habe dich hintergangen…wurde selbst hintergangen…Fimmion…F-fimmion…“ War Tjorbens Stimme zu Beginn noch kräftig gewesen, so wurde sie zum Ende hin immer zittriger, ehe sie im kratzigen Wispern endete. Sein Kopf sackte herab und seine Schultern bebten leicht, während seine Lippen weiterhin stumm immer wieder denselben Namen formten.

Lirielle schenkte ihm einen mitleidigen Blick, ehe sie sich wieder Caracalmo zuwandte, welcher nur genervt die Augen verdrehte. „Wie gesagt.“, fuhr die Bretonin fort, „ich mische mich nicht in fremde Angelegenheiten ein, ergo werde ich euch weder befreien noch einen Dolch überreichen.“ Damit erhob sie sich und richtete die Augen in Richtung Falkenring. „Aber um euch zu beruhigen, dass Drachenblut wird die Schlacht überleben.“

„So? Seid ihr euch da sicher?“, fragte Caracalmo alles andere als überzeugt.

„Ihr vergesst, das Drachenblut hat einen mächtigen Freund. Er wird nicht zulassen, dass Kiiryolsah stirbt.“ /Und wenn er sich zu erkennen gibt, werde ich zur Stelle sein./
 

Mit lautem Gebrüll stürmte die Armee von Himmelsrand vorwärts, kaum dass der zweite Schrei ganz verhallt war. Sobald die Ersten die schützende Deckung des Waldes verließen und auf die offene Wiese traten, erschienen die ersten Magier und Bogenschützen auf dem Wall um Falkenring.

Es mochten nicht viele sein, doch es würde ausreichen. Wer noch einen besaß, riss seinen Schild nach oben, um sich dahinter zu schützen, während ihnen die Blitze und Pfeile um die Ohren zischten. Hier und da hörte man einen schmerzhaften Aufschrei, wenn jemand getroffen wurde und zu Boden ging.
 

Noch 300 Fuß trennten die Nord von dem Wall, an welchem die Geiseln jammerten und flehten und noch immer hielt der Beschuss an. Es war ein Himmelfahrtskommando, wenn der Plan des Drachenblutes, welcher auch immer das sein mochte, nicht endlich aufging.

Noch 200 Fuß: mit einem Satz sprang Hlofgar über den vor ihm niedergegangenen Krieger hinweg, um nicht selbst aus dem Gleichgewicht zu geraten. Seine Augen fixierten den Bogenschützen, welcher mit entspannter Ruhe einen weiteren Pfeil aus dem Köcher zog und auf Hlofgar anlegte. Der Nord trug keinen Schild. Da er seine Axt mit beiden Händen führte, war dafür kein Platz. Dennoch wich er weder aus, noch verlangsamte er seinen Schritt.

Noch 100 Fuß: Der Schütze kam nicht mehr dazu seinen Pfeil abzufeuern, denn von einem Moment auf den nächsten, stand sein gesamter Körper in Flammen. Gepeinigt schrie der Elf auf und taumelte vorwärts, stürzte kurzdarauf kopfüber über den Wall, wo er zuckend liegenblieb.

„Spitzohrengesocks!“, schrie einer der Gefangenen und spuckte den zu seinen Füßen gelandeten Schützen ins Gesicht, was diesen verständlicherweise jedoch nicht kümmerte. Ein zweiter und dritter Thalmor stürzte ebenfalls brennend vom Wall und auch den Übrigen sollte es nicht sehr viel besser ergehen.
 

Die Sturmmäntel jedoch wurden von neuem Eifer gepackt und überbrückten endlich den letzten Abstand zwischen sich und dem Wall. Hlofgar gehörte mit zu den ersten, welche das doch recht wackelige Konstrukt erklommen, um in die Stadt zu gelangen. Auch wenn die Geiseln ihn anflehten sie zu befreien, er gehörte nicht zu den dafür bereitgestellten Leuten, weshalb er sich nicht aufhalten ließ und es auch gar nicht wollte. Etwas, oder besser gesagt jemand anderes war ihm im Moment wichtiger.
 

Eine Flammenstraße leckte vor ihm über den Boden und schlug Hlofgar mit ihrer Hitze unangenehm ins Gesicht. „Einheit zwei und drei nach links, die anderen nach rechts!“, brüllte Ulfric unweit von ihm und sofort teilte sich die Armee auf, um die Flammen von beiden Seiten zu umgehen.

Die Thalmor traten ihnen mit zum Teil gehetzter Miene entgegen und ihre Angriffe waren ungenau und hastig. An drei Fronten gleichzeitig zu kämpfen, schien selbst für die sonst so strukturierten Hochelfen eine Nummer zu hoch zu sein.
 

Hlofgar stieß dem Krieger vor sich die Axt wie eine Lanze waagerech in den Bauch, was diesen veranlasste sich leicht zu krümmen. Den Moment der Unkonzentriertheit nutzte der Nord sofort, um die Axt leicht nach rechts zu ziehen und hochkant zu drehen, sodass er die Schneide in den ungeschützten Teil unter den Achseln treiben konnte. Schmerzhaft schrie der Getroffene auf und stolperte in die noch immer lodernden Flammen, als Hlofgar ihm einen Stoß nach links gab.

Sofort war ein weiterer Krieger da, um ihn zu ersetzen. Er führte zwei Schwerter, mit denen er erstaunlich schnell zuschlug und Hlofgar zwang in die Verteidigung zu gehen. Gerade als er dachte, er könnte seinen Gegner mit einer Finte reinlegen und mit seiner Axt ausholte, tauchte dieser nach rechts ab und stieß stattdessen von zwei Seiten mit seinen Schwertern zu.

Vom Schwung der Axt mitgerissen stolperte Hlofgar zur Seite, zog dabei mit einem Arm durch die Flammen, die zwar vom Leder geschützt war, ihn aber trotzdem nicht vor der Hitze verschonte.
 

Das Schwert flog noch immer auf ihn zu, sodass sich Hlofgar weiter drehte, um ihm auszuweichen, dennoch gelang es ihm nicht ganz und die scharfe Klinge schnitt an seiner Taille entlang. Hlofgar biss die Zähne aufeinander, als sich der brennende Schmerz in seinem Körper ausbreitete, bevor er umso entschlossener wieder seinem Feind in die Augen blickte. Er hatte zu viele Kämpfe hinter sich, als dass eine so läppische Schnittverletzung ihn würde aufhalten können.

Sein Gegner schien jedoch anders zu denken, zumindest spiegelte sich der Schalk in seinen Augen, die durch das Licht der Flammen orange leuchteten. Er breitete die Arme mit den Schwertern aus, sodass Hlofgar mit dem Feuer nun in seinem Rücken keine Fluchtmöglichkeit mehr besaß. Für einen Moment musste Hlofgar an die Dunmer und ihre Hitzebeständigkeit denken. Sie würden über die Flammen in ihrem Rücken lachen, während ihm die Hitze den Schweiß auf die Haut und in die Augen trieb.
 

Hlofgar blinzelte und sein Gegner sprang vor. Doch etwas stimmte nicht. Der Krieger geriet ins Straucheln, versuchte sich irgendwie abzufangen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Diesen Fehler ließ der Blonde nicht ungesühnt, denn er sprang zur Seite und schwang seine Axt, trieb sie dem noch immer Fallenden in die Seite, welcher krachend auf dem Boden aufkam.

Als der Blonde den Blick an dem Gestürzten hinab wandern ließ, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Dessen Füße steckten bis zu den Waden fest im Eis, welches ihn am Boden gehalten hatte, als er zum finalen Stoß hatte ansetzen wollen.
 

Hlofgars Augen richteten sich zurück auf den Wall, wo er wie bereits vermutet eine Gestalt in einer langen Robe stehen sah. Eine Magiern, eine der Wenigen, die sie begleitet hatten, hatte ihm das Leben gerettet. Nun hielt sie die Augen geschlossen und murmelte mit gerunzelter Stirn konzentriert vor sich hin, während sie die Arme weit von sich streckte. Feiner Raureif breitete sich von ihren Füßen über den Boden aus, kühlte das magische Feuer in Hlofgars Rücken und brachte es dadurch langsam aber stetig zum Erliegen, sodass die Armee sich nun endlich großflächig verteilen konnte und die Sicht auf das hinter den Flammen liegende Geschehen freigegeben wurde.
 

„Sag mir Talerion, ist das das Ende?“

„Es ist niemals zu Ende.“, erwiderte der Magier, dessen Augen kurz zur Decke huschten, als eine kräftige Bewegung des Drachen die Balken zum Erzittern brachte.

„So ist es.“, sagte Nalcarya und wandte den Blick von der Flugechse ab, die sich zwar noch immer verbissen werte, doch ihre Kräfte schwanden zusehends. Ganz gleich wie mächtig ein Drache war, wenn er sich so zum Fraße vorwarf und nicht mal versuchte seine Stärken einzusetzen und aus der Luft anzugreifen, dann käme selbst ein Bauer mit ihm fertig.
 

Stattdessen richteten sich die harten Augen auf den Krieger in seiner schwarzen Rüstung. Dank der ihr zugetragenen Berichte wusste sie, dass es sich dabei um das Drachenblut handeln musste. Sein wildes, fast unmenschlich wirkendes Gebärden, passte zu diesem primitiven Nordvolk, ganz gleich ob nun Elfenblut in ihm floss oder nicht.

Und eins stand für die Großinquisitorin fest: sollten die Soldaten, welche die Rüstung hatten bewachen sollen, die Schlacht überleben, würde sie jene umgehend hinrichten lassen.
 

Und diejenigen die feige flohen gleich mit, fügte sie hinzu, als sie sah, wie sich einige Soldaten in die Häuser flüchteten, welche kurz darauf in Flammen aufgingen. Dabei war ihre Angst gar nicht so unbegründet, denn trotz der schweren Rüstung bewegte sich die Kriegerin unnatürlich schnell.

Ihr Schwert zischte als schwarzer Schatten durch die Luft, während zugleich aus ihren Fingern ein nie enden wollender Strom aus Flammen hervorstieß. Die an einen Daedra erinnernde Rüstung tat ihr übriges. Kein Pulsieren huschte diesmal über ihr Metall, stattdessen zogen sich die leuchtendroten Linien nun über die gesamte Rüstung.

Als die Soldaten laut jubelten, da der Drache sterbend zu Boden ging, ehe er sich in grauen und dunkelvioletten Nebelschwaden auflöste, erhob Nalcarya ein weiteres Mal ihre Stimme. „Es wird Zeit den nächsten Schritt zu vollziehen.“
 

Talerion musste nicht fragen, welchen Schritt sie meinte. Wäre es anders, er würde ihr nicht auf diese Weise dienen dürfen. Daher wandte er sich wortlos vom Fenster ab und trug die Großinquisitorin zum Bett zurück.



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