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Geburtstagsdesaster

von

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Kapitel 1

Flink wuselte eine kleine Gestalt durch die Flure des NG-Gebäudes, ohne Rücksicht auf Verluste. Von weitem war nur ein pinker Haarschopf zu erkennen und so schnell er auf gesittet laufende Personen zukam so zügig war er auch an diesen vorbeigezischt und in die andere Richtung entflohen. Die empörten Rufe über verschüttete Getränke, herunter gefallene Ordner und Beschwerden über seine zu hohe Geschwindigkeit, die mindestens eine Sturmböe der Stärke zehn hervorrief, erreichten ihn nicht und hätten ihn auch nicht sonderlich interessiert. Nichts auf dieser Welt konnte Shuichis nicht unbedingt ungewöhnliche gute Laune an diesem Tag drücken. Unbeschwert flog er leichtfüßig die zahlreichen Gänge entlang und erhellte den bereits wunderschön sonnigen Tag mit einem überdimensionalen Grinsen. Der vorige Tag war wie ausradiert, aus dem Gedächtnis gelöscht und die kleinen Tränen, die Shuichi in Sturzbächen vergossen hatte, getrocknet und vergessen.
 

Mit einer zehnminütigen Verspätung erreichte Shuichi endlich sein Ziel, den Proberaum seiner aufsteigenden Band Bad Luck. Ungestüm riss er die Tür auf woraufhin ein jämmerlicher Schrei zwischen Wand und Tür erklang, eben dort, wo der Produzent zusammengequetscht nach Luft rang. „Da bin ich! Ich, euer Lieblingssänger, Bandoberhaupt und glücklichster Mensch auf Erden!" Schrie Shuichi freudestrahlend und riss Hiro in einer stürmischen Umarmung zu Boden. „Ich hatte damit gerechnet, dass du heute die Probe wieder ausfallen lässt. Warst du gestern nicht tot traurig und über die Maßen deprimiert?" Fujisaki stand unbeteiligt hinter dem Keyboard und schüttelte pikiert, aufgrund der raschen Stimmungswechsel seines quirligen Bandmitglieds, den Kopf. Ohne zu zögern griff der Manager an seinen Gürtel und zauberte mit einer eleganten Bewegung sein bestes Stück, eine frisch polierte Magnum, hervor. Zielsicher richtete sich der Lauf der Pistole zwischen Fujisakis Augen, um ihn augenblicklich zum Schweigen zu bringen. Er wollte mit Sicherheit nicht einen erneuten Stimmungsumschwung riskieren, der zu Shuichis sofortigem Aufbruch oder einem Wutausbruch führen könnte. Fujisaki verstand den Hinweis auf Anhieb und verstummte seufzend.
 

Mühsam drückte Hiro den kuschelsüchtigen Wuschelkopf von sich und richtete sich ächzend wieder auf. Shuichi schien jedoch etwas zu erwarten, sein Blick war starr auf Hiro gerichtet und seine Augen funkelten wie Diamanten. Der Versuch Shuichi einfach zu ignorieren scheiterte, das aufdringliche Anhängsel wollte partout nicht von Hiro ablassen und klammerte sich breit grinsend an dessen Arm. „Okay Shuichi, warum bist du heute so gut gelaunt?" Hiro gab sich geschlagen und stellte die Frage auf die Shuichi die ganze Zeit aus gewesen war. „Ich dachte schon du fragst nie." Glücklich darüber einen so wundervollen Freund wie Hiro zu haben ignorierte Shuichi die in Falten gelegte Stirn und das gefährliche Knurren. Hiro war sich beinahe sicher, dass Yuki der Grund für Shuichis blitzschnell wechselnde Laune war und bekam diesen Gedanken auch gleich bestätigt. „Yuki hat morgen Geburtstag. Und ich werde ihm einen unvergesslich schönen Tag schenken. Alles wird perfekt sein." Mit Herzchen in den großen Augen schwelgte Shuichi in seinen Vorstellungen. „Hat Yuki dich gestern nicht rausgeschmissen?" Warf nun Fujisaki gelangweilt ein und machte erneut Bekanntschaft mit einer Waffe, diesmal handelte es sich um eine größere Variante, dem Manager schien es ernst zu sein. Fujisaki war allerdings der Meinung, K hatte einfach nur den Beruf verfehlt und würde bei der Mafia oder im Militär mit Handkuss aufgenommen werden.
 

„Fujisaki hat leider Recht Shuichi. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Yuki dich so schnell wieder zurück geholt hat. Zumal er dich eigentlich ja nie zurück holt, du stehst einfach immer wieder vor der Tür und lässt dich nicht abweisen." Schweren Herzens stimmte Hiro Fujisakis Aussage zu und wuschelte Shuichi durch die sowieso schon zerzausten Haare. „Denkt doch nicht immer so negativ. Yuki ist bis morgen früh unterwegs, ich kann also ohne gleich wieder rausgeschmissen zu werden in die Wohnung. Und dann werde ich alles so hübsch dekorieren, dass er, wenn er heimkommt, gar nicht anders kann als sich zu freuen und mich wieder zu wollen." Shuichi war sich seiner Sache tot sicher, die restlichen Anwesenden hatten natürlich so ihre Zweifel daran, sagten trotzdem nichts weiter und hofften einfach mal das Beste. Schlimmer konnte es nicht mehr werden, so viele Zusammenbrüche wie Shuichi wegen Yuki schon gehabt hatte, da kam es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an. „Und jetzt lasst uns proben!" Schrie Shuichi begeistert und sprühte nur so von Energie. Mit flauem Gefühl im Magen schnappte sich Hiro seine heißgeliebte Gitarre und stimmte die ersten Töne an. Die beiden anderen zogen mit, während sich Manager und Produzent gemütlich setzten und zufrieden der deutlich besseren Qualität, gegenüber der letzten paar Proben, lauschten.
 

Shuichi sang wie ein Engel und verzauberte seine Band, ihren Manager, den Produzenten und alle Menschen, die während der Probe am Zimmer vorbei liefen. Ein sonniges Lächeln schmückte sein fröhliches Gesicht die ganze Zeit über. Mit der Zeit gewöhnten sich auch Hiro und Fujisaki an das heute so sonnige Gemüt ihres Sängers und gaben sich alle Mühe mit diesem mit zu halten. Energiegeladen und hyperaktiv sauste Shuichi mit dem Mikro in der Hand durch den ganzen Raum, beschäftigte die anderen also damit, ihm ständig in letzter Sekunde auszuweichen. Glücklicherweise kamen sie unbeschadet bis zum letzten Song, den Shuichi aus Leibeskräften in sein Mikro brüllte. K klatschte begeistert in die Hände. "So, das war's für heute. Ich bin mächtig stolz auf euch. Den restlichen Tag habt ihr frei, und da ich morgen mit der Terminplanung beschäftigt sein werde, sehe ich euch erst übermorgen wieder. "Die drei Bandmitglieder atmeten erleichtert auf und freuten sich auf einen angenehm ruhigen Tag, da sie in letzter Zeit immer alle Hände voll zu tun gehabt hatten. Fujisaki verschwand ausnahmsweise mal als erster, wahrscheinlich darauf bedacht zu entkommen bevor Shuichi ihm mit seiner viel zu fröhlichen Laune weiterhin auf die Nerven gehen konnte.
 

"Glaubst du wirklich es ist eine gute Idee Yuki an seinem Geburtstag zu überraschen, obwohl er dich allem Anschein nach nicht sehen möchte.“ Versuchte Hiro die Aufmerksamkeit seines süßen Sängers zu bekommen, da ihm die Sache nicht ganz geheuer war. "Aber klar doch! Yuki wird sich bestimmt riesig freuen. Sonst denkt wahrscheinlich niemand an seinen Geburtstag. "Shuichi strahlte bis über beide Ohren und Hiro wusste, dass er damit, seine Bedenken zu äußern, bei ihm wohl keine Chance haben würde. Also gab er seufzend auf und verstaute seine Gitarre vorsichtig im Koffer. Gerade wollte er sich umdrehen, um sich von Shuichi zu verabschieden, doch dieser war schon mit lautem Gepolter hinaus gerannt und konnte es gar nicht erwarten mit seinen Vorbereitungen zu beginnen. Mit besorgter Miene schaute Hiro ihm hinterher und hätte ihm am liebsten noch gesagt, dass er ihn auf jeden Fall trösten würde, falls die Überraschung schief laufen sollte. Doch eigentlich sollte Shuichi das schon wissen ohne nochmals explizit darauf hingewiesen zu werden, schließlich wäre es nicht das erste Mal. Hiro verließ als letzter den Proberaum und schloss behutsam die Türe hinter sich. Von weitem erkannte er Ryuichi, der ihm freudig zuwinkte. Seufzend wählte Hiro einen anderen Weg, zwei kleine Nervensägen an einem Tag waren zu viel des Guten.
 

Auf dem Heimweg hielt Shuichi an einem netten kleinen Blumenladen, die Auswahl überforderte ihn ungemein. Letztendlich entschied er sich für einen Strauß verschieden farbiger Rosen deren Duft ihn beinahe umhauten, zumindest ein Gefühl von glückseliger Benommenheit hervorriefen. "Die sind so wunderschön!" Rief er als ihm der Strauß von der Verkäuferin überreicht wurde. "Eindeutig eine gute Wahl.“ Stimmte sie lächelnd zu und winkte dem hüpfenden, pinken Haarschopf fröhlich hinterher. Ein Strauß Rosen war noch lange nicht alles, es fehlte noch der Kuchen, ein persönliches Geschenk und eine Karte. Flink huschte Shuichi durch die Straßen und konnte sich gar nicht für etwas entscheiden. Sobald er eine Karte sah, die ihm gefiel, sprang ihm sofort eine noch schönere ins Auge und auch beim Kuchen war es nicht gerade einfach einen passenden zu finden. "Ich hab's! Ich backe einfach selber einen.“ Begeistert von seiner Idee drehte sich Shuichi um und rannte geradewegs in die fein säuberlich gestapelten Dosen, die zwischen ihm und dem Ausgang des Supermarktes standen. "Aua!“ Wimmernd rieb er sich die schmerzenden Stellen und rannte fluchtartig hinaus. Zum Glück hatten die Rosen keinen Schaden davongetragen.
 

Die Zutaten für seinen Kuchen besorgte er nach diesem Vorfall lieber in einem anderen Supermarkt. Schwer bepackt kam er zuhause an und fiel, nachdem er die Wohnung betreten hatte, erst einmal erschöpft auf die Knie. "Na dann mal los.“ Mit neuer Kraft schwang er sich auf die Beine und suchte zunächst nach einer passenden Vase für den wunderschönen Blumenstrauß. Der betörende Duft der Rosen stieg ihm erneut in die Nase, ließ ihn wohlig aufseufzen und vernebelte ihm die Sinne. Hoffentlich würde es Yuki genauso ergehen, dachte Shuichi und konnte ein trauriges Schluchzen nicht unterdrücken. "Oh Yuki!“ Kam es ihm sehnsüchtig über die Lippen und seine Augenlider flatterten zu beim Gedanken an seinen Liebsten. Nervensäge hatte er ihn genannt, eine elende Nervensäge, danach hatte Yuki ihn mal wieder rausgeschmissen und wütend die Türe zugeknallt. Shuichi hatte kurze Zeit sprachlos davor gestanden und dann energisch, nach Yuki schreiend gegen die geschlossene Tür gehämmert. Es hatte nichts gebracht, die Türe blieb geschlossen und Yuki scherte sich einen Dreck darum. Erschrocken riss Shuichi die Augen auf und schüttelte vehement den Kopf, um die grausamen Gedanken an den letzten Tag zu vertreiben. Nein, so schnell würde er sich nicht geschlagen geben, er musste Yuki zeigen was er an ihm hatte und er würde nicht aufgeben.
 

Singend begab er sich in die Küche und bereitete alles für den Kuchen vor, das Rezept suchte er sich kurzerhand aus dem Internet und gab sich alle Mühe die Anleitung zu verstehen. Leider klappte es nicht so wie er es sich vorgestellt hatte, denn die schöne Herzform zu der er den Teig geformt hatte, wuchs im Backofen zu einer undefinierbaren, braunen Masse zusammen. Davon ließ sich Shuichi jedoch nicht entmutigen, sondern er probierte es gleich nochmal, wäre doch gelacht, wenn er, Shuichi Shindou, keine Begabung zum backen hatte. Und siehe da, beim zweiten Mal kam ein dickes Herz aus dem Backofen und Shuichi strahlte über das ganze Gesicht, während er mit dem Kuchen durch die Küche tanzte. Freudig machte er sich an den schönsten Teil, die Verzierung des herzförmigen Kuchens mit rosa Lebensmittelfarbe und leckeren Blümchen aus purem Zucker. Glücklich betrachtete er sein Werk. "Viel zu kitschig für Yuki!“ Plötzlich war er sich seiner Sache nicht mehr so ganz sicher. Sollte er sein Vorhaben wirklich durchziehen? Was war, wenn Yuki ihn danach erst recht nicht mehr leiden konnte? Noch eine Abweisung könnte Shuichi nicht mehr verkraften. Er hatte doch schon alles dafür gegeben, dass Yuki ihn mochte, nichts davon hatte funktioniert. "Nein, das stimmt nicht!" Shuichi rief sich die schönen Erinnerungen ins Gedächtnis als da wären der erste Kuss und die erste gemeinsame Nacht. Außerdem hatte Yuki ihn immerhin bei sich einziehen lassen, auch wenn er ihn kurz darauf wieder hinausschmiss. So ganz egal konnte Shuichi ihm also nicht sein, denn so abweisend und kalt wie sich Yuki auch verhielt, tief im Inneren musste es einfach einen Funken Gefühl geben, sonst hätte er Shuichi doch von Anfang an zurückgewiesen, oder etwa nicht? Doch, Shuichi war sich ganz sicher, dass Yuki etwas für ihn empfand und egal was er dafür tun musste, er würde diese Gefühle zum Vorschein bringen.
 

Ermutigt durch seine eigenen positiven Gedanken kratzte Shuichi wenigstens die Zuckerblumen vom Kuchen runter und betrachtete zufrieden sein Werk. Unsicher wandte er sich der Geburtstagskarte zu und versuchte etwas halbwegs Geeignetes zu Papier zu bringen. Das stellte sich jedoch gar nicht als allzu einfach heraus. Es kostete Shuichi einiges an Nerven und Papier die Karte romantisch, doch nicht zu kitschig, zu gestalten. Im Endeffekt stand ein herzlicher Geburtstagsgruß und ein ernst gemeintes ´ich liebe dich´ in der schönsten Schrift, die Shuichi an den Tag legen konnte, auf der Karte. Shuichi steckte sie mit verträumtem Blick zurück in den Umschlag und leckte anzüglich grinsend über den Klebestreifen, anzüglich aufgrund der aufkommenden Erinnerungen an die schönen Nächte mit Yuki.
 

Die Zeit verging wie im Flug und Shuichi machte sich nervös auf den Weg zu seinem Angebeteten. Den Strauß Rosen in der einen und den vorsichtig eingepackten Kuchen in der anderen Hand, stieg er in die glücklicherweise ziemlich leere U-Bahn. Sie fuhr eine Station nach der anderen an, Leute stiegen ein und aus, und Shuichi wurde immer aufgeregter. Die Station an der er aussteigen musste rückte immer näher, Shuichi zählte rückwärts mit. Beim Aussteigen wandelte sich die grenzenlose Nervosität in Angst um, jagte Shuichi unbehagliche Schauer über den Rücken und schnürte ihm unangenehm die Kehle zu. Je näher er Yuki´s Wohnung kam, desto langsamer wurde Shuichi, seine wackeligen Beine versagten ihm beinahe den Dienst. Mutig und mit dem festen Willen Yuki zurück zu gewinnen setzte er seinen Weg fort und stand nur wenige Minuten später in der Einfahrt des mächtigen Gebäudes. Zu seinem Vorteil hatte Yuki ihm den Wohnungsschlüssel in der Eile nicht abgenommen, er hatte Shuichi anscheinend so schnell wie möglich loswerden wollen und keinen Gedanken daran verschwendet alle nötigen Vorkehrungen zu treffen um sicher zu gehen, dass Shuichi nicht wiederkommen konnte. Eigentlich müsste er Shuichi gut genug kennen, um zu wissen, dass dieser nicht allzu lange auf sich warten lassen würde bevor er erneut vor der Tür stand und um Einlass bettelte.
 

Mit zittrigen Fingern steckte Shuichi den Schlüssel in das Schloss und öffnete vorsichtig die Haustür. Er atmete noch einmal tief durch, betrat dann auf leisen Füßen die spärlich eingerichtete Wohnung und lauschte in die Dunkelheit hinein. Wer wusste schon, ob Yuki nicht doch vielleicht zuhause war. Doch Shuichi hatte Glück und konnte kein einziges Geräusch wahrnehmen. Erleichtert trat er ganz in die Wohnung ein und lief direkt ins Wohnzimmer. Behutsam legte er die Blumen ab und füllte die mitgebrachte Vase mit frischem Wasser. Sein Herz klopfte wie wild obwohl es noch gar nicht so lange her war, dass er in der Wohnung gewohnt hatte, um genau zu sein waren es gerade mal zwei Tage. Leise tapste er in Yuki´s Arbeitszimmer und blieb seufzend in der Mitte des Raumes stehen. Sein Blick wanderte über den aufgeräumten Tisch, den leeren Stuhl davor und den zur Abwechslung ausgeschalteten Laptop. Ohne Yuki fehlte etwas, ob diesem ohne Shuichi in der großen Wohnung wohl auch etwas fehlte? Shuichi´s Blick schweifte umher, seine Augen bemüht, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, und auf einmal fiel ihm der zweite Stuhl auf. Es war der Stuhl auf dem er immer saß, wenn er Yuki beim Arbeiten zusah oder mit seinem Geplapper auf die Nerven ging. Yuki hatte den Stuhl nicht beiseitegeschoben, er stand noch an derselben Stelle wie am Tag zuvor. Ein Lächeln huschte über Shuichis Gesicht, seiner Meinung nach bedeutete diese Geste, dass Yuki ihn doch gerne neben sich hatte, oder er hatte einfach nur keine Zeit gehabt den Stuhl aufzuräumen. Daran wollte er Shuichi jedoch nicht glauben, er blieb lieber bei der ersten Variante, diese gefiel ihm deutlich besser.
 

Zurück im Wohnzimmer musste Shuichi plötzlich gähnen, der anstrengende Tag forderte seinen Tribut. Der Anblick des weichen Sofas machte die Sache nicht besser und Shuichi beschloss sich noch um das Geschenk zu kümmern und sich dann schlafen zu legen. Er hatte sich etwas ganz besonderes ausgedacht von dem er überzeugt war, dass Yuki sich freuen würde. Die Müdigkeit die er eben noch verspürt hatte war wie verflogen. Mit Elan machte er sich an die Arbeit und brachte einen unlängst im Kopf bearbeiteten Song in schönster Schrift auf ein Blatt hellrotes Papier. Die kräftige schwarze Tinte, die er dazu verwendete, verlieh dem ganzen eine gewisse Eleganz und die Mühe des Schreibenden war nicht zu übersehen. Fröhlich trällerte Shuichi den eben niedergeschriebenen Song vor sich hin und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Auf diesen Song hatten seine Bandmitglieder und der Manager sehr lange warten müssen, zum einen, weil Shuichi bisher kein guter Text einfallen wollte und zum anderen, da er sich entschieden hatte diesen Song einzig und allein Yuki zu widmen. Der Geburtstag war die beste Gelegenheit für dieses persönliche Geschenk, obwohl Shuichi so seine Bedenken hatte, dass Yuki den Text würdigen würde und nicht mit Worten zerreißen. Shuichi würde es schon reichen, wenn Yuki einfach gar nichts dazu zu sagen hätte, immer noch besser als eine Herabsetzung seines Talents.

Der Song war zu Papier gebracht, die Blumen standen auf dem Tisch, der Kuchen stand eingepackt daneben und Shuichi lag selig schlummernd auf dem großen Sofa, friedlich vor sich hin schnarchend. In seinen Träumen raste eine Flut an Bildern an Shuichi vorbei in denen er die vielen positiven und negativen Ereignisse, die ihm, seit er Yuki kannte, widerfahren waren, verarbeitete. Unruhig wälzte sich Shuichi im Schlaf hin und her wimmerte ab und an leise.
 

Der neue Tag brach mit seinen hellen Sonnenstrahlen an und kitzelte Shuichi an der süßen, kleinen Nase wach. Verschlafen öffnete er die Augen und streckte die müden Glieder. Die nächtlichen Abenteuer in seinen Träumen gaben Shuichi's Gedanken wieder frei und verschwanden gänzlich mit einem herzhaften Gähnen. „Guten Morgen schöne Welt!" Ein Blick auf die Uhr genügte ihn zur Eile zu treiben, Yuki konnte jeden Augenblick zur Tür herein kommen. Schlagartig wurde Shuichi hellwach und düste in die Küche, um den Kaffee vorzubereiten. Einen seiner Lieblingssongs von Nittle Grasper summend traf Shuichi die letzten Vorbereitungen für seine Überraschung. Der Geruch von frischem Kaffee säuselte durch die Luft und reizte Shuichi's sensible Schleimhäute. Beinahe hätte er seine Nase zu tief in die Tasse gesteckt. Nur den Bruchteil einer Sekunde berührte seine Nasenspitze das heiße Getränk, gerade lange genug Shuichi aufschreien zu lassen und die Tasse mit ausgestrecktem Arm so weit wie möglich von sich weg zu schieben. „Verdammt ist das heiß! Au, au, au!" Jammerte er und rieb sich mit der Hand die schmerzende Nasenspitze. Seine Tollpatschigkeit würde ihn mit Sicherheit noch ins Grab bringen.
 

Mit zwei linken Händen brachte Shuichi den Kaffee ins Wohnzimmer und versuchte mühsam eine Kerze auf dem Kuchen anzubringen. „Bleib so, ja, genau, so ist's gut!" Das rührselige Gespräch mit der Kerze endete tatsächlich zu Shuichis Gunsten, die Kerze stand auf dem Kuchen und brannte fröhlich vor sich hin. „Geschafft! Jetzt fehlt nur noch...Yuki!" Wie auf Befehl rutschte Shuichis Herz in die Hose als er aufsah und Yuki am Türrahmen gelehnt erblickte. Yukis eiserner Blick verriet nichts über dessen derzeitige Gemütsverfassung, er zeigte weder Freude noch Abscheu. „Yuki! Yuki!" Shuichi sprang freudig auf, stockte allerdings kurz bevor er Yuki erreichte und ihm beinahe um den Hals gefallen wäre. „Yuki...alles Gute zum Geburtstag! Ich wollte dich überraschen. Schau, ich habe sogar einen Kuchen gebacken, selber versteht sich. Und Blumen habe ich auch für dich, und eine Karte. Hier, sieh sie dir an! Nein, blas erst mal die Kerze aus. Aber du musst dir dabei etwas wünschen!" Shuichi wurde in seinem Redefluss unterbrochen, Yuki schob ihn unsanft zur Seite und besah sich das Geburtstagsdesaster auf dem Tisch. Die Augen zu kleinen Schlitzen verengt drehte er sich langsam zu Shuichi um und dieser bekam es mit der Angst zu tun. „Yuki?" Murmelte Shuichi leise mit zittriger Stimme. "Dann wünsche ich mir, dass du verschwindest!" Yukis Stimme klang nicht so bedrohlich wie sonst, Shuichi aber bemerkte den Unterschied nicht, zu sehr war er damit beschäftigt sich mit dem Rücken schutzsuchend gegen die Wand zu pressen.
 

„Ich mag Geburtstage nicht und mit einer Nervensäge wie dir werde ich diesen Tag erst recht nicht verbringen. Ich möchte einfach nur meine Ruhe haben. Du kleiner Quälgeist hast kein Recht in meine Wohnung zu kommen wann es dir gerade passt. Also verschwinde!" Yukis gemeine Worte hallten in Shuichis Kopf wider und alles begann sich zu drehen. „Aber Yuki, ich wollte dich so gerne überraschen. Ich habe mir so viel Mühe gegeben. Und ich hab dich so sehr vermisst. Bitte schmeiß mich nicht wieder raus. Du magst deinen Geburtstag vielleicht nicht, aber mir ist er wichtig, du bist mir wichtig!" Bei seinem letzten Satz stand Shuichi schon draußen vor der Tür, die mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. In Strömen rannen kleine, heiße Tränen Shuichi's gerötete Wangen hinunter. „Yuki! Yuki!" Verzweifelt hämmerte Shuichi mit den Fäusten gegen die Türe die ihn von Yuki trennte und schrie immer wieder dessen Namen bis ihm die Stimme brach und er kraftlos auf die Knie sank. "Yuki..."Wimmerte Shuichi zu tiefst verletzt und traurig. Er blieb noch lange Zeit weinend vor der Türe sitzen, in der Hoffnung Yuki würde es sich anders überlegen. Natürlich blieb Yuki hart und die Türe verschlossen, das musste auch Shuichi letztendlich einsehen. Schluchzend erhob er sich, warf einen letzten Blick zurück und ging deprimiert davon.
 

Nachdem er Shuichi raus geschissen hatte stand Yuki mit dem Rücken an der Wand gelehnt neben der Tür und spürte das Beben, das durch Shuichis Hämmern gegen das dicke Holz, entstand, regelrecht am ganzen Körper. Das herzzerreißende Schluchzen seines Namens brannte sich in Yukis Gedanken und ein leises Seufzen kam über seine Lippen. Etwas Unbekanntes in ihm schrie danach die Türe wieder aufzureißen, das Häufchen Elend namens Shuichi tröstend in die Arme zu schließen und ihm zu versichern, dass alles gut war. Die kalte, teilnahmslose Seite, die seit jenem Vorfall in seiner Vergangenheit, die Überhand gewonnen hatte, siegte jedoch auch dieses Mal und um dem erdrückenden Flehen auf der anderen Seite der Türe zu entkommen, flüchtete Yuki ins Wohnzimmer. So musste er zwar Shuichi nicht mehr hören, seine Gedanken gaben jedoch auch keine Ruhe.
 

Yuki kämpfte mit zusammen gekniffenen Augen vergeblich gegen die aufkommenden Bilder, in denen Shuichi ihm durch die ganze Wohnung folgte und ihn ohne Punkt und Komma über die neuesten Ereignisse in seinem Leben informierte. Einmal sah er Shuichis lachendes Gesicht, dann die weit aufgerissenen Augen, als Yuki ihn zum ersten Mal küsste, bis hin zu seinem gequälten Lächeln zu dem sich Shuichi immer wieder zwang, wenn Yuki ihn niedermachte. Wütend auf sich und seine Unfähigkeit Gefühle zu zeigen öffnete Yuki die Augen in der Hoffnung die Bilder ein für alle mal zu verbannen. Zu allem Überfluss fiel sein Blick auf die Blumen, den herrlich duftenden Kaffee und den herzförmigen Kuchen. Die Kerze war schon fast komplett runter gebrannt und das Wachs tropfte stetig auf die rosa Glasur. Ohne darüber nachzudenken schloss Yuki wieder seine Augen und verharrte einen Moment in dieser Position. Vorsichtig blies er daraufhin die Kerze aus und fragte sich warum er, um alles in der Welt, Shuichis lachendes Gesicht vor Augen hatte als er sich etwas wünschen wollte.
 

Auf dem Tisch lagen zwei sorgfältig verschlossene Umschläge, ein recht kleiner und ein größerer. Langsam griff Yuki nach dem kleineren der beiden und öffnete ihn vorsichtig. Zum Vorschein kam die liebevoll formulierte Geburtstagskarte. „Warum Shuichi? Warum liebst du mich? Außer Melancholie und Kälte kann ich dir doch gar nichts bieten." Flüsterte Yuki und steckte die Karte zurück in den Umschlag. Der Größere lag noch ungeöffnet auf dem Tisch und Yuki hatte das Gefühl von ihm nur durch seine bloße Anwesenheit gezwungen zu werden sich über den Inhalt zu informieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchan
2012-09-23T13:27:42+00:00 23.09.2012 15:27
Ich dachte ich les mal rein :D Ich bin mit Gravi-FFs an sich ziemlich kritisch, weil die meisten die ich so angelesen habe irgendwie nicht so das Gelbe vom Ei waren... meistens scheitert es daran, dass die Charas OOC sind, vor allem Yuki kriegen irgendwie die wenigsten hin, ohne ihn zum absoluten Ober-Emo oder Ultra-Hyper-Riesenarschloch zu machen... hier haben mir die Charaktere aber bisher gut gefallen, sie wirkten realistisch und sich selbst treu, soweit sie vorkamen.

Das gilt natürlich besonders für Shuichi, der war ja am meisten präsent; ich finde, du hast ihn gut getroffen XD Ich kann mir richtig bildlich vorstellen wie der abgeht, sich erst freut wie blöd und dann am Flennen ist, der arme Kleine... xD Und Yuki war halt Yuki XD Schön aber, dass der sich noch mal Gedanken macht am Ende des Kapis, das macht ihn halt weniger Arschloch-like xD Er ist nun mal ein emotionales Wrack, er kanns einfach nicht besser... xD *schenkt ihm mal ne Torte* Komm Yuki, gib dir Mühe, du willst es doch eigentlich auch. XD

Ich bin gespannt wie es weitergeht :D Ich musste an manchen Stellen einfach voll lachen, wenn Shuichi sich mal wieder wie ein Volldepp aufführt, wie die Aktion mit den Dosen im Supermarkt oder der Nase im Kaffee xD Einfach so ein fail xDD Hoffentlich erholt er sich schnell von der Abfuhr gerade^^'... also, von mir hier mal ein Lob, bislang gefällt es mir gut :D
Von:  Yukito_Nishii
2012-09-20T21:18:21+00:00 20.09.2012 23:18
Ich finde deine geschichte bis her sehr gut.^^
Shuichi kan echt einen Leid tun, ich hoffe
das der kleine über den Berg kommt
was Yuki da macht ist echt das letzte.^^

Bitte schreibe Ganz schnell weiter.^^

LG

CielPhantomie


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